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pulsnitzerFayeblati Dienstag, den 13. Aagnft 1328 Das Urteil der amerikanischen Reklamefachleute j über Deutschland. Bei der Eröffnung der Berliner Reklameschau hielt der Präsident des Advertistng-Llub von New York, für die in >der Reichshauptstadt weilenden amerikanischen Reklamefach. > eine Ansprache, die äußerst bedeutungsvoll war. M r. 'Hodges führte u. a. aus: „Die landschaftlichen Reize Ihres iLandes, die Schönheit und die Sauberkeit > Ihrer Städte haben uns unsagbar stark beeindruckt. Gewiß wußten wir, daß Sie Brillantes leisten auf knltu- Werbung durch die Zeitung auf der Berliner Reklameschau. o» Berlin wurde am lO August m den Ausstellungshallen sie große „Reklameschau Berlin 1929" eröffnet Zahlreiche Gäste aus allen Ländern der Welt wohnten der Eröffnungs- feier. die mit einer Rede des Reichsjustizministers v Guörard begann, der Die Ausstellung die bis zum 8 September ihre Pforten geöffnet hält versuch! dem Besucher einen Einblick n das ungeheure Arbeitsfeld moderner Reklame zu geben Lon besonderem Interesse ist die Abteilung, die die über- ragende Bedeutung der Z e t tungsreklame remt — Blick auf e-ner -In wirksamen Zeitungswerbestand rellem und erzieherischem Gebiet, aber unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Wir waren überwältigt von der Wucht der geschichtlichen Tradition, von Ihren Kunstreichtümern und von Ihren Erziehungsinstituten . . . Meine Zeit ist zu kurz, um inehr zu sagen über unsere glück liche Bekanntschaft mit Deutschland und dem deutschen Bölke. Es begeistert mich,, und es muß auch Sie be geistern zu wissen, daß 1500 Amerikaner in Berlin angekommen sind zu dieser großen Schau und zu dem Inter nationalen Reklame-Kongreß; — und ferner zu wissen, daß auch Sie begeistert sein werden von denselben Empfindungen, wenn Sie die Schätze Ihres Landes gesehen haben . . . Viel bleibt uns noch zu erfüllen. Diese 1500 Amerikaner werden die Ausstellung besuchen mit einer Bewunderung für Beilage M Nr. 187 81. Jahrgang Esemgen, sie so viel Zeit und Gedanken an ihre Entwick lung gewandt haben, und sie werden lernen, die letzten praktischen Methoden und die letzten Errungenschaften der deutschen Geschäfts- und Reklamewelt. Als Ergebnis wird ihnen ein weit besseres Verständnis ihres eigenen Geschäftes erwachsen und ein zuversichtlicher Ausblick auf ein glücklicheres und leichteres Leben . . . Als Schlußfolgerung wünsche ich den Veranstaltern dieser großen Ausstellung von Herzen Glück für die erfolgreiche Vollendung ihres monumentalen Werkes. Es ist ein glän- zendes Beispiel dafür, daß die Deutschen sich auszeichnen ohne Rücksicht auf Schicksalsschläge, die sie erlitten haben! Vie ErnlemsWen im sWschen Getreidebau Die Landwirtschaft steht mitten in der Ernte. Wintergerste, Roggen und teilweise auch der Hafer find geborgen Die übrigen Halmfrüchte reisen heran und harren einer baldigen Ernte. lieber den Ernteaussall kann man sich vorläufig noch kein richtiges Bild machen, da nur wenige Druschergebnisse vorliegen. Trotzdem lassen sich Schlüffe ziehen, aus dem Stande der Felder verglichen mit früheren Jahren, dem Krankheitsbesall, der Witterung und anderen Beobachtungen. Den meisten Einfluß auf den Ernte- ertrag hat bekanntlich dar Wetter, dos auch dieses Jahr wieder teilweise recht ungünstig auf die Vegetation der Felder verlief. So sehen wir, daß in der anfänglich fehr günstigen Entwicklung der Fcldbestände infolge der großen Trockenheit und Hitze am Anfang des vorigen Monats ein Wachstumstillstand und eine Beeinträch tigung der Feldfrüchte durch Dürre-Erscheinungen rintrat. Hinzu kommt in großem Umfange in einzelnen Landestetlen die Vernich tung der Ernte durch starken Hageljchlag, Sturm und wolkenbruch artige Regengüsse. Guten Stand und befriedigende Ernteausfichten zeigen unter den Halmfrüchten die Roggenfelder. Wo nicht durch frühzeitige Lagerung die Kornausbildung beeinträchtigt wurde, stand der Rog- gen im allgemeinen gut. Die Wintergerste hingegen hat unter dem Nachwinter und den Spätfrösten im Frühjahr erheblich gelitten. Der Ernteaussall der Wintergerste ist ein durchaus unbefriedigender und stellt sich nur in vereinzelten Fällen auf oder über den Durch- schnittrertrag. Di« Wintergerstenselder waren meist sehr dünn be- standen und stark verunkrautet. Der Gerstenflugbrand trat in höchst bedenklichem Maße auf, besonders bei bestimmten Sorten. Der Winterweizen steht sehr unterschiedlich. Zum Teil verspricht er vor allem in klimatisch feuchten Lagen einen guten Ertrag, zum Teil litt er, namentlich im Niederlande, unter der Dürre, auch «eist er umfangreiche Brandstellen mit Notreife auf. Beacht lich ist in diesem Jahre wiederum das beträchtliche Austreten de» Weizenhalmtöter«, während Steinbrand kaum in Erscheinung trat und auch die Wetzcnhalmfliege weniger Schaden verursachte. Am besten steht der Kartoffel und Rübcnlandweizen; hingegen weist der Bracheweizen durchweg einen dünnen mit Windhalm und anderen Unkräutern stark verunreinigten Stand und ungleich mäßiges Wachstum auf. Er litt wesentlich mehr unter der Trocken heit und zeigte einen besonders auffälligen Halmtöterbesall. Lie Sommergerste verspricht im allgemeinen einen guten Ertrag. Besonder» schön steht sie nach Hackfrucht ohne Zudüngung von Stickstoff. Starke Gaben mit diesem Dünger haben häufig frühzeitig zu Lagerung der Sommergerste geführt. Einetderarttge Lagergerste ist zu Brauzwecken nicht mehr zu verwenden.! Der Hafer litt unter der Trockenheit am empfindlichsten. In vielen Fällen ist er notreis geworden. Die Ertragsausfichten des Hafer« find daher keineswegs günstig, und es wird im allge meinen nur mit einem unter dem Durchschnitt liegenden Ernteaus sall zu rechnen sein. Er ist auch kaum ein Haserfeld vorhanden, Von den Berliner VerfasiungSfeiern bildete der Festakr der Reichs- regierung m Reichstag den Höhepunkt Die Feier wurde zu einer veiandere» Ehrung unseres Reichspräsidenten von Hindenburg, der an der Feier in der Ehrenloge teilnahm umgeben von dem Reichstags- Präsidenten Löbe dem Staats sekretär Meißner und Herre» des militärische» Gefolges Nach dem Festakt 'chritt Hin denburg die Front der Ehren- kompagnie vor dem Reichs- tagsgebände ab (im Bilde). Dämon Künstler. Roman von Magda Trott. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. ist, im Die Tränen flossen Aline über die Wangen. Seine Worte bereiteten ihr unerträgliche Schmerzen. Ihr Inneres war erfüllt von Mitleid mit diesem Manne, der in der Tiefe seines Herzens unendlich litt. Sie hatte geglaubt, daß er mit Sigunde glücklich lebte, hatte auf sw Hauser gebaut und mußte hier aus seinem eigenen Munde ver nehmen, daß sie sich getäuscht hatte. Er sah ihr flehend in die Augen. ' „Willst du mir helfen?" „Was ich an Liebe, was ich an Freundschaft dir geben kann, ich will es gern geben, trotz alledem darfst du nicht verlangen, daß ich mich gegen das sechste Gebot vergehe." „Die Ehe, die wir führen, ist jetzt keine Ehe mehr." Wieder erschauerte sie, als er sie leidenschaftlich an sich riß. „Glaube mir, Bernhard, meine Liebe zu dir ist grenzen los, ich könnte dir unendlich viele Opfer bringen, aber das eine — —" Bitteres Lachen kam über seine Lippen. „Das erste Opfer, das ich verlange, schlägst du mir ab, und das nennst du Liebe?" „Verstehe mich doch recht, das Opfer, das ich dir in dem Verzicht bringe, ist wohl das größte, das ich bringen (Nachdruck verboten.) 28. Fortsetzung. „Ahnst du nun, wie furchtbar einsam mein Leben wie ich trotz der Kunstlergforie, die mich umgibt, Schatten wandle? Ww mern Herz freudig aufzuckte, als ich einen Blick in dein Innerste^ tun durfte, in ein Herz, das lauteres Gold ist. Bei dir finde ich keine Falschheit, keine Treulosigkeit. O, inniggeliebtes Mädchen, laß mich mein müdes Haupt hin und wieder m deinen Schoß legen. Gönne dem müden Wanderer kurze Nast an deinem treuen Herzen, spende mir Licht - siehe, ich bin ein Gehetzter, bin Ahasver! Schenke du mir das Helle, reine Licht deiner Liebe!" kann. Wie sehr ich darunter leide, das vermögen Worte ! nicht auszudrücken. Ist es nicht ein Zeugnis, daß ich dich stärker liebe als alle die anderen, wenn ich dir mit meinem Nein bittere Gewissensqualen erspare? Laß uns in reiner Liebe glücklich sein, ein Blick, ein Wort, ein Händedruck soll uns genügen, aber niemals wollen wir uns in Schuld und ins Leid ziehen lassen." Kerzengerade saß er an ihrer Seite. „Ich habe mich in deiner Liebe getäuscht, habe dich für größer gehalten. Ich habe gehofft, endlich eine ver stehende Seele zu finden und muß wieder meinen Weg allein in Nacht und Dunkelheit gehen." Sie schluchzte leise. Er aber war ans Fenster getreten, ein dumpfes Stöhnen kam über seine Lippen. Er wartete, wartete, und sein Antlitz wurde finster. „Laß uns auseinandergehen," sagte er düster. „Es ist unerträglich für mich. Oh, warum spielt mir das Schick sal so grausam mit? Warum muß gerade mein Lebens weg lichtlos sein?" „Nimm meine Freundschaft,^ schrie Aline verzweifelt, von Leid zerrissen. „Leb wohl!" „Geh nicht!" „Wozu diese Qual? O Mädchen, Mädchen, du ahnst es nicht, was mich diese Stunde kostet!" Er bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er wußte er spielte seine Nolle meisterhaft. Heftiger Zorn tobte in ihm, daß ihm diese eine widerstand. Er rief das bedienende Mädchen und zahlte. Aline saß tränenüberströmt, in die Ecke des Sofas gedrückt. „Leb wohl," sagte er noch einmal mit rauher Stimme. „Leb wohl," wiederholte sie. „Mögest du diese Stunde nie bereuen. Wenn dein Bruder einst ein großer Künstler wurde, vor dem sich die Welt neigt, wenn mein Stern langsam erlischt, dann denke daran, daß mir dieser Tag die Schwingen zerbrach." Langsam, mit gesucht schleppenden Schritten ging er zur Tür. Aline schlug die Hände vor das Gesicht und brach auf- weinend zusammen. Rechenberg wandte seine Schritte dem Atelier des Malers Horn zu, hatte er doch für heute zugesagt, daß er erscheinen werde. Seine Zahne knirschten. „Ein zweiter Mißerfolg soll mir heute nicht beschieden sein. Ich will sehen, was ich vermag!" Er blieb stehen und ballte die Faust. „Und auch dich erringe ich noch- du züchtiges Mädchen. Diese Stunde wirst du nicht leicht vergessen. Ich kenne den Zauber meiner Persönlichkeit." Als er das Atelier betrat, empfing man ihn mit Jubelrufen. Er warf einen raschen Blick umher, sah Rolf Silling, dessen Augen mit eigenem Glanz an einer ver führerisch schonen Frau hingen. war Lola Findeisen. Mit einem langen Blick grüßte sie den Ankommenden und voll satter Befriedigung zuckte es um rhre lachenden, jetzt leicht geöffneten Lippen. 6. Kapitel. c s Silling befand sich in einem Zustand höchster seelischer Quäl. Sie hatte von Bernhard Rechenberg seit lener Stunde, da man sich in der Konditorei getrennt hatte, nichts mehr gehört. Er mied das Sillingsche Haus, und als sie einmal absichtlich versucht hatte, ihm auf der Straße zu begegnen, weil sie ihre Sehnsucht, dem geliebten Mann wieder ins Auge schauen zu dürfen, nicht länger meistern konnte, hatte er an ihr vorbeigesehen und iHv nicht einmal einen Gruß zukommen lassen. Welch tiefe Liebe sie zu Bernhard Rechenberg empfand, das war ihr in diesen Tagen zur quälenden Gewißheit ge worden. Es war eine allesverzehrende Leidenschaft in ihr, es drängte sie hin zu Bernhard, und doch stemmte sie sich gegen diese Gefühle und schuf dadurch eine Zerrissenheit m ihrer Seele, die ihr weder Ruhe noch Rast gönnte. Aber diese Liebe war es nicht allein, die sie von Tag zu Tag elender werden ließ. Es kam die Sorge unr den Bruder hinzu. Aline stand vor einem Rätsel. Was hatten die letzten vier Wochen aus Rolf gemacht? Er, der bisher seine Geige über alles geliebt, der mit feuriger Begeisterung jede Stunde wahrnahm, um , sich in seiner Kunst zu vervollkommnen, der, wenn er nicht bei seinen Lehrern weilte, im Giebelstübchen stand und übte, er war jetzt tagelang von Haufe fort Gnd rührt* die Geige kaum an.