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Tierhygiene. Von vr. meä. vet. Fleisch H a u e r. Große, luftige und Helle Stallungen, in hie Licht und Sonne ungehindert eindringen können, sind in erster Linie notwendig, um unsere Haustiere gesund und wider standskräftig zu erhalten. Wieviele Krankheitserreger werden durch das Sonnenlicht abgetötet oder in ihrer Weiter entwicklung gehemmt! Ferner müßte jeder Besitzer sein besonderes Augenmerk auf Kripen und sonstige Futtergelegenheiten richten. Jede Krippe soll so beschaffen sein, daß sie sich ohne Mühe bis in die kleinsten Fugen reinigen läßt, so daß keine Futterreste Karin Kurückbleiben. Die Rückstände säuern und verderben und Las Futter verliert seine Bekömmlichkeit. Auch vernachlässige man es nie, sich um die Lagerstätte zu kümmern. Die Hauptbedingung hierfür ist eine weiche, frische und vor allem trockene Streu. Denn die Tiere liegen mit ihrem ganzen Körpergewicht darauf und müssen vor Druck, Nässe und Kälte geschützt werden. Ist das Lager naß und befinden sich auf der Hapt des Unterbauches oder der Beine irgendwelche wunde Stellen, so liegt sich das be treffende Tier durch und es entstehen schwer heilbare, schmerz hafte Wunden. Vor allem im Sommer bei großer Wärme treten derartige Leiden in die Erscheinung. — Zement fußböden, wie man fie ost in Schweineställen antrisft, sind völlig ungeeignet. Rheumatische Erkrankungen, Husten usw. sind die Folg« davon. Aus jeden Fall müssen derartige Böden mit dichten Holzplatten bedeckt werden, in denen Zwischenräume zum Ablaufen der Exkremente vorhanden sind. Leider nur allzu häufig beobachtet man fernerhin, daß Milch von Kühen, bei denen tierärztlicherseits eine Euter entzündung infolge Bakterien l8treptotcolclceninasti- tiss festgestellt ist, trotz fachmännischer Anweisung, sie zu ver nichten, Ler Einfachheit Halber in die Streu gemolken wird. Ein solches Verfahren ist im Hinblick darauf, daß die Er reger nicht nur für die anderen Milchtiere, sondern auch für Len Menschen schädlich und übertragbar sind, aufs ent schiedenste zu verwerfen. Derartige Milch muß in einem besonderen, später leicht zu desinfizierenden Gefäß aufge fangen und hierauf unschädlich beseitigt werden. Weiterhin sollte es sich jeder Landwirt zur Regel machen, seine Stallungen mindestens zweimal im Jahre einer gründlichen Reinigung und Desinfektion zu unter ziehen, wobei di« Wände jedesmal mit Kalk gestrichen und auch sämtliche Stallgerätschasten mit gesäubert werden müssen. Daß zur Tierhygiene eine gewissenhafte und regelmäßig« Hautpflege gehört, müßte Eigentlich selbstverständlich sein, und doch findet man nur zu oft — vor allem in Rinder ställen —, daß dieselbe auf das gröbste vernachlässigt wird. Von dem Fell -er Kühe äst häufig nur wenig zu sehen. Dicke breite Krusten Stalldunges kleben an den Haaren und be einträchtigen das Wohlbefinden der Tiere. Daß hierdurch natürlich auch die Milch nicht hygienisch einwandfrei ist, läßt sich leicht erklären. Blanke, gut geputzte Rinder sollten jedem und Schweizer besondere Freude machen. Auch auf die Kla ue n ist bas Augenmerk zu richten. Sie sind all« Vierteljahre zu kürzen, um die Last des Körpers nicht zu sehr auf die Ballen zu legen, wodurch Schmerzen entstehen und Lahmheit eintritt. Die Folge ungenügender Klauenpflege macht sich in dem Auswachsen der Klauen zu sogenannten Pantoffelklauen bemerkbar, Lie ihrerseits wiederum «in« krankhafte Veränderung der Klauengelenke Hervorrufen. Einer besonders sorgfältigen Körperpflege bedarf Las Pferd. Anßer dem üblichen Putzen ist es nötig, in größeren Zwischenräumen Mähne, Schwanz, Schlauch und Euter zu waschen. Im Sommer sollen die Tiere möglichst ost ge schwemmt werden, um ein« gründliche Hautreinigung zu er zielen, jedoch darf dies nicht sofort nach Ler Mahlzeit oder in «rhitztem Zustande geschehen. Nach dem Bade sind die Tiere gut abzureiben und bis zur völligen Abtrocknung zu be wegen oder warm einzudecken. Sind die Beine und Füße stark beschmutzt, so sind Liese mit warmem Wasser und Kern seife abzuwaschen und dann zu trocknen. Hierdurch wird verhindert, daß dnrch den hartgewordenen Straßenschmutz in Ler Fesselbeuge Risse entstehen und Lie Pferde schließlich an Mauke erkranken. Da in Ler Landwirtschaft Lie Aufzucht eine bedeutende Rolle spielt, so bedürfen die Muttertiere und die Neugebo renen besonderer Pflege und Hygiene. Deshalb sollte auf jedem Güt ein Abkalbstall zur Verfügung stehen, in dem die hochtragenden Tiere vom Tierarzt geimpft werden. Bei den Neugeborenen muß man vor allem dem Nabelstrang die größte Beachtung schenken. Um eine Nabel infektion zu vermeiden, bestreiche man ihn mit Holzteer. Da sich im Darm der Tiere gewisse Bakterien befinden, die bei Säuglingen im Anschluß an unzweckmäßige Fütterung und Haltung krankheitserregend wirken (Ruhr) und infolge dessen eine große Gefahr für Lie Aufzucht bilden, hat der Landwirt in allererster Linie für zweckmäßige Fütterung und Haltun gSorge zu tragen, um die Tiere in die Lage zu versetzen, Lieser Erreger Herr zu werden. Deshalb gebe man dem Kalbe die kuhwarme Milch der eigenen Mutter aus einem vorher gut ausgebrühten Gefäß, auch ist das Euter vor dem MeMen zu reinigen. Was über Lie Hygiene der Tiere im allgemeinen gesagt wurde, gilt im großen und ganzen auch für das Geflügel. Für Hühner muß für einen Schlafraum, einen Lagerraum, einen Raum zur Aufzucht und einen für Glucken gesorgt werden. Der Hühnerstall soll gut lüftbar sein, auch empfiehlt es sich, Laß er bei kalten Tagen zu Heizen ist. Den Schlaf raum streue man mit einer Schicht trockenen Sandes oder Torfmulls ein. Bet schlechtem Wetter läßt man die Hühner in den Scharraum, bet günstiger Witterung in den Auslauf, der trocken und sonnig sein mutz, Gras und Obstgärten (dtacdärucle sämtlieber ^rtiüsl uns Illustrationen verboten.) können Hierzu Verwendung finden. Im Frühjahr und Herbst ist eine gründliche Reinigung und Desinfektion Les Stalles vorzunehmen, wobei auch die Holzteile abgekratzt und mit heißer zweiprozentiger Sodalauge abgescheuert werden, um Lie Hühner vor Ungeziefer zu schützen. Die Desinfektion der Nester Lars nur mit nichtriechenden Mitteln geschehen, da sonst die Eier den Geruch annehmen. Am Vesten eignet sich hierzu heiße Sodalauge oder dicke Kalkmilch. Das Nest- stroh wird vierzehntägig erneuert. Wöchentlich muß der Stall von Kot gereinigt werden. In jeder Geflügelfarm ist ferner ein Quarantänestall in Bereitschaft zu halten, in Sem kranke und neu angetanste Tiere untergebracht werden, die mindestens 8 Tage auf ihren Gesundheitszustand hin zu beobachten sind. Stützen öer Gbftbäume. Trotz des eisigen Winters hängt ein Teil unserer Qbst- bäume übervoll. Die Schattenmorellenzweige sind schon so schwer, daß sie herunter auf die Erde hängen und die Früchte dabei Schaden nehmen und faulen. Der Wind treibt die fruchtbeladenen Zweige hin und her und bricht sie ab. Wir müssen die fraglichen Zweige schnellstens hoch binden. Da es sich bei Schattenmorellen meist um Büsche mit wenig starken Zweigen handelt, so müssen wir neben Len Stamm einen kräftigen Pfahl setzen und mittels starken Bindfadens die Zweige an ein oder zwei Stellen Hochbinden. krsktiscke Der Kompost. Der Komposthaufen ist die Sparbüchse Les Landwirts. Alle Abfälle der Wirtschaft, Grabenaushub, Laub, Kehricht, Ruß, faules Stroh, Geslügelöünger usw. werden auf den Komposthaufen gebracht. Dieser wird in rechteckiger Form an einem schattigen Platz angelegt, auf einer festen, lehmigen Unterlage. Die Abfälle werden mit guter Erde abwechselnd durchgeschichtet, ebenso mit Kalk, auch eine Zwischenschichtung mit Stallmist ist gut. Durch Ausbringen von Jauche soll -er Kompost feucht gehalten werden. Zur Beschattung pflanzt man Kürbis an. Unkrautsamen dürfe« nicht aus Len Komposthausen kommen. Das Aufbringen von Kompost erfolgt kurz vor Beginn Les Wachstums, er wird sofort ausgebreitet und mit der Egge gleichmäßig verteilt. Erzielung großer Eier. Große Eier soll man durch Verfutterung von Mager- und Buttermilch erzielen können. Zehn Tage nach begonnener Verfutterung zeigt sich der Erfolg. Man gibt 1 Liter Mager oder Buttermilch auf 10 Hühner täglich, in der warmen Jahreszeit die Milch am besten dick oder sauer, um Verdauungs- störungen zu vermeiden. Ins Trockenfutter gibt man noch Dorschmehl. Kakteen. Kakteen sind jetzt wieder große Mode geworden und mancher Liebhaber sucht überall Senker zu erlangen. Erfolg kann er mit seinen Lieblingen aber nur haben, wenn er ihnen die richtige Behandlung zu teil werden läßt. Kakteen wollen möglichst flache Töpfe haben und nicht zu groß. Das Abiflußloch schließt eine Scherbe, damit kein Ungeziefer ein- Lringen kann. Darauf kommt eine flache Schicht von Mauer steinstückchen. Die Erde darf nicht fett sein, kann aber ruhig lehmige Bestandteile enthalten. In der Hauptsache verwen den wir ein Drittel Sand, ein Drittel Lauberde, die wir, wenn wir fie uns nicht selbst bereiten, aus dem Laubwald« holen und ein Drittel Mistbeeteröe, das ist die Erde samt dem Pferdemist, Lie wir im Herbste nach Gebrauch aus dem Mist beete ausholen, Durchmischen und sieben. In solcher Er^« finden Lie Kakteen die ihnen zusagende Nahrung. Auch Wasser braucht der Kaktus wie jede andere Pflanze Sommer täglich, im Winter nur wöchentlich bis 14tägig. Handelt es sich um starke Zweige, so müssen wir wegen der Haltbarkeit kräftigen Draht verwenden. Da dieser aber in die Rind« einschneiden würde, so nehmen wir um Ast und oder sät man im August. Sie kommen schnell und sind teilweise schon im Herbst brauchbar. Im Winter deckt man leicht mit Stroh und Laub, das im Frühjahr sofort wieder entfernt Wird. Die Pflänzchen wachsen unter der Decke ruhig weiter und können sogar bei offenem Wetter geerntet werden. Der Salat ist bis Ende April brauchbar. Der Samen ist sehr leicht und darf nur wenig eingeharkt oder bedeckt werden, verlangt aber zum guten Aufgehen Feuchtigkeit. Ein Wurzelgemüse für die feinere Küche ist die Kerbelrübe. Ihre Kultur ist etwas langweilig und beginnt mit der Saat im September. Viel Feuchtigkeit ist zum Aufgehen der Saat notwendig. Man sät m Reihen mit 16 Zentimeter Abstand und verzieht dann wie Mohrrüben. Bedingung ist guter Boden in alter Dungkraft. Die Kerbelrüben überwintern, treiben im Frühjahr weiter und sind erst im Juli ausgewachsen, so daß das Kraut abstirbt. Man läßt die Rübchen zur Nach reife noch bis zum September im Boden und erntet erst dann. Dadurch wird der Geschmack bedeutend verbessert. Sie werden im Keller in Sand aufbewahrt und wie eßbare Kastanien verwendet. Stamm erst einen Streifen von einem alten Fahrradmantel und befestigen daran den Draht. Andere Zweige müssen wir durch kräftige Stangen stützen. An Formobst- und Zwerg bäumen machen wir uns aus Stäben und Brettchen kleine Stellagen und stützen besonders schwere Früchte. Der Heuraffer. Die Rauhfutterernte fällt in die Zeit vermehrter An- spannung, der erste Schnitt mit der Pflege der Hackfrüchte, oer zweite mit der Getreideernte Hlsammen. Von großem Werte sind daher Geräte, welche uns die Erntearbeiten erleich ¬ tern und die Ernte beschleunigen. Ein solches Gerät ist der Heurasfer, der eine große Arbeitsersparnis bringt und infolge seiner Einfachheit selbst hergestellt oder billig bezogen werden kann. Er hat eine Arbeitsbreite von drei Meter, hat zwölf Zinken und ein Gewicht von etwa 10 Kilogramm. Er kann auch mit einem kleinen zweiräderigen Vordergestell gebaut werden. E. I. Teltower Rübchen gedeihen im Sandboden und werden Ende Juni ausgesüt. Behandlung wie bei Mohrrüben. Wegen der Erdflohaefahr werden die Saatbeete feucht ge halten und auch mit Holzasche oder Ofenruß bestreut. vom fibblatten öer Runkelrüben. Es gibt eine große Anzahl kleinerer Landwirte, welche die Runkelrüben nicht nur der Wurzeln wegen, sondern hauptsächlich deswegen anbauen, um die Blätter in der Zeit, wo die alten Kartoffeln rar werden und die neuen noch ge schont werden sollen, als ein gutes und billiges Schweine- fntter zu verwenden, wozu sich die Rnnkelrübenblätter auch in der Tat gut eignen. Nun ist ein Abblatten nicht ganz zu verwerfen, zumal wenn es sich um besonders blattreiche Runkelpflanzen handelt, jedoch entferne man nur die äußersten Blätter, welche ja sowieso im Alter abwelken oder durch ihre Schwere häufig abknicken. Ganz falsch ist es jedoch, einer Pflanze alle großen Blätter wegzunehmen und nur oben die Herzblätter stehen zu lassen. Die Blätter müssen jedoch der Pflanze bis zu ihrer vollständigen Ausbildung auf alle Fälle belassen werden, denn es steht fest, daß die Runkelrübe zur Bildung von Zucker sehr viel Kohlensäure aufnehmen muß, und zwar in der Hauptsache aus der Luft. Die Hauptzufuhrquelle bilden deshalb die Blätter, fie beschatten, ja auch den Boden und erhalten den Wurzeln die nötige Feuchtigkeit, verhindern demnach die Vertrustung des Erdreichs und unterdrücken das Unkraut. Ein Abblatten der Blätter bedeutet auf alle Fälle einen gewaltsamen Eingriff in den Organismus der Rüben, dies geschieht natürlich immer zum Nachteil ihrer Entwicklung. Versuche haben ergeben, daß ein einmaliges Abblatten einen Gewichtsverlust von 25^, an Wurzeln und ein zwei maliges sogar einen solchen von 65>Ä> bewirkt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn bei zu starkem Abblatten kraft- und saftlose, verkümmerte Rüben geerntet werden. Das Abblatten sollte nur durch verständige Leute, niemals durch Kinder geschehen, um den Nachteil dieser Maßnahmen aufs mindeste zu reduzieren. Noch sei darauf hingewiesen, daß man beim Verfüttern der Rübenblätter immer etwas Stroh oder Heu mit verfüttern muß. Tritt schon bei dieser ge mischten Fütterung leicht ansehnlicher Durchfall ein, so geschieht dies bei der überwiegenden oder gar ausschließ lichen Blattfütterung erst recht und das Aussehen, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere leiden darunter natürlich außerordentlich. B. R.