Volltext Seite (XML)
übtiUt»SRBank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz »elchLst,stelle: Pulsnitz, Alb-rtstraß« 2 Druck und «erlag von S. 3. F S rster» Erb en (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Freitag, den 27. September 1S2S 81. Jahrgang Nummer 226 Amtsgericht Pulsnitz, den 28. September 1929. Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Vas Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des StadLrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt tzauptSlatt und älteste Zeituna in den Ortschaften d^ Pulsnitzer «mtSgerichtsdezir»; Pulsnitz, Pulsnitz «. E., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald«, Ohorn, Oberstein«, Niederstcina, Weißbach, Ober- und o " «iederlichtenau, Artete-Sdorf, Thiemendorf, Mttelbach, «roßnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Im Falle Söherer G-»«lt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe- Ler Zei'una oder der BefSrdrrvngSeinrichtungen, hat der Äez-eher trinen «ns^uch ans Lieferung oder «achltrseruna der Leitung oder auf Rück zahlung der Bezugspreises. -- Wöchentlich 0.W KM b» fteier Mholung wöchentlich 0.68 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM fretol-.denv Berlin. Die größte Wirtschaftsverschmelzung der Nachkriegszeit steht in diesen Tagen bevor. Die Deutsche Sank und die Diseonto-Gesellschast verhandeln über die völlige Zusammenlegung ihrer beiden Institute. Durch diese Verbindung wird das weitaus größte und ge waltigste deutsche Bankinstitut geschaffen. Der Aktien- Austausch soll im Verhältnis 1:1 erfolgen, und die Deutsche Bank wird ihr Kapital dementsprechend erhöhen. Die Deutsche Bank, die über ein Aktienkapital von 150 Millionen Reichsmark verfügt, würde also durch die Vereinigung mit der Diseonto-Gesellschast auf 285 Millionen Rm. Aktienkapital kommen. Was sagen die Fachkreise? Diese Sensationsmeldung wurde von der Öffentlichkeit N" recht geteilten Empfindungen ausgenommen. Während die Kurse der Deutschen Bank-Aktien und der Disconto» Kommandit-Anteile zunächst um 4 und 10 Prozent stiegen, glaubte ein großer Teil der Berliner Börsenmitglieder, darauf Hinweisen zu müssen, daß durch die Verschmelzung eine Einschränkung des Börsengeschäftes sehr leicht möglich sei. Zurückhaltung in der Beurteilung dieser Zusammen- schlußbewegung erwuchs ferner aus der Unkenntnis darüber, bis zu welchem Umfang der von der Deutschen Bank mit amerikanischen Teilhabern gegründete neue Investment- Trust an der Transaktion beteiligt ist. Ebenso beunruhigend wirkte die Meldung, daß eine amerikanische Großbank, die National City Bank, sich an der Fusion beteiligen würde. Die soziale Auswirkung. Die Zusammenlegung ist zweifellos der Rückschlag auf die geradezu phantastische Aufblähung des Apparates der Großbanken während der Inflationszeit und auch noch nach dieser Zeit Allerdings kommt dieser Rückschlag sehr spät und reichlich ungünstig. Tausende von Bankangestellten werden durch di« Zusammenlegung brotlos, denn man muß sich darüber Har sein, daß nunmehr, da man im Fahrwasser der Rationali sierung schwimmt, ein rigoroser Abbau des Bankpersonals erfolgen wird. Die Unzahl vop Bankstellen und Filialen im ganzen Reiche und in der Reichshauptstadt, die entschieden schon lange nicht mehr dem flauen Geschäftsbetrieb entspricht, wird vermindert werden. Ein trauriges, aber ebenso deut liches Zeichen für den Tiefstand und die Ver- armung unserer Wirtschaft. Die vielen Banken haben heute, da das Geld so knapp geworden ist, nichts mehr zu tun. „ . .. . Betrachtet man die beiden Großbanken, die letzt zu- lammengehenwollen, einzeln auf den Umfang ihrer Organi sation, so ergibt sich, daß die Deutsche Bank über etwa 181 Niederlassungen im Inlande und 7 im Auslande ver- fügt, daneben besitzt sie 100 Depositenkaffen, 37 allein in Berlin und 2 im Auslande. Die Zahl der An g est e l lte n beträgt etwa 13 0 0 0. Bei 422 694 Konten betrug der Um- satz 1928 225 Milliarden Mark. — Die Disconto - Gesellschaft hat etwa 50 Filialen und ebensoviel Zweig stellen und mehr als 30 Depositenkassen. Sie beschäftigt etwa 7000 Ange st eilte. Die Zahl der Konten betrug 1928 166 765 und der Umsatz 120.6 Milliarden Mark. Und was wird aus den Bankpalästen? Zweifellos werden eine Reihe von Bankgebäuden, deren Räume ohnedies seit langem nicht mehr voll ausgenutzt waren, überflüssig, das wird nicht ohne Wirkung auf den Immobilienmarkt bleiben. Wenn man bedenkt, daß allein die Disconto-Gesellschaft in Berlin und außer- kalb 77 eigene Bankgebäude hat. Es handelt sich in manchen Anzeigen-Grundzahlen in H/: Die 41 mm breite Zeile (Moffe's Zeilenweiser 14) 1 wm Höhe 10 SA/, in Ler Amtshauptmannschaft Kamenz 8 A/; amtlich 1 mm 30 s?/ und 24 SA/; Reklame 25 H/. Tabellarischer Satz 50°/. Aufschlag. — Bel zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSiSllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Seitliche Md fäch-scht Angelegenheiten P»ls»ltz. (Michaelisferien.) Die gestern be gonnenen Michaelisferien wurden, wie alle schulfreien Zeiten, von der Jugend mit großer Freude begrüßt. Bieten sie doch mit Ausnahme der Weihnachtswoche die einzigsten Rasttage in jener Periode angestrengter Arbeit, die erst mit dem be deutungsvollen examenreichen Osterfest ihren Abschluß findet. Auf dem Lande pflegt man die Michaelisferien meistens als „Kartoffelferien" zu bezeichnen, da um Michaelis die Kar toffelernte stattfindet, wobei speziell die größeren Schulknaben gern zum Aushacken oder Einsammeln der wertvollen Erd frucht angestellt werden. Solch eine Kartoffelernte ist aber nicht nur etwas sehr Wichtiges für die Erwachsenen, son dern auch etwas sehr Erfreuliches für die Kinder, und wer Gelegenheit hatte, sich in den Septembertagen auf dem Lande aufzuhalten, der wird unzweifelhaft bemerkt haben, daß die Knaben ftch mü Begeisterung dem Erntegeschäft Hingaben. Denn dasselbe besteht nicht allein im Ausgraben der wohl schmeckenden Knollenfrüchte, sondern auch im Anzünden hell lodernder Kartoffelfeuer, zu denen das Kraut der Erdäpfel das Brennmaterial liefern muß. Vergnügt umtanzt die Dorfjugend die schwelenden Flammen, die sie ihren fein schmeckerischen Gelüsten dienstbar zu machen weiß, indem sie in ihnen oder vielmehr m der glühenden Asche, die zurück bleibt, die frischen Kartoffeln röstet. Das gibt dann immer ein besonderes Festmahl, und wer in seiner Kindheit nicht selbst daran teilgenommen hat, der ahnt gar nicht, wie schön sie sind — die Kartoffelferien! — (Arbeitslosenunterstützung.) Das Arbeits amt Berlin-Nordwest teilt mit: Es dürfte nicht genügend bekannt sein, daß der unberechtigte Bezug von Arbeitslosen- Mterstützung nicht nur einen Anspruch auf Rückzahlung der unrechtmäßig bezogenen Beträge zur Folge hat, sondern außerdem noch strafbar sein kann. In letzter Zeit sind in verschiedenen Fällen gerichtliche Verurteilungen wegen be trügerischer Inanspruchnahme der Arbeitslosenversicherung erfolgt. Dabei handelt es sich auch um Fälle, in denen ein Arbeitsloser Gelegenheitsarbeit verrichtete, ohne hiervon dem Arbeitsamt Mitteilung zu machen. Die Verurteilung erfolgt 'n solchen Fällen zu empfindlichen Geld- bcz. Freiheitsstrafen. — (Die Einkomm ensverhältnisse in Deutsch- land.) Wenn man sich die Einkommensverhältnisse der breiten Schichten des Volkes in großen Zügen vergegeuwär- tigen will dann sieht es mit den Einkommen so aus: 26,5 Millionen Deutsche haben, nach den amtlichen Erhebungen, ein Einkommen aus Arbeit. Millionen von ihnen ver dienen jährlich weniger als 2000 RM, das sind :m Monat weniger als 165 RM. 10,4 M'llwnen von diesen 19,o kommen, das nicht einmal oder werden be' ihren nen nur unter 100 NM im Monat oder werden de. ihren Hauen um MMwnenovjette, für die deutsches Geld kaum aufzutreiben sein wird. Cs ist daher zu befürchten, daß ausländisches Kapital hier eindringen wird. Eine weitere Etappe des Ausverkaufs? Es ist überhaupt noch nicht klar zu erkennen, wie weit durch diese Zusammenlegung ausländisches Geld in neuen Mengen in die deutsche Wirtschaft einströmen wird. Be- wahrheitet sich z. B. das Gerücht, daß die amerikanische National City Bank sich an der Zusammenlegung be teiligen wird, indem sie 100 Millionen Mark Aktien über nimmt, so /wäre diese Tatsache sehr zu bedauern, denn sie würde eine weitere Etappe auf der ohnehin katastrophalen Ueberfremdung der deut- chen Wirtschaft sein. Oder sollte der Direktor der Deutschen Bank, vr.. Kehl, mit seinen Aufsehen und Wider spruch erregenden Ausführungen auf der Tagung des Reichs verbandes der Deutschen Industrie in Düsseldorf vorsichtig diese Ueberfremdung vorbereitet haben? Damals verstand man noch nicht recht, wie vr. Kehl die Ueberfremdung Deutsch, lands durch das Ausland verteidigen konnte. Heute wird es vielleicht klar, wenn es sich bewahrheitet, daß Amerika an der Verschmelzung der Großbanken beteiligt sein wird. Armes Deutschland, so wirst du allmählich ausverkaustl Erhöhung des englischen Diskonts um 1 Prozent. ' Erhebliche Belastung der gesamten Welt- Wirtschaft. Die Bank von England hat am Donnerstag die lang- erwartete und befürchtete Heraufsetzung ihres Diskontsatzes nm 1 auf 614 Prozent vorgenommen. Zunächst bedeutet die Diskonterhöhung eine erheb- liche Belastung der englischen Wirtschaft. Darüber hinaus wird aber der gesamte internatio. nale Geldmarkt und damit auch die gesamte inter nationale Wirtschaft beeinflußt. Es ist anzu nehmen, daß fast alle Länder mit bisher niedrigen diskont- sützen zu einer Heraufsetzuna gezwungen werden. Die Rückwirkungen auf Deutschland dürften sich in engen Grenzen halten. Man wird wohl erwarten müssen, daß die Forderungen für ausländisches Geld sich leicht, viel leicht um bis >4 erhöhen werden. Aber damit wäre für die Reichsbank noch mcht die Notwendigkeit gegeben, auch ihrerseits die Diskontschraubc anzuziehen. Immerhin ist die Lage nicht unbedenklich. Gibt es eine Patentlösung? Der Reichsernährungsminister Dietrich über die Maßnahmen zur Gesundung der Landwirtschaft. Unter der Ueberschrift „Gibt es eine Patentlösung?* beleuchtet Reichsernährungsminister Dietrich im „Berliner Börsen-Lourier" die Möglichkeiten für eine Hilfsaktion zu gunsten der Landwirtschaft. Der Minister geht davon aus, daß unsere Landwirtschaft seit Stabilisierung der Währung etwa 9 Milliarden Schulden hat, die sich jährlich um etwa 1 Milliarde erhöhten. Ms Landwirtschaft brauche also eine Mehreinnahme von einer Milliarde, um zu balancieren, und von 1^ bis 2 Millarden, um zu rentieren. Nicht immer könnten die Zölle den Scha den allein ausgleichen. Was man beim Weizenpreis erreichen könne, sei beim Roggenpreis nicht möglich. Man könne durch Zollmauern für den Roggen wohl eine Ausfuhr von Roggen ermöglichen und dadurch auf den Welt marktpreis drücken, aber umgekehrt könne der Roggenpreis durck Erscknveruna der Einfuhr nickt bockgetrieben werden. Das Wichtigste Das Luftschiff „Gras Zeppelin" ist am Donnerstag abend nach glück lich verlaufener Fahrt glatt in Friedrichshafen gelandet. Aus französischer Quelle wird aus Mainz gemeldet: Die interalliierte Rheinlandkommission wird am 1b. November von ihrem neuen Sitz in Wiesbaden Besitz ergreifen. Die Wache wird von dem Batail- lon des gegenwärtig in Höchst liegenden 33. Infanterie-Regiments gestellt. Die österreichische Nationalbank wird am Freitag den Diskontsatz von 7'/- auf 8r/r v. H. erhöhen. Diese Maßnahme wird mit der gleich« zemgen Erhöhung des Diskontsatzes in London begründet. AuS Nanking wird gemeldet, daß der Gouverneur der Provinz Hunan an die Nanking Regierung ein Telegramm gesandt hat, wonach es den Hunan-Streitkrästen gelungen ist, die eiserne Division des auf ständischen Generals Tschangfakwei nach hartem Kampf zu schlagen und zu entwaffnen. Al UMM kW MW« WMM Verschmelzung Deutsche Bank und Diseonto-Gesellschast Rykow über den russisch-chinesischen Konflikt Amtlicher Teil -1» dem Konkuraveefahre« über das Vermögen der Hut- und Konfektionsgeschäfts- inbaberill Llarav«w. «welche« geb. Büttner in Pulsnitz m zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußoerzeichnis der bei der DertRung ,u berückfichllg-nden Forderungen und zur Beschlußfassung der Glüubiqer über die nicht verwertbaren Dermdgensstücke und zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen der Schlußtermin aas de« 21. Oktober 1929, vormittags 11 Uhr vor dem Amtsgerichte Pulsnitz bestimmt worden. VutsnHerTa-eblalt Knnfprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt PulSM Postscheck-Konto Dn.-d-n 2138. Btro-Konto 14«