Volltext Seite (XML)
Nr. 169. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 23. Juli 1929, Seite 6. Erfolgen eines unglaublichen Aberglaubens auf der einen und eines raffinierten Betruges auf der anderen Seite er schien Thiemann Anfang dieses Monats bei den schon völlig ausgeraubten Leuten und forderte unter schwindelhaften Angaben 600 Reichsmark, um großes Unheil von dem Gehöft abzuwenden. Die Frau lieh sich das Geld und über gab es dem Gauner. In der Nacht zum 9. d. Mts. klopfte Thiemann die Familie Sch. aus dem Schlaf und schrie: „Euer ganzes Vieh ist verhext. Das muß ich zur Entzauberung mitnehmen. In drei Tagen bringe ich es zurück. Die Schweine muß ich natürlich auch haben." Auf sein Verlangen wurde ihm auch eine Bescheini gung darüber ausgestellt, daß ihm das Vieh ordnungsmäßig verkauft worden sei. Thiemann verlangte strengste Ver schwiegenheit und ließ sich von Sch. schwören, daß er von dem Geschehenen niemand auch nur ein Wort sage. Auch müsse er die Stalltür drei Tage verschlossen halten. Im Stalle kniete er mit dem Besitzer nieder und veranlaßte diesen unter allerlei Hokuspokus, Gebetsworte nachzusprechen. Dann trieb der große Schwindler das Vieh von dannen. Hierzu hatte er sich mehrere Männer mitgebracht. Das Vieh hat er im Kreise Bunzlau und im Kreise Goldberg-Hainau verkauft. Der geflüchtete Thiemann konnte inzwischen in Marienwerder verhaftet werden. Er ist bereits unter- wegs nach Bunzlau. Vor polnischen Richtern. Abgeordneter Otto Ulitz, Geschäftsführer des Deutschen Volksbundes in Ostober, schlesien, soll dieser Tage von einem polnischen Gericht ab. geurteilt werden, weil er auf Grund Plumper Fal sch u n g e n durch polnische Spitzel wissentliche Beihilfe zur Entziehung vom polnischen Militärdienst geleistet haben soll. Oer Gtaaisanwalischafisrai wi-ertegi den Verteidiger. Vor dem Ende des Stlnnesprozesses. Die Montagsitzung im A l t a n l e i he p r oze ß eröff- «ete Oberstaatsanwalt Sturm mit der Mitteilung, daß er die gestellten Strafanträge in vollem Umfange ausrecht erhalte. Dann nahm noch einmal Staatsan waltschaftsrat Qr. Berliner das Wort, um insbesondere die Art der Durchführung der Voruntersuchung gegen die An griffe des Rechtsanwalt Or. Alsberg zu verteidigen. Wenn auch hier und da Abweichungen gegen sonstige Methoden vor- «kommen seien, so habe sich doch alles in streng ge setzlichem Rahmen gehalten. Diele Autoritäten «ms juristischem Gebiete stünden eben auf einem anderen Standvunkt als Or. Alsberg, der seine Auffassung nicht als die allein seligmachende für sich in Anspruch nehmen dürfe. Staatsanwaltschaft und Untersuchungsrichter seien ohne jede Voreingenommenheit vorgegangen. Es sei allen Beteiligten lediglich darauf angekommen, die Wahrheit zu ermitteln. Der Staatsanwalt ging dann im einzelnen auf die Aus führungen des Angeklagten Stinnes ein und hielt seine Be hauptung aufrecht, daß Stinnes den bedenklichen Cha- ratter des Geschäfts sofort erkannt und das Gefühl einer unerlaubten Handlung gehabt habe. ^Im Laufe der Vor untersuchung und der Hauptverhandlung habe er nicht we niger als viermal mit den Angaben über den Zeitpunkt des Eintritts seiner Bösgläubigkeit gewechselt. Das könne man bestimmt nicht zu seinen Gunsten auslegen. Nörse and Handel. Amtliche sächsische Aotierungen vom 22. Zuli. Dresden. Die Geschäftslosigkeit drückte auf das Kurs niveau. Allerdings betrugen die meisten Abschwächungen nur etwa 1 Prozent. Bankaktien und Brauereien hielten im großen und ganzen ihren letzten Kursstand mir Ausnahme von Darmstädter, Dresdener und Jndustriebank, die 1 Prozent einbiißten. Maschinen- und Metallaktien konnten sich im all gemeinen halten. Görlitzer Waggon besserten sich um 2 Pro zent, Dresdener Schnellpressen um 1,5, Loschwitzer Karton nagen, Max Kohl und Eschebach um je 1 Prozent, Schubert u. Salzer waren um 5,5, Paasche» um 7,5 und Schönherr um 1 Prozent rückläufig gestimmt. Von den Elektrischen Werten veränderten sich nach oben Elektra um 1,5. nach unten Berg mann um 1 Prozent. In Nähmaschinen und Fahrradaktien waren Verluste zu verzeichnen. Fries u. Höpflinger lagen 8 Prozent unter ihrer letzten Notierung am 18. Juli. Ver hältnismäßig fest lagen Porzellanfabriken, Deutsche Ton lagen um 3,5 Prozent gebessert, Kahla um 2 Prozent. Leipzig. Die Montagsbörse war wieder sehr ruhig. Eine im Verlaufe des Geschäfts auftretende leichtere Besserung war nur von kurzer Dauer. In den Kursen waren im allgemeinen nur wenig Veränderungen zu beobachten. Polyphon gewannen 10 Prozent, Altenburger Landkraft 2 Prozent. Beträchtlich gedrückt waren Leipziger Spitzen um 5, Schubert und Salzer um 8, Kasseler Jute um 10 Prozent. Anleihen sehr still. Chemnitz. Die Börse war etwas freundlicher gestimmt. Besondere Nachfrage war nach Union Diehl, Pohl und Uhl mann. Auch der Freiverkehr war etwas lebhafter bei steigen der Tendenz. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 22.7. 22. 7. 22.7. 22. 7. Weizen Weiz.-Kl 13,6—14,0 13,4—13,t 77 Kilo 251—256 251—256 Rogg.-KI. 13.9—14,9 13,9—14,9 Roggen Kaiseraus 73 Kilo 199-204 211—216 zug nehl 48,0—49,5 45,0—46,5 Sommergsi — — Bäcker ¬ Futtergste 185-190 197—198 mundmehl 42,0—43,5 38,0—40,5 Hafer, inl 201—206 195-200 Weizen ¬ Raps, tr. — — nachmehl 17,0-18,0 17,0—48,5 Mais Fnland- Laplaia 230—232 222—224 iveizcnm. Cingu. 26,5—28,0 25,5—27,5 Type 70 N 37,5-38,5 36,5—37,5 Rotklee Trocken ¬ — — Roggen mehl 0 I schnitzel — 12,5-12,7 Type 60 H 33,0-34,0 34,0-35,( Zucker ¬ Rogaen- schnitzel — — mehl I Kartosfel- Type 70 H 31,5—32,5 32,5—33,5 flocken 19,6-20,0 19,6—19 8 Rogaen- Futtermehl 15,0—16,0 15,0-16,0 nachmehl 17,5—18,5 47 5—48,5 Leipziger Viehmarki. Austrieb: 642 Rinder, darunter 66 Ochsen, 253 Bullen, 266 Kühe, 55 Färsen, 313 Kälber, 893 Schafe, 1246 Schweine. Verlauf: bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen schlecht. Preise. Ochsen a) 56—62, b, 48—55; Bullen a) 53—56, b) 48—52, cs 44—47; Kühe a) 51 bis 54, bi 40—49, e) 30—39, d) 25—29; Färsen a) 55—60, b> 45 bis 54: Kälber ai —. bi 68—74. ei 62—67. di 55—61: Schale ai —, b) 68—74, c) 62—67, d) 55—61; Schafe a) —, b) 60-65 c) 50—58, d) 45—49, ei 40—44; Schweine ai 83—84, bi 84—86, c) 86—87, di 85—87, e> 83—84; Sauen 76—82. Chemnitzer Viehmarkt. Austrieb: 889 Rinder, darunter 94 Ochsen, 269 Bullen, 501 Kühe, 20 Färsen, 5 Fresser, 64k Kälber, 150 Schafe, 1797 Schweine. Verlauf: bei Rindern und Kälbern schlecht, bei Schweinen mitte! Preise. Ochsen a) —, b) 50—55; Bullen a> 53—57, bi 48—52. c) 40—46; Kühe ai 50—55, bi 44-48, ei 32-40, d) 22—30; Kälber ai —, bi 75 bis 78, c) 68—73, d) 60—65, e> 52—58; Schweine a) —, b> 90, c) 89—91, di 87—91, ei 85-89; Sauen 78—83. Berliner Börse v»n> Montag. Die Börse eröffnete im Zeichen kleinster Umsätze. Berliner Produktenbörse: Behauptet. Der Berliner Getreidemarkt war im Vergleich zu den schwachen Uebersecmärkten gehalten. Lediglich alterntiger Rog gen ist stärker angeboten und sehr schwer zu verkaufen. Brot getreide neuer Ernte ist sowohl in Weizen wie Roggen heute vor sichtiger offeriert. Deshalb lagen besonders die späteren Sichten des Zeitmarktes gut gehalten. Liverpool wirkte eher befestigend. Verschiedentlich hört man Klagen über den allzu niedrigen Wasserstand der Flüsse und damit zusammenhängender Flüß- frachtratenstcigerung. Hafer und Gerste hatten ruhigen Verkehr. Mehl wird im alten Roggenmehl stark offeriert. Der Absatz ist selbst zu ermäßigten Preisen höchst schleppend. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, etnschl Sack frei Berlin IM Hg 22. 7. 29 20. 7. 29 100 kg 22 7. 29 20. 7. 29 Weiz. Mehl 76 mark.') 254.0-254.0 253.0-255.0 Weizen 30.7-35.2 30.7 35.2 Juli 264.0-265.0 :66.0 Roggen 265 29 5 26.5 29.2 Cep!. 264 6-267.5 265 5- 265 0 WeizenNeke 12 7-43.0 42.7-43.0 Okt. 265.0-267.6 265.0 RoggenIIeie 12H 42.50 Rogg. Weizenkleie- mrk?) 188.0-190.0 191.0-194 0 melasse —— — Iull 209.0-210.0 214.0-212.0 Raps (1000 kg) 330.0-35.0 —— Sept. 247.0-219.0 219 0-218 0 Lemina! (do.) —— — Okt. «erste Brau Futt-, Indust. Wint. 248.5-220.0 219.5 218.0 Erbsen, Viktor a —— — Kl Speiseerblen 28.0-35 0 28.0-34.0 — — Futtererbsen Peluschken 24.0-23.9 26.0-29.0 21.0-23.0 25.0-26.5 480.0-490.0 182.0-190 0 Ackerbohnen Wicken 22.0-25. 28.0-32.0 24.0-29.0 27.0-30.0 Lupinen, blau 21.0 22.0 20.024.0 Hafer , gelb 2S.V 34.0 28.5 30.5 märt. 180.0-188 0 >81.0-191 i Seraüella. neue . Iull 195 0 ' 196.5 Rapskuchen 19.30 49.30 Sept. 205.0-205.2 206.0 Leinkuchen 23.2-23.7 23.2-23.7 Okt. 208.0 — Trocken!chnltzei 11.3-14.5 >4.3-11.5 MaiS Soua-Ertrakt. Berlin 231.0-2320 — Schrcu 20.2-20.8 20.0 20.6 Piaia — — Karioffelsiocke» — — Hektolitergewicht 74.50 kg '1 do. 69 kg. Preisnotierungcn für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission.) Die Preise verstehen sich in Pfg. je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Deutsche Eier: Trinkeier vollfr. gest. über 65 Gramm 14^0, 60 Gramm 13,50, 53 Gramm 42, 48 Gramm 11; frische Eier über 65 Gramm 13,50, 60 Gramin 12,50, 53 Gramm 11, 48 Gramm 10,50; aussorticrte kleine und Schmutzeier 10. Aus- s landseier: Dänen 18er 13,50—13,75, I7er 13—13,25, 15/4—16er 12,25; Holländer 68 Gramm 13H0, 60—62 Gramm 12^0; Ru- , mänen 11,50; Ungarn 11—11L0; Jugoslawen 11—41,50; Russen s große 14,50, normale Polen normale 10,SV; abweichende 10L0; kleine, Mittel- und Schmutzcier 9L0—10. Witterung: Sehr heiß. Tendenz: Flau. (Ohne Gewähr.) Die Kartoffelpreise sind nach dem Bericht der Lanüwirt- schaftskammer unverändert geblieben. Magdeburger Zuckernolierungcn. Gemahl. Melis bet ' prompter Lieferung innerhalb 10 Tagen 26,27,50, bei Lieferung , Juli 26,15, August 26,30, September 26,45. Tendenz: Ruhig. (Ohne Gewähr.) Mctallpreife in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): Elektroiptkupfer wircbars 170,75; Orig.-Hüttenaluminrum, 88 ^bis 99 Proz., in Blöcken 190; do. in Walz- oder Drahtbarren, 99 Proz. 194; Reinnickel, 98—99 Proz. 350; Antimon-Regulus 84—68; Feinsilber für 1 Kilogramm 73—74,75. (Ohne Gewähr.) Sonne und Mond. 24. Juli: S.-A. 4.08, S.-U. 20.03, M.-A. 21.44, M.-U. 6.28. DSmon Künstler. Roman von Magda Trott. Topyright bq Greiner 8e Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 1. Fortsetzung. „Bei einem großen Künstler nimmt mich das nicht wunder, Udo, auch ich bin stolz darauf, einen berühmten Schwager zu haben." Das Gespräch der beiden wurde durch das Hinzütreten einer älteren Dame unterbrochen. Frau Professor Lambert, eine sehr sympathische Erscheinung, war auf die Terrasse getreten und wandte sich an den Staatsanwalt. „Es tut mir wirklich leid, lieber Udo, daß ich wieder einmal stören muß, aber es sind für morgen und Sonn abend noch mancherlei Dinge zu besprechen — —" „Wir sind mit allem einverstanden, liebste Mama," ries Sigunde dazwischen. „Ihr könnt alles nach eurem Ermessen anordnen. Ich wollte soeben mit Udo ein wenig in den Garten gehen. Sieh doch, wie die Blütenpracht lockt, wie die goldenen Sonnenstrahlen winken, wir sollen kommen." Frau Professor Lambert lächelte: „Das ist wieder ganz und gar meine kleine Sigunde, die alles von der leichten Seite nimmt." „Daran ist einzig und allein der herrliche Mat schuld. Bin ich erst eine würdige Frau Staatsanwalt, so be kümmere ich mich natürlich auch um meinen Haushalt. Warte nur ab, was für eine treffliche Hausfrau ich werde." »Ich stehe selbstverständlich zu Ihrer Verfügung, liebe Mama." „Sie sprachen, daß Ihr Herr Bruder morgen vormittag seinen Besuch machen wird und am Polterabend teil- nimmt?" „So schrieb er mir. Er trifft erst heute mit dem Abend- äuge hier ein. Aus diesem Grunde kann ich den heutigen Abend leider nicht in Ihrem Hause verbringen." „Wie steht es denn mit Ihrem Urlaub, lieber Udo?" „Das klappt alles ganz vortrefflich, liebe Mania. Wir haben morgen noch den Prozeß Silling abznhalten, damit kommen wir aber zu Ende, und dann bin ich frei." „Es ist eigentlich recht bedrückend für Sie, lieber Udo, am Tage vor Ihrer Eheschließung noch das Todesurteil über einen Menschen auszujprechen." Die grauen Angen des Staatsanmalls wurden hart wte Stahl. Eine kleine Falte trat zwischen die Augen brauen und verlieh dem Gesicht etwas Eisernes. . „Wer Blut vergießt, des Blut soll wieder vergossen werden. — Im übrigen wird man den Mann nicht zum Tode verurteile», eine mehrjährige Zuchthausstrafe wird ihm diktiert werden." „Ach, sprecht doch heute nicht von so häßlichen Dingen," sagte Sigunde. „Ich will so etwas gar nicht hören." Der Staatsanwalt nahm die Hand seiner Braut und hielt sie zärtlich in der seinen fest. „Als meine Frau wirst du derartiges öfter auhören muffen." „Ich dürste dich morgen nicht vertreten, liebster Udo. Ich würde den armen Menschen, den man des Mordes angeklagt hat, ziehen lassen, den» in dein glücklichen Zu stande, in dem ich mich jetzt befinde, brächte ich es nicht fertig, einen Menschen abzuurteilen." „So würdest du den Mvrd an Berthold Bergmann ungerächt lassen, Sigunde?" „Ich denke, er sagte, er habe die Tat nicht begangen?" „Wir haben die Beweise in Händen, daß er der Täter ist," gab Staatsanwalt Rechenberg ernst zurück. „Ich werde dafür eintreten, daß die Strafe reichlich bemessen wird. Man muß bei derartigen verstockten 'Verbrechern ein Exempel statuieren. Hat doch dieser Silling bei sei ner letzten Vernehmung noch geäußert, daß als Täter ein anderer in Betracht käme. Einer, den er flüchtig ge sehen zu haben glaubte. Er machte eine ungenaue Be schreibung, um höchstwahrscheinlich den Verdacht aus einen Unschuldigen zu lenken. Mit solchen Männern aber habe ich kein Erbarmen. Ich hoffe, daß ich die Geschworenen überzeugen werde, daß hier Milde nicht am Platze ist." „Eigentlich ist es recht merkwürdig — du bist doch sonst ein so guter Mensch, aber in deinem Beruf fcheinst ou hart und unnachsichtig zu fein. Wie wird es denn werden, wenn ich mich einmal gegen die Gesetze des Hau ses auslehne?" In Sigimdes Augen stand ein schelmisches Lächeln. „Dazu wird es niemals kommen, meine Sigunde, denn Gesetze gibt es nach dieser Richtung hin nicht, nur Pflichten!" „Brrr — immer hast du es mit den Pflichten zu tun, Udo. Wenn du gar zu streng mit mir umgehst, suche ich bei deinem Bruder Schutz. Schwager Bernhard steht mir dann gewiß bei." Es war ein langer, forschender Blick, den der Staats- anwalt auf seiner Braut ruhen ließ. „Schutz vor mir?" sagte er, und seine Stimme klang finster. Sigunde lachte silberhell auf. „Tu mußt noch mancherlei lernen, Udo. Du verstehst gar keinen Spaß. Ich werde mit Schwager Bernhard ein Komplott schmieden. Wir werde» dich langsam uni formen und werden aus dir einen übermütigen und froh- jnmigen Menschen machen." „Sie hatten Wünsche an mich, liebe Mama?" „Mein Mann hat »och einiges mit Ihnen zu be sprechen, Udo. Er ist in seinem Zimmer und wartet aus Sie." „Komm aber bald wieder," ries Sigunde leicht schmollend. „Es wird nicht allzu lange dauern, mein Liebling, wenn es aber doch der Fall wäre, bedenke, in zwei Tage» haben wir uns fürs Leben." Er strich ihr nochmals liebkosend über das reiche Blond haar, machte seiner Schwiegermutter eine leichte Ver beugung und trat durch die hohe Tür ins Innere der Villa. Sigunde aber schwang sich übermütig lachend auf die gemauerte Brüstung, schlenkerte mit den Beinen nnd rief lachend: „Ich bin ja so glücklich, so namenlos glücklich, ich ldnnte die ganze Welt umarmen!" (Fortsetzung folgt )