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Lin Tag im Schulheim (^Xie weitverbreitete Meinung in Elternkreisen, das Schulheim sei lediglich eine Erholungsstätte, geht gänzlich an der ernsten pädagogischen Seite vorbei. Der Schulheimgedanke ist vielmehr aus der neuen pädagogi schen Einstellung heraus geboren; er ist die dürftige Ver wirklichung der Erziehungsidee derGemeinschaft.dieAus- weitung des Klassenzimmers in die Natur hinaus, die Beseitigung der störenden Einflüsse der großen Stadt für einige Zeit. Mit einer pädagogischen Aufgabe, etwa einer biologischen, heimatkundlichen, zeichnerischen, ziehen die Klassen hinaus; im fröhlichen Wechsel der Tage eine kaum spürbare Bürde. Doch belauschen wir das Iung- völkchen selbst beim raschen Gang eines heiteren Sommertages. „Kinder, aufstehen!" Das wirkt wie Sturmwind auf spiegelglatte See. Die Wellen sind die Bett decken, und die Schaumköpfe die durcheinander quirlenden Kinder. Die Flinksten können auf dem Spielplatz noch ein wenig schau keln, bis die Lehrerin zum Frühgebet ruft, dann geht's zum Frühstück. — Eine Milchsuppe dampft auf dem Tisch, daneben ein Butterbrot, beides stopft für Augenblicke die unermüdlichen Plapper mäulchen. Nach dem Früh stück werden die Betten „gebaut" und die Schrank fächer aufgeräumt. Dann ist kurze Freizeit. Wieder ruft die Flöte. Badezeit! Schnell ver streicht die Stunde in den plätschernden Wellen. Moch ein kurzes Sonnen bad auf der Strandwiefe und die Mittagszeit ist da. Wie nun das Esten schmeckt! Freudig werden Rekordleistungen verkündet und nicht weniger freudig entgegengenommen. Eine Stunde Bettruhe, die bei gutem Wetter auch auf dem Rasen ver bracht wird, sodann wieder- groß^sein? ' um freies Spiel der Kräfte, Tie Lonne gnckt in den Lchlafraum und weckt zu einem neuen, fröh- lichcn Tag kurzen Die Flöte ruft zum Gfse«; mutz bis die Flöte zum Schwere Arbeit: Die Stiefel Kaffeetrinken ruft. Die werden geputzt Milch mundet schon Rechts: Lopfschlagen, ein wieder, und die Bröt- Spatz nicht nur für den, der schlägt chen verschwinden im Handumdrehen. Aber was nun? Vier runde gute Stunden bis zum Abendesten. „Sollen wir in die Heide oder an den Fluh gehen?" „Oh, an den Fluh, ja, da ist es schön!" „Also, dann los!" Bald ist das Afer erreicht. Schau feln treten in Tätig keit. und die Amriste einer Burg werden sichtbar. Andere Kinder haben Zeichensachen bei sich und lagern um die Lehrerin. Dor ihnen das Anschau ungsmaterial, das die Landschaft überall frei giebig spendet. Jedes Schiff z. B. wird begut achtet, nach feinem Typ bestimmt, und die Flaggen werden gezeichnet. Ein Leuchtturm aber gibt An- lah, über die Befeuerung der großen Wasserstraße zu sprechen, die blauen Am- riffe der fernen Berge sind Arsache einer regen Anterhaltung über geo logische Zusammenhänge. Die Burg ist während dessen fertig geworden, Erbauer haben einen gründet, für den die Lehrerin einen Lehr auftrag erhält. Dann aber muß sie wieder als Schiedsrichterin in einem großen Wett lauf fungieren. Viel zu schnell rinnen die Minuten. Wie gut danach das Abendbrot schmeckt, braucht nicht erwähnt zu werden. Sodann Stiefelputzen, Waschen und rasch ins Bett! Eine kleine Geschichte wird in atemloser Stille ausgenommen, ein inniges Gebet, dann wandert die Lehrerin von Bett zu Bett. Hinter ihr schreitet auf leisen Sohlen der Sandmann, und bald künden die tiefen Atemzüge vom gesunden Schlaf einer tages müden Jugend. Gartenarbeit und die kleinen Gesangverein ae-