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Aus aller Wett. Kleine Auslandsreise der deutschen Flotte. Wilhelmshaven. Nach Beendigung der Schießübungen in der Ostsee wird die deutsche Flotte eine kurze Auslands reise nach einigen schwedischen Häfen antreten. Zunächst werden in der Zeit vom 30. Juli bis zum 5. August die Linienschiffe „Schleswig-Holstein" und „Hessen" mit der III. Torpedo-Halbflottille Stockholm, die Linienschiffe „Schlesien" und „Elsaß" Karlskrona einen Besuch abstatten. Der Kleine Kreuzer „Amazone" wird sich während derselben Zeit in Göteborg und die Erste Linien-Such-Halbflottille in Norköpping aufhalten. Schweres Explosionsunglück auf einem englischen Kreuzer. Bis jetzt 17 Verletzte. London. Die englische Admiralität gibt bekannt, daß sich an Bord des britischen Kreuzers „Devonshire" während der Schießübungen im östlichen Mittelmeer ei« schweres Explosionsunglück ereignete. Eine genaue Liste der D e r l e tz t en liegt der Admiralität noch nicht vor. Soweit bisher bekannt, beträgt ihre Zahl 17, darunter 6 Schwer verletzte. ? Wegen eines jungen Mädchens. Mord und Selbstmord zweier. Primaner. Bochum. In der Nacht gerieten zwei Primaner vom Bismarck-Gymnasium in Dortmund wegen einer Liebes- geschichtc in Streit. Plötzlich zog einer der jungen Leute einen Revolver und gab einen Schuß auf seinen Gegner ab. Er lies dann aus die gegenüberliegende Straßenseite und tötete sich durch einen Schuß in den Kops. Der Schwerver letzte, der in --irrer großen Blutlache lag, wurde durch das Ueberfallkommando ins Krankenhaus gebracht. Nach zwei Stunden verstarb der junge Mensch. Ueber die schwere Bluttat gibt der Direktor des Dort munder Bismarck-Gymnasiums folgende Auskunft: Bei dem Erschossenen handelt es sich um den 19jährigen Sohn des be kannten Dortmunder Architekten Steinbach, der mit sei nem Mitschüler Delere, dem Sohn eines Bauführers, seit längerer Zeit ein herzliches Freundschaftsverhältnis unter- hielt. Steinbach wurde von Delere väterlich bevormundet. Delere war ein leicht erregbarer, zu Gewalttätigkeiten nei- gendcr junger Mann, der in körperlicher wie auch geistiger HlNsicyt dem weicheren Steinbach bedeutend überlegen war. Iu der letzten Zeit kam es zwischen den Freunden verschiedentlich zu Auseinandersetzungen, vor kurzem sogar zu offenem Streit, dem aber bald eine Aussöhnung folgte. Die Vorgänge in der Nacht sind voll kommen ungeklärt. Delere befand sich, wie aus Aussagen seiner Mitschüler hcrvorgeht, schon seit dem 5. d. M. im Besitz einer Schußwaffe, die er angeblich zu seinem persön lichen Schutz immer bei sich trug. In der Nacht muß es zwischen den Freunden wiederum zu Auseinandersetzungen gekommen sein, in deren Verlauf Delere die furchtbare Blut tat bcggngen hat. Der psychologische Sachverhalt liegt völ lig im Dunkeln. Begründete Momente, daß zwischen den jungen Leuten verbotene Beziehungen bestanden hätten, sind nicht vorhanden. Eine Liebesaffäre, in deren Mittelpunkt ein junges Mädchen gestanden haben soll, scheint den Grund zu der Tat zu bilden. Wien empfängt die schönste Krau der Welt. Miß Universe, die bekanntlich in Galveston in Texas zur schönsten Frau der Welt gewählt wurde, ist nach Wien in ihre Heimatstadt, wo sie im Privatleben Lisl G o l d- vrbeiter heißt, zurückgekehrt. Neben Photographen, o'lmoperoteuren und Reportern, hatte sich die Deutschmei- ^.,MelIe eingefunden. Unter begeisterten Hochrufen der St reichen Menge bestieg die „Königin", die in einen braunen ^"!°rmantel mit Fellkragen gehüllt war, einen gelben « oyhut E brauner Krempe über dem schmalen Gesicht- ch n, ein bereitstehendes Auto, das zum Schutz vor Auto- arammiagorn von vier Polizisten flankiert war, und unter dem 2-oragtEt der Deutschmeisterkapelle ging es durch die Straßen Wiens. Wien, die liebenswürdige Donaustadt, hat eines seiner Kinder mit großem Pomp wieder in seine Arme geschlos sen. Ob sich. List Goldarbeiter aber nicht nach der Zeit zu- rückschnt, wo sie als einfaches Wiener Vorstadtmüdel, fern Sssoncksrs eünstigss I la.Vsre, ?kä bl 7 so. llvinenksiu« 8ellIoLstr. Nr. 173. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 27. Juli 1929. Seite 3. und weiter, ob durch falsche Maßnahmen das schwere Unglück ver ursacht worden ist. Nach den Aussagen der Zeugen konnte Pley» ein Verschulden nicht nachgrwtesrn werben. Arbeitslosenunterstützung und Arbeitsverweigerung. Die Reichsanstalt versendet ein Schreiben des Reichsarbeits- und Innenministers über Gewährung von Arbeitslosenunterstützung im Falle von Arbeitsverweige rung. Dieses Schreiben ist darauf zurückzuführen, daß di« Dienststellen der Arbeitslosenversicherung darüber klage«, daß das Verfahren der Fürforgebehörden in vielen Fälle« die Absicht, zum Arbeitswillen zu erziehen, durchkreuze. Es wird daher vor allem als eine Pflicht der Fürforgebehörden bezeichnet werden müssen, in allen Fällen die Voraus setzungen der Hilfsbedürftigkeit aus strengste zu prüfen und das Maß der Fürsorge auf das UnerM- liche zu beschränken. Dabei soll von der Möglichkeit der Unterstützung durch Sachleistungen Gebrauch gemacht werde», Keinesfalls aber sollen laufende Barunterstützungen in dem selben oder annähernden Umfange gewährt werden, wie sie dem Arbeitslosen innerhalb der Arbeitslosenversicherung zustehen. Schließlich soll jede Unterstützung arbeits fähiger Personen davon abhängig gemacht werden, daß der Arbeitslose sich regelmäßig nach Anweisung des Arbeits amtes bei diesem meldet und um Arbeit bemüht. Die Termine des Inkrafttretens der neuen Kartoffelzölle. Ueber die Termine des Inkrafttretens der neuen Kar toffelzölle besteht vielfach große Unsicherheit; von un terrichteter Seite werden die Zollverhältnisse für Kartoffel» wie folgt gekennzeichnet: Vom 15. Februar bis 31. März gilt der autonome Frühkartoffelzoll von 4 Rm., vom 15. Fe bruar bis 15. April gilt für Herbstkartoffeln für die meist begünstigten Staaten der Zoll von 1 Rm. pro Doppelzentner, vom 1. April bis 31. Juli gilt für die meistbegünstigten Staaten der im Vertrag mit Italien verankerte Frühkartof- felzoll von 1,50, für die anderenStaaten der Zoll von 4 Rm. Für Kartoffeln aus Polen gilt der 5-Rm.-Zoll, für den Mo nat August gilt der autonome Frühkartoffelzoll von 4 Rm.,' für Kartoffeln aus Polen von 5 Rm., für die Zeit vom 1. September bis 14. Februar gilt der Herbstkartoffelzoll von 2 Nm. . land, Frankreich, Japan, Italien und de« derzeitige« deül- fchen Geschäftsträger uad besprach mit ihnen die amerikanische Note über eine etwaige amerikanische Vermittlung im russisch- chinesischen Streit. In dieser Rote hat Amerika Vie betreffen den Mächte anfgefordert, ihren Einfluß dahin geltend z« machen, daß Lhina den früheren Instand bei der Ost-Ehiue- fischen Bahn wiederherstelle. Die Teufel von Verdun. Der furchtsame algerische Schütze. Paris. Zu Meldungen über angebliche nächtliche Schüsse auf Wachtposten der Zitadelle von Verdun wird mit geteilt, daß der algerische Schütze, der in der Nacht überfallen worden zu sein behauptete, im Laufe der Vernehmung fol gende Aussagen gemacht hat: „Vor meiner Entsendung nach Frankreich hat man mir in Algerien erzählt, daß der Boden von Verdun mit als Teu feln verkleideten Leichen angefüllt sei und daß diese Teufel nächtlich zu erfcheinen und mit Gewehren, Maschinengewehren oder einer Kanone zu schießen pflegten. In der Nacht gegen 2.3V Uhr hatte ich das Gefühl, als ob diese Teufel unter meinen Fußen rumorten. Ich schoß mit meinem Gewehr in Richtung nach dem Boden und traf mich dabei in den Fuß. Mein Kamerad, der im Schilderhaus schlief, wurde durch den Schuß wach, und ich erklärte ihm, daß eine Zivilperson auf mich einen Schuß abgegeben habe." Das Ergebnis dieser Untersuchung veranlaßt die Be hörde, nachzuforschen, ob nicht auch ein am 11. Mai be gangenes, unaufgeklärt gebliebenes Attentat auf einen Wacht posten in Verdun auf die gleichen Gründe zurückzuführen ist. von der großen Welt, in beschaulicher Ruhe gelebt hat, ist eine andere Frage. Schwere Unwetterschäden an der Mosel. Trier. Durch das Donnerstag über Trier niedergegan- gene Gewitter, das wolkenbruchartiger Regen begleitete, wurde in der Stadt und ihrer Umgebung erheblicher Schaden angerichtet. In vielen Häusern wurden die Keller, zum Teil auch die Wohnungen überschwemmt, so daß die Feuerwehr in über hundert Fällen Hilfe leisten mußte. Stellenweise sind durch den Hagelschlag die Getreidefelder ver wüstet worden. In der Umgegend hat der heftige Regen mehrere Bergrutsche verursacht. In verschiedenen Gemarkun gen der Ruwer hat das Wasser in den Weinbergen und den Feldern den Boden weggeschwemmt und dadurch die Ernte geschädigt. Sachte, jochte meine Herren! — — — Erst die Inserate i« "dem PulsnitzerT^eblatt und dann können wir weiter reden! Aus dem Gerichtssaal Beim Pferdehamdel zu weit gegangen Z Leipzig, 22. Juli. Man weiß, daß die Grenzen des Erlaubten beim Pserdehandel erheblich weiter gezogen find, als für Handelsgeschäfte anderer Art. Aber was der Roßschlächter Otto Gedig und sein Schmuser Neumann in Frankfurt a. O sich leisteten, hat selbst diese wellen Grenzen weit überschritten. Der Landwirt Schenk wollte ein Pferd verkaufen, weil er Geld zum Bauen brauchte Er verlangte 180 Mark und Gedig war bereit, den Preis zu zahlen, zunächst allerdings nur 20 Mark in bar und den Rest „später". Der Landwirt brauchte bares Geld und wollt« sein Pferd nur gegen bar verkaufen. Nun gab Gedig ihm einen Wechsel, der aus 150 Mark lautete und der in zwei Monaten sällig war, von dem Gedig aber behauptete, die Sparkasse in Müllrose gebe jederzeit bares Geld dafür. Der Bauer glaubte das zunächst nicht, wurde aber anderer Ansicht, als er hörte, wie der Gehilfe des Gedig, ein gewisser Neumann, am Fernsprecher scheinbar ein Gespräch mit der Bank führte und sich von ihr bestätigen ließ, daß sie ihm das bare Geld gegen Hingabe des Wechsels jederzeit auszahlen werde. Nun quittierte dr Bauer für den Kaufpreis und überließ Gedig sein Pferd, mußte aber die Erfahrung machen, daß er betrogen sei; die Sparkasse Müllrose löste den Wechsel na türlich nicht «in und konnte auch ionst nichts mit ihm anfangen, da der Gedig keinen guten geschäftlichen Ruf und keinen Kredit hatte Der Landwirt bekam sein Pferd aus dem Wege des Zivil Prozesses wieder. Die Strafkammer beim Landgericht a. O. ver urteil:« Gkdig wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aus drei Jahre, seinen Gehilfen Neumann zu sechs Monaten Gefängnis. Gegen dieses Urteil hatten beide Revision eingelegt, die aber vom Ferienstrassenat des Reichs gerichts am 22. Juli kostenpflichtig verworfen wurde. Ein Strafprozeß wegen fahrlässiger Tötung der Ehefrau «ad de» Freunde» § Dresden, SS. Juli. Der 187g zu Dresden geborene in Wilschdorf auf der Dresdner Straße 24 wohnhafte Schneider Otto Pleyl hatte mit seinem Opelwagen (Limousine) am 7. April eine Fahrt nach Bautzen unternommen. An derselben nahmen sein« Ehefrau und der in Dresden Neustadt wohnhaft« Bestellomtsasfistent Wilhelm Leuschel nebst Frau teil. Infolge der schmierigen Stra- ßenverhältnifse und Glätte rutschte das vom Eigentümer selbst g« steuerte Fahrzeug bei Kilometerstein 13,4 zwischen Bühlau und Weißig die dort befindliche Böschung hinab und überschlug sich mehrfach. Dabei wurde Pleql verhältnismäßig leicht, seine Ehefrau dagegen tödlich verletzt. Auch das mitsahrende Ehepaar Leuschel erlitt erhebliche Verletzungen. Es wurde nach dem Earolahaus in Dresden Ldergesührt. Dort verstarb auch der Ehemann Leuschel am 11. April. Der stack beschädigte Kraftwagen mußte von der Dresdner Feuerwehr abgejchlcppt werden. Da» bedauerliche Un glück beschäftigte am Donnerstag das Gemeinsame Schöffengericht Dresden. Schneider Pleyl wurde beschuldigt, durch Fahrlässigkeit den Tod seiner Frau und des Bestellamts - Assistenten Wilhelm Leuschel verursacht, sowie gleichzeitig die Vorschriften über den Krastfahroerkehr übertreten zu Haden. Der Angeklagte bestritt fahrlässig gehandelt und übermäßig schnell gefahren zu sein. Die Ungliicksftäite führt durch ein Wald stück. Es war nicht zu erkennen, daß die Straße an jener Stelle vereist war. Das Fahrzeug rutschte plötzlich über die Fahrbahn nach links und die Böschung hinab. Benack, Kriminalkommissar Klinger und der Kriminalhauptwachtmeister, sämtlich von der Un - fallkommisfion des Dresdner Kriminalamts, sowie der in Weißig staiionierte GendalMkrirhavptwachtmeistcr Beeg bekundeten, daß die Vereisung der Straße nicht zu erkennen war. Auch das Fahr zeug der Feuerwehr kam an jener Stelle ins Schleudern. Auch wriiere Zeugen machten entlastende Angaben. Das Gericht erkannte aus Freisprechung mangels Beweises. Amtsgcrichtsdirektor Wohlrab sührte in der Begründung des Urteils aus, es sei zu prüfen gewesen, ob der Angeklagte die Ver eisung der Straße aus jener Stelle rechtzeitig vorher erkennen konnte, Sport Allgemeiner Turnverein VT Oberlichtenau. Um unse rer aktiven Turnerschaft wieder einmal Gelegenheit zu geben, ihr viel seitiges Können der Oeffentlichkeit vorzuführen, soll der morgende Sonntag von früh an allerlei Art von Leibesübungen gewidmet sein. Früh V»6 Uhr Beginn mit Weckruf. Um 7 Uhr aus dem Turnplatz Wett kämpfe für Mitglieder, 9 Uhr für Jugendturner und Turnerinnen. Nachmittag '/«2 Uhr Festzug von Bartosch aus. Darnach aus dem Turnplatz Freiübungen für Mitglieder, Jugendturner, Turnerinnen und Kinder. Anschließend Schauturnen, eventuell auch ein Handballwett spiel. Wir hoffen, daß sich recht viele Freunde unserer Turnsache ein finden werder. und dadurch zu der Einficht gelangen, daß das Turnen auch sür ihren Körper von Borieil sein könnte. Gut Hetll Seit 13 Tagen in -er Luft. St. Louis. Die Rekordflieger Jackson und O' Brie « befanden sich am Donnerstag nachts 11.17 Uhr New-Porker Zeit 13 Tage in der Luft. Sie wollen mindestens 500 Stun den in der Luft bleiben. Uebrigens ist der Dauerflug ei« kostspieliges Unternehmen, denn er hat bereits a« Benzi« 2400 Gallonen und an Del 110 Gallonen, das find zusammen etwa 10 OVO Dollar, gekostet. Die Flieger befinden sich laut abgeworfener Meldung wohl. Die Zahl der Zuschauer wird aber wegen der mörderischen Glut, die über dem Platze liegt, immer kleiner. Nur einige unentwegte Reporter und Mecha niker trotzen dem furchtbaren Sonnenbrand mit Hilfe un geheurer Quantitäten Eiswafsers. Der Flieger Jackson vor seiner Maschine Standesamts-Nachrichten Pulsnitz Geboren: — Aufgebote«: Der Transportarbeiter Emil Arthur Nitsche, wohnhaft m Pulsvitz M. S., mit der Fabrikarbeiterin Frida Lisbeth Petzole, wohnhaft rn Pulsnitz. Geheiratet: Der Betriebsingenieur Oskar Erich Bräuer, wohn« Haft in Hayvau i. Schl., die kaufmännische Angestellte Frieda Gertrud Nitzsche, wohnhaft in Pulsnitz. — Der Landwirt Arthur M°x Schöne, wohnhaft in Mittelbach, die Wirtschaftsgehilfin Marie Margaretha Gräfe, wohnhaft in F iedersdorf. Gestorben: Der Hausauszügler Bruno Max Kühne, 67 I., 6 M. und 4 T. alt, Nicdersteina. — Der Arbeiter Max Otto Pietsch, 54 I. und 24 T alt, Pulsnitz. — Ter Rentenempfänger Heinrich Gustav Höntsch, 57 I., 3 M. und 20 T. alt, Pulsnitz.