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ßulsmtzerFayeblait Donnerstag, den 25 Jnli I92S „Im Westen etwas Neues" Die Wahrheit über Remar aue Die Bunde-zettschrift des Deutschen OsfizierSbundes vciöffeni, licht einige sehr interessante Feststellungen über die „kriegerische Tätig keit* des Verfassers von „Im Westen nichts Neues*. Wir entnehmen daraus folgendes: „Die Ullstein-Reklame verbreitet über Remark zum Teil un« nichtige Angaben: Paul Erich Remark — Erich Maria Remarque ist sein Pseudonym — hat seinen deutschen Namen einen französischen Anstrich gegeben und den Vornamen Marta aus nicht klar erkennbarer Absicht hinzugeiügt. Ek sagt selbst, daß er den Krieg im Jahre 1917 und 1918 «iS einfacher Soldat mitzcmacht hat, er hat aber trotzdem nach der Revolution unbefugt die Osfiztersuniform und das E. K. 1. Klasse "tragen. Hans Hakemeyer, der in Hannover Schauspiel- und Opern- kritiker ist, berichtet in der „Hannoverschen Landeszcitung", „daß Remark 1918 al» Leutnant d. Res. im Jnf.-Regt. 91 und ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und dem Friedrich-August Kreuz 1. Klasse heimgekehrt sei* und Ullstein führt diese Angaben des Hans Hakemeyer aiS eine» „Kameraden von Remarque", geräuschvoll in seiner Reklame an, HanS Hakem.yer müßte cS ja eigentlich al« Kamerad und guter Bekannter von R. wissen, aber eS wird ihn tielleicht interessieren, zu hören, daß der „Dichter" deS „von allen Toten" geschriebenen Buches sich die Würde eines Leutnants d. Res. und das Eiserne Kreuz 1. Klasse von keinem anderen als ausgerechnet dem Arbeiter- und Soldatenrat zusprechcn ließ. Remark mußte di s in einer amtlichen Vernehmung selbst bekennen. In den Asten der Inhaber des Friedrich Angust-K-enzes, die bei der ehemaligen Mililärkanzlet Seiner König! Hoheit des Groß- herzogS von Oldenburg ausbewahrt werden, ist der Name „Remarque" oder so ein ähnlich klingender Name weder unter der 1. Klasse noch unter der 2. Klasse ausgeführt. Herr Hakemey:r muß also auch diese Kenntuis über seinen Kameraden Remark berichtigen. Die Nachfragen bei Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften deS vormaligen Jnf.-Regts. Sk, die im Regiment mitgemacht haben, ergaben, daß niemand von diesen Personen Rcmare gekannt hat. Dies ist auch kaum möglich, da er nach seiner Ausbildung beim Ersatzba taillon nur ganz kurze Zeit bet einem From-Rekcutendepot au der Westfront war, dort wohl bei einem vorübergehenden Einsatz de« Re- krutendepotS oder noch wahrscheinlicher durch Fltegcrabwurf oder Fern geschütz verwundet wurde und dann bis zum Umsturz 1918 im Lazarett gewesen ist. Hier scheint er denn auch die Eindrücke für sein Buch aus d'n Berichten der Verwundeten gewonnen zu haben, wobei nicht über sehen werden darf, daß diese Erzählungen bei allem Bestreben, bei der Wahrheit zu bleiben, oft recht schwarz gemalt waren und sich immer schauriger gestalteten, je öfter sie wiederholt wurden. Nach zehn Jahren daraus ein Buch zu formen, erscheint sehr gewagt. Ju dem Erleben de» „Paul Bäumer" beim Ersatzbataillon werden alte, zum Tcii recht abgeschmackte Soldatenanckdoten als Selbsterlcbtes zu neuem Leben erweckt! Ob dem Verfasser, der nach dem Umsturz unb.fügt Offizier«» uniform getragen und sich mit Orden geschmückt hat, die er nicht besitzt, der Literatur-Nobelpreis zuerkannt wird, müssen wir abwarten. Ob er sich nach seinem Literaten-rsolge aber noch zu der Generation rechnet, die — «le er in seinem Mo«» sagt — „vom Kriege zerstört wurde, auch wenn sie seinen Granaten nicht erlag", möchten wir kaum aninhmen." Zum Glück haben wir solcher Männer, wie den Helden d-s Buches, Paul Bäumer, nicht bedurft, um unsere Schlachte» zu schlagen und unsere Siege zu erringen." „Im Westen nichts Neues" und die Aerzte In Nummer 24 der Münchner Medizinischen Wochenschrift be saht sich Dr. Karl Kroner mit Remarque« „Im Westen nicht« Neues", soweit die Militärärzte in Frage stehen. Dem Aufsatz entnehmen wir folgendes: „Wohin man in diesem Buche auch blickt, cS gibt auch nicht eine einzige Stelle, in der ein Arzt menschlich ober sympathisch ge schildert wird; wir haben es auSschlichlich mit brutalen, bestenfalls mit halbverrückten oder streberischen Aerz-en zu tun. Nicht viel besser Beilage zu Nr. 171 kommt das ärztliche Hilfspersonal weg. Die „Sanitäter", verächtlich „Tragbahrenhengste" genannt, sind ein diebisches, in den Lazaretten hcrumlungerndes Volk. Nur ganz nebenbei lesen wir an einer Stelle, daß einmal durch eine Granate elf Mann getötet wurden, darunter süns „Sanitäter". Nur aus dieser einen Stelle kann man vielleicht entnehmen, daß es auch in der Feuerzone so etwa» wie einen Sani tätsdienst gegeben haben muß. Unmittelbar erfahren wir hierüber jedoch nichts. Nach RemarqueS Schilderung muß man annehmen, daß die Verwundeten sich allein oder mit Hilfe von Kameraden kilometerweit nach hinten schleppen mußten. Es sind über 1000 Aerzte gefallen und vermißt, über 2100 ver mundet worden. Wenn man bedenkt, daß von etwa 16 000 außerhalb der Heimat tätig gewesenen Aerzten nur einige Tausend in der Feuer zone selbst g-wesen sind, ist dies eine außerordentlich hohe Zahl. Diese nackten Zahlen zeigen besser als langatmige Erklärungen, wie sehr sich die Aerzte, ohne an die eigene Gefährdung zu denken, der Verwundeten angenommen haben. Wie schwierig und aufreibend der ärztliche Dienst auch in den Lazaretten, wie gefährlich er außerdem in den Seuchenlozaretten gewesen ist, sollte genügend bekannt sein. Wenn es gelungen ist, von den Mil lionen, die verwundet oder krank gewesen sind, 97 v. H. am Leben zu erhalten, dann können ärztliche Hilfe und Pflege in den Lazaretten nicht so schlecht gewesen sein, wie man nach RemarqueS Schilderungen an nehmen müßte. Ost unter primitivsten Verhälunssen ist hier so Vor bildliches geleistet worden, daß das früher feindliche Ausland uns um unsere Erfolge beneidet hat. Nur bei un» selbst haben wir, wie Remarque« Buch zeigt, kein Verständnis und keine Anerkennung gefunden. Nun ist es allerdings nicht RemarqueS Aufgabe, einen LobeS- hymnus auf den ärztlichen Dienst im Felde zu singen. Das Buch erhebt den Anspruch, den Krieg zu schildern, wie er wirklich war. Wenn Remarque dabei nur von sich selbst oder von seinem Muskeiter Bäumer Erlebte« wahrheitsgemäß geschildert halte, müßte man sich als Arzt damit abfinden und könnte nur bedauern, daß gerade der Belfaster ausschließlich derartigen Zerrbildern von Aerzten begegnet ist, die selbst verständlich von ihrem eigenen Stande auf das Schärfste verurteilt würden. Wenn man aber nach mehrjähriger Tätigkeit in der Feuer zone im Westen das Buch aufmerksam durchlieft, kommen doch erheblich« Zweifel daran, daß alles Gesch Iderte wirklich erlebt worden ist " Das neue sächsische Baugeseh. Zur Förderung der Bautätigkeit. Das sächsische Ministerium des Innern hat einen Referenkenentwurf für das geplante neue Baugesetz aus 8t. Jahrgang gearbeitet, dem jetzt die Begründung nachgefolgt ist. Bei der Abfassung des Entwurfs war der leitende Gedanke, die Bautätigkeitanzu regen undzufördern durch technische und wirtschaftliche Erleichterung im Bauen, soweit sie mit den öffentlichen Interessen nur irgend ver einbar ist. Daneben aber auch die Bedürfnisse der Be völkerung nach der Beschaffung gesunder Wohnungen zu befriedigen, für Grünflächen und Spielplätze vorzusorgen, den Bedingungen des modernen Verkehrs gerecht zu werden und schließlich auch deu ästhetischen Anforderungen Rechnung zu tragen, die heute auf dem Gebiete des Bau- und Siedlungswesens allgemein als berechtigt an erkannt sind. Im ersten Abschnitt des Entwurfs ist eiue Auzabl baurechtlicher Grundbegriffe näher bestimmt worden, die bei der Handhabung des Baurechts «entbehr lich sind; es handelt sich um das Baugrundstück, das Bau werk und den Nachbarn. Von besonderer Bedeutung ist die Neureglung des R a ch b a r r e ch t s. Dabei sind als Nachbarn im Sinne des Baurechts nicht nur die Eigen tümer von Grundstücken, deren Grenzen einander be rühren, anerkannt worden, sondern alte Eigentümer sind zu einheitliche» Rechtsbeziehungen zusammengosaßt worden, deren Grundstücke zusammen das Gebiet eines Bebauungsplanes oder eines Stadtviertels oder eines sonst zusammengehörigen Ortsteils bilden. Auch künftig soll als Grundsatz gelten, daß die Er schließung eines im wesentlichen noch unbebauten Ge ländes die Ausstellung eines Bebauungsplanes voraussetzt. Grünflächen müssen in Form zusam menhängender Flächen in hinreichendem Maße vorgesehen werden. Auf die Bodengestaltung und auf die bisherige bauliche Entwicklung der Gemeinde oder des Ortsteiles ist bei der Bearbeitung der Bebanungspläne Rücksicht zu nehmen. Vor allem ist hinreichendes Gelände für Er- i richtnng von Kleinhausbauteil zur Verfügung zn stellen. Gewerbliche Anlagen können durch die Bauplan ordnung auf einzelne Ortsteile beschränkt werden. Au die Stelle des Ortserweiteruugsplaucs, vou dem die Praxis fast keinen Gebrauch gemacht hat, soll künftig der Flüchen- aufteilungsplan treten, der dazu diene» soll, die Eniwick- ' lnng eines Ortes oder mehrerer benachbarter Orte, die ein Antirussische Demostratronen in Peking. Diese Aufnahme gibt als eine der ersten den Beweis von dem chinesischen Abwehrwillen gegen Vie russische Kriegsdrohung. Str zeigt die vor den öffent liche» Gebäuden w Peking gegen Rußland demonstrierende Menge dnc Studenten und Arbeiter. . Dämon Künstler. Roman von Magda Trott. Copyright by Greinei L Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 3. Fortsetzung. „Ich werde ihm sagen, daß er mit dir den ersten Walzer tanzen soll. Ach, ich bin ja selbst so furchtbar neugierig auf ihn." Jetzt ließ sich auch die zweite Freundin vernehmen. „Frau Tr. Findeisen soll ihn ganz genau kennen." „So?" „Habt ihr denn damals nichts davon gehört? Er soll sich doch mit ihr hier schon getroffen haben." Sigunde und Gabriele horchten hoch auf. — „Das ist interessant." — „Man hat ihm als Künstler vieles nachgesehen, aber man soll doch recht froh gewesen jein, als er die Stadt wieder verließ. Ich glaube, man hat es nur aus Rücksicht aus deine» Verlobte» getan, daß man die Angelegenheit damals nicht an die große Glocke hing " — „So erzähle doch mehr," rief Sigunde lebhaft. — „Ich finde es furchtbar interessant." „Ich weiß auch nichts Genaues," erwiderte Erika, „ich habe das alles nur deu Reden der Eltern entnommen. Er soll surchtbar eingebildet sesu. Frau Dr. Findeisen hat er allerlei vorgeschwatzt, — na, er soll es ziemlich arg getrieben haben." „Alles sicherlich nur Verleumdung," meinte Sigunde. „Mein Schwager hat es doch nicht nötig, den Fronen nachzulaufen. Einem Künstler laufen die Frauen von selbst nach und das ist in diesem Falle kein Wunder. Sein Name ist berühmt!" „Bleibt er lange hier?" „Nein, er kommt nur zur Hochzeit und fährt am Sonntag wieder ab." „Schade," sagte Gabriele schwärmerisch. „Ich habe das denkbar größte Interesse für Künstler. Dein Schwager würde mir gewiß auch gefallen " „Was sagst du denn eigentlich zu dem Prozeß Silling, Sigunde?" „Darum kümmere ich mich gar nicht." „Mein Bruder hat allen Verhandlungen betgewohnt. Dein Verlobter ist geradezu schneidig. Mir würde ja angst sein, solch einen Mann zu heiraten, der immer nur Verbrecher aburteilen muß. Der Silling soll morgen verurteilt werden." „Ich habe mich bisher darum nicht gekümmert." „Das ist schade, Sigunde, die Sache ist wirklich inter essant." „Ich weiß wohl, daß man vor Monaten den Berg mann erschossen hat und daß sein Buchhalter, eben der Silling, verhaftet wurde, weil er den Bergmann nieder» schoß. — Nun wird er morgen verurteilt." Gabriele Tollendors schüttelte den Kopf. „So einfach ist die Sache doch nicht, Sigunde. Ich stehe ganz aus seiteu Sillings. Ich hätte es ebenso ge macht, das heißt, Silling behauptet doch, daß er gar nicht der Mörder sei." „Das ist alles Unsinn. Man hat doch die Waffe neben ihm gefunden." „Das ist alles noch kein Beweis. Silling hat zwar geäußert, daß er den Bergmann, der ihn bis aufs Blut Peinigte, der ihn ans seinem eigenen Hause werfen wollte, niederschießen würde, wenn er mit seinen Erpressungen nicht aufhöre. Er ist ja auch mit der Waffe in der Hand davongegangen, aber er hat nicht geschossen. Der Schuß ist doch auch von einer anderen Seite her abgegeben worden. Kurzum, ich kann es dem Schilling nicht ver denken, wenn er die Tat wirklich beging, denn von diesem Herrn Bergmann erzählt man wahrhaftig nichts Gutes. Er soll einer der übelsten Halsabschneider gewesen sein." So gingen die Meinungen der jungen Mädchen aus- einander. Bis Sigunde schließlich sagte: „Hassen wir doch die häßliche Mordangekegenheit. Wir haben doch über Besseres zu sprechen. Das alles mag mein Verlobter morgen entscheiden." Noch während man mit dem Betrachten der Hochzeits geschenke beschäftigt war, kehrte Staatsanwalt Rechen berg zu seiner Braut zurück und wurde stürmisch von den beiden Freundinnen empfangen. Erst im letzten Augen blick verabschiedete er sich, immer wieder hielt ihn das strahlende Gesicht seiner Braut zurück. Nun aber war es die höchste Zeit, nach der Bahn zu eilen, um Bern hard in Empfang zu nehmen. 2. Kapitel. Einem Lauffeuer gleich durcheilte die Schreckenskunde die Stadt, flüchtige Bekannte hielten sich an nud riefe» es einander zu, mitunter schüttelte man den Kopf und meinte, es sei undenkbar, es müsse sich um eine Namens- verwechsUmg handeln. Aber schon die nächste Stunde brachte die Botschaft, daß es doch richtig sei, Staats anwalt Udo Rechenberg habe sich heute morgen erschossen! Die wahnsinnigsten Vermutungen tauchten auf. Es war bekannt, daß Staatsanwalt Rechenberg am morgigen Tage mit der Tochter des Professors Lambert vor den Altar treten werde. Für heute abend war eine Vorfeier angesetzt, zu der kleine Aufführungen geplant morden waren. Alles war auf das beste vorbereitet und nun ganz plötzlich diese furchtbare Botschaft: Staatsanwalt Udo Rechenberg hat sich erschossen! Vor dem großen Gerichtsgebäude standen die Menschen in Gruppen zusammen. Man hatte Näheres über das ent setzliche Ende erfahren und berichtete es den gespannt Aufhorchenden. Aber selbst diese näheren Mitteilungen brachten kein Licht in das Dunkel, niemand ahnte den Grund, der dem Staatsanwalt die Waffe in die Hand gedrückt hatte. Was war geschehen? Der große Prozeß Silling hatte de» Zuschauerraum bis auf den letzten Platz gefüllt. Heute sollte das Urteil über den Mörder gesprochen werden. Vergeblich hatte der Verteidiger Sillings daraus hiugewiesen, daß die letz ten Beweise, daß sein Klient der Täter sei, überhaupt nicht vorhanden wären. Wohl habe Silling zugegeben, daß er seinem Peiniger draußen im Laubengclände aufge- lauert habe, wohl sei er mit der Waffe ausgezogen, aber als er Bergmann vor sich sah, habe er es nicht sertig gebracht, die todbringende Kugel abzusendem