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PulsnHerHr-eblatt Donnersias, den 18. Juli 1929 Beilage M Nr. 195 81. Jahrsang Oer Aufmarsch -er Tradition. Zum Reichskriegertag in München. Niemand war berufener als Reichswehrminister Grö ner, darauf hinzuweisen, daß unserem Volke nichts mehr not tut, als eine richtige Pflege der Tradition. Es muß das Sehnen nach geistiger Freiheit in uns lebendig sein, wenn wir die Vergangenheit so beurteilen, so schätzen lernen wollen, wie es nötig ist, nm den Fortschritt zu er arbeiten. Unser heute von der Parteien Hader zerrissenes Volk war 1914 ein einiges Dolk, als die Gefahr unö die Not vor aller Augen stand. Und so besteht das Bekenntnis zur Tradition darin, daß jeder sich die Eigenschaft der Trup pen von damals vor Augen führt: Gehorsam, Selbstzucht, Opferwilligkeit, Kameradschaft, Staatsgesinnung, Menst am ganzen Volk und Vaterland! Mes ist das teure Vermächtnis der dahingesunkenen Wehrmacht, deren eigentlicher Be gründer so recht Friedrich der Große war, der besser als je ein Deutscher die geistige Freiheit richtig zu schätzen wußte. Kann man bessere Gedanken Ausfiihrungen voranstellen, die sich mit dem 3. Deutschen Reichskriegertag in München beschäftigen wollen, der am 20. und 21. Juli im Lande des Bayerischen Löwen, in der schönen Hauptstadt an der Isar, die »Armee im schwarzen Rock" versammeln wird, der durch den Aufmarsch der Tradition innerhalb der bayerischen Grenzpfühle vor Augen führen will, daß es noch Millionen Deutsche in unserem Heimatlande gibt, die Deutschlands große Vergangenheit nicht achtlos beiseite zu schieben gewillt sind: „Ans Vaterland, ans teure schließ' dich an, / Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. / Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft" — sagte Deutschlands größter Mchter, Fried- rich Schiller. Das ist es, die Heimatliebe, der Glaube an Deutschlands Größe, der vom deut schen Reichskriegertag in München als Heller Fanal durch die deutschen Gaue lodern wird, als ein Weckruf, der sich an alle Deutschen wendet, sich auf die eigene volkliche und vater ländische Kraft in den Jahren der Not zu besinnen. Vielleicht wird in der Oeffentlichkeit der Eindruck er weckt, daß das kurze Aufeinanderfolgen von Veranstaltungen zweier großer Soldatenorganisationen, Stahlhelm und Kyffhäuserbund, in derselben Stadt den Eindruck er wecken muß, als ob ein Wettbewerb zwischen beiden Organi sationen damit zum Ausdruck gebracht werden soll. Nichts ist natürlich irriger als dies. Es sei darauf hingewiesen, daß der Stahlhelm für sich in Anspruch nimmt, der größte politische Kampfverband alter Soldaten zu sein. Der Kyff- hauserbund ist dies nicht. Eine mehrere Millionen um fassende Organisation wie der deutsche Reichskriegerbund „Kyffhäuser", der fast in jedem Ort des Reiches ein oder mehrere Vereine hat, die seit Jahrzehnten, teilweise schon mehrere Menschenalter mit der Bevölkerung verwurzelt sind, ist gar nicht in der Lage, seine Bedeutung in der Oeffentlich keit durch eine Massendemonstration zu veranschaulichen. Die Kriegervereine unterscheiden sich grundsätzlich vom politischen Kampfbund dadurch, daß sie Anhänger aller staats- erhaltenden Parteien auf breiter vaterländischer Grundlage in ihren Reihen zu vereinigen bestrebt sind. Der Schwerpunkt der Betätigung der Organisation liegt auf vater ländischem Gebiet, auf sozialem Gebiet in selbstloser stiller Mtagsarbeit, was von der Mehrzahl unserer Zeitgenossen allerdings nicht besonders geschätzt wird. Aber die Krieger vereine sind keine Veteranenvereine, die nur der Vergangenheit leben. Es ist sogar Pflicht der Mitglieder der Kriegervereine, sich politisch zu betätigen, und sich in einem Geist zu betätigen, den man kurz als „Kyffhäusergeist" be- zeichnen kann. Me Kriegervereine bestehen nicht nur aus alten Herren, wie man es der Oeffentlichkeit gern einredet, sondern zu 70 Prozent aus Frontkämpfern des Weltkrieges in einer Gesamtzahl von etwa 2 Millionen. Nach dem Jahresbericht des schlesischen Provinzialkriegerverbandes z. B. umfaßt dieser einzelne Provinzialverband allein 203 000 gediente Mitglieder, wovon 140 000 Kameraden den Weltkrieg mitge macht haben. Sehr bedeutend ist die soziale Arbeit des Kyff- Häuserbundes, der in sich 400 000 Kriegsbeschädigte und Kriegerhinterbliebene vereinigt, und diese "sozial unterstützt, indem von den einzelnen Kameraden mühselig Groschen um Groschen zusammengetragen werden. Gibt es eine bessere Kameradenhilfe? Kameradschaft, Wiederwehrhaftmachung und Aufleh nung gegen die Kriegsschuldlüge sind die Leit gedanken des 3. Deutschen Reichskriegertages. Nicht nur zur 'kameradschaftlichen Wiedersehensfeier werden sich die Sol daten des alten Heeres unter den blauweißen Fahnen zu- sammenfinden, sondern auch zu dem Zweck, vor der Welt Zeugnis davon abzulegen, daß der Geist nationaler Zusam mengehörigkeit die alten Soldaten und alle jene Be völkerungskreise, die ihnen innerlich nahestehen, immer enger und fester miteinander verbindet. Zu Ehren des 1. Präsidenten des Kyffhäuserbundes, General der Artillerie a. D. v. Horn, wird zuerst in München ein Fackelzug stattfinden. Eine Heldengedenk feier am Kriegerdenkmal vor dem Bayerischen Armee museum wird sich anschließen. Abends werden sämtliche Münchener Musikkorps der Reichswehr und der Landes polizei mitwirken, die kameradschaftlichen Zusammenkünfte in würdiger Form zu verschönern. Ein Deutschlandfeuerwerk und ein großer Zapfenstreich der Reichswehr werden den Hauptfesttag beschließen. Das Hauptereignis wird aber der große Festzug sein. Er wird von einem Bannerträger zu Pferde mit dem Kyffhüuser-Dundesbanner eröffnet werden, den zwei Knap pen geleiten, die die deutschen und bayerischen Farben tragen. Es folgen die historischen Gruppen aus der Zeit des Großen Kurfürsten, Seydlitz-Kürassiere, Grenadiere aus der Zeit um 1750 mit ihren Spielleuten, schlesische Husaren, ostpreußische Landwehr, Düppelstürmer, eine Gruppe des 3. Garde regiments zu Fuß aus der Zeit vor dem Kriege, und zum Schluß ein Sturmtrupp aus dem Weltkriege. Dazwischen die für die einzelnen Landesverbände charakteristisch-historischen Gruppen. Das Fest wird im übrigen schlicht, entsprechend der deutschen Not, gehalten sein. Ls wird weniger ein „Fest", als eine Zusammenkunft, ein Generalappell aller alten Soldaten sein, um Deutschland zu zeigen: Des deutschen Volkes Vergangenheit ist nicht tot; denn nur aus der vaterländischen Selbstbesinnung heraus wrrd der Glaube und der Wille cm Deutschlands Macht, Größe und Zukunft erstehen. Sie Front des sächsischen Kleinhandels. Die in zahlreichen Landesverbänden zusammenge schlossenen sächsischen Kleinhändler haben einstimmig be schlossen, eine Vereinigung sämtlicher Landesverbände mit dem Sitz in Dresden vorzunehmen. Getragen von dem Verantwortungsbewußtsein, das in der Zeit der Konsumvereine und Warenhäuser Tausende Der «evkoi»««« 8okn 66. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „So hat mich meine Ahnung doch nicht betrogen — er er war es. „Du hattest schon früher einen Verdacht?" fragte Lelmbrecht erstaunt. , „ „. . „Schon damals," ächzte Georg schwer. „Wie? Und du nanntest den Schuldigen nicht?" Außer sich vor Erregung war Selmbrecht aufgesprun gen und hatte sich vor seinen Sohn gestellt. „Sollte ich meinen Freund verraten? fragte Georg Eer, „noch dazu, wo ich keine Beweise yatte? — — Ich wußte nichts weiter, als daß er leichtsinnig hohe Summen ausgab, die in keinem Verhältnis zu dem Ein kommen seines Vaters standen ich fragte mich ver- gebllch. wo er das Geld her hatte. Als damals der Diebstahl geschah, die Blendlaterne, der Nachschlüssel sich unter mnnen Sachen befanden, da kam mir zum ersten Male der Verdacht. Ich drängte ihn als meiner unwür dig zurück, und was ich nicht auszudenken wagte, wie hätte ich es rn Worte kleiden sollen? Erst deine Erzäh lung, Vater — — vor drei Jahren war es — — ließ den Verdacht von neuem aufkeimen. Ich beschloß danach, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Klarheit in die Sache zu bringen, ich wollte Grunow aufsuchen und ihn zur Rede stellen. Inges Verlobung mit ihm setzte mei nen Absichten ein Ziel. Ich konnte keinen Schritt gegen ihren Gatten mehr unternehmen, ich durfte seine Ehre nicht anzutasten wagen." .... „Er ließ es geschehen, daß die deine angetastet wurde," schalt Helmbrecht ein. „Allerdings " seufzte Georg auf. „Die Furcht vor Strafe und Entehrung, der Einfluß seiner Tante war stärker, als sein Charakter." „Dieses teufliche Weib, das ich in meinem Hause duldete, gegen dessen wahre Gesinnung ich so blind sein konnte! Georg, du hast sie nie leiden mögen!" „Nie, Vater!" „Aber du ahntest niemals, daß sie es war, die dich angeschuldigt und somit aus dem Vaterhause vertrieben hatte?" Georg schüttelte den Kopf. „Nein hätte ich es geahnt dann Vater, für den Freund hätte ich mich opfern können, für sie, deren Abneigung ich stets empfunden hatte, — — niemals. Unbarmherzig würde ich sie preisgegeben haben." „Und dennoch schwiegst du, nachdem meine Erzäh lung vor drei Jahren dich von ihrer Schuld überzeugt haben mußte, nachdem es dir klar geworden iem mußte, wer Blendlaterne und Nachschlüssel in deine Kommode ge legt hatte?" . „Ja, aber es war nicht Großmut, sondern Llughett; langsam aber sicher wollte ich die Verbrecher entlarven." „Bis Inges Verlobung dich auch daran hinderte. Georg, Georg, ich war nicht so besonnen, wie du! Nach dem ich das Bekenntnis Grunows gelesen hatte, kochte es in mir vor Zorn. Ich reiste nach Hamburg, wo sich seine Tante schon längere Zeit, armebllch bei einer Freun din aufhalten sollte, um sie der Mitschuld an ihres Stef- fen Verbrechen zu zeihen und sic der irdischen Gerech tigkeit auszuliefern. Sie war schlauer gewesen als ich und hatte sich noch rechtzeitig aus dem Staube gemacht." „Lassen wir sie, Vater, ihr Geschick wird sie ereilen, denn jede Schuld rächt sich auf Erden." Helmbrecht nickte wie gebrochen vor sich hin und schwieg eine Weile. Da griff Georg nach seiner Rechten: „Vater, laß alles vergessen kein, was hinter uns liegt fangen wir ein neues Leben an." „Ja, Georg, du hast recht. Aber eins mußt du mir noch beantworten: Wie konntest du es mit dem Verdacht gegen Grunow im Herzen zulassen, daß Inge seine Frau wurde?" Eine fahle Blässe bedeckte Georgs Stirn und Wangen. und aber Tausende von mittelstündischen Existenzen in die allergrößte Gefahr bringt, traten die Führer des Klein handels zusammen in der Erkenntnis, daß nur ge schlossene Einheitsfront aller den Kampf mit Erfolg aufnehmen kann, wenn es gilt, nicht nur die Existenz, sondern darüber hinaus dem gesamten Mittel stand die stärkste Stütze zu erhalten. Befreudete Verbände sollen zum Beitritt aufgefordert werden. Die Generalversammlung wurde auf den 12. August dieses Jahres festgesetzt. Als provisorischen Vorsitzenden wählte die Versammlung einstimmig den Landtags abgeordneten Hermann Aßmann, Dresden. Segen die Organisationsmüdigkei des Handwerks. Soeben ist der Tätigkeitsbericht des Landesausschufles des Sächsischen Handwerks für das Jahr 1928 erschienen. Zur Wirtschafts- und Geschäftslage heißt es darin u. a., oaß das Jahr 1928 sich durch eine ständig abflauende Konjunktur ausgezeichnet habe. Ganz besonders lag vas Grenzhandwerk danieder. Immerhin habe das Jahr 1928 für das Handwerk im ganzen noch einen im allge meinen gleichmäßigen Verlauf genommen, ohne daß die verborgenen Krisenmomente besonders in Erscheinung traten. Dagegen habe der Anfang des Jahres 1929 die vielen Schwächen und das Problematische der Wirtschafts lage deutlich enthüllt. Angesichts der Gesamtlage und des unerträglichen Druckes an Reparations st euern und S o z i a l l a st e n, die im Jahre 1928 einen Gesamt bettag von fast 24 Milliarden erreichten, machte sich die Stimmung des Handwerks in zahlreichen Notkundgebun gen geltend, die unter Führung des Landesausschusses in allen größeren Bezirken Sachsens stattfanden. Das Jahr 1929 wird, wenn es zu einem glücklichen Ende für das Handwerk geführt werden soll, der Anspannung aller Kräfte bedürfen. Deshalb sei die in vielen Kreisen be merkbare Organisaitonsmüdigkeit unverständ lich. Das sächsische Handwerk bedürfe zur Erfüllung seiner Aufgaben der Mitarbeit aller. Raubvogelschutz in Sachsen. Auch im laufenden Jahre beabsichtigt der Landes verein Sächsischer Heimatschutz, sich den Schutz der in ihrem Bestände bedrohten, das Landschaftsbild so reizvoll belebenden Raubvögel angelegen sein zu lassen, zu mal de. harte Winter auch bei diesen Vögeln Opfer forderte. Der Heimatschutz gewährt daher allen Forst- und Jagdschutzbeamten und Revierinhabern für hoch- gekommene Raubvogelbruten, einschließlich Eulen, ebenso für hochgebrachte Bruten von Storch, großer Rohrdommel, Blaurake Bücherprämien, An erkennungsschreiben und Geldbelohnungen. Diese werden nach Anmeldung der hochgebrachten Bruten (Angabe der Art und des Reviers erforderlich) nach Bestätigung durck den Nevicriuhabcr Ende August d. I ausgefolgt. Be merkt sei noch, daß die Meldungen im vorigen Jahre sich erfreulicherweise erheblich vermehrt haben (1927 — 4K, 1928 — 106 Meldungen). Anmeldungen sind zu richten an den Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Abteilung für Naturschutz. Kestner»»»» untt llsunvn ksufsn Lis vottsN- siskt Im I-Lineakau« Voigl, Sesiloüsttsks 27 Sonne und Mond. 18. Juli: S.-A. 4.0«, S.-U. 20.11, M.-A. 18.17, M.-U. 0.39. „Das war das Schlimmste, was ich schwelgend dul den mußte. Ich — — ick) glaubte. Inge liebte ihn — — sollte ich ihr den Geliebten verdächtigen, noch dazu, wo es mir an iegnchen Beweisen fehlte? — — Trotzdem unternahm ich in meiner Herzensangst etwas sehr Törichtes, dessen Erfolg ich hätte ooraussehen müssen." „Was war das?" „Ich beschwor sie zurückzutreten — — ihre Verlobung zu lösen." „Ah! Und was erwiderte sie darauf?" „Was ich erwartet hatte. Sie wandte sich mit Stolz und Verachtung von mir." „Hätte sie damals gewußt, daß du ihr Bruder bist, vielleicht hätte sie auf deinen Nat mehr gegeben." „ „Vielleicht," gab Georg langsam zurück, „doch sage Vater, wo ist die arme Inge sitzt? „Daheim. Das Vaterhaus soll chr eine Zuflucht bleiben für alle Zeiten, darin soll sn gesunden zu neuem, frischem Leben. Sie ist,a noch so iung." „Und hat schon so viel Leid erfahren müssen — arme, arme Schwester." „Wie wird sie sich freuen, in Mister Williams einen Bruder und Beschützer gefunden zu haben. Georg, sei ihr dieser Bruder und Beschützer." Ein unterdrückter Quallaut entrang sich seiner Brust. „Vater — — ich habe eine Bitte." „Welche mem Sohn? Sprich sie aus," erwiderte Hclmbrccht ganz betroffen über den seltsam schwankenden Ton in Georgs Stimme, wie über diesen unvermittelten Uebergang im Gespräch. „Sieh. Vater, du bist rüstig und kräftig, hast dein Augenlicht wieder, du kannst der Fabrik noch lange Jahre allein vorstchen Wir haben uns wiedergesehen und auch innerlich wiedergefunden, kein Schatten steht zwischen uns. — — Dieses beglückende Gefühl lebt in uns, aber vorläufig nicht wahr? du gibst mich noch für einige Jahre frei du läßt mich reisen " (Fortsetzung folgt.)