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Nr. 245. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 19. Oktober 1929. Seite 2 Pulsnitz. (Polizeibericht.) Gefunden wurden: 2 Herrensportmützen, 1 Damengürtel, 2 Augengläser. Die Eigentümer können die Gegenstände im Rathause abholen. Pulsnitz. (Der Mütterabend) findet am Frei tag, den 25. Oktober 1929, abends 8 Uhr im Pfarrhause (Konfirmandenzimmer) statt. Pnlsnitz. (Volksbildungsverein.) Montag, den 21. Oktober 20 Uhr spricht Professor Enking, Dresden. Er wird aus seinen neuen Werken vorlesen. Hierzu ist jeder mann herzlich willkommen. — (Die Fünfzigpfennigstücke aus Alumi niumbronze) werden außer Kurs gesetzt und gelten ab 1. Dezember 1929 nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. — (Die Sonnenfinsternis am I. Novem ber 19 2 9) wird in unseren Gegenden nur als verhältnis mäßig kleine partielle Verfinsterung sichtbar sein, da wir der nördlichen Grenze des Gebietes der Sichtbarkeit nahe sind. Der Beginn ist kalendermäßig mit 10 Uhr 12 Min., das Ende mit 3 Uhr 57 Min. berechnet. Die zentrale Verfinste rung beginnt um 2 Uhr 41 Min. Die Finsternis ist im Atlantischen Ozean, in West- und Mitteleuropa, in Afrika und im westlichen Teil des Indischen Ozeans sichtbar. — (Personenzugverkehr am 31. Oktober.) Da im Freistaat Sachsen der 31. Oktober gesetzlicher Feier tag ist, wird an diesem Tage im Bezirke der Reichsbahn direktion Dresden der Personenzugverkehr wie an Sonntagen durchgeführt. Es gelten daher auch die Sonntagsrückfahrkarten. Dresden. (Einweihung eines Ehrenmals für die Angehörigen der deutschen Sanitäts korps.) Am 27. Oktober, 12 Uhr, findet in Potsdam am Friedhof in der Saarmünderstraße die Einweihungsfeier des Ehrenmals für die 16 001 Angehörigen der deutschen Sani tätskorps statt. Eine Auskunftsstelle, die auch die Platzver- teilung regelt, ist an diesem Tage von 11,35—11,45 Uhr auf dem Bahnhofsplatz in Potsdam eingerichtet. — (Stresemann-Platz in Dresden?) Wie uns aus Dresden gemeldet wird, haben die Volksparteiler im Stadtverordnetenkollegium beantragt, zu beschließen, der Rat möge zum ehrenden Gedächtnis Stresemanns baldigst einen Platz oder eine Straße nach ihm benennen. — (Dienststrafverfahren gegen Präsident Tempel.) Das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium hat zur endgültigen Klarstellung der gegen den Präsidenten der Landesversicherungsanstalt Sachsen, Tempel, erhobenen Vor würfe das Dienststrafverfahren eingeleitet. Soweit Angriffe wegen Einrichtung der Dienstwohnung erhoben worden sind, hat übrigens Präsident Tempel das Dienstrafverfahren gegen sich selbst beantragt. Ttolpe». (EinemKindedas Leben gerettet) hat ein Sanitäter der hiesigen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz dadurch, daß er dem Kinde, das sich die Pulsader ausgeschnitten hatte, im letzten Augenblick eine Schlagader presse anlegte. Das Kind hatte mit einer Flasche gespielt, war gefallen und hatte sich über dem Handgelenk die Schlag ader ausgeschnitten. Da sich niemand Rat wußte, die Blutung zu stillen, wäre das Kind bis zum Eintreffen des Arztes verblutet. Löbau i. Sa. (Schadenfeuer.) Ein schweres Schadenfeuer brach im nahe gelegenen Beiersdorf aus. Aus noch nicht aufgeklärter Ursache stand plötzlich gegen >611 Uhr der Saal von Jakobs Gasthaus, in dem kurz zuvor noch eine Radsahrervereinigung geübt hatte, in Flammen. Das Feuer verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit über den ganzen alten Gebäudekomplex, der außer der Gastwirtschaft auch eine Bäckerei umfaßte. Die Baulichkeiten brannten bis auf die Grundmauern nieder. Der Schaden ist außerordentlich groß und nur teilweise durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht geklärt. Wilsdruff. (V e r k e h r s u n f a l l.) Ein schwerer Zusammenstoß ereignete sich auf der Straßengabelung beim Oberen Gasthof in Kcsselsdorf. Dort fuhr ein Döbelner Lieferwagen ein mit zwei Arbeitern besetztes Motorrad über den Haufen, schob es noch 18 Meter vor sich her und drückte es an die Wand. Die beiden aus Reinsberg stammenden Arbeiter erlitten neben anderen Verletzungen schwere Beinbrüche und wurden ins Nossener Krankenhaus gebracht. Das Motorrad war vollständig demoliert. - Wilkau (Sa.). (Kommunale Sparmaßnah- m e n.) Die letzte Gemeindeverordnetensttzung beschäftigte sich mit Sparanträgen des Bürgermeisters für das lau fende Rechnungsjahr. Durch die Anträge sollen 5000 Mark eingespart werden. Die Anträge beziehen sich auf eine Verminderung des persönlichen und sachlichen Verwal tungsaufwandes. Sie wurden mit den bürgerlichen und sozialdemokratischen Stimmen angenommen. Die Ge meindeverordneten genehmigten ferner die Abrechnung über die Ausbauarbeiten im Herbertbad. Der Aufwand von 21000 Mark ist durch ein Darlehen von 10 000 Mark, das die Sächsische Wohlfahrtshilfe zu 5 Prozent Zinsen gegeben hat, und im übrigen durch bewilligte Zuschüsse des Ministeriums und erhöhte Badeeinnahmcn gedeckt. Das Bad wurde im laufenden Jahr von etwa 50 000 Per sonen besucht. Dem Beitritt zur Landesbausparkasse Sachsen wurde gegen die Stimmen der kommunistischen Vertreter zugestimmt. Oschatz, (überfall auf einen För st er.) Auf den Förster Kierth der Rittergutsverwaltung Großböhla wurde von einem vorüberfahrenden Radler geschossen. Kierth wurde nur leicht verletzt. Es wird ein Racheakt vermutet. Geyer. (Rennfahrer Krebs verunglückt.) Auf der Straße von Elterlein nach Geyer kam der bekannte Motorradrennfahrcr Krebs-Geyer infolge eines Defektes an der Maschine mit seinem Motorrad ins Schleudern und stürzte in voller Fahrt auf die Straße. Es wurden ihm an beiden Beinen die Sehnen zerrissen. Annaberg. (Tödlicher Motorradunfall.) Auf der Straße von Königswalde nach Annaberg ver unglückte ein Annaberger Lebensmittelhändler mit seinem Motorrad. Er fuhr auf der unbeleuchteten Straße gegen einen Chaussecbaum und stürzte schwer. An den erlittenen oen großartigen Verlaus der Fahrt. Von zuverlässiger Seite wird bekannt, daß die Landung in Breslau nicht ausgeführt wurde, weil die Werftleitung in Friedrichshafen nach den Wet terkarten für Freitag mit einem sehr starken Nebel rechnete. Hätte das Luftschiff in Breslau eine Zwischenlandung vor genommen und wäre es dadurch erst am Freitag in Fried- richshafen eingetroffen, so hätte sich bei starkem Nebel die Landung schwierig gestaltet, da das Friedrichshafener Flug- gelände im Verhältnis zu der Größe des Luftschiffes sehr be schränkt ist. Die Schweizer Fahrt des »Graf Zeppelin" mutz ebenfalls abgefagt werden Friedrichshafen, 18. Okt. Der Luftschiffbau Zep pelin teilt mit, daß die für Sonnabend geplante Schweizer fahrt wegen der anhaltend trüben und nebligen Witterung vom Programm abgesetzt worden ist. Der nächste Aufstieg des Luftschiffes dürfte am Sonntag vormittag gegen 9 Uhr zum Besuch Stuttgarts und Böblingens erfolgen. Oer umstrittene Paragraph 4. Im Laufe einer Unterredung des Reichskanzlers mil dem Reichspräsidenten nahm nach einer amtlichen Mitteilung der Reichspräsident Gelegenheit, zu erklären, daß er den 8 4 des Volksbegehrens, welcher Reichskanzler und Reichsminister; die den doung-Plan oder ähnliche Verträge abschließen, unter die Anklage des Landesverrats stellt, als einen ungesetzlichen und persönlichen politischen Angriff bezeichne, bedauere und verurteile. Der Reichspräsident ersuchte den Reichskanzler, den Mit gliedern des Kabinetts von dieser Auffassung Kenntnis zu geben. Zu der Erklärung des Reichskanzlers wird von einer dem Reichsausschuß für das Volksbegehren nachstehenden Seite erklärt: Der Reichskanzler hat den Herrn Reichspräsidenten über Inhalt, Bedeutung und Wirkung des 8 4 offensichtlich falsch unterrichtet. 1. Der 8 4 bezieht sich nicht auf die Vergangenheit, sondern nur auf die Zukunft. 2. Der 8 4 wird für künftige Fälle verhindern, daß Reichskanzler und Minister Verträge mit dem Ausland zeichnen, die auf der Kriegsschuldlüge be ruhen. 3. Der 8 4 soll vor allem verhindern, daß Bevoll mächtigte des Reiches künftighin durch Paraphierung von Verletzungen starb er wenige Stunden "nach dem Sturze im Annaberger Krankenhaus. Aimaberg, 18. Oktober. (Die Not der Ge meinden.) Die Not der Gemeinden kam in der letzten Sitzung des Bezirksausschußes der Amtshauptmannschaft Annaberg deutlich zum Ausdruck. Nach den zum Zwecke einer Petition beim Arbeitsministerium angestellten Erhe bungen fallen im Bezirke Annaberg in den nächsten Wochen rund 3800 ausgesteuerte Erwerbslose der Wohlfahrtsunter stützung anheim, wozu nach sorgfältigen Errechnungen der Bezirk eine Mehrauswendung von 840000 RM. benötigen Wird. Man ist sich über die Mittelbeschaffung zur Steuer ung der schlimmsten Notlage noch nicht im klaren, zumal der Umlagcweg nicht beschritten werden kann, weil von den 38 Gemeinden des Bezirks nicht weniger als 30 einen un gedeckten Defizit im Haushallplan verzeichnen. Leipzig. (Die „Bremen" als Leipziger Messedampser.) Wie uns mitgeteilt wird, ist der neue große Schnelldampfer „Bremen" des Norddeutschen Lloyd für die Fahrt von New" Jork nach Bremen vom 22. bis 28. Februar angesctzt. Die „Bremen" wird in erster Linie der Beförderung der zahlreichen Amerikaner dienen, die die am 2. März beginnende Leipziger Frühjahrsmesse besuchen wollen. Klingenthal, 18. Oktober. (MißglückterWelt- rekord im Lang st reck enflug) Wie noch bekannt wird, befand sich der Pilot des bei dem Orte Winselburg im Aschberggebiet nicdergegangenen französischen Flugzeuges auf einem Rekordflug. Eine Meldung aus Paris besagt: „Am Dienstag vormittag ist der Flieger Van Londenberghe in einem Leichtflugzeug von Le Beurget aufgestiegen, um den Weltrekord im Langstrcckenflug zu brechen. Er wollte in Richtung Moskau fliegen und hoffte, 3000 Kilometer im direkten Flug zurücklegen zu können." — Das Flugzeug ist inzwischen abmontiert worden; die noch verwendbaren wert vollen Teile des Apparats sind nach Frankreich zurückge sandt worden. Der Pilot hat sich ebenfalls auf die Heim reise nach Frankreich begeben. Leitmeritz, 18. Oktober. (70 jugoslawische Kriegerleichen in Leitmeritz ausgegraben.) Auf dem Leitmeritzer Friedhof werden derzeit von eigens hierzu geschulten Arbeitern, in Gegenwart eines Vertreters der Jugoslawischen Regierung, 70 Soldatengrüber geöffnet. Hierbei werden alle in Leitmeritz bis zum Umsturz verstor benen Militärpersonen aus Serbien, die auf dem Leitmeritzer Friedhof beerdigt sind ausgegraben und in weißen Leinen säcken und Holzkisten in das jugoslawische Mausoleum nach Hcimichsgrün i. B. überführt und dort bestattet. Verschärfung der deuLsch-polnischen Gegensätze. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, werden die gegenwärtigen deutsch-polnischen Handelsvertragsverhand lungen von den Parteien mit größter Aufmerksamkeit ver folgt, weil ihr Ausgang für das Schicksal des Poung-Planes sehr wesentlich mitentscheidend ist. Bei den Pariser Verhand lungen des Ausschusses zur Liquidation der Vergangenheit hat nun eine besondere Rolle die Frage der polnischen Liquidationen gespielt, und zwar nach zwei Richtungen hin. Einmal ist im Absatz 4 Kapitel 9 den Regierungen empfohlen worden, vom , Tage der Annahme des Poung-Berichtes von Liqui- z d a t i o n s bestimmungen nicht mehr Gebrauch zu machen. X Die deutsche Regierung wendet sinngemäß diese Bestimmung Verträgen der Entscheidung des Reichstags vorgretfen, wie das in Locarno, trotz telegraphischen Einspruchs des Kabi netts, geschehen ist. 4. Der 8 4 stellt nicht Minister unter Strafe, die die bisherigen Verträge abgeschlossen haben. 5. Dieser Inhalt des 8 4 ist in der Oeffentlichkeit wiederholt in dieser Form eindeutig klargelegt insbesondere sofort nach dem Aufruf der Reichsregierung, die willkürliche Auslegung des 8 4 durch die Regierung zurückgewiesen worden. Berliner Pressestimmen zur Stellung nahme Hindenburgs zum 8 4 Berlin, 18. Oktober. Ta die amtliche Verlautbarung über die Stellungnahme Hindenburgs zum § 4 des Volksbegehrs erst kurz vor Redaktionsschluß bekannt wurde, Hal sich^ erst ein Teil der Berliner Presse redaktionell zu der Angelegenheit geäußert. Unter der Ueber» schrift „Hindenburg falsch unterrichtet", schreibt der „Berliner Lo ka l a n z e i g er", daß ja wohl nicht daran gezweifelt werden könne, daß die amtliche Mitteilung vom Reichsp Lsidenten gebilligt worden sei. Mit Bedauern und wachsendem Befremden müsse man seststellen, daß der Reichspräsident abermals falsch unterrichtet worden sei. So wenig wie das ganze Freiheitsgcsetz habe dessen § 4 rückwirkende Kraft. Er r chte sich allein auf die Zukunft und bedroh- diejenigen mit harter Stra e, die gegen das Gesetz verstoßen wollten, wenn es geltendes Reichsrecht geworden sei. Der Refchspväfibent sei kein Jurist und alles juristische liege seiner Wesensart weltenfern. Anscheinend deshalb sei es gelungen, ihm eine künstliche, den Sinn und den Text des Freiheits- ( gesetzes umkehrende Auslegung als richtig darzustellcn. Die „Kreuz- i zeitung" erklärt, hier werde wieder Mißbrauch getrieben mit Aeu« I tzerungen, die in einem politischen Gespräch mil dem Reichskanzler gefallen seien. Der „Berliner Börsencourie r" führt auS, diese Kundgebung des Reichspräsidenten entspreche ganz dem ritterlichen Empfinden Hindenburgs, der nicht den Eindruck auskommen lasten wollte, seine Neutralitätserklärung im Kampf um das Volksbegehren zeige ihn gleichgültig gegenüber dem Bertuch, die Männer, die im Haag nach bestem Gewissen für eine erträglichere Existenz des deutschen Volkes gekämpft hätteu, mit dem Makel des Landesverrates zu behaften. Im Zusammenhang mit dem Brief des Reichspräsidenten vom Don nerstag an den Reichskanzler schreibt die „Voss. Zt g.", der Reichs ausschuß für das Volksbegehren habe sich trotzdem den Anschein gegeben, als habe die Reichsregi rung die Kundgebung Hindenburgs mißdeutet. Reichsregierung und preußische Regierung befänden sich auf einer Linie mit dem höchsten Repräsentanten des Deutschen Reiches, wenn wir die Auffassung verträten, daß jene Beamte, die einen persönlichen Angriff gegen ihre höchsten Vorgesetzten mitmachten, einen Verstoß gegen ihre besonderen Pflichten gegenüber dem Staat begingen. Das „Ber liner Tageblatt" sagt, Hindenburg habe mit dieser Erklärung einen deutlichen Trennungsstrich zwischen sich und den Demagogen des Volksbegehrens gezogen. auch auf die polnischen Liquidationen an, während von pol nischer Seite ein Unterschied gemacht wird zwischen pri vaten und politischen Liquidationen. Die Polen erklären, daß ihr Liquidationsrecht politischen Gründen entsprungen sei und daher durch den Poung-Plan nicht be rührt würde. Auf der anderen Seite handelt es sich bei den schwebenden Differenzpunkten um das Kapitel 9 Absatz 3 des Poung-Berichtes, in dem ein Ausgleich aller noch bestehenden Ansprüche von Staat zu Staat empfohlen wird. Aus diesem Absatz folgern die Polen, daß die Tätigkeit der ge mischten Schiedsgerichte in Paris mit der Annahme des Poung-Planes eingestellt werden sollte, während Deutschland mit Recht den Standpunkt vertritt, daß es sich hier um Zusatzforderungen der einzelnen Gläubiger Po lens handelt, die rein privater Natur sind. Die An sprüche, die von den gemischten Schiedsgerichten durch- gefochten werden, ergeben sich aus den Differenzen zwischen den allzu geringen Summen, die denjenigen zur Verfügung gestellt wurden, deren Eigentum liquidiert wurde, und dem tatsächlichen Wert dieses Eigentums. Es handelt sich also hier um einen Streit Uber die bereits getätigten Liquidationen, und die Differenzen belaufen sich auf mehrere 160 Millionen Mark. In der bisherigen Rechtsprechung der gemischten Schieds gerichte in Paris hat sich gezeigt, daß die deutschen Ansprüche im wesentlichen Anerkennung gefunden haben. Wenn also die gemischten Schiedsgerichte ihre Arbeit fortsetzen, so kann damit gerechnet werden, daß die polnis che Regierung auch weiterhin zur Zahlung sehr erheblicher Summen verurteilt werden wird. Die Pariser Verhandlungen des Ausschusses zur Liquidation der Vergangenheit kommen gerade über diesen Punkt nicht hinweg. Es ist in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, daß es zwischen Deutschland und Polen noch eine Reihe weiterer Fragen gibt, die geklärt werden müssen, z. B. das Wiederkaufsrecht. Im Gegensatz zu der deutschen Rechtsauffassung nimmt die polnische Regierung das Recht für sich in Anspruch, das früher die Ansiedlungs kommission besaß, nämlich das Recht des Wiederkaufs der Ansiedlungsgüter im Erb- und Ver kaufsfall. Die polnische Regierung kann sich aber keines wegs als Rechtsnachfolger der Siedlungskommission be trachten. Die Inanspruchnahme dieses Rechtes geschieht aus politischen Gründen. Es ist bisher auch schon widerrechtlich in etwa 400 Fällen durch die Polen ausgeübt worden. Die Frage ist deswegen von erheblicher Bedeutung, weil unter Umständen damit gerechnet werden muß, daß 12 000 deutschstämmige Familien, deren Grundbesitz einen Wert von rund 14 Milliarde Mark hat, Gefahr laufen, ihren Grund und Boden zu verlieren. Nach dem gleichen Kapitel des Poung-Planes, das den Ausgleich der gegenseitigen Ansprüche empfiehlt, müssen auch dann noch die gegenseitigen reinen Staats forderungen ausgeglichen werden, und zwar muß hier eine Aufrechnung des preußischen Staats eigentums, das an Polen abgetreten ist, erfolgen qeqen die polnischen Forderungen an Be» satzungs- und Requisitionsschäden. Sperren der Postscheckkonten von Stahlhelmführern Berlin, l9. Okt. In Rheinland-Westfalen sind, wie die „DAZ." erfährt, die Postscheckkonten der als Stahlhelm führer bekannten Persönlichkeiten gesperrt worden. Die „DAZ" erfährt weiter aus zuverlässiger Quelle, daß auch in anderen Provinzen Postscheckkonten der leitenden Männer des Stahlhelms durch die Post festgestellt worden seien. Diese Mitteilungen seien geeignet, das Dementi der Regie rung, daß sie nicht beabsichtige, auch andere Landesverbände