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Pulsnitzer Tageblatt : 27.08.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192908273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19290827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19290827
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-08
- Tag 1929-08-27
-
Monat
1929-08
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 27.08.1929
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N-. 199. zu der Ende September d. I. stattfindenden staatlichen Prü fung für Krankepflegepersonen bis zum 7. September d. I. beim Vorsitzenden des staatl. Prüfungsausschusses für Kranken pflegepersonen, Kreishauptmannschaft Chemnitz einzureichen. Pulsnitz M. S. (K i n d e r f e st.) Am vergangenen Sonn tag war es dem Turnverein 0. T. Pulsnitz M. S. vergönnt, sein alljähr, liches, im August stattfindender Kinderfest der bestehenden Kinderablei- lung abzuhalten. Zu einem gemeinsamen Zuge, von schönem Wetter begünstigt, setzte sich derselbe mittags kurz nach 1 Uhr nach dem herrlich gelegenen „Waldhaus" unter den Klängen unseres beliebten Spielmanns« zages in Bewegung. Besonders muß wiederum die so rege Beteiligung hervorgehvben werden, denn man kann doch ohne weiteres behaupten, dah in diesem Verein ein zähes Zusammengehörigkeitsgefühl besteht. Nachdem wir nun im Festgarten des vorerwähnten Waidhauses ange langt waren, begrüßte der Vorsitzende der Kinderabteilung, Turnbruder Hofmann, die so zahlreich Erschienenen und ganz besonders unsere Kleinen. Man muß auch sagen, daß fast keiner der Turnbrüder irgend welche Mühe scheute, um zu einem frohen Gelingen dieses Festes bei zutragen. Nach diesem entwickelte sich nun ein reges und fröhliches Treiben. Den Kleinen war reichlich Gelegenheit geboten, durch Vogel schießen, Topfschlagen, Sackhüpsen, singenven Spielen in Anleitung ihrer Abteilungsführer und -führerinnen, sowie durch Vorführung von Freiübungen, und auch den Erwachsenen durch Scheibenschießen usw. sich die Zeit des schönen Nachmittags zu vertreiben. Jedes von den Kleinen erhielt verschiedene Gaben, um sich körperlich stärken zu können und ebenfalls ein an dieses schöne Fest erinnerndes Geschenk. Von Seiten des SpielmannszugeS kamen mehrere Musikstücke gut gespielt zu Gehör. Nach eingetretener Dunkelheit setzte sich ein stattlicher Lampionzug unter den Klängen schneidiger Turner-Marschmusik nach dem Turnlokal in Bewegung, wo sich derselbe, nachdem der Vorsitzende Turnbruder Hof mann Abschieds- und Dankcsworte zum Ausdruck brachte, auflöste. Bei dieser Gelegenheit möchte nicht unterlaßen bleiben, dem Besitzer Herrn Fabrikbesitzer Emil Hauffe, sowie dem Pächter Herrn Kurt Schöne für die Bereitwilligkeit der Ueberlassunz des Waldhausgartens herzlichst zu danken. Ein Wunsch möchte noch dahingehend zum Ausdruck ge bracht werden» welcher unsere Lehrerschaft, die dock als Miterzieher unserer Kinder in Frage kommen, betrifft, daß sich dieselben mehr der Förderung der alten deutschen Turnsache widmen. All diese Ausfüh rungen mögen denn der Deutschen Turnerschaft, besonders den noch Außenstehenden, zum Ansporn und Weiterentwicklung dienen, denn wie gesagt, in unserer Heranwachsenden Jugend liegt die Zukunft und die Stärke. Gut Heil! k-r. Ohorn. (Jugend-Wettkämpfe.) Bezirk „am Schwe denstein" im Meißner Hochlandgau VD Lachender Sonnenschein grüßte am Sonntag die jugendlichen Turner und Turnerinnen, die sich zum friedlichen Wettstreit in Ohorn zusammengefunden hatten. Wettkämpfe im Volksturnen lautete diesmal die Parole und genau wie der Son nenschein, so strahlte Helle Freude aus den frischen Augen der Tur nenden, die im Weitsprung, Kugelstoßen und Lausen gegenseitig ihre Kräfte maßen. Eingeleitet wurde der Wettkampf durch unvorbereitete Freiübungen, die von allen 108 Wettkämpfern mitgeturnt wurden Dank der guten Vorbereitung konnte der Wettkampf gut und schnell durchgcführt werden, sodaß sich die Wettkämpfer und Wettkämpferinnen schon gegen ft, 4 Uhr zur Siegervcrkündigung nach Petermanns Gast haus begeben konnten. Durch einen beifällig ausgenommenen Vortrag des Bezirksvertreters Curt Ziegenbalg, Ohorn, über dar Wesen der Deutschen Turnerschaft wurde die Siegerfeier eröffnet, worauf die Be grüßung der Anwesenden durch den Bezirksvertreter erfolgte. Einige Lieder und ein von Fräulein Hofmann, PulSnitz, vorgetragener Prolog leiteten über zu der mit Spannung erwarteten Siegerverkündigung. Aus Pulsnitz und der näheren Umgebung gingen Folgende als Sieger hervor: Turnerinnen Jahrgang 1911/12. 2. Sieger mit 44 Punkten, Ilse Mager, Ohorn-, 4. mit 35 Pkt Leuchen Boden, Lichtenberg. Jahr, gang 1913/15: 1. mit 53 Pkt. Elsbeth Hofmann, Pulsnitz; 3. mit 46 Pkt. Ilse Kohl, Lichtenberg; 6. mit 41 Pkt. Margarete Rammer, Ohorn; 8. mit 39 Pkt. Anna Voigt, Pulsnitz; 9. mit 38 Pkt. Erna Bürger, Ohorn und Dora Fischer, Pulsnitz; 11. mit 36 Pkt. Elli Müller und Hilda Haase, Lichtenberg; 13. mit 34 Pkt. Hertha Görner, Lichtenberg. Turner: Jahrgang 1911/12: 2. mit 55 Pkt. Hans Spran ger, PulSnitz; 3. mit 52 Pkt. Gerhard Hause, Lichtenberg: 5. mit 47 Pkt. Heinz Schieblich, Pulsnitz; 7. mit 44 Pkt. Karl Söhnel, Ohorn; 8. mit 38 Pit. Alfred Zimmermann, Friedersdorf; 9. mit 37 Pkt. Reinh. Prescher, Ohorn; 11. mit 35 Pkt. Georg Schöne und Herbert Laub, Obeistetna ; 12. mit 34 Pkt. Herbert Ziegenbalg, Oberstem«, Erich Wehner, Pulsnitz und Erich Ziegenbalg, Frieders dorf. Jahrgang 1912/15: 2. mit 57 Pkt. Herbert Mägel, Lichten berg; 4 mit 50 Pkt. Felix Ehrich, Fricdersdors; 5. mit 49 Pkt. Gott hard Böhme, PulSnitz; 6. mit 48 Pkt. Walter Hentschel, Pulsnitz; 7. mit 47 Pkt. Hellmut Prescher, Ohorn; 8. mit 46 Pkt. Walter Freudenberg, Großnaundorf; 9. mit 45 Pkt. Herbert Fischer und Werner Lange, Pulsnitz; 10. mit 44 Pkt. Gotthard Müller, Pulsnitz und Erich Oswald und Kurt Prescher, Ohorn; 12. mit4l Pkt. Reinh. Fischer, Obelsteina und Erich Wehner, Niedersteina; 13. mit 40 Pkt. Gotthare Seipke, Pulsnitz und Herbert Meißner, Lichtenberg; 15. mit 37 Pkt. Heinz Prescher, Ohorn und E ich Rosenkranz, Obersteina; 16. mit 36 Pkt. Echard Kühne, Friedersdorf; 17. mit 35 Pkt. Hellmut Kaiser, Friedersdorf. Mit herzlichen ermahnenden Worten an die Jugend, auch weiterhin treu zur deutschen Turnsache zu halteu, schloß der Bezirksvertreter mit einem „Gut Heil" auf die Deutsche Turner schaft die schlichte, aber eindrucksvolle Feier. — rx. Bischofswerda. (ZweiterSächsischerSchre- ber tag.) Der Landesverband Sachsen der Schreber- und Gartenvereine hält am Sonntag wieder seinen Schrebertag ab. Aus diesem Anlaß werden die hiesigen Schrebervereine wieder wie im vorigen Jahr alte und kranke Leute mit einer Blumenspende erfreuen. Stolpen. (Unfall.) An der berüchtigten Kreu zung der Stolpner- und Bautzner Landstraße, am ehemaligen Chaussee Einnehmerhause, ereignete sich am Sonntag nach mittag ein neuer Unfall. Herr Buchhalter Scheuner aus Großröhrsdorf, auf seinem Motorrade aus der Richtung von Stolpen kommend, stieß dortselbst mit einem von Bischofs werda her kommenden Auto eines Ausländers zusammen. Herr Scheuner ist als vorsichtiger Fahrer bekannt, hat an dieser gefährlichen, unübersichtlichen Stelle besondere Vorsicht walten lassen und ist langsam gefahren. Trotzdem konnte er, obwohl er die Gefahr bemerkend, sofort die Fahrtrichtung änderte und in gleicher Richtung mit dem Auto fuhr, es nicht verhindern, daß er von diesem angefahren wurde. Seine mitfahrende Gattin wurde dadurch vom Soziussitz herabge schleudert und erlitt einen Schädelbruch. Sie fand Auf nahme im Großröhrsdorfer Stadtkrankenhause, doch ist ihr Zustand glücklicherweise nicht besorgniserregend. Dresden. (Während der Trauerfeier Diebe in der Wohnung.) Während die Bewohner zu einer Beerdigung auf dem Friedhöfe weilten, drangen Diebe mittels Nachschlüssels in die Wohnung auf der Wettinerstraße ein. Aus den von den Gästen zurück- gelassenen Handtaschen wurden über 60 Mark Bargeld ge stohlen. Struppen. (Ein Schulmädchen vermißt.) Seit kurzer Zeit Wird das 13jährigc Schulmädchen Hilde gard Ackert vermißt; es ist 1,38 Meter groß und hat hell blondes Haar. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 27. August 1929. Dr. Eckener unpäßlich. Das Luftschiff hatte bei der letzten Strecke des Ozeans zwölf Stunden wegen Nebels überhaupt keine Beobachtungen machen können, aber auch der dichte Nebelschleier konnte den Führer des Luftschiffes nicht beirren. Als sich der Zeppelin dem Lande näherte, da ging eine Bewegung durch die Passa giere des Luftschiffes. Vertreter von acht Nationen sahen erstmalig Kalifornien von dem ersten Luftschiff aus, das den Pazific durchkreuzte. Selbst Or. Eckener konnte seine Bewe gung nicht verbergen. Er war während der ganzen Fahrt von Tokio garnicht auf dem Posten. Wahrscheinlich hatte er sich eine Magenvergiftung zugezogen. In der letzten Nacht vor der Ankunft in Amerika hatte er hohes Fieber, aber er verließ die Kommandobrücke nicht. Am Montag früh aß er zum ersten Mal seit zwei Tagen wieder etwas, und erklärte, daß er wieder ganz wohlauf Los Angeles bei Nacht. In Los Angeles wartete die ganze Nacht durch der Ober bürgermeister mit vielen anderen hohen amtlichen Persön lichkeiten der Stadt, um Or. Eckener einen würdigen Emp fang zu bereiten. Das Luftschiff erschien über Los Angeles zum erstenmal nachts 1.3S Uhr und überflog das Geschäfts- viertel. Wie ein Riesendrache hob sich das Schiff mit seinen erleuchteten Kabinenfenstern und seinen Schlußlichtern gegen die Nachthimmel ab. Begeisterte Beifallsstürme rausch ten dem Zeppelin entgegen und entboten seinen Insassen den Willkommensgruß. Eine nach Zehntausenden zählende Menschenmenge erwartete die Landung des „Graf Zeppelin". Jeder verfügbare Platz auf dem Flughafengelände und in der Umgebung war von Menschen angefüllt. Die Zufahrt straßen waren die ganze Nacht von Tausenden von Autos vollgepfropft. Zehntausende lagerten über 24 Stunden um das Flugfeld, um sich den besten Platz zu sichern. Die Polizei hatte die größte Mühe, einigermaßen Ordnung in dem Gewimmel zu halten. lieber dem Flughafen herrschte dichter Nebel. Die Landungsmannschaften in Stärke von 400 Mann stan den unter Kapitänleutnant C. W. Settle bereit, den „Graf Zeppelin" sicher an den Landungsmast zu bringen. Riesige Scheinwerfer wurden von der Flugplatzleitung in Bereitschaft gehalten, um auch eine Landung bei Dunkelheit zu ermög lichen, falls das Luftschiff aus irgendeinem Grunde doch noch vor Tagesanbruch landen sollte. lieber dem Flugplatz kreiste eine Anzahl amerikanischer Marineflugzeuge, um die Flug straße für den „Graf Zeppelin" freizuhalten und das Luft schiff nicht in Gefahr zu bringen. Es war privaten Flug zeugen ausdrücklich verboten worden, sich dem Flugplatz- gelände zu nähern. Zuwiderhandelnde wurden von Marine- flugzeugen zur Landung gezwungen und den Piloten wird der Führerschein entzogen. Besuch der Filmstadt Hollywood. Da die Landung während der Nacht in Los Angeles Or. Eckener zu gefährlich war, kreuzte er mehrere Stunden über der Stadt. Dabei besuchte er auch die Filmstadt Hollywood und berührte die Bäder San Monica, Ocean Parc und Venice. Ueberall erregte das Schiff trotz der Nacht größte Begeisterung bei der kalifornischen Bevölkerung. In den Straßen von Hollywood stand eine ganze Reihe von Aufnahmeapparaten, die die Geräusche der Luftschiffpropeller für Tonfilm« aufnahmen. Die ganze Filmstadt war auf die Ankunft des Luftschiffes bestens vor- vereitel. Hunderte von Photographen walteten ihres schweren Amtes. Hoovers Sohn als Rundfunk-Ansager. Die Ueberquerung des Stillen Ozeans durch den „Graf Zeppelin" ist für Amerika die größte Sensation. Der Flug über dem amerikanischen Festland wurde aus alle Rundfunk stationen der Welt übertragen. Von Los Angeles aus wur- den deutsche, englische, französische und japanische Stationen an das amerikanische Rundfunknetz angeschlossen, um den Rundfunkhörern der ganzen Welt in ihren Sprachen das große Ereignis zu übertragen. Der Sohn des amerikanischen Präsidenten, Herbert Hoover, schilderte vom Flugzeug aus die Geschehnisse. Es ist das erste Mal, daß der Sohn eines Staatsoberhauptes als Ansager fungierte. Glückwunschtelegramm des ReichsverkehrSmimsters an Dr. Eckener. Berlin. Anläßlich der Landung des Luftschiffes „Graf Zeppelin" in Los Angeles sandte Reichsverkehrsminister Or. Stegerwald folgendes Telegramm an vr. Eckener: „Nach Ueberwindung der größten über Asien führenden ersten Teilstrecke haben Sie mit Ihrem Luftschiff nun auch als erstes Luftfahrzeug den nördlichen Stillen Ozean in ununterbrochener Fahrt überquert. Den weitaus schwie rigsten Teil der Weltrundfahrt haben Sie somit bezwungen. Zugleich im Namen des Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung spreche ich Kapitän und Besatzung die herz lichsten Glückwünsche zu dieser für unser ganzes Vaterland hochbedeutsamen Fahrt aus. Die Heimat ist voller Zuver sicht auf die glückliche Beendigung Ihrer Fahrt und voller Stolz auf Sie und Ihr Werk."' Nur kurzer Aufenthalt in Los Angeles. Los Angeles. vr. Eckener hat bald nach der Lan dung mitgeteilt, er hoffe innerhalb 3V Stunden nach der Landung in Los Angeles den Flug fortzusetzen. Wie dazu ergänzend verlautet, dürfte die Flugroute El Paso — Eansas-Lity — St. Louis — Chikago — Cleveland— Lakehurst gewählt werden. * Minesfield. „Graf Zeppelin" hat nicht nur sämtliche pazi fischen Rekorde für die Ueberfliegung des Stillen Ozeans gebrochen, sondern ist auch das erste Luftfahrzeug, auf dem einen Patienten während des Fluges ärztliche Hilfe zuteil geworden ist. Mehrere 100 Meter hoch über dem Pazifik ist vr. Eckener von dem an Bord befindlichen vr- M e- gias, dem Leibarzt des spanischen Königs, auf eine leichte Magenverstimmung behandelt worden. Auf dem Flugplatz wurde am Montag die Auffüllung -der Brenngasvorräte des Luftschiffes mit Hochdruck in An griff genommen. Für den Fall, daß das Luftschiff unter- wegs wider Erwarten zu einer Notlandung gezwungen wer den sollte, haben die amerikanischen Marinebehörden in Seite 2. Furt Worth; (Texas) einen Ankermast errichten lassen. Während des ganzen Fluges werden dort Landungs- und Hilfsmannschaften in Bereitschaft gehalten. Dresden, 27. August, 10,25 Uhr P.-O „Graf Zeppelin" »ach dem Endziel der Weltreise gestartet Newyork. „Graf Zeppelin" ist heute vormittag um 9,16 Uhr M. E. Z. vom Flugplatz Los Angelos nach Lakehurst als dem Endziel und letzten Etappe der Weltreise gestartet. Ein Schreiben Gras Westarps an die deutsche Delegation Wie die „D. A. Z." berichtet, hat Gras Westarp in seiner Eigenschaft als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und als Vorsitzender der Deutschnationalen Reichstagsfraktion an die Delegation im Haag einen Brief gerichtet, in dem er von neuem das Verlangen nach Veröffentlichung jenes Me morandums erhebt, daß die deutschen Sachverständigen vor dem Abschluß des Pariser Planes an die Reichsregierung gesandt haben. Das deutsche Volk habe im jetzigen Zeit punkt ein Anrecht darauf, genau zu erfahren, wie die Sach verständigen in Paris zu der Uebcrzeugung gekommen seien, daß die über das zweite Angebot hinausgreifenden For derungen der Alliierten wirtschaftlich nicht vertretbar seien und nur neue politische Instruktionen angenommen werden könnten. Graf Westarp beruft sich darauf, daß sein Wunsch nach Veröffentlichung dieses Gutachtens, der im Reichstag von verschiedenen Seiten Unterstützung fand, auch von Herrn Dr. Stresemann als berechtigt anerkannt worden sei. Außer diesem an die vier auf der Konferenz weilenden Minister ge richteten Schreiben hat nach der „D. A. Z." Graf Westarp eine Stellungnahme seiner Fraktion nach dem Haag über mittelt, die an der Delegation scharfe Kritik übt. Wenn die Konferenz scheitert Der „Vorwärts" meldet aus London: Der Haager Berichterstatter des „Daily Herald", dessen enge Beziehungen zur britischen Delegation bekannt sind, setzt sich in einem Bericht mit der Lage Deuischlands im Falle eines Zu sammenbruches der Konferenz auseinander. Snowden stehe den finanziellen wirtschaftlichen und politischen Folgen eines Zusammenbruches nicht gleichgültig gegenüber. Die britische Delegation habe die finanziellen und ökonomischen Verhält nisse studiert, die ein Scheitern der Konferenz in Deutschland zur Folge haben würde. Es bestehe Grund zu der An nahme, daß Snowden sich bereit finden werde, im Falle des Scheiterns der Haager Konferenz bezüglich der deutschen Zahlungen ein Vorgehen vorzuschlagen, daß mit seiner Politik des Kampfes für Gerechtigkeit übereinstimm-. Deutschland vor einer völlig neuen Lage Haag, 26. August. Für die deutsche Abordnung ist durch die Note der vier Mächte an England eine neue Lage entstanden. In der Note werden bekanntlich vorbehaltlich der deutschen Zustimmung der viel erörterte Ueberschuß aus dem Dawesplan, sowie eine Erhöhung des ungeschützten Tei les der deutschen Tributlasten um jährlich etwa 20 Millionen England angeboten. Die englische Antwortnote stellt nun ausdrücklich fest, daß diese beiden Punkte die Zustimmung Deutschlands zur Voraussetzung hätten. Von deutscher Seite wird sestgestelll, daß die deutsche Abordnung von dem Angebot der vier Mächte an England hinsichtlich der neuen deutschen Lasten keinerlei Mitteilung erhalten habe. Ebenso wenig sei bisher bei der deutschen Abordnung angefragt worden, wie sie sich zu einer derartigen Erweiterung der deutschen Lasten stellen würde. Die Lage ist jedenfalls die, daß ohne die Zustimmung zu den neuen Lasten eine Eini gung zwischen England und Frankreich überhaupt undenkbar erscheint. Jedoch bilden diese beiden Punkte lediglich einen Teil des Gesamtangebotes, das England von neuen; abge lehnt hat. In allen Punkten der englischen Forderungen bestehen noch große Gegensätze. Die Vermittelungsverhand- lungen werden jetzt anscheinend von japanischer Seite ge führt. Eine Antwort Snowdens auf die mündliche Anfrage der vier Mächte, ob England gewillt fei, jetzt sein letztes Wort zu sagen, ist bisher noch nicht erfolgt. Kabinettssitzung in Köln oder Frankfurt a. Main? Wenn die Haager Konferenz sich über die Mitte dieser Woche ausdehnen sollte, so würde für die deutsche Delegation kaum noch die Möglichkeit bestehen, vor der Reise nach Genf nach Berlin zurückzukehren. Da jedoch sowohl im Haag, wie in Berlin, der Wunsch «ach einer gemeinsamen Aussprach« zwischen den Kabinettsmitgliedern in Berlin und den deut schen Delegierten im Haag unter Hinzuziehung der Partei- führer besteht, so wird der Gedanke erwogen, ob nicht in diesem Falle eine derartige Zusammenkunft aus der Reise vom Haag nach Genf, etwa in Köln oder Frankfurt- Main, vereinbart werden könnte. Dafür würde eventuell der Donnerstag oder Freitag in Betracht kommen. Keine Lösung der Gaarfrage. Haag, Zwischen der deutschen und französischen Ab ordnung haben vertrauliche Besprechungen über die Saar frage stattgefunden. Hierbei ist man in eine nähere Er örterung der Einzelheiten des gesamten Problems nicht ein getreten. Nach der gegenwärtigen Lage dürfte das Ergebnis der Besprechungen lediglich darin bestehen, daß eine schrift liche Vereinbarung über die zu einem bestimmten Zeitpunkt aufzunehmenden direkten Verhandlungen zwischen Frank- reich und Deutschland getroffen wird. Eine sachliche Be handlung der Saarfrage, geschweige denn eine Lösung, ist auf der Haager Konferenz nicht zu erwarten.
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