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Nr. 133. Pulsnitzer Taaeblatt. — Dienstag, den 11. Juni 192A Seite 3. -x Bis zum 6V. Lebensjahre wirst du Sklave seinl Schweres Motorradunglück. Ein Toter,ein Schwerverletzter. In Leipzig lief an der Kreuzung der Jahann- Georg- mit der Hallischen Straße ein Motorrad, dessen Führer offenbar wegen zu schnellen Fahrens die Herr schaft über das Steuer verloren hatte, von der Straße über den Bürgersteig gegen ein Haus. Die Maschine wurde schwer beschädigt, der Führer wurde schwer verletzt nach dem Krankenhausc verbracht, wo er jetzt noch besinnungs los liegt, und der Beifahrer ist auf dem Transport zum Krankenhausc gestorben. Ägypten am Sonntag zum erstenmal deutschen Boden. Der Singener Bahnhof trug reichen Flaggenschmuck in ägyptischen Farben und in den Farben des Reiches. Reichsminister a. D. vr. Rosen hielt eine Ansprache an den König, in der er u. a. aussührte: „Ich bin beauftragt, den Herrscher eines Landes willkommen zu heißen, welches mit Recht einen be sonderen Platz unter den Ländern der Erde beansprucht und dessen ruhmreiche Geschichte bis zur Morgenröte einer Kultur zurückreicht, eines Landes, dessen Vergangenheit und Gegen wart den Gegenstand der Studien von Gelehrten der ganzen Welt bildet, unter ihnen einer beträchtlichen Anzahl deutscher Forscher. Der Wunsch des deutschen Volkes, vertreten durch den Reichspräsidenten und die Reichsregierung, geht dahin, daß Ew. Majestät während Ihres Aufenthaltes in Deutsch land neben der herzlichen Ausnahme, die Ew. Majestät be reitet wird, auch Gelegenheit finden möge, die Studien zu vollenden, welche Ew. Majestät im Interesse des Gedeihens und des Wohlergehens des ägyptischen Volkes verfolgen will/' König Fuad erwiderte ebenfalls in herzlichen Worten und betonte die guten und herzlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten. Der König unterstrich wiederholt seine große Freude, Deutschland besuchen zu können. Nachmittags um 3)4 Uhr begab sich König Fuad mit Ge folge zu einem offiziellen Besuch in das Reichspräsidenten palais, und von da zurück zum Palais Prinz Albrecht. Abends um 8 Uhr begab sich der König wieder zum Reichs präsidenten zum Diner. Um 10)4 Uhr fand ein großer Zapfenstreich vor dem Palais des Reichspräsidenten statt. König Fuads Ankunft in Berlin. Am Montag vormittag 10 Uhr traf König Fuad I. von Aegyp ten, von seinem Gefolge beglei tet, in Berlin im Sonderzu . ein. Als erster begrüßte der Reichspräsident von Hinden burg den König. Unter Hoch- rufen verließ der König in Be gleitung des Reichspräsidenten den Bahnhof, nachdem sich das gesamte Reichskabinett dem hohen Gast hatte vorstellen lm- sen. Nur der in Madrid wei lende Außenminster fehlte. Berlin. König Fuad l. von Ägypten traf am Man- tag vormittag 10 Uhr im Sonderzuge in Begleitung des Reichsministers a. D. vr. R o s e n, des deutschen Gesandten in Kairo, von Stohrer, sowie seines Ehrendienstes und seines Gefolges auf dem mit den ägyptischen und deutschen Reichsfarbcn festlich geschmückten Lehrter Bahnhof ein. Kurz vorher hatte sich der Reichspräsident in Begleitung des Staatssekretärs vr. Meißner und seines persönlichen Adjutanten, Oberstleutnants von Hindenburg, aus dem Bahn hofe eingefunden, wobei die vor dem Bahnhof aufgestellte Militärkapelle das Deutschlandlied spielte, während die Ehrenkompagnie präsentierte. Als erster entstieg dem Zuge der ägyptische König, der sogleich vom Reichspräsidenten be grüßt'wurde. Nach der Vorstellung des königlichen Gefolges begrüßte König Fuad die Mitglieder der ägyptischen Gesandt schaft und begab sich sodann zum Ausgange des Bahnhofes, wo die Vertreter der Reichs- und Staatsregierung und der anderen Behörden Aufstellung genommen hatten, die dem König vom Reichspräsidenten und vom Reichskanzler einzeln vorgestellt wurden. Nach dem Verlassen des Bahnhofes wurde der König von den Mitgliedern der Berliner ägypti schen Kolonie begrüßt, worauf er mit dem Reichspräsidenten die Front der Ehrenkompagnie abschritt, während die Musik die ägyptische Königshymne spielte und eine Batterie der Reichswehr 21 Salutschüsse abfeuerte. Hierauf bestieg der König mit dem Reichspräsidenten den bereitgestellten Wagen und fuhr, von Kavallerie eskortiert, durch die ge schmückten Feststraßen zum Prinz-Albrecht-Palais, wo er während seines offiziellen Aufenthaltes Wohnung genom men hat. Die Begrüßung an der deutschen Grenze. Am Fuße des Hohentwiel betrat der König Fuad von Diese Zeichnung mit der Unter schrift brachte am 24. Mai die große amerikanische Zeitung „New York World", die sich durch Deutschenfreundlichkeit nicht gerade hervorgetan hat. Diese grausame Wahrheit, die hier ein Vater seinem Kinde mitteilt, hat uns das neue Reparationsdokument, das den Namen „Poung-Plan" fortan tragen wird, gebracht. Zwei Generationen werden Tribut sklaven der sogenannten Gläu bigerstaaten sein und für fremde Völker arbeiten. Daran ändern auch nichts die schein baren Erleichterungen des neuen Reparationssystems. Stadtbücherei Die Ausleihe ist Montag von 7- 8 Uhr, Donnerstag und Frei tag von 6-7 Uhr, der Lesesaal werktäglich von 6-9 Uhr geöffnet. Eingegangen sind die Verzeichnisse der Neuerwerbungen der Lan- desbiblioihek in Dresden und der LandeSuniversität in Leipzig. Sie liegen in der Ausleihe aus. Neuerwerbungen der Stadtbücherei: vünther, Radwexperimente, die Eieknonemöhre in Fragen und Antworten, Der Empfang kurzer Wellen, Was mutz der Rundfunkteilnehmer von der Rundfunktechni- w ff n? Fünfsprachenwörterbuch für Radioamateure. Neue- Lausitzik jches Magazn Band 104. Dr. Baege, Soziologisches Denken. Bölsche, Drachen (Lage und Naturgeschichte). Zuges und der Borderwagen des anderen wurden beschädigt, einige Fahrgäste durch Glassplitter verletzt. Fünf Schwerverletzte bei einem Omnibusunglück. Auf der Rückfahrt von Uberlingen nach Pfullendorf stürzte ein mit einer Reisegesellschaft besetzter Omnibus eines Privat unternehmens, die eine Vergnügungsfahrt an den Bodensee unternommen hatte, bei Nordwangen in einer Kurve eine anderthalb Meter tiefe Böschung hinab. Sämtliche 19 In sassen wurden verletzt, 5 von ihnen lebensgefährlich. Rekordwütige, die nicht alle werden. Der Dauerklavier- fpieler Otto Braun-Nowak spielte in Wien 80 Stunden hindurch. Damit hat er sowohl den bisherigen Wiener Re kord von 67 Stunden als auch den Kölner Rekord von 76^ Stunden geschlagen. Als Braun-Nowak sein Spiel be endete, war der Saal dicht besetzt. Im Publikum herrschte Begeisterung, und man brachte dem neuen Rekordträger stür mische Ovationen dar. 983 Kirschenkerne im Magen. Eine junge Französin, bei der sich furchtbare Magenkrämpfe bemerkbar machten, mußte sofort operiert werden. Dabei stellte es sich heraus, daß die junge Frau, in der Sucht, ihre Schlankheit zu be wahren, eine Kirschenkur durchgemacht hatte, im Verlauf derer sie 983 Kirschenkerne verschluckte. Landeswetterwarte Dresden sükachdru» vttdote») Heiter bi« schwach wolkig,' schwache Winde aus östlicher, später aus südlicher Richtung. Aus aller Well. Der Harzer Wegelagerer als Kindermörder. Wernigerode. Der Mörder Reins, der einen Raub überfall auf zwei Berliner Damen ausgeführt hatte, wurde im Auto nach dem Gelben Brink hinaufgefahren, wo man die Suche nach der Leiche des kleinen Reins mit einem Aufgebot von Landjägern, Forstbeamten und Waldarbeitern Mit Hilfe von Schäferhunden vornahm. Man ging ganz systematisch vor. Inzwischen wurde aber die Leiche von fürstlichen Forstbeamten gefunden. Sie lag in der Nähe der Zeterklippen in dem Fürstlichen Forstbezirk Harz- forsten nach Ilsenburg zu. Schwerer Unglücksfall aus der Iller. — Vier Todesopfer. Em nnt 13 bis 14 Personen besetzter Kahn kam an der Iller- ^cke bei Oberkirchberg (Württemberg) infolge des hohen Wasterstandes mit einem Brückenpfeiler in Berührung und kenterte. Alle Insassen fielen ins Wasser. Bisher konnten vier Tote geborgen werden. Ein sittenstrenger Bürgermeister. Der Bürgermeister von Belgrad hat angeoümet, daß die weiblichen Ange stellten eine einheitliche Uniform, ein langes, bis zum Knöchel reichendes Kleid, das auch den Hals bedecken muß, zu tragen haben. Benutzung von Puder und Schminke ist streng ver- boten. Surajas Mutterglück. Königin Suraja von Afghanistan ist in Bombay von einer Tochter entbunden 'worden. Amanullah will sich am 22. Juni nach Italien begeben, wo er sich angeblich mit Landwirtschaft beschäftigen will. Absturz eines Flugzeuges in Böblingen. Auf dem Flugplatz Böblingen stürzte das Klemm-Dmmler-Leicht- flugzeug 1492 ab. In dem Flugzeug befand sich der Flug zeugkonstrukteur Diplomingenieur Laubenthal, der einem Interessenten das Flugzeug vorführte. Bei dem Ab sturz ging das Flugzeug in Trümmer. Diplomingenieur Laubenthal wurde dabei schwer verletzt. Auch der Mitfahrer erlitt einen Schädelbruch, doch hofft man, ihn am Leben er halten zu können. Durch Maiglöckchen getötet. In dem westpreußischen Kreise Stuhm zog sich eine Frau eine Blutvergiftung zu, an der sie verstarb. Sie hatte Maiglöckchen gepflückt und war mit einer ungereinigten Hand an eine kleine Wunde gekommen, die sie im Gesicht hatte. Zugzusammenstoß bei der Barmen—Elberfelder Schwebe bahn. Ein Zug der Schwebebahn Barmen — Elberfeld e einer Signalstörung auf den in Ritters- altenden Zug auf. Der Hinterwagen des einen Das Mißgeschick -er schwedischen Ozeansiieger. Notlandung in Südisland. Es scheint, als ob eiu Unstern über deu letzten Versuchen, de« Atlantik z« überfliegen, liegen würde. Nachdem erst vor kurzer Zett die amerikanischen Flieger gleich nach dem Start zu ihrem AMerika-Europa-Flug eine Notlandung vornehmen muhten, mutzte jetzt auch der schwedische Ozeanflug, der so zuversichtlich begonnen hatte, abgebrochen werden. Das schwe dische Ozeanflugzeug „Sverige" muhte infolge eines Ma schinenschadens bei Ingelshöfta auf Südisland not- landcn. Die Küstenverhältnisse an der Landestelle sind derart ungünstig, daß Grund zur Beunruhigung vorlag. Schon der Flug überNorwegen, der erste Flug einer Maschine über das norwegische Hochgebirge, war sehr gefahrvoll. Andauerndes Schneetreiben verhinderte immer wieder ein gutes Fortkom men, und das Mißgeschick wollte es, daß die Benzinleitung einfror und die Pumpen nicht mehr funktionieren wollten. In Neykjawik, wo die erste Landung geplant war, hatte man schon seit Stunden alle Vorbereitungen zur Landung getroffen. Der Agent von Junkers hatte Benzinvorräte und Reserveteile aufgestapelt. Der Hafenvogt hatte einen Anker platz im Innern des Hafens durch eine Boje abmerken lassen, wo die Maschine verfolgt werden sollte. Nach der Notlandung hat der Sender des Flugzeuges zu arbeiten auf gehört, da dieser nur in Tätigkeit gesetzt werden kann, wenn der Motor arbeitet. Inzwischen sind die beiden Fischkutter „O d i n" und „Thor" an der Stelle eingetroffen, wo die „Sverige" not landen mußte. Auch der Küstendampfer „Esja" ist mit der „Sverige" in Verbindung getreten. Das beschädigte Ben zinrohr ist ausgebessert worden, und die Flieger warten nur auf neuen Betriebsstoff, um den Flug nach Reykjavik und nach Grönland fortsetzen zu können. Die Flieger er klärten, daß die Notlandung eine reine Bagatelle gewesen sei. Der Motor und alle übrigen Teile der Junkers-Maschinen hätten die ganze Zeit tadellos gearbeitet. Sport in Sachsen. Das mitteldeutsche Fußballprogramm brachte einige recht überraschende Resultate. Wacker-Leipzig wurde von dem Karlsruher F. V. mit 5:1 geschlagen, der Chemnitzer B. C. mußte vom Polizeisporlverein eine 2 :4- Niederlage hmnehmen, der Dresdener S. C zeigte sich gegen die Sptelvereinigung mit 5:1 weit überlegen. Die Tennismeisterschaften von Sachsen wurden in Leipzig zu Ende geführt. Im Herreneinzel siegte Dr. Dessart-Hamburg über seinen Landsmann Frenz. Bei den Damen sicherte sich Frau Schomburgk den Titel, indem ste Frl. Weihe-Freiburg erst nach härtester Gegenwehr 5:7, 7:5, 6:4 schlug. Im „Goldenen Rad von Chemnitz", einem Stundendauerrennen, sorgte der junge Chemnitzer Schindler für eine Riesenüberraschung, indem er Maronnier und Sawall einwandfrei schlug. Ein 25kKilometer-Rennen dagegen konnte der Weltmeister sicher vor Leddy und Maron nier an sich bringen. Das Fliegerhauptfahren gewann Knappe, das Punktefahren Wette und das Vorgabefahren Funda. Aegyptens König in Berlin Festlicher Einzug durch die geschmückten Straßen