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Nr. 146. PulSmyer Tageblatt. — Mittwoch, dm 26. Juni 1929 H. <"" 4 Ls kockt unä brät, es bäckt äer 3trom Von gsnr sllein im Liektro-Oekonom! W LinlaclunK zu den sm krsllsg, üen 28 «lunt 192S abends 8 Uhr In Meüersteln», tm 6ss1bok „VergiümeliLnIebt" stattfindenden prskttseken Vok!W»iige» über den kiekt»-Minim mit Verteilung von Kostproben Wir werden Ihnen zeigen, wie sauber, zuver lässig und preiswert die elektrische Hilfe im Haushalt ist Ausgestellt und im Betrieb vorgeführt werden elektrische Apparate aller Art für den Haushalt und die Landwirtschaft MslgMMKMM U. pulsnitr !. 3s. kukMer «Werrebmieile Mssssrversorgungen:: Pumpen ^nlsgen I-ebclinZ virä eingestellt e V kr «! t« 6 V» llkr WM - iKMUlM? io» Nerrokou, 0 V. Klugs krsusn kaufen 8pnleppar»te, Clvso« Oasekeo, VorieUkioäeo, l.eib- kioäen oaä alle L^gieoisedeo krooeonrtilrel u»d erhallen dis kret Auskunft und Rat. kl»» llririiieer 0re-rri«n, Sm 8«« 27 Leke OippolrUsvaläaer ?latr Nähe Hauptbhf. fd. d. 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Unter überaus starkem Andrang begann Diens tag vor dem Berliner Schwurgericht in Moabit der mit stärkster Spannung erwartete Prozeß gegen den 19jährigen Kaufmann Manasse Friedländer, der beschuldigt wirb, am 24. Januar seinen jüngeren Bruder Waldemar und dessen Freund Tibor Földes in der elterlichen Wohnung in Berlin in der Passauer Straße 4 erschossen zu haben. Die Anklage lautet ansTotschlag in zwei Fällen, daneben auf Verstoß gegen das Gesetz über den Besitz von Schußwaffen. Ls sind über zwanzig Zeugen nnd eine ganze Reihe psy chiatrischer Sachverständiger geladen. Nach dem Aufruf der Zeugen trat der Vorsitzende in die Vernehmung des Angeklagten ein. Friedländer gab zuerst kurz seine Lebensgeschichte an. Er stammt aus Petersburg und ist erst 1919 mit seinen Eltern nach Deutschland über- gesicdelt. In Berlin, wo der Vater ein Geschäft übernahm, haben die Eltern seitdem ihren Wohnsitz gehabt. Darauf äußerte sich der Angeklagte zu der gegen ihn erhobenen schweren Anklage des Totschlags. Den Revolver, mit dem er seinen Bruder und seinen Freund tötete, will er zufällig auf -der Straße von einem Manne gekauft haben. -Er stellte in Abrede, die Waffe mit der Absicht gekauft zu haben, sich da mit gegen seinen Bruder zu verteidigen. Immer wieder betonte er in seinen Ausführungen, daß er, seitdem er über haupt ernsthafter nachdachte, das Empfinden hatte, daß die Eltern, vor allem die Mutter, seinen jüngeren Bruder Walde) mar bevorzugten, der ihm sowohl in körperlicher wie in -geistiger Hinsicht überlegen gewesen sei. „Ich mußte immer den Mund halten," so führte Friedländer aus, „sonst wurde ich von Waldemar, der sich sportlich immer weiter entwickelte, sehr heftig geschlagen. Der Unterschied unserer Kräfte wurde in den letzten Jahren so groß, daß ich ihm gegenüber einfach ohn mächtig war." Selbst in Gegenwart der Mutter wurde der Angeklagte ! angeblich von dem jüngeren Bruder des öfteren geschlagen, s ohne daß die Mutter den Streit zwischen den Söhnen schlich- ! tete. Seit 04 Jahren haben die Brüder kein s Wortmehr miteinander gesprochen. An diesem < Mißverhältnis änderte auch der strenge Einspruch des ! Vaters und sein häufiger Hinweis auf das unnatürliche Ver- hältnis der Brüder nichts. Am Mordtage selbst hat der ! Angeklagte dann, erst nachdem der Bruder ihn angeblich f wegen der von ihm angerichteten Unordnung im gcmein- - samsn Schlafzimmer zur Rede gestellt und mit Faustschlägen i bedacht hatte, zur Waffe gegriffen und seinen Bruder und i dann den Freund getötet. Friedländer stellte die Tat durch- f aus als eine Affekthandlung dar und ist eifrig be müht, all feinen Handlungen, auf deren Verfänglichkeit er > durch den Vorsitzenden hingewiesen wird, eine möglichst harm- i lose Deutung zu geben. s Nach der Vernehmung -des Angeklagten werden als erste ! Zeugen die Kriminalbeamten vernommen, bei denen j bald nach der Tat Manasse Friedländer sich meldete. Der j Kriminalafsistent Priester war dabei, als Friedländer auf die Wache kam. Er ersuchte, die gerade erfolgende Verneh mung eines Warenhausdiebes zu unterbrechen und trat mit den Worten ein: „Entschuldigen Sie, meine Herren, ich habe soeben meinen Bruder Und einen Freund erschossen. Sorgen Sie, daß nichtsindie Zeitung kommt." Lelm Sie melws M-lWMl (Nachdruck verboten.) „Du bist doch so fromm, Mutti: nimm es doch als Fügung des Himmels," fuhr Inge fort. „Was meinst du wohl — wird Papa seine Zustimmung, geben?" fragte sie darauf ablenkend, als sie sah, daß die Mutter noch immer mit ihren Tränen kämpfte. „Ich kann mir nicht denken, daß er sie verweigern wird. Grunow ist ihm schon als Freund seines verlorenen Sohnes lieb und teuer und er ist ihm hier ein unentbehr licher Gesellschafter geworden. Doch ich wünschte, er wäre nie zu uns gekommen. Ich ahnte, daß es so werden müßte." Frau Helmbrecht hatte sich gefaßt und zog Inge auf den Stuhl neben sich nieder. „Du ahntest es?" fragte Inge und sah forschend in ihr Gesicht. „2a, ich merkte längst, daß er dich mit besonde rem Interesse betrachtete, trotzdem er sehr zurückhaltend war und sich durchaus korrekt betrug. — Ich hoffe jedoch noch immer, daß ich mich täuschte, jedenfalls kam mir dein heutiges Geständnis sehr überraschend." „Mir auch. Aber sein schnelles Vorgehen erklärt sich aus dem Umstand, daß er morgen wieder nach Berlin zurückreist." „Morgen schon? Und bis morgen soll alles entschie den sein? " „Ja, Mutti." „Und du bist fest entschlossen, ihn zu heiraten?" Ja." "Ueberlege noch einmal ernstlich, mein Kind, noch ist „Ich werde es tun, wenn es dich beruhigt. Und — du wirst mit dem einverstanden sein, was ich wähle?" Dev »evtovsne Stonran von LtsLroSk DovoLavL 37. Fortsetzung. „Immer. Du hast ein Recht, über diese Lebens frage allein zu entscheiden. Das einzige, was die Mutter tun kann, ist — beten für ihres Kindes Glück." Die Stimme versagte ihr vor Tränen. Da brach auch der Bann, der solange über Inge geschwebt hatte. Sie warf sich an der Mutter Brust und ein heißes Schluchzen schüttelte ihren Körper. Gesegnete Tränen! Sie spülten hinweg, was das Herz beschwerte, und schufen Raum für ein neues Leben. Als Inge sich beruhigt hatte, stand sie auf und sah die Mutter mit einem innigen Lächeln an: „Mutti, es wird noch alles wieder gut." Den Trost, den der heitere, sorglose Backfisch stets für den Vater gehabt, wenn Trübsinn und Kummer seine Seele bedrückten und der so herzerfrischend für ihn geklungen hatte — den sprach sie sich nun selbst. Und er besaß auch hier seine alte Wunderkraft. „Nicht rückwärts' geschaut — nur vorwärts — vor wärts!" Inge hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Ruhe los hatte sie sich in den Kissen gewälzt und nur gedacht und gedacht. Diese marternden Gedanken, die Gespen stern gleich aufstiegen und Verzweiflung und Angst im Herzen zurücklassen! Dazu klang das dumpfe Brausen des Meeres schauerlich durch die Stille. Wenn es nur einmal seinen ewigen Lauf einstellen möchte, nur einmal still -- ganz still sein. Erst mit dem Morgengrauen wurde sie ruhiger. Die blassen Gespenster der Nacht schwanden und der Tag er wachte zu seiner Wirklichkeit. Der Kampf war vorüber. Die Sonne schien schon hell in ihr Zimmer hinein, als sie aufstand, sich ankleidete und hinunter zu den Eltern ging. Ihren gewohnten Morgenspaziergang batte fte heute unterlassen. Frau Helmbrecht, die auch nicht geschlafen hatte, blickte forschend in ihr Gesicht. Inge lächelte ihr beruhi gend zu. aber die Mutter sah doch an den dunkel umrän derten Augen, der blassen Farbe ihrer Wangen, daß sie nicht kampflos zum Ziel gekommen war. Freilich, dieses Ziel erriet sie nur zu deutlich. Auf jedem ihrer Züge stand der feste Wille geschrieben. Es gab kein Zurück mehr für sie, und das Mutterherz mußte sich zufrieden geben und das Beste hoffen. Als Inge später wieder allein in ihrem Zimmer saß, da kamen noch einmal die warnenden Stimmen, und Angst und Reue drohten sie zu übermannen. Mit starker Energie zwang sie sie nieder. Was hatte sie denn zu fürchten? Er liebte und begehrte sie — er war in ge achteter Stellung, zwar nicht mehr ganz jung. doch, war denn der andere jünger und fragte sie nach Jugend? Sein' Alter galt ihr vielmehr als Gewähr für ein ruhiges, zufriedenes Glück an seiner Seite. Und daß dieses Glück nicht durch sie getrübt werden sollte, nahm sie sich fest vor. Jeder Gedanke an ihre Liebe mußte gebannt werden: sie wollte dem zukünftigen Gatten in jeder Hinsicht ein treues Weib werden. Es war gut. daß er heute noch abreiste, so konnte sie sich besser in die veränderte Lage finden, an den Gedanken gewöhnen. Es war am besten so. wie es gekommen war. Jemals wieder mit dem Amerikaner an demselben Ort. in so unmittelbarer Nähe leben zu müssen, schien ihr undenkbar, ebenso wie auch der Rat der Mutter, den Vater zu seiner Entlassung zu bestimmen, unausführbar war. Es wäre grausam gewesen, den Va ter. ja das Wohl der ganzen Fabrik und ihrer Arbeiter um ihrer törichten Liebe willen zu opfern. Ob Williams viel- leicht freiwillig gegangen wäre, wenn sie zurückkäms? — Sie erschrak bei dieser Frage, denn sie mußte dis Bejahung annehmen. Er war ja vor ihr geflohen, als sie noch in Buchenau war, an seine so eilige Geschäftsreise, hatte sie nie geglaubt. Wenn er aber nun hörte, daß sie verlobt war, würde er bleiben. Sie lächelte bitter und schmerzlich: Natürlich, dann hatte er ja nicht mehr zu fürchten, daß — sie — Ein Klopfen an der Tür ließ sie erschreckt zusammen fahren. Der Diener brachte die Meldung, Herr Rechts anwalt Grunow ließe fragen, ob das gnädige Fräu lein ihn empfangen wolle. (Fortsetzung folgt.) 4 1 d c s r i c