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Beüage M Re. 182 Montag, den IS. Inti LSSS 8L. Jahrgang Ozean - Flugfieber Ei« polnisches und ein sranzöstsches Flugzeug zum Ozeaufiug gestartet Paris. In Le Bourget sind zwei Fliegerpaare zum Flug nach Amerika gestartet, und zwar die Polen Idzikowski und Kubaia aus ihrem „Marschall Pilsudski", sowie die bekannten französischen Flieger Lostes und Bel- tonte auf ihrem ,-Fragezeichen". Das Ziel ihres Fluges haben die Flieger bis zur letzten Minute geheimgehal- ten, und noch beim Start erklärten sie, daß sie einen Lang- treckenflug nach Tokio beabsichtigten. Bereits eine Stunde vor einigen Tagen auf dem Düsseldorfer Flugfeld Startver suche mit dem neuen Raketenflugzeug unternommen. Als Antrieb wurden abermals Pulverraketen verwendet, die auch für die nächsten Versuche noch beibehalten werden, bis der Raketenmotor mit flüssigem Treibstoff, an dem Vallier zur Zeit noch im Laboratorium arbeitet, soweit entwickelt sein wird, um die Pulverraketen zu ersetzen. Die Versuche sind nach Valliers Mitteilungen in jeder Hinsicht gelungen. — —— < Seddin - Stettin - Berl»« im Kleinluftschiff. Das Meinluftichiff D.P.R. 28, das in Seddin zu einer Fahrt nach der Reichshaupt stadt aufgestiegen war, machte in Stettin eine Zwischenlan dung. Von dort ging die Reise in LNstündiger Fahrt nach Berlin weiter, wo auf dem dortigen Flughafen, dem Tem- pelhofer Feld eine glatte Lan dung erfolgte. nach ihrem Abflug ließ aber die von ihnen eingeschlagene Flugrichtung darauf schließen, daß sie sowohl als auch die Polen New Port zu erreichen suchen. Sie überflogen Tours in südwestlicher Richtung von Paris und nahmen dann «urs auf die Azoren. Sie haben 5150 Liter Brennstoff an der bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 190 Kilometer eine Flugdauer von 43 Stunden und eine Reichweite von 5000 Kilometer ermöglichen soll. Frankreich wartet in fieberhafter Unruhe den Ausgang des Wettkampfes in der Luft zwischen Polen und Franzosen ab. Das Flugzeug der französischen Ozeanflieger Costes und Bellonte ist nordwestlich des K a p F er r e t von Fischern aus Arcachon gesichtet worden. Die Funkstation von Bordeaux steht in dauernder Verbindung mit dem „Fragezeichen"; da gegen ist man ohne Nachricht von dem „Marschall Pilsudski". Neue Versuche mit einem Raketenflugzeug. Bochum. Max Vallier, der sich seit einigen Mona ten in Bochum aufhält und hier unermüdlich an der Verbesse rung seines Raketenflugzeuges Vallier Rak 3 arbeitet, bat Aach Zehn-Tatze-Klug gelandet. Culver City. Das Flugzeug „Angelen»* «lt den Fliegern Reinhardt und Mend « ll, da» zebn Tage ununterbrochen in der Luft war, ist in L «lver Lity ge landet. Die Landung ging glatt voustatten. Der neue Dauer- flug-Weltrekord beträgt 246)4 Stunden. Der Motor befand sich bei der Landung rn einwandfreiem Zustande. Die beiden Flieger befanden sich durchaus wohl und zeigten keine Spuren besonderer Ermüdung. Die Flieger erklärten, daß sie nur durch einen unglaub- lichen Zufall zur Landung gezwungen worden sind. Durch den äußerst starken Wind hatte sich eine Luke des Flugzeuges gelöst und den Schwanz des Flugzeuges getroffen und ihn beschädigt. Das Flugzeug sei hierdurch nicht mehr ganz ruhig zu steuern gewesen. Das Rekordflugzeug hat in 246 Stun den 43 Minuten insgesamt 19 750 Meilen zurückgelegt. Mißglückte Ozeanflüge. London. Das polnische Flugzeug »Marschall Pilsudski", bas von Le Bourget zu einem Flug nach Amerika aufgestiegen war, ist bei einer Notlandung auf der zur Azorengruppe gehörenden Insel Graeiosa verunglückt. Maior Idzikowski wurde getötet, sein Begleiter Kuballa verletzt. , Pari». Der unter angeblich besten Witterungsbedingun- gen unternommene Atlantikslug der Franzosen Co st es und Bellonte hat mit einem Fiasko geendet. Costes ist auf der Höhe der Azoren wegen starken Gegenwindes und un- günstiger SichtverhSltniffe zur Umkehr gezwungen worden und ist auf dem Pariser Militärflugplatz von Villacoublay gelandet. Amerikaflieger Köhl Flugdirektor der „Miva". Ludwigshafen. Hauptmann Köhl, der bekannte Amerika- flieger, hat eine Stellung als Flugdirektor der katholischen Missionsgesellschaft „Miva" angenommen. Die „Miva" ist die erste Missionsgesellschaft der Welt, die Flugzeuge bei ihrem Werk in Afrika verwendet. Hauptmann Köhl wird die Organisation des Flugwesens der Missionsgesellschaft übernehmen und im nächsten Februar auch Südwestafrika bereisen. Er wird ein Gebiet von mehreren tausend Quadratmeilen zu bearbeiten haben. Die „Miva" wird von Franziskanermönchen geleitet. politische Mm-schau. Reu« Republikschutzgesetz in Vorbereitung. Da im Reichs tag eine Verlängerung des Republikschutzgeietzes endgültig abgelehnt worden ist, beabsichtigt der Reichsinnenminister S e- vering einen Gesetzentwurf einzubringen, der das gefallene Republikschutzgesetz ersetzen soll. Der Entwurf befindet sich im Reichsinnenministerium bereits in Vorbereitung. Sport Das 17. Deutsche Bundeskegeln i« Leipzig W t Leipzig, 14. Juli. Die Kestlage de» 17. Deutschen Bunde»- kegelns begannen mit zwei arbeit-reichen Sitzungen. Am Freitag tagte» die Bausportwarte unter dem Vorsitz de» BundeSsportwartcS Kurt Hecker; am Sonnabend berieten die Gau-Pressewarte unter BundeSpressewart Arthur Göhler. Am Sonntag marschierten 10000 deutsche Kegelsport!» mit 130 Bannern durch Leipzig. Ein glanzvolle» Bild war der Banner- einmarsch in das prächtig geschmückte Achilleion. BundeSsportwart Hecker begrüßte im Auftrage der Bundetleituug die Kegler. Vorsitzender Paul Schluck schob die erste Ehrerkugel. Mit zehn Kugeln der Jugendkegler, die vorher prächtige Freiübungen zeigten, wurde das sportliche Treiben eröffnet. Wenige Minuten später standen die ersten MeisterschaftSkegler am Start unter^ noMnicht erlebter Anteilnahme der Keglerschaft und der Bevölkerung. Von den einzelnen Kampfbahnen sind bisher folgende Höchstlei- stungen gemeldet: SeniorenbundeSm-isterschaft auf Bohle: Jordt.Kiel mit 381 Holz. Frauenbundesmetsterschaft aus Bohle: Frau Schmidt Elbing mit ÜOV Holz. a?,'"^""^Esterschaft Asphalt: Momel-Thalheim mit 1079 Holz. Fr-uenbundesmeisterschaft auf Asphalt; Frau Meyer-Zwickau UM L/v Holz. . Me effte Inhaberin de« FrauenbundessportabzeichenS ist Frau Rosenkranz Leipzig mit V36 Holz. — Da» Kegeln wurde heute Montag von früh 8 Uhr ab auf allen Bahnen fortgesetzt. »Alt 0 U »II 0 0 0 »« 0 !ä—0-INLV-V-U-» D«. »««LaVGML WSSS^G-0 — 62. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Georg wurde nach Amerika verbannt und sie hatte freres Spiel Noch einmal, ein letz- Beates zur Wahrheit Georg wurde nach Amerika oer- bannt und sie hatte freres Spiel. Noch einmal, ein letz- tesmal wurde ich schwankend, als Georg Abschied von mir nahm. Und es bedurfte aller ihrer Ueberrcdungskunst und Warnungen, mich nicht ms Verderben zu bringen, um mich auch hier wieder schweigen zu lassen. Ihr Trost, Sie würden Georg bald wieder zurückrnftn und alles würde vergessen sein, verfing bei mir nur zu gut. Ich be rühmte mein Gewissen Zudem wurde mein Vater weit tort versetzt, und es gab bald nicht mehr viel, was mich Episode meines Lebens erinnerte. Was wei- AL^'chab- wissen Sie so gut wie ich. Es gelang meiner Zuneigung zu erwerben. — — Sie andere zur Gattin. Diese Gattin Hatzte wenig sie es Ihnen zeigte. Sie ging bald nach r »erlobung von Ihnen fort und kam zehn Jahre.Wüter zu mir, leider, denn sie wurde auch jetzt wieder der Dämon meines Lebens. UM wem w,edererwachtes Gewissen zu betäuben, wurde iw zum Spieler — — es ging bergab mit mir. Da zeigte >ie mir wieder einen Rettungsweg die Heirat Mit Inge, dir sie. aig Ihre einzige Erbin, für reich hielt. — — ..Herr Kommerzienrat, ich habe Ihnen Ähren Sohn geraubt und darauf auch die Tochter. Doch wie sehr Sie mich auch verdammen mögen — in Bezug auf Inge müssen ^'5 .freisprechen. Es ist richtig, daß ich lam.nur umreiche" Mädchen zu freien, aber alle diese Wümche gingen unter j» Heitzer Liebe zu ihr. Ich habe Inge geliebt, uue ma" nur ein Weib lieben kann, und daß sie mich letzt verachten und verabscheuen mutz, das ist es, was mich aus dem Leben treibt. Meine reine, stolze Inge soll von dem Manne befreit werden, der ihr so viel Kummer und Schande gemacht hat. Das ist das Einzige, was ich noch für sie tun kann. Ich schreibe ihr selbst noch einige Abschiedsworte; das soll meine Hen kersmahlzeit sein. Sie aber, Herr Kommerzienrat, können mir nicht vergeben, ich weitz es und darum bitte ich nicht darum. Nur bitte ich: Verurteilen Sie mich nicht zu hart — be denken Sie, datz man mich zum Verbrechen zwang, als mein Charakter besserungsfähig war. Aus allen meinen besseren, edleren Gefühlen rettete ich nur eines: Meine Liebe zu Inge. Mein Hatz gegen die Zerstörerin meines Glückes ist grenzenlos. Dennoch habe ich sie nicht dem Gericht über- liefert, obgleich sie meine Mitschuldige auch bei diesem letzten Verbrechen war. Auf meiner Flucht über Hamburg übergab ich ihr einen großen Teil meines Geldes, wie sie sich ausbedungen hatte. Seit meiner Verhaftung habe ich nichts mehr von ihr gehört. Aus der Zeitung wird sie jedoch mein Geschick entnommen und ihre Maßregeln da nach getroffen haben. — Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen hatte. Ich fühle mich nach diesem Bekenntnis leich ter und sehe dem Tod gefaßter ms Auge. Und wenn es Ihnen später möglich ist, so verdammen Sie nicht ganz Ihren unglücklichen Hans Grunow." „Mein Sohn — — mein armer Sohn!" Das war das einzige, was Helmbrecht in kurzen Zwischenräumen in schauerlichen Tonen hervorbrachte. Die Stunden verrannen. Da tat sich die Tür auf und Frau Helmbrecht, durch ihres Gatten langes Fern bleiben beunruhigt, trat ein. „Mein Gott, Karl, was ist geschehen — — was fehlt dir?" Vor dem Schreibtisch Grunows, den Kopf in beide Hände auf die Platte gestützt, satz Helmbrecht und rührte sich nicht. „Karl — — um Himmelswillen," schrie sie auf und rüttelte an s^nem Arm. Langsam hob er den Kopf und sah verstört um sich. Erst nach wiederholten angstvollen Fragen seiner Fra« kam er allmählich zur Besinnung. Er zog sie an sich und brach, seinen Kopf an ihre Brust lehnend, in ein erschüt terndes Schluchzen aus. .»^arl Liebster du darfst nicht weinen —, — oeme Augen bedürfen noch der Schonung." „Was tute? Die Nacht in mir ist schlimmer als die Nacht um mich." * »So sprich doch nur, was ist es, das deine Kraft gebrochen hat so plötzlich so unerwartet?" Helmbrecht faßte sich; er reichte ihr schweigend den Brief Grunows. Sie las ihn und wurde blaß wie der Tod. „Karl du armer — — du armer Mann." „Er war unschuldig, Elisabeth — er war unschul dig!" schrie er plötzlich grefl auf, so daß seine Frau er schreckt zusammenfuhr. „Wenn er nun durch mich zum Verbrecher geworden, wenn er nicht rechtschaffen und ehr lich geblieben wäre? Ich trieb ihn ins Ver ¬ derben. Der Wahnsinn könnte mich fassen bei dem Ge danken!" . „Er lst. rechtschaffen geblieben — — verlaß dich darauf. Dein Sohn dein Soh« wie hätte er anders werden sollen, als du edel gut, brav „Elisabeth." „Sei ruhig, Karl, du quälst dich mit Hirngespin sten. Richt dich trifft die Schuld, sondern jene Person, die so lange in deinem Hause war, deren Gesellschaft Inge so lange und, wie sie mir erzählt«, widerwfllig ertrug. Nun ist es mir klar, warum sie nicht em Wort der Teilnahme sandte." „Das teuflische Weib!" Mit einem Ruck sprang Helmbrecht auf. „Elisabeth, du bringst mich auf den rech ten Gedanken, er wird mich ablenken von meinem wahn sinnigen Schmerz. Ich will hin zu ihr und Rechenschaft