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Bank» Konten: Pulsnitzer Bank, PulSnitz und VtUTT Commerz» und Prtvat-Bank, Zweigstelle PulSnitz pulsMer Tageblatt I« Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Stiftung der Betriebe; der Z'i^ung oder der BefürderungSeinrichtungen, hat der Bezieh» keinen Ani - uch auf Lieferung od» Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung de« Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 SM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 SM freibleibend Anzeigen.Grundzahlen in Äh/: Die 41 mm breiteLeile (Mosse'S Zeilenmefler 14) 1 mm Höhe 10 in der AmtShauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 <S^; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50«/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. BIS r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Vas Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stpdtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderüte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de- PulSnitz» AmtsgecichtsbezirkS: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederltchtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DtttmannSdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S L. Fvifi « , 4 Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n PulSnitz Nummer 144 Montag, de« 24. Juni 1829 81. Jahrgang - Johannestag -i- 24. Juni Wenn wir es niemals inne werden, Wir fühlen's am Johannistag, Daß unsre Heimat nicht auf Erden Und uns der Tod nicht trennen mag. Wenn in der Sommerlebensfülle Des Todes Schatten uns umwehn, Muß uns aus unsrer Gräber Sülle Des Alls Ureinheit jäh ersteh'n. Was ist der Tod? Was ist Vergehen? Wo endet unsres Wesens Lauf? Wenn heut' wir an den Grüften stehen, Blüh'n Rosen aus den Gräbern auf! Es loht der Mohn, die Nelken flammen, Licht, Duft und Glanz ist rings erblüht Und alle Schönheit klingt zusammen Zu einem großen Lebenslied. Und wenn die heil'ge Friedensstätte Der ew'gen Ruhe widerhallt Vom Klang des Lebenslieds — wo hätte Die Todesfurcht dann ihren Halt! Wenn aus der Gräber dunklem Schoße Das Leben sprüht mit sel'ger Macht — Wie kam' uns dann der wesenlose Irrglaube an des Todes Nacht? Johannestag ist allen Herzen Ein heil'ger Tröster, groß und lind, Weil er uns lehrt in unsren Schmerzen, Daß Tod und Leben Einheit sind, Doß unsre Toten weiterleben Und um uns sind zu j-der Frist, Daß unser Sein nur Aufwürtsstreben Zu ihrer lichten Höhe ist! Felix Lw Göckeritz. Johannestag Heute ist Johannestag; er hat für uns eine dreisache Bedeutung. Der 24. Juni ist der Geburtstag Johannes des Täufers. Der christliche Kalender trägt an diesem Tage seinen Namen. Es ist der Tag der Sommersonnenwende und unser Sommertotengedächtntstag. — Im Evang. Joh. 3, 30 lesen wir daS Wort: Er mutz wachsen, ich aber mutz abnehmen! Eine Hindeutung auf Christus, der über dem Täufer Johannes stand und nun, nachdem der Vorbereitungs- und Vorläuferdienst zu E^de war, selbst hervortrat und immer größer werden würde. - Man feie» an diesem Tage die Sommersonnenwende; der längste Tag und die kürzeste Nacht, der Tag, an dem die Sonne den Wendekreis des Krebses wieder verläßt, um sich dem Aequator zu» zuwenden. Mit diesem Tage ist Volks» und Aberglaube verbunden. Am Abend — oder schon am Abend zuvor — leuchten große Feuer auf den Höhen. Was soll dies bedeuten? Man will die bösen Geister oder Dämonen von den Feldern vertreiben. Soweit der Schein der Feuer reicht, müßen alle bösen Geister, die Unheil bringen könnten, flüchten. Heute sind die Johannesfeuer mehr Volkssitte oder »belusttgung geworden, man denkt kaum noch über die frühere Bedeutung nach. Man schürt die Flammen und springt darüber hinweg — eine Sommerfreude der Jugend und Schuljugend! — Und endlich das Letzte: Das Totenge dächtnis! — In der schönsten Zeit des Jahres, der Zeit der Blumen Blüten, schmückt man auf den Gottesäckern die Gräber seiner Lieben. Manches schon still gewordene Leid wird wieder mächtig, manche Träne fließt aufs neue im Gedanken an die Lieben, die von uns gingen. Aber eins bleibt: Es ist keine hoffnungslose Trauer. Wir kennen das Dichter wort aus der Glocke: Noch köstlicheren Samen b rgen wir trauernd in der Erde Schoß, und hoffen, daß er aus den Särgen erblühen wird zu schönerem Los. Und wir kennen noch mehr, nämlich die Worte unsers Heilands: Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben! Die Worte des Seher« von Patmos klingen erhaben hin über all« Stätten der friedlich Ruhenden: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an; ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen noch! Or. Artliche mil WWt iWltgenyeilen — iFür Herabsetzung der Steuerlasten.) Wie aus Dresden gemeldet wird, hat die Volkspartei im Landtag beantragt, die Regierung möge in Berlin darauf hinwirken, daß eine etwaige Minderung der Reparationslasten in erster Linie zur Herabsetzung der Steuerlasten benutzt wird. — jArbeit nehmerzählung in Sachsen.) Wie aus Dresden gemeldet wird, soll die diesjährige Arbeitneh- Außenpolitische Debatte im Reichstag Ernstere Erkrankung des Neichsautzenministers Das Getreidemonopol entgültig gefallen — Entschließung der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner zum Pariser Sachver ständigenergebnis — Die Kundgebung des Frauenausschusses zur Bekämpfung der Schuldlüge Berlin. Bereits am Sonnabend sollte im Deutschen Reichstag nach einer Vereinbarung unter den Regierungs parteien Reichsaußenminister Dr. Stresemann vor den Reichsboten seine große außenpolitische Rede über die Er gebnisse in Madrid und Paris halten. Diese Rede kann Dr. Stresemann erst in der Reichstagssitzung halten, die die parlamentarischen Verhandlungen diese Woche eröffnen wird. Ueber die Krankheit Dr. Stresemanns wird mitgeteilt, daß er an schmerzhaften Arterienkrämpfen in den Beinen leidet und daß sich sein Allgemeinbefinden verschlimmert habe. Die Erkrankung Dr. Stresemanns in eine Folge der Anstrengungen während der Madrider Tagung, der Bahn fahrten und der sich anschließenden Besprechungen. Auf ärztliche Anordnung hin mußte der Minister das Bett hüten; die Aerzte hofften jedoch auf baldige Besserung. Trotz der Erkrankung des Reichsaußenmimsters beschloß der Aeltestenrat des Reichstages, schon am Sonnabend in die außenpolitische Debatte einzutreten und diese in dieser Woche im Reichstag fortzusetzen. In der Sopnabendsitzung kamen zunächst die drei Berichterstatter über die Etats des Auswärtigen Amtes, des Ministeriums für die besetzten Gebiete und der Kriegslasten zu Wort. Dann gab Reichsfinanzminister Or. m«ä. Hilferding die not wendigen Erläuterungen zu der vorgesehenen Reparations regelung ab. Falls vr. Stresemann auch in dieser Woche infolge seiner Erkrankung nicht reden kann, so wäre mit einer zweiten Rede des Reichsfinanzministers zu rechnen. Außer dem Außenminister ist auch der Reichskanzler noch erkrankt. Man hoffte, daß der Reichskanzler, der seit mehreren Tagen wieder wegen der Leber- und Gallen erkrankung das Bett hüten muß, am Sonnabend im Reichs tag erscheinen könnte. Dies war ihm jedoch unmöglich. Deutsche Lebensfragen vor den Aeichsboten. Deutscher Reichstag. 9 3. Sitzung des Reichstages, Sonnabend, den 22. Juni. Reichstagspräsident Löbe eröffnete die Plenarsitzung, auf deren Tagesordnung die Etats des Auswärtigen Amtes, der Kriegslasten und des Ministeriums für die besetzten Gebiete stan den, pünktlich. Am Regierungstisch hatten Reichsfinanzminister vr. Hilferding und die Minister vr. Wirth und Wissell Platz genommen. Als erster erhob sich der Berichterstatter zum Etat des Aus wärtigen Amtes Or. Hoetzsch und sprach von den notwendigen Kürzungen, die bedauerlicherweise auch die Kulturzwecke getroffen hätten, von der Sorge um das A uKlandsdeutschtum. Der Haushaltsausschuß habe eingehend die Bezüge der Beamten, besonders auch im Ausland, geprüft. Es seien Ersparnisse von 1^ Millionen Mark durchgeführt worden, die in der Hauptsache an den Bezügen der älteren höheren Beamten, also der Bot schafter, Gesandten und Generalkonsulen vorgenommen seien. vr. Köhler (Zentr.), der den Bericht für den Etat der besetzten Gebiete erstattete, empfahl die Annahme einer Ausschuß- entschließung, der Reichssparkommissar möge beauftragt werden, bis zur dritten Lesung des Etats für 1929 dem Reichstag ein Gutachten darüber vorzulegon, ob und wo weitere Ersparnisse in allen Etats bei den sachlichen Ausgaben möglich seien. — Dann nahm Finanzminister Hilferding das Wort. Er nrachte einige Bemerkungen über den Kriegslasten-Haus- halt, der auch die Reparationszahlungen umfaßt, soweit sie aus dem Etat zu leisten sind. »Will man", so äußerte er sich, „ein vollständiges Bild Wer diese Gesamtlasten geben, so muß man zu den im Kriegslastenhaushalt enthaltenen Ausgaben alle son stigen Leistungen des Reiches einschließlich der von Reichsbahn und Reichspost hinzunehmen, die im weiteren Sinne unmittel bare Kriegslasten darstellen. Hierher gehören z. B. auch die Auf wendungen, die Deutschland für seine Kriegsbeschädigten und für die sonstigen Kriegssolgen auszubringen hat. Nimmt man all dies zusammen, so ergibt sich, daß di« deutsche Volkswirtschaft für das Rechnungsjahr 1929 nicht weniger als 4-L Milliarden Mark an Kriegslasten zu tragen hat. Von dieser Summe entfallen 2ch Milliarden auf die äußeren Kriegslasten, die sogenannten Reparationen, 1-« Mil liarden auf die inneren Kriegslasten und über 300 Millionen bil den, abgesehen von den Pensionslasten, die sogenannten politischen Lasten der Deutschen Reichsbahngesellschaft im engeren Sinne, wie Besatzungszulagen und vermehrte Pensionszahlungen. Den Reichshaushalt treffen davon unmittelbar 3,3 Milliarden Mark. Die Kriegslasten bedeuten 55 Prozent des gesamten Zuschußbe darfs. Nicht berücksichtigt sind hierbei alle mittelbaren Kriegs lasten, die sich insbesondere in den gesteigerten Ausgaben für sozial« Zwecke ausdrücken. Die Erhöhung der Reparationslasten habe nach dem Eintritt des sogenannten Normaljahres des Da wesplanes, so fuhr der Minister fort, zu dem Schwie rigkeiten im Laufe des Jahres geführt. Diese Last zu senken, bilde neben der völligen Wiederherstellung der deutschen Souveränität die Hauptaufgabe unserer Reparationspolitik. Die Reparationspolitik stehe vor der Lösung der Probleme, di« sich aus den Pariser Verhandlungen und dem Gutachten der Sachverständigen ergeben hätten. Die Reichsregierung sei bereit, den von den Sach verständigen unterzeichneten Plan als Grundlage für die Konferenz der Regierungen anzunehmen; im notwendigen Zusammenhang hiermit sei gleichzeitig die Ge samtliquidierung der noch schwebenden Fragen aus dem Weltkriege herbeizuführen. Ueber Ein- zolheiten des Planes zu sprechen, verbiete die Tatsache, daß wir vor der politischen Konferenz stünden. Deshalb erscheine der Reichsregierung noch Zurückhaltung in der Würdigung des Gut- achtens der Sachverständigen geboten. Die Regierung werde diese Zurückhaltung üben und erbitte sie auch von den Parteien des Hauses. In der nunmehr beginnenden Aussprache wies Abg. Böckler (Soz.) auf das Sehnen des Balkes nach der Befreiung der besetzten Gebiete hin. Auch die Rückführung des Saargebiets ins Mutterland muffe energisch ge fordert werden. Das geschloffene südwestdeutsche Wirtschafts gebiet müsse wieder erstehen. —' Abg. Hofmann. Ludwigshafen (Zentr.) bedauerte die Ab striche am Etat für die besetzten Gebiete, die auf Kosten der Kul turpfleg« erfolgt seien. Die Entscheidung der Sa Urbevölkerung stehe fest. 99 Prozent der Bevölkerung betone die Zugehörigkeit zu Deutsch land. Der Redner verlangte Auskunft über die Richtlinien für das vorbereitete Westprogramm. Ueber das Jähr 1S35 hinaus dürfe unter keinen Umständen irgendeine ausländische Kontrolle zuge lassen werden, auch weun sie den schönen Namen Aus gleichs- und Verföhnungskommifsion führe. Lieber würde das Rheinland die Besetzung bis 1S35 er tragen. Abg. U'lrich (Soz.) wies darauf hin, daß Hessen am meisten unter der Besatzung zu leiden habe. vr. Bayersdörffer (Bayer. Vp.) sprach dem Minister das Vertrauen seiner Partei aus. Wir stünden vor dem „nicht befriedigenden Ergebnis der Pariser Verhandlungen" und vor einer Finanznot, die wirksame Hilfsmaßnahmen erschwere. Dann nahm der Reichsminister für die besetzten Gebiete Dr. Wirth das Wort. Er bestritt das Bestehen von Kompetenzstreitigkeiten zwischen seinem und dem Außenministerium. Er vermied, was allgemein auffiel, die Berührung jedes politischen Moments in seiner Rede, sondern beschäftigte sich nur mit dem Drenzland- programm. Im Vordergrund stünden di« Verbesserungen des Verkehrs, der Neubau von Rheinbrücken, der Bau von Eisenbahnen, zur Erschließung der Westcifel und des nördlichen Saargrenzgürtels, stünden die Straßenprojekte, die infolge der Abtretung von Eupen und Malmedy und der Aushebung der Zollunion mit Luxemburg notwendig geworden seien. Das Hilfsprogramm werde auf einen längeren Zeitraum abgestellt werden müssen. Damit wurde die Aussprache über den Haushalt für di« be setzten Gebiete abgeschlossen. Das Haus vertagte sich auf Montag, 10 Uhr, zur Beratung des Haushalts des Auswärtigen Amts.