Volltext Seite (XML)
Nr. 204. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 2. September 1929. Seite 3. Katastrophale Trockenheit in Pommern. Die seit sieben Wochen anhaltende Trockenheit hat in Pommern zu einer Katastrophe geführt. Aus allen Kreisen der Provinz kommen Nachrichten, daß die Landwirte wegen Futtermangel das Milchvieh verkaufen. Die Wiesen sind so ertraglos, daß sie den zweiten Schnitt nicht mehr lohnen und daher erst gar nicht abgeerntet werden. Kartoffel und Rüben versprechen einen sehr geringen Ertrag; besonders die Kartoffeln haben in den letzten Wochen im Wachstum keine Fortschritte gemacht. Das Getreide ist im allgemeinen gut eingebracht; allerdings ist der Ertrag etwa ein Drittel geringer wie im Vorjahr. Der lauernde Tod. Eine deutsche Kugelmine, die schon völlig mit Tang und Muscheln bewachsen war, ist uuf der Insel Amrum im Wattenmeer an eine Düne ange trieben worden und konnte unschädlich gemacht werden. Das andere hat der Bock gefressen. Einem Schulmäd chen in einem o b e r b a y r i s ch e n Dorf, das zum 25jäh- rigen Priesterjubiläum des Dorfpfarrers ein Gedicht aus- Dendig lernte, riß beim Hüten der Geißbock den größten Teil nes Zettels weg und fraß ihn auf. Das Mädchen war aber nicht verlegen, sondern sagte einfach die letzten drei Zeilen auf und fügte hinzu: „das andere hat der Goaßbock zefressen." Doppelselbstmord «egen finanzieller Schmierigkeiten. In dem Mannheimer Vorort Freudenheim hat sich ein pensionierter Polizeiwachtmeister mit seiner Ehefrau aus der Landstraße nach Ladenburg erhängt. Die Tat ist in der Hauptsache auf finanzielle Schwierigkeiten zurückzuführen. Sport ; Turnen Z Spiel Abschlußrennen de, Laufitzer Radfahrer - Bunde». Die letzte Veranstaltung gab der dierjährigen Straßensaison Les Bun des am Sonntag bei schönem und warmen Wetter einen würdigen Abschluß. Noch einmal kam die beste Klasse zusammen, um den Kamps auf der 87,5 km langen Strecke aufzunehmen. Diese führte von Nochten über Muskau, Rietschen, Niesky, See, Krcba, Klitten und wieder nach Nochten zurück. Da die Prüfung fast nur auf ebener Heidestratze vor sich ging, endete die Fahrt mit einem Ueberraschungs- siege, der aber ohne Zweifel von dem erst neuen Fahrer Reinhold Förster infolge der vielen Führung auf der zweiten Hälfte des Weges verdient gewonnen wurde. Unermüdlich sah man ihn an der Spitze und lieferte aus einer 13 Mann starken Gruppe einen Endspurt, den keiner erwartet hatte. Nur Stürze (erfreulicherweise weniger gefähr licher, als sie aussahen) und Raddefekte vermochten das ca. 40 Mann starke Feld auf die vorher genannte Spitze herabzudrücken. Zu den durch Relfenschäden Zurückgebliebenen gehören auch E. Ullmann, Görlitz, und A. Hübner, die dadurch um ihre Verdienste gekommen sind und als Favorieten des Rennens galten. Sehr gut abgeschnitten hat auch wiederum die Mifa-Mannschaft von Bautzen, von der allein sich vier Bewerber in der starken Spitze befanden. Eine bemerkenswerte Leistung vollbrachte noch Max Gloyna, Nochten, der in der kurvenreichen Strecke durch Moholz wieder zum Haupttrupp ausschließt und im Endkampfe auf den vierten Platz gelangte. Die Junioren legten gleich am An- fang ein sehr scharfes Tempo vor, so daß schon vor Niesky um 8.10 Uhr die drei zusammenfahrenden Altersbewerber Meusel, Jentsch und Holz eingeholt waren. Diese schloßen sich nun der Gruppe an und halten bis zum Ziele durch, wo beide Klassen mit insgesamt 16 Fah- rern^ankommen und einen harten Kampf um die Plätze ausfechten, die folgende Besetzung finden: Junioren: 1. Reinhold Förster, Konkordia Deutsch-Baselitz 2!:31:32 Std. 2. Kail Poppe, Mifa Großröhrsdorf 3. Max Werner, Mifa Bautzen 4. Max Gloyna, Einigkeit Nochten 5. Erich Hübner, Transvaal Bischofswerda 6. Willi Schenk, Mifa Bautzen 7. Richard Neumann, Pseil Görlitz-Moys 8. Willi Heide, Mifa Bautzen 9. Herbert Beier, Mifa Bautzen 10. Paul Freudenberg, Horka 11. Martin Beter, Mifa Bautzen 12. Paul Hertrich, Fortuna Btehain 13. Erich Steinert, Diamant Hähnichen alle dichtauf. Altersfahrer: 1. Paul Meusel, Einzelfahrer Reichenau 2:41:40 Std. 2. Max Jentsch, Etnzelfahrer Kamenz dichtauf 3. Paul Holz, Opel Görlitz dichtauf 4. Willi Pappritz, Mifa Großröhrsdorf. Die sich anschließende Siegcrverkündung wurde vom 2. Rcnnsahrwart Fillinger Zittau, vorgenommen und die zur Ausgabe gelangenden Preise lösten b-, allen Beie.ligten voll- Befriedigung aus. Somit hatte die diesjährige Salson ihr Ende gesunden. vornan von IDIU dOert kotkberß — »oLsrLrmor lopxrlgktbx Martin koucktvnnger, »alle (Saal«) i3 Weinend setzte sie sich wieder in ihren Sessel. Klaus Holsten trat ans Fenster. Lange blickte er schweigend hinaus. Plötzlich wandte er sich um. „Wann werdet ihr fahren, Helga?" Sie sprang auf, lief zu ihm hin und zog trotz seines Widerstrebens seinen Kopf zu sich herab. Herzlich küßte sie ihn. „Ich danke dir, Klaus; wir fahren morgen früh gegen neun Uhr mit dem Schlitten zur Bahn. Wir werden da bequem den Schnellzug in O.... erreichen." Am anderen Morgen fuhr Klaus die Mutter und seine Schwester selbst Zur Bahn. In Frau Holstens Tasche ruhte wohlverwahrt der Scheck, der Christ aus aller Not befreien sollte. Helga stand am Fenster des Abteils und sah nach dem Bruder zurück, der hoch und aufrecht zwischen den Men schen stand und dessen Gesicht undurchdringlich und ver schlossen war. Er nickte ihr noch einmal zu, und dann ging er durch die kleine Bahnhofshalle zu seinem Gefährt zurück. Klaus Holsten fuhr den verschneiten Weg dahin. Die beiden Braunen fanden den Weg von selbst. Ein Gefühl des Verlassenseins überkam ihn. Helga würde ihm fehlen und ja — auch die Mutter. Und zum ersten Male fragte er sich, wie das nun wohl wäre, wenn der Vater noch lebte. Damals war Christ ein anderer gewesen. Mit einem deutschen Leichtathletik-Siege schloß der Länderkampf gegen Frankreich im Stadion zu Colombes. Nit 79 :66 P. siegte Deutschland, allerdings erst nach härte stem Kampf. Deutschland gewann den 100-Meter-Lauf durch ir-ldracher und vr. Wichmann, die 110-Meter-Hürden durch ^roßbach und Welscher, die 200 Meter durch vc. Wichmann >nd Eidracher und die 4-mal-400-Meter-Staffel, außerdem sas Kugelstoßen durch Uebler, den Weitsprung durch Meier cnd Dobermann, das Speerwerfen durch Molles und Schlokat md schließlich den Stabhochsprung durch Wegener. Dagegen teilte Frankreich den Sieger über 800 Meter mit Keller, iber 400 Meter mit Moulines, über 1600 Meter mit Ladou- megue und 5000 Meter mit Dartigues. Außerdem ge wannen die Franzosen den Hochsprung durch Menard und Philippon sowie das Diskuswerfen durch Noel und Winter. Einen zweiten deutschen Leichtathletik-Länderficg gab es rm Sonntag in Zürich gegen die Schweiz. Deutschland siegte mit 83 :54 P. In zwölf Konkurrenzen stellte Deutschland )en Sieger. Körnig und Hirschfeld wurden Doppelsieger. Oie Schweizer konnten nur die 110 Mir. Hürden, den 400- Meter-Lauf und das Stabhochspringen gewinnen. Den Stockholmer Straßenlauf über 25 Kilometer ge- vann der Finne Martellin vor seinem Landsmann Sipilä in ! : 25 :6,2 während der Engländer Harper, der den Welt- wkord über diese Strecke hält, nur Dritter wurde. Das Marathon-Gehen über 42,2 Km., welches S. C. C. und der Postsportverein Berlin veranstalteten, wurde von Altmeister Brockmann-S. C. E. in 4 :26 :38 gewonnen. Oie Favoriten Sievert und Schwab gaben infolge der Kitze auf. Bei den Berliner Frauen-Vereinsmeisterschaften siegte ,er SC-Charlottenburg. Das Hockey-Bundespräsidium tagte in Berlin. Die Be teiligung am internationalen Turnier in Barcelona wurde .beschlossen, in den Internationalen Damenhockeyverband will nan unter gewissen Voraussetzungen eintreten. Ein Län- lerspiel gegen Dänemark findet am 27. Oktober statt. Dis Znder spielen im Frühjahr zehnmal sn Deutschland. Der O. H. B. hat Schwierigkeiten, die internationalen Spiele ;u finanzieren. Der Berliner Hockey-Elub schlug Orient-Kopenhagen 3 :1 reim internationalen Travemünder Hockeyturnier. Hellas-Magdeburg gewann das Borschluß-Spiel um die Deutsche Wasserball-Meisterschaft mit 7: 0 Toren gegen Schwimmsportfreunde-Barmen. In der Mannschaft von Kellas spielten erstmals wieder die Gebrüder Rademacher mit. Im süddeutschen Fußball gab es meist erwartete Resul- vte. Der „Club" und die Spielvereinigung gewannen ihre Spiele, der Club 3:2 gegen den A. S. V. Nürnberg, die Sp. Vg. Fürth 8:1 gegen V. f. R. Fürth. Ueberraschungen ledeuten die Niederlage des Karlsruher F. V. 2:4 durch Ke S. Vg. Schramberg, des S. V. Saarbrücken 2:3 durch Z. K. Pirmasens und des F. S. V. 05 Mainz mit 1:3 »urch den Neuling S. V. 98 Darmstadt. Die Berliner Fußball-Punktspiele brachten gleich am ersten Sonntag Ueberraschungen. So schlug Polizei SV den Spandauer SV 2:0 und Wacker mit 3:1 Viktoria. BSV 92 gewann unerwartet hoch 4 :1 gegen NNW. Hertha schlug Halley Concordia 5 :3 und Tennis Borussia siegte 2 :1 über Union Potsdam. Der mitteldeutsche Fußball hatte sein größtes Ereignis im Städtespiel Chemnitz—Dresden, welches die Dresdener 6:2 (4:0) gewannen. Im westdeutschen Fußball begannen die Punktspiele jetzt auch im Berg/Mark-Dezirk. Ueberraschungen blieben aus. In^llorddeutschland siegte der H. S. V. über Ottensen Sawall und Maronnier siegten bei den ausgezeichnet besuchten Rennen auf der Olympiabahn. Sawall gewann die 40 Kilometer vor Maronnier, Krewer, Lewanow und Torri celli in 33 :12,1; dagegen konnte Maronnier über 60 Kilo- meter in 51:23 vor Krewer, Sawall, Torricelli und Lewa now siegen. Bei Pariser Dauerrennen gewann Breau den „Großen Preis für Steher" in beiden über je 50 Km. führenden Läufen vor dem Belgier Linart. Den Großen Preis für Flieger holte sich der Italiener Bergamini vor dem Fran zosen Faucheux und dem Schweizer Kaufmann. Das Matadoren-Rennen, eine der bedeutsamsten Prü fungen des Traberturfs, die auf der glänzend besuchten Trab-, rennbahn in Marienoorf ausgesahren wurde, holte sich iw Gesamtklassement Guy Bacon vor Peter Speedway und Lebenskünstler. Oberwiuter schlug Eonteffa Maddalena um einen Kopf! in der „Badener Meile", dem wertvollsten Rennen des Schlußtages der Internationalen Baden-Badener Renn woche. Börse und Hanöel Amtliche sächsische Notierungen vom ZI. August. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inländ., 74,5 Kilo gramm 230—236; Roggen, hiesiger, 70 Kilogramm 190—196N Sandroggen, 71 Kilogramm 191—197; Sommergerste, inländ.! 225—240; Wintergerste 182—192; Hafer 170—180; Mais, ame- rikanischer 218—220; Mai, Cinquantin 225—240; Raps 345 bis 355; Erbsen 350—365. Die amtlichen Notierungen lauten- für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. — Alles be-' zahlt und Brief. Berliner Produktenbörse: Fest. Der Weizenmarkt tag in Uebereinstimmung mit festeren Aus landsmeidungen auch hier teurer, so daß die Promptnotiz um 4 Mark gegen den Vortag anstieg. Auch der Lieferungsmarkt war fester. Deckungen per September ließen diesen Monat mehr als spätere Sicht im Preise anziehcn, Roggen wurde z-u morgen» dem beginnenden September, in nahezu 2000 Tonnen zur Begut achtung'angedient, die, wie es heißt, schlank Unterkommen finden dürften, weshalb Roggen nicht nachgiebig, sondern gut stetig ver anlagt blieb. Gerste still, nur vereinzelt in Minder wäre nach Novdscehüfen gehandelt. Amtliche Notierung der MittagsbSrfe ab Station Meyl und Kleie brutto einschi. Sack frei Berlin IM kg 31. 2g 30. 8. 2» 100 Lg 31. 8. 22 30. 8. 29 Weiz. A-Hl 70 »/, mark. 227.0-230.0 227.O-L300 Weizen 28.5-34.2 28.6-34.2 Sept. 214.0 240.5-244.0 Roggen 25.0 28.0 25.0-27.9 Okt. 2515 250.0-250.5 Weizenkleie 11.5-12.0 11.5-12.0 Dez. 259.5-259.0 259.0-259.5 Roggenkleie 11.0-11.2 11.0-41.2 Rogg. mrk. Sept. 188.0-192.0 200.0 >87.0-191.0 199.2-201.0 Weizenkleie melaffe Raps (1000 kz) 340.00 340.0 Okt. Dez. 208.0-208.5 217.0 206.5-208.0 215.0-216.0 Leinsaat (do.) Erbsen, Viktoria KI. Speiseerbsen 40.0-48.0 28.0-34.0 40.0-4840 28.0-34.» Gerste 210.0-227.0 167.0-186.0 21.0-23.0 21.0-23L Brau Mut. Futt. 210.0-227.0 167.0-186.0 Peluschken Ackerbohnen Wicken 28.0-32.0 28.0-Z2.» Hafer Lupinen, blau —— —— 165.0-171.0 „ gelb —E mark. 165.0-171.0 Seradella, neue — — Sept. 176.5-177.0 175.0-176.0 Rapskuchen 18.3-1S.0 18.3-19.0 Okt. 183.5 182.0 Leinkuchen 24.0-24.3 24.0-242 ! 41.5-442 Dez. 190.0 188.5 Trockenschnitzel 11.5-11.6 Mais! Soya-Extralt. 19.4-20.1 19.6-20.1 Berlin 211.0-212.0 211.0-212.0 Schrot Plala — — Kartoffelflocken 17.7-18.0 17.7-18.0 Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 174, 2. Qualität 161, abfallende Sorten 145 Rm. Tendenz: Still. (Ohne Gewähr). Wild- und Geflügelpreise. Wild und Wildgeflä- gel: Rotwild, männlich, 1a, 14 Kilogramm 0,70—0,75, Rehböcke, ia, Kilogramm 1,15—1,20, do. 2a, 0,90-1,00. Geschlach tetes Geflügel: Hühner, hiesige, Suppen, 1a, per Kilo gramm 1,10—1,15, do. 2a, 0P0—1,05, do. junge, hiesige, la, 1,20 bis 1,30, do. 2a, 1,00—1,10, Poulets, holl., 1a, ^0—1,40 do. 2a, 1,20—1,35 do. ung,. 1a, 1,35—1,45, Hähne, alte, per ^Kilo gramm 0,80—1,00, Gänse, junge, la, 1,10—1,15, do. 2a, OPO be» 1,00, do. ung. Stopf-, 1a, 1,20—1,25, Enten» junge, la» 4^0—1M, do. 2a, 1,00—1,20 per 14, Kilogramm. Voraussichtliche Witterung Landesw-tterwarte Dresden Nachdruck v«dot«»> Vorübergehend Temperaturriickgang, und besonders in der Nacht zum Mittwoch kühler als in den vergangenen Nächten. Vorübergehend Gewitter oder gewitterartige Rcgenfalle nicht ausgeschlossen. Darnach wieder Nebergang zu teils wolkigen, teils heiteren Welter, Flachland schwache bis mäßige Winde auK westlichen Richtungen. Oder — Klaus Holstens Faust riß an den Zügeln, daß die zwei Pferoc pcy"hoÄ ausbäumten — hatte die Mutter stets so geschickt den furchtbaren Leichtsinn ihres Lieblings verdeckt, daß keiner, aber auch keiner etwas merkte? Jetzt war ihr eigenes Geld längst verbraucht und — und viel leicht auch schon ihr Erbe vom Holstenhof? Nun sollte er, Klaus, helfen, würde es immer wieder müssen, bis der alte Herrensitz in fremde Hände überging. „Nein!" Hart heraus schrie es Klaus Holsten. Wenn sie ihn mitbrachten, wollte er selbst es ihm sagen. Kam er nicht, dann sollten die Mutter und Helga es von ihm hören, daß von nun an ein eiserner Riegel vor geschoben wurde. Der Schlitten sauste durch die klare Wmterlandschaft. Dort drüben lag das Gut der Oldcnroogs. Das waren gerade, aufrechte Menschen. Hede Oldenroog, die jüngste der zwei blonden Töchter, war ihm in letzter Zeit auf fallend ausgewichen. Warum? Er wußte es nicht. Klaus Holsten hing der Sache nicht weiter nach. Seine Gedanken konzentrierten sich auf morgen. Da kam der Oldenburger Getreidehänvler. Es würde ein nettes Sümmchen zusammenkommen. Klaus Holsten knirschte plötzlich mit den Zähnen. Das Geld konnte ja Christ in München gut gebrauchen. Man müßte es eigentlich nur für die nächste Verlegenheit des Herrn Bruders aufheben, der sich den Teufel darum scherte, daß das Geld aus dem Heimalboden gezogen wurde, der mit ehrlichem Schweiße getränkt war. Zweiunddreißigtausend Mark! Da mußten ja ganz be sondere Umstände im Spiele fein. Am Waldrande stand ein vierschrötiger Riese mit langem, grauem Bart. Es war Peter Oldenroog, sein nächster Nachbar. Der Schlitten hielt, und der alte Herr setzte sich ohne große Umstände zu seinem jungen Nachbar! auf den Kutschsitz- „Mächtig kalt ist es geworden; na, ich hab' ein paar Viecher hereingeholt." Herr Oldenroog zeigte auf seinen Rucksack. Die gefleckte Jagdhündin rannte neben dem Schlitten her. Klaus Holsten sah prüfend in das Gesicht des alten Herrn. Irgend etwas war da, was ihm zu denken gab. Er sollte sich auch nicht irren. „Na, Klaus, wo kommen Sie eigentlich so früh schon her?" „Aus der Stadt, Onkel Oldenroog, vom Bahnhof. Mama und Helga sind ganz plötzlich nach München ge fahren. Christ hatte geschrieben," Während er sprach, betrachtete er angelegentlich den silbernen Griff der Peitsche. Herr Oldenroog sah ihn schweigend an. Dann raffte er sich endlich zu dem auf, was er sagen mußte, was ihm schon längst am Herzen lag. „Klaus, das Herumdrücken hat doch keinen Zweck: Wann kommt Christ wieder nach Hause? Ich muß es wissen." Klaus Holsten wurde fahl im Gesicht. „Onkel Oldenroog, wozu viele Worte? Was hat Christ angestellt?" Der alte Herr neben ihm tat einen schluchzenden Atemzug. „Er — Christ — hat der Hede die Ehe versprochen; er war bei seinem letzten Aufenthalt hier täglich drüben bei uns. Die beiden haben sich heimlich verlobt. Lieber Klaus, seit ein paar Tagen gibt's in Oldenroog Tränen, und - und von mir aus — ich hätte mich beinahe an Hedt vergriffen, doch man muß es verzeihen, es hilft alles nichts. Die Hochzeit muß schnell sein, sonst..(Forts, folgt.)