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Pulsnitzer Tageblatt : 17.09.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192909174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19290917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19290917
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-09
- Tag 1929-09-17
-
Monat
1929-09
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 17.09.1929
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Nr, 217 Pulörnyer Tageblatt. — Dienstag, den 17. September 1929. Seite 3. Bezirks-Sängerfest Le, Bezirk» Dbnlaufitz im Deutschen Arbeitersäagerbund am 14. und 18 September In Bautzen ... . sehr starker Beteiligung aus seinem gesamten Gebiet Myrte der Bezirk Obrrlaufitz im Deutschen Arbeit rjäagerbund am Sonnabend und Sonntag zur Feier seines 30jährigen Bestehens ein großangelegtes Bezirkssängersest in Bautzen durch, wo ihm die N«;ierhalle der Insanterte Kaserne dazu zur Verfügung stand Dort sand am Sonnabend abend ein Begrüßungskonzert statt, daß vorzugsweise vom gaftgebenden Verein, der Dolksfingakademie Bautzen, bestritten wurde. Der von seinem Leiter Albert Wotruba "usgezeichnet geschulte Chor brachte autzer Chören von Beethoven und Weber und einigen älteren Liedern auch Werke lebender Kom ponisten wie Konstantin Brunck, Robert Kahn und Hermann Scherchen zum Vortrag. Sowohl Gemischter Chor, wie Frauen- und Männerchor erzielten mit ihren Darbietungen trotz der Größe de» Raumes, die siir Gesang eines einzelnen Vereines wenig gün- stig ist, einen sehr beachtenswerten Erfolg. - Nach dem Konzert erfolgten einige Begrüßungsanspra chen, so vom Vorstand der Bautzener Volksjingakademie, dem Bezirksvorfitzenden Kühnel Neugersdocs, von Obcrregierungsrat Dr. Kaestner, von der Krershauptmannjchast Bautzen, von einem Ver treter des Stadtrats und Abgesandten der nordböhmijchen Bruder- Vereine. Anschließend an diese Begrüßungen warteten die einzelnen Bezirksgruppen mit meist je einem Gemischten und einem Männer chor aus, die Gruppe Bautzen unter Leitung von A. Paul Tune- walde, die Gruppe Löbau geführt von A. Krtegel-Dürrhennersdorf, die Gruppe Eibau mit F. Schmidt an der Spitze und endlich die zahlenmäßig stärkste Gruppe Radeberg unter Führung des Bezirks- chormeifters R. H. Schröder. Der Beisall war nach allen Dar bietungen sehr stark. Die Sonntagsveranstaltungen wurden nach der Hauptprobe durch ein Marktjingen aus dem Bautzener Hauptmarkt ringeleitet, das wiederum einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Das Hauptkonzert fand nachmittags in der völlig besetzten Ererzierballe statt. E» brachte in abwechslungsreicher Zusammen- stellung eine Anzahl schöner alter Volkslieder, teilweise in ganz prächtigen Lhorsätzen für Männer und Frauenstimmen und Ge- mischten Chor, außerdem einige neuere Werke, wie die Republika nische Hymne von Kuhn und solche von G. A. Uthman. Bezirks- chormeifter R. H. Schröder leitete temperamentvoll und sicher die große Schar der Sänger, die fich zum Schluß in einem etwa 2800 Personen starken Mass nchor vereinigten und die Zuhörer zu be- oeistertem Beisall hingerissen. - Das künstlerisch einen vollen Erfolg darstellende Fest wurde durch gesellige Veranstaltungen abgeschlossen. TagunZen S1 Jahresversammlung der Freien Oberlausitzer Sattler-, Tapezierer- um» Wagenbauer-Bereinigung in Löbau Zur 21. Jahresversammlung hatte die Freie Oberlaufitzer Vereinigung der Sattler, Topeztenr und Wagenbauer am Sonntag nach Löbau aufgerusen. Zahlreich waren die Mit- glieder der Vereinigung dem Ruse gefolgt »Kamps für die Erhaltung des Handwerks" war das Motto, das über der Tagung stand. Echter deutscher Handwerkergeist beseelte die Teilnehmer. Der Darfitzende der Vereinigung, Obermeister H. Sommer-Bautzen, eröffnete die Versammlung mit herzlichen Bsgrützungsworten. Im Namen der gaftgebenden Stadt wünschte Siodtrat Michel der Tagung d'e besten Ersolge. Stadtrat u-tlenberaer Löbau erstattete den Kassenbericht. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Zu einem grotzangelegten Dortrag über »Die wirtschaftliche Lage und die Auswirkung des Voung Planes" ergriff darauf der Syndikus des Landesausschvffes des sächsischen Handwerks, Dr. Kuntze, das Wort. Die Re parationslasten ständen heute im Vordergrund aller Interessen. Don Krise zu Krise hätten wir uns hinwsgjongliert und in Jahrzehnten noch würden wir aus dieser Krise nichts hinaus gekommen sein, wenn nicht mit Macht diese trostlose Lage einmal geändert werde. Heute befänden wir uns in einem wirtsLast- lichen Umschichtungsprozetz, mit dem wir rechnen müßten. Sozialisterungscxperimente von einst seien heute der Ausdruck eines Hochkapitalismus, der zur Monopolisierung, zur Trust budung sühre. In der Tendenz sei wohl Sozialismus vor handen, dennoch zeige sich da» Streben zum Kollektivismus, zur Zusammenballung von Kapital. Das Handwerk stände zwischen Sozialismus und Kapitel und müfls heute den Kamps Prrsönlichkeitswert gegen Truftdiktatur führen. Der größte W°r>eu s-i der, daß den v-lar.twvrttichen Stellen das Der- lürdie Nöte des Mittelstandes fehle. Heute gehe die Frage von Mund zu Mund: Toll der 2)oung PIan ana nom« men werden oder nicht! Das hierzu eingeleitete DM-begichren ^?s"bren )n sich. Hierbei würde in or-antw^ttungs lo,er Weise mit der Frage der Kctegslchuldlüae acinielt. Aus diesem Grunde habe das Handwerk eine Betettiauro am Volksbegehren abgelehnt Dr. Kuntze machte dann länge« Aussührungen über eveMuelle Steuersenkungen, die aus den Ersparnissen des /^ung-Planes vorgenommen werden könnten. Die Steuern allein seien heute die Träger der Ausbalanzierung der Haushaltpläne, da, könne sty ein verarmtes Volk wie wir nicht leisten, da sei Abh lie dringend erforderlich. Nicht im Schlepptau der Großindustrie, nicht im Gängelband der Ge werkschaften gelte es zu marschieren, in eigener Front — eigene Steuer- und eigene Sozialpolitik betreibend — müsse Schulter an Schulter mit Gleichgesinnten der Kamps ausgenommen werden. Dann werde der mittelftöndische Handwerkerstand einst die Palme des Steges daoontragen. — Nach dem Dortrage gab Syndikus Dr. Gebhardt Aufklärung über das neue Gewerbe Kammer-Wablgesktz. Der Landesvorsitzende des Verbandes, Göpfert Dresden, unterstrich die Aussührungen des Reserenten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß bei kommenden Gewerbe- »amwerwohlen für jeden Angehörigen des Verbandes nur die Parole Geltung baden möge: Wahlrecht «st Wahlpflicht! — Nach kurzen Worten des Vorsitzenden Sommer über Gewerbe- sreiheit und Anmeldung des Gewerbes und nach internen Preisbesprechungen wurde die Tagung geschloffen. Landesverbandstagung des Gewerkschaftsringes. Der Gewerkschaftsring Deutscher Arbeiter-, Angestell ten- und Beamtenverbande, Landesverband Sachsen, hielt am 14. und 15. September in B a u tz e n seine 5. Landes verbandstagung ab. Die geschäftliche Tagung am Sonn tag eröffnete der Lanvesverbaudsvorsitzende Rodig, Dresden. Nach mlgemeinen Vorbemerkungen er stattete der Geschäftsführer Franke, Leipzig, den Tätig keitsbericht über die Arbeit auf Wirtschafts- und sozial politischem Gebiete. Er konnte darin ^Wellen, daß die gestellten Aufgaben voll gelost worden seien. Der zweite Vorsitzende des Landesverbandes, Sa ue r, dcm„ den Bericht über seine Tätigkeit als Beisitzer des Landes arbeitsamtes, der Kassierer Schrot den Kassenbericht be kannt. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Mit der Tagung war eine öffentliche Kundgebung verbunden. Aus die Begrüßungsworte des Vorsitzenden antwortete namens der zahlreich erschienenen Ehrengäste Ministerialrat Dr. Kittel vom Arbelts- und Wohl- , sahrtsministerium. Der Referent. Reichstagsabgeordneter Lemmer, Berlin, ging in seinen Ausführungen über das Thema: „Soziale Wirtschaft" von der Neuregelung der Reparationsfragc durch den Young-Plan aus, die auch die Lebensintercssen der deutschen Arbeitnehmerschaft aufs stärkste berühre. Die Abmachungen im Haag geben dem deutschen Volke keine Veranlassung, zu jubeln. Aber es gebe politisch keine andere Lösung, wenn man nicht das deutsche Volk in eine neue Katastrophe treiben wolle Lemmer bezweifelte, das; der Young-Plan eine Endlösung darstellc. Die Reparationsleistungen Deutschlands würden vielmehr von den jeweiligen politischen Machtverhält nissen in Europa unberührt bleiben. In bezug auf die Lastenverminderung. die der Young-Plan für die nächsten Jahre bringt, müsse die Arbeitnehmerschaft verlangen, daß zunächst einmal die Reichsfinanzen absolut in Ordnung zu bringen seien. Dann erst wäre zu übersehen, inwieweit eine Steuersenkung durchführbar fei, die aber so angelegt fein müsse, daß sie für die gesamte Wirtschaft und damit auch für die Arbeitnehmerschaft eine gewisse Erleichterung bringe. Auch auf die lohnpolitische Entwicklung könne die neue Regelung der Reparationen nicht ohne Einfluß blei ben. Die beste Lohnpolitik sei eine Stärkung der Kaufkraft durch Senkung der Preise. Das Lohnnivea» werde viel fach überschätzt. Die freiheitlich-nationalen Gewerkschaften im Gewerkschaftsring feien getreu ihrer Tradition bereit, auch in Zukunft zuverlässige Träger des Deutschen Staates und der deutschen Volkswirtfchast zu fein. Im Anschluß an die Rede wurde eine Entschließung einstimmig angenommen, in der Forderungen hinsichtlich der baldigen Durchführung der Arbeitslosenversicherungs reform, der Preispolitik, der Sozialversicherung und des Schlichtungswesens erhoben werden. — Nach der Kund gebung wurde die geschäftliche Tagung zu Ende geführt und darin nach Behandlung einiger Anträge der Vorstand in seiner alten Zusammenfetzung wiedergewählt. Kür und wider den tzoung-plan ein- Während In Kiel sprach Oberfinanzrat vr. Bang über den Young-Plan und Kriegsschuldlüge und bezeichnete die An nahme des Tributplans als freiwillige Unterzeichnung der Kriegsschuldlüge. Der Young-Plan mache die Ketten unserer Knechtschaft unzerreißbar. Gefährlich sei es. daß der Pariser Tribütplan keine Revisionsklaüsel enthalte. Die Aufhebung des Transferschutzes führe zum Zusammenbruch der deutschen Währung. — Die Deutsche Bauern- und Land volkpartei nahm in einer Versammlung in Dort mund zum Young-Plan Stellung. Dabei betonte Landrat a. D. Or. Gereke, daß die wirtschaftlichen Auswirkungen des Young-Planes gerade für die Landwirtschaft furchtbar seien. Dem Volksbegehren aber könne die Landvolkpartei nicht beitreten, da das Begehren die Bestrafung der Minister wegen Landesverrats fordere, die den Young-Plan anneh men. — In einer ausführlichen Zusammenfassung der Koblenzer Beratungen der Reichstagsfrak tion der Zentrumspartei wird auch die Stellung nahme des Zentrums zu dem Haager Ergebnis und dem Young-Plan dargelegt. Die Fraktion begrüßt die bevor stehende Befreiung Deutschlands von fremder Besetzung, er klärt sich jedoch noch nicht in der Lage, entscheidend zum Young-Plan Stellung zu nehmen. Die Tragfähigkeit des Tributplanes sei wesentlich bedingt durch das Ergebnis der weiteren im Gang befindlichen Verhandlungen. Vor aller Dingen betont die Fraktion die Notwendigkeit, die Saar wieder der Heimat zuzuführen. Ferner wird die Vorlage eines umfassenden Finanzpro gramms gefordert, das Gesundung der Reichsfinanzen und Erleichterung der drückenden Steuerlasten herbeiführt. Auch zur Steuerung der Not der Landwirtschaft hält das Zentrum eine unverzügliche Hilfsaktion für notwendig. — In einer Entschließung des Parteitages der Deutschen Volkspartei, Wahlkreis Südhannover-Braunschweig, wird erklärt, daß der Parteitag sich dessen bewußt, sei, daß der Young-Plan dem deutschen Volke Lasten aufbürde, die es nicht auf die Dauer tragen könne. Aber der Plan bringe wenigstens eine Senkung der Tributlasten für die nächsten Jahre. Erfreulich sei immerhin, daß endlich der Rhein frei werde. Gegenüber dem Volksbegehren sprach sich der Partei tag ablehnend aus. — Auch die Generalversamm lung des Bayerischen patriotischen Ba Vereins in Tuntenhausen erkannte an, daß oer Young-Plan auf die Dauer ebenso undurchführbar sei wie der Dawes-Plan, daß er aber doch zunächst wenigstens eine Erleichterung bringe. Redner wie der Äbg. Horia ch e r (Bayr. Vp.) und der Bauernführer vr. Heim sprachen sich gegen das Volksbegehren aus. . Eine aus allen Teilen Deutschlands in Kassel abge haltene Versammlung der Gewerkschaft der deut schen Eisenbahn-Fahrbeamten und Anwar- ter nahm nach eingehenden Verhandlungen über den Young-Plan eine Entschließung an, in der das gesamte Fahr- personal der Reichsbahn sich gegen die Bestrebungen wendet, daß die Reichsbahn noch stärker als bisher zum Pfandobjekt des Auslandes gemacht werden soll. Die politische Erörterung über den Young-Plan ist zur Zeit überaus rege. In allen Teilen des Reiches finden Ver sammlungen und Kundgebungen für und wider den Young- Plan statt. Bemerkenswert ist, daß mit wirklicher Begeiste rung keine dieser Kundgebungen für den Young-Plan ein tritt. Ueberall wurden schwerste Bedenken laut. Während die einen daraus für sich die Folgerung ziehen, daß der Young-Plan abgelehnt werden muß, halten es die anderen trotz ihrer schweren Bedenken für ratsam, ihn anzunehmen, weil er uns doch wenigstens für die nächsten Jahre einige Er leichterungen bringe. Oie ersten Besahungstruppen in -er Heimat. London. Vor den Ausgängen des Viktoria-Bahnhofes in London warteten weherer tausend Menschen auf die An- kunft der ersten zurückkehrenden Rheinlandbesetzungstrup pen. Als die Soldaten nach den Kasernen marschierten, wurden sie herzlich begrüßt. Aus Koblenz ist eine größere Anzahl von Angehörigen verschiedener Truppenteile ebenso wie Beamte der Rhein landkommission in die Heimat beurlaubt worden. Der Ab transport des französischen rollenden Materials ist bereits in vollem Gange. Die Engländer nehmen ihr Material nicht mit, sondern bieten es öffentlich an deutsche Inter- essenten zum Verkauf aus. Die Koblenzer städtischen Stellen sowie Staats- und Reichsbehörden treffen bereits Vorbe reitungen zur Uebernahme der durch die Räumung frei wer- denden Gebäude, die für Koblenz allein 679 Gebäude, 188 Häuser und 220 Einzelwohnungen, insgesamt etwa 1500 Wohnungen, ausmachen. Der bisherige Wohnungs mangel wird dadurch mit einem Schlage be, fertigt, Dr. Eckener in Cherbourg. Pari«, 16. September. Dr. Eckener ist aus seiner Heim reise nach Deutschland an Bord des Dampftrs Newyork am Montag in Cherbourg eingetroffen. Dr. Eckener bedankte sich durch Funk bei allen Personen, die ihm während des Ausent- Halles im Hasen ihre Glückwünsche aussprechen wollten, ent schuldigte sich aber, sie nicht empsangen zu können, da er ge zwungen sei, sich zu schonen. Dr. Eckener bat weiter darum, ihm bei seiner Rückkehr nach Deutschland keinen Empfang zu bereiten. Er wünsche fich von den Anstrengungen zu erholen und dann dem Ausbau des Transatlantik - Lustdienstes sowie die Studienreise des »Gras Zeppelin" nach dem Nordpol vor- zubereiten- Frankreich das reichste Land Europas. Paris. Anläßlich einer Landwirtschaftsschau hielt der französische Innenminister Tardieu eine Rede, in der er dem Vorwurf, Frankreich bleibe nichts mehr von seinem Siege, mit folgenden Feststellungen begegnete: „Die Unab hängigkeit Frankreichs ist gerettet und wiederhergestellt. An unserer Seite scharen sich Belgier, Tschechen Polen, Ru mänen, Serben und Griechen. Das linke Rheinufer und 50 Kilometer des rechten Ufers sind dem Heer unferer Nach barn verschlossen. Unser nord-afrikanisches Gebiet ist von der deutschen Hypothek auf Marokko entlastet und unser Ko- lomalreich mit Syrien, Kamerun (I) und Togo (!) um 800 000 Quadratkilometer, 16 Millionen Bewohner und 1,5 Milliarden Handel vermehrt. Frankreich ist von dem Joch befreit, das ihm der Frankfurter Vertrag auf den Nacken legte, dank dessen Deutschland in den Genuß aller Zollsen kungen kam, die von uns erreicht wurden. Unsere Land wirtschaft wurde durch das elsässische Kali ausfuhrfähig. Un- sere Erzeugung ist, was Eisenerz, Roheisen und Stahl an belangt, verdoppelt. Zum ersten Male ist unsere Versor gung mit flüssigem Brennstoff durch die Petroleumquellen von Mesopotamien sichergestellt. Unsere Handelsflotte ist gegenüber der Vorkriegszeit mehr als verdoppelt und das industrielle Rüstzeug vervielfacht." Oie Bombenaffäre vor dem Ltniersuchungsrichier. Berlin. Nunmehr sind dem Vernehmungsrichter im Berliner Polizeipräsidium die Akte« In Sachen der Bomben attentäter von der Polizei zugeleitet worden, der jetzt erst das Material zu sichten hat. Wie man hört, bestand bei der Polizei die Absicht, sämtliche elf in Berlin verhafteten Per sonen wieder aus freien Fuß zu setzen. NaDrem man sich jedoch mit der Altonaer Polizei in Verbindung gesetzt hatte, wurden sieben Personen, nämlich Ernst von Salomon, Klans, Timm, Mittelsdorf, Roßteutscher, Vander und Wilske in Haft behalten, da der Verdacht vorliegt, daß sie an den norddeutschen Attentaten mitbetei ligt sind. o:iuer der in Altona befindlichen Verhafteten soll ein Geständnis abgelegt haben, was den Bombenanschlag in Niebyll betrifft, der im Juni d. I. dort auf die Wohnung des Landrats verübt wurde. Damit wären sämtliche An schläge bis auf die beiden Attentate in Lüneburg und aus das Rcichstagsgebüude in Berlin aufgeklärt. Vier weitere Ver haftungen erfolgten. Der Hofbesitzer Jonny Nagel aus Krempdorf, Iohannes Horn aus Grevenkops, Wilhelm Kel ting aus Süderaudorf, sowie Willi Karstens aus Hamburg, ein Schwager des Besitzers des Kremper Hofes, wurde fest genommen, aber nach einiger Zeit wieder srcigelassen. Auch der Landwirt Franz Luhmann aus Clues bei Winsen an der Luhe und der Diplomlandwirt Walter Bohm aus Altona wurden festgenommen. Der Goldarbeiter Plöhn wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Tcchow und Laß erklärten nach ihrer Entlastung aus der Polizeihaft, daß sie auf eine anonyme Anzeige hin verhaftet worden wären. Der Verdacht der Polizei gegen sie hätte durch nichts gerechtfertigt oder begründet werden können. Sie seien nur von Unterbeamten vernommen worden, die sie über ihren Lebenslauf, über Reisen, Bekannte und ähnliche allgemeine Dinge zu Protokoll verhört hätten. Techow und Laß wollen gegen die Polizei Strafantrag stellen. Der Göttinger Rechtsanwalt vr. Luetgebrun hat die Freilassung des Landvolkführers Hamkes beantragt, da dringende Ver dachtsgründe gegen Hamkes nicht beständen. Ein verdächtige Kiste. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde beim Nemigcn eines Untergrnndbahnzuges auf dem Berliner Bahnhof Spittelmarkt eine Kiste gefunden, die 388 Schuß Infanteriemunition, einige Platzpatronen, 48 Nickelmantel- geschoste, 97 kleinere Zündhütchen und eine Dose mit 200 Gramm Schwarzpulver enthielt. Es gelang nicht, den Be sitzer dieser Kiste festzustellen. Obwohl bei dem Anschlag auf das Reichstagsgebüude auch Schwarzpulver zur Verwen dung kam, glaubt die Polizei nicht, daß dieser Fund mit den Bombenanschlägen irgendwie in Verbindung zu bringen ist. Sie nimmt an, daß der unbekannte Besitzer der Kiste sich aus Furcht, daß bei weiteren polizeilichen Maßnahmen die Muni tion hätte bei ihm gefunden werden können, der Kiste ent ledigen wollte. — Auch im Nahe-Kreis Segeberg wurde eine Margarinekiste gefunden, in der sich eine Weckeruhr und rine leere Flasche befanden, die durch eine Gardinenschnur verbunden waren. Vier junge Leute wurden verhaftet, doch sieht die Polizei diese Angelegenheit nur als einen üblen Scherz an. Börsen-Galgenhumor. Die Steuerzahler werden leichter aufgebracht als die Steuern. * Mit welchem Umschläge kann heute der Kaufmann rech nen? — Mit dem der Witterung. .
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