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auf Familienzeftunge/r, Sie Anstellung, Entlassung, Entloh nung und Beurlaubung weiblicher Angestellter, die Veräuße rung entbehrlicher, geringfügiger Haushaltungsstücke; bei der Landwirtschaft das Milchgeschäft, die Geflügel- und Gemüse zucht. Im praktischen Leben wird es natürlich oft Fälle geben, die hart an der Grenze liegen und Zweifel zulassen. Es kann z. B. die Anschaffung eines Staubsaugeapparates oder der Kauf eines größeren Quantums Wäsche oder Le bensmittel usw. bei der Frau eines wohlhabenden Mannes in die Schlüsselgewalt fallen, dagegen nicht bei der Frau eines weniger bemittelten Mannes. Nicht berechtigt ist die Frau, ohne Zustimmung des Mannes große Anschaffungen zu machen, die gewöhnlich nur einmal im Leben oder nur in längeren Zeitabschnitten gemacht zu werden pflegen, z. B. Anschaffung eines Klaviers, eines teuren Teppichs usw. Nicht unter die „Schlüsselgewalt" der Frau fällt ferner das Mieten der gemeinsamen Wohnung, die Aufnahme von Dar lehen, die Unterschrift von Wechseln und bei der Landwirt schaft die Anschaffung und der Verkauf von Vieh. Im Zweifelsfalle wird der Richter zu entscheiden haben, was unter das Recht der Schlüsselgewalt fällt, wobei er sich dem äußeren Zuschnitt der Lebenshaltung des Mannes anzu passen hat. Die Frau eines vermögenden, üppig lebenden Mannes wird daher auf dessen Rechnung größere, wertvollere Einkäufe machen können als die Frau eines kleinen Ange stellten oder Beamten. Ein Lieferant, bei dem eine Frau, offenbar aus Grund ihrer Schlüsselgewalt, also für Rechnung des Mannes, einkauft oder bestellt, muß eine gewisse Sorg falt walten lassen und prüfen, ob die Frau ihr Recht nicht etwa überschreitet, denn er könnte sich sonst im Streitfälle mit seiner Forderung nur an die Frau halten. Laß -ich nicht vom Hunde lecken! „Ach was, seid nicht so furchtsam", wird so mancher Hundefreund sagen und dabei sein lustiges Haushündchen oder seinen treuen Iagdbegleiter anblicken. Und doch muß diese Warnung immer wieder ausgesprochen werden, und alle werden ihr zustimmen, wenn sie einmal die Gründe be denken. Jeder Hund hat die Angewohnheit, alles schnüffeln- zu untersuchen: jede Person, jeden Gegenstand, aber eben auch jeden Schmutz, der ihm irgendwo in den Weg kommt. Man kann täglich beobachten, wie die Hunde alles Weg geworfene, oft genug die Exkremente anderer Tiere, be schnuppern. Der Bewohner des Landes weiß vom Wühlen seines Lieblings in dem Komposthaufen genügend zu be richten. Nun ist ja jetzt allgemeinbekannt, daß viele krank heitserregende Bakterien sich vorwiegend an den oben ge nannten Stellen aufhalten und entwickeln, und die Schnauze des Hundes, der schnuppernd die Dinge berührt und dann die Hände oder gar das Gesicht des Menschen leckt, ist der beste Ueberträger so mancher Krankheit, über deren Ursprung man sich den Kopf zerbrach. Als zweite Gefahr des Leckens durch Hunde ist die Ueber- tragung des Hundebandwurms, der ebenso wie beim Hunde auch beim Menschen zur Entwicklung kommt und schwere gesundheitliche Schäden im Gefolge hat. Aus den Eiern dieses Wurmes, der im Magen-Darm-Kanal des Hundes lebt, gehen kleine Embryonen hervor, die die ganzen Verdauungswege überschwemmen und oft in großer Anzahl in die Schnauze des Hundes wandern. Beim Lecken gelangen nun die kleinen Larven in die Derdauungswege des Men- schen und entwickeln sich dort zu Finnen, die sich dann zu den fertigen Würmern weiterverwandeln. Und gerade die Finnen des Hundebandwurms sind darum so besonders ge fährlich, weil sie nicht nur ein Kopfstück, sondern viele, oft Hunderte haben, die jedes mit einem Kranz von Widerhaken versehen sind, mit denen sie sich in der Magen- oder Darm- wand oder gar in die Leber einsenken und feschalten. An all diesen Stellen entstehen dadurch Geschwüre, die un angenehme, ja schwerste Störungen der Gesundheit nach sich ziehen, ganz abgesehen davon, daß die schmarotzenden Würmer dem Menschen wichtige Säfte entziehen. Darum nochmals: Vorsicht ist gebotem Niemandem soll es verboten sein, einmal dann nach Herzenslust mit seinem Hunde herumzuspielen und zu toben — wobei ein gelegent liches Lecken kaum zu vermeiden ist —, wenn ein so fortiges gründliches Händewaschen erfolgt. In allen anderen Fällen aber das Lecken unbedingt vermeiden und als obersten Grundsatz beachten: Nie ins Gesicht lecken lassen! Es hätte schlimmer werden können. Besinnlichkeit ist eine seltene Tugend in einer Zeit, da das ganze Leben auf den Rhythmus des modernen Maschinenbetriebes eingestellt ist. Man prüft die Ereignisse, die der Tag bringt, von Fall zu Fall, je nachdem sie Vor teil oder Nachteil bringen, und das macht dann für den ein zelnen Glück oder Unglück aus. Und doch würde nachdenk liches Vergleichen uns bestimmt zufriedener und glücklicher machen, uns manchen Mißmut ersparen. Die meisten Menschen sind es gewohnt, wenn ihnen etwas verquer geht, wenn sie von Unfällen oder Mißerfolgen betroffen werden, mit ihrem Geschick zu hadern und sich als Stiefkinder des Glückes zu beklagen. Sie betrachten es als armseligen Trost, fast als Verhöhnung ihrer Sorgen, wenn man sie darauf hinweist, daß alles noch schlimmer hätte kommen können, daß sie eigentlich Dank schuldig sind, so billig davongekommen zu sein. Sie blicken auf die, die ihrer Ansicht nach auf der Sonnenseite des Lebens wohnen, und vergrößern ihr Miß geschick durch Verärgerung und Neid. Aber es ist keine bloße Redensart: es hätte noch schlim mer kommen können! Ein gebrochener Arm ist nichts Er- , freuliches, aber wie viele Unfälle verlaufen tödlich! Geschäft liche Verluste sind gewiß bitter, aber andere sind durch SchicksUsschläge an den Bettelstab gekommen, wieder anderen ist durch unheilbare Krankheit die Möglichkeit genommen, den Kamps mit dem Leben weiterzuführen. Dutzende ahn- licher Beispiele ließen sich anführen. Nur ein wenig nach denken, und wir können uns unser Dasein, auch wenn es nicht immer wolkenlos ist. viel leichter machen. o—o—o Praktische Winke o—o—r» Reinige« von buntfarbigen Teidenfchals. Bunte, farbige Schals reinigt man nach der Art der Glace handschuhe, indem man in eine Waschschüssel Benzin gießt und hierin die betreffenden Sachen eine Zeitlang liegen läßt. Danach drücke man sie fest durch die Hände und spüle sie nachher nochmals mit klarem Benzin nach. Diese Arbeit ist jedoch niemals bei Licht vorzunehmen, weil Benzin äußerst feuergefährlich ist. Seifig gewordene Schwämme reinigt man, indem man sie in einer kalten Lösung von Pottasche oder auch Borax gründlich auswäscht. Um die Feuchtigkeit ans Schränke« z« ver banne«, empfiehlt es sich, ein Stück Kampfer aufzuhängen oder hineinzulegen. Selbst wo die Heizung versagt, zieht Kampfer die Feuchtigkeit an sich und legt in kürzester Zeit den Raum trocken. Die Kampferstücke werden mit der Zeit kleiner, sie müssen dementsprechend oft erneuert werden. Für das Arbeite« mit Oelfarbe« ««d Lacke« ist als Grundsatz zu merken, daß sie sich keinesfalls mit Wasser vertragen. Gegenstände, die gestrichen werden sollen, müssen also unbedingt trocken und dürfen nicht etwa kurz vorher naß aufgewrscht oder abgewaschen worden sein. Völlig unsinnig ist natürlich auch, etwa Oelfarbe mit Wasser ver dünnen zu wollen. Savee - Flecke« auf einem sonst reinen Tischtuch kann man ohne das Tischtuch zu waschen, wieder fortdrin gen, wenn man die befleckten Stellen auf beiden Seiten mit Schlemmkreide gründlich einreibt. Man falte das Tuch dann zusammen und wenn es wieder gebraucht wird, reibe man die Kreide mit einer weichen Bürste ab. Die Flecken sind dann entweder ganz oder in der Hauptsache unsichtbar geworden. Wie schlägt ma« Nägel i« tapezierte Wände ei«? Will man Nägel in tapezierte Wände einschlagen, so ritzt man an der betreffenden Stelle mit einem spitzen Messer die Tapete vorsichtig auf und zwar kreuzweise, hebt am Kreuzungspunkt die vier Tapetenecken an und schlägt dm Nagel in die tapetenfreie Stelle. Zieht man später einmal dm Nagel oder Haken wieder heraus, so kloppt man einfach die emporgehobenm Ecken wieder herunter. Man wird kaum die ehemalige Nagelstelle wahrnehmen. 4 M WSllW WM« :: Druck und Verlag von E. L. Försters. Erben (Inhaber: I. W. Moy r) » Schriftleiter: I. W. Moh^ in Pulsnitz ZMWMMel M^-i« Segen ruht Im schwere« Werke, Dir wächst, wie du « vollbringst, die Stärke; Bescheiden zweifelnd fängst du « a« Und stehst am Ziel, ei« ganzer Mann. Em. Geibel. Sonntagsgedanken. —° Wir hören es täglich, das Abendläuten. Wenn die Sonne mit ihren letzten Strahlen uns grüßt, und die Schat ten der Nacht sich niedersenken wollen, wenn es über Feld und Wald still wird, dann läßt sich die Abendglocke hören. Aus den Tagen meiner Kindheit ist mir ein Bild unvergeß lich geblieben: Der Bauer pflügt noch das Feld, da hört er das Abendläuten, da hält er die Pferde an, entblößt sein Haupt und betet still für sich. Das Abendläuten ist Ge betsläuten. Wird es noch als solches aufgefaßt, wird eS noch gepflegt in protestantischen Landen? Oder gilt es als altmodisch, den Tag, wie mit Gebet zu beginnen, so auch mit Gebet zu schließen? Das Abendläuten jedenfalls will mahnen: Die Herzen in die Höhe! In der Großstadt achtet man bei dem Lärmen und Hasten kaum noch auf das Läuten; findet man auch auf dem Land keine Zeit mehr dazu, betend den zu suchen, an dessen Segen alles gelegen ist? — Das Läuten selbst ist wie ein Gleichnis für das Beten. Unten das Seil; oben die Glocke. Wir Menschen auf Erden beten; zum Herzen unseres Vaters im Himmel wollen wir dringen. Daß nur unser Beten recht geschehe! Es gibt der Glöckner verschiedene. Der eine zieht matt und kraftlos am Seil, der andere hitzig und ungeduldig, der dritte stumpfsinnig und gedankenlos. Auch der Beter gibt es verschiedene. Die einen sind so müde und matt beim Beten, daß es wirklich nicht verwunderlich ist, wenn Gott ihr Beten nicht erhört. Andere wieder stürmen gleichsam den Himmel, wenn Notzeiten Hereinbrechen, wenn Sturm und Hitze über sie kommt; ob sie auch dann, wenn es wieder lichter in ihrem Leben geworden ist, noch denken an die Stunden der Trübsal, ob sie dann danken für den Helfer in der Not, oder ob sie sich dessen schämen, daß sie Beter waren? Noch andere — und ihre Zahl ist nicht klein — beten, weil sie es so gewohnt sind, aber mit dem Herzen sind sie nicht dabei; und wenn sie nicht mit dem Herzen dabei sind, soll dann Gottes Herz zu ihrem und ihren Gebeten sich neigen? Nein, der Beter ist der rechte, der mit ganzem Ernst und mit voller Hingabe sein Herz vor Gott ausschüttet, der alle Freude und alles Leid, alles Lichte und alles Trübe, alles Große und alles Kleine vor seinen Gott betend bringt. Willst du einen sehen, bei dem du in die Gebetsschule gehen, von dem du das Gebetsläuten lernen kannst? Jesus, der größte Arbeiter, auch der größte Beter. „Haltet an am Gebet!" scd. ° Der FrühUngsstrauß ° Skizze von Gottfried^Treumann.j Die ersten Maiglöckchen? Wie sie dufteten, wie herr lich der Strauß war mit seinen kleinen, weißschimmernden Glöcktein! Wie liebte sie die Maiglöckchen! Jedesmal, wenn sie erblühten, erstand ihre Jugend vor ihren Augen. Gewiß, sie war ja noch nicht so alt, die müde Frau auf dem Ruhe bette, aber die Jugend lag doch hinter ihr, so wie jetzt der Winter hinter dem Frühling. Und doch, sie fühlte sich im mer zurückversetzt in die Blütezeit ihrer Mädchenjahre, glaubte sich jung und frisch, sobald sie der Maiglöckchen ansichtig wurde und ihren Dust einsog. Sie mußte an den Mann denken, der ihr in der Jugend solch schöne Frühlingssträuße gebracht und diese durchs Fenster zu ihren Füßen geworfen. Er war dann ihr Gatte geworden. Sie hatte ihm ihr Leben anvertraut. Und es war gut so. Nur eines hatte sie zu bedauern — der Gatte war ihr viel zu früh durch den Tod entrissen worden. Von da an war der Sohn ihr Alles geworden. Hart hatte sie gegen das Leben kämpfen müssen, um nur dem Einziggeliebten die Studienvollendung zu ermöglichen. Er, der einsichtsvolle, gute Junge hatte zurücktreten wollen von seinen Zukunftsidealen, nur um die Mutter zu erhalten. Sie aber hatte das nicht geduldet, hatte gedarbt und gelitten, bis er zum großen Manne geworden, als vielgerühmter Rechts anwalt und Parlamentarier seine sichere Existenz gefunden. Die Jahre der Entbehrung hatten freilich ihre ohnehin ge schwächte Gesundheit zerstört, vorzeitig dem Grabe nahe ge bracht. Doch was lag an ihr, wenn sie ihren Sohn glück lich wußte. Ueberreich vergalt er ihr durch seine kindliche Liebe, durch seine stolzen Erfolge. Und was sie am meisten tröstete, war, daß der liebe Junge die schöne Pflicht ihrer Ehrung durch einen Frühlingsstrauß vom Vater übernom men, sie alljährlich im Frühjahr mit einem prächtigen Strauß Maiglöckchen beglückte. Als dann der Muttertag in Brauch gekommen, verdoppelte er seine sinnreichen Frühlingsgaben, hüllte er sie förmlich in Blumen. Voll Stolz wandie sich die müde Frau den Maiglöck chen zu, die auf dem Tischlein standen. Mit zitternder Hand griff sie darnach, sog den Duft der ersten Frühlingsboten tief ein. Sie sah sich wieder jung werden, sah sich plötzlich in den Armen ihres Gatten. Sie lächelte glücklich, schloß die Augen und entschlief für immer. Ein treues Mutterherz, geschwächt von den Stürmen des Lebens, hatte aufgehört zu schlagen. Wenige Minuten später, als die Pflegerin die traurige Kunde gemeldet, trat der Arzt ein. An seiner Seite der Sohn. „Es ist vorbei", sagte der Heilkundige flüsternd zu seinem jungen Begleiter. „Wie gut, daß Sie den Strauß am Muttertag gebracht. Sehen Sie nur das glückliche Lä cheln der Jugend auf ihrem Antlitz. Sie hatte einen schö nen Tod." Der Sohn, obwohl längst vorbereitet vom Arzt, fühlte sich untröstlich. Immer hatte er der Kranken zuliebe wenig stens für eine Zeit seine Arbeit im Stich lassen wollen, um