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Der pch Zm Haushalt. Don Or. Fritz Skowrounek. Die Mtterung dieses Sommers läßt eine reiche Pilz- rrnte für die Herbstmonate erwarten. Der Waldboden ist häufig und gründlich vom Regen durchweicht, und an Wärme »at es auch nicht gefehlt. Dadurch wir- das Wachstum der Pilzmutter gefördert, die sich im Waldboden bildet und aus zahlreichen langen, weißen Fäden besteht, aus denen die Pilze als Fruchtkörper über die Erdoberfläche heraus wachsen. Dieses „Mycel", wie es genannt wird, entsteht bei den meisten Arten in der verwitternden Humusschicht des Waldbodens. Bei manchen, wie zum Beispiel bei dem sehr wohlschmeckenden wertvollen Grünling und seinen Abarten wächst es im Sandboden. Leider steht der Allgemeinverwertung dieses Nahrungs mittels eine weit verbreitete Furcht vor giftigen Pilzen ent- gegen. Sie ist zum größten Teil unbegründet, denn der einzige Pilz, durch den ab und zu Vergiftungen hervorge rufen werden, ist der Knollenblätterschwamm. Er wird, weil er dem Champignon ähnelt, sehr oft mit diesem verwechselt, obwohl die Unterschiede sehr erheblich sind, so daß sie nicht übersehen werden können. Am ersten wäre die Volksschule dazu berufen, den Kindern die Unterscheidungsmerkmale ein- zuprägen. Leider sind viele Lehrer nicht imstande, den Kin dern diese Kenntnisse zu übermitteln, weil sie sie selbst nicht besitzen . . . Und doch sind die Unterschiede leicht zu merken. Der echte Champignon duftet deutlich nach Ants, während der falsche geruchlos ist. Bei dem echten sind die Lamellen, h. die Blattstreifen unter dem Hut, nur weiß, wenn er noch ganz jung und klein ist, verfärben sich jedoch bald und werden bräunlich und zuletzt schwarz. Bei dem falschen bleiben sie immer weiß. Ferner: Der echte Champignon hat einen dicken, vollen Stiel, während er beim falschen dünn und hohl ist und am Ende eine zwiebelartige Knolle trägt, von der dieser Schad- ling seinen Namen hat. Da der Giftpilz außerdem leicht zerbröckelt, während der echte Champignon festes Fleisch be sitzt, müßte ein Verwechseln eigentlich ausgeschlossen sein. Aber sehr wichtig ist es zu wissen, daß die meisten Unfälle nicht von giftigen, sondern von verdorbenen Pilzen hervorgerufen wer den. Der Eiweißgehalt der Pilze ist ungewöhnlich groß. Deshalb gehen sie schnell in Zersetzung über, ohne daß sich dieser Vorgang durch Geruch oder Geschmack kundgibt. Nun findet man noch immer während der Pilzzeit von der Behörde ausgehängte Anweisungen, beim Abkochen von Pilzen einen silbernen Löffel oder eine Zwiebel beizulegen. Wenn sie dunkel anliefen, wäre ein Giftpilz darunter, und das ganze Gericht wäre wegzuschütten. Das ist ein mehr facher Unsinn. Erstens zeigt das Anlaufen eines silbernen Löffels oder einer Zwiebel durchaus nicht einen Giftpilz an. Und zweitens dürfen Pilze überhaupt nicht abgekocht werden, weil sie dadurch ihren Nährwert einbüßen und den größten Teil ihres Wohlgeschmacks verlieren. Das einzige sichere Schutzmittel bleibt die sichere Kenntnis der Pilze und die richtige Behandlung. Am besten schmecken die Pilze, wenn sie durch mehr maliges Waschen gereinigt sind, mit Butter oder Fett, aber ohne Wasser, das in ihnen selbst reichlich vorhanden ist, aufs Feuer gesetzt werden. Als Gewürz Salz, Pfeffer und eine Zwiebel. Man richtet sie an: mit saurer Sahne, Zitronen saft, Weißwein usw. Lin feines Gericht liefern Pilze fein gehackt mit eben soviel Fleisch als Klopse gebraten. Die handtellergroßen Hüte der Steinpilze werden paniert wie Kotelette gebraten. Im Herbst sollte keine Hausfrau ver säumen, Steinpilze an der Luft oder auf dem warmen Herd zu trocknen. Sie geben im Winter eine vorzügliche Suppe, die, mit Hammel- oder Rindfleisch gekocht, jedem mundet. Die Pilze werden gebrüht, gehackt und mit dem Fleisch weich gekocht; natürlich mit den üblichen Gewürzen. Die Grün linge, die so sehr schnell in Berlin beliebt geworden sind, eignen sich vorzüglich zum Einlegen. Man kocht sie ab und legt sie in ausgekochten Essig, den man mit Zwiebel, Es- dragon, Meerrettig, Senf, Gewürznelken und Pfeffer würzt. In den Sommermonaten sollte man nicht versäumen, alle eßbaren Pilze zur Herstellung eines Extraktes zu ver wenden. Die Pilze werden feingehackt und ohne Wasser ge- dünstet. Der austretende Saft wird abgegossen und in Flaschen gefüllt. Dann werden die Pilze noch einmal in Wasser gekocht, bis es dick wie Sirup wird, worauf es eben falls abgefüllt wird. Der Extrakt ist eine pikante Würze, die bei Suppen und Saucen den Geschmack und Wert verbessert. Der jetzige Zustand, daß wir Millionenwerte eines guten Dolksnahrungsmittels nur infolge ungenügender Kenntnis verkommen lassen, ist unhaltbar. Deshalb muß unablässig darauf gedrungen werden, daß zunächst von den Schulen aus das ganze Volk zur Kenntnis der Pilze erzogen wird . . . Entschwundene Romantik. Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, sondern auch des Meiers und des Schulzes und wie sie alle heißen mögen, die in dieser Zeit der Ferien kreuz und quer auf Schusters Rappen die deutschen Gaue durchstreifen. Mit Knotenstock und Rucksack wandern die Urlauber als harm lose Schlenderer die Landstraßen fürbaß. Dann ist die Wanderschaft für ein Jahr wieder abgeschlossen. Wo aber in aller Welt sind die „Fachmänner der Land- straße", die zünftigen Handwerksburschen geblieben, jene ro mantischen Gestalten, die mit ihrem Hütchen auf dem Kopf, an dem ein Büschel Blumen zitterte, den Wäschesack an farbigen Bändern und einem Prügel in der Hand, von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und von Land zu Land zogen? Wo sind sie geblieben, diese Walzenbrüder, die die Landstraße bevölkerten, die in den Ländern umherzogen, um Arbeit zu suchen und sich in ihrem Beruf weiterzubilüen? Wie so manche Dinge in unserer schnellebigen Zeit, in der hundertpferdekräftige Motorungeheuer das Wasser, das Land und die Luft durchfahren, so sind auch die zünftigen ' Handwerksburschen von der Landstraße verschwunden. Früher da genügte dem Handwerksburschen ein einfacher Werkzeug kasten, mit dem der Facharbeiter in die weite Welt ziehen konnte und mit dem er, wenn er tüchtig war, überall seinen Mann stellen konnte. Heute aber in der Zeit der Rationali- sierung, wo nicht mehr die Geschicklichkeit des Einzelnen den Ausschlag gibt, sondern lediglich seine Fähigkeit, an einer bestimmten Maschine einen bestimmten Hebelgriff zu machen, jahraus, jahrein — da ist der Werkzeugkasten überflüssig» ge worden und mit ihm der Sinn des Walzens. Schade eigentlich; denn niemals darf man vergessen, daß der Erfolg jeder Industrie in der Hauptsache auf der Tüch- tigkeit und der Erfahrung der Facharbeiter aufgebaut ist. Auch hier war es wieder einmal die Maschine, die die „Ritter der Landstraße" zur Seßhaftigkeit verurteilt hat. Ein Stück Romantik mußte der Zeit weichen, aber unsere Anerkennung für die Tüchtigkeit des Handwerkers, ob er nun als Walzen bruder früher durch die Länder zog oder heute am laufenden Band der Fabrik arbeitet, ist die gleiche geblieben. F.^ „Ich will!" ist ein gewichtig Wort Spricht mit sich selbst der Mann. Doch siebt gegenüber in der Welt, Doch nur das Wort: „Ich kann!" o—o—o Praktische Winke o—o—a Schutz gegen Mücke« Die Mücke wird durch die Ausdünstungsdüfte der Menschen besonders angezogen, wodurch sich die unangenehme Belästigung durch die Quäl geister in der warmen Jahreszeit erklärt. Dagegen hat die Mücke eine ausgesprochene Abneigung gegen alle bitteren Stoffe, und diese Abneigung kann man sich zunutze machen, indem man die Haut mit einem entsprechenden Stoff einreibt. Nach Epstein hat sich zu diesem Zweck eine Mischung von 56 Gramm Eukalyptusöl, 56 Gramm Zitronenkrautöl, 20 Gramm Ouafsia-amara-Extrakt und 5 Tropfen verdünn ter Karbolsäure am besten bewährt. Reibt man sich mit ei ner geringen Menge von dieser Mischung Gesicht, Arme und Beine ein, so soll man etwa 7 Stunden lang von Stech mücken verschont bleiben. Lackierte Gegenstände reinigt man, indem man etwas Mehl unter Baumöl mischt und damit die lackier ten Gegenstände mit einem wollenen Läppchen abreibt. Alle Unreinigkeiten verschwinden auf diese Art unbeschadet des Lackes und-ker Vergoldungen. Näh- und Stopfnadelbehälter. Zur übersicht lichen Aufnahme von Näh- und Stopf- oder auch Steckna deln kann man sehr gut die patentierten Glashülsen von Tabletten aller Art mit Verschlußkapsel verwenden, die sich leicht im Nähtisch unterbringen lassen. Die Etiketten lösen i sich leicht in lauem Wasser. 4 I SmtGbeililge! j MM W WSIIW WM« ! « z SS Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben (Inhaber: I. W. Moy r) . Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz ! sssssuLnssnsnnnnsnsnnssnssssssssMsssLsrssnnsssrsrsssssnnnnnsnssssnsnsnnsnnssrrrnnnnrns eure Wahrheit ruft nach Zeugen, Doch baug kein Mund das Schweigen zu breche« wagt, Beschäme du die Feigen: Sprich unverzagt. Freiherr v. Wessendorf. Sonntagsgedanken. —° Urlaub, Ferien und ringsum die Berge des Elbtales! Dazwischen der breite Strom. Von oben her ragen die starren Felsen des Basieigrbietes herab; unten ziehen lang sam und majestätisch die Dampfer und Schlepper mit ihren angehängten Zillen und die zahllosen Ruderboote aller Arten und Größe, und beim Blick auf all das Schöne kommt einem das Wort in den Sinn: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel; du hast sie alle weislich geordnet und die Erde ist voll deiner Güter." Ist es nicht im letzten Sinne Gottes Hand, die die ganze herrliche Natur dort so wunder bar bereitet hat? — Ob es die Menschen, die sich dort in Scharen zusammenfinden, alle denken, oder ist es nur das Betrachten der Natur und ihrer Schönheit, die von selbst geworden ist ohne anderer Zutun? Nein, doch wohl nicht! Es ist Sonntag und drüben läuten die Glocken. Und das Gotteshaus ist nicht etwa leer, viele haben sich eingefunden und was sie wollen? Die volle Kirche bezeugt es eben doch, daß es Wahrheit ist, was einer der Sommergäste zum andern sagte: „Wochentags draußen in der Natur und Sonntags in die Kirche! Das gehört dazu und gibt der neuen Woche erst die richtige Weihe!" — Und so ist man dankbar und froh für jeden neuen schönen Sonn tag, den Gott der Herr uns sendet, und wenn auch vorüber gehend alles einmal unter der Hitze seufzt, so kommt doch eines Tages auch wieder der Regen und mit ihm die er frischende Kühle und wird es beweisen: Gott versieht nichts und es gilt: Gott verläßt die Seinen nicht. Damit es aber zur Wirklichkeit werde, ist es nötig, anzuhalten an Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung. Daß wir es doch — be sonders aber in Zeiten, wo wir Gottes Güte in reichem Maße erfahren — niemals vergessen wollten. 0r. °——— Die Ehrenschuld ———° Skizze von Leo am Bruhl „Von Olten auf Gallstein!" „Landwirtschaftsbank — Kasse!" meldet Herr Mankus persönlich. „Ich lasse im Lauf des Nachmittags zu Lasten meines Kontos zehntausend Mark bei Ihnen abheben. Durch Herrn von Krische, meinen Schwager Gegen Quittung. Sorgen Sie für Bargeld!" Herr Mankus deutete eine Verbeugung an. „Sehr wvhl. Natürlich. — Stets zu Ihren Diensten!" Nachmittags erscheint ein sehr schlanker, eleganter Jung ling im Schaltervorraum der Landwirtschaftsbank. „Von Krische! — Hat mein Schwager, Herr von Olten, angerufen?" Herr Mankus lächelt verbindlich und allwissend. „Sehr wohl, Herr von Krische! — Sie wollen zehn Mille abheben." „Bitte!" Und der junge Herr macht ein erwartungs volles Gesicht. „Darf ich um die Quittung bitten?" meint Herr Mankus. „Ach ja!" Herr von Krische greift in die Brusttasche des vorbildlich-n Sakkos, in die Seitentaschen, hierhin, dort hin, — sucht. Seine Miene wird ratlos, hilflos fast verlegen. „Peinlich das!" sagt er endlich. Ich habe den Wisch zu Hause liegen lassen. Dumm. Was jetzt?" Herr Mankus überlegt sorgsam, überlegt noch einmal und rät: „Ich werde, wenn Sie gestatten, Herrn von Olten anrufen. — Er könnte schließlich der Bank auch telefonisch den Auftrag geben, die Summe gegen Ihre Quittung aus zuhändigen, wenn Sie sich ausweisen!" „Gut", nimmt Herr von Krische den Vorschlag an, ganz wieder Herr der Lage, „ich besorge eine Kleinigkeit inzwischen." Direktor Streng hat die Personalien der Kundschaft im Kopf. „Schwager vom Gallsteiner?" sinnt er laut. Seine Frau ist eine geborene... Krische, von Krische, Ostendorf." „Jawohl, Herr Direktor!" bestätigt der Kassierer. „Von Krische heißt der junge Herr." Und weiter berichtet er haar klein und pflichtgemäß von dem telephonischen Auftrag eins und zwei von der vergessenen Quittung. Direktor Streng ordnet an: „Lassen Sie sich Gallstein geben, und stellen Sie die Verbindung in das Direktionsbüro um. Ich spreche mit Olten!" Nach zwanzig Minuten kommt Gallstein. Das Fräulein: „Ihre Anmeldung Gallstein!" — Knacken, Rau schen, Rasseln. „Landwirtschaftsbank — Direktion!" „Von Olten auf Gallstein!" „Direktor Streng. — Guten Tag, Herr von Olten! Sie hatten uns heute vormittag telefonisch die Abhebung von zehntausend . . ." „Ja und?" unterbricht mürrisch der Gutsherr. „JhrHerrSchwagervergaßdie Quittung, Herr von Olten!" Ganz echt der Gallsteiner: „Schaf!" Und weiter: „Zahlen Sie gegen die Unterschrift meines Schwagers aus. Die Sache ist sehr dringlich!" „Schön, Herr von Olten, um diese Ermächtigung wollte ich Sie bitten. — Jedoch, Sie verstehen, Ihr Herr Schwager ist mir nicht persönlich bekannt . . ." „Ach deshalb? — Also Steckbrief? — Na, schlank, gut gewachsen, Augen blau, Haar braun, Heller, englischer Anzug — Warten Sie, es ist einfacher. Augenblick. — Lassen Sie sich von ihm den Pfandbrief zeigen, den er in der Tasche hat. Muß sein: Preußische Hypothekcn-Aktien- Bank Litera M Serie Ul Nummer 23 659. Das Papier gab ich ihm mit!" „Ich wiederhole", sagt Herr Streng, „Sie beauftragen mich, Ihrem Schwager, Herrn von Krische, der den Preu ßischen Hypotheken-Pfandbrief M lll 23 659 vorlegen wird, zehntausend Mark zu Lasten Ihrer Rechnung auszuhändigen!" „Jawohl, Herr Direktor", brummte der Gallsteiner. 1