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Tel. »Adr.: Tageblatt PulSultz Bank »Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Postscheck-Konto Dresden 2138. Airo.Konto 146 «LMKSANzeLMr eN0tatt Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitzer AmtSarrichtsbezirkS: Pulsnitz, Pulsnitz « S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstetn», Riedersteina, Weißbach, Ober, und Ni-derlichtm-u, Friede «dors, Thiemendorf, Mittelbach, Sroßnaundorf, Lichtenberg, Klein-DtttmannSdorf «eichästSstelle: Pulsnitz, «lbertstraße Ar. 2 Nummer 254 Druck uud «erlag von E. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Mittwoch- den 30. Oktober 1029 Schriftleiter: I. W. Mohrin Pulsnitz 81. Jahrgang 3«m 31. Oktober Zu Worms am Rhein steht es, das Reformationsdenkmal, die G-isteSschöpfung des großen Rietschel. Da grüßen Sie uns, die Männer, die man Borresormatoren nennt, weil sie Borarbeit gelegte, daben für daS große Werk der Reformation. Da grüßen uns drei Frauengestalten, die Städte darstellend, welche in der Geschichte des evangelischen Deutschland eine besondere Rolle gespielt haben : das pro testierende Speyer — 1529, also in diesem Jahre die 400 jährige Ge denkfeier —, das bekennende Augsburg — 1530, daS kommende Jahr wird uns die große Erinnerung bringen — und daS weinende Mägde- bürg. Der Mittelpunkt des ganzen Denkmals, alle Gestalten über ragend, ist Luther. Auf dessen Antlitz steht es geschrieben: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, cs streit für uns der rechte Mann"; seine Rechte liegt auf der Bibel: „DaS Wort sie sollen lassen st-hn." An dem Luther ist manches zu bewundern; er war ein kluger Kopf, im münd lichen und schriftlichen Wort wohl bewanderter Mann, einer, der un- Leimlich viel aesLaffen hat mit feiner unermüdlichen Arbeitskraft, einer, besten Mut ungebrochen blieb, auch in der schwersten Lage, ein gefürch teter Kämpfer und doch wieder der Mann des Friedens, ein Gelehrter und doch wieder der Mann mit dem offenen Auge für die Blumen im Garten und für den Spatz auf dem Dache, ein erster Mann, und doch war ihm Schmerz und Humor nicht fremd, ein ganzer Manu und doch wieder wie ein Kind. Das Größte an ihm ist sein Glaube. Leicht geworden ist ihm sein Glaube nicht; aus schweren Seelenkämpfen heraus ist er zum Glauben an seinen Heiland und zum Frieden in der Ver gebung der Sünden gekommen. Nachdem er aber seines Glaubens gewiß geworden ist, macht ihn froh und freudig sein Gottvertrauen: „Eine feste Burg ist unser Gott", seine Demut: „Mit unsrer Macht ist nichts getanch sein Heldenmut: „Und wenn die Wett voll Teufel wär", seine Sieqesgewißheit: „Das Reich muß uns doch bleiben". Di« wir uns nach Luther nennen, haben wir etwas von diesem Glauben j« uns und an uns? Luther war kein Heiliger, das hat er selber am besten gewußt, er hat seine Ecken und Kanten gehabt; aber ein Großer war er, einer der Größten durch seinen Glauben. — Reformationsfest heißt uns denken an das, was unsere Kirche diesem Luther verdankt. Da ist zuerst die deutsche Bibel, 1534 vollendet. Wie hat man die Heilige Schrift damals geradezu verschlungen! Die erste Auflage war im Handumdrehen vergriffen. Man las darin einsam und gemeinsam. Und heute? Man steht der Bibel gleichgültig und fremd »der gar ab weisend und feindlich gegenüber. Da ist zum anderen — und gerade das Jahr 1929 hat uns daran erinnert — der kleine Katechismus, jenes Büchlein, das kurz und klar und unvergleichlich die Hauptsachen zusam- menfoßt, die der Christ zu seiner Seligkeit wissen muß. Warum wird dies kleine Büchlein heule so wenig von den Kindern und Erwachsenen gebraucht? Man meint, über den Katechismus hinaus zu sein; und Luther Hai von sich selbst gesagt, daß er gern ein Kind und Schüler des Katechismus bleibe und täglich das erste und zweite und dritte Hauplstück traktiere. Da ist ein DrittcS: „Der Reformator ist auch der Schöpfer unseres evangelischen Kirchenliedes". In unserem Gesang buch stehen seine Lieder, ohne die wir unsere kirchlichen Feste nicht wohl denken können: Das weihnachtlich-: ,Vom Himmel hoch da komm ich her", das österliche: „Christ ist erstanden von der Marter alle", das pfingstliche: „Nun bitten wir den heiligen Geist", den ernsten Toten, sonntagsgesang: „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen", den Bußtagschvial: „Aus tiefer Not schrei ich zu dir". Wie manchem haben sie Trost und Hoffnung gegeben, diese Lutherlieder! — Der 31. Oktober heißt uns dessen bewußt werden, daß wir eine evangelische Kirche haben, in der das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird, und die Sakramente einsetzungsgemäß verwaltet werden. Ist sie uns ' lieb, dis werte Magd, unsere Kirche? Oder haben wir sie vergessen, ver- l lasten? Wenn doch neben der evangelischen Kirche allüberall stünde die evangelische Schule, die den Grund zu religiösem Erkennen zu legen hat, und dann das evangelische Haus, in dem man das „Bete und arbeite" ' treu befolgt, und daneben der evangelische Staat, der Gewissensfreiheit dem einzelnen garantiert! Die Mächte des Unglaubens sind an der Arbeit, der Abfall in unseren Tagen ist nicht klein, das Werk Luthers möchte man zertrümmern; aber trotz Atheisten und Sekten und Schwarm geisterei, trotz Aberglaubens zur Rechten und trotz Unglaubens zur Lin ken — von Luther gilts und von der Kirche Luthers: „Ich werde nicht sterben, sondern leben, und des Herrn Werk verkündigen." 8ck. SttMA M lWsche AMltSwhttttii Zum Volksbegehren sind Eintragungen erfolgt: Pulsnitz: Von 2900 Wahlberechtigten trugen sich 174 Personen ein, das sind ca. 6 Prozent. — Beim Volks begehren „Panzerkreuzeroerbot" waren seinerzeit 2 und beim Volksbegehren „Fürstenabfindung" 628 Eintra gungen erfolgt. Pulsnitz M. S.: 31 Personen, das sind 2 Prozent. Großnaundorf: Von 580 Wahlberechtigten 129 Per sonen, das sind reichlich 22 Prozent. Pulsnitz. (Eine ganz seltene Feier) steht am Reformationsfest zwei Familien unserer Kirchgemeinde bevor. Am 31. Okt. 1869 sind in unserer Kirche getraut wor- Die Mammutbank ist -a Daladier setzt seine Bemühungen fort Berlin. Im Deutschen Saal der Deutschen Bank und in der Diseonto-Banl wurde am Dienstag der Zusam menschluß zwischen Deutscher Bank und Diskonts-Gesellschaft vollzogen. Dieser Zusammenschluß war verursacht durch dis deutsche Wirtschaftsnot. Während die Börse wiederum be unruhigt war, wurde ein Dokument deutscher Not, die Ver einigung der Diskonto-Gesellschaft mit der Deutschen Bank vollzogen. Selten haben Generalversammlungen solchen Besuch ge- 1"!^ Selten standen deutsche Not, drohende Arbeit- lostgkeit und drohende Verelendung so stark im Vordergrund bei allen Reden, wie sie am Dienstag anläßlich des Zu sammenschlusses der beiden Großbanken gehalten wurden. In der Deutschen Bank begründete Direktor Wasser mann die Anträge auf Bankverschmelzung. Deutschlands Armut, die uns auferlegtcn Tributlasten und die verschwenderische Mißwirtschaft der öffentlichen Hand seien die letzten Ur sachen, wenn die Kapitalbildung zu gering sei, um den alt- bewährten Apparat weiterzutragen und zu beschäftigen. Größere Wirtschaftlichkeit und größere Sicherheit werde er strebt. Leider könne man die in der Oeffentlichkeit gehegten Erwartungen auf Senkung der Zinssätze nicht erfüllen. Die Zinshöhe sei nicht vom Bankwillen, sondern von Kapital angebot und Nachfrage abhängig. Der Personal abbau sei unumgänglich, aber man werde ihn, soweit wie möglich, milde gestalten, und auch nicht vor dem Abbau von Vorstandsmitgliedern zurückschrecken. In ähnlicher Weise begründeten in der Versammlung der Disconto-Gesellschaft Geheimrat Schinkel, Direktor Salomonsohn und Direktor Solmser den Zusam menschluß. Von Dienstag ab existiert, nachdem die General versammlungen beider Großbanken zugestimmt haben, die einzige große „Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft". Amerika und der ^oung-plau. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord amerika vermeidet es nach Meldungen aus Washington vor läufig ängstlich, irgendeine Aeußerung über die direkten deutsch-amerikanischen Reparationsverhandlungen zu machen. Die Gründe zu diesen Verhandlungen sind ungefähr in fol gendem zu finden: Die amerikanische Regierung als solche darf wegen der gegenwärtig herrschenden öffentlichen Mei nung weder in Beziehung auf den Young-Plan noch auf die Reparationsbank irgend etwas unternehmen, wenn nicht die amerikanische Regierung mit dem schwersten Widerstand des amerikanischen Parlaments rechnen will. Das amerikanische Parlament, Senat sowohl als auch Kongreß, wollen jede Bindung Amerikas an den Young-Plan vermeiden. Die amerikanischen Par lamentarier sind der Ansicht, daß die deutschen Zahlungen an Amerika direkt und unabhängig von dem durchaus mcht volkstümlichem Young-Plan zu leisten seien. Der Young- Plan wird in Amerika als eine ganz unsichere Sache ange sehen. Die amerikanischen Wirtschaftskreise wissen, daß Deutschland weitere Anleihen aufnehmen muß, wenn es den Young-Verpflichtungen nachkommen will. Man glaubt, daß das zu unmöglichen finanziellen und wirtschaftlichen Ver hältnissen in Deutschland führen müsse. -12V Milliarden Mark verloren. Der Kurssturz an der New-Yorker Börse. New York. Die Direktoren der New-Yorker Großbanken unterhielten sich in einer Sitzung über die Stützung der hiesigen Börsenkurse, die in den letzten Tagen einen kaum zu übertreffenden Tiefstand aufwiesen. Man will vor allem neue panikartige Zustande auf der New-Yorker Börse vermeiden. Es herrscht Klarheit darüber, daß eine Stabilisierung der Kurse unmöglich sein wird. Die Kreise der 20 Millionen amerikanischer Aktienbesitzer sind verzweifelt, da unzählige kleine Spekulanten ruiniert sind und die Sparer, die ihre Dollars an der Börse anlegten, um die Frucht jahrelanger Arbeit betrogen sind. Die Kurs- Verluste der amerikanischen Börse am Montag werden mit über 14 Milliarden Dollar beziffert. Man schätzt, daß seit dem Beginn der Baisse die Einbußen insgesamt über 30 Mil liarden Dollar betragen haben, das sind über 120 Milliarden Reichsmark. Man befürchtet ernste Folgen für das gesamte Geschäftsleben Amerikas. Die Vorbereitungen für die Beisetzung des Fürsten Bülow sind jetzt getroffen. Am 31. Oktober findet in Rom ein« kurze Trauerfeier statt. Der Sarg wird dann direkt nach Klein-Flottbek übergeführt. Die Trauerfeier in Klem-Flott- , bek findet voraussichtlich am 5. November um 2z» Uhr nach mittags statt, und zwar in der Elbpark-Villa. Un der Trauerfeier wird der Reichskanzler wahrscheinlich teil- nehmen. In einer Sitzung der Direktoren des Auswärtiger Amtes gedachte Staatssekretär v. Schubert der Der- dienst« des Fürsten Bülow und hob besonders hervor, daß Bülow auch nach seinem Rückkitt stets ein starkes Person- lichcs Interesse am Auswärtigen Amt bekundet habe. Das Auswärtige Amt werde sein Andenken stets in hohen Ehrer halten. - - Lugendgrenzlanöarbeii. Lagow. In Lagow, nahe der polnischen Grenze, sank in diesen Tagen die diesjährige Arbeitstagung der Mittel stelle sür Iugendgrenzlandarbeit, in der vor allem die Pfadfinder, Wandervögel und studentische Bünd» zusämmengeschlossen sind, unter Leitung von Friedrich Heiß statt. Don den angcschlossenen Bünden und Verbänden waren etwa siebzig Vertreter anwesend. Die Stellung Deutschlands in Mitteleuropa und die Lage der deutschen Volksgruppen waren die Themen der Vorträge von Or Haushofer und vr. K. E. von Loesch, denen sich ein« lebendige Aussprache anschloß. Für das nächste Jahr wurde ein größerer Arbeitsplan Neuregelung der Grenzlandfahrten und die grenzpolitische Bildungsarbeit in den Volkshochschulheimen im Grenzlant durchgesprochen. Besonderes Interesse fanden die Ausfüh rungen der Vertreter der Deutschen Studentenschaft und des Deutschen Pfadfinderverbandes. Die Deutsche Studenten schaft gab Bericht über ihre Arbeit in der L. I. L. sLon- tsäerution ivtsrllstiovals ckss etucliavtsj. Der Deutsche Pfad finderverband berichtete über das Verhältnis des deutschen Pfadfindertums zur Weltpfadfinderei (Internationales Büre London). Or. Walter Kolbe faßte das Ergebnis der Tagunc dahin zusammen, daß internationale Arbeit im Sinn« desgroß de utschenGedankens die notwendige Er gänzung der Arbeit am Grenz- und Auslandsdeutschtun darstelle. Englands Außenminister für internationale Versöhnungspolitik. London. Der englische Außenminister Henderson betonte in einer Rede in Burnley die Notwendigkeit einer Entwicklung der Organisation der internationalen Zusam menarbeit bis zum äußersten Er erklärte, die Interessen der Zivilisation erforderten, daß'eine solche Zusammenarbeit auf die Festsetzung und Aufrechterhaltung internationaler Nor- men in der Industrie und im sozialen Leben sowie in den politischen Beziehungen ausgedehnt werden sollte. Die be deutendste internationale Norm nächst der Völkerbundorga- nisation selbst, die das Prinzip der internationalen Zusam- menarbeit in ihrer praktischsten und umfassendsten Form ent halte, sei der Kellogg-Pakt für den Verzicht des Krieges. Er enthalte den neuen Begriff der internationalen Beziehun- gen. Ein sehr schwieriges und verantwortliches Werk, diese höhere Norm der internationalen Moral zu einem politisch wirksamen Prinzip zu machen, bleibe noch zu erledigen, aber die kürzlichen Ereignisse im Haag, in Genf, Washington und Otawa hüten, wie er glaube, einen großen Fortschritt auf dem Wege gebracht, der zum Weltfrieden und zur Abrüstung führe. Es bedeute nach seiner Ansicht, daß das Werk der internationalen Versöhnung, das glücklich seinen Gipfel in der Beendigung der mili. tärischen Besetzung Deutschlands erreiche, in ein noch furchtbareres Stadium praktischen Bemühens getreten sei.