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Nr. 845. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 19 Oktober 1929. Seite 3 des Stahlhelms zu verbieten, in höchst eigenartigem Licht erscheinen zu lassen. Das Blatt bemerkt dazu: Hier liege ein Sympton Kopflosigkeit vor, das mit aller Schärfe ge branntmarkt werden müsse. Die bürgerlichen Parteien der Regierungskoalition, und zwar alle, kämen in eine Lage, die gänzlich unmöglich sei. Das neue Republikschutzgefetz vom Reichstadinett verabschiedet. Berlin, 18. Oktober. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett verabschiedete in seiner heutigen unter dem Vorsitz des Reichskanzlers abgehaltenen Sitzung den Ent wurf eines Gesetzes zum Schutze der Republik, der unver züglich dem Reichsrat zugeleitet wird. Rakowski nach Sibirien verbannt Berlin, 19. Okt. Wie das „Berliner Tageblatt" meldet, ist nach Mitteilungen russischer oppositioneller Kom munisten an ihre deutschen Freunde der frühere Pariser Bot schafter der Sowjet-Union, Rakowski, der vor kurzem unter Beteiligung Trotzkis ein Wiederausnahmgesuch an Stalin richtete, in Saratow von der GPU. verhaftet und nach Bar- naul in Sibirien, 300 Kilometer südwestlich von Tomsk, ver bannt worden. Demonstrationsverbot in Berlin. Der Berliner Polizeipräsident hat für Sonntag, den 20. Oktober, alle Umzüge auf öffentlichen Straßen und Plätzen einschließlich der geschlossenen Anmärsche zu Versammlungen unter freiem Himmel oder geschlossenen Räumen verboten. Er begründet dieses Verbot damit, daß Parteien und Vereinigungen entgegengesetzter politischer Auf. fassungen zu Straßenumzügen ausgerufen hatten. — Infolge des Verbots mußte ein großer Demonstrationszug der Nationalsozialisten abgesagt werden. ,, General Tarranzo in München. München. General Tarranzo, Generalinspekteur der argentinischen Armee, weilt in Begleitung seines Sohnes, der Wenfalls Offizier in der argentinischen Armee ist, in emem Besuch der Pionierschule wurden die Maffeiiche Lokomotiven- und Maschinenfabrik und die Baye- rischen Motoren-Werke besichtigt. Italien gegen die englisch-amerikanische Geeabrüstungssront. Wie aus Rom berichtet wird, hat die italienische Regie- rung bei der französischen Regierung diplomatische Schritte unternommen, um eine italienisch-französische Verständigung in der Seeabrüstungsfrage vor Beginn der Flottenkonferenz in London herbeizuführen. Die italienische Regierung scheint hiernach den Wunsch zu haben, sich hinter dem Rücken der Engländer und Amerikaner mit Frankreich in der Flotten- frage in Uebereinstimmung zn setzen, um auf der Seeabrü. stungskonferenz in London der englisch-amerikanischen eine italienisch-französische Front entgegenzustellen. Neues französisches Urteil gegen einen Deutschen. Trier. Das französische Militärgericht in Trier verurteilte in seiner letzten Sitzung einen Elektro- Monteur wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einem Jahr elf Monaten Gefängnis. Der Anklage lag folgender Tatbestand zugrunde: Im Mai dieses Jahres hörte» der An geklagte und sein Begleiter spat abends auf dem Nachhause wege die Hilferufe mehrerer jungen Leute und zweier Damen, die von französischen B e s a tz u n g s s o l d a t e n verfolgt wurden. Ex und sein Begleiter stellten sich den Soldaten entgegen, von denen er einen Schlag ins Gesicht erhielt. Darauf schlug der Elektromonteur mit einem Stock auf den Angreifer ein und verletzte den Soldaten am Auge. Dreimal Kreuzer „Leipzig". Die Tradition des neuen Kreuzers „Leipzig". Auf der Wilhelmshavener Marinewerft ist ein neuer deutscher Kreuzer entstanden und vom Stapel gelaufen, der Kreuzer „Leipzig", der gerade am 18. Oktober, dem Gedenktag der Völkerschlacht von Leipzig, seinen Namen durch den Oberbürgermeister von Leipzig bekam. Zwei Schiffe zuvor trugen den Namen „Leipzig". Die erste „Leipzig" war eine Kreuzerfregatte, die in der Marine eine Rolle gespielt hat. Sie wurde am 15. September 1875 auf der Stettiner Vukanwerft vom Stapel gelassen und war 86 Meter lang und 14 Meter breit. „Leipzig" war jahrzehntelang auf überseeischen Stationen, sie hat in fast allen Erdteilen die deutsche Flagge gezeigt. Bis nach dem Kriege blieb das Schiff als „Hulk Leipzig" im Wil helmshavener Hafen, wo es znr Ausbildung von In- Der Stapellauf des Kreuzers „L", der auf den Namen „Leipzig" getauft wurde, aus der Marinewerft Wilhelmshaven am 18. Oktober. (Nach einer Zeichnung.) genieuranwärtern diente. Als dann der Llrieg beendet war und die Marine ihre stolzen Schiffe abgeben mußte, wollte auch die alte „Leipzig" nicht mehr länger auf dem Wasser sein, am 5. Oktober 1919 kenterte das alte Schiff plötzlich im Wilhelmshavener Hafen und fand dann auf der Abwrackwerft fein Ende. Viel eher schon hatte die zweite „Leipzig" ein stolzeres Ende gefunden. Mit wehender Flagge, von feindlicher Übermacht zerschmettert, hatte der Kreuzer „Leipzig" 1915, als das Spee-Geschwader bei der Insel Falkland auf die Engländer stieß, seine Kreuzerfahrt durch den Untergang beendet. Als kein Geschütz auf der „Leipzig" mehr feuern konnte, als die letzten überlebenden auf Deck angetreten waren, um Abschied von dem zerschossenen Schiff zu nehmen, schlug noch die letzte Salve in die Menschenmasse, gräßliche Vlutopfer fordernd. Dann sprang, was noch lebte, über Bord, nur der Kommandant der „Leipzig", Kapitän z. S. Haun, wollte sein Schiff nicht verlassen und ging, den im Wasser schwimmenden Kameraden zuwinkend, mit seinem Kreuzer unter. Deut scher Seemannsmut, deutsche Seemannstreue! Das war das Ende der zweiten „Leipzig". Die dritte „Leipzig", der neueste Kreuzer der Reichsmarine, zeigt so recht die Entwicklung des deutschen Kriegsschiffbaues. Das Schiss ist wieder ein neuer Typ gegenüber der „Emden" und der „Königsberg". Einmal hat der Kreuzer „Leipzig" nur einen Schornstein, wie etwa das Panzerschiff ihn bekommt, dann aber ist das Unterwasserschiff, der Schiffsrumpf, wesentlich anders als bei den vier ersten Kreuzern. Mit 6000 Tonnen Wasserverdrängung, dieselbe wie bei den andern Kreuzern, hat der Kreuzer „Leipzig" eine noch größere Länge be- batten es viel schwerer mit cler pflege uncl k:r- baltunA ihrer Wäsche, bleute §reiktck!e erfahrene^ blsusfrsuAan^einsachru cler reinen VoIIfettseike k^umbo im Ksnton ! 8MMS!'Kö vsi-ssßm.sle sgmmoin vi-iagt öevvmv unck hat nun mit wenig >iuheunckckenkben.^öli' ter Schonung ckie Wssche wiecien sckneevveio unck frisch cluktenck im Scbnsnk »MM Hente abend '/,8 Uhr MU'W MsWIllllW im „Granen Wolf". Hauskapelle Pulsnitz. WWUMölM-MM werden nnek beim Hsucksn nickt nb«ostnmp!t. Sie KEtixen mit I dis 2 Kmser's Urus»-LnrnmeUen den unnnLenekmen biMtinxeruck, ver- kiiten ranken Usis und KEixen Ikre Sprecko^ane. Sei Nusten, Neiserkeit ums Katarrk sind sie das rasck und Kicker wirkende Mittel. IViekr als zS M0 ^euxnisse. Ssutei Noss so vkx. Nekmsn Sie nur ^^^Zssannsn baden bei: I_öwen äpotd-ke Neinr. Warnlox; NeUx Nerberx, Drogerie; öZsx fevtsck, Lentral-Orogerle; Herm fükrlied uns wo Plakate sichtbar rommen, und zwar 177 Meter über alles bei 16F Meter Brette und 4,7 Meter Tiefgang. Die Geschützaufftellung ist wie bei der „Königsberg"-Klasse, nämlich ein Trivle- turm aus der Back und zwei auf dem Achterschiff, zu sammen neun 15-Zentimeter-Geschütze, allerdings alle Türme mittschiffs außerdem vier 8P-Zentimeter-Ge- schütze und 50-Zentrmeter-Torpedorohre. Das Schiff wird nur durch Turbinen angetrieben, die Heizung ist nur durch Ol vorgesehen. Stapellauf des neuen Kreuzers „Leipzig". Festtag in Wilhelmshaven. Wilhelmshaven. Wilhelmshaven hatte am Freitag eine« Festtag. Die vier Kreuzer „Emden", »Königsberg", ^Karlsruhe" und „Köln" haben nun ein fünftes Schwesterschiff bekommen, das auf den Namen der Stadt Leipzig getauft wurde. Festlich geschmückt lag der »eue Kreuzer auf der Helling, um ihn Tausende von Zuschauern und offiziellen Persönlichkeiten, Militärabord nungen der Reichswehrgarnisonen und Marinegarnison Wilhelmshaven, Schulen, Vereine, Angehörige der Werst- belegschast usw. Zu diesem bunten Bild kamen die Farben der Stadtfahne von Leipzig und der sächsische« Farben, der Reichs- und der Marineflaggen. Der Reichswehrminister und der Lhef der Marineleitnng begrüßten die Vertreter der überlebenden Offiziere und Mann schaften der bei den Falklandsinseln mit wehender Flagge gesunkenen .Leipzig". Die Taufrede. Der Leipziger Oberbürgermeister vr. Roche hielt die Tausrede, in der er unter anderem folgendes ausführte: An dem Tage, wo vor 116 Jahren die große Schlacht bei Leipzig geschlagen und Deutschland von der Herrschaft Napoleons befreit wurde, lassen wir ein Schiff vom Stapel laufen, das uns erinnern soll an die erste Kreuz-erfregatte »Leipzig", die von 1875 bis 1893 im Dienste der Marine stand, und an den Kleinen Kreuzer ,Leipzig", der 1905 vom Stapel lief und am 8. Dezember 1914 bei den Falklandsinseln einer starken englischen Uebermacht erlag und mit seinem Kapitän Haun und dem größten Teil der Mannschaft in die Tiefe sank. Das neue Schiff blickt auf eine ruhmvolle Tradition seiner beiden Vorgänger und er- innert daran, wie deutsche Offiziere und Matrosen mit dem Kapitän an der Spitze ihr Leben für ihr Vaterland dahin gegeben haben. Nach den furchtbaren Lehren des Weltkrieges denken wir bei der Taufe eines Kriegsschiffes an die Verbindung der Heimat mit den Deutschen im Auslande, an den Schutz der im Auslände lebenden Deutschen, an den Schutz unseres Außenhandels, den ein Schiff in allen Häfen der Welt gewähren soll. Wenn das Schiff in den Häfen des Auslandes anlegt, dann soll es den fremden Völkern, die es sehen, zeigen, was deutsche Technik, deutsches Können und Wissen leisten, wie deutsche Offiziere und Mattosen in Disziplin, aber auch in begründetem Selbstbewußtsein die deutsche Nation fest und würdig vertreten. So taufe ich als Oberbürgermeister dieser Stadt dieses stolze Schiff mit dem Wunsche, daß es alle Stürme des Meeres siegreich überstehen möge, auf den Namen „Leipzi g". Die Witwe des tapferen Kommandanten der gesunkenen ,Leipzig", Frau Haun, vollzog den Taufakt. Der Schaum wein perlte über den Bug, an dem der Name des Kreuzers und das Stadtwappen sichtbar wurden. Der Reichspräsident zum StapeUauf des Kreuzers „Leipzig". Berlin. Der Reichswehrminister Groener richtete aus Wilhelmshaven folgende telegraphische Meldung an den Reichspräsidenten: „Kreuzer Leipzig' in Anwesenheit der Ehrengäste, unter ihnen acht Ueberlebende der im heldenmütigen Kampfe bei den Falklandinseln gefallenen alten Leipzig'-Besatzung, auf Marinewerft soeben glücklich vom Stapel gelaufen." Der Herr Reichspräsident erwiderte darauf: „Für die Meldung vom glücklich erfolgten Stapellauf dankend, wünsche ich dem neuen Kreuzer der den Namen des im heldenmütigen Kampfe bei den Falklandinseln am 8. 12. 1914 gesunkenen Kreuzers Leipzig' wägt, und dadurch das Gedenken an dieses tapfere Schiff und die mit ihm untergegangenen braven Kameraden lebendig erhalten wird, allezeit glückliche Fahrt. Möge die neue Leipzig' in treuer Pflichterfüllung der alten nacheifern." gez. von Hindenburg, Reichspräsident. Spiel-Plan der Dresdner Theater Opernhaus. Sonntag, 20. Oktober, außer Anrecht, „Die ZauberflSle" 7— g. 10. Montag, 21., Anr. S, „Die Bohöme" 7,30 bis g. 10. Dienstag, 22., Anrcchrsr. 8, „Zar und Zimmermann" 7,30 bis 10,30. Mittwoch, 23., geschl. Vorst, (kein öffentl. Kartenverkanf), „Der Freischütz" 8—11. Donnerstag, 24., Anr. 8, „Mignon" 7,30 bis 10,15. Freitag, 25., 1. Sinfoniekonzert Reihe 6, Solist: Jan Dahmen 7,30; öffentl. Hauptprobe vorm. 11,30. Sonnabend, 26.» außer Anr , „Die Fledermaus" 7,30-10,30. Sonntag, 27., nutzer Anr., „Lohengrin" 6—». 10. Montag, 28., Anr. ä, „Ein Masken ball" 7,30- g. 10,30. Schauspielhaus. Sonntag, 20. Oktober, außer Anr., „Lum« pacivagabundus" 7,30— n. 10. Montag, 21.» Anr. 8, „Musikalische Einleitung", „Die Frau im F°nst""- --D°r Tor und der Tod" 7,30 bis 10,15. Dienstag, 22., Anr. 8, „Die Ratten" 7,30- n. 10 Milt- woch, 23., Anr. 8, „Königin Tamara" 7,30—n. 10,15. Donnerstag, 24., außer Anr., Uraufführung "Ar" — Ost" 7,30. Freitag, 25.» Anr. 8, „Die Räuber" 7,30—n. 10,15. Sonnabend, 26., Anr. 8, „Die lustigen Weiber von Windsor' 7,30- n. 10. Sonntag, 27., außer Anr., „Fern — Ost" 7,30. Montag, 28., Anr. ä, „Musikalische Ein« leitung", „Die Frau im Fenster", „Der Tor und der Tod" 7,30-10,1b. ' Albert-Theater. Sonntag, 20. Oktober, 7,30 „Di- Nacht zum Donnerstag", BVB. Gr. 1 2251- 2500, Gr. 2 351-380. Mon tag, 21., 7,30 „Flieg', roter Adler von Tirol", Gr. 1 8801-9060, Gr. 2 381-460. Dienstag, 22., 7,30 Gastspiel Hansi Arnstedt mit Ensemble „3 wetten um Eva", Gr. I 201-460, Gr. 2 601-620. Mittwoch, 23., 7,30 dto., Gr. 1 401—600, Gr. 2 621—640. Donners tag, 24., 7,30 dto., Gr. 1 4501-4700, Gr. 2 641-660. Freitag, 25., 7,30 dto, Gr. 1 4701-4900, Gr. 2 661-680. Sonnabend, 26., 7,30 dto., Gr. 1 4901-5100, Gr. 2 681-700. Sonntag, 27., 7,30 „Die Nacht zum Donnerstag", Gr. 1 601-860, Gr. 2 801-820. Montag, 28 , 7,30 „Flieg', roter Adler von Tirol", Gr. 1 8901—9000 u. 9401—9500, Gr. 2 821-840. TemtralsTheater Die Aufführung des „Dretmäderlhaus" im Central-TH-atcr hat bei Publikum und Presse einen geradezu sensationellen Erfolg davon- getragcn und bleibt infolgedessen allabendlich auf dem Spielplan. Am Sonntag, den 20. Oktober wird letztmalig die Operette „Liebe und Trompetenbtase,." als Fremdenvorstellung bei kleinen Preisen wiederholt.