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N: 208 Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 6 September 1929. Seite 2. — (Abschuß für Rebhühner.) Das Wirtschafts ministerium, Abteilung für Landwirtschaft in Dresden hat mit Verordnung vom 2. September 1929 den Abschuß für Rebhühner für die Zeit vom 16. September 1929 bis 31. Oktober 1929 festgesetzt. — (Die Hitzewelle.) Die Höchsttemperaturen gingen in Sachsen vorgestern bis 33 Grad im Schatten, wäh rend die tiefsten Temperaturen im Flachlande nicht unter 18 Grad betrugen. Gestern früh um 7 Uhr wurden schon wieder 20, gegen 9 Uhr 25 Grad überschritten. Das sind Werte, wie sie selbst im Hochsommer nicht allzuhäufig sind. Allerdings nimmt jetzt die Gewitterneigung zu, und die Hitze dürfte nunmehr ihren höchsten Grad erreicht haben. — (Mütterberatungen) finden statt am Mitt woch, den 11. September, nachmittags 4 Uhr in der Schule zu Pulsnitz M. S.; am Freitag, den 13. September, nachmittags '/,4 Uhr in der Schule zu Obersteina; nachmittags 4 Uhr in der Schule zu Niedersteina. Arzt wird anwesend sein. — (Erika.) Trockene Heide» und Waldböden bedecken sich jetzt wieder mit den rosaroten Blüten des Heidekrautes. Den eintöni gen Sandlandschaften der Ebene wird dadurch jener eigenartige Reiz und Schimmer verliehen, den vor allem LönS so ost in seinen Dich tungen besungen hat. Auf jeden Menschen, der nicht ganz unempfäng lich geworden ist, machen die blühenden Flächen immer wieder einen außerordentlich beruhigenden Eindruck und wecken in ihm inniges Ge» fühl der Verbundenheit mit dem Boden. Es gibt mehrere Arten der Heide. Früh schon erblüht die Schneeheide (Lrica caroea), die bei uns im Vogtlande zuhauS ist. Im Juli erblüht die großglockige Moor- oder Glockenheide (Lrica tetraUx), die aus unserer Lausitz bis nach Moritzburg und Weinböhla vordringt. Zurzeit dürfte sie schon überall verblüht sein. Das allgemeiner gekannte Heidekraut ist die Sandheide (caUuna vulg-aria), dessen Blüten sich dadurch von denen der eigentlichen Erika-Arlen unterscheiden, daß ihr ebenfalls rosa gefärbter Kelch die gleichfarbige, aber kleinere Krone völlig bedeckt, so daß der Eindruck er weckt wird, als ob zwei Blüten ineinander gesteckt seien. Ihre Be stände sind stets ausgedehnter als die der anderen Arten. Darum spielt auch die Sandheide als Bienenfutter eine wichtige Rolle. Die Imker senden zur Zeit der Heideblüte ihre Völker in die blühenden Heide- gegcnden. Dann hört der Wanderer über den weiten Flächen jenes eintönige und doch so harmonische Summen, das zum Spätsommertag gehört. Leider kann man eine recht häufige Unsitte beobachten. Bet der Heimkehr aus den stillen, früher kaum berührten Heidegegenden schleppen Wanderer zu Fuß anv zu Rad ost mächtige Büsche von Heidekraut mit sich. Ganz abgesehen davon, daß ein großer Teil da von schon unterwegs over am nächsten Tage weggeworfen wird, fügt man dadurch den Heidebeständen großen Schaden zu. Oberlichtenau. (Verbandsversamlung.) Am nächsten Sonntag, den 8. September hält der Freiwillige Brandschadenverband Sachsen, z. Zt. Sitz Obersteina, im hiesigen Schreierschen Gasthofe seine diesjährige 2. Verbands versammlung ab. Die reichhaltige, wichtige Tagesordnung dürfte für alle Verbandsmitglieder von Interesse sein und haben dieselben als Zuhörer freien Eintritt. „Wir helfen dem Nächsten, wir lindern die Not bei Brandunglück, bei Krankheit und Tod." Dieses ist der Leitspruch unseres Verbandes. r.. Gersdorf. (Feueralarm) Mittwoch nachmittag '/,6 Uhr wurde die hiesige Freiwillige Feuerwehr telefonisch angerufen zur Hilfeleistung. Es brannte eine dem Güter boden des Bahnhofes Bifchheim-Gersdors gegenüber erbaute Bretterbude, dem Fuhrwerksbesitzer Jansen gehörig. Beim Ankurbeln eines Motorrades kam das ausgelaufene Oel in Brand, welches dann die Bude in Brand setzte. Zur Stelle waren zwei Spritzen, doch Wassermangel machte Hilse un möglich. Der dem Besitzer entstandene Schaden dürfte durch Versicherung gedeckt sein. Kamenz. (Wochen markt.) Auf dem gestrigen Wochenmarkt kosteten u. a. Blumenkohl 20—50, Spinat 30, Bohnen 30, Schoten 30, Möhren 15, Zwiebeln 15—20, Weißkraut 15, Rotkraut 20, Tomaten 20—25, Aepfel 20 bis 35, Birnen 15—35, Bühler Pflaumen 20—25, Reineclauden 40, Spillchen 20— 25, Pfirsiche 50 und 60, Wein 40—50, holländischer 120, Kartoffeln 6—8 Pfg. das Pfund, Gurken 10—11 Pfund 100 Pfg., Einlegegurken das Schock 100 bis 200 Pfg, Kohlrabi 5-15, Rüben 30, Wirsing 25-35, Staudensalat 5 — 10 Pfg. das Stück, Radieschen 10, weiße Rettiche 15 Pfg. das Bündel, Preiselbeeren 70 bis 75 Pfg. das Liter. Leppersdorf. (DerRadfahrer-Verein „All Heil") feiert kommenden Sonntag, den 8. September, im Niedergasthof sein diesjähriges Sommervergnügen. Ein exakter Damen-Reigen wird jeden Besucher erfreuen. Auch die Jugendabteilung wird einen Farben - Reigen vorführen. Jeder sei dazu herzlichst eingeladen. Näheres im Inseraten teil der heutigen Zeitung. Herrnhut. (Ein schweres Autounglück) er eignete sich am Montag nachmittag an der gefährlichen Kurve im Tale beim „Eulkretscham". Holzgroßhändler Fehrmann aus Breslau fuhr ganz allein mit einer neuen Adler-Limou sine in Richtung Zittau. Durch das plötzliche Entgegen kommen eines Kraftwagens mochte der Fahrer etwas zu stark gebremst haben, wodurch sich der Wagen herumdrehte, einen größeren Stein umriß und, sich mehrmals überschla gend, in die Tiese stürzte. Der Fahrer hatte wahrscheinlich dabei einen Nervenschock erlitten. Löbau. (Einbrecher gefaßt.) In der Person des 45jährigen Arbeiters Paul Wildner aus Schlesien konnte auf dem Löbauer Bahnhof kurz vor der Abreise nach Dresden der Einbrecher verhaftet werden, der in Kemnitz bei Bernstadt bei drei Gutsbesitzern etwa 300 Mark Bargeld erbeutet hatte. Der Einbrecher führte einen geladenen Revolver bei sich. Das Geld fand sich noch in seinem Besitze vor. Dresden. (Ein Notruf des Reichsland bundes.) Der Reichslandbund hat an den Reichsftnanz- minister und an die Finanzminister der Länder ein Schreiben gerichtet, in welchem unter Bezug darauf, daß die Preisent wicklung auf dem Getreidemarkte in immer zunehmenderen Maße katastrophale Formen angenommen hat und der Preis druck auf dem Roggenmarkte geradezu untragbar geworden ist, zum Ausdruck gebracht wird, daß es der Landwirtschaft in dieser Lage nicht mehr möglich ist, Steuerzahlungen zu „Graf Zeppelin" ausgezeichnet bewährt Kapitän Lehman« über die praktischen Erfahrungen der Weltreise Der Zeppelin-Koch inmitten einer Schar von Geishas. Die Geishas standen in Tokio natür lich im Mittelpunkt des Interesses der Besatzung und der Pastagiere. Mit ihren bunten Kimonos belebter, sie das festliche Bild und leisteten den Weltfahrern gute Gesellschaft. Auch der Zeppelin-Koch hatte Ge fallen an den japanischen Schönen gefunden, wie unser Bild zeigt Er nimmt sie wohlgefällig in Augen schein. Friedrichshafen. Der erprobte Führer des Luftschiffes „Graf Zeppelin", Kapitän Lehmann, teilte über die praktischen Erfahrungen der Weltreise u. a. folgendes mit: Für uns hat die Weltreise den Beweis erbracht, daß das Luftschiff als solches, technisch gesehen, vollkommen allen Er- Wartungen entsprochen hat, die wir darauf gesetzt haben. So wohl der Schiffskörper mit Gaszellen und allen Haupt- und Nebeneinrichtungen als auch die Motorenanlage; diese hat Sanz glänzend funktioniert. Es gab keinerlei Repa raturen. Unter diesen Umständen darf man wohl an nehmen, daß nun endgültig der Beweis erbracht ist, daß tech nisch das Luftschiff als ein absolut zuverlässiges Verkehrs mittel über lange Strecken, namentlich über die Ozeane, an erkannt werden darf. Das gilt aber besonders von dem fast in jeder Beziehung verbesserten Schiff, das wir im nächsten Sommer herausbringen wollen. Diese Verbesserun gen betreffen ganz wesentlich erhöhte Geschwindig keit, die es ermöglichen soll, noch viel mehr als bet den bisherigen Fahrten die Eigenheiten der jeweiligen Wetterlage zum Vorteil schneller Reife auszunützen; vergrößerte Festig keit des Luftschiffes, ganz wesentlich verbesserte Unterkunftsmöglichkeit für die Mitreisenden, mehr Platz an Bord, mehr Komfort. Das wären die Haupt änderungen, die an dem neuen Schiff herausgearbeitet wer den sollen. Was die nächste Zukunft betrifft, so ist folgendes geplant: Das Luftschiff wird zum Zweck der Feststellung aller Erfahrungen in diesen Tagen einer außerordentlich gründ lichen Untersuchung in allen Teilen unterzogen. Dabei soll festgestellt werden, wie die sämtlichen Einzelheiten der Kon struktion sich im Dauerbetriebe bewährt haben. Nach den bisherigen Ergebnissen dieser Untersuchung darf man an nehmen, daß Ueberholungsarbeiten nur in ganz geringem Umfange trotz der naturgemäß außerordentlich großen Be anspruchung, der das Schiff durch die fast ununterbrochenen Fahrten der letzten Wochen ausgesetzt war, notwendig sein werden. Festessen in Friedrichshafen. Friedrichshafen. Donnerstag mittag fand das große of fizielle Festessen zur Ehrung der heimgekehrten Luftschiffbe- satzung und der Passagiere, das von der württembergischen Staatsregierung und von der Stadt Friedrichshafen gemein sam im Kurgartenhotel gegeben wurde, statt. Die Begrü ßungsansprache hielt der wiirttembergische Staatspräsident Or. Bolz. Er wies zunächst auf die Weltfahrt hin als auf eine große Lat, die Sie Wett klein gemacht und die Völker einander nähergebracht hat. Für uns Deutsche sei die Heim- kehr des „Graf Zeppelin" ein ganz besonderer Freudentag. Deshalb gelte auch der erste Gruß dem verehrten Reichsprä sidenten, der leider nicht im Kreise der Zeppelinleute weilen könne. Dann gedachte Or. Bolz des alten Grafen Zeppelin, dessen Geist in seinem Werke unsterblich fortlebe. Der Red- ner schloß mit Dankesworten an die Vertreter der Vereinig ten Staaten, des Kaiserreichs Japan und Frankreichs für die Unterstützung. Anschließend ergriff als Vertreter der Reichsregierung Minister vr. Stegerwald das Wort. leisten. An den Reichsminister der Finanzen und an die zuständigen Minister der Landesregierungen wird die drin gende Bitte gerichtet, eine der gegenwärtigen Lage der Land wirtschaft entsprechende Regelung und Herabsetzung der Steuerlasten anordnen zu wollen. Da sich der Landwirtschaft wegen der jetzt besonders drückenden steuerlichen Verpflich tungen eine begreifliche Erregung bemächtigt habe, seien wei testgehende Maßnahmen dringend erforderlich. Dresden. (Der neue Führer des Sächsi schen Land b und es.) In der am Donnerstag abgrhal- tenen Vertretersitzung des Sächsischen Landbundes wurde an Stelle des verstorbenen bisherigen Landbund-Vorsitzenden Schreiber der Landtagsabgeordnete Schladebach Wurzen zum Vorsitzenden des Sächsischen Landbundes, und zu seinem Stellvertreter Rittergutsbesitzer Kloetzer, Thoßfell i. V., ge wählt. Landtagsabg. Schladebach ist gleichzeitig Vorsitzender der Landtagssraktion der Sächsischen Landvolkpartei. Chemnitz. (Unter Hinterlassung von einer Million Mark Schulden geflohen.) Wie unterm 23. August berichtet wurde, ist der Inhaber der Chemnitzer Strumpfwarenfabrik Kamien L Co., Israel Laib unter Hin terlassung von-mehr als 800 000 Mark Warenschulden nach Polen geflüchtet. Wie nunmehr bekannt wird hat Kamien durch seinen Warschauer Rechtsanwalt einen Vergleich auf der Grundlage von nur 20 o/g erreicht. Verlustträgcr sind an 30 Textilfirmen des Chemnitzer Bezirks. Wie weiter bekannt wird, hat Kamien wenige Tage vor seiner Flucht auch noch Juwelen und Kleidungsstücke von Chemn.tzer Fir men im Betrage von mehreren 1000 Mark auf vmdatierte Schecks bezogen, die mangels Deckung nicht eingelöst wurden. Auch in diesem Falle soll ein Verlustvergleich zustani^ge- kommen sein. Die Gesamtschulden, die von Kamien hmter- lasscn wurden, sollen bald eine Million Mark betragen. Chemnitz. (Stumpfunschuldigverdächtig t.) Eine im September vorigen Jahres veröffentlichte Mel dung besagte, daß der Strumpfhändler Stumpf, Chemnitz, verhaftet worden sei, weil er in dem Verdacht stand, ver schiedenen Chemnitzer Fabrikanten Strumpfwaren im Werte von mehreren 100 000 Mark abgeschchindelt zu haben. — Wie hierzu bekannt wird, hat die eingeleitete Untersuchung zu der Feststellung geführt, daß die gegen Stumpf erhobenen Anschuldigungen in keiner Weise zu treffen. Chemnitz. (Wassermangel.) Der Rat der Stadt gibt bekannt: Die dauernde Zunahme des Wasserver brauchs zeigt, daß den Aufforderungen zum Sparen mit Wasser nicht mehr genügend nachgekommen wird. Des halb wird erneut das Sparen mit Wasser in Erinnerung gebracht. (Bekanntlich besteht in Chemnitz noch immer das Verbot des mehrmaligen Badens in der Woche. Es darf nach wie vor nur an einem Tage in der Woche von jeder' Familie ein Bad genommen werden.) Auch in Freiberg in Sachsen und in Ebersbach herrscht Wassermangel. An beiden Orten sind behördliche Maßnahen ergriffen worden. Penig. (Der todbringende Fußball.) Bei einem Fußballspiel, das zwischen den Mannschaften von Wechselburg und Penig auf dem hiesigen Arbeitersport platz stattfand, wurde der 22 Jabre alte Weber Gläser aus Wechselburg von einem Ball derart unglücklich in die Magengegend getroffen, daß er dem Chemnitzer L-tadtkrankenhaus zugeführt werden mußte. Hier ist der Bedauernswerte seinen schweren inneren Verletzungen erlegen. Penig. (Laune der Glücksgöttin.) In eine hiesige Lotterickollcktion fielen in der ersten Ziehung der Sächsischen Landeslotterie am ersten Tage ein Gewinn von 40 000 Mark und am zweiten Ziehungstage ein Gewinn von 150 000 Mark. Die Lose werden zum größten Teil von armen Leuten gespielt. Glashütte. <Zum Großfeuer in Rein hardtsgrimma.) Zu dem gestern gemeldeten Großfeuer