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Nr. 168. PulSMtzer Tageblatt. — Montag, de« 22. Juli >229 Sette 4 IMMvock, Donnerstag 8 Okr: Sportticder V/ettkampk ist 6ie Parole cler 2eit. Hier ist ein film entstanden, äer als LnUrlel einer atemraubencien IlsnälunA ein sensstionsreickes Autorennen bringt, ks ist ein film ckes sportlicken Wett streites uncl 6es pingens um ciie kxistenr verretlötteNiltervöeluler l-ustspiel vismsnten blstursuknakme Vk» »kWleil» UMW Kält sein LomEe-Aest" sm 28. unü 29. «7uI1 ab. ^usmsrsck nackm. '/,2 Okr kinrug abends >/zy Okr Montag sdeoü: OroÜs» reueriverlrl Oer k^estsussciiug ^m 20. jull mittags 12 Okr versckiecl unser lieber Vater uncl Orottvater, 6er Ausrügler 8M M MW im 68. l-ebensjakre. Im tieksten Sckmerr >ÜM!M. M NlMl Wild»«. Vie keerttigung kincket vienstsg, äen 23. )uli, nsckmittsgs >/«4 Oki vom Trauerkause aus statt. Ab Dienstag empfehle Me« Sthellsisth Fischsil-t (frifch h^geftellt) Bücklinge feinste nene Vollheringe Börner. Fernruf 213. Netteres Mädchen suchtStellung als Hausmädchen oder al» Aufwartung für stau WM für eine kleine Verkaufsstelle (kein Laden), bei gutem Wochenvrrdie >st. Betreffende wird eingerichtet. E - forderlich ist kleiner Betrag für Ware. — Schriftliche Meldungen sind unter 2. S. an die Tage» blatt-Geschäftsstelle abzugeben. — tsoo IN auf sichere Hypothek inner halb der Hälfte der Brand kasse ru leide» geruckt. den ganzen Tag. — Zu erfragen , Offerten unter 6. 22 an die in der Tageblatt - Geschäftsstelle. I Tageblatt-Geschäftsstelle erbeten. Für Freilassung der sogenannten Femetäter. Berlin. Die Nationale Nothilfe und die Vaterländische Gefangenen Hilfe veranstalteten im Zirkus Busch eine Massenkundgebung für Freilassung der sogenannten Femetäter. In einer von etwa 40 vaterländischen Verbänden unterzeichneten Entschließung an die Preußische Staatsregierung und die Parlamente des Reiches und der Länder wird das dringende Ersuchen ausge sprochen, jenen Männern, die in Zeiten des Notstandes um der Sicherheit des Reiches willen gegen den Buchstaben des Gesetzes handeln mußten, endlich Freiheit und Ehre wieder zugeben, damit der letzte Rest von Unrecht, der aus den Not fahren übriggeblieben sei, verschwinde. In einer weiteren Entschließung an den Reichspräsidenten von Hindenburg wird das Staatsoberhaupt gebeten, bei den in Betracht kommen den Instanzen seinen ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß den sogenannten Femetätern alsbald die Freiheit wieder gegeben werde. Sonne und Mond. 23. Juli: S.-A. 4.07, S-U. 20.05, M.-A. 21.20, M.-U. 5.14. Wasser-Temperaturen am 21. Juli: 24 - 25 — 26 Grad Celsius Sörse «nd Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 20. Zuli Leipziger Produktenbörse. Weizen, inl., 74,5 Kilogr. 250 bis 256; Roggen, hiesig., 70 Kilogr. 202—208; Sandroggen, 71 Kilogr. 204—210; Sommergerste, inl. 220—230; Winter gerste 185—195; Hafer 202—212; Mais, amerikanischer 233 bis 235; Mais, Cinquantin 257—260; Raps 340—360; Erbsen 300 bis 360. Die amtlichen Notierungen lauten für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. Alles bezahlt und Brief. Berliner Produktenbörse: Weiter wnkt. Der Wochcnschluß stand im Zeichen nachgiebiger Hetreide- preife. Einmal gaben die schwachen amerikanischen Notierungen, die allerdings mehr oder weniger als natürliche Reaktion in Verfolg der bisherigen dauernden scharfen Preissteigerungen der letzten Wochen angesehen werden dürfen, zum anderen die yuruer» Haltung der Käufer auch hier Veranlassung, daß die Weizenpreis« sich nicht voll behaupten konnten. Wenn auch das heimische An gebot an Weizen, vielleicht auch an Roggen, sich gegen gestern etwas verringert hat, so ist dennoch die Zufuhr ausreichend und schwer verkäuflich geblieben, sofern es sich nicht um ganz ein wandfreie Ware handelte. Roggen hatte stinen Preisstand relativ besser behaupten können, lag indessen tendenzmäßig eben falls schwach. Besonders drückten die vielen mit Geruch behafte ten Angebote alterntiger Ware die Preise, da inan wenig Nei gung verspürt, sich zur Zeit mit altem Roggen mehr einzudecken, als unbedingt nötig 'st. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung ab Erzeu gerstation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qua lität 163, 2. Qualität 150, abfallende Sorten 134 Rm. Tendenz: Ruhig. (Ohne Gewähr.) Wild- und Geflügelpreise. Wild und Wildge flügel: Rehdöcke 1a 54 Kilogramm 1LO—1,25, do. 2a 54 Kilo gramm 1—1,05. Geschlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige, Sup pen-, 1a 54 Kilogramm 1,20—1,25, do. 2a »L0—1,10, do. junge, hiesige, 1a 1P5—1M do. 2a 1,20—1P0 Hähne, alte per 54 Kilo- gramm 0,90—1, Tauben, hiesige, junge 1a, per Stück 1—1,20, do. 2a 0,60—OM, Poulets, Holland. 1a 54 Kilogramm ILO—1,60, do. 2a 1^0—1PO, Gänse, junge 1a 1,15—1,25, do. 2a 0,80—1, Enten, junge 1a 1,50—1,60, do. 2a 1L0—ILO. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markthallenpreife, einschließlich Fracht, Spesen und Provision. Schlachtviehpreise auf dem Viehhof Dresden oo« 22. Juli «ns. trieb Schlacht vieh« Dattun, W.ertkloffen Preise fü in S Lebend gewicht r SO bg lW Schlacht gewicht »«. schäft», gau, 82 I. «luder vchiea ») »ollfleischig« au.gcm- HSchstea Schlachiwerre« i. jung« . r. ältere , h) sonstige vollsleischige l. juag» . r. Iltee« . ä) F ölst einer Wetdertnder . . 58-61 50-55 42-47 32-38 108 101 80 75 schlecht 282 0. Bollen >) jünger« vollsleischige HSchtteo Schlachtwerte« b) sonstige vollsleischige oder au«, gemüstete -) fleischige .... 6) gering genührte 55-5» 4»-53 42-47 98 93 86 schlecht 389 c. »»h« ») jüngere oo.steischige höchste-' Schlachtwerre« . d) sonstige vollsleischige oder au«, gemüstere . el fleischige 4) gering g-ttührre 4V-52 40 45 32-36 26-28 V2 82 73 71 schlecht 32 v. S-riea <«ald.) a) vollsleischige au»gem. höchsten Schlachtwerte« . b) sonstige vollsleischige 56-60 43-52 105 SO schlecht 45 I v. Kretz-ri mätzig genährte, Jungvieh . - — i «77 II. «Lide, »> Doppellender, beste Mast d) bist« Mast- nad Saugkälber «) mittler« Mast» und Sang. kälbn ck) geringe Kälber . »> geringste «Lider 7«-80 68-74 58-6« 126 118 113 langsam 652 >11. Schal« a> beste MaftlLanaer und säuger« Masthammel 1. Weidenmast 2. Stallmast . d) mittl. Mastlämmer, Llt. Mast- Hammel und gutgeuährte Schas« «) fleischige» Schafoieh L) geriu, genährt« Schas« und 68-72 60-65 52-58 140 133 130 langsam Lämmer .... — — IV. >) Kettschweine über 300 Pfund b Dollfleischige Schweine von 240 dir 300 Psnnd . . e! Dollfleischige von 200- 240 Pfd. 84-86 87-88 83-85 101 ll2 112 schlecht 2676 4735 Schwein« ä) Dollfleischige von lSO-200 Psd. »> Fleischige vau 120-160 Psd. . I> Fleischt,, unter. 120 Pfd. Sauen 82-84 75-80 115 103 Dere ««vtsv«,« 8okn »ll sl ss», 0 ll !! „ sl ll lll li II ll „ N NUN 70. Fortsetzung, (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Warum regst du dich auf, mein Lieb? Ich spreche ja garnicht von jenem verhängnisvollen Irrtum — — von jener Veruntreuung, an der ich, wie du richtig glaubst, wirtlich unschuldig bin, sondern von dem, was ick^ dir schon vorhin erzählte: Ich raubte dem Vater den Sohn ich verbarg mich vor ihm in Trotz und Groll — ist das nicht Schuld genug, um sie schwer sühnen zu müssen?" „Georg, du willst mir ausweichen — — warum verschwiegst du mir den den Andern, für den du — in die Verbannung gingst?" „Ach, liebste Inge, ich — —" „Nein — — nein, sage nicht, daß du ihn nicht kennst. Ich ahne — — ich Georg er war dein Freund — — ec war schon damals leichtsinnig und er gestand dem Nater seine Schuld in dem letzten Brief. Man hat es mir nicht gesagt, man hat mich scho nen wollen und dennoch erriet ich es. Des Vaters Verzweiflung, Lummer und Trübsinn gaben mir zu den- len. Du siehst, ich bin vorbereitet — nun verhehle mir die Wahrheit nicht mehr. — — War es dein Freund?" „Ja, Inge." Inge atmete schwer und Georg betrachtete sie voll Sorge. Sie sah es. „Sei ruhig, Georg ich habe schon überwunden. Dich rein und unschuldig zu wissen, wiegt schwerer. Nur eins begreife ich nicht: Wie war es möglich, daß er dich opferte?" „Er war verführt zu dem Verbrechen und nachher gezwungen worden, zu schweigen er war das Opfer einer Intrigantin " „Georg, es ist doch nicht etwa —" „Du hast auch das erraten. Ja, es ist Beate Weg ner, seine Tante." „Mein Gott — sie hatte ihn damals —" „Nicht allein damals; sie ist auch an seinem letzten Verbrechen schuld und floh aus Furcht vor der nun wohl unausbleiblichen Entdeckung und — — irdischen Strafe." Inge seufzte schwer. „Nun erst ist es mir klar, warum sie nichts von sich hören ließ in der ganzen Zeit. Ich vermißte sie ja nicht, ich empfand vielmehr ihre Gegenwart stets als etwas Be- drückendes. Nun erkenne ich meinen inöinktioen Wider willen, meine Abneigung. Doch welche Beweggründe trie ben sie zu ihren abscheulichen Plänen?" „Das erzähle ich dir ein andermal, mein Lieb, laß uns damit diese selige Stunde nicht trüben." „Und doch muß ich dich noch eins fragen, es liegt wie eine Zentnerlast auf mir." „Was denn, mein Liebling?" „Gab — gab Hans dir die Summe wieder, die du ihm liehst?" „Wie, du weißt?" „Ja, er sagte es mir." „O, und ich bat ihn, zu schweigen." „Du wolltest mir eine Demütigung ersparen, und du hattest recht, ich empfand die Demütigung, gerade von dir Hilfe zu empfangen, schwer. — Gab er dir die hohe Summe wieder?" „Nein, er gab sie nicht, und ich verlangte sie auch nicht. Das Zehn- und Tausendfache hätte ich geben mögen, um dein Glück zu erkaufen: es gelang mir leider nicht." „Georg." „Warum bekümmert dich das? Glaubst du, ich hätte das Geld entbehrt?" „Es war dein ganzes Vermögen, die Summe, die du dir mit deinem Fleiß, mit deiner Arbeit erspart hast." „Die Arbeit hat mir höhere Früchte eingetragen." „Hattest du damals schon von seiner Schuld ge wußt, als du mich warntest und beschworst, zurückzu treten von dem Verlöbnis?" „Nicht gewußt, nur geahnt. Würde ich es bestimmt gewußt haben, so hätte ich alle Hebel in Bewegung ge setzt, euren Bund zu trennen. Ohne Beweise aber war ich machtlos — doch nun, meine heißgeliebte Inge, spre chen wir nicht mehr von der traurigen Geschichte. Lassen wir die Vergangenheit ruhen und laß uns in eine Zu kunft voll Glück und Sonnenschein schauen. — Du glaubst nicht, welche Gefühle mein Herz bestürmten, als ich heute von dem Vater erfuhr, daß du nicht meine leib liche Schwester bist. — Inge, laß mich an dir die Schuld sühnen, laß mein Herz den Ort sein, der dir einen siche ren Schutz und Zufluchtsort für alle Leiden bietet. Willst du ihn darin für ewige Zeiten suchen?" „Für ewig, Georg." Selbstvergessen ruhte Inge an seiner Brust und lauschte den Worten der Liebe, die seine Lippen und seine Augen sprachen. Da fiel alles von ihr ab, was an Trauer und Kummer in ihr gelebt hatte, und ein großes Glücksgefühl zog in ihre Seele ein. Während Georg und Inge sich unter dem Kirsch baum zu ewigem Bunde fanden, machte Helmbrecht, der kaum noch imstande war, sein Glück zu verbergen, sei ner Frau Mitteilung von dem Geschehenen. Mit zit ternder Stimme erzählte er von dem Wiederfinden seines Sohnes in Mr. Williams und knüpfte eine Bemerkung daran, die Frau Helmbrecht stutzen ließ. Sie hatte mit Spannung, Staunen und unendlicher Freude ihres Gat ten Bericht gelauscht, was aber jetzt seine Anspielung auf Inge bedeutete, verstand sie nicht. „Karl, was ist es mit Inge — sollte er —" „Ja, Elisabeth — er liebt Inge, und weil er bisher glaubte, daß er ihr Bruder sei, warb er nicht um sie. Ich klärte ihn auf und nun — mögen sich die beiden Kinder wohl schon gefunden haben. Ich schickte ihn in den Garten unter die Kirschbäume." Aufschluchzend barg sie ihren Kopf an des Gatten Schulter, und Helmbrecht, der selbst den Tränen kaum wehren konnte, streichelte besänftigend ihr Laar: „Nach allen den Jahren des Leids doch noch ein Glück, Elisabeth. Nicht wahr, wir haben die Kraft zum Elücklichsein noch nicht verloren?" „Nein, nein, wir haben sie nicht verloren. .Gott gebe, daß auch Inge sie findet," rief Frau Helmbrecht, ihre Tränen trocknend. Da wurde die Tür geöffnet, und Georg und Inge traten ein. Es bedurfte keiner Worte und Erklärungen. Einer las dem anderen das Geschehene und das Glück vom Ge sicht ab. Nachdem Inge sich aus den Armen der Mutter end lich freigemacht, trat sie zum Vater und legte ihren Kopf an seine Schulter. Unter Tränen lächelnd sah sie zu ihm auf. „Es wird noch alles wieder gut, du hast recht gehabt, Väterchen." Er zog sie liebevoll an sich. „Siehst du, mein liebes Kind! Die kleine Inge, die es einst ihrem trübsinnigen Vater zurief, hatte den Glauben an ihre eigenen Worte verloren. Jetzt hat ne ihn wiedergefunden, Gottlob. Laß uns diesen Spruch 'n Zukunft zur Richtschnur nehmen, Inge!" Eeora war unterdes zu seiner Stiefmutter, getreten und hatte ihre Hand ergriffen und heiß und mmg an seine Lippen geführt. . „ . „Als ich noch Charles Williams, der Fremde, war, da hast du mit deiner Freundlichkeit und Liebe mein ganzes Herz erobert, ich habe schon damals m dir die Mutter geliebt und verehrt. Jetzt habe ,ch nur die eine Bitte: Sei mir auch ferner Mutter! „Immer, immer, mein Sohn/ Gerührt zog sie ihn zu sich heran und küßte den Sohn ihres Gatten, der nun auch der ihre wurde, uno dem sie schon längst, ohne von den Beziehungen su 'yrer Familie zu ahnen, zugetan war. . .' — Ende. — -