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81. JaHrgang Montag, 21. Oktober 1828 Beklage z» Rr. 24K Der Kampf in der deutschen Elektro-Jndustrie Zunahme der sächsischen Auswanderung. Im Monat Juni wanderten aus Sachsen 210 Per sonen nach Übersee aus gegenüber 256 im Bormonat und 164 im Juni des vorigen Jahres. Im ersten Halbjahr 1929 betrug damit die Gesamtzal> l der ttberseeaus- ves vorigen ^ayres hatte sie 1449 Personen be tragen. Im Juli betrug die Zahl der sächsischen Übersee auswanderer 160 gegenüber 157 im Juli des Vorjahres. Auf Pinguinenfang für Hagenbeck Von Ludwig Zukowsky ') Der Fang von Pinguinen ist nicht schwierig; nur ist cs nicht leicht, zu den Brutplatz der Goldschopf und Elsenpinguinc zu gelangen, da diese Tiere meist sehr steile und fast unzugängliche Schluchten und Felsen aufsüchen, ein Beweis dafür, daß diese Vögel, so plump und unbeholfen sie erscheinen, vorzüglich klettern können; sie benutzen dabei sehr geschickt die Flügel und sogar die Schnäbel. Dec Marsch zu den Biutplätzen der Kvnigspingutue erfordert jedesmal große Mühe, führt er doch über Felsen, Klippen und Grate, Spalten und Risse hinweg durch EiS und Schnee. Sind die Bögel einmal cingekreist, so geht der Fang verhältnSmäßlg schnell vor sich; man braucht sie nur zu greisen und in die bereitgehaltcnen Säcke und Kisten zu stecken. Schwierigkeiten indes bereitet wieder der Rückzug, da ein Vogel bis zu 40 Pfd wiegt. WaS cS heißt, mic einer solchen zappelnden Last von etwa 1'/« Zentner „Draus, und zwar im Skijörning. — Und dann sah ich ihn im Frühjahr in Nizza beim Blumenfest." „Sie sind viel auf Reisen gewesen? „Eigentlich bestanden die letzten Jahre nur aus Reisen von einem Kurort oder Sportfest zum anderen. Den Kontinent kenne ich von Griechenland bis Spanien und von Sizilien bis Nor wegen wie meine Handtasche.". „Und nun geht es nach B-? warf Lutz leicht dazwifchen. „Vorerst wohl, da Frau Görner dort ihre ständige Wohnung hat." . . „Korrespondieren Sie viel . „Nur mit Tante, sonst habe ich ,a niemand mehr auf der Welt." „Dann weiß also Ohre Frau Tante wenigstens immer, wo in der Welt Sie gerade Herumschweben?" „Ja, Tantchen ist immer unterrichtet." Aber im selben Moment wurde Rose-Maria von Lutz's auf- leuchtendem Blick verlegen — wußte sie doch erst jetzt, warum er sie so genau ausgefragt hatte. Bei ihrer Tante würde er sich nun immer Bescheid holen, wo sie gerade war, wenn er sie auf suchen wollte. Nach dem Souper gingen alle zusammen noch einmal ge meinsam durch alle die Räume, die neu eingerichtet worden waren. Lutz Fall hatte sich wirklich selbst übertroffen in seinem Werk, kein Naum, der nicht in wundervollster Stilreinheit und Farben harmonie wirkte. Kein Raum war modern eingerichtet, die Architektur des Schlosses paßte zu seiner Inneneinrichtung, die Zimmer und Säle des alten Baues waren im Stil der eng lischen Tudor gehalten und der neuere Bau war reinstes Rokoko geblieben. Der in Weiß und Silber gehaltene große Musiksaal war ganz wundervoll. Die tiefblaue Decke, welche einen Sternen himmel wiedergab, ohne jedes Ornament oder Zeichnung, wirkte geradezu verblüffend gegen die Pracht, die sich unter ihm gus- breitete. Die beiden Damen waren am begeistertsten von den Zim mern der Prinzessin. Rose-Maria hatte selbst ihre Kissen und Puppe Aurora ge schmackvoll in einem tiefen Sessel placiert. Aus einer anderen Etage hatte Lutz Fall eine alte, aber wundervoll gemeißelte Marmorwanne heraufholen und sie in das Badezimmer der Prinzessin bringen laßen, und zwar so angeordnet, daß man erst drei Stufen hinuntersteigen mußte, ehe man in die Wanne kam. Rote Kacheln waren an den Wänden und golden waren Decke und Möbel gestrichen, golden die Hähne und Brausen an der Wanne. Ein breites Ruhebett aus der Zeit der R^camier hatte Lutz neu streichen lassen in Gold, und das Polster, welches erneuert werden mußte, mit ver goldetem Leder überziehen lasten. Oopyri^dt 1929 K? Kart Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. ZZs ' -Nachdruck verboten.» „Die arme Kleine, wie wird ihr wohl zumute sein?" Frau von Schlicht sagte es bedauernd. „Wem?" . , .... „Der kleinen Prinzessin. Wird sicher ein sehr schüchternes, kleines Mädelchen sein, was noch nicht weiß, wie es sich in die neue Situation finden soll. Es ist doch jedenfalls keine Kleinig keit, mit einemmal Prinzessin Hochheim zu werden." „Na, so ein kleines Kind gewöhnt sich schnell an andere Umgebung," meinte Lutz Fall entschieden etwas herzlos und be diente sich zum zweitenmal herzhaft von der schönen Speise. Rose-Maria mußte hell lachen und fragte: Wenn ich nur wüßte, warum die Herren so bestimmt an- nehmen, daß die junge Prinzessin noch so klein ist. Wie nun, wenn plötzlich hier eine junge Dame auftaucht?!" „Ausgeschlossen!" Willi winkte heftig mit der Hand ab. warum ausgeschlossen?" .."Wenn es eine junge Dame ist, dann hätte sie Vetter Ernst, da sie ihm so steh war, daß er sie adoptierte, bestimmt zu seiner Frau gemacht und nicht zu seiner Tochter." in- .?"ment wäre nicht von der Hand zu weisen," pflichtete ihm Lutz bei, „Warum ist denn Seine Hoheit über haupt nicht fcyon längst verheiratet? Er ist doch eine fabelhafte Erscheinung, eine glänzende Partie und ein feiner, vornehmer Mensch? Was wollen denn die Frauen mehr?" „ ^>0 ^s'i Die Frauen wollen schon, aber Vetter Ernst will nicht, will absolut nicht, seit er sich unten in Rom ein mal mächtig die rMger verbrannt hat. Sie wissen sicher von der Sache, Frau von Schlicht?" " Die alte Dame nickte leicht und sagte dann mit tiefem Be dauern in der netten Stimme: „Und ob ich es noch weiß. Ww hat Seine Hoheit damals darunter gelitten. — Och glaube nicht, daß er sich je ver heiraten wird, wenngleich ich es auf das Tiefste bedauere. Was soll aus all dem herrlichen Besitz werden? Und um Seine Hoheit selbst ist es schade. Wohin sein Einsamkeitsgefühl führt sehen wir ja jetzt." Rose-Maria hatte den letzten Worten still zugehört, klopfte ihr doch immer das Herz, wenn von Herzog Ernst die Rede war. Schon als ganz junges Mädchen, wenn sie ihn bei den Durchs -eutsche Lie- zum -rutschen Volkstum Von Erich Denkert. M -Keti Miert rleli »in ttbonnoinsnt I V V V nuf üsr „kiilenltror Isgsdlstt" »Was nns eint als deutsche Brüder, , Das sind unserer Heimat Lieder Und die Lust am deutschen Geist." ,, Friedrich Stolze. Unglück "nd Leid sind nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für ein ganzes großes Volk oft genug ein Weg zur mneren Llnkchr gewesen. So hat es nach allen Kriegen, die die Chroniken verzeichnen, und für alle Völker Zeiten gegeben, in denen man das gute Alte wieder wertzuschätzcn begann. Ob es uns anders ergeht? Nein. Wir leben in einer Zeit, in der man an allen Orten und bei allen Gelegenheiten versucht, „die Gemein schaft des Bodens und des Blutes", wie der Univcrsitätsprofeffor Max Wundt-Jena den Begriff vom deutschen Volkstum darstellt, wieder aufzurichtcn, zu erneuern und zu festigen. Derselbe Gedanke hat erstmalig nach dem Kriege zur Gründung der Deutschen Aka demie in München geführt, er hat auch alte, schöne deutsche Sitten wieder auslcbcn lassen, so daß die alte Spruchweisheit zur Tat zu werden scheint, die da spricht: „Niedersinken vor des Gesanges Macht der Stände lächerliche Schranken." Diese Fähigkeit, eine Einheit zu schaffen, eine Einigkeit, einDeutscht u m, das hat den deutschen Männcrgcsang geadelt seither. Das ist es auch, was wir heute als Erfolg und Aufgabe zugleich am deutschen Männer gesang feiern und weshalb man die Geschichte des deutschen Männergesangs gleich der übrigen Geschichte des Landes und Volkes lehren sollte um ihres erzieherischen Wertes willen. Wann ist denn eigentlich der erste Mannergesangverein gegründet worden? Das ist 4809 in Berlin gewesen. Dort gründete Karl Friedrich Zelter eine Liedertafel. Er hat dabei sicherlich nicht geahnt, daß der deutsche Männcrgcsang einmal zu solch hohen Aufgaben berufen sein würde. Damals hatte cs auch nicht den Anschein. Seine Liedertafel war ja nur ein Häuflein von Fachleuten. Der Gedanke des Deutschtums trat erst später hervor, als der Männer gesang volkstümlich zu werden begann. Das war ungefähr ein Jahrzehnt später. In der Schweiz. Dort begann vom ersten Tage seines Schaffens an Hans Georg Nägeli aus dem Born zu schöpfen, der unversiegbare Kraft spendet: aus dem Born des Volksliedes. Dieselbe Quelle benutzte Karl Maria v. Weber, dessen „Leyer und Schwert" bis um die Wende des zweiten Jahr zehnts im i9. Jahrhundert als das Liederbuch angesehen wurde. Und als man in der nationalen Not des Jahres 4848 nicht reden durfte von deutscher Treue, da. sang man eben. Darin liegt doch die hohe Bcdcntung auch der „Liedertafel" von einst, die man Besuchen bei Tante Schlicht aus kurze Augenblicke im Park oder im Schlosse irgendwo unbemerkt gesehen hatte, schlug ihr Herz schneller. Seine Erscheinung wirkte ungemein stark auf sie. Und im Laus der Jahre schwächte sich das Gefühl nicht ab, sondern blieb in ihr wie einst. Niemand ahnte, daß sie den Herzog liebte, auch Tante Schlicht hatte keine Ahnung davon, wäre vielleicht entsetzt ge wesen, hätte sie gewußt, wie es um die geliebte Nichte stand. Und so lauschte sie nur mit klopfendem Herzen, was man über den Mann sprach, den sie liebte. „Da Seine Hoheit jetzt erst ein Kind adoptiert hat, scheint er doch wirklich fest entschlossen zu sein, nicht mehr zu heiraten. Jedenfalls ist die Kleine, wie man es betrachtet, ein Glückspilz." „Das ist sie sicher, lieber Herr Fall, denn sie wird dereinst einmal eine der reichsten Erbinnen des Landes werden." „Hoffentlich erlebt Seine Hoheit keine Enttäuschung an dem jungen Ding. Es sollte mir leid tun, wenn die schönen Gefühle, die Hoheit doch sicher zu der Sache bewogen haben, durch Un dank verletzt würden." „Na — jedenfalls ist das kleine Scheusal schon jetzt reichlich heftig der Gefprächsstoff auf Hochheim, denn ich hörte heute so im Vorbeigehen oben in den neu eingerichteten Zimmern, wie zwei Arbeiter ganz gemütlich der Ansicht Raum gaben, daß Vetter Ernst sich wohl sicher eine Geliebte mitbringe. Anders konnten sich die beiden die plötzliche Entstehung der hübschen Damenzimmer nicht erklären. — Also schon hat dies Wurm meinen untadeligen Vetter kompromittiert." „Und schon sitzt in Ihnen eine unausrottbare Antipathie gegen die Prinzessin," warf Rose-Mana ,etzt leicht lächelnd ein „Das ist aber ungerecht, lieber Graf. Wer weiß, mit welchem Zittern und Zagen das lunge Ding hierher kommt. Wäre ich hier, wenn die kleine Prinzessin käme, dann würde ich besonders nett zu ihr sein." ..... „Tja Sie — Sie sind ja auch so beinahe ein halber Engel." „Halber Engel ist eine Herabsetzung. Ganzer Engel." „Halt, lieber Herr Fall, dann wäre ja meine Nichte nicht hier unter uns, sondern im Himmel." „Eins steht fest — ich werde die Prinzessin morgen auf dem Bahnhof zuerst sehen, und wenn hier alles noch vor Neugierde gespannt ist, weiß ich schon, wie das kleine Wesen aussieht." „Sie kennen meinen Vetter?" „Nur vom Sehen. Ich haste nie die Ehre, Seiner Hoheit vorgestellt zu werden." „Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?" Rose-Maria ließ nicht ohne Absicht ihre Serviette her unterfallen, irgendwie mußte sie doch die Röte ihrer Wangen kaschieren, und so griff sie zu diesem abgenutzten Mittel. Wieder ruhig sitzend, sagte sie dann: „Ich sah Seine Hoheit vorigen Winter im Engadin. „Aha. Auf den Skiern oder daneben?" Die vetden größten deutschen Elektro-Konzerne A. E. G. nnd Siemens befinden sich zur Zeit in einem offenen Kampf, der durch die scharfe Stellungnahme des Leiters des Siemens- Konzerns, Carl Friedrich von Siemens, gegen den Verkauf von Aktien an das Ausland eröffnet wurde. Die A. E. G., auf die sich diese Ausführungen in erster Linie bezogen, hat jetzt in nicht minder scharfer Form geantwortet. — Unser Bild zeigt links: L. F. von Siemens, rechts: Geh. Rat Hermann Bücher den Leiter der A. C G. so gern auch heute noch verspottet. Ob freilich die Komponisten der zwanziger und dreißiger Jahre des verflossenen Jahrhunderts: Weber, Schubert, Conradin, Kreutzer, Carl Loewe, Robert Schu mann, Felix Mendelssohn-Bartholdy u. a., immer und in allen Stücken diesen Geist des Deutschtums in ihren Werken aufleben ließen, läßt sich nicht immer mit Bestimmtheit feststellen. Den guten Willen haben sie gezeigt. Und darum, eben nur deshalb sind viele ihrer Lieder Gemeingut des deutschen Männergesangs geworden. Was die Frucht von 1870 gewesen, suchen wir noch heute, ohne sie vielleicht je zu finden. Geben wir der Meinung recht, die da sagt, daß sich auch die Deutschen immer erst im Un glück zusammenfinden und sich auf ihre Werte besinnen, dann sind wir diese Zweifel los, dann brauchen wir nicht mehr zu fragen: Was bedeutet das Jahr 1870 für den deutschen Männergesang? Was ist nun das eigentliche Deutsche am deutschen Lied? Es ist sein Verbundensein mit dem Romantizismus. Zu dem aber verhalfen dem deutschen Männcrgcsang zwei Gestalten: Weber und Richard Wagner. Als Schöpfer unserer deut schen Oper haben beide in ihren Werken zugleich den Sang vom deutschen Herzen erklingen lassen. Weber im Jägerchor des „Freischütz", in den Jagdchören in „Euryanthe", Wagner im „Fliegenden Holländer", im „Tannhäuser" und im „Lohcngrin". Wenn man sie hört, wird man unwillkürlich an die heimische Arbeit der Meister erinnert, an Wagner, wie er der Dresdner Liedertafel vorsteht, an Weber, wie er draußen am Abend in seinem Sommernest in Hosterwitz ein Erlebnis aus dem Männer- gcsang für den Männcrgcsang zu Papier bringt. Hätte er da die Seele deutscher Heimat vergessen können, wo sie ihn allüberall am Rockzipfel festhielt? Der deutsche Wald, wie er in Wagners Waldwebcn verherrlicht wird, könnte er schöner, trefflicher sein als eben in unseren deutschen Gauen? "Dem deutschen Manne dürfen niemals Bänme fehlen", sagt Ernst M. Arndt einmal. Sang von deutscher Natur, das ist auch das Ziel gewesen, das von Karl Gottlieb Reißiger und Julins Rietz verfolgt, uns bis zu dem Zeitpunkt gebracht hat, den wir heute noch als die Blütezeit des deutschen Männergesangs bezeichnen, das sechste und siebente Jahrzehnt vorigen Jahrhunderts. Wir sind noch nicht am Ende der Entwicklung, stehen vielmehr eben mitten darin. Aber eins ist vorauszusehen: der deutsche Männergesang wird mit dem Deutschtum leben und sterben. Möchte er in seiner Ver herrlichung deutschen Wesens zugleich täglich von neuem „die Gemeinschaft des Bodens und des Blutes", das deutsche Volks tum erneuern und festigenl Wanderer 1544, darunter 911 männliche» und 633 weibliche Personen. Es wählten 867 Bremen als Abfahrtshasen nnd 673 Hamburg, während vier über nichtdeutsche Häfen gingen. Wahrend die gesamtdeutsche Überseeaus wandererzahl nicht unerheblich zurückging, war sie für diesen Zeitraum in Sachsen um 95 gestiegen, in der ersten