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Oer sehnenden Oebe Not Originalroman von M. Älank-Eismann Erstes Kapitel eine Heimkehr fällt in eine glückliche Zeit, Harald. Prinz , Karneval regiert die Lande," sagte Dieter von Malters- Bausen, als er den Freund vom Bahnhofe abholte. Harald von Falkenberg-Ansheim lächelte ein wenig, als er die begeisterten Worte seines Begleiters Hörle, und entgegnete: „Ist er wirklich ein so großer Zauberer, der Prinz Karneval?" „Ich habe noch nie ein Maskenkostüm getragen. Mit acht zehn Jahren muhte ich als junger Leutnant in den Krieg, wurde von einer Front an die andere geworfen und vergaß darüber, wie jung ich war." Dieter von Walkershausen preßte die Hand des Freundes fester in der seinen. „Armer Kerl, dir hat das Schicksal besonders hark mitge- spielk, denn, als du heimkehrtest, war der größte Teil eures Be sitztums in fremde Hände übergegangen." Harald von Falkenberg reckte seine große, stattliche Gestalt wie trotzig in die Höhe und entgegnete: „Unterkriegen lassen wir Falkenberg uns von den stolzen Overhof-Bauern deshalb doch nicht. Noch gehört das Schloß meinem Baker, und daß es sich einst auf mich, den Stamm halter, vererben wird, dafür werde ich meine ganze Kraft ein setzen. Ich will nun endlich das Abenteuern in der Welt draußen aufgeben und versuchen, auf der heimatlichen Scholle festen Fuß Zu fassen." Dieter von Wallershausen schauke mitleidig den Freund an und war froh, daß sie in einen tollen Strudel des Faschings- lreibens gerissen wurden, so daß sie ihr Gespräch abbrechen mußten. Als sie später in Dieters Atelier ankamen, an das sich dessen bescheidenes Iunggesellenheim anschloß, erklärte er: „Wir werden heute die Redouke im Opernhaus besuchen, Harald. Dort auf meinem Bett liegen schon die Kostüme bereit. Weil du eine harte Jugend gehabt, weil du zweiunddreißig Jahre alt geworden bist, ohne eigentlich jemals jung gewesen zu sein, möchte ich dir heute, nach deiner Rückkehr aus weiter Ferne, endlich einmal einen vollen Becher der Freude reichen. Mit deinem blonden Haar und deinen blauen Augen bist du für alle Frauen das Idealbild eines Romeo. Du wirst die Herzen im Sturm erobern, und ich werde Mühe haben, mich neben dir noch zu behaupten." Lachend gab Walkershausen diese Erklärung ab, als er an die Seite des Freundes vor den Spiegel trat. Doch Harald wandte sich ab und entgegnete mit verbittertem Ton in der Stimme: „Zu einem Romeo gehört eine Iulia. Ich aber habe noch nie mein Herz an eine Frau verloren." Dieter zwinkerte dem Freund verständnisvoll zu, legte ihm dabei die Hand auf die Schulter und trällerte: „Aber Nacht, über Nacht kommt oft das Glück..." * * * Er hatte sie gefunden ... sie, nach der er sich oft in den ein samen Nächten des Urwalds, auf den endlosen Märschen durch die Wüste oder in gefahrvollen Stunden auf stürmischer See gesehnt hatte. Mitten im dichtesten Gewühl des Maskentreibens war sie ihm begegnet. Ihr langes, blondes Haar, das wie ein goldener Mantel über ihren Rücken fiel, hakte sich an den Knöpfen seines Wamses gefangen, so daß sie stehen bleiben mußte, weil sie durch diesen wunderlichen Zufall an ihn gefesselt war. Durch den schmalen Spalt der seidenen Halbmasken trafen sich ihre Blicke, sanken ineinander und hielten sich fest... „Bist du endlich gekommen?" sagten die Augen der schlanken Mädchengestalt, die ein duftiges, hellblaues Seidenkleid trug, das in verschwenderischer Fülle mit Blumen aller Art bestreut war. Und seine Blicke antworteten: „Nun habe ich dich doch ge funden, die ich so lange gesucht habe, du Sehnsuchtstraum meiner Jugend..." Sie hatten alles um sich her vergessen, sie wußten nur das eine, daß sie sich nahe waren. Und die Geigen jauchzten dazu: „O laß dich halten, goldne Stunde." Da war es um Harald von Falkenberg geschehen. Seine Augen strahlten, sein Mund lachte, und seine Hände streckten sich nach der schlanken, liebreizenden Erscheinung aus. Er legte seine Arme um ihre Hüften und zog sie in die Reihe der Tan zenden. Dabei flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich gebe dich nicht wieder frei, schöne Elfenkönigin. Du bist meine Gefangene, und kein Bitten und Flehen kann dich er lösen."