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oo <r> oo oo OOÄ-OOO-S'OS-OOO Im traulichen Heimoo^>'T"L>^^>^'H^'H^>oooooo--v>r> Helma schloß hinter sich ab und trat dann zu der Tür des Neben zimmers, in dem ihr Gatte wohnte, um sie ebenfalls abzuschlieszen. Es war, als fürchte sie, gestört zu werden, oder — als besorge sie, der Schatten aus der Vergangenheit, der sie hatte erbeben lassen, könne bei ihr eindringen. Sie hatte das elektrische Licht angedreht und fiel aufstöhnend in einen Sessel, warf die Arme auf den Tisch und barg ihr Gesicht darinnen. Ein leises Geräusch ließ sie nach einer Weile zusammen fahren, ein Geräusch, das in ihrem Zimmer entstanden war. Sie fuhr auf und starrte nach der Stelle, woher dies Geräusch kam. Und da sah sie mit Entsetzen, daß sich langsam der Kleiüerschrank von der Tür zurückschob, die in das nächste Zimmer führte, und die von eben diesem Schrank verstellt wor den war. Sie vermochte kein Glied zu rühren, sie starrte nur wie entgeistert auf den Schrank, hinter dem hervor jetzt ein Mann mit blassem, gespanntem Gesicht trat. Es war der Fremde aus dem Speisesaal. Sie öffnete den Mund,, als wollte sie aufschreien, allein er hob gebieterisch die Hand. „Nahe — Keinen Laut — wenn du schreist, kompromittierst NN>ich!" sagte er rauh. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Sie war noch bleicher geworden als zuvor und starrte ihn entsetzt an. „Du! Du? Das ist ja furchtbar! Mein Gott, so war es doch nicht nur eine Ähnlichkeit?" stöhnte sie auf. „Nein, ich bin es selbst. Verzeihe, wenn ich dich beunruhigen mußte, doch ich fand keinen anderen Weg, um unbemerkt mit dir zu sprechen." Sie wandte sich nach der Tür zu ihres Mannes Zimmer. „Da drüben wohnt mein Mann — wenn er uns hörte?" „Wir können leise sprechen, und wir werden ihn kommen hören, dann werde ich ebenso lautlos verschwinden, wie ich kam." „Ich __ ich glaubte, du seiest tot," sagte sie, ganz gebrochen. „Das wäre dir selbstverständlich lieber gewesen. Aber, wenn ich auch nur ein armseliges Leben geführt habe — ich lebe jedenfalls. Mir geht es aber nicht so gut wie dir, Helma. Ich habe in den zweiundzwanzig sichren, seit wir uns nicht mehr gesehen haben, alle Not, alles Elend, alle Demütigungen kennengelernk, während du in Glanz und Wohlleben schwelgtest Sie faßt, sich mühsam. „Wie kamst du in mein Zimmer?" Er deutete auf den abgerückten Schrank. „sich wohne hier nebenan, seit gestern, seit ich durch einen Zufall erfuhr, daß du hier bist, sich wählte das Zimmer neben dem deinen, das zum Glück frei war. Und heute abend, als du in den Soeisesaal hinunter gingst, schlich ich mich hier ein und öffnete den Riegel an der Verbindungstür zwischen unseren Zimmern. So brauchte ich nur den Schrank langsam fortzu schieben, und der Weg zu dir war frei. — sich wartete auf dein Kommen. Sei unbesorgt, niemand ahnt etwas von meinem Hiersein." Sie krampfte die Hände zusammen. „Was willst du von mir?" fragte sie heiser. Ein etwas zynisches Lächeln entstellte sein nicht unedel ge- t.ldekes Gesicht, das allerlei Leidenschaften durchfurcht hatten und wohl auch Not und Sorge. „Nimm an, die Sehnsucht, dich wiederzusehen, das Ver langen, einmal wieder ungestört mit dir zusammen sein zu dürfen wie in alter Zeit, hätte mich hierhergeführt. Du bist noch immer eine sündhaft schöne Frau — eigentlich schöner als je zuvor." Matt abwehrend hob sie die Hand, und ein Ausdruck des Ekels verzog ihren Mund. „Laß das! Nenne mir den wahren Grund. Was willst du von mir? Er setzte sich nonchalant ihr gegenüber. „Da du so ungestüm nach dem Grund meines Kommens fragst, will ich unumwunden antworten: sich brauche Geld!" Sie fuhr zusammen und schüttelte sich wie vor Grauen. „Soweit bist du heruntergekommen, daß du Geld forderst von der Frau, deren Leben du zerstört hast?!" Er lachte höhnisch. „Du? Eine reiche verwöhnte Frau, die in Luxus und Wohlleben schwelgt! Nein, nach einem zerstörten Dasein siehst du wirklich nicht aus!" „Was weißt du, wie es in mir aussieht." „Kleinigkeiten, meine Liebe! Sieh mich an, sieh dir diesen fadenscheinigen Smoking an, dessen Schäbigkeit ich nicht lange mehr verbergen kann. Und sieh mein von Leiden und Entbeh rungen aller Art verwüstetes Gesicht — es ist von dem schönen Hans Delmhorsk nicht viel Erfreuliches übriggeblieben." „Es war nicht meine Schuld, daß dein Weg abwärts führte, nur deine eigne." Wieder lachte er höhnisch. „Meine Schuld? Nun ja, ich war so vermessen, eines Tages das Glück korrigieren zu wollen, als mir das Messer schon an der Kehle stand, sia, ich habe falsch gespielt, habe deshalb den schimpflichen Abschied bekommen. Aber kann ich dafür, daß mein Onkel mit sechzig siahren noch so blödsinnig war, ein junges Ding, eine Chansonette, zu heiraten, und daß sie ihm ein Kind schenkte? Der sidiot hat geglaubt, daß es sein Kind sei, und es wurde sein Erbe, während ich enterbt wurde und in Ungnade fiel, weil ich ihm die Augen zu öffnen suchte. Er ver stieß mich, und ich stand plötzlich dem Nichts gegenüber. Das weißt du ja alles. Ich Konnte dich nicht heiraten, weil du selbst arm warst wie eine Kirchenmaus. Meine ganze Schuld war damnls — daß ich einen Tag zu lange blieb, ehe ich ab reiste und dir verbarg, daß ich falsch gespielt und vor die Hunde gegangen war. sia — an dir bin ich schuldig geworden, weil ich dich zu sehr lieble, als daß ich ohne Abschied von dir hätte gehen können, sich hätte die Kraft dazu haben müssen." „An mir hast du verdient, daß es dir schlecht geht," sagte sie hark. Er sah sie mit brennenden Augen an. „Nun ja, ich ertrotzte mir vom Schicksal ein letztes Glück, ehe ich in die Verbannung ging, wollte nicht fort, ohne daß ich dich besessen hakte. Und weiß Gott, Helma, was ich für dich gefühlt habe, war das stärkste und beste Gefühl meines Lebens." Sie erhob sich jäh und lauschte nach dem Zimmer ihres Gallen hinüber. Als alles still blieb, sagte sie mit verhaltener Stimme: „Schweig, sprich nicht davon, wenn du nicht willst, daß mich die Scham umbringt." Er zuckte die Achseln und lächelte zynisch. Sie halte sich mühsam gefaßt. „Also — du willst Geld von mir? Du willst dir dein Schweigen abkaufen lassen?" fragte sie verächtlich. „sia, ich brauche Geld," sagte er schroff. „Wenn mir jetzt nicht Hilfe kommt, bin ich erledigt. Und ich bin müde vom Leben und möchte Ruhe haben. Das Letzte, was ich besaß, habe ich zu Gelde gemacht, um mich einige Tage hier im Hotel auf halten zu können, sich wollte eigentlich nach Schloß Pressen kommen, um dich zu sprechen." „Um Gottes willen!" „sia ja, ich dachte selber, daß dich das kompromittieren könnte. Hier im Hotel ist alles einfacher und sicherer. Und da bin ich." Es zuckte in ihrem Gesicht. Diesen Mann hatte sie einst ge liebt über alles auf der Welt, so geliebt, daß sie ihn — oh — nur nicht daran denken. „Wieviel?" fragte sie schroff. „sich mutz zu leben haben, du mußt mir von deinem Überfluß abgeben." Sie fiel in den Sessel zurück. „Du irrst, wenn du denkst, daß ich über viel Geld verfüge. Alles, was ich brauche, bezahlt mein Mann." „Nun, du hast Schmuck — kostbaren Schmuck." „Jedes Stück ist von meinem Mann gekauft oder Familien schmuck der Pressen, ich kann nichts hingeben, ohne daß er es merkt." „Die Perlenschnur, die du da am Halse hast — du könntest sie durch eine Imitation ersehen."