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Nr. 184. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 9 August 1929. Seite 4. 5 äkte. vse ^umvsn Ksvsüer Line Komöckie cker Irrungen in 6 Wirten, vis Post im Hsurs. Xulturkilm. vl^mpis- Ü) Ikesler Lonnabsnci 8 Ukr, Lonnlss 6 uncl '/'9 Utir üido, äer kecker. Lin film von t^ensckenkak unä Huncketreue. »«umkks sie »KlMMl „ÄIH kllMSll" I-Lucko,deIr»aLte8 Lpstse - LoLsI pueril, beste Kücbe / keicbbsItlLste Lsisoll-ZpeiseiillLrte Oröüter kremdea-, ? »nies-« ^.vto-Verüekr 2vvei KSKIsols / Oroöe ?Isckbassins Lr»tllas»tZe V eine/V eiaAroübsacklauZ Vorlledwe-SesellscbLktsrimmer / Koorert fernsprecker ^SS70 — 35 jskrs Im ri^rnen Sesltr Oso»r violrick WM Ml WM« W SMMdMMlt W MW, M SS. MM können sich melden bis zum 14. August bei den Kollegen Rich. Gärtner, Textil arbeiterheim und Franz Fanta, Dresdner Straße Nr. 110 O. Der Festausschuß e-Lusvsrksuff -- -° v LSN2 bsson6srs srmäkiAls prsiss 'm Lckukksus kUUKlic« SvkIovulnaSs, Lest« KanLunulnaS« SeNkellern M Mven lüllürLkUg und stsubkreie ^«re, empkleklt kmms Kempe, SMellM-Lllülilft, KMMM R»ä«berger 81rsüe 2Y2 vei'Vei'milflei' rwiseksn /^nAsbol u. ^lsck- ffs^s im ksimiseksn Qs- scßästslsbsn ist ciis 2si- tunLS - ^n2siAs! Lcktunsi v«r Reiobsbuack st«Ut 8 onnt » g tZ/, Ilbr bei Pollack, Lamplo ns mitbrivLell t Ei»-MM Mmüm-SHlM billig zu verlaufen. Zu erfragen in der Tageblatt- Geschäftsstelle. Lan-gerichis-irekior Bombes Abschie-sbriefe. Berlin. Der vom Landgerichtsdirektor Bombe an den Präsidenten des Landgerichts III Berlin gerichtete Brief vom 21. Juli 1929, in dem er die Gründe zu seinem Freitod dar legt, ist jetzt von der Untersuchungsbehörde freigegeben worden. Der Brief hat folgenden Wortlaut: Zcchliner Hütte, den 21. Juli 1929, 9 Uhr 45 vorm. An den Herrn Präsidenten des Landgerichts Hl, Berlin. Das abgelaufene Lebensjahr hat eine Aenderung meiner Lage nicht gebracht. Nach meiner Ueberzeugung ist sie über haupt nicht mehr zu erwarten. Das inhaltlose Dasein ohne Berufsfreude noch länger zu fristen, besteht eine Notwendig keit nicht. Ich scheide deshalb aus dem Leben mit herzlichem Dank an alle, die mir Gutes erwiesen haben, insbesondere an die Organe der Justizverwaltung für die letzte Bezeugung des Vertrauens. Bombe, Landgerichtsdirektor. Der Präsident des Landgerichts III Berlin bemerkt zu dem Brief Vombcs folgendes: Dieses Schreiben bestätigt die Ausfassung, daß ein schwe res körperliches Leiden Bombes, das bereits Ende 1928 ernste ärztliche Maßnahmen erforderte, eine auffallende Gewichts abnahme verursacht und zu einer auch von seinen Berufs- gcnossen und Freunden beobachteten fortschreitenden Ver dunkelung seiner Stimmung und zu sich häufenden Depres sionen geführt hatte, ihn zu dem letzten tragischen Entschluß bestimmt hat. Rund um Europa im Flugzeug. Die Deutschen in Front. Der internationale Europa-Rundflug geht programm mäßig vor sich. Sämtliche in Paris gestarteten Maschinen landeten glatt auf der ersten Etappe Basel, wo getankt wurde. Dann ging es weiter nach Gens, von denen nur fünf übernachteten. Unter ihnen der deutsche Klemm-Flieger Sieb el. 35 Maschinen flogen bis Lyon, 23 machten sich weiter auf den Weg nach Marseille. Drei Maschinen flogen sogar noch weiter nach St. Raphael, unter ihnen auch die einzige weibliche Teilnehmerin an diesem Fluge, Miß Spooner. Der deutsche Flieger Hirth, der in Basel landete, hatte beim Ausfliegen nach Genf Pech, da er kurz nach dem Start durchsackte, wobei beim Niedergehen der Beschlag des Fahrgestells brach. Einige Flieger, die offiziell in Orly Lei Paris ausschieden, machten das Rennen außer Konkur renz mit, so der Deutsche Loerzer, der aber durch Sporn bruch an seinem Apparat in Basel endgültig ausgab. Von den nach Genf Gestarteten waren verschiedene vom Pech ver folgt. Ein Schweizer mußte fünf Kilometer vom Startplatz notlanden, doch kam er bald wieder weiter. Ebenso notlan- Vete ein Franzose, während ein Italiener nach verschiedenen Versuchen auf der Strecke blieb. Zwischen Paris und Basel sind benfalls ein Franzose und ein Tscheche steckengeblieben. In Basel und Genf kam als erster Störig, Deutschland, mit einem Flugzeug der Raab-Katzenstein-Werke an. Als zweiter traf wiederum ein Deutscher ein, und zwar Lusser auf L 2. Ihm folgte als dritte die einzige Fliegerin, die Eng länderin Spooner. Dann wieder eine deutsche Maschine, und zwar 8 5 der Akademischen Fliegergruppe. Sssoncksrs sünstiUss k Is.v«rr, ?kd IN 7.50. Voigt, LckIolZstr. Rtlil Wasser-Temperaturen am 8 Aug. VMVI-VUV 22 - 23 — 24 Grad Celsius Tonne «nd Mond 11. S. A. 4.36, S.-N. 19,33. M.-A. 12,23, M.-U. 22 01. Voraussichtliche Witterung Lande»»etterwarte Dresden Nachdruck vnbotny Nur vorübergehend Aufklaren, zeitweise auffrischende Winde au- westlicher Richtung. Gewitterneigung, Sonst nur leichte Niederschläge-. TemperatuiverhSItniffe wenig geändert. Kirchen - Nachrichten Oberlichtenau 11. Sonntag n. Trinitati«, 11. August: -/»9 Uhr musikal. Gottesdienst, zugleich B-rfassungsfeier; 10 Uhr Kindergottesdienst. LeuratioueUe praktische dieukeitk Haarn» mit Voppelivellearakauag g«. Seeck. v. .... Onduliert oknv Lvbelks kurrv und lange 8eurs nur duroL einkuobes Lämmsu. Solid und uovvrvüstliob. Onsntbsbrliob kür jede Osmo. 8is erspüren dis Xus- gaben kür dus Ondulieren beim bUssur und Kuben immer «okön gelocktes 8aer. Preis pro Stück nur kuck. r.SV. Versand xexsn Nnssudun^ des östraxss in öriekmarüeo oder xexenAavknaklne. Bestellen Lis sokort bei Virina L. Ldotmcr, >VicnVIH, cercheatcläerrtr. Z4 Hunderts von Oanüsokreibsn liegen auk. DSmon Künstler. Roman von Magda Trott. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW S. , (Nachdruck verboten.) § 24. Fortsetzung. In zärtlichem Geplauder verlief die Zeit. Endlich er hob sich Rechenberg. „Willst du schon wieder fort?" „Ja — ich will dir die Arbeit noch ein wenig er leichtern, geliebtes Herz. Ich werde einige Freunde ver anlassen, zu Ehren dieses jungen Meisters," Hohn klang durch seine Worte, „einen gemütlichen Kneipabend zu arrangieren. Du sollst dabei sein, Lola. Dort soll er zum erstenmal die verführerischen Wirkungen von Weib, Wein und Gesang kennenlernen. Laß alle Minen springen, Lola, der Kamps beginnt." „Auch ich werde meine Freunde und Freundinnen bitten, mir behilflich zu sein. Vergiß aber das eine nicht, Hardi, ich fordere einen hohen Lohn!" „Alles darfst du fordern!" Wieder trat der kalte lauernde Blick in die Augen des schönen Weibes, als der Künstler zur Tür schritt. Dort blickte er sich nochmals um und winkte ihr zu. „Set ohne Sorgen, Hardi," sagte sie mit weicher Stimme, „er fällt!" Rechenberg suchte seine Bekannten auf und traf alle notwendigen Vorbereitungen. Ueberall äußerte er den Wunsch, daß es nötig wäre, den jungen, begabten Künst ler, der bisher nur die vier Wände seiner Wohnung ge sehen habe, ins Leben zu führen, denn nur dann könne er sich künstlerisch entwickeln. Man erklärte sich natür lich bereit, die Wünsche des großen Meisters zu erfüllen, und selbst, als Rechenberg lachend andeutete, es wäre vielleicht richtig, daß der junge Künstler etwas von Lei denschaft durchschüttelt werde, um einen Beethoven und einen Chopin besser zu verstehen, gab man ihm recht und äußerte, daß sich dazu wohl rasch Gelegenheit bieten werde, zumal dann, wenn man an jenen Künstlerabenden das weibliche Geschlecht hinzunähme. Am nächsten Tage wußte Rechenberg es einzucichten, daß er mit einem Geigenkünstler zusammentraf, der eben falls einen guten Namen hatte, der aber an Rechenbergs Meisterschaft noch lange nicht heranreichte. Als Bern hard das Gespräch auf den jungen Silling lenkte, be merkte er einen leichten Schatten, der über das Gesicht Wegeners huschte. „Ein Genie," sagte Rechenberg, „wie lange wird es bauern, dann nennt man unsere Namen an zweiter Stelle, mein lieber Kollege. — Wirklich ein Genie. Es ist doch eigentümlich, daß sich Verbrechen und Genie paaren." „Wie meinen Sie das?" „Nun, man sagt, er habe das Talent von seinem Vater ererbt, der auch ganz vortrefflich gespielt haben soll, doch ist der alte Silling niemals in die Oeffentlich- keit getreten. Er soll anderes zu tun gehabt haben. Jetzt freilich wird man ihn nicht so viel spielen lassen. Sie wissen doch, er ist im Zuchthaus." „Nein, das weiß ich allerdings-nicht." „Der Sohn war damals noch viel zu jung, er ist straf frei ausgegangen. Es konnte ihm auch nichts Direktes nachgewiesen werden. Aber ich bin nicht genau orien tiert. Im Hause Silling soll man allerlei Wertsachen gefunden haben. Der Vater hat zwölf Jahre bekommen. Er hatte seinen Chef erschossen." „Das ist doch unerhört!" Schliebe es nicht, im Schmutz zu wühlen, ich habe daher die Privatangelegenheiten des Silling nicht weiter unter sucht. Ich habe nur gehört, daß der erschossene Bergmann außerordentlich viel Gutes an der Familie getan haben soll. Die Tochter, die noch daheim ist, soll auch mancherlei Vorteile von ihm gehabt haben. Freilich, sie ist ein nettes Mädchen." „Das ist ja eine reizende Familie!" „Lieber Gott, was kümmert das uns schließlich! Der Sohn ist ein Genie, und die große Menge erinnert sich ja nicht daran, daß, wenn er durch seine Meisterschaft die Herzen der Zuhörer entflammte, seine Hände nicht rein sind." - „Ich bin ganz anderer Meinung,. mein verehrter Herr Rechenberg, die Oefsentlichkeit müßte es erfahren, aus welch sauberem Hause der junge Silling stammt." „Wäre es nicht traurig für den jungen Mann, wenn man ihn auspfisfe? Bedenken Sie doch, der junge Streber betritt ahnungslos das Podium. Plötzlich ruft man ihm entgegen: Spitzbube, Halunke, Zuchthäuslersproß! Aber natürlich, verdenken kann man es der empörten Menge nicht. Ich habe aber Eile, mein teuerster Wegener, wtv müssen eben unser Los tragen." ,Hch weiß nicht, ob ich da geduldig zuschauen werde." ,Ha — mein Lieber, das ist Ihre Sache. Es kränkt natürlich jeden anständigen Künstler, zu wissen, daß solch ein Kollege unter uns weilt, daß ein solcher Mensch von der großer Masse verherrlicht wird." Er schüttelte freundschaftlich dem anderen die Hand und ging davon, sichtliche Befriedigung stand in seinen Augen. Am selben Nachmittag fuhr er hinaus zu Silling. Aline saß wie immer an der Nähmaschine, sprang aber sogleich empor, als Rechenberg das schmucklose Stübchen betrat. „Endlich, endlich," sagte sie stürmisch. Sie erfaßte seine Hände und drückte ihre Lippen darauf. „Endlich darf ich Ihnen danken für alles, was Sie an meinem Bruder taten, was Sie aus ihm gemacht haben." „Nicht gar so stürmisch" wehrte er ab, indem eo mit einem spöttischen Lächeln auf das heiß erglühende junge Mädchen niederschaute. „Mein Herz ist so übervoll, Herr Rechenberg," fuhr Aline bewegt fort, „daß ich wirklich nicht weiß, wie ich Ihnen danken soll. Oh, gäbe mir das Leben doch einmal! Gelegenheit, Ihnen zu beweisen, was ich empfinde. Sie haben unser Häuschen mit Sonnenschein angefüllt. Sie haben uns Lebenshossnung geschenkt. Möge Gott Sie belohnen für alle Ihre grenzenlose Güte." „Wo ist der junge Künstler?" „Er ist oben in seinem Giebelstübchen und übt. Ich will ihn sogleich rufen." „Sie waren natürlich in seinem Konzert und sind begeistert?" „Ich bin es in der Tat, Herr Rechenberg. Ich wollte strenge Kritik an seinen Leistungen üben, aber es ist nicht: möglich gewesen, auch nur das Kleinste zu tadeln." (Fortsetzung solgt.)