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MsMerD»-eblaÜ «LLA BezrrdsanzekWr Fernjvrecher 18. Tel.-Adr.: T«j Postfcheck-Konto Dresden 2138. Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 wm breite Zeil- (Mosse'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 O/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 M und 24 Sh/; Reklame 2S Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstein-, Niedersteina, Weißbach, Ober« urd Niederlichtenau, KrirderSdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf S-ichöftSstelle: Pulsnitz, Nlbertstraßr Nr. 2 Druck Md Verlag von S L. Försters Erden (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin PulSnitz Nummer L28 Mittwoch, den S. Juni 1SLV 81. Jahrgang SMW und säGsche Angelegenheiten — (Schutz dem Vogelnest.) Unsere Singvögel in Wald und Hag haben Familiensorgen. Mit viel Liebe bauten sie rin molliges Nest für ihre Kleinen und sorgen nun für Erhaltung ihrer Art. Hieran haben wir ein dop peltes Interesse. Was wäre der Lenz ohne ihren jubelnden Sang, ohne ihr Morgen- und Abendlied? Manche stille Freude wäre uns genommen. Im Obstgarten würde uns die nötige Polizei fehlen, die in rastlosem Bemühen allen Schädlingen nach dem Leben trachtet — zur Erhaltung eige nen Lebens, Kurz, die Schöpfung würde ohne sie nicht voll kommen sein. Wenn noch bedacht wird, daß auch das Bogel herz nicht den Frieden hat, um den wir es immer beneiden, ihm also in der Natur alles feindlich gegenübersteht, ist unser Schutz sehr vonnöten. Die Zahl der Feinde unserer kleinen Freunde, zu denen die Katze in erster Linie gehört, ist größer als wir glaube» mögen. Lassen wir ihnen deshalb den aller größten Schutz angedeihen, denn auch der Winter hat Lücken geschlagen. Ermahnen wir vor allem Jugendliche und Kin der, das Heim und die Kleinen der Vögel in Frieden zu lassen. Gersdorf. (Gold ne Hochzeit.) Dem Ehepaar Haufe hierselbst war es am gestrigen Sonntag vergönnt, in seltener Frische das Fest der Goldenen Hochzeit feiern zu können. Nach dem Vormittagsgottesdienst wurde das Jubel paar vor versammelten Angehörigen durch Herrn Pfarrer Schreiber in der Wohnung eingesegnet und ihm eine Ehren urkunde des Evang.-luth. Landeskonsistoriums mit Glück wunsch und Segen sowie von der Kirchgemeinde eine Jubi- läumsbibel überreicht. Der hiesige Sängerverein brachte dem Paare in früher Morgenstunde eine Ehrung dar in Lied und Wort. Der Goldbräutigam Hermann Haufe, ein Mitbe gründer des hiesigen Sängervereins und treuer Anhänger des deutschen Liedes, singt in seinem 7t> jährigen Alter noch heute seinen ersten Tenor in seltener Begeisterung, und hat in seiner 42 jährigen Sängertätigkeit 32 Jahre ununterbrochen das Vereinskafsiereramt bekleidet. Vom Sängerbund der Sächsischen Oberlausitz wurde ihm außer der 40 jährigen Sängermedaille auch die Ehrenurkunde für treue Dienste verliehen. Mitglieder der Stadtkapelle zu Kamenz verschön- teu außerdem das seltene Fest durch ihre Jubelklänge. Möge dem greisen Jubelpaare, welches sich allgemeiner Wertschätzung erfreut, noch ein recht sonniger Lebensabend beschieden sein. Kamertz. <Mei st er-Prüfung.) Am Sonntag wurde im „Deutschen Haus" von der Meisterprüfungskom mission für das Bäckergewerbe unter Vorsitz des Herrn Bäckerobermeisters C. Sommer-Elstra und Leitung des Ge werbelehrers Herrn Naumann-Großröhrsdorf die von der Gewerbekammer geforderte Meisterprüfung von den Bäckern R. Hunger-Großröhrsdorf, F. Schöne-Kamenz und W. Benne witz-Cunnersdorf abgenommen. Als Beisitzer waren die Herren Bäckermeister Otto Petzold-Breknig, Obermeister Th. Müller-Pulsnitz und Obermeister R- Berger-Kamenz zugegen. Diese Prüfung ist zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen und konnten die von der Gewerbekammer gestifteten Meisterbriefe mit dem Wunsche für ferneres Wohlergehen Von dem Vor sitzenden den Jungmeistern überreicht werden. Kamenz. lStand von Viehseuchen.) Der amt liche Bericht des Landesgesundheitsamtes über den Stand von Viehseuchen in Sachsen am 31. Mai d. I. verzeichnet für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz: Milzbrand in 2 Gemeinden und 2 Gehöften; ansteckende Blutarmut der Einhufer in 1 Gemeinde und 1 Gehöft; Bienenseuchen (Faul brut) in 1 Gemeinde und 1 Gehöft. Königsbrück. (Feueralarm.) Am Montag kurz vor 10 Uhr abends erfolgte durch die Kommandantur des Truppenübungsplatzes Königsbrück ein Feueralarm nach dem in Flur Steinborn hinter dem Barackenlager befindlichen Gelände des Proviantamtes. Aus noch nicht näher geklärter Ursache ging eine dreiteilige, etwa 100 Meter lange Scheune, vollständig angefüllt mit Heu und Stroh, in Flammen auf. Alle Feuerwehren von Königsbrück und Umgegend, auch die Motorspritze der Amtshauptmannschaft Kamenz, waren durch Fernsprecher, Sturmläuten oder Sirenengeheul alarmiert worden und nach der Brandstelle, die sich unweit der Staats straße Königsbrück—Schmorkau befand, ausgerückt. Auch die Mannschaften der gegenwärtig in den Baracken liegenden Truppenteile — zwei Reiterregimenter, Küstenartillerie, -Fahr MM-slWW MWlMWMel I« WS Lord Cecils Berliner Vortrag über die Abrüstung — Zur Einigung in Paris Anträge auf verstärkten Zollschutz für Kartoffeln und Butter Paris. Die belgische Delegation in Paris hintertreibt die Unterzeichnung des Berichtes, die von dem Vorsitzenden der Konferenz auf Freitag angesetzt worden ist. Die ameri- kanische Delegation hat bereits für Sonnabend Plätze für die Überfahrt belegt. Auch die Japaner, Engländer und Deut schen wollen unter keinen Umständen die Unterzeichnung weiter hinausschieben. Auf alle Fälle wird also der Bericht die Unterschriften von vier Delegationen tragen. Man darf wohl hoffen, daß sich auch die Italiener noch entschließen werden, von den Quertreibereien der Belgier abzurückcn. Die Franzosen stehen offenbar unter einem besonderen Druck. Es geht nämlich das Gerücht, daß Herr Francqui gedroht habe, die Rückgabe Eupens und Mal- medys wieder in Erwägung zu ziehen, wenn die Fran- zosen ihn jetzt im Stiche lassen. Herr Francqui hat bereits 4926 den-Vorschlag gemacht, die beiden deutschen Kreise gegen Erstattung einiger hundert Millionen an Deutschland zurück- zugeben. Der Einspruch der französischen Regierung ver hinderte damals die Aufnahme der Verhandlungen, und das benutzen die Belgier jetzt, um die Franzosen gefügig zu machen. Krach im Auswärtigen Ausschuß. N Die Deutschnationalen verlasse» die Sitzung. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichsta ges kam es am Dienstag vormittag zu einem scharfen Zu sammenstoß zwischen den Regierungsparteien, dem Reichs- kanzler, dem Reichsfinanzminister und der Deutschnationa- len Volkspartei. Die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages war nach einer ausdrücklichen Erklärung, die der Reichstagspräfident am Montag im Reichstag abgegeben hatte, einberufen worden, damit die im Plenum abgelehnte außenpolitische Debatte durch eine eingehende Erörterung der Pariser Vereinbarungen im Auswärtigen Ausschuß er setzt werden könne. Es war im Aeltestenrat in Aussicht ge stellt worden, daß die gesamte politische und wirtschaftliche Bedeutung der Pariser Verhandlungen erörtert werden sollte. Die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses begann auch zunächst damit, daß der Reichsfinanzminister einen Ueber- blick über die historische Entwicklung der Pariser Verhand lungen gab, sich über die einzelnen Vorbehalte äußerte, aber mehrfach die Einschränkung machte, daß man in Berlin noch nicht genau über die Einzelheiten unterrichtet sei. Der Reichskanzler machte dann Mitteilung von einem Telegramm der drei deutschen Sachverständigen in Paris, in dem die Sachverständigen erklärten, daß innerpolitische Auseinandersetzungen bis nach Beendigung der Konferenz vertagt werden müßten. Die Reichsregierung erklärte daraufhin auch die Debatte hinter den verschlossenen Türe» des Auswärtigen Ausschusses für unmöglich. Es wurde die Begründung hinzugefügt, daß die Sach verständigen lediglich nach ihrem Gewissen und nach freiem Ermessen die Verantwortung für ihre Entscheidung ohne Rücksicht auf äußere Einflüsse übernehmen woll ten. Die deutsche Regierung bleibe in bezug auf Annahme oder Ablehnung der Pariser Abmachungen völlig frei. Der Reichskanzler bat deshalb, von eventuellen Erörterungen abzusehen. Hierauf wurde von dem Vorsitzenden der Deut schen Dolkspartei, Abgeordneten Scholz, ein Antrag ein gebracht, daß man dem Wunsch der Sachverständigen folgen solle. Die Negierung wurde gleichzeitig ersucht, zur Klärung der Sachlage auf Anfrage Auskunft zu erteilen. Der Aus wärtige Ausschuß beschloß darauf mit Mehrheit in diesem Sinne. Die Mitglieder der deutschnationa len Neichstagsfraktion protestierten gegen die Un terdrückung der Kritik der wichtigsten Schicksalsfrage des deutschen Volkes und verließen den Sitzungssaal. Im weiteren Verlauf der Sitzung des Auswärtigen Aus schusses beantwortete dann der Reichskanzler noch einige Fragen, die sich aber nur auf die Erörterung von Einzel heiten bezogen. Besprechungen über die Rheinlanb- raumung in Madrid. Aussprache Stresemann — Briand. Der Außenminister Or. Stresemann wird am Mitt woch abend um 10.22 Uhr mit dem. Expreßzug nach Paris und von da am Donnerstag abend nach Madrid weiterfahren. Wahrscheinlich wird der Außenminister mit den deutschen Reparationssachverständigen und dem deutschen Botschafter in Paris Fühlung nehmen. In Madrid wird die englische Regierung wahrscheinlich nur durch den Botschafter in Madrid und nicht durch Chamberlain vertreten sein, nach dem das englische Kabinett zurückgetreten ist. Der deutsche und der französische Außenminister werden neben der Erörterung der Minderheitenfrage sich vor allem mit der Erörterung der Räumungsfrage beschäftigen. In Paris sucht man zwar schon darauf hinzu- weisen, daß es sich nur um eine persönliche Aussprache han deln könne. Selbstverständlich werde die endgültige Entschei dung einer politischen Konferenz der beteiligten Regierungen Vorbehalten bleiben müssen. — In Madrid wird weiter durch eine Vereinbarung der Regierungen der Termin und der Ort für die politische Reparationskonferenz fest- gesetzt werden. Nach holländischen Blättermeldungen hat die holländische Regierung den Haag vorgeschlagen. Lord Cecils Berliner Bortrag über die Abrüstung Berlin. Auf Einladung de« Komtur- für internationale Aussprache hielt am Dien-tag abend Lord Robert Cecil im Plenarsaal de» Reichstages einen Vortrag über die Abrüstung. In den bis auf drn letzten Platz gefüllten Saal bemerkte man u. a. di« Reichsminister Dr. Wirth und von Guerard, den preußischen Kultusminister Dr. Becker, den früheren Reichskanzler Dr. Luther, den Reichstagspräsidenten Löbe, den englischen Botschafter und zahlreiche Parlamentarier. — Nach Be grüßungsworten des Vorsitzenden, Minister a. D. Koch » Weser, nahm Lord Cccil, lebhaft begrüßt, da« Wort. Er ging aus von der Not wendigkeit, die Herabminderung der Rüstungen auf dem Wege eine» internationalen Abkommeris durchzuführen. Nur dann könne sie dauernd sein und nur die dauernde und allgemeine Herabsetzung der Rüstungen habe einen ernsthaften Wert für den Frieden. Eine moralische Ver pflichtung der größten europäischen Staaten zur Abrüstung könne zum mindesten nicht angezweifelt werden. Das Vorhandensein der großen Heere werde zur Bedrohung der internationalen Sicherheit und zur Schädigung des Kredites und des Vertrauens auf das sich der moderne Handel stütze. Das Vorhandensein großer Rüstungen erzeuge Miß trauen gegen fremde Länder. Mißtrauen und Furcht seien die furcht barsten Quellen des Krieges. Ebenso groß wie die Uebel einer un beschränkten Ausrüstung seien die Vorteile einer Herabminderung der Rüstungen: GeldersparniS, Erfüllung der Verträge, Beschwichtigung des internationalen Mißtrauens und damit ein entschiedener Schritt auf dem Wege des Friedens. Der Redner bestritt, daß der Völkerbund noch keinerlei Fori schritte auf dem Wege der Abrüstung erzielt habe. Die Locarnoverträge bezeichnete der Redner als einen großen Fortschritt. Bedauerlich sei, daß sie nur auf die Grenzen Deutschlands und nicht auf ganz Europa erstreckt seien. Der Redner besprach weiter die Vor gänge auf der letzten vorbereitenden Abrüstungskonferenz, das Angebot der amerikanischen Regierung, die Flottenvcrhandlungen wieder auf zunehmen. Er gab der Erwartung Ausdruck, daß eine Aufnahme der Verhandlungen zu einem Abkommen führen werde. Auf dem Gebiet der Entwaffnung des Landheeres seien zweifellos nur geringe Fort schritte erzielt worden. Aber auch dort seien die Ergebnisse nicht so ungünstig, wie man sie darzustellen versuche. Selbst der vorläufige Beschluß bezüglich der ausgebildeten Reserven scheine ihm nicht so verhängnisvoll zu sein. Jedenfalls habe die letzte Versammlung der Vorbereitungskommission die Stockung durchbrochen. Ein Abkommen bezüglich der Flotten werde von ungeheurem moralischen Einfluß aus die ganze Abrüstungssrage sein. Deshalb, so schloß der Redner unter starkem Beifall, habe man allen Grund mit Zuversicht in die Zukunft zu sehen. Jur Einigung in Paris Ein Brief Castls in der Markfrage Pari«, 4. Juni. Wie aus der Verlautbarung über die Voll sitzung des Sachverständigenausschuffes vom Dienstag hervorgeht, ist nunmehr vollständige Einigung im Ausschuß erzielt, nachdem die Frage der belgischen Markforderungen eine vorläufige Lösung auf Grund der deutschen Vorschläge gefunden hat. Die Einigung über die geplante Regelung der belgischen Frage hat zunächst die Folge, daß die Sach verständigen endlich wieder die abschließenden redaktionellen Arbeiten aufnehmcn können. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich noch um Formalien. Geheimrat Castl hat am Dienstag vormittag in einem Schreiben an den amerikanischen Sachverständigen Lamont auf Grund einer Rücksprache mit der ReichSregicrung daS Schreiben Schachts vom Montag vormittag noch weiter erläutert und hat ausdrücklich erklärt, daß die Reichsregterung bereit ist, sofort in Verhandlungen mit der belgischen Regierung etnzutreten und weiterhin der Ansicht ist, daß die territorialen Fragen (Eupen und Malmedy) aus den Verhandlungen ausgeschlossen sein sollen. Des weiteren enthält der Brief die Zusiche rung der Reichsrcgierung, daß der Aoung Plan erst in Kraft treten soll, wenn die Verhandlungen zwischen der deutschen und der belgischen Re gierung zu einem positiven Ergebnis gekommen sind. Die Vermutung liegt nahe, daß diese deutschen Zusicherungen die Ursache für das belgische Nachgeben in der Marksrage find. Man darf daher erwarten, daß der Bericht der Sachverständigen in Paris von sämtlichen Abordnungen ohne Vorbehalt unterzeichnet werden wird.