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zu machen, da Vann die uns umgebende Luft von den M anhaftenden Staubteilchen gereinigt ist und man auf diese Weise mehr Sauerstoff heranzieht als sonst. Ganz besonders ist dies nach einem Gewitterregen der Fall, da sich dann in der Außenlust das sauerstoffreichere Ozon bildet. Wenn man nun aber die Tätigkeit, die bei einem Spa- ziergange ausgeübt wird, nach ihrem Energieverbrauch um rechnet, so kommt man zu einem erstaunlichen Resultat. Bei einem einstündigen Spaziergang verbraucht man so viel Kräfte, wie erforderlich sind, um 4500 Kilogramm 3 Meter hoch zu heben. Man ersieht aus dieser Angabe, daß ein einstündiger Marsch sehr dazu beiträgt, das Muskelsystem des Körpers auszuarbeiten, und der sich nachher einstellende gesunde Appetit ist der beste Beweis, daß wir hiermit etwas vollführt haben, das zur Gesunderhaltung des ganzen Kör pers beiträgt. Hinzu kommt noch, daß Bewegung in frischer Luft, auch bei Regen und Schnee, wenn sie regelmäßig ausgeführt wird, das beste Abhärtungsmittel ist, das uns im Laufe der Zeit gegen jede Ansteckung und Erkältungskrankheit immun macht. Mandelentzündung. Neben Husten, Schnupfen und Rheumatismus gehört zu den Saisonkrankheiten des Herbstes vor allem auch die Mandelentzündung. Wenn sie als selbständige Krankheit, d. h. nicht als eine Teilerscheinung einer anderen Erkran kung, auftritt, verdankt'sie ihre Entstehung gewöhnlich einer der üblichen Erkältungsursachen. Hierher gehören plötzliche Abkühlungen, Regen und Wind, nasse Füße usw. Auch die Einatmung von Staub kann zur Ursache einer Mandelent zündung werden. Vielleicht ist das zur Zeit gehäufte Auf treten der Erkrankung begründet durch die infolge der langanhaltenden Dürre vermehrte Staubentwicklung. Gleichviel welche der erwähnten Ursachen im Einzel falle in Frage kommt, immer ist eine Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Gewebe des Rachens vorhanden, die den ständig in unserer Mundhöhle vorhandenen Krank heitskeimen den Eintritt in die zu beiden Seiten des Gau mens gelegenen Mandeln gestattet. Das Krankheitsbild be steht in einer plötzlich auftretenden allgemeinen Mattigkeit, in Fieber und Schluckbeschwerden. Sieht man solchen Kran ken, die natürlich sofort ins Bett gehören, in den Mund, so erkennt man beim Herabdrücken der Zunge ohne weiteres, daß die Mandeln geschwollen und mit weißen, stecknadel förmigen Punkten übersät sind. Dann ist es höchste Zeit, den Arzt zu rufen. Aber auch ohne diese Feststellung sollte man bei allem mit Fieber einhergehenden Schluckbeschwerden sich sofort ärztlicher Hilfe versichern; denn wenn auch eine einfache Mandelentzündung bisweilen ohne ernstere Folgen abläuft, so läßt sich dies doch von vornherein nicht beurtei- len. Schwere Nachkrankheiten wie Herzerkrankungen, Nie renleiden usw. können die Folge sein; aber auch Verwechslun gen mit Diphtherie und all ihren Folgen können dabei unterlaufen. > Aus allem ergibt sich die Lehre, man betrachte eine Mandelentzündung niemals als eine harmlose, vorüber gehende Erkrankung. Tritt Fieber dabei auf, so gehört der Kranke ins Bett und bedarf sofortiger ärztlicher Behand lung. Zur Vermeidung einer Weiterverbreitung der Krank heit gilt es, das Zusammensein mit dem Kranken auf das allernotwendigste zu beschränken, sich vor Anhusten und An niesen zu hüten, Eß- und Trinkgeschirr des Kranken ge sondert zu reinigen und zu verwahren und der Pflege der eigenen Mundhöhle durch Gurgeln, etwa mit einer Lösung von Wasserstoffsuperoxyd oder dergl., sowie durch häufiges Mundspülen und sorgfältiges Zähneputzen die nötige Auf merksamkeit zuzuwenden. Zu Fuß um Australien. Einen Spaziergang von achttausend Meilen hat, wie aus Melbourne gemeldet wird, Mr. LaurenceO'Shaugh- neffy glücklich beendet, der Melbourne vor dreizehn Mo naten verlassen hat und jetzt in Perth angekommen ist. Er war mit zwei anderen aufgebrochen, aber von Queensland an allein gegangen. Er überquerte die Downs, ging entlang der Telegraphenlinie bis Darwin, dann durch den Kinderiey distrikt bis Halls Creek und Derby, dann entlang der Küste bis Perth. Mr. O'Shaughneffy erklärte bei seiner Ankunft, daß er die Reise nur zu dem Zweck unternommen habe, um den Gerüchten entgegenzutreten, daß die Australier Angst hätten, die Grenze ihres eigenen Landes abzugehen. Von den Eingeborenen drohe keine Gefahr, sagte er, weit mehr von den reißenden Küstenflüssen. llo—oo—o Für die Küche «o Bohnen mit Schweinefleisch. Für 4 Personen. Zutaten: 1 Liter kochendes Wasser, 1 Eßlöffel Salz, 1 Zwie^ bel, 2 Pfund Bohnen, 1 Stengel Bohnenkraut» 1 Pfund Schweinefleisch, 2 Eßlöffel Mehl, 10 Tropfen Maggi's Würze, 1 Eßlöffel feingehackte Petersilie. Zubereitung: Die von den Fäden befreiten, gut gewaschenen Bohnen werden mit dem Bohnenkraut und der feingeschnittenen Zwiebel in das kochende Wasser gegeben. Das gewaschene, geklopfte Schweinefleisch gibt man dazu, salzt und läßt alles auf klei nem Feuer gar kochen. Kurz vor dem Anrichten rührt man das in etwas kaltem Wasser glattgequirlte Mehl daran, läßt gut durchkochen, schmeckt mit Maggi's Würze ab und streut die gehackte Petersilie über das fertige Gericht. Speckkartoffel«. Für 4 Personen. Zutaten: 60 § Speckwürfel, 1 Zwiebel, 3 Eßlöffel Mehl, V» Liter Wasser, 1—2 Eßlöffel Essig (je nach Säure), 1 Eßlöffel Salz, 3 Eß löffel Rahm, 3 Pfund gekochte Kartoffeln, 10 Tropfen Maggi's Würze. Zubereitung: Aus den Speckwürfeln, der s feingehackten Zwiebel und dem Mehl bereitet man eine Mehlschwitze, füllt Wasser auf, rührt glatt, kocht gut durch, gibt Salz, Essig und Rahm an fdie Tunke. Die Kartoffeln werden in der Schale gekocht, abgezogen und in Scheiben geschnitten. Man mischt sie unter die fertige Tunke und verbessert mit Maggi's Würze. ° Humoristisches ° Die Hauptsache. Neulich sitzen ein paar Aerzte zu sammen und fachsimpeln. Und der Chirurg Weilheimer er zählt: „Da ist mir vor einigen. Wochen eine unangenehme Geschichte passiert. Der reiche Mosenthin kommt zu mir. Klagt über Schmerzen rechts. Denkt, er hat Blinddarm entzündung. Ich untersuche. Cs stimmt. Ich rate zur Operation. Er ist einverstanden. Ich operiere — und jetzt denkt euch den Reinfall . . ." „Es war gar keine Blind darmentzündung?" „Doch. Selbstverständlich. Aber erst nach der Operation erfahre ich, daß der Mann pleite ist!" De» Unterschied. Auch der Bruder Johann Se bastian Bachs, Christian Bach, komponierte. Allerdings be gnügte er sich mit schnell hingeschriebenen leichten Stücken, die er immer sobald wie möglich zu Gelde machte. Er hatte das nötig, denn er liebte ein genießerisches, leichtes Leben, das nicht billig war. Darob zur Rede gestellt und auf seinen Bruder und dessen ernstes, bedeutungsvolles Schaffen hingewiesen, verantwortete sich Christian: „Mein Bruder lebt, um zu komponieren; ich komponiere, um zu leben." Abzahlungsgeschäfte. Man sprach in der Schule über Abzahlungsgeschäfte. „Dein Vater ist Beamter", nahm der Lehrer eineu Fall aus dem täglichen Leben, „er verdient monatlich sünshundert Mark. Nun hat er verschiedene Sachen auf Abzahlung gekauft und schuldet jetzt dem Schneider hun dert Mark, dem Weinhändler achtzig Mark, dem Fahrrad - Händler zweihundert Mark und dem Friseur das Abonnement von zehn Mark. Jetzt kommt der Erste heran. Dein Vater bekommt sein Geld. Was muß er jetzt tun?" Antwortete der Junge: Schnell in eine andere Stadt ziehen." Gewissenhaft. Der Vorsitzende erteilte dem Zeugen die Rechtsbelehrung: «Sie müssen Ihre Aussagen beschwö ren, also erzählen Sie uns nur das, was Sie selbst gesehen haben, und nicht das, was Sie bloß vom Hörensagen wissen." Zunächst: „Wann sind Sie geboren?" „Hohn Gerichtshof, das weiß ich bloß vom Hörensagen!" Junge Weise, alte Toren, Vor der Zeit kann nichts gedeihn — Wenn der Most nicht ausgegoren, Gibt es keinen guten Wein. SMWbtilW! Z MW W MsWe WM« sn! » —— - - « » Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben (Inhaber: I. W. Moy r) » Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz " - »8 u findest r» der Ruhe nicht De» milden Hauch von Gottes Gnade», Solang' von deiner Schuld Gewicht Du willst ei« Teil aus audre laden. Nicht, wen« d« da», was dich gelenkt, Do« dem, was du getan hast, trennst: Dir ist die Schuld nur ganz geschenkt, Wenn du zur ganze« dich bekennst. Lenau. o————° Der Trick ° Skizze von E. Rudloff und Jo Hanns Rösler Um die Motive seiner Handlungsweise befragt, äußerte sich Hugh Dale bei der Gerichtsverhandlung folgendermaßen: „Die Welt ist dumm. Natürlich mit Ausnahme Ew. Ehr- Würden. Die Welt ist sogar sehr dumm. Die eine Hälfte der Menschheit lebt ja davon. Es handelt sich darum, mög lichst unauffällig den Kreislauf der Güter zu beschleunigen. Ew. Ehrwürdcn belieben einzusehen, daß zwischen Handel und Diebstahl ein Unterschied nur dem Grade nach besteht. Es ist ein trauriges Vorurteil, daß Diebstahl als ein be sonders gemeines Verbrechen angesehen wird. Er erfordert im Gegenteil außerordentliche Geschicklichkeit und Fachkennt- nisse, wenn nicht das Risiko den Gewinn übersteigen soll. Die Prominenten unseres Standes, zu denen mich hinzuzu rechnen Ew. Ehrwürden die Gewogenheit hab, besitzen heute eine derartige Erfahrung, daß sie in der Lage wären, selbst unbemerkt den Stuhl, von dem aus Ew. Ehrwürden Recht sprechen, unter dem — Verzeihung — südlichen Teil des Rückens wegzustehlen. Ich gestatte mir nur an die klassische Tat des Elusive Picaroon zu erinnern, der zur Zeit, als der Kongreß der Polizetkommissare der Vereinigten Königreiche, Dominions und Kronkolonien tagte, einem der Teilnehmer die Einla dungskarte entwendete, damit an der ersten Hauptversamm lung teilnahm, bei der auch über die neuesten Maßnahmen gegen die Taschendiebe gesprochen wurde, und zum Schluß mit 18 goldenen Uhren, 19 Brieftaschen, 4 Tabatieren und einem neuen Pelz abzog. Ich glaube also, es bedarf keinen weiteren Beweises für die Existenzberechtigung eines Berufes und seiner Ange hörigen, gegen die sich zu schützen die Welt durchaus kein Mittel besitzt." „Dann muß das Gesetz Sie gegen die dumme Welt schützen", sagte Se. Ehrwürden Mister Judge C. R. Atch- kinson, „vier Monate Gefängnis. Der Nächste bitte." — Genau vier Monate später streckte Lord Bolingbroke langsam seine schmale Hand aus und läutete. Parker, der Kammerdiener, trat ein. „John, Sie gehen sofort ins Hollowaygefängnis." „Sehr wohl, Ew. Lordschaft." „Sie warten am Ausgang, bis ein gewisser Hugh Dal entlassen wird." „Sehr wohl, Ew. Lordschaft." „Sie übergeben ihm diesen Brief und bringen mir Antwort in den MerroS-Klub." „Sehr wohl, Ew. Lordschaft." Mit sichtlichem Unbehagen erkundigte sich einige Stun den später der Diener bei einem schmächtigen, blassen, jun gen Mann, der soeben die berühmte kleine, graue Pforte verlassen hatte, nach dem Namen. „Hugh Dale", antwortete der Fremde. „Dann habe ich diesen Brief Se. Lordschaft abzugeben." „Warten Sie auf Antwort?" „Se. Lordschaft wartet darauf." Der Adressat zeigte keine besondere Ueberraschung und und las: „Mein Herr, Sie haben erklärt, daß es unmöglich ist, sich gegen Taschendiebstähle zu schützen. Ich gestatte mir, im Interesse des gefährdeten Publikums zu beweisen, daß die Angst vor der Kunst Ihrer unansehnlichen Gilde unberechtigt ist, und mache Ihnen folgenden sportlichen Vor schlag: Zu einer von Ihnen noch festzusetzendcn Zeit werde ich mit 250 Pfund Banknoten, die in irgend einer Tasche stecken, eine volle Stunde in der belebtesten Hauptstraße Londons spazieren gehen. Der Betrag soll Ihnen gehören, wenn Sie imstande sind, ihn unbemerkt zu entwenden. Da ich Sie persönlich nicht kenne, sind unsere Chancen gleich, und ich übernehme zugleich auch für Sie alle rechtlichen Konsequenzen bei Mißlingen des Versuches. Antwort an Ueberbringer dieses. K. L. B." Hugh Dale warf einen schrägen Blick auf den Diener. „Ihr Herr ist Lord Bolingbroke?" „Lord Bolingbroke ist mein Herr." „Ich kenne ihn vom Sehen. Wollen Sie ihm bitte mitteilen, daß ich morgen um 11 Uhr das Vergnügen haben werde, mir in der Regentstreet das Geld zu holen." Der Diener verschwand ohne Gruß. Am nächsten Vormittag trug Lord Botingbroke seine hohe, leicht vorgebeugte Gestalt durch die Menge der Regent street. Die Banknoten befanden sich in seiner linken Hosen tasche, und er hatte beschlossen, während des ganzen Spazier ganges seine Hand, die krampfhaft das Bündel umschlossen hielt, nicht aus der Tasche zu ziehen. Und was Lord Bo lingbroke beschlossen hatte, setzte er durch. So konnte man an diesem Vormittag ein Mitglied der Hocharistokratie bemerken, das in tiefster Versunkenheit durch die Straßen wandelte und eine Hand tief in der Hosentasche versenkt hielt, was zu manchen Unnannehmlich- keiten führte. Er begegnete Bekannten, die ihn grüßten und die er wieder grüßen mußte. Eine Dame verwickelte ihn in ein Gespräch. Er mußte sein Taschentuch einmal hervor holen und hatte nur eine Hand frei, die noch durch Hand schuhe und Spazierstock behindert war. Dann kam ein Bettler, und der gute Lord litt Seelenqualen, ihm nichts geben zu können. Aber die ganze Zeit kam seine Linke nicht aus der Tasche, und das Papier raschelte noch immer beruhigend. Endlich war die sechzigste Minute vorüber, und stolz begab sich Se. Lordschaft nach Hause. An der prächtigen Treppe vor seinem Portal blieb er stehen und sah sich um. 1