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Pulsnitzer Tageblatt : 27.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192907275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19290727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19290727
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-07
- Tag 1929-07-27
-
Monat
1929-07
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 27.07.1929
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Kaliber über 8 Millimeter, womit noch viele Gemeinden ihre Vollzugsbeamten ausgerüstet haben. Die Vorschrift wird sich für die betreffenden Gemeinden in der Folgezeit insofern nachteilig auswirken, als in Ermangelung von Ersatzteilen eine Beseitigung von Schäden an solchen Waffen durch Waffenhandlungen, Büchsenmachereien usw. nicht mehr mög lich sein wird. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, emp fiehlt das Ministerium des Innern den Gemeinden, im Be darfsfälle für die Bewaffnung ihrer Vollzugsbeamten eine Schußwaffe zu wählen, die nicht unter das Gesetz über Kriegs gerät fällt. Als solche kommt u. a. die Mauserpistole Ka liber 7,65 Millimeter in Betracht, die auch bei der staat lichen Polizei eingeführt ist. — (Der Tanzbär auf der Straße.) Bei der außerordentlichen Steigerung des Verkehrs, die sich im dicht bevölkerten Lande in den Ortschaften wie aus den Landstraßen in gleichem Maße bemerkbar macht, muß im Interesse der Verkehrssicherheit die Vorführung von Tierdressuren durch Bärentreiber und dergleichen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen möglichst vermieden werden. Auch vom volks erzieherischen Standpunkt können solche oft mit Tierquälerei verbundenen Vorführungen keineswegs als erwünscht ange sehen werde». Die Regierung hat daher verfügt, daß bei Prüfung von Gesuchen um Ausstellung oder Ausdehnung von Wandergewerbescheinen für derlei Darbietungen die Be dürfnisfrage durch die Kreishauptmannschaslen mit besonderer Strenge zu prüfen ist. Gegen unbefugte Vorführungen ist unnachsichtlich einzuschreiten. — (Straßensperrungen.) Auf der Staats straße Bautzen — Königsbrück werden wegen Straßen baus zwischen km 23,500 und km 25,500 — am Vogel berg zwischen Kamenz und Brauna — vom 25. Juli ds. Js. ab auf die Dauer der Bauarbeiten von voraussichtlich acht Wochen folgende Verkchrsbeschränkungen angeordnet: 1. Für Lastkraftwagen wird die Strecke vom 25. Juli ab gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Bischheim, Häslich und Reichen bach. 2. Für den übrigen Fährverkehr s) in Richtung Königsbrück —Kamenz: Umleitung über den beim Rittergut Brauna abzweigenden Lückersdorfer Weg und den von diesem nach Kamenz abzweigenden Gemeindeweg (Ein mündung bei der Lindenterrasse); b) in Richtung Kamenz — Königsbrück: Baustrecke kann bis 2. September befahren werden. Von da ab Umleitung bei km 24,900 auf den Gemeindeweg über Liebenau und Brauna. Kamenz. (Oberschulrat Hartmann f.) Aus Nossen erreicht uns die Trauerkunde, datz dort der tm Bezirk Kamenz noch in gutem Gedenken stehende Oberschulrat Dr. phil. Berthold Hartmann in geseg neten Alter von fast 85 Jahren zur ewigen Ruhe eingegangen ist. Mit ihm verliert die Welt einen Menschen von höchstem Pflichtgefühl und wahrhaft vornehmer Gesinnung. Nachdem er vorher als Schuldirektor in Annaberg gewirkt hatte, war Oberschulrat Dr. Hartmann von 18S7—1914 in Kamenz im Amte. Unter seiner Amtszeit wurden im Bezirke viele schöne Schulgebäude gebaut, so z. B. in Pulsnitz, Ober» steina, Steinborn, Gelenau, Bernbruch, Großgrabe usw Wegen seiner hohen Gerechtigkeit, seines Mitgefühls für die ihm anvertrautcn Lehrer und, besonders iu den letzten Jahren seiner Amtszeit, bewiesenen väter lichen Freundlichkeit genießt er noch heute bei seinen Mitarbeitern Ver- chrung und Hochschätzung. Sammelten sich doch die Ruheständler des Bezirkes jedes Jahr einmal, um mit ihm einige Stunden in der Ver gangenheit zu verweilen. Voriges Jahr geschah dies in Nossen, seinem letzten Wohnorte. Seine Asche wird in seinem Heimatorte bei Ronne burg beiaesctzt. Er ruhe in Frieden! Kamenz, 26. Juli. (Schweresunwetter.) Das am Mittwoch abend über die westliche Lausitz medergegangene Gewitter hat vielfach schweren Schaden angerichtet. Beson ders hart wurde die Niederung an der Schwarzen Elster heimgesucht. Das Zentrum des Unwettergebietes war an scheinend das sonst so friedliche Dorf Döbra. Hunderte alter Bäume wurden dort durch den Sturm entwurzelt. An der Straße von Döbra nach Trado sind Telephonstangen umgebrochen und bilden mit den Leitungsdrähten und ent wurzelten Bäumen ein wüstes Chaos, durch das die Straße bis aus weiteres gesperrt ist. Am Donnerstag besuchte der Amtshauptmann Dr. v. Zobel das Unweitergebiet. Urb» den am Mittwochabend von dem GrwUtersturm angcrichteren Schaden wird aus dem heimgcsuchlcn Gebiet noch weiter berichtet: Besonders schwer be troffen wurde die Flur Milstrich. An den Straßen, auf den Teichdämmen, an den Ufern der Schwarzen Elster, in der Feldmark und im Dorfe selbst ist mancher schöne alte Baum, meist starke Eichen, auch Linden, Erlen und eine 24 Meter hohe Pappel, entwurzelt und vernichtet wor den. Bon den Kornpuppen auf den Feldern waren nur ganz wenige stehen geblieben; viele Garben waren weit in benachbarte Felder hinein- geschleudert wordr». Die Straße Milstrich—Oßling mußte sofort für jeden Verkehr gesperrt werden, da starke Birken und Eichen in großer Zahl entwurzelt und geknickt quer über die Straße geschleudert waren. Die umgestürzten Bäume bildeten zusammen mit den zersplitterten Telesonmasten und -Drähten besonder« im Walde nördlich Milstrich auf einer ca. 200 Meter langen Straßenslrccke ein wirres Durchein ander und es bedurfte angestrengter Arbeit der Ortsbewohner, um im Lause des nächsten Vormittags wenigsten« diese wichtige Durchgang«- straße einigermaßen frei zu machen. Aber auch in den geschloffenen Waldbeständen wurde schwerer Schaden angerichtet. So liegen z. B. an einer Hochwald Bestandsgr-nze nördlich des Weges Mllstrich—Biehla im Milstncher Rittergutswalde ca. 300 Kiesern entwurzelt oder geknickt und zersplittert am Boden und werden noch lange von der furchtbaren Gewalt dts Unwetters in dieser Gegend Zeugnis ablegcn. Im Orte selbst ist auch mehrfach die Lichtleitung beschädigt und heruntergerissen. Der entstandene Schaden ist auch hier in seiner ganzen Größe noch nicht zu übersehen. Elstra. (Nachfeier des Heimatfestes. — Nochmalige Illumination.) Am kommenden Sonn tag findet bei schönem Wetter nochmals eine Illumination der Stadt und auf der Tanzdiele auf dem Markt ab 7 Uhr Tanz statt. Zitta». (Motorflugzeug „Zittau,, voll ständig zertrümmert) Das Motorflugzeug „Zittau", das fick die Mitglieder des Vereins für Luftfahrt Z'ttau in ihren Freistunden bei großer Spendensreudigkeit der Zittauer Bürgerschaft erbaut hatten, erlitt am Donnerstag früh bei Probeflügen so schweren Schaden, daß es vollständig zu Bruch ging. Nachdem zwei Flüge von je einer halben Stunde Dauer glatt vonstatten gegangen waren, wurde das Flugzeug beim Landen von einer Windbö zu Boden gedrückt, rollte auf einen Kartoffelacker und überschlug sich, wobei es Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 27. Juli 1929. Seite 2. völlig zerstört wurde. Die beiden Insassen erlitten keine Verletzungen. Der mutige Verein beabsichtigt, sofort an den Bau eines neuen Flugzeuges zu gehen. Zittau. (Zusammenstoß zweier Auto busse.) Auf der Zweckverbandslinie Zittau—Olbers dorf-Oybin stieß im Oberdorf in Olbersdorf der von Zittau kommende Verkehrsomnibus mit dem vom Oybin kommenden zusammen. Wie verlautet, vermochte der Chauffeur des Zittau—Oybiner Omnibusses infolge eines Achsenbruches, den sein Wagen erlitten hatte, die Fahrt richtung nicht einzuhalten. Die Insassen des Wagens kamen bis auf wenige, die geringfügige Verletzungen durch Glassplitter erlitten, mit dem Schrecken davon. Dresden. (Sächsischer Lebenshaltungs- Index.) Nach der Berechnung des Statistischen Landesamtes beträgt die sächsische Gesamtindexzahl der Lebenshaltungs kosten aus erweiterter Grundlage (Ernährung, Heizung, Be leuchtung, Wohnung, Bekleidung, Verkehr, Körperpflege, Reinigung usw.) im Durchschnitt des Monats Juli 158,3 (Vorkriegszeit ---- 100). Sie ist demnach gegen die für den Monat Juni berechnete Indexzahl von 156,6 um 1,1 v. H. gestiegen. Im Juli 1924 betrug die Indexzahl, 131,7, im Juli 1925 144,1, im Juli 1926 144.9, im Juli 1927 151,8, im Juli 1928 155,9. Dresden. (Vermeintliche Einbrecher auf Dächern.) Als eine unruhige Nacht konnte diejenige zum Freitag von den Bewohnern der Grundstücke an der Ecke der Grundstücke an der Ecke der Gerichts- und Ziegelstraße in Dresden angesehen werden. Erstmalig zur Mitternachts- stunde rückte das Ueberfallkommando des Polizeipräsidiums nach den vorgenannten Häusern ab, auf deren Dächern man Einbrecher gesehen haben wollte. Mit elektrischen Schein werfern wurde alles abgeleuchtet, die Dächer und Dachböden abgesucht aber nichts verdächtiges sestgestcllt. Um 2 Uhr morgens glaubten Hausbewohner jener Grundstücke erneut zweifelhafte Personeu gesehen zu haben die sich auf den Dächern zu schaffen gemacht. Wiederum wurde das Ueber fallkommando herbeigerufen und abermals alles vergeblich abgesucht. Diese nächtlichen Vorkommnisse verursachten eine nicht geringe Aufregung und führten zu größeren Menschen ansammlungen, wobei die verschiedenartigsten Vermutungen auftauchten und unglaublichste Gerüchte entstanden. Dresden. (Landtaflsabqeordneter Herm. Voigt sächsischer A rb e it S m t n i st e r?) Wie der Telunion Sachsendievst erfährt, hat die sogen. SekretärSvereinigung, der Zusammenschluß der Führer der christlich »at onalen Arbeiter- und Anqcstelltenveibände, so wie der Evangelischen Arbeitervereine Sachsens, dem Ministerpräsidenten eine Eingabe unterbreitet, in der Abg H Voigt (D. Vp.) zum Arbeits minister vorgeschlagen wird. Zur Begründung wird ausgeführt, oaß dar Ministerium mit einer in den sozialen und wohlfahrtSpflegertschen Auf gaben geübten Kraft besetzt werden möchte, die der heimischen Arbeiter- weit lange genug nahesteht und allenthalben vorteilhaft bekannt geworden ist. Der Abg. Voigt sei auS der christlich nationalen Arbeitnehmerbe wegung hervorgcgangen, er spiele in den Ev. Arbeitervereinen wie auch in der volksknchlichen Bewegung eine führende Rolle, er stehe der cvan- gelischen Jugend sehr nähe, sei beruflich im Dienste der freiheitlich- nationalen Arbeitnehmervcwegung tätig und vereinige in sich die ge- samte nichtsozialistische Arbeitnehmerbewegung glücklich Zum Schluffe gibt die Eingabe der Annahme Ausdruck, daß das Kabinett Bünger durch die Persönlichkeit Voigt eine Festigung erfahren werde. — Der Telunion-Sachsendienst weiß ferner zu berichten, daß auch der Gcwerk- schaftsring der Arbeiter-Angestellten, und -Beamtcnorganisativnen sich vorbehaltlos für die Kandidatur Voigts ausgespiochen hat, auch die auf sozialem Gebiet arbeitenden kirchlchen Kreise würden es durchaus be grüßen, wenn die Ernennung Voigts zum Arbeitsministcr vollzogen würde. Dresden. (Abschied von Albert Schwarz.) Der frühere LandtagSpiäsident, ehemalige Wirtschaflsminister und Landtags abgeordnete Albert Schwarz wurde am Donnerstag nachmittag im Krematorium Tolkewitz cingeäschert. An der Trauerfeier nahmen u. a. teil: Ministerpräsident Dr. Bünger, Justizminister Dr. Mannsseld, die Ministerialdirektoren Dr. Hedrich, Dr. Kittel und Dr. Klien, die Land- tagsvizepräsidentcn Dr. Eckard von der Deutschnationalen Volkspartet und Dr. Hickmann von der Deutschen Volkspartei und Abgeordnete verschiedener Fraktionen, namentlich der soflaldemokratischcn Fraktion. Der Sarg war mit vielen Kränzen geschmückt, unter denen man auch mehrere Kränze mit weiß-grünen Schleifen sah, so einen solchen der sächsischen Regierung. Die Trauerrede hielt der sozialdemokratische Ab geordnete und LandtagSpiäsident Weckel. Er zeichnete ein Lebensbild des Verstorbenen, der als Eisendreher begann, GcwerkschastSbeamter und Parteiführer und daun Minister und Landtagsprüsident wurde. Las seien alles Acmtcr gewesen, die einen ganzen Mann erforderten. Be sondere Teilnahme verdiene die menschliche Seite seines Lebens. Mit eisernem Willen habe er den Kamps gegen seine Krankheit geführt. Was er seiner Bewegung und dem Staate gewesen sei, werde niemals vergessen weiden. Dann rief Präsident Weckel noch im Auftrage Les Landtages dem Toten einen Gruß nach. Für den Bezirksvoistand Ostsachsen der Sozialdemokratischen Partei sprach Landtagsabgeordneter Edel, der den Toten als Kampfgefährten und Freund feierte. Weiter sprachen noch am Sarge Abgeordneter Arndt für die freien G werk« schäften, Vertreter der Sozialdemokratischen Parvi in Leipzig und Heide, nau, ein Vertreter des Reichsbanners u. a. Die Trauerfeier wurde ein geleitet und beendet mit Orgelspiel und mit Gesängen des Arbeiter« gesangvereins Heidenau. Chemnitz. (Haftentlassungsantrag des Strumpffabrikanten Ohme.) Nachdem für den 20. Juli anberaumten Haftprüfungstermin der in Unter- fuchungshaft befindliche Strumpffabrikant Ohme gehört worden war, hat jetzt sein Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Meißner, Chemnitz, Antrag auf mündliche Verhandlung gestellt. Das Gericht hat diesem Antrag stattgcgeben und mündliche Verhandlung vor der Ferienstrafkammer Chem nitz für den 29. Juli änberaumt. Bemerkt werden muß, daß der Haftentlassungsanirag nur iu der Brandstiftungs fache gestellt worden ist, da in der Mordsache ein Haft befehl bisher nicht ergangen ist. Das gerichtsärztliche Gutachten über den Befund der Leiche der angeblich von Ohme vergifteten Frau Salzer liegt dem hiesigen Gericht noch immer nicht vor. Mullenberg. (Wald-und Feldbrände.) Die große Trockenheit hat im Staatsforst und den angrenzen den Feldern zu verheerenden Bränden geführt, die schon seit Tagen andauern und außerordentlichen Schaden an gerichtet haben. Auch die Kohlenfelder der Bubiag sind von den Bränden ergriffen worden. Die ganze Ein wohner- und Arbeiterschaft der Gegend ist mit Lösch arbeiten beschäftigt. Neumark. (Aus dem Zuge gestürzt.) Ein Rechisanümlt namens Hilfreich ist in der Donnerstag- nachl ver Werdau aus dem D-Zug Berlin—Wien gestürzt. Er wurde nach dem Krankenhause Zwickau übergefMrt. Das Fehlen des Rechtsanwalts wurde erst «tf der Fahrt von Plauen nach Hof bemerkt. Höhere Hauszinssteuer-Hypotheken An die Hergabe von Hauszinssteuer Hypotheken werden, so schreibt die „Bauwelt", von dem Hypothetengeber — Kreisen und Städten — ganz verschiedene Bedingungen geknüpft. Obwohl die Richtlinien eine Be leihung bis zu 90 v.H. der Gefamikosten, ausnahmsweise bis 100 v.H. der reinen Baukosten zulassen, schreiben Einzelne 80 v. H. als Beleihung«« grenze vor. Die einsichtigen Städte und Gemeinden erkennen 100v.H. der reinen Baukosten als Grenze an. Diese sollte allgemein gelten. Die Höhe der Baukosten wird von den Kreisen und Gemeind-n sehr oft vor der Beleihung vorgeschrieben und die Grenze der Beleihung zahlenmäßig fcstgelegt. Dabei ist die Veranschlagung der Baukosten sehr unterschied lich. Während einige Gemeinden den Kubikmeter umbauten Raumes noch heute mit 22 Mark ansitzen und für Bauzinsen und Kur«verlust keinen Zuschlag dulden, gehen andere von den Borkriegspreisen au« und rechnen die Baukoftenüberleuerung nach dem Bauindex sowie die gar nicht anders zu denkenden Bauzinsen und den Kursverlust zu den Bau kosten hinzu. Zur Bereinheitlichuag des Beleihungswesens, das jetzt von den bei einem Bau beteiligten Hyp Uhekengek rn so sehr verschieden ge handhabt wird, würde es wesentlich beltragen, wenn lediglich eine Schät zung bei einem Bau für sämtliche Hypothekengeber — Hauszinssteuer-, erste und Arbeitgeber-Hypoihek — bindend zugrunde gelegt werden lönnte. Es müßte doch wohl bei einigem guten Willen erreichbar sein, daß alle Hypothekengcbcr sich auf eine Taxe, z. B. die F uertaxe, einig ten, die eventuell noch etwas zu ergänzen wäre. Jetzt muß jedes Bau vorhaben mindestens drei, oftmals vier Schätzungen über sich ergehen lassen. — Dorf und Naturschutz Es könnte müßig erscheinen, im dörflichen Leben von Naturschutz sprechen zu wollen, vor allem wenn man die Dörfer in Betracht zieht, die noch nicht das Ziel des großstädtischen Ausflugsverkehrs geworden sind. Wir haben in Sachsen immerhin noch recht unberührte Gegenden, die nur selten ein fremder Wanderer oder ein Handelsmann durchstreift. Sollte es hier nun tatsächlich notwendig sein, die Bewohner mit der Idee des bewußten Naturschutzes bekannt zu machen? Nun — es ist notwendig, vor allem im Interests der Bewohner selbst. Sehr oft sind entlegene Gegenden die Reservate seltener und schöner Pflanzen. Da wächst an einem Felsen vor dem Dorfeingange eine srischgrüne Hauswurzart, ein Hauslaub, wie es der Bauer in einer etwas üppi geren Art auf seinen Torsäulen u d Mauern liebt. Weit muß man erst gehen, ehe man dieses seltene Dickblattgewächs wieder antrifft. An anderen Stellen, vor allem aus Wiesen des mittelsächsischen Berglandes erheben sich über die Gräser der Wiese» und die sattgeiden kleinblütigen Butterblumen oder Hahnenfüße in zum Teil dichten Bestände» hellere „Butterblumen", deren Blütenblätter eine nußgroße geschlossene Kugel bilden. Sie ist sonst unter dem Namen Trollblume bekannt. Wo sich ausgedehnte Teiche finden, wächst so manche schöne Wasser- und Sumpf- ' flanze, Im Busche biüht im Frühjahr das Leberblümchen. Aus Unkenntnis wird aber hier und da diesen Seltenheiten nachgestellt. Teilweise find es die Kinder, teilweise aber auch Erwachsene. Ob ste immer ihre eigenen Wiesen aufsuchen, ist fraglich; denn ein gewisser Flurschaden ist dabei unvermeidlich. Es wäre bedauerlich, wenn diese Flecke mit seltener Pflanzenwelt, die sich vereinzelt noch erhalten haben, ganz verschwinden. Gewiß ist jeder Bauer darauf stolz, wenn er Ätz seinem Hose sagen kann, Laß er schon soundsoviele Jahrhunderte alt ist. Er hat das volle Recht, auch stolz zu sein auf einen Bestand sel tener Pflanzen auf seiner Flur. ES dürfte mit eine wichtige Aufgabe der Dorfschule sein, die Kenntnis solcher Seltenheiten und vor allem ihre Bedeutung sllr das Gemüt und für die Wissenschaft zu vermitteln. Gern sind auch die maßgebenden Stellen, vor allem der LandeSvereia Sächsischer Hetmatschutz, bereit, in fraglichen Fällen einen Sachkenner an Ort und Stelle zu entsenden, der fcftstellt, inwieweit eine Gegend besonders wertvolle und seltene Pflanzen beherbergt. Vorboten des August. Am 1. August planen die Kommunisten in Deutschland und in allen Städten der Welt Kundgebungen gegen neue „imperialistische"" Kriege. Diese geplanten Kundgebungen Werfen bereits jetzt ihre Schatten voraus, wie nachfolgende Meldungen ersehen lasten: Wien verbietet die kommunistischen Demonstrationen. Wien. Die Wiener Polizei hat den für den I. August geplanten Demonstrationszug der öster reichischen Kommunisten verboten. Die Pro paganda der Kommunisten für einen Generalstreik am 1. August hat bei der Wiener Arbeiterschaft keinen großen Widerhall gefunden. Massenverhaftungen in Prag. Prag. Die tschechische Polizei nahm im Sekre tariat der kommunistischen Partei eine Haussuchung vor. Alle Schriftstücke wurden beschlagnahmt und sämtliche Anwesenden verhaftet. Insgesamt wurden 30 Kommunisten aus das Prager Polizeipräsidium übergeführt, wo sich bereits 40 vorher verhaftete Kommunisten befanden. Die meisten Ver hafteten behaupten, gar keine Kommunisten zu sein. Französische Kommunisten aus der Flucht. Paris. Das scharfe Vorgehen der französischen Polizei gegen den Kommunismus in Frankreich hat verschiedene fran zösische Abgeordnete sowie die meisten führenden Mitglieder der kommunistischen Zentrale veranlaßt, sich durch die Flucht einer Verhaftung zu entziehen. Der „Rote Tag" in Schweden. Stockholm. Man rechnet in Schweden ernstlich mit einem „Roten Tag" ain 1. August. Zwei russische Segeljachten mit je 12 Mann Besatzung wurde die Einreise untersagt. In Gotenburg wurde ein russischer Kommunist verhaftet, der im Gefängnis in den Hungerstreik trat. Mehrere Kom munisten wurden in Stockholm wegen Verbreitung aufrühri- scher Flugblätter ebenfalls festgenommen. KundgebungsverLot auch in Hamburg. Hamburg. Wie die Hamburger Polizeibehörde mitteilt, ist der Antrag der Bezirksleitung der KPD. für eine am 1. August auf dem Heiligen-Geist-Felde beabsichtigte Anti- Kriegstundgebung mit anschließender Kundgebung die Geneh migung zu erteilen, abgelehnt worden. Direkte russisch-chinesische Krie-ensverhanblungen? Washington. Der amerikanische Staatssekretär für Aeußeres, Stimson, empfing die Botschafter von Ena-
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