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VulsnHerIayMatt Sonnabend, den 27. Jntt 1929 j Beilage zv Nr. 173 81. Jahrgang Vie Zag- nach -em Schwerverbrecher Neues vom Raubmörder Vieluf. Am 30. Januar war auf der Landstraße zwischen Seidenberg und Moys ein Kraftwagenführer Leh mann aus Görlitz ermordet und beraubt aufgefunden worden. Nach den polizeilichen Feststellungen hatte der zunächst unbekannte Täter sein Opfer durch einen Schuß in den Hinterkopf getötet uqd dann die Lederjacke und die Brieftasche mit etwa 100 Mark Bargeld geraubt. Der Verdacht lenkte sich schließlich auf den am 15. Oktober 1904 in Sorau geborenen Kaufmann Fritz Vieluf, auf dessen Ergreifung von der Staatsanwaltschaft Görlitz eine hohe Belohnung ausgesetzt wurde. Alle Nachfor schungen nach ihm waren erfolglos. Wiederholt gemachte Funde, vornehmlich in der Um gebung von Bautzen, ließen mit Sicherheit darauf schließen, daß Vieluf von der Görlitzer Gegend aus nach Sachsen hinübergewechselt war. Verschiedentlich glaubten Bewohner ländlicher Bezirke, den flüchtigen Raubmörder gesehen zu haben. Mehrfach wurden große Polizeistreifen in Waldgebieten unternommen, die aber alle ergebnislos verliefen. Neue und schwere Mordtaten sind inzwischen began gen worden. So hatte man im Mai — um nur zwei Beispiele aufzuführen — in Kleinküpper einen in den sechziger Jahren stehenden Landwirt Karl Schöpke er schlagen und erdrosselt aufgefunden. Es lag ein gemeiner Raubmord vor. Am 28. April war der 1900 zuReichen - berg geborene Ingenieur Franz Schütze mit zwei Rücken schüssen, mehreren Halsschnitten und geöffneter Pulsader an der linken Hand auf der Straße bei Laub an er mordet und beraubt aufgefunden worden. In diesem Falle war ein Fleischergehilfe aus der Umgebung von Hirschberg in den Verdacht der Täterschaft geraten, doch konnte er mit dem Verbrechen nicht in Verbindung gebracht werden. Am 13. Februar kurz nach Mittag war in Dresden auf der Prager Straße ein unglaublich frecher Raub begangen worden, bei dem der Täter 15 000 Mark Lohngelder erbeutet hatte. Kurz darauf konnte die Dresdener Kriminalpolizei feststellen, daß der Täter wenige Tage zuvor auch einen Einbruch in die Räume der Austriä-Kraftwagenvertriebsgesellschaft in Dresden begangen hatte. In Süddeutschland, und zwar in Baden-Baden, war ein Betrüger aufgetreten, der sich als ein angeblicher Ingenieur Georg von Harenberg aus Hamburg bezeichnet hat. Dieser etwa 30jährige Schwindler ist von dort aus seit Ende Juni verschwunden. In seinem zurückgelassenen Gepäck wurden Dinge gefunden, die sowohl von dem Einbruch in die Dresdener Geschäftsräume der Austriä- Kraftwagenvertriebsgesellschaft stammten als auch von dem Raubüberfall auf den Kassenboten der Firma Anton Reiche herrührten. Damit ist feststehend, daß jener an gebliche Hamburger Ingenieur von Harenberg mit dem Einbrecher und Räuber identisch ist. Seitens der Kriminal polizei in Karlsruhe wurde weiterhin ermittelt, daß der in Baden-Baden aufgetretene Betrüger der seit Anfang Februar gesuchte Görlitzer Raubmörder Vieluf war. Hoffentlich gelingt es recht bald, diesen Schwerverbrecher hinter Schloß und Riegel zu bringen. Zunahme der staatlichen Kraftwagenlinien. Die Zahl der staatlichen Kraftwagenlinien betrug im Mai 1929 179 gegenüber 154 im Mai 1928; die Länge der Linien in Kilometern im Mai 1929 3410 gegenüber 2547 im Mai 1928; befördert wurden im Mai 1929 2 579 967 Personen gegenüber 2 031891 im Mai 1928; die Zahl der gefahrenen Kilometer war im Mai 1929 1189 284 gegenüber 856 492 im Mai 1928. Das Lohnsteueraufkommen in Sachsen. Während im März das Lohnsteueraufkommen 7,40 Millionen, im April 8,65 Millionen, im Mai 10,20 Mil lionen Mark betrug, ist es im Monat Juni weiter auf 11,16 Millionen Mark gestiegen und hat damit den Stand vom 1. Juni 1928 bis 11,35 Millionen Mark fast wieder erreicht. Diese Steigerung ist auf die Wiederbelebung des Arbeitsmarktes zurückzusühren. Sie Leistungen auf Grund der Novelle zur Ler Brüning. Erleichterungen bei der knappschaftlichen Pensionsversicherung. Nach der vom Reichstag am 27. Juni beschlossenen Novelle zur sogenannten Lex Brüning soll ein Teil des Aufkommens aus der Lohnsteuer bei der knappschaft lichen Pensionsversicherung zur Erleichterung im Beitrag verwendet werden. Der Reichsrat hat zwar am 4. Juli beschlossen, Einspruch gegen das Gesetz zu erheben, sein Einspruch richtet sich aber nur gegen die Geltungsdauer des Gesetzes. Der Reichsrat hat sich also ausdrücklich da- Art einverstanden erklärt, daß die in dem beschlossenen besetz vorgesehenen Ausgaben vorläufig geleistet werden. Der Reichsarbeitsminister hat sofort nach dem Reichsratsbeschluß am 6. Juli abschließend mit den Beteiligten über die Verteilung der Lohnsteuerüberschüfs« verhandelt. Am 11. Juli hat er über die Verwendung dieser Zuschüsse bei der Reichsknappschaft bestimmt. Sie werden in der Arbeiterabteilung der Reichs- knappschast zur Deckung des sogenannten Zusatzbeitrags und der Sonderlast verwendet. In der Angestellten- abteiluna ist auf den einmütigen Wunsch der Wirt- Vereinfachter Perfonalbetrieb anf Nebenbahnen Die Reichsbahn spart Personal ein Die Reichsbahn ist zur Zeit bemüht, wegen des hohen Standes der persönlichen Ausgaben auf dem Personalgebiet weitere Rationalisierungen vorzunehmen. Im Zusammen hang damit hat man jetzt in den Reichsbahndirektionen K ö - nigsberg, Stettin und Trier auf den Nebenbahnen Versuche mit einem vereinfachten Betrieb gemacht. Man hat von den kleinen Zwischenstationen die örtlichen Fahrdienstleiter zurückgezogen und deren Geschäfte den Zug führern der hier verkehrenden Züge übertragen. Die Be triebssicherheit wird vom nächsten größeren Bahnhof, der so genannten Zugleitstation, aus kontrolliert, von der aus den sich telephonisch von den Zwischenstationen meldenden Zug führern die Abfahraufträge erteilt werden. Der Abfertigungs dienst anf den sogenannten „unbesetzten Stellen erfolgt eben falls durch die Zugführer unter Heranziehung einer Hilfs person. Für den Verkauf von Fahrkarten, für die Gepäck- und Frachtgutabfertigung können Arbeitskräfte nach Be- Erhöhung der Verkehrssicherheit. Auf allen Gebieten des Verkehrswesens beschäftigen sich zahl lose Techniker mit der Schaffung neuer Einrichtungen zur Erhöhung der Sicherheit der Reisenden. Insbesondere bei der Eisenbahn, wo man in den letzten Jahren in allen Län dern schwere Unfälle zu verzeichnen hatte, wird eifrig an der Verhütung solcher Katastrophen gearbeitet. — Ein interessan ter Versuch der deutschen Reichsbahn: die Antenne an der Lokomotive, durch die in den Führerstand drahtlos Befehle übermittelt werden. lieben, gegebenenfalls auch Angehörige freier Berufe und deren Hausangehörige, verwandt werden, wie dies die Reicks post bereits in größtem Umfange tut. Dabei ist nicht ausge schlossen, daß solche „Eisenbahngeschäftsführer" nebenher noch einem privaten Berufe nachgehen. Bei den bisherigen Versuchen in den genannten Reichs- bahndirektionsbezirken hat sich ergeben, daß die Betriebssicher heit bei diesem vereinfachten Nebenbohnbetriebe durchaus voll gewährleistet werden kann. Die durch diese Rationalisierungs maßnahmen erzielten Ersparnisse sollen nach den bisherigen Bev-H^n recht erheblich sein. Reichsbahn und Kraftwagen im Wettbewerb. Neuer Reichsbahntarif für Sammelgut. Berlin. Mit Gültigkeit vom Tage der Veröffentlichung im Tarif- und Verkehrsanzeiger für den Güter- und Tier verkehr wird widerruflich ein zunächst auf ein Jahr be fristeter K-Tarif für Sammelgut herausgegeben werden, dessen Einführung der Reichseisenbahnrat in seiner letzten Sitzung befürwortet hat. Der Taris, der von und nach allen Bahnhöfen der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft und im Verkehr mit den ihm etwa beitretenden Privatbahnen auf Entfernungen von 100 bis 400 Kilometer anwendbar ist und die Frachtsätze der Klasse S, L10, L 5 gewährt, soll der wei teren Abwanderung hochwertiger Güter auf Kraftwagen steuern und die bisherigen Kl-Tarife ergänzen. Folgende wesentliche Anwendungsbedingungen des Tarifs seien hervorgehoben: Als Sammelgut dürfen Ladün- gen ausgegeben werden, die aus Teilsendungen zusammen gesetzt sind, die von mehreren Verkehrtreibenden dem Ab sender zur einheitlichen Beförderung übergeben worden sind und vom Empfänger an mehrere Endempfänger verteilt werden. Die Teilsendungen müssen von mindestens fünf verschiedenen Urversendern herrühren und für mindestens fünf verschiedene Endempfänger bestimmt sein. Das Ge wicht der Teilsendungen eines Urversenders darf insgesamt höchstens 60 v. H. des Gesamtgewichts des unter diesen Tarif fallenden Teils der Ladung und höchstens 6 t be tragen. Für Sendnugen in loser Schüttung gilt der Tarif nicht. Von der Aufgabe nach dem Tarif sind auch alle Sen dungen oder Teile von Sendungen ausgeschlossen, die be reits irgendwie nach dem Tarif befördert worden sind. An spruch auf den neuen Ausnahmetarif, der sogleich bei der Aufgabe angewandt wird, haben alle Verfrachter, die sich vertraglich verpflichten, mindestens 40 t monatlich und 480 t jährlich, Sammelgut in derselben Ver- kehrsverbindung und Verkehrsrichtung aufzugeben. Bei mehreren von demselben Versandbahnhof ausgehenden Ver kehrsverbindungen können die Mindestmengen zusammen gezogen werden. Die Gesamtmindestmenge ermäßigt sich dann bei zwei Verbindungen um 10 v. H-, bei drei und mehr Verbindungen um 20 v. H. Der neue Tarif ist ein Versuch. Die Reichsbahn hat sich seine Wiederaufhebung oder die weitere Anpassung an die Praxis ausdrücklich vorbehalten und wird sich dabei lediglich von dem im Wetbewerb mit dem Kraftwagen erzielten Er folg leiten lassen. fchaftlichen Vereinigungen der Bergbauangestellten statt dessen auch die gleichmäßige Senkung aller Beitragsteile zugelassen. Die Beitragserleichterung muß in beiden Ab teilungen den Versicherten zu zwei Dritteln, den Arbeit gebern zu einem Drittel zugutekommen. Die Senkung der Beiträge tritt mit Wirkung vom 1. Mai d. I. ein. Der Lohnsteuerüberschutz für das erste Viertel des Haushaltsjahrs 1929 ist der Reichsknappschaft bereits überwiesen. Die Reichsknappschaft hat die Beiträge nun mehr mit Wirkung vom 1. Mai aus 8,5 Prozent des Lohnes gesenkt. Bei der Auszahlung des Lohnes konnte die Beitragscrlcichterung noch nicht berücksichtigt werden. Das Reichsarbeitsministerium versucht aber, durch be sondere Verhandlungen mit den beteiligten Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Ruhrgebiet zu erreichen, daß die Rückwirkung der Herabsetzung der Beiträge den Versicher ten »durch Rückvergütung oder Verrechnung spätestens im ersten Drittel des Monats August zugutekommt. Selbstmord oder Verbrechen? Der Steinbruchpächter Richard Warnatzsch wurde in seiner Wohnung in Groß-Post Witz tot aufgefunden. Nach ärztlicher Feststellung ist der Tod durch Vergif tung eingetreten. Es konnte noch nicht ermittelt werden, ob ein Selbstmord oder ein Verbrechen vorliegt. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt; die Ehefrau wurde vorläufig in Haft genommen. Festgestellt ist lediglich, daß Warnatzsch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, zu denen sich auch Familienzwistigkeiten gesellten. Günstiger Abschluß des Staatshaushalts 1928. Die sächsische Regierung gibt jetzt den Jahresabschluß des Staatshaushalts für das Jahr 1928 bekannt. Danach ergaben die Einnahmen mit 413 752 000 und die Ausgaben mit 418 311000 Mark eine Mehrausgabe von 4 559 000 Mark im ordentlichen Haushalt. Man hatte jedoch einen Fehlbetrag von 25 437 000 Mark erwartet, so daß dieser Abschluß als aünstia anzuieben ist. Die Ursache hierfür liegt vor allem in den höheren Steuer einnahmen, die mit 245 600 000 Mark geschätzt waren, in Wirklichkeit aber 261 471 000 Mark betrugen. Höher sind auch die Überschüsse der Unternehmungen und Betriebe; sie betrugen 16 801 000 Mark gegenüber 13 733 000 Mark im Voranschlag. Bei den Ausgaben sind rund fünf Mil lionen Mark eingespart worden. Oer Schiedsspruch für den sächsischen Bergbau verbindlich. Der Reichsarbeitsminister hat den vor kurzem ge fällten Schiedsspruch für den sächsischen Bergbau für ver bindlich erklärt. Kuns Dresdener in den Bergen verunglückt. Wie aus Heiligenblut gemeldet wird, sind am Großglockner fünf Dresdener Touristen, drei Männer und zwei Frauen, sowie ein Ausländer in eine Gletscherspalte gestürzt. Einer von ihnen war sofort tot, vier erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Hail Wasser-Temperaturen am 26. Juli: MM'IM 23 - 22 - 22 Grad Celsius Spiel-Plan der Dresdner Theater Die Nomödie. Montag, 29. Juli, 8,15 „Charley» Tante" BB. 5561-5610; BVB. 1201-1300. Dienstag, 30., 8,15 dto., 5611—5660; 2001-2100, 5301-5350, ll 701-720. Mittwoch, 31., 8,15 dto., 5661-5710; 5351-550, II 501-520. Donnerstag, 1. Au- gust, 8,15 dto., 5711—5760; 3301—3350, 5501-5600, H 702—740. Freitag, 2., 8,15 dto., 5761-5810; 3351—3500, II 521—540. Sonn abend, 3., 8,15 dto., 5811 -5860 ; 3501-3650, II 541—560. Sonn, tag, 4., 8,15 dto , 5861-5SIO; 3651-3800, 11 561—580. Montag, 5., 8,15 dto, 5911-5960; 2901-3050, ll 581-609. Nefide»z»TH<at«r. Sonntag, 28. Juli bis Montag, 5. Au gust, allabendlich 8 Uhr, Gastspiel Johanna Schubert in „Friederike". Außerdem Sonntags nachm. 4 Uhr bei kleinen Preisen dto.