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Nr. 217. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 17 September 1929. Seite 2. — (Mission-kinderfest in Kamenz.) Am 15. Sep tember wurde von der Hutbeig Gruppe der Sächsischen Misstonskouferenz nachmittags ein MijsionSkinderfest für die Konfirmanden und die Kinder, gottesdienstbesucher des Kirchrnbezirkes Kamenz abgehalten, das vom herrlichsten Wetter begünstigt und vor weit über 1300 Kindern aus allen Teilen deS KirchenbezirteS besucht war. Mit der Bahn, mit Kraftwagen, mit Geschirren und zu Fuß trafen die Teilnehmer hier ein. Ein Sonderzug aus der Richtung Radeberg—Arnsdorf brachte deren allein gegen 600. Wie freuten sich doch die Kinder. Am Bahn- Hofe Kamenz wurden sie von Herrn Oberlehrer Wilhelm begrüßt und im geordneten Zuge ging eS nach der Stadt, vorbei am künftigen Les singhause, an dem ehemaligen Klosterhose, über den Schulhof und über den Marktplatz bis zur Hanptkirche. Viele der Kinder kamen an diesem Tage zum crstenmale nach Kamenz. Wie staunten sie doch über die Pracht der herrlichen Stadtkirche Sankt Marien! Kurz noch 3 Uhr nahm mit dem allgemeinen Gesänge „Großer Gott, wir loben dich!" der Kindergottesdicnst seinen Anfang. Herr Sup. Dr. Schröder rief den Kindern und den übrigen Teilnehmern ein herzliche» „Grüß Gott!" zu. Nach innigem Gebete sprach er in recht kindertümlicher Weise zu den Kindern über die Worte des Heilandes an seine Jünger: „Gehet hin in alle Welt . . . !" und ermahnte sie, an ihrem Teile ach mit zu helfen, daß die Worte des Heilandes in Erfüllung gehen möchten. Haltet ihr euch allezeit treu zur Kirche und tretet mit ein für die Mts- sion! Nach dem allgemeinen Gesänge: „Jesu geh voran!" begrüßte Herr Pfarrer Dr. Leonhard die Helfer und Helferinnen im Namen der Missionsgruppe Hutberg und gab den weiteren Verlauf des Festes be kannt. Mit dem allgemeinen Gebete des Vaterunsers und mit dem Segen nahm der Kindergottesdienst sein Ende. Hieraus wurde die Kirche besichtigt. Herr Oberlehrer Wilhelm erklärte den Kindern den kunstvollen Marienaltar. Nach einem Gange über den sehenswerten Kirchhof mit seiner großartigen Fernsicht ging es hinauf zum Hutberge, wo die Kinder mit Kaffee und Gebäck bewirtet wurden. Dann erzählte ihnen der Missionar, Herr Plärrer Schäjer aus dem Tamulenland, ins besondere vom Götzendienste der Tamulcn. Er zeigte den Kindern auch einige Götzenbilder jener Heiden. Mit großem Interesse folgten die Kinder seinen Ausführungen. Hierauf wurden mit den Kindern Spiele gemacht. Da« war ein freudiges Bewegen! ^/,7 Uhr erfolgte der Abmarsch der Kinder nach dem Lahnhofe. 7 Uhr 20 Min. verließ der Sonderzug Kamenz. Die Kinder aus der Schwepnitzer Gegend fuhren mit Geschirren heim. „Aus Wiedersehen l" rief es von allen Seilen. Tücher schwenkten. „Das war aber schön!" hörte man so ost aus Kindermunde. So nahm das große Missionslindersest einen schönen Verlauf und wird den Teilnehmern gewiß unvergeßlich bleiben. Es hat wohl sicherlich dazu beigetragen, die Herzen aller, insbesondere der Kinder, für die Heidenmisston zu öffnen. Str. Grotzuauudorf (Schulausschußsitzung.) In der gestern abgehaltenen Schulausschußsitzung wurde zunächst des Ablebens unseres hochverdienten Mitgliedes, des Ge- rneindeältesten Emil Großmann gedacht. Nach bewegten Gedächtnisworten erhob man sich von den Plätzen. Im zweiten Punkt behandelte man den Eingang der Einladung zu der bereits stattgefundenen Hauptkonferenz der Lehrer. Hierauf wurde die Abrechnung über das abgehaltene Schul fest vorgetragen und dieselbe zur weiteren Prüfung den Herren Brückner und Mütze übergeben. Letzten Endes wurde noch eine dringend notwendige Ofenreparatur in Erinnerung gebracht. Grotznuundors. (Vom Turnverein.) Nach dem Von der Amtshauptmannschast Kamenz und dem zustän digen Wasserbauamt die Genehmigung zur Errichtung eines öffentlichen Schwimmbades für den Turnverein D. T. zu Großnaundorf nunmehr eingegangen ist, wird die Weiterfüh rung des Baues nach den baupolizeilichen Vorschriften ener gisch weiter betrieben. Bei dem Besuch des Turnvereins D. T, zu Gräfenhain am vergangenen Sonntag waren zwei Mitglieder unseres Vereins im Einzelwettkampf Preisträger, nämlich die Turnerin Frieda Eisold Nr. 54 und der Jugend turner Walter Freudenberg, Pflegesohn des Stellmachermei sters Bruno Lunze, der 4 mal erster, bezw. zweiter Sieger war. Oberfteina. (Zwei Jubilare im Turnverein.) Nur noch kurze Zeit trennt uns von den Festtagen, die der Turnverein DI. zu Ehren zweier Jubilare am 21. und 22. September veranstaltet. 25 lange Jahre sinv es, in denen unser Herr Bürgermeister den Verein al« I. Vorsitzender leitet, und ein Bieiteljahrhundert ist gleichzeitig vergangen, seitdem unser Walter Freudenberg die Feder in die Haud nahm, die Geschicke des Vereins auszuzeichnen. Wer je im Vereinsleben stand, wird ermessen können, wieviel Arbeit es bedeutet, 25 Jahre lang einen Post n zu begleiten, und welche unermeßliche Treue und welcher Idealismus dazu gehört, über Jahrzehnte hinaus aktiv tätig zu sein. Ab.r die Gewißheit, einer guten Sache zu dienen, half unse ren Jubilaren, vie Schwierigkeiten zu überwinden, und trotz erschüttern der privater Ereignisse hielten sie fest an dem großen Gedanken, der unter dem Begriffe „Deutsche Tnrnerschaft" Millionen vereinigt. Es ist deshald Veranlassung genug, mit diesen beiden Turner Eichen den Tag zu feiern, der ihre 25jährige Amtstätigkeit im Verein vollendet, und wir hoffen und wünschen, daß außer den Vere nSangehörigen recht Viele sich entschließen werden, an der Feierstunde am nächsten Sonn abend, die im Anschluß an ein Bühnenturnrn abgehalten wird, teil, zunchmen, um jenen Beiden in würdiger Weise zu bekunden, daß wir uns des F-iertageS mit ihnen freuen in dankbarer Anerkennung. Ohor«. (Goldene Hochzeit.) Am letzten Sonn abend fand die Einsegnung des Goldenen Jubelpaares Theodor Hermann Kaiser und der Frau Emilie Selma geb. Schöne im engen Familienkreise statt. Herr Pfarrer Grobe über reichte sodann mit herzlichen Segenswünschen eine Ehren urkunde der obersten Kirchenbehörde und eine von der Kirch gemeinde Pulsnitz gestiftete Ehrenbibel. Wir wünschen dem Jubelpaare noch einen gesegneten Lebensabend. Ohora (Auch bei uns Bisamratten.) Erst malig schoß Herr Waldwärter Richter eine starke weibliche Bisamratte am Obermühlteich. 8t. Bautze«, 16. September. (Arg zusammenge- schrumpft.) Nachdem vor kurzem die drei kommunistischen Stadtverordneten Schulz, Richter und Wenzel aus der KPD ausgeschlossen worden sind, erklärte in der letzten Stadtver- ordnetcnsitzung der kommunistische Stadtrat Wälle., daß nun mehr auch er wegen Sympatisierens mit den drei Genannten aus der Partei ausgeschlossen worden sei. Dem Bautzncr Stadtverordnetenkollegium gehört nunmehr nur noch der Stadtverordnete Horstmann als Vertreter der KPD an. Neugersdorf, 16. Sept. (Unterden Nädern des Kraftpostwagens.) Auf der Staatsstraße nach Löbau bog heute nacht der Elektrotechniker Zange aus Bau tzen, der sein Motorrad nur mit einer Taschenlampe beleuch tet hatte, kurz vor dem ihm entgegenkommenden Autobus der Kraftpostlinie Löbau—Seifhennersdorf aus unerklärlicher Ursache von der rechten Straßenseite nach links ab. Ec ge riet mit seinem Fahrzeug unter die Räder des vollbesetzten Autobus und blieb an den Verstrebungen an der Unterseite abstimumng über das Sondergesch ein Grund mehr für die Deutsche Bolkspariei sei, diese« unzulängliche und auf so u> sicherem Boden stehende „Kompromiß" mit aller Macht zu bekämpfen. Das „Ber liner Tageblatt" stellt fest, der Reichsrat habe die Arbeitslosen reform in einer Fassung angenommen, die die Zahl der Schwierigkeiten im Reichstag eher noch vermehren werde. Er hat di-jmigen Bestim mungen genehmigt, die bisher von der Volkspartet und den Demokraten abgelehnt worden seien. Nach der „B o s s i s ch e n Z e i t u n g" bleiben nach dem Reichsratsbeschluß von dem Defizit in der Arbeitslosen versicherung nur noch sechs Millionen zu decken, die man durch die übrigen Maßnahmen der Vorlage, die gegen die Mißstände geplant seien, zu tilgen hoffe. Der „L o k a l - A n z e i g e r" stellt fest, daß eine Prognose für die Abstimmung im Reichstag dem Kabinett nach der Abstimmung im ReichSrat ein erfreuliches Ergebnis kaum zubilligen könne, Zuspitzung der lettisch-russischen Beziehungen. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der Prozeß gegen die Tscherwonez-Spekulanten in Moskau, in den auch eine Mitarbeiterin der lettischen Gesandtschaft, Berta Asch mann, verwickelt ist, die diplomatischen Beziehungen zwischen Lettland und der Sowjetunion zugespitzt. Die lettische Gesandtschaft, die an dem Prozeß durch einen Beob achter teilnehmen wird, erklärte die Vorwürfe, daß die letti sche Gesandtschaft Spekulationen treibe, als aus der Luft gegriffen. Die lettische Gesandtschaft wird sich nach Beendi gung des Prozesses mit einer Note an die Sowjetregiernng wenden, in der sie gegen die Methode des letzten Prozesses protestieren wird. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben sich in der letzten Zeit auch durch die Besuche des englischen Majors Lloyd in Lettland zugespitzt, der die lettische Armee reorganisieren soll. Die lettische Regierung wolle nach der Auffassung russischer Kreise mit Finnland Verhand lungen über den Abschluß eines Freundschaftsbündnisses gegen die Sowjetunion einleiten. Die englisch-amerikanischen Verhand lungen vorläufig abgeschlossen Zu der bevorstehenden Amerikareise des Minlsterpräst- deuten Macdonald gibt nunmehr auch der englitche amtliche Funkdienst eine längere Erklärung, dle den englischen Stand punkt in der Frage der FlottenobrSstungsverdM dlungen des näheren umreißt. Der Zweck des Besuches Macdonalds im Weißen Kaufe Ist hiernach lediglich in einer Bezeugung des .guten Willens' Englands zu sehsn, während über die Flotten abrüstungsoerhandlungen angeblich nicht gefprochen werden soll. Die letzten Meinungsverschiedenheiten zwischen England und Amerika sollen vielmehr erst auf der Fänfmächtekonferenz in London, die skt. Januar 1930 in Aussicht genommen worden ist, endgültig geklärt werden. Jur Besetzung Wiesbadens durch die Franzosen Die Veröffentlichung des .Daily Expreß" über die Br sctzung Wiesbadens durch die französischen Truppen nach dem Abmarsch der Engländer hat in Paris eine außerordentliche Erregung heroorgerufen. In unterrichteten Kreisen gibt man zu verstehen, daß es sich bei den Truppenoerswiebungen keines wegs um eine neu« milUSrUch« Besetzung dandels. Wenn dis Rhstnlandkommlsston noch Wiesbaden verlegt werke, so würden französische Truppen lediglich den Platz dienst in Wiesbaden versehen Hieltet dürste es sich nach französischer Auffassung um höchstens eine Kompagnie handeln. Diese Besetzung, so wird geflissentlich wiederholt, habe keinen verwaltungsmäßigen Charakter. Die Verlegung französischer Kavallerieregimenter nach Wiesbaden, wie sie »Daily Expreß' in Aussicht stellt, gehörte in das Reich der Fabel. des Wagens hängen. Der Verunglückte wurde einige Meter mit fortgeschleift und auf der Stelle getötet. Zittau. (G ü t e r z u g e n g l e i s u n g.) Vor der Ein fahrt in den Bahnhof Eibau entgleiste ein von Dresden kommender und nach Zittau bestimmter Güterzug mit der Lokomotive und den vier nachfolgenden Wagen. Zwei Güterwagen wurden völlig zertrümmert. Verletzt wurde der Zugführer Berndt aus Zittau. Dresden. (Professor Neusser gestorben.) Der Kustos und Professor am staatlichen Museum für Völkerkunde, Dr. Oskar Neusser, ist im Alter von 62 Jahren gestorben. Dresden, l6. September. (Ernennungen im Staatsdienst.) Das Gesamtministerium hat in seiner Sitzung vom 16. September 1929 den Ministerialrat in der Staatskanzlei Dr. Schettler in der gleichen Eigenschaft für den 1. Oktober 19^9 zum Leiter der Staatskanzlei und den Ministerialrat Dr. Waentig für den gleichen Zeitpunkt zum Kreishauptmann von Bautzen ernannt. Radeberg. (5 0 jähriges Bestehen.) Die Orts gruppe Radeberg des Gebirgsvereins für die Sächs. Schweiz konnte am 14. September ihr 50 jähriges Bestehen feiern. Die Feier fand im Saale des „Kaiserhofes" statt und zwar unter zahlreicher Beteiligung. Es war ein ausgezeichnetes Festprogramm aufgestellt wvrden. Das Festkonzert führte das Siegfried-Hippe-Orchester aus, die Gesangsvorträge die Ortsgruppe Radeberg im S. E S. B. Nach einem Vor spruche von Frl. Lotte Schneider begrüßte der 1. Vorsitzende, Herr Stadtbaurat Zopf, die Versammelten, Mitglieder und Gäste, in herzlichster Weise. Die Festansprache hielt Herr Studienrat Prof. Dr. Arldt. Verschiedene Ehrungen ver dienter Mitglieder fanden statt. Zur besonderen Erinnerung an das 50 jährige Bestehen der Ortsgruppe wurde vom Ge samtvorstande eine 47 Druckseiten umfassende Festschrift heraus gegeben, in der u. a. die Geschichte der Ortsgruppe Rade berg behandelt ist. Jedes Mitglied erhielt die betreffende Festschrift ausgehändigt 8tr. Meitzk«, 16. Sept. (Tagung der Gemeinde beamten.) Der Sächsische Gemeindebeamtenbund wird seine diesjährige Bundeshauptversammlung hier vom 6. bis 8. Oktober abhalten. Meißen. (SchweresMotorradunglück.) Der 20 Jahre alte Schlosser Kurt Otto aus Wiedberg bei Meißen fuhr mit seinem Motorrad gegen die geschlossene Bahnschranke beim Übergang Brockwitz der Strecke Dres den—Elsterwerda. Das Motorrad wurde von einem Eilgüterzug ersaßt und zertrümmert. Otto konnte sich durch Abspringen retten, während seine Mitfahrerin Marie Plattner aus Wiedberg vom Zuge erfaßt, über fahren und getötet wurde. Graf Westarp über das Volksbegehren Der Kampf gegen die Kriegsschuldlüge, so führte Graf Westarp in Berlin aus, habe durch Pariser Plan und Haager Abkommen neue Gestalt angenommen. Gegen alle bisherigen sogenannten Vertragsab schlüsse über Schuldlügen und Kontributionen vom Versailler Vertrag bis zur Annahme des einseitig festgesetzten Dawesplanes habe Deutsch land die Einrede des Zwanges der Gewalt. Der Pariser Plan hin gegen sei von deutschen Sachverständigen unterzeichnet. Freiwillig solle sich Deutschland dadurch, daß es die au) keinen anderen Rechtsgrund gestützten Verpflichtungen übernehme, erneut zur Kriegsschuldlüge be- kennen. Freiwillig solle es Kontributionsverpflichtungen auf 60 Jahre übernehmen, die gerade auf Grund der freiwilligen Annahme mit allem Nachdruck al« endgültig und unabänderlich bezeichnet würden. Die neue Lage Und die geschichtliche Größe der Entscheidung zwinge zu neuen Maßnahmen. Deshalb sei es geboten, von dein j« der Ver fassung vorgesehenen Rechte Gebrauch zu mache», das Volk selbst zur Entscheidung auszurufen. Zahlreich seien die Fußangeln, die in den Weg zu einer Volksabstimmung eingebaut seien. Sie zu vermeiden, sei ein Kunststück, das leichter zu kritisieren als zu vollbringen sei. Der Widerruf der Kriegsschuldlüge sei erforderlich, weil er bisher nur ein mal amtlich mit anderen Regierungen als völkerrechtliche Stellung nahme Deutschlands mitgeteilt worden sei. Das sei 1925 von der Regierung geschehen, an der die D-utschnationalen beteiligt gewesen waren. Dieser Anlauf vom Jahre 192S sei jedoch in Locarno und nach dem Austritt der Deutschnational n aus der Regierung stecken ge blieben. Der allgemeine ausdrückliche amtliche Widerruf des Kriegs- schuldanerkenntniffes stehe immer noch aus. Er solle durch den Volks- entscheid erzwungen werden. Solange das Volksbegehren schwebe, durch welches das Volk selbst zur Entscheidung aufgerufen weide, hätte die gegenwärtige Koalition und die hinter ihr stehenden Mehrheit nicht das Recht, den Plan im Reichstag anzunehmen. Volksbegehren und Reichspräsident Der Relchsausschutz sür das deutsch« Volksbegehren teilt mit: Auf einer Tagung der christlich-nationalen Bauern- und Landvolkpartei in Dortmund am Sonntag nachmittag hat Land rat a. D. Gereke in seiner Stellungnahme zum Volksbegehren ausgesührt, gegen den -Paropraphen 4 des Gesetzentwurfes be ständen besondere Bedenken, weil nach Ansicht des Redners aus Grund dieses Paragraphen auch unser gegenwärtiger all- verehrter Reichspräsident von Hindenburg als »Bevollmächtigter' des Deutschen Reiches dem Landesoerratparagraphen unterstellt werden könnte. Der Reichsausschuß erklärt hierzu: Aus dem Wortlaut geht klar hervor, daß die Bestimmungen des Para graphen 4 niemals aus den Relchsprästdenten angewendet wer den können. Fehlbetrag 862,8 Millionen. Die R er ch s e i nn a h me n und -ausgaben in den Monaten Juni und Juli. Das Rcichsfinanzministerium veröffentlicht den Monats- ausweis über die Reichseinnahmen und -ausgaben in der Monaten Juni und Juli des Rechnungsjahres 1929. Im ordentlichen Haushalt sind an Einnahmen zu verzeichne» für Juni 540,0 und Juli 1139,0, seit Beginn des Rechnungs jahres bis einschließlich Mai 1596,5 Millionen Reichsmark. Bei den Ausgaben sind folgende Posten nennenswert! Steuerüberweisungen an die Länder 175,1 (403,6), Kriegs- entschädigungsauszahlungen 127,8 (127,8), Sozialversiche- rung 6,1 (21,8) Millionen Reichsmark. Die gesamten Aus gaben betragen für Juni 682,3 und für Juli 957,9 Mil lionen Reichsmark. Für den ordentlichen Haushalt ergibt sich am Ende des Berichtsmonats (Juli 1929) ein Bestand von 158,9 Mil lionen Reichsmark, für den außerordentlichen Haushalt ein Fehlbetr- . von 862,8 Millionen Reichsmark. Leipzig. (Furchtbares Bauun glück.) Am Montag vormittag ereignete sich bei den Kanalbanarbeiten in der Nähe des Kotterweges ein folgenschweres Unglück. Ein Elektromobil, das vier Erdwagen zog, rutschte auf einer Notbrücke ab, überfuhr den Prellbock, hinter dem ein Arbeiter stand, und bohrte sich in den Schlamm ein. Der Arbeiter Schaffner kam unter die Maschine zu liegen und erlitt einen furchtbaren Erstickungstod. Der Ma schinenführer selbst ist mit einem Nervenschock ins Kran kenhaus eingeliesert worden. Die Ursache des Unglücks konnte noch nicht klargestellt werden. Leipzig. (Schreckenstat einer Mutter.) In Brossen (bei Meuselwitz) durchschnitt die Mutter des früheren Fleischermeisters Ernst Hübner ihren drei Kin dern die Kehle und verübte dann Selbstmord. Da die Frau vor mehreren Jahren einen Nervenschlag erlitten hatte, ist die Tat wohl auf geistige Verwirrung zurück zuführen. Grumbach. (Ein Kind verbrannt.) Der land wirtschaftliche Arbeiter Morgenstern hatte sein 3^jähriges Töchterchen mit aufs Feld genommen, wo er seiner Arbeit nachging, und das Kind spielte, wahrscheinlich auch mit den Streichhölzern aus des Vaters Jacke, denn plötzlich stand es in Hellen Flammen. Die Flammen wurden zwar von dem hinzukommenden Besitzer erstickt, aber das Kind hatte doch schon so schwere Brandwunden erlitten, daß es gestorben ist. Zwickau. (E r d e r sch ü tt e r u n g e n.) Am Sonn abend kurz vor 1-8 Uhr sind in verschiedenen Gegenden der Stadt wiederum Erderschütterungen wahrgenommen worden. Erdstöße tektonischer Art sind in früheren Jahren in Zwickau wiederholt beobachtet worden. Lichtenstein-Callnberg. (Autounglück.) Ein von Heinrichsort kommendes Personenauto, das nach Lichten stein-Callnberg fuhr, gelangte in einer scharfen Kurve in den Seitengraben und überschlug sich. Zwei Insassen, die herausgeschleudert wurden, kamen mit geringen Verletzun gen davon, während der Maler Zienert aus Olsnitz unter den Wagen zu liegen kam. Der Verunglückte sollte ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert werden, verstarb aber be reits auf dem Transport. Aussig a. E., 16. September. >E i n g e st el l t e r Schiffsverkehr auf der Elbe.) Der Wasserspiegel der Elbe ist so stark gesunken, doß nunmehr die Personcn- schiffahrt zwischen Aussig und Leitmeritz eingestellt werden mußte. Von Aussig flußabwärts verkehren die Schiffe vor läufig noch normal.