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Nummer 168 Montag, den 32. Juli ISS« 81. Jahrgang Der daß die fsner, Hof?" Schwierigkeiten im deutschen Geschäftsleben gegenüber dem Vorjahr beträchtlich zugenommen haben. sicher evr» st. aver, D >sred, Z "Ilion, Z Slinv, - „Nur Z >, der - -Friedenau c-eutsam, daß sich 1628-29 die schätzungsweise ermittelte Zu nahme der öffentlichen Gesamtschuld Deutschlands auf unge fähr 2300 Millionen Reichsmark belauft, wovon etwa die Hälfte auf die Reichsschuld entfiel. Die einschneidendste Hrage der deutschen Wirtschaft ist und bleibt, wie Parker Gilbert trotz aller sonstigen Beschönigungsversuche zugeben muß, der Wiederaufbau der zur Zeit im argen liegenden in ländischen Kapitalversorgung. Entscheidend beeinflußt wurde der deutsche Kapitalmarkt durch die letztmonatlichen Vor gänge an der New-Iorkcr Börse. Die dortige Geldmarkt- ocrsteifung führte zu einem starken Abstrom der amerika nischen nach Deutschland gegebenen Gelder. Während Parker Gilbert, wie aus dem Vorhergehenden, ersichtlich wird, allenthalben den Versuch macht, die deutsche Wirtschaftslage trotz der auffälligen gegenteiligen Tatsachen, die jedermann sieht, der sie sehen will, zu beschönigen und als günstig hinzustellen, muß er am Ende doch zugestehen, «er: wadi, ><ülw, usive, Dusc, <ri»S, olnni, »tun, , Die Die Parker Gilbert kennt keine deutsche Rot Die Lage an der chinesisch-russischen Grenze unverändert Der neue Bericht des Reparationsagenten Parker Gilbert bildet, wie zu erwarten war, keine Sensation. Sein Wirtschaftsbericht umfaßt die Zeit vom 1. September 1928 bis zum 31. Mai 1929. Parker Gilbert erkennt die Etatsschwierigkeiten des Reiches an, glaubt aber an eine Entspannung der Reichsfinanzen infolge von Sondermaßnahmen der deutschen Reichsregicrung. Parker Gilbert bestätigt weiter, daß Deutschland pünktlich und loyal seine Reparationszahlungen erfüllt hat. Parker Gilbert beschäftigt sich auch mit dem Transfer, d. h. mit der Umwandlung der auf Reparationskonto einge zahlten Reichsmarkbeträge in Devisen. Deutschland habe in der gesamten Zeit 977,8 Millionen gezahlt. Von diesem Be trag sind rund 58,22 Prozent in ausländische Währungen übertragen worden. Gilbert stellt weiter fest, daß die Deut sche Reichsbahn in den Jahren 1925—1928 wirklich aus Nettoüberschüssen ihren Reparationsverpflichtungen hätte nachkommen können. Weiter sagt der Reparationsagent, daß nur durch strengste Sparmaßnahmen ein Ausgleich im deutschen Reichshaushalt möglich sei. Die Etats der Länder und Gemeinden hätten über steigende Einnahmen, aber eben so über vergrößerte Ausgaben zu verfügen, so daß die An- leihen der Länder und Gemeinden sich vermehrt hätten. Das Reich habe einen erheblichen Bedarf an Kassenmitteln. Teil- weise sei eine Verknappung eingetreten. Parker Gilbert glaubt aber keine Zweifel in die Gesundheit der Reichsfinanzen setzen zu müssen. Ee betont ferner, daß keine endgültige Regelung des Finanz ausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden auf Grund der Weimarer Verfassung bisher erfolgt sei. lieber den Haus halt der Gemeinden sei keine nähere Untersuchung erfolgt. Parker Gilbert muß zugeben, daß die Zunahme der öffent lichen Verschuldung des Reichs, der Länder und Gemeinden bedenklich stimme. Die gegenwärtige Reichs schuld be ziffert er auf 15,6 Milliarden Reichsmark. Die Währung der Reichsmark habe sich trotz aller Schwierigkeiten gehalten. Durch die Strenge des Winters besonders hätte sich die Kreditloge nicht sehr verbessert, sie wäre im Gegenteil schlech ter geworden durch äußere Krediteinflüsse, besonders durch Kredit zurückziehungen seitens New Jorks. Als das Kernproblem der deutschen Wirtschaft be zeichnet Parker Gilbert Anregung der Kapitalbildung. In be zug auf den deutschen Außenhandel stellt er Fortschritte fest. Er weist insbesondere auf die Vorteile der gesteiger - ten Ausfuhr hin. Am Schluß seines Berichts kommt Gilbert jedoch nicht umhin, auf die Zunahme der Konkurse und Geschäftsaufsichten in Deutschland hinzuweisen. Er hofft durch die Annahme des Joung-Plans nicht nur die endgül tige Regelung der Reparationsfrage, sondern auch die Besse rung der europäischen Gesamtwirtschaftslage. Herausforderung oder Hohn? Wie nicht anders zu erwarten war, ist auch der dies malige Bericht des Reparationsagenten getragen von einem geradezu unglaublichen Optimismus. Wer die Not und die schwierigen Finanzverhältnifse bei der Reichsbahn kennt, wird gewiß mit Verwunderung davon Kenntnis nehmen, daß nach Parker Gilberts Bericht die von der Gesellschaft ge leisteten Reparationszahlungen stets von dem Nettobetriebs überschuß reichlich gedeckt waren. Einigermaßen herausfordernd mutet auch die Fest stellung an, daß die Haushaltslage im Grunde genommen auf einer gesicherten Grundlage stehe, vorausgesetzt, daß eine wirksame Kontrolle über die Ausgaben aufrechterhalten werde. Am verblüffendsten aber ist die Feststellung, daß die Einnahmen des Reichs trotz der Erwerbslosigkeit und der labilen Zustände der deutschen Wirtschaft wiederum eine Zunahme aufweisen. Auch woher die gesteigerten Einnahmen kommen, weiß der Reparationsagent. Er weiß zu berichten von einem Wachstum des Einkommens der Kaufkraft und des besteuerfähigen Volksvermögens in Deutschland. Dinge, die den tatsächlichen deutschen Verhältnissen, wie jeder Deutsche heute weiß, allerbittersten Hohn sprechen. Wie auch im letzten Halbjahresbericht, rügt Gilbert vor allem die starke Zunahme der Verschuldung der Länder und der Gemeinden. Ebenso wie in den Vorjahren ist ein starker Anstieg der Ver ausgabungen gegenüber den Vereinnahmungen zu ver zeichnen. Aus dem statistischen Material betreffend Dev- ickulduna der Gemei,nden ist vor allem die FejiMkWg bA» men hat. Die Handelsbilanz zeigt also leider tatsächlich eine durch aus ungünstige Entwicklung, und es erscheint unerfindlich, wie dabei die Mittel zu den Tributzahlungen, die nach der Ansicht der Sachverständigen in London und Paris aus deutschen Ausfuhrüberschüssen aufgebracht werden sollen, beschafft werden können. Die Lage an der chinesisch-russischen Grenze unverändert London, 22. Juli. Aus Peking wird gemeldet, daß auf russischer Seite etwa 100000 Mann im russisch-chinesi schen Grenzgebiet zusammengezogen sind. Kleinere Zusammen stöße Haden sich überall an der Grenze ereignet. Im chine sischen Grenzgebiet ist die Erregung außerordentlich stark, aber außerhalb der unmittelbar betroffenen Gegenden herrscht überall starke Zuversicht, daß es nicht zum Kriege kommen wird. Der englische Generalmajor Sutten hat am Sonn abend ein Telegramm von Tschanghsueliang erhalten, in dem der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß Großbritannien, das als einziges Land in der Welt einen festen Stand dem Irreführend« Statistik. ' Die bekanntgegebene Außenhandelsstatistik für Juni mel det einen Ausfuhrüberschuß von 2 Millionen Reichsmark, wodurch der Einfuhrüberschuß für das erste Halbjahr 1929 sich auf 274 Millionen Reichsmark verringern würde. Leider rechtfertigt eine nähere Betrachtung der Zahlen nicht die Ge nugtuung, der von gewissen Stellen darüber Ausdruck ge geben wird. Zunächst befinden sich unter den gewerteten 83,1 Millionen Reichsmark Reparationssachlieferungen, für die Deutschland keinen Pfennig erhält, die es vielmehr aus den eigenen Steuereingängen bezahlen und als Vermögens verlust buchen muß. Aber nicht genug damit, verzeichnet die Statistik auch einen Rückgang der deutschen Aus fuhr um fast 100 Millionen Reichsmark, wo- von rund die Hälfte, was besonders schmerzlich ist, auf Fer- tigwaren entfällt, mit deren Ausfuhr der Lohn deutscher Ar beiter und nicht nur deutsches Material vom Auslande bezahlt wird, wie bei der Rohstoffausfuhr. Wenn das Ergebnis nicht ganz so ungünstig ausgefallen ist, wie diese Teilzahlen er- warten lassen, so liegt das in dem Rückgang der Einfuhr um 54,8 Millionen Reichsmark. Dieser entfällt aber auf Lebens mittel und leider zum erheblichen Teile auf wichtige Rohstoffe, während die gefährlichste Einfuhr, diejenige ausländischer Fertigwaren, noch um 6 Millionen Reichsmark zugenom . Umstand, daß die Zahl der Konkurse während der ersten fünf Monate des Jahres um rund 20 Prozent größer war, als während der entsprechenden Zeit 1928, be weist das zur Genüge. Ebenso die Tatsache, daß die Ver gleichsverfahren beträchtlich zugenommcn und die nominelle« Beträge der Wechselproteste sich vergrößert haben. Welches Unheil Parker Gilbert mit seinem allen Tat sachen zuwiderlaufenden Bericht im letzten Jahre angerichtet hat, ist noch in jedermanns Erinnerung. Sein Bericht vom Dezember 1928 war bestimmend für unsere Reparations gläubiger in ihrem Entschluß, die Pariser Sachverständigen- konfcrenz einzuberufen, die, wie man heute weiß, in jeder Hinsicht durchaus verfrüht war. Wir werden uns auch dieses Mal nicht dagegen schützen können, daß das feindliche Ausland den Gilbert-Bericht zu einem Gegenbeweis gegen die deutschen Berichte der Not stempeln wird. Sie Mandschurei. Das Sturmzeichen des Fernen Osten». Die Schüsse am Amur mit den zwischen China und der Sowjetrepublik vorausgegangenen diplomatischen Verhand lungen haben plötzlich das Augenmerk der Welt auf ein Land im Fernen Osten gelenkt, das im allgemeinen kaum genannt wurde, noch viel weniger bekannt war: die Mands churei. Eingezwängt zwischen Russisch-Sibirien und China, arg. wähnisch bewacht von Japan, ist es der Balkan — wenn man so sagen darf — von Ostasien, nicht aus sich heraus, sondern wegen der cindringenden ausländischen Einflüsse ein großes, mehr als doppelt so großes Gebiet wie Deutschland, .bas erst von niemand gewollt, inzwischen zum Teil wirt schaftlich erschlossen, am liebsten von jedem der umliegenden Relcke einaeiteckt würde. Dem Namen nach ein autonomer Staat, muß es - besonders im Süden - japanische Sol- baten „zur Bewachung der Sudmandschurischen Bahn dul- den, im Osten für den gleichen Zweck bei der Ostchmesischen Eisenbahn russische Truppen, und seine Bevölkerung besteht zu rund 90 Prozent aus Chinesen. Der Bevölkerungszuwachs des Landes ist ganz ungeheuer und in der Bevölkerungsgeschichte der Welt ohne Gleichnis. Dor etwa 30 Jahren belief sich noch die Gesamteinwohner, zahl auf rund fünf Millionen — bei einer Fläche von 1100 000 Quadratkilometer, also rund fünf Linwohper auf ben Quadratkilometer — heute belaufen sich die Schätzungen auf etwa 30 Millionen. In noch nicht einer ganzen Gene- ration hat sich also die Bevölkerung versechsfacht. Diese Zahl ist um so bemerkenswerter, als große Städte eigentlich fehlen. Dieses enorme Wachstum ist auf die dauernde Ein wanderung aus China, besonders aus Schantung, zurückzu führen, von wo alljährlich etwa eine Million Emigranten nach der Mandschurei auswandern. Sie ist das große Sammelbecken und der Zufluchtsort der vielen arbeitswilligen Chinesen, die den dauernden kriegerischen Wirren, dem Ban- ditentum und der Ausräuberei, den regelmäßig wiederkehren den Hungersnöten und den Ueberschwemmungen in der alten Heimat entgehen wollen. Die Chinesen verkörpern, wie schon oben angeführt, das weitaus überwiegende Bevölkerungselement. Die ein- geborenen paläoosiatischen, tungusischen und nordmongolischen Restvölker, die sich hauptsächlich von der I a g d, Fi s ch erei und Viehzucht ernähren, und die ackerbautreibenden Mandschu und Mongolen sind von einstigen Beherrschern zu einer kleinen, unbedeutenden Minderheit geworden. Aus brachliegendem Land haben die Chinesen auf dem Wege der Kolonisation eine riesige Ackeranbaufläche gemacht, die mehr uis ein Drittel des ganzen Landes einnimmt. Trotz langer, kalter und strenger Winter, trotz kurzer und dafür um so heißerer Sommermonate, ist der Boden — zumeist fruchtbares Anschwemmland, wenigstens im Süden — so gut, daß er alle Getreidearten, Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Reis, Mohn usw. hervorbringt, am meisten aber die jetzt auch bei uns so geschätzte Sojabohne, diesen bemerkenswerten Stapel artikel, dessen Rückstände nach seiner Benutzung als Nah- rungsmittel für Mensch und Tier noch einen so hochwertigen Kunstdünger liefern, den besonders die Japaner für ihre hochkultivierten Reisfelder schätzen. Ist das Ackerland in der Hauptsache im Süden zu fin- Das Wichtigste Am gestrigen Sonntag ertranken in der Umgebung Berlin« nach den bis abends 8 Uhr vorliegenden Berichten der Polizei insgesamt 7 Personen. Am Sonnlag nachmittag stießen in der Nähe des Freibades Grünau zwei vollbesetzte Straßenbahnzllge au» bisher noch nicht geklärter Ursache zusammen. Mehrere Personen wurden schwer und 15 leicht verletzt. Die Schwerverletzten wurden von -der Berliner Feuerwehr ins Krankenhaus geschafft. Anläßlich de» 2. Arbeiter Turn- und Sportfestes in Nürnberg wurden von der Arbeitersamariterwache im Nürnberger Stadion am Sonn abend bei 1884 Unfällen, darunter 68 schweren Unfällen, Hilfe ge leistet. Eine Frau liegt am Hitzschlag hoffnungslos darnieder. Am Borabend der Ankunft des neuen LloyddampierS „Bremen" bringen alle Newyorker Zeitungen groß aufgemachte Meldungen und Artikel über die „Bremen" mit allen Angaben über die Rekordzeiten für die Ueberquerung de- Atlamischen Ozeans. Der deutsche Botschafter tn den Bereinigten Staaten Dr. von Prittwitz und Gaffron trifft am kommenden Dienstag tn Hamburg ein, um seinen Urlaub in Deutschland zu verbringen. Nach einer Blättermeldung aus Moskau teilt das Präsidium des Voll zugsausschusses der Komintern mit, daß Bucharin und sechs andere Mitglieder der RechtSopposition aus der Kommunistischen Inter nationale auSgrstoßen worden sind. Die Ueberschwemmungen im südlichen Indien sind wesentlich größer, al» bisher angenommen wurde. Im Bezirk von Sind ist die Zahl der Toien aut 20 gestiegen. Infolge der Ueberschwemmungen find auch sehr viel Häuser zusammengestürzt Teile der Nordwesteifen bahn sind an verschiedenen Stellen überschwemmt. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderLte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Haupt-latt und älteste Zeitung in dm Ortschaften de» Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirkr: PulSnitz, Pulrnitz M. E., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstetna, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Fried er«dorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdors »e;chäft«stell«: PulSnitz, «lbertstraße Ar. 2 Druck und «erlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. 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