Volltext Seite (XML)
Nr. 203. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 31. August 1929. Seite 3. Das war der festlich geschmückte Dittersbach« Jahrmarkt. Eine tausendköpfige Menschenmenge wälzte sich durch die Zrltgassen. Am tollsten war es bei schönstem Wetter am Sonntag nachmittag, der allen Fieranten das Hauptgeschäft brachte. Den größten Zuspruch hatten die Eß- und Lecker bissenbuden, die Schankwirtschaften und Vergnügungsstätten, wie Riesenrad, Tunnelbvhn usw. Auch eine Krioline war diesmal hier vertreten. Eine Erweiterung wies der Ma schinenmarkt auf, der eine sehenswerte, reichbeschickte Aus stellung für sich darstellte. Eine ganze Anzahl der Aus steller konnte ein 25-, 30-, ja sogar 60 maliges Erscheinen auf dem hiesigen Jahrmärkte feiern. Sie alle ließ am Mon tag mittag Marktmeister Vetter durch ein Ständchen ehren, während Bürgermeister Schäfer sie im Namen der Gemeinde aufs herzlichste beglückwünschte. Alles in allem mag auch der diesjährige Jahrmarkt gute Geschäfte gebracht haben. Dresden. (Taschendiebeim Dresdner Haupt bahnhofe ertappt) Beamte der Kriminaldlenststelle Hauptbahnhos konnten in den letzten Tagen wieder einige Taschendiebe aus der Menge der Reifenden festnehmen. So wurde am 20. August bei der Abfahrt eines D Zuges ein Mann beobachtet und gestellt, der sich auffällig an Reisende heranmachte. Er wies sich mit falschen Papieren aus, konnte aber bald als ein bekannter internationaler Taschendieb aus Rumänien, der hier wegen Paßvergehens gesucht wurde, ent larvt werden. Am 17. August, gegen 4 Uhr nachmittags wurde auf dem Bahnsteig 5—6 einer unbekannt gebliebenen Frau das Geldtäschchen aus der Handtasche gestohlen. Der Dieb ließ aber die Beute fallen, wurde dadurch entdeckt und später festgenommen. Die Bestohlene hob das Geldtäschchen auf und entfernte sich. Ein ähnlicher Fall ereignete sich am 24. August, gegen 11 Uhr vormittags an der Sperre zum Bahnsteig 11—12. Hier wurde der Dieb ertappt, als er einer Frau die Handtasche geöffnet hatte und zum Griff an setzte. Zur Klärung der beiden letzten Fälle werden die noch unbekannten Frauen gebeten, sich umgehend im Krimi nalamt, Zimmer 85 b zu melden. Die Lichtbilder der fest genommenen Taschendiebe liegen dort zur Ansicht aus. Dresden. (Warnung vor einem Unter stützungsschwindler.) Der von vielen deutschen Ge richten gesuchte Schriftsteller Max Friedrich Enger, geb. am- 2. 77 in Krefeld, der zuletzt im Jahre 1925 in Dresden als Unterstützungsschwindler aufgetreten ist, treibt wieder sein Unwesen. Er hat in den letzten Tagen in Mannheim Beträge bis zu 50 RM erschwindelt. Vorher hat er Sachsen, Schle sien, Bayern und Württemberg unsicher gemacht. Er spricht vorzugsweise bei Geistlichen, Professoren usw. vor und ist im Besitz verschiedener gefälschter Empfehlungsschreiben. Das Geld benötigt er angeblich zur Weiterreise. Enger ist 52 Jahre alt, 176 cm groß, schwerhörig, trägt jetzt Hellen Gummimantel, dunklen Jackettanzug, weichen dunklen Hui, scharfe Brille. Am Hinterkopf hat er eine deutlich sichtbare Narbe, die von Ohr zu Ohr reicht und von einer Kriegsverletzung herrühren soll. Beim Antreffen lasse man ihn festnehmen. Dresden. (Der Dresdener Schauspieler Alfred Meyer gestorben.) Wiederum haben die sächsischen Staatstheater einen herben Verlust zu beklagen. Der Schauspieler Alfred Meyer, der unverwüstliche Humo rist am Schauspielhaus, ist infolge einer Herzschwäche im Alter von 52 Jahren gestorben. Er wurde in Danzig ge boren. Nachdem er sich dem kaufmännischen Beruf- ge widmet hatte und sein Dienstjahr als Einjähriger im Feldartillerieregiment 72 vollendet hatte, widmete er sich der Schauspielkunst, in der er einer der hervorragendsten Vertreter des humoristischen Fachs wurde. Sein Weg führte ihn über Hamburg, Zwickau, Danzig, Magdeburg, Königsberg und Bremen, bis er am 15. August 1910 in Dresden landete. In Dresden hatte Meyer sich durch seine Kunst und seine persönliche Liebenswürdigkeit zahlreiche Freunde erworben. Chemnitz. (Brandstiftung.) Die hinter der Kirche in Altchemnitz stehende und mit ungedroschenem Getreide gefüllte Nudolphsche Scheune ist niedergebrannt. Es liegt unzweifelhaft Brandstiftung vor. Es ist bereits das vierte Mal, daß die an dieser Stelle errichteten Scheunen durch Brandstiftug vernichtet worden sind. Der Täter der drei früheren Brandstiftungen ist seinerzeit ermittelt worden und befindet sich in Haft. Während man nun am 29. August 1929 mit der Bekämpfung des Feuers beschäftigt war, wurde festgestellt, daß auch in der benach barten Scheune des Gutsbesitzers R. zwei Brandherde gelegt worden waren. Das Feuer konnte jedoch noch recytzeittg unterdrückt werden. Die noch in der Nacht von der Kriminalpolizei aufgenommenen Erörterungen führten zur Festnahme einer hier wohnhaften Person. Inwieweit sich der gegen diese bestehende Verdacht bestätigt, müssen die weiteren Ermittelungen ergeben. Meerane. (Zum hundertsten Male die Leipziger Messe besucht.) Zum hundertsten Male die Leipziger Messe besucht hat der Inhaber des hiesigem Spielwarengeschäfts Heckel, Hermann Heckel. Seit dem Bestehen seines Geschäfts, von der Herbstmesse 1879 an, hat Heckel, der im Herbst d. I. sein goldenes Geschäfts jubiläum begehen kann, alle Leipziger Messen besucht. Am vergangenen Sonntag besuchte er die Messe zum hundert sten Male und aus diesem Anlaß wurde ihm vom Leip ziger Meßamt ein Glückwunschschreiben sowie eine künst lerische Radierung überreicht. In einem illustrierten Leipziger Sonntagsblatt wurde außerdem sein Bild ver öffentlicht. Dr. Stresemann geht direkt vom Haag nach Genf Haag, 30. August. Neichsaußenminister Dr. Strese mann wird sich, wie jetzt feststehen dürfte, vom Haag aus nicht nach Berlin, sondern direkt nach Genf begeben, um an den ersten Sitzungen der Vollversammlung teilzunehmen. Man erwartet, daß Macdonald auf Grund der zwischen den Außenministern getroffenen Vereinbarungen entweder am Diensrag oder am Mittwoch eine große, grundsätzlich gehal tene Erklärung abgeben wird. In dieser Erklärung soll Macdonald eine allgemeine Uebersicht über die englische Po litik gegenüber den Vereinigten Staaten und Frankreich geben und zu den Abrüstungs- und Minderheitenfragen Stellung nehmen. Es wird erwartet, daß unmittelbar darauf Strese mann und Briand das Wort ergreifen werden. Die An wesenheit der Außenminister in Genf wird nur von kurzer Dauer sein. Stresemann dürfte kaum mehr als acht Tage in Genf bleiben und wird dann nach Berlin zur Bericht erstattung über die Haager Beratungen zurückkehren. Erneute arabische Ueberfälle Jerusalem, 30. August. Auf die Stadt Safed wurde von Arabern ein nächtlicher Ueberfall verübt und zahlreiche Brände angelegt. Bei den Kämpfen wurden 9 Personen getötet und 30 verletzt. Außerdem werden viele Juden ver mißt. Die Verluste der Araber sind unbekannt. Das an Safed angrenzende Dorf Ainzetun wurde ebenfalls in Brand gesteckt und ging in Flammen auf. In der Nähe Jerusa lems Haden wieder nächtliche Plänkeleien zwischen Arabern und Militär stattgefunden. Amerika, -u hast es besser. In 18 Jahren keine Staatsschulden mehr. Während wir unter den Lasten der Reparationszahlun gen kaum einen Pfennig erübrigen können, der zur Besse rung unserer Volkswirtschaft anfgewendet werden könnte. Mährend unsere öffentliche Schuldenlast immer bedrohlicher «rnschwillt, sitzen die Vereinigten Staaten — die eigentlichen und einzigen Sieger des Weltkrieges — derart im Geldüber- flnß, daß bei Fortdauer der augenblicklichen günstigen Wirt schaftslage dieses Riesenland in Bälde nicht mehr einen Cent öffentlicher Schulden haben wird. Im amerikanischen Kongreß ist man dabei, Vorschläge üuszuarbeiten, die auf die Ermäßigung del amerikanischen Steuern Hinzielen, besonders in Erwartung der Zahlungen, die aus dem ' Auslande und nunmehr besonders aus Frankreich fließen sollen. Die gesamte öffentliche Schuld der Vereinigten Staaten beläuft sich auf etwas weniger als 17 Milliarden Dollar. Dieser Betrag soll innerhalb der nächsten 18 Jahre getilgt werden, vorausgesetzt, daß die aus dem Auslände ein zukommenden Gelder auch tatsächlich einlaufen. Die alljähr lichen UeLerschüffe aus dem ordentlichen Haushalt sollen nicht zur Tilgung dieser Schuldenlast herangezogen werden, sondern zur Ermäßigung der Steuern benutzt wer den, wobei sofort ein Betrag von 200 Millionen Dollar zu rückerstattet werden soll, wenn der Kongreß den vom Schatz kanzler in Arbeit befindlichen Plänen seine Zustimmung er teilt. Im ganzen erwartet das amerikanische Schatzamt im Laufe der nächsten 18 Jahre Auslandszahlungen in Höhe oon 52L Milliarden Dollar. - -4 Amerika feiert die Zeppelin-Leute. vr. Eckeners Besuch beim Präsidenten Hoover. Im Laufe des Donnerstag stattete vr. Eckener dem Präsidenten Hoover in Washington seinen Be such ab. Präsident Hoover gab seiner Bewunderung über die Leitung des „Graf Zeppelin" und vr. Eckeners Ausdruck, die ein Beweis dafür sei, daß es in der Welt noch Abenteuer geist gebe. vr. Eckener habe dem Flugwesen einen großen Dienst geleistet. „Der Erfolg ist", so fuhr Hoover fort, „den hervorragenden wissenschaftlichen und tech nischen Fähigkeiten des deutschen Volkes zuzü schreiben, die durch ihre eigene Kühnheit in die Tat um gesetzt wurden. Sie haben den Menschengeist zu erneutem Vertrauen in den menschlichen Fortschritt emporgehoben." vr. Eckener, dessen Antwort durch Botschaftsrat Kiep über setzt wurde, erwiderte: „Herr Präsident! Ich bin sehr dank bar für die herzlichen Worte, die Sie mir gewidmet haben. Sie sind fo gütig gewesen, die Leistung des Schiffes und seines Kapitäns dankbar anzuerkennen, und wir sind stolz auf diese Anerkennung. Ich kann jedoch nicht umhin, zu erwähnen, daß diese Leistung nicht ohne die großzügige Hilfe fettens der Vereinigten Staaten erzielt werden konnte. Ich will diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, ohne meinen Dank dafür auszusprechen." Nach den An sprachen geleitete Präsident Hoover vr. Eckener in den Garten des Weißen Hauses, wo beide photographiert wurden, vr. Eckener sprach dann noch einige Worte in deutscher Sprache ws Mikrophon und verabschiedete sich dann vom Präsidenten. Der Widerhall in der Weltpresse. Die amerikanische Presse, die ununterbrochen in Extraausgaben spaltenlange Berichte vom Zeppelinflug nebst Bildern veröffentlicht, ist des Lobes voll über den gelungenen Weltflug, der dazu beigetragen habe, das Vertrauen zu dem Zeppelin zu festigen. Vielfach wird der Meinung Ausdruck gegeben, daß in nicht mehr allzu ferner Zeit ein regel rechter Zeppelin - Ozeanflugverkehr entstehen werde. Auch von feiten der amerikanischen Marineluftfahrt und anderen Sachverständigenkreisen wird die Leistung vr. Eckeners, dessen Ansehen hier geradezu unbeschreiblich ist, in hohem Maße anerkannt. — Die gesamte schweizerische Oesfentlichkeit steht unter dem überwältigenden Eindruck der Landung des „Graf Zeppelin" in Lakehurst. Die „Neue Züricher Zeitung" schreibt, es handele sich um ein histori sches Datum, das in der Chronik der internationalen Lustschiffahrt einen bedeutsamn Platz einnehmen wird. —> „Petit Parisien" schreibt, daß „Graf Zeppelin" über alle Schwierigkeiten triumphiert habe. Die einfache Feststellung dieses Erfolges sei das beste Lob, das man der Äiesenmaschine und ihrer Mannschaft zollen könne. „Ami du Peuple" führt aus, wieder einmal offenbare sich in unbestreitbarer Form der deutsche Betätigungsdrang. — Der Lon doner „Daily Telegraph" betont, „Graf Zeppelin" habe bewiesen, daß das Luftschiff eine praktische Erfindung sei und nicht allein ein wissenschaftliches Spielzeug. — Die Kopenhagener „National Tidende" meint u. a., die Erdum segelung des „Graf Zeppelin" habe die Frage des Fern- und Expreßfluges der Lösung bedeutend nähergebracht. MM ireMM MSMMr MeMM Der ö. Senat des Reichsfinanzhofes hat in einem Urteil vom 22. Februar 1929 (Aktenzeichen: V ä 328/28 diese Frage verneint. Es handelte sich dabei um folgenden Sachverhalt: Bei einer Veran lagung zur Umsatzsteuer hatte der Sachbearbeiter auf de» Entwurf des BezirksarbeiterS verfügt, daß die Veranlagung bis zu: Durchführung des schwebenden Beanstandungst erfahrens unterbleiben solle. Trotzdem war ein Steuerbescheid irrtümlich an den Pflichtigen berausgexangen. Nach Ablauf der Rechtsmittelfrist berief sich der Pflichtige aus du Rechtskraft deS Bescheides. Finanzamt und Finanzgertcht erklärten du Ausfertigung des Steuerbescheides für nichtig, da eine Willensbildung des Finanzamtes in diesem Fall- nicht Vorlage. Der Reichsfinanzhof entschied dagegen, daß ein den Erfordernissen -es d 211 der Abgaben ordnung entsprechender, dem Steuerpflichtigen zugcstcllter Bescheid nicht deshalb nichtig sei, weil von einem nach der inneren Gcschäftsleitung des Finanzamtes nicht zuständigen Beamten ein anderer Wille erklärt worden sei, als der zuständige Beamte zu erklären bcabsichtiate. Dem gegenüber weist OberregierungSrat Dr. Lemcke cm „Steuei-Archiv" auf ein enlgegengcsktztes Urteil des 6. Senats deS Reichsfinanzhofes vom 20. Dezember 19L8 - VI 942/28 — hm, in dem eS heißt: „So würde z. B. absolute Nichtigkeit -wes Steuerbescheides anzunehmen sein, wenn, ohne daß eine Veranlagung stattgefundcn hat, ein Unbe rechtigter den Vordruck eines Steuerbescheides ausfüllt und einem Steuerpflichtigen zustcllen laßt, und zwar auch dann, wenn der zur Vollziehung von Steuerbescheiden zuständige Beamte des Finanzamtes den Vordruck unterschricben haben sollte." — Wie soll nun aber der Laie entscheiden, welcher von den beiden Senaten des Reichsfinanzhofes recht hat? Klärung ist daher dringend notwendig. Wem scMs'es'mcfft ffksuds'mscbsn, dss tsglicbs Leecbil'rsbwLscben.und die Reinigung eil dsl^vislen^fflsuegs- kets eut eine gsolr neue Act viel scbnel- lei- und beeeei- ededigt 20 8ebsn?^(V, die reeebeste ^üebsnbsite,' die je tüf 8ieskd3cbtwckkd6,bki^ eileiobtemngobnegleicben! V-reu? be-ck Z3ub6ksieit.'Ieob6nd6,,bsit^ ffi-iecbe! In T-geepüItsn Lscben kön- nen Lie 8icbs8piogslni ^ein Öl- und flettbsucb bleibt rumck. W33 Lonnen- glenr im^oben veieobönEmsobt O bei^lbisn''C68cbikksu!^6>nig6ti sLie 3II68 mitE). sllo Zsobskfl sie vsdsngsn necb<D, sie wollen neu sein duccb ,LSISNeI(Dauk 10 l-Nsr deiöes Vi/asser — ein dinier.sooegis- b!g u. spaessmi für Hous- Kücliengenöl' ollen And «kn Psk-Lilv/eplcen