Volltext Seite (XML)
ssulsuiherIayeblait Dienstag, den LS. In» 1»2S Ein Zeitungsflugzeug abgestürzt. Der Führer tot, der Bordwart schwer !' verletzt. Berlin. Lin Postflugzeug des Berliner Zcitungs- Verlages August Scherl, das die Abendblätter in die See bäder fortbringt, startete am Montag bald nach 3 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof. Nach kurzer Zeit erlitt das Flugzeug einen Kurbelwellenbruch, und der Propeller flog fort. Der Führer hatte noch die Geistesgegen wart, allen Benzin abzulassen, und versuchte, mit einer Kurve kn Sleitfluge den Flugplatz wieder zu erreichen. Kurz davor stellte sich das Flugzeug plötzlich auf den Kopf und stürzte auf den Bahndammnieder. Es riß einige Telegraphen- drähte mit sich und zerschellte an einem dort haltenden Güier- zng vollständig. Der Führer Loeb war auf der Stelle tot, während der Bordwart Sering schwere Verletzun- geudavontrug. Auch letzten Sonntag wieder zahlreiche Verkehrsunfalle. Jeden Sonntag hält der Tod reiche Ernte. Auf der Landstraße und im Gebirge, auf den Schienen und auf dem Meere lauert er seinen Opfern auf. So auch am letzten Wochenende. An einem Uebergang der Eisenbahnlinie Berlin — Dresden und der Straße Liebenwerda — Mühlberg wurde am Sonntag nachmittag von dem O-Zug 75, der von Chemnitz nach Berlin fährt und kurz vor vier Uhr nachmittags das Dorf Neuburxdorf passiert, der Kraftwagen eines Kaufmanns Zschiesche erfaßt und ein Stück mitgeschleift. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert und der Besitzer selbst getötet. Der Schienenwärter hatte an dem Uebergang auf Bitten eines Radfahrers die Schranken noch einmal ge- hoben, nachdem schon kurz vorher ein rangierender GUterzug die Strecke passiert hatte, trotzdem der fahrplanmäßige V-Zug noch nicht durchgefahren war. ÄUs der Löbauer Staatsstraße (Sachsen) stieß ein von Löbau kommender Motorradfahrer mit einem von Zittau nach Löbau fahrenden Kraftwagen zusammen. Der Führer des Motorrades war sofort tot, sein auf dem Sozius sitz befindlicher Schwager schwer verletzt. Die Schuld trifft offenbar den Motorradfahrer selbst. An der Nacht vom Sonntag zum Alontag fuhr kurz vor der Einfahrt in den Geraer Hauptbahnhof ein Personen zug auf eine Rangierlokomotive auf. Die ersten Wagen des Zuges und die Lokomotive wurden aus den Gleisen gehoben und schwer beschädigt. Nach den Feststellungen der Bahn arzte wurden 20 Reisende leicht und zwei schwer verletzt Fast zur selben Zeit stießen auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof zwei Personenzüge in der Richtung nach Neuß zusammen, Sechs Personen wurden leicht verletzt. Zwischen Gartz und Schwedt a. Oder fuhr ein mit Charlottenburgern besetztes Motorrad gegen ein Auto. Das Auto wurde in den Graben geschleudert, doch kamen die Jn- fagen mn vem vchreaen davon. Dagegen war der Führer des Motorrades sofort tot, der Mitfahrer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Auf der Chaussee Magdeburg — Z erb st fuhr ein Auto gegen einen Baum. Der Führer des Wagens, ein Schokoladenfabrikant aus Vellage M Nr. 1«» Magdeburg, der allein im Wagen saß, war auf der Stelle tot. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er einen Hitzschlag erlitten hat und dadurch die Führung verlor, da Augenzeugen beobachtet haben, daß das Auto vor dem Unfall plötzlich unsicher fuhr. Ein schweres Skraßenbahnunglück in Berlin. Berlin. Zu dem schweren Straßenbahnunglück, das sich in Berlin vor dem Freibad Grünau ereignete und das drei Tote und 20 Schwerverletzte forderte, wird weiter gemeldet: Der Zusammenstoß der beiden Straßenbahnzüge er folgte etwa 80 Meter von dem Haupteingang des Strand bades Grünau entfernt. Ein aus zwei Wagen bestehender stark besetzter Straßenbahnzug der Linie 86 kam von Schmöck witz heran, der sich ein gutes Stück von der Freibadhaltestelle entfernt in ziemlich schneller Fahrt befand. Aus entgegenge setzter Richtung näherte sich ein anderer, nicht so stark besetzter Zug der Linie 86L, der zuerst auf dem Parallelgleis fuhr. Als sich die beiden Straßenbahnen auf wenige Meter ge nähert hatten, bog der Wagen der Linie 86L plötzlich Uber die Weiche auf das Nachbargleis ein, und im nächsten Augenblick erfolgte der Zusammenstoß. Aus dem Innern der drei Wagen, besonders aber aus der von Schmöckwitz kommenden Straßenbahn, drangen laute Hilferufe und das Stöhnen der Verletzten. Die Ursache des Unglücks ist zweifellos in falscher Weichen st ellung zu suchen. Großfeuer in einer Lederfabrik. Hamburg. Durch ein Großfeuer wurden bei derBuxte- huder Lederfabrik A.-G. in Buxtehude vier große Lagerschuppen in einer Front von 250 Meter Länge und 150 Meter Breite bis auf die Grundmauern eingeäschert. Tüs Feuer ist wayücheinnch infolge Kurzschlusses in einem Trockenraum der Fabrik zum Ausbruch gekommen. Der angerichtete Gebäude- und Sachschaden ist beträchtlich, jedoch durch Versicherung voll gedeckt. Schiffskatastrophe in Indien. London. Wie aus Lahore gemeldet wird, hat sich mf dem Lhenab-Fluß in der Nähe des Ortes Ghaniot rin furchtbares Schisfsunglück ereignet. Ein Schiff mit über Dämon KUnftler. ' Genialität ist nicht immer auch mit höchster Moral verbunden. Ha, die Geschichte kennt Fülle, in denen sich mit einer genialen Künstlerschaft geradezu die Hemmungs losigkeit des Verbrechers gepaart zeigte. Unser neuer Roman „Dämon Künstler" von Magda Trott offen bart dem Leser verblüffende Zusammenhänge in dem Leben eines weltberühmten Geigenvirtuosen, in dessen Seele Genialität und Dämonie eng verschwistert wohnen. Man wird Zeuge, wie der gleiche Mann, dec letzt bet einem kunstbegeisterten Publikum schrankenlose Triumphe einheimst, ohne ledes Zaudern Menschenleben vernichtet. Auch das Glück eines Franenherzens spielt für ihn keine Nolle. . . Der Noman „Dämon Künstler" wird durch feine spannenden Geschehnisse, wie wir hassen, bei un seren Lesern regsten Anklang finden. 81. Jahrgang Mildert Personen an Bord geriet plötzlich in einen Wirbel sturm und kenterte. Von den Passagieren konnten nur 45 gerettet werden, während 65 den Tod in den Wellen fanden. Von der Mähmaschine zerquetscht. Der Sohn eines Häuslers aus Krakwitz (Rügen) gab beim Arbeiten mit dem Grasmäher dem zwölfjährigen Sohn des Arbeiters Sponholz den Auftrag, die Pferde von der Seite anzu treiben. Die Folge war, daß die Pferde aussprangen und der Junge zwischen die Messer der Maschine geriet. Ihm wurde das rechte Bein oberhalb des Knöchels fast durch schnitten, und am linken Fuß wurde die Hacke zerschnitten. Oer Hexenmeister von Obergroßharimannsdors. Breslau. Im Februar 1929 erschien bei dem Stellen besitzer Sch. in O b e r g r o ß h a r t m a n n s d or f bei Bres lau der seit einiger Zeit in Bunzlau angemeldete Thiemann und bettelte um eine Gabe. Plötzlich sagte er zu dem Ehe- paar, es würde in allernächster Zeit viel Unglück im Viehstall haben. Er könne dies aber verhindern. Er begab sich mit den Leuten in den Stall, machte dort aller hand Armbewegungen und meinte dann: Nun ist die Sache gut. Hierfür verlangte er 10 Reichsmark, die ihm über geben wurden. Etwa sechs Wochen vor Pfingsten kam Thie mann wieder in das Gehöft und sagte zu der allein anwesen den Frau: Ihr Mann wird sterben. Er ist, ohne es zu wissen, sehr krank. Er ließ sich einen Kalender geben, blätterte in ihm mit ernster Miene herum, rechnete in tiefe Gedanken versunken den Tag des Todes aus und meinte, daß er in die Pfingstwoche fiele. Er könne aber durch eine ihm verliehene Kraft den Tod verhindern. Das könne er aber nur tun, wenn sie ihm die 800Reichsmark übergebe, die sie in der Sparkasse des Raiffeisenvereins liegen habe. Die Frau wurde von großer Angst befallen, hob die 800 Reichsmark Guthaben ab und übergab den Be trag dem „Zauberer" Thiemann. Kurze Zeit darauf erhielt der Sohn der Eheleute einen Brief von Thiemann, er solle möglichst bald mit seiner Mutter zu ihm nach Bunzlau kam- men, es handle sich um eine sehr wichtige Angelegenheit. Der Aufforderung wurde alsbald entsprochen, doch kam es in Bunzlau zu keiner rechten Aussprache, und er erklärte, es sei besser, wenn er mit nach Obergroßhartmannsdorf komme. Unterwegs sagte er zu dem Sohne: Sie müssen auch bald sterben. Das kann ich aber verhindern. Dazu muß ich indes viel Geld haben. Mutter und Sohn gerieten in große Angst, und Thiemann erhielt für die Verhinderung des Todes die Summe von 2000 Reichsmark ansgezahlt. Damit begnügte sich indes der infame Betrüger nicht. Einige Zeit später erschien er wieder in dem Gehöft, sah in den Stall und erklärte, ein Kalb sei schwer krank. Er redete aus die Leute so lange ein, bis sie ihm das angeblich kranke Tier Übergaben. Bald stellte er sich wieder ein, und unter aller- Hand schwindelhaften Angaben nahm er der Frau weitere 750 Reichsmark ab und führte eine angeblich schwerkranke Kuh aus dem Stall, die ihm überlassen wurde. Nack diesen DSmou Küustler. Roman von Magda Trott. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 1. Kapitel. Im Sonnenglast lag das schmucke Landhäuschen des Professors Dr. Lambert. Auf der Terrasse tanzten die Strahlen der Mittagssonne, lugten in die blitzenden Fenster hinein, hüpften weiter und immer weiter, strichen über den wohlgepflegten Garten hin und spiegelten sich endlich in dem kleinen Teich wider, der inmitten prächtiger Anlagen schimmerte. Blühen und Duften überall! Veilchenbeete, die von Krokus und Hyazinthen eingesäumt wurden und einen farbenprächtigen Strauß zu bilden schienen, und dann die Schneepracht der Bäume! Maienzauber! < Und dazu der Sonnentag. Es schien, als herrsche auf diesem Stückchen Erde eitel Luft und Freude. Jetzt ein klingendes Lachen. Auf die Terrasse traten zwei Menschenkinder, die sich umschlungen hielten. Es war, als ob ein leises Rauschen durch die prangenden Bäume ginge, als ob sie ihre Aeste besonders streckten, um diese beiden glücklichen Menschenkinder genauer zu sehen, die in wenigen Tagen für immer vereint werden sollten. „Jst's nicht, Udo, als habe sich in diesem Jahre die Natur besonders prächtig geschmückt, ist's nicht wie eine gute Borbedeutung für unser künftiges Leben, daß wir überall Licht und Sonne sehen?" .. Das Mädchen, das diese Worte gesprochen hatte, hob schönen blauen Augen zu dem stattlichen Manne empor. legte den Arm noch ein wenig fester um die Schultern Spundes und schaute strahlend auf sie nieder. An wenigen Tagen bist du ganz mein." lachte ihn glückselig an. " .^"enwunder über Maienwunder, Udo. — Weißt du, was ich möchte? Mein Brautkleid schon heute anziehen. Dann möchte ich durch den Garten laufen, an jedem Baume rütteln und schütteln, daß die Blüten auf mich hernieder regnen." „Warum das, Sigunde?" „Ach, Udo — ich weiß es selbst nicht. Aber in mir ist so viel jauchzende Freude! Heute ist Donnerstag, noch zwei Tage!" „Jawohl, meine Sigunde — noch zwei Tage! — Am Sonnabend führe ich dich aus dem Elternhause fort. Ein neues Leben beginnt dann für dich. Vielleicht ein ernsteres Leben, Sigunde. Pflichten treten von nun an dich heran! Mir ist es manchmal, als dürfe ich dir diese neue Pflichten nicht auferlegen. Du selbst bist wie der lachende Lenz: deine Eltern hielten jede Sorge, jeden Kummer von dir fern. Ich kann es mir kaum denken, daß in den Blauaugen jemals eine Träne des Leides trat. Und nun " Udo — du willst doch nicht etwa sagen, daß die Ehe Tranen mit sich bringt?" Pflichten, liebe Sigunde, mitunter schwere Pflichten." . L>ie hielt ihm lachend den Mund zu. „Sprich nicht immer von Pflichten, Udo. Wir haben unsere Liebe, wir sind glücklich und so brauchen wir nichts weiter. Ihr Männer, die ihr immer im Beruf steht, könnt das lachende Leben gar nicht harmlos und glücklich genießen wie wir. Laß mich mit den Pflichten heute in Ruhe. Puh — wie kann man von solch ernsten Dingen reden, wenn alles um uns her Lust und -Freude ist!" Staatsanwalt Udo Rechenberg strich mit einer weichen Bewegung über das blonde Haar seiner Braut. Wie liebte er dieses holdselige Geschöpf, dessen Lachen sich vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft an in sein Herz geschmeichelt hatte. In diesen blauen Augen stand Lebensfreude und Lebenslust. Aus dieser Hellen Stimme klang unverfälschte Jungmädchenfreude. Freilich, Sigunde Lambert war im Hause der Eltern von allen Stürmen des Lebens be wahrt geblieben. Er hatte lange gezögert, ehe er es gewagt hatte, um Liese kleine Elfe zu werben. Er hatte das Empfinden, daß sie, obwohl er sah, daß sie lebhaftes Interesse für ihn an den Tag legte, doch nicht zu ihm paßte. Er war von jeher eine ernste, grüblerische Natur gewesen mit einem starken melancholischen Einschläge. Sein Beruf, mit dem er e- überaus ernst nahm, hatte ihn vielleicht noch stiller ge macht, hatte in ihm eine peinliche Gewissenhaftigkeit ent wickelt und hatte ihn schließlich dahin gebracht, daß er jeden Menschen, den er kennenlernte, seelisch analysierte. Das trug aber nicht dazu bei, aus ihm einen frohen Gesellschafter zu machen. Im Gegenteil, Staatsanwalt Rechenberg hatte sich mehr und mehr aus seinem alten Bekanntenkreise zurückgezogen und war ein einsamer Mann geworden. Da war Sigunde Lambert in seinen Gesichtskreis ge treten, und das Helle Leuchten ihres Auges, das silberhelle Lachen ihres Mundes hatten Saiten in ihm nen erklingen lassen, die er langst gesprungen glaubte. S^sslmde Lambert hatte an dem ernsten Manne Interesse gefunden, und als sie merkte, daß er um sie warb, s'b bin Gefühl des Stolzes. Was schadete es, daß Udo Rechenberg fünfzehn Jahre älter war als sie. Sie uebte sein ernstes männliches Auftreten, seine hohe breit» Ichultrige Gestalt imponierte ihr. Sie hatte das Gefühl, als ginge sie an seiner Seite einer sorgenlosen, sicheren Zu kunft entgegen, und so war sie, ohne lange zu überlegen, die Braut des Staatsanwalts geworden. Nun war für den kommenden Sonnabend die Hochzeit angesetzt, zu der die Einladungen längst ergangen waren. Man erwartete heute noch den Bruder des Staatsanwalts, den bekannten Violinvirtuosen Bernhard Rechenberg, der sich durch seine große Kunst einen bedeutenden Namen ge schaffen hatte. „Ob ich deinem Bruder auch gefallen werde?" fragte Sigunde plötzlich unvermittelt. „Wem solltest du nicht gefallen, Sigunde?" „Ich bin furchtbar neugierig auf ihn, Udo. Dem Bilde nach muß er eine interessante Persönlichkeit sein." „Man sagt, er sei ein schöner Mann." Sigunde lachte. „Dann hat er bei den Friu.'u ge wonnenes Spiel." „Ja — er ist sehr umschwärmt." „Hat er das gern?" „Gewiß, es schmeichelt ihm, so viele Freundinnen und Verehrerinnen zu haben." m . .. ..