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Nr. 222'. PtrlSnitzer Tageblatt. — Montag, den 23. September 1929. Seite 2. üüngen. Die Zeiten sind vorüber, irr denen die Herrschaften j rs wagten, harmlose Spaziergänger anzurempeln und dann anter dem Vorwande, zuerst belästigt zu sein, mit der Rett- geitsche drauflosschlugen. Die Bevölkerung kümmert sich tn Mainz überhaupt nicht mehr um die Franzmänner, mit denen nicht die geringsten gesellschaftlichen und privaten Be ziehungen unterhalten werden, trotz aller versuchten Liebens würdigkeiten, trotz aller Drohungen und Schikanen. Vergeb lich hatte man die Mainzer auf die frühere kurze Franzosen- zeit eines vergangenen Jahrhunderts hingewiesen, aber man aredigte nur eine tote geschichtliche Erinnerung und beschwor erfolglos Schatten einer versunkenen Vergangenheit. Dann „ersuchte man es durch Beeinflussung mit einem deutsch ge druckten Nachrichtenblatt, mußte aber die Erfahrung machen, daß die Mainzer die Franzosenzeitung nicht einmal umsonst in die Hand nahmen, daß nicht einmal aus Papiermangel Neinkaufleute und Grünkramhändler ihre Waren darin ein wickelten, die Kundschaft wäre auch sonst fortgeblieben. Man richtete eine Pariser Konditorei ein mit französischen Lecker bissen und Getränken, aber kein Deutscher betrat den Laden. Was die Franzosen auch begannen, sie stießen überall auf stillen Widerstand. Da die lockende Werbung nichts half, versuchte man es mit der brutalen Gewalt, noch bis in die letzte Zeit hinein! Line Mainzer Tageszeitung wurde auf vier Wochen ver daten, weil sie einen französischen Offizier, der einen Men schen überfahren, schwer verletzt und seinem Schicksal über assen hatte, einen feigen Lumpen nannte. Gleich nach dem Verbot versprach man sofortige Aufhebung desselben, wenn das Blatt sich entschuldigte. Aber dieser Rückzug wurde ab- zelchnt, man hielt die vier Wochen aus, mit dem Erfolge, »aß die Bezieherzahl sich nachträglich erheblich verstärkte. Obgleich das Abrücken der Franzosen aus der dritten Zone zeitlich noch nicht sicher, obwohl die endgültige Räumung des Rheinlandes noch an allerlei Bedingungen geknüpft ist und man noch manche Winkelzüge erwartet, ist die Bevölke rung doch voll Zuversicht. Schon jetzt werden Erwägungen angestellt, wie die 3000 Wohnungen in Mainz zu verteilen sind, die augenblicklich die Franzosen noch innehaben. Aller dings muß ein beträchtlicher Teil dieser Wohnungen vollkom men erneuert werden, denn sie befinden sich in höchst herunter- gewirtschafteten verwahrlostem und schmutzigem Zustande. Die Abtritte sind verstopft. Die Wasserleitungen, Beleuch- tungs- und Badeanlagen teilweise völlig unbenutzbar. Der» Franzose hat für die Erzeugnisse einer höheren Kulturstufe eben keinen Sinn. Draußen im Zollhafen am Rhein liegt die französische Rheinflottille. Ein Dutzend kleinerer Kästen, Dampfer und Motorschiffchen, ein Teil davon natürlich beschlagnahmte deutsche Boote, die heute noch Namen wie „Ingeborg" und „Ursula" tragen. Die Schiffe sehen ungepflegt aus. Ein derartiges Bild wäre bei der deutschen Marine nicht mög lich. Man sieht einen typischen Rheindampfer, „Marceau" getauft, der hauptsächlich zu Spazierfahrten der Besetzungs- vngehörigen dienen soll. Ein Dutzend Matrosen räkelt sich in ihren "bunten Uniformen trüge herum, bis das Hornsignal zum Essenfassen ertönt ... Dqs unbesetzte Gebiet macht sich überhaupt keine richtigen Vorstellungen davon, welche Leiden die Brüder am- Rhein durchgemacht haben. Im Kriege war das Rheinland Auf marschgebiet, nach der Revolution mußte der Rheingau die zurückflutenden Heeresmassen aufnehmen, dann verschwanden die deutschen Garnisonen, und an ihre Stelle traten die Be- satzungstruppcn, die eine drückende Fremdherrschaft aufrich teten. Eupen, Malmedy, Elsaß-Lothringen wurden abge trennt, Luxemburg schied aus dem deutschen Zollverband aus, die Saar wurde vergewaltigt, aus blühendem rheinischen Binnenland wurde eine schwer ringende Grenzmark. Die Fremden nahmen die besten Wohnungen, die besten Gebäude, Schulen, Hotels, Turnhallen, Krankenhäuser, Verwaltungs bauten. Die Landwirtschaft seufzte unter der Rücksichtslosig keit der fremden Truppen, die ihre Aecker zerstampften, unter dem Verlust wertvollster Flächen für Schießplätze, Flug- und Aebungsgelände, deren Boden auf Jahre hinaus unbrauchbar ist. Die Lage der Kurorte, wie Ems, Wiesbaden, Kreuznach ist überaus schwierig, denn die Besetzung mit ihren Paßkon trollen, Bestrafungen und Beschränkung der Unterkunft hat die Fremden verscheucht. Selbst die Amerikaner fahren auf den guten Autostraßen am Rhein schleunigst in die freie Schweiz. — Aber die Rheinländer hielten durch. Auch diesmal hatten sich die seit den Tagen Iulius Cäsars von Westen heran rauschenden Wogenmassen gebrochen an den ewigen Felsen des heiligen Stromes. MWt md MW Angelegnhtittn Pulsnitz- (Die Gewinnlisten) der 23. Landes- Wohlfahrts-Geldlotterie sind eingctroffen und liegen in der Lotteriegeschäftsstelle des Herrn Max Greubig zur Einsicht nahme aus. Dieselben sind daselbst auch käuflich zu erwerben. — (Neugliederung vonSchulanfsichtsbe- zirken.) Das Verordnungsblatt des sächsischen Volksbil- dungsministeiiums veröffentlicht eine Verordnung über die Neugliederung der Schulaufsichtsbezirke Schwarzenberg und Aue. Gleichzeitig wird ein Verzeichnis der nach dem Stande vom 1. Oktober 1929 vorhandenen Bezirksschulämter ver öffentlicht. Danach bestehen zu dem genannten Zeitpunkt 34 ländliche und 44 städtische Bezirksfchulämter im Freistaat Sachsen. - (Die Schulferien 1930/31.) Das Volksbil dungsministerium hat die Schulserien sür das Schuljahr 1930/31 wie folgt festgesetzt: Osterferien vom 12. bis 26. April, Pfingstferien vom 7. bis 14. Juni, Sommerferien vom 12. Juli bis 18. Anaust, Herbstserien vom 26. September bis 4. Ok tober, Weihnachtsferien 24. Dezember bis 7. Januar. Mrt Bezug auf die Verordnung über Schülerentlassungen ist sür das laufende Schuljahr der 21. März 1930 als Entlassungs lag festgesetzt worden. — (Der DHB. im Kampfe umdasVolksbe- gehren neutral.) Der Gesamivorstand des Deutschna- klonalen Handlungsgehilien-VerbandeS, Gau Sachsen, tagte am 22. September in Leipzig In der Sitzung verabschie dete sich zunächst der nach Berlin zur Führung der Gewerk- schastspolititischen Abteilung berufene langjährige Führer des Gaues, Herr Max Hegewald. An der Stelle wählte die ^Lenammlung einstimmig den bisherigen Führer des Gaues Schlesien im DHV, Herrn Arno Bierast, Breslau. Im Laufe der Verhandlungen referierte der scheidende Führer nochmals eingehend über dir Stellung des DHV. zum Volks- Zegehren. Unter einmütiger Zustimmung der Versammlung erklärte er, daß der DHW im Kampfe nm das Volksbegeh ren unter allen Umständen neutral bleiben werde. Die Frage, ob das Ergebnis der Haager Verhandlungen angenommen oder abgelehnt werden müsse, sei lediglich'von den politischen Parteien zu entscheiden. Mr bisherige Verlauf der Dis kussion in diesem Fragenkomplex lasse zur Genüge erkennen, daß die Entscheidung im wesentlichen durch parteipolitische Einflüsse beeinträchtigt werde. Nach den Beschlüssen des Verbandes sei der DHV zu Mrtnpolitischrr Neutralität ver pflichtet-. Es besteht nicht dre Absicht, diese Neutralität in irgendeiner Form zu verletzen oder aufzugeben. — (Sächsischer Militäroereins-Bund.) Durch die deutsche Presse ist eine Mitteilung gelaufen, daß in Berlin seitens der Militär- und Kriegervrreine ein Deut sches Kaufhaus gegründet worden sei, an dem der Deutsche Reichskriegerbund Kyffhäuser mit einem Betrage von meh reren Hunderttausend Mark betMgt sei. Wmgegenüber sei § festgestellt, daß weder der Deutsche Reichskriegerbund KyM Häuser, noch der Preußische Landeskriegerverband, am aller wenigsten der Sächsische Militärvereins - Bund mit dieser Gründung das geringste zu tun haben. Sie geht vollkom men auf einen Beschluß des Berliner HauptÄiegerverbandts-- zurück. Von keiner der vorgenannten Stellen ist eine finan zielle Beteiligung gewährt worden. Die Mündung des Kaufhauses bat im übrigen ohne Vvrwisfen der betreffende«!! genannten Bundesstellen stattgefunden. Auf der vsr wenigem Tagen auf dem Kyffhäuser abgeholtenen Vertreterversamnr» lung und der vorangegangenen Bsrstandssi/Mng des Deut schen Rcichskriegerbundes Kyffhäuser haben der sächsische Bundespräsident Dr. Hopf und andere Vertreter aus dear^ Reiche nachdrücklich gegen diese Gründung Stellung genom men. Dem Kaufhaus ist die Benutzung des Kyffhäuser- Denkmals als Warenzeichen untersagt, auch ist die Zusage seitens des Kaufhauses gegeben worden, daß es keinerlei' Zweigstellen errichten und auch zach auswärts. Leine Kauf angebote erlassen wird. — (Einwanderung in Ms xi ko unterbunden.) Die Deutsche Handelskammer in Mexiko-Sladt teilt mit, daß !die Einwan derung von Neueinwandernden durch dir neuen Snwandsrungsbestim- mungen vollkommen unterbunden ist. Praktisch bedeutet das, daß man in Mexiko nicht mehr wie früher ungehindert einmaudern kanv, sondern nur als bereits Ansässiger wieder zurüÄkehren darf, aber unter allerlei Schwierigkeiten. Möglich ist die Einwanderung nur sür den, der mit festem Kontrakt für eine deutsche Firma kommt,. di« im Lande selbst besteht. Das Gesuch um Einwanderung muß m solchem Falle auch von der Deutsche» Handelskammer in Mexiko eingereicht werden, die ihrerseits die Angaben des Arbeitnehmers bestätigen muß- Visum und die Landungserlaubnis erhält aber der Arbeitnehmer "Ur sann, wenn nachaewiesen wird, dah Mr den in Frage kommenden Beruf im Lande Mexiko unter den Einheimischen und den dort ansässigen Aus ländern genügend Bewerber nicht gefunden werden können. Die deutsche Kolonie der Stadt Mexiko hat keine Mittel zur Unterstützung Arbeit?- loser und cs ist sebr schwer, arbeitslos gewordene Kaufleute usw unter zubringen. Auch sind die verschiedenen deutschen SiedlungSgestllschaften infolge ungenügender Mittel und völliger Unkenntnis tropischer Land» wittschaft zusammengebrochen. — (Es gibt keine Jnventuro-usver-kÄufe für Möbel.l Ein Möbelgeschäft m Berlin hat im Js- nuar'928 einen Inventurausverkauf in Möbeln ausgeschrieben:. Der Deutsche Möbelfachverband hat das Inserat beanstandet, da Ausverkäufe in Möbeln nicht Mich seien. Die Firma änderte ihr Inserat ab, der Möbelfachverband verlangte aber eine endgültige Erklärung, daß die Firma auch in Zukunft derartige Ankündigungen unterlasse- und klagte schließlich auf Unterlassung. — Ein Landgericht in Berlin wies die Klage zunächst ab, das Kammergericht aber verurteilte die Beklagte antragsgemäß Das Kammergericht fleht als erwiesen an. daß Inventurausverkäufe in Möbeln nicht üblich sind und bejaht das Bestehen der Wiederholungsgesahr seitens der Beklagten. Weiterhin steht das Kammergericht als erwiesen an, daß die Beklagte das Inserat nicht freiwillig, sondern nur unter dem Druck einer drohenden einstweiligen Verfügung geändert hat. Die von der Beklagten eingelegte Revision bat der zweite Zivilsenat des Reichsgerichts in feiner Freitags sitzung zurückqewiesen. Dresde«. (Die ersten Ingenieure der Tech nischen Lehranstalten der Stadt Dresden.) An den technischen Lehranstalten der Stadt Dresden, Abteilung Höhere Maschinenbauschule, wurde in den letzten Tagen erst malig die Reifeprüfung für Maschineningenieure obgehalten. Den Vorsitz in der Prüfungskommission führte Ministerialrat Mühlmann vom Wirtschaftsministerium. Zur mündlichen Prüfung sandten die Oberpostdirektion, der Verband sächsischer Industrieller und der Verein deutscher Ingenieure ihre Ver treter. Bei der Entlassungsfeier am Freitag hielt Ober studiendirektor Steinbrings die Abfchiedsrede. Sämtliche 17 Prüflinge bestanden die Prüfung. Pirna. (Großfeuer.) In Mühlbach-Häselich brach in einem etwa 50 Meter langen Betriebsgebäude der Holz stoffabrik G. m. b. H. Feuer aus, das sich bald auch über das angrenzende Maschinenhaus und den Holzlagerplatz verbreitete. Die Feuerwehr mußte sich in der Hauptsache auf die Erhaltung des Wohnhauses und des Lager gebäudes beschränken. — Während die Feuerwehren noch mit der Niederkämpfung dieses Brandes beschäftigt waren, lief die Meldung von einem weiteren Großfeuer iw Müglitztal ein. Im Bahnhotel Lauenstein war der Dach stuhl in Brand geraten und wurde vollständig zerstört. Auch mehrere Hotelzimmer und drei Wohnungen brann ten aus. Beide Brände werden auf böswilligt B r a n d st i f tu n g zurückgeführt. Chemnitz. (Brand durch fahrlässiges Rauchen.) In dem Seitengebäude des Wirtschafts besitzers Härtwig in Bernsporf bei Rochlitz brach ein Brand aus, durch den das Gebäude mit Erntevorräten vollständig eingeäschert wurde. Die von der Kriminal abteilung Chemnitz angestellten Erörterungen haben er geben, daß der Brand durch Fahrlässigkeit eines jüngeren Wirtschcrstsgchilsen entstanden war. Er. hatte kurz, vor dem Brande Spreu aus den im Seitengebäude befindlichen Futterboden getragen und dabei eine Zigarette geraucht. Bei dem Entleeren des Korbes ist ihm die brennende Zigarette in den Spreuhaufen gefallen, und er hat sie nicht wiedcrfinden können. Der Vorfall zeigt wieder einmal deutlich die Gefährlichkeit des Rauchens in Scheunen und sonstigen landwirtschaftlichen Gebäuden. Meerane. (Ein kommunistischer Stadtrat nicht wiedergewählt.) In der ersten Stadtverord netensitzung nach den Ferien stand u. a. die Wiederwahl des kommunistischen Stadtrats Haubold aus der Tages ordnung. Das Wahlergebnis war folgendes: Mit „Ja" stimmten 5 Kommunisten, mit „Nein" 14 Bürgerliche, die zehn Sozialdemokraten enthielten sich der Stimme und gaben weiße Zettel ab. Die Wiederwahl des kommunisti schen Stadtrats Haubolds wurde also mit den Stimmen der Bürgerlichen gegen die Stimmen der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten abgelehnt. Das Ergebnis der Wahl rief bei den Kommunisten einen Sturm der Entrüstung hervor, die die Sozialdemokraten des Ver rats an der Arbeiterklasse bezichtigten. Zu lebhaften Aus einandersetzungen kam es auch wegen der Erneuerung des Bächbettes des Meerchens, wobei das Stadtbauanu von allen Seiten lebhaft kritisiert wurde, das den Voran schlag in ganz leichtfertiger Weise gemacht habe, so daß sich heute bei Beginn des Baues bereits herausstellte, daß der Voranschlag von 75 000 Mark um nicht weniger als 35 000 Mark überschritten sei. Roßwein. (475 Jahre Bäckerinnung.) Die hiesige Bäckerinnung feierte ihr 475jähriges Bestehen. Boi dem Festkommers waren 17 Fahnen befreundeter Innun gen und Vereinigungen zur Stelle. Pfarrer Walter Rotz- Wein hielt die Festrede. Der Innung wurden an ihrem! Jubeltage zahlreiche Ehrungen zuteil. Die Tage werden kürzer. Haben Sie schon einmal einen September erlebt, in dem Ihnen nicht auffiel, daß die Tage kürzer werden? Ich glaube nicht, und- eben deswegen bin ich weiterhin der Ansicht, daß es eigentlich ziemlich überflüssig ist, von mir überflüssig, Sie auf das Herannahen der kurzen und dunklen Tage gewisser maßen schonend vorzubereiten. Aber ganz ohne triftigen Grund tu« ich es doch nicht, denn einmal war es bisher so warm und trocken, daß man beinahe übersehen konnte, wie der Herbst von den Toren steht, und dann muß ich Sie darüber aufllären, mit welchen Empfindungen ich diese Tat sache aufnehme. Ich bin auf die Sonne böse. Wozu «hat man Gesetze, die den Arbeitsfrieden schützen, wenn sie sich, nicht daran kehrt?: Ihr Betrieb ist im höchsten Grade lebens wichtig, und nun verkürzt sie zu unserem Mißvergnügen die Arbeitszeit — noch dazu, ohne uns auch nur zu fragen—, führt Kurzarbeit ein und unnötig lange Feierschichten. Das ist nicht sozial, denn sie schafft hierdurch Ungleichheiten zwischen Tagen und Nächten, die ihr eigentlich gleich lieb sein, sollten. Mir sagt viel mehr zu, und es ist auch gerechter,, daß es in den Tropen, immer gleiche Tage und gleiche Nächte gibt. Denn da hat man immer dasselbe Deputat an Licht und Wärme und wird nicht methodisch darumgebtacht, nach-' dem man erst sine Zeitlang im Ueberfluß geschwelgt hat. Nun wird man ja ganz, gewiß meinen Zorn durch einen: Einwand stillen: wollen, man wird mich darauf Hinweisen^ daß die- Tage nur Kis zum 21. Dezember kürzer werden, und- daß es dann wieder aufwärts geht. Bestreite ich auch gar nicht. Der Einwanw ist durchaus sachlich begründet, und es liegt: nahe-, ihn zu erheben. Aber er vernrehrt noch meinen Aerger. Denn nächstes- Jahr und so fort jedes Jahr fängt die. Ge schichte mit dem Kürzerwerden wieder von vorn an. Sie wiederholt sich . ewig. Nein, da verfängt kein-Trost, da ist nichts zu wachen, die- Sache ist schon im Anfang kosmisch. Verpfuscht morden. Und glauben Sie, daß von der Reichs* regierung, vom- Reichstag, von der Botschafterkonserenz! oder vom Völkerbund irgend etwas zur Abhilfe zu hoffe« ist? Ich nicht, und Sie wohl auch nicht, den^r.wir haben ja schon alle unsere Erfahrungen mit diesen Instanzen. Also, richten wir uns auf die kurzen Tage ein, aber das sag^ ich schon im voraus: „Trotz ihrer Kürze, ich , werde doch noch einen Teil davon verschlafen!^ bw M. P. Oie Finanzlage Ser Stadt Meißen. Schwierigkeiten aber nicht heillose. Die Zeitung Der Volksstaat veröffentlicht einen Artikel, i« dem die Behauptung aufgestellt wird, daß sich M e iß e n am Rande des Banke rotzt s befinde. Das Städtische Elektrizitätswerk mrv die Straßenbahn in Meißen stünden vor dem geschäftlichen Zusammenbruch. Für die Einrichtung des Elektrizitätswerks habe die Stadtverwaltung bei der ArbeiterKank in Berlin 700 000, Mark Schulden gemacht, auch der Staatsbank in Meißen schulde die Stadt 500 000 Mark. Auf Befehl der sächsischen, Regierung, die vow den Linkssozialisten selbst angerufen Worden sei, habe an der Stadtverordnetensitzung vom, 19. September wegen dieser Lrngelegenheit ein Vertreter der Regierung teilnehmen müssen. Die Regierung habe mitteilen lassen, daß sie kein Geld habe, um die Wirtschaft Meißens in Ordnung zu bringen, zumal die sofortige Auf wendung von vier Millionen Mart notwendig seh um nur das Alleruotwendigste zu bestreiten. Das verschuldete «Elektrizitätswerk müsse entweder dem Elektrizitätsverband Gröba, also einem Privatwerk, verpachtet oder in eine Aktiengesellschaft eingcbracht werden, die von Gröba kon trolliert werde. Die Privatwirtschaft habe sich nur unter der Bedingung zur Hiffe bereiterklärt, daß mit sofortiger Wirkung die Strom- und auch wahrscheinlich die Gas- preise erheblich erhöht werden. Oberbürgermeister Dr. Busch- Meißen hat zu diesem Artikel des Volksstaat bereits Stellung genommen: er bezeichnet ihn als übertrieben und tendenziös. In den meisten Punkten entspreche er überhaupt nicht den Tat sachen. Das Material, das darin enthalten sei, könne nur aus Gehcimberatungen stammen und sei vollkommen ent stellt wiedergegeben. Zu Einzelheiten könne er keine Stellung nehmen, da er im Augenblick noch ohne Fühlung nahme mit den städtischen Körperschaften sei. Zur Be unruhigung liege keinerlei Anlaß vor. . . , Von zuständiger Sette wird zu der Angelegenyen er klärt, daß die Stadt Meißen sich in schweren finanziellen Schwierigkeiten befinde, man i glaube jedoch, daß diese sich beheben lassen werden. Es I sei richtig, daß an der Stadtverordnetensttzuug^vom 19.