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Nr. 143. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 22. Juni 1929. Seite 8. 8on6sn^ngsdo1 ««mclentuck -.22 IVsiker ««mclsntuck -.48 Ilngsdlslektsr Süllin«oIlMs!>i -.13 Ungsdlslctl«« üsuinmÜMetis-.23 «an^tüekerk---. ..24 UMME«estreikt 06er reiy^eiü. t»e»te ^V»re. okve je6e 4> 4>^ ORLTTRM«Ul»^ET Appretur, m. Leüßevslaor. 130 cm Kreit pr. Bieter " Op3l<l3k112iE ^SpIZik °<i°- -.40 ^LkNÄ8>A?l2IASH -.42 I^ovto i^öitt I>Ir. 31858, Kei ^iv^estsknekme voll 10.— tr-i kieu». kr. Ü. ösiiiel!, liäjn-»iIljieim/"°.L« LssckSktr- vrueksseksn In L«cdwackvoller Xusküdruox liefert scdnell u preisvert c»s Suck^ruckerei «1er pulrnitrer VsgedlsNer P? Lsnttsndergsr vnkeN8 in allen Formaten liefert prompt »«rm. »ssrrvg Ssiinkok Siscliksim Wegen verschiedenen Straßen sperrungen bitte zeitig bestellen Ordentliches, fleißiges Hausmädchen gesucht. Zu erfr.inderGeschäftsst. 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Ein Sohn des Bölkes im besten Sinne, das ist dieser Pionier der Technik, der um 23. Juni 1804 in Breslajt als Sohn eines Zimmerpoliers geboren wurde. Der junge Mann,, der ursprünglich, gleich dem Vater, das Zimmerhandwerk erlernt hatte, besuchte seit 1824 das Königliche Gewerbeinstitut in Berlin und trat dann in die noch junge Maschinenbauanstalt von F. A. Egells ein, wo er die Leitung der Eisengießerei übernahm, bis er sein eigenes Werk begründete. Hier bei der Firma Egells bewährte sich Borsig so, daß ein sehr vorteilhafter Vertrag auf acht Jahre mit ihm abgeschlossen wurde, der ihn zum technischen Leiter des Unternehmens bestellte und der ihm Rücklagen in Höhe von rund 10 000 Talern ermöglichte. Mit dieser Summe — zu der er weitere 40 000 Taler geliehen erhielt — kaufte er das große Grundstück am Oranienburger Tor — dem da maligen Maschinenbauviertel der Hauptstadt — und begann, zu ungeduldig, um die Vollendung der massiven Bauten ab zuwarten, die Arbeit in schnell zusammengeschlagenen Bretter- schuvven. — Die Borsigsche Fabrik beschäftigte sich ursprüng ¬ lich nur mit dem Bau von'Dampfmaschinen und mit dein Eiserchuß. Die eigentliche Bedeutung aber brachte dem jungen Unternehmen der Lokomotivbau. In Deutschland galt bis dahin immer nur dasengIische Fabrikat. Das wurde nun mit einem Schlage anders.! Am 24. Juni 1841 war in den Borsigschen Werken die erste Lokomotive, und zwar für die Berlin-Anhalter Eisenbahn, fertiggestellt worden. Das war der große Wurf im Leben von August Borsig. Diese Lokomotive — nach amerikanischem Vorbild gebaut, aber mit Verbesserungen, die bei Borsig erdacht waren — bewährte sich ausgezeichnet, und nun war der Weg zum Aufstieg frei. Die August Borsig. damals noch ganz wenigen — und durchweg privaten — deutschen Eisenbahngcsellschaften gaben der so leistungsfähigen deutschen Werkstatt große Aufträge, die noch anwuchsen, als es im Jahre 1843 einer auf der Berlin — Stettiner Bahn laufenden Borsigschen Lokomotive gelang, die Lei stungsfähigkeit englischer Maschinen an Zuggeschwindigkeit zu überflügeln. Als August Borsig — viel zu früh für sein Werk und sein Land — kurz nach der Vollendung des 50. Lebensjahres im Jahre 1854 starb, war bereits die 500. Lo komotive vollendet. Ditz Größe des Unternehmens verlangte bald eine eigene Rohstoffbasis. So entstand das eigene Eisenwerk in Moabit, für das Borsig die Arbeiter aus dem Rheinlande holte. Ihm wurde eine eigene Maschinenfabrik angeschlossen, und schließ lich wurde auch der Hüttenbetrieb dem Gesamtunternehmen eingegliedert. Es entstand das oberschlesische Bor sigwerk — hesonücrs gefördert von dem Sohne des Grün ders, Albert Borsig —, das Anfang April d. I. auf eine 75jährige Vergangenheit zurückblicken tonnte. Die ursprüngliche, alten Berlinern noch wohlbekannte Fabrik am Oranienburger Tor ist verschwunden. Dafür er stand das umfangreiche, allen modernen Anforderungen ge nügende neue Werk in Tegel und Borsigwalde, in dem die Enkel des Begründers im Geiste von Vater und Großvater schaffen. Eine Stadt der Arbeit, die dem allge meinen Maschinenbau wie dem Lokomotivbau gewidmet ist, und deren Werkstätten bisher über 12 000 Lokomotiven ver ließen. Auch heute noch gelten die stolzen Geleitworte, die Albert Borsig am 21. August 1858 der tausendsten Lokomotive mitgab: „Keine Fabrik, weder in England, Frankreich, noch Belgien kann von sich sagen, in so kurzer Zeit so Vieles ge schaffen zu haben. Wir haben unsere Lehrmeister überflügelt." E. W. ka gea W elimWM ymn Wl!p samSen, Schatzkanzler des Britische» Reiche- Herr Schotzkanzler! Während der Zeit, in der ich der Deut schen Reichsregierung angchört habe, äußerten Sie sich im Juni 1926 öffentlich in einer durchaus bemerkenswerten Weise über Deutschland und seine Kolonien Als Reichsminister, als ehemaliger Kolonialdeutscher und als aufrichtiger Friedtnssreund waren mir Ihre Ausführungen ein Heller Lichtblick in der sonst noch so stark verdüsterten internationalen Atmosphäre. Dors ich Sie heute, wo Sie Ihrerseits Mitglied der Briti schen Regierung sind, an Ihre Ausführungen von damals erinnern, in der Gewißheit, daß der Minister von heute zu den Worten des Gentlemann von damals stehen und sich bemühen wird, ihnen in der Politik des Britischen Reiches zum Erfolg zu verhelfen. Ihr Gerechtigkeitssinn veranlaßte Sie damals zu folgendem Eingeständnis: »Der Teil des Versailler Friedensvertrages, der Deutsch land seiner Kolonien beraubte, bildet nicht nur einen offenen Bruch der von den Verbündeten während des Krieges gegebe nen Versprechungen, sondern er ist auch ein offen zugegebener Versuch, das wirtschaftliche Hochkommen Deutsch lands zum Vorteil seiner Handelsrivalen künst lich zu unterdrücken.* Nach Ihrer Auffassung wurde, um die Fortnahme der deut schen Kolonien zu entschuldigen, »eine kostspielige unwahre Welt Propaganda durchgesührt, um in aller Welt den Eindruck zu erwecken, daß Deutschland keinerlei kolonisatorische Fähigkeiten besitze * Sie selbst bezeichneten damals diese Behauptung als völlig aus Ker Lust gegriffen und erkannten Deutschland mindestens eben dieselben Fähigkeiten al» Kolonisationsmacht zu wie Großbritannien. Nach Ihrer damals geäußerten Auffassung ist es »direkt undenkbar, daß friedliche Beziehungen in der Welt bestehen bleiben können, falls Großbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal und Italien große Kolonialge biete besitzen, während man einer Nation wie der deut schen alle Expanfionsmöglichkeiten verschließt*. »Großbritannien ist keineswegs daran interessiert, dem An spruch Deutschlands nach Kolonialmandaten Widerstand zu leisten.* Aus dieser Erkenntnis zogen Sie die sehr richtige Folgerung, »daß einige der jetzt ausgeübten Mandate transferiert werden müssen*. Eie verwarfen damals .den rachsüchtigen Geist, in dem der Frieden von Versailles geschlossen wurde*, und forderten im Hin blick aus die Friedensbotschaft des Präsident Wilson, alles dranzu- fetzen, »um der deutschen Nation das Bewußtsein zu geben, daß der Frieden seine wirtschastliche Existenzmögltchkeit sichere*. Diesen schönen Geist der Versöhnung und der Gerechtigkeit, der au» Ihren Worten spricht, kann die Britische Regierung heute zur Tat werden lassen. Kein einziger Deutscher wird sich jemals mit dem ungeheuren Unrecht abfinden, das auch nach Ihrer Aus- saffung dem deutschen Volke aus kolonialem Gebiete widerfahren ist. Lie »Times* irrten, wenn sie vor einiger Zeit aussührten, daß der koloniale Gedanke in Deutschland nur noch in vereinzelten Kopsen ledrndtg sei. Im Gegenteil: da» koloniale Unrecht wird von allen Deutschen in gleicher Weise auf da» schwerste empfunden werden, solange e» nicht wieder gutgemacht ist. Diese» koloniale Streben des deutschen Volkes hat keine militaristische oder impe rialistische Tendenz, sondern ist ein selbstverständliches Erfordernis der Gleichberechtigung Deutschlands mit den anderen Nationen, der wirtschaftlichen Lebenswögltchkeit und der nationalen Ehre. Ein großes Werk der Versöhnung liegt vor Ihnen. Möge Ihnen Vollbringen beschirden fein, das wünscht Ihnen, der Welt ""b ""s Ihr ausrichtig ergebener vr Külz. Berlin, Reichstag, den 19. Juni 1929. i Aus aller Well. Einbruch in ein Berliner Hauptzollamt. 10000 Mark Lohngelder aus einem un gesicherten Holzschrank erbeutet. Berlin. In der Nacht haben bisher noch unbekannte Diebe einen Einbruch in das Hauptzollamt Alt- Moabit ausgeführt. Es muß sich um Leute handeln, die mit dem Dienstbetrieb und den örtlichen Verhältnissen genau bekannt gewesen sind. Sie wußten, daß sich größere Summen, die bei der Lohnzahlung gebraucht wurden, in dem Lohn büro der Packhofsarbeiter befanden. Im Büroraum stand ein Holzschrank, dessen Türen lediglich durch Eisen riegel gesichert waren. Diese Riegel rissen die Diebe mit Leichtigkeit ab und stahlen dann den Inhalt des Schrankes, etwa 10 000 Mark. Graf Luckner wieder unterwegs nach Amerika. Bremen. Nach einer mehrwöchigen Ueberholungszeit der Seebecwerft in Bremerhaven ist die Viermast- schoner-Doppelschrauben-Pacht „Vaterland" zu einer er- neuten Amerikareise des Grafen Luckner wieder in See gegangen. Neuer Börsenskandal in Paris. Kleine Sparer um rund 60 Mill. Francs geprellt. Peris. Paris hat seinen neuen Finanzskandal, der bereits in den nächsten Tagen zahlreiche Verhaftungen und sensationelle Enthüllungen bringen dürfte. Die Finanz abteilung der Gcncralstaatsanwaltschaft war seit einiger Zeit auf die Aktien der amerikanischen Grubengescllschaft „Clara Swansen" aufmerksam gemacht worden, die Ende vorigen Jahres an der Pariser Börse im Freiverkehr zu 70 Francs gehandelt wurden, während ihr ursprünglicher Wert nur 2,5 Francs betrug. Gegenwärtig ist das Papier so gut wie unverkäuflich. Eine erste Untersuchung führte zu der Feststellung, daß ein fiktiver Markt in diesen Werten aufgemacht worden war, der den Kurs willkürlich festsetzte und eine wilde Propa ganda zugunsten einer weiteren Kurssteigerung betrieb. Die Staatsanwaltschaft hat bereits gegen einige Personen ein Vorverfahren wegen Hochstapelei und be trügerischer Machenschaften eingeleitet. Anscheinend sind die kleinen Sparer wieder um ungeheure Beträge geprellt worden; man spricht bereits von einem Verlust in Höhe von 50 bis 60 Mill. Fr. Die Aktien der Clara Swansen Gesellschaft waren übrigens ohne Erlaubnis in Frankreich eingeführt worden. Explosions-Katastrophe in einem Kantoner Krankenhaus. 100 Tote. — Das ganze mehrstöckige Ge- bäude niedergebrannt. Kanton. In zwei Gewölben, die unter einem Teil des Eastbund-Krankenhauses in Kanton liegen, ereignete sich eine furchtbare Explosion, durch die der Hauptteil des Kranken hauses vollkommen zerstört wurde. Der Explosion folgte so fort ein Ausbruch von Feuer. Hundert Personen, darunter dreißig Kranke, sind ums Leben gekommen. Mehr als 400 Kranke konnten durch die vereinten Anstrengungen des Roten Kreuzes, der Polizei und des Militärs gerettet werden. Hierzu wird aus Peking ergänzend gemeldet: Bei dem Hospitalbrand in Kanton stand beim Eintreffen der Feuer wehr das ganze mehrstöckige Gebäude in Flammen. Die Feuerwehr hatte alle Kräfte mobilisiert und hielt Sprung tücher auf, damit sich die Kranken durch Abspringen in Sicherheit bringen konnten. Die Explosion erfolgte durch Entzündung von Benzin und Spiritus. Das Gebäude ist vollkommen niedergebrannt. Kranke, die aus den Fenstern sprangen, erlitten schwere Ver letzungen. Drei Chinesen starben durch den Absprung an Herzschlag. In dem Hospital lagen auch zwei chinesische Diplomaten, die sich in Hongkong einer Operation unter- ziehen wollten. Keine Sensen aus Motorrädern mitführen. Auf der Wittenberge — Perleberger Chausse ereignete sich ein Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Motor rad, wobei der Motorradfahrer, der Vorarbeiter Friedrich Dräger aus Perleberg, schwer verletzt wurde. Angeblich soll der Zusammenstoß durch einen Sensensticl verursacht worden sein, den Dräger auf dem Motorrad mit sich führte. Die weiße Gefahr im Nordatlantik. Ein im Ham burger Hafen eingetroffener Dampfer hat auf seiner Rückreise von Kanada nach Europa 33 Eisberge ge troffen. Der größte dieser Eisberge hatte fast den Um- fangderInselHelgoländ und ragte etwa 60 Meter aus dem Wasser. Da sich die Eismassen sehr unregelmäßig und in verschiedenen Richtungen fortbewegten, bilden sie eine große Gefahr für die Schiffahrt. Die amerikanischen Eispatrouillenboote wurden sofort benachrichtigt. Wieder ein Zugunsall. In der Station Galanta ist der Schnellzug Berlin — Prag — Budapest infolge falscher Weichenstellung auf einen leeren Personenzug auf gefahren. Der Anprall war überaus heftig; mehrere Wagen wurden schwer beschädigt, doch sind Todesopfer nicht zu beklagen. Eine große Anzahl meist ausländischer Reisender wurde verletzt.