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E., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober« und Niederlichtenau, FriüerSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf GelchSstzstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin PulSnitz Nummer 176 Mittwoch, den L1. Juli 16« 81. Jahrgang Ein blutiger 1. August? Das Wichtigste Dir Zahl der Toten bei dem Grubenunglück in Waldenburg in Schlesien hat sich aus 26 erhöht, da zwei Schwerverletzte im Laufe des gestrigen Nachmittags verstorben find. Weiter ist zu befürchten, daß noch drei Schwerverletzte die Nacht nicht über leben werden. Die amerikanischen Dauerflieger Jackson und O'Brien find bereits 415 Stunden in der Luft. Abgeworsene Meldungen besagen, daß sie gewillt find, unbedingt die 500. Flugstunde zu erreichen. " Vor fünfzehn Jahren. vr.Al. Der 1. August 1914 steht in der Welt geschichte blutig rot als dec Anfang des großen, des größten aller Kriege verzeichnet. Durch alle Lande deutscher Sprache hallte damals die Mobilmachungsorder, der Ruf zum Sammeln, zum Krieg gegen den äußeren Feind. Millionen traten unter Waffen. Der hoffnungsvolle Sohn stellte sich neben den bärtigen Land-wehrmann, Freiwillige rückten in die Reihen, alte Männer im grauen Haar, bleiche Jüng linge, die aus der Werkstatt, aus dem Büro, von der Schul bank herbeieilten. Alle bildeten sie das große deutsche Heer, dos entschlossen war, die deutschen Grenzen gegen die an drängenden Feinde zu schützen. Im Osten, im Süden, im- Westen und im Norden loderten die Kriegsflammen empor. Deutschland und seine wenigen Bundesgenossen sahen sich einer Welt von Feinden gegenüber. Der 1. August 1914 war wohl ein Schreckenstag, denn er riß KinLer von den Eltern, Männer von ihren Frauen, trennte junge Leben voneinander, die voller Hoffnung und «Zuversicht in die Zukunft sahen, er machte einen Strich unter die Vergangenheit und zog einen dichten Schleier vor die Zukunft. Tränen, viel Tränen flossen, fast kein Haus, das nicht den Abschiedsschmerz sali, fast keine Familie, die nicht ein Mitglied stellte für das große deutsche Heer. Das Familienleben wurde zerstört Wo der Mann sonst die Sorgen trug, da trat die Frau in die Lücke, da übernahm sie das Regiment, um den Haushalt zu führen, hoffend, daß der Krieg bald zu Ende sein werde, und daß der Mann, daß her Vater bald wieder heimkehrcn werde. Der 1. August und die ihm folgenden Tage waren Tage voll von Sorge, voll von Kummer, aber — und das ist das größte Ereignis jener Tage — es waren Tage, in denen das deutsche Volk ausstand wie ein Mann, um Heimat und Herd zu schützen. Jeder wollte helfen, jeder seine Kraft dem Vaterlande zur Verfügung stellen im Kampf um die deutsche Scholle. Da bildeten sich Hilfsorganisationen, die für die Krieger draußen an der Front sorgen wollten, da traten Vereine und Der- bände zusammen, um den deutschen Brüdern an der Grenze zu helfen, die zu allererst die Grauen des Krieges zu spüren bekamen. Von Osten strömten die Familien, die der Feind von Haus und Hof vertrieben hatte, hinein ins Land. Nur das Allernotwendigste hatten sie retten, nur das hatten sie mitnehmen können, was ihre Arme trugen. Aber sie sanden überall Hilfsbereitschaft, überall streckten sich ihnen Hände entgegen, um zu geben und der Not zu steuern. Dann kamen die ersten Verwundeten von oen Fronten. Die Heimat nahm sie nicht mit Klagen und Jammern auf, sondern be wußt seiner Pflicht an den Frontkämpfern tat jeder das Seine, um das Leid und die Schmerzen derer, die die feind liche Kugel getroffen hatte, zu lindern. Heimat und Heer l standen zusammen. Dann senkte sich tiefe Trauer über das Land. Hier war der Vater entrissen, dort fehlte der Sohn, dort beklagte die Braut ihren Verlobten. Aber nirgends war es ein lautes Jammern und Klagen, sondern ein mannhaftes Erdulden, kein Hadern mit Gott und der Welt, sondern ein Sichfügen, ein Opferbringen, sogar ein Stolz. Der Krieg forderte seine Tribute. Und die Opfer, die das deutsche Volk im Welt« kriege brachte, waren übergroß. Dann kam die Not hinzu. Es fehlte an Brot, an Kleidung, an allem, was das Leben erfordert. Aber es gab noch kein Murren, jeder trug sein Leid und hielt sich in dem Gedanken an die aufrecht, die sich kür die Heimat in Wetter und Gefahren herumschlugen, und die mit ihren Leibern die deutschen Grenzen schützten. Die Opfer waren vergebens. Das deutsche Volk hat den großen Krieg verloren. Wir wollen nicht rechten, wer und ob jemand ein Verschulden trägt. Wir blicken heute nur noch einmal zurück auf jene Tage vor 15 Jahren, in denen der Sammelruf zum großen Kriege erscholl. Dann stellen wir auch Betrachtungen an und vergleichen unsere Tage von heute mit den Tagen vor 15 Jahren. Welch furchtbarer Unterschied! Mehr als 19 Jahre sind seit Beendigung des Weltkrieges ins Land gegangen. Aber diese 10 Jahre haben die Wunden nicht gcheilt. Die Trauer um die, die auf dem Felde der Ehre blieben, ist nicht verklungen, aber auch di« Not, die sich mit dem großen Kriege einstcllte, hat heute, 10 Jahre nach dem Kriege, noch kein Ende, denn mit dem Thalmann kündigt die Wiederholung der Berliner Mai vorgänge am. Moska«. In Petersburg sprachen die deutschen Kom munisten Thälmann und Neumann in einer Arbeiter oersammlung über die kommunistische Bewegung in Deutsch land. Thälmann erklärte, daß die kommunistische öewegung in Deutschland trotz der heftigen Bekämpfung durch die von den Sozialdemokraten gedungene Polizei Fortschritte mache. Der Widerstand, den die Kom munisten im Mai der deutschen Polizei entgegensetzten, hab« bewiesen, daß keine Polizeimaßnahmen die kommunistische Bewegung in Deutschland aufzuhalten imstande seien. Der 1. August werdeinDeutschland dasselbe Bild »eigen. Die Arbeiter und tatsächlichen Proletarier Deutsch. Mn-s würden trotz der Verbote der Polizei und anderer Maßnahmen auf die Straße gehen, um für ihre Rechte zu demonstrieren. , Me Kommunisten entwickeln im Ruhrgebiet eine außer ordentliche Rührigkeit. Me Kräfte werden auf die Organisation der beabsichtigten Demonstration am 1. August zusammengezogen. Unter dem Vorwand, die Sowjetunion zu schützen, wird zum bewaffneten Ausstand aufgefordert. Im Industriegebiet wird ein kommunistisches Flugblatt ver- breitet, in dem es u. a. heißt: Me Arbeiter müssen immer daran denken, daß sie zum Sieg über die Bourgeoisie Waffen brauchen. Deshalb besorge sich jeder entsprechende Waffen. Entweder erschießen wir die Kriegstreiber oder sie erschießen uns. Bewaffnet sind wir stärker als Polizei und Reichs wehr zusammen. * Kampf gegen die republikanische Staatsform. Hamburg. Trotz des Polizeiverbots kommu- nistischer Umzüge bereiten die Hamburger Kommunisten Massendemonstrationen für den 1. August vor. Als Ersatz für die verbotene Notfrontkämpferorganisation wurde die Bildung von proletarischen Selbstschutzorgamsa- tionen beschlossen mit dem ausdrücklichen Zweck des Kamp fes gegen die augenblickliche Staatsform. Weiter wurde ein Antikriegskomitee von 25 Delegierten ein gesetzt, das eine einstündige Ruhe in allen Betrieben, ge gebenenfalls mit Gewalt, erzwingen will. Pariser Schutzmaßnahmen Paris. Für den 1. August sind in Paris alle Maß- nahmen getroffen worden, um die Ordnung aufrechtzuer- halten. 22 000 Polizeibeamte und Angehörige der republi- konischen Garde halten die Hauptpunkte der französischen Hauptstadt besetzt. Für den Alarmfall ist die Pariser Gar nison durch Kavallerieregimenter aus Ostfrankreich und Ab teilungen der republikanischen Garde aus der Provinz ver stärkt worden. Kommunistenverhaftungen in Ostoberschlesien. Schwientochlowitz. In Schwientochlowitz wurden 43 Kommunisten verhaftet, denen staatsfeindliche Betäti gung zur Last gelegt wird. Nach Meldungen der polnischen Presse ist im Zusammenhang mit der Verkündung des 1. August zum kommunistischen Weltfeiertag auch in Ost oberschlesien eine lebhafte Tätigkeit der Kommunisten feit- gestellt worden. Unter den Verhafteten sollen sich auch einige kommunistische Führer befinden. Die kommunistu che Partei ist bereits seit langer Feit in Ostoberschlefien ver boten, sodaß die Verhaftung von Kommunisten ohne wei teres für gerechtfertigt angesehen wird. * Zusammenstoß deutscher Kommunisten mit der belgischen Gendarmerie. Brüssel. An der belgischen Ostgrenze versuchten etwa 600 deutsche Kommunisten die Grenze zu überschreiten, um in La Calamine eine Kundgebung abzuhalten, die ihnen un tersagt worden war. Die belgischen Behörden zogen ein Gendarmerieaufgebot zusammen und verhinderten das Ein dringen der Kommunisten. Die Vorkehrungen der Berliner Polizei für de« 1. August Polizeipräsident Zörgiebel teilte einem Pressevertreter über die Vorkehrungen, die zur Sicherung des 1. August getroffen worden sind, folgendes mit: Die Polizei habe ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet, daß die verschiedenen De monstrationSzüge möglichst weit von einander beschränkt auf marschieren. Er halte es daher für ausgeschlossen, daß es zu Zusammenstößen zwischen größeren Truppen kommen könne. Die Polizei wird in stärkerem Maße auf der Straße zu sehen sein. Es sei jedoch davon Abstand genommen worden, die höchste Alarmbereitschaft anzuordnen. Er rechne fest damit, daß der Tag ruhig verlaufen werde. Besondere Vorkehrungen habe die Polizei getroffen, um Ueberschrei- tungen der Bannmeile vorzubeugen. Verbot der kommunistischen Kundgebungen in München München. Wie der Polizeibericht meldet, beabsichtigt der Bezirk SüLbayern der Kommunistischen Partei am 1. August eine Antikriegskundgebung und im Anschluß daran eine De monstration durch die Stadt. Um Störungen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit zu vermeiden, wurden diese Demon- strationen wie auch alle von der kommunistischen Partei und ihren Hilfsorganisationen für den 1. August geplanten öffent lichen Versammlungen in geschlossenen Räumen verboten. Demonstrationsverbot am 1. August in Paris. Paris. Im Hinblick auf die von den Kommunisten für den 1. August angekündigten Kundgebungen auf der Straße hat der Innenminister für Paris und das Seine-Departement bckanntgegeben, daß Umzüge und Versammlungen sowie sonstige Kundgebungen auf den Straßen nach wie vor ver- boten seien. Jede Behinderung der Arbeitsfreiheit, jede Ge- walttätigkeit, vor allem jeder Angriff der hierfür geschaffenen Kampfgruppen aus die Vertreter der Staatsgewalt werden energisch bekämpft werden. München flaggt am Il. August schwarzweißrot und schwarzrotgold. München. Ueber die Frage, in welchen Farben die städti schen Gebäude am Verfassungstag zu beflaggen seien, kam es im Münchener Stadtrat wieder zu einer lebhaften Debatte. Die sozialdemokratische Fraktion hatte beantragt, die städti schen Gebäude in den Neichsfarben Schwarz-Rot-Gold zu be flaggen, dagegen hatte die Nationalsozialisten und Deutsch nationalen Stellung genommen. Oberbürgermeister Scharnagl meinte, es bestehe kein Anlaß, über die sonst übliche Beflaggung des Rathauses, bei der am Rathausturm die Stadt- und Landesfarben, die alten und die neuen Reichsfarben gezeigt wer den, hinauszugchen. Der sozialdemokratische Antrag wurde schließlich mit 21 gegen 17 Stimmen abgelehnt. WowohnendieDelegationen im Haag? Den Haag. Die Schwierigkeiten, die anfangs bei der Unterbringung der Konferenzdelegationen bestanden, können als behoben gelten. Auf Anfrage bei den verschiedenen Ge sandtschaften im Haag erführt man, daß die britische Dele gation im Central-Hotel im Haag 85 Betten belegt hat, die Führer der britischen Delegation werden imSchloß Lud Wassenar wohnen. Briand und sein Stab, der aus ungefähr 30 Personen bestehen wird, werden im Hotel des Indes einquartiert. Die belgische Delega tion, insgesamt wahrscheinlich nur fünf Personen, haben Zimmer imHotelWittbrugim Haag belegt. Für die gesamte deutsche Delegation wurde das Oranje-Hotel in Scheveningen reserviert. Der polnische Ministerpräsident verweilt während der Konferenztagung im Palace-Hotel in Scheveningen, wo auch die japa» nischeDelegation unter Führung des japanischen Ge- sandten in Paris einquartiert wird. Das "12. Kabinett Aristide Briand. Young-Plan-Kabinett und Ferienregierung. Paris. Ueber das zwölfte Kabinett Aristide Briand vertiert man hier nicht viel Worte. Die Bezeich- nungen, die man dem neuen Ministerium gibt, „Doung- Plan-Kabinett; Konferenzministerium, Ferienre- gierung usw.", veranschaulichen, wieviel oder besser ge- sagt, wie wenig man sich von der neuen Briand-Periode ver spricht. Die Rechte bedauert natürlich das Ausscheiden Pom- carss, aber sie tröstet sich damit, daß Tardieu, Bonnefous, Maginot, Oberkirch und Francois Poneet im Kabinett als die Hüter der Poincare-Tradition verblieben sind. !