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Nr. 121. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 28. Mai '^29 4 MWkMMM - 5änges!ili!ill liMW. I^orxan IVIittwoeii »/zS Utir im Sckülrsnksusssa! KkUUM WlinesLiilis-iikung. Allseitiges Erscheinen pklicbt! KmkmkrgillnM Oruuckstück in. oll. Oeacdält^u. V»v1»»ä la verkebrsr. I-»L« ru verkauteu. -4 15 000 ^orablg. — Oikert«» »» L. I-«o»k»rck, vr««ä»L, 8oL»IuQ»»o8tr. 40,111 5 für äie uns snläklick unserer § i 'R'ZNMäLL'lLrLZ erwiesenen ^ukmerlcsamkeiten - clanIreQ tierLliotisi. InZ. Otto Loäen un6 frsu kko8s < § geb. kienert e 8sr1in / puisnilr, im ^ai 1929. - M > D M Kr ckie aniässiie^ unserer § : L7/Ks/^o<7^s/7 - e erwiesenen ^u/merLsamieiten äanleen kerrliokst e - /'att/ Fa/rn rmä ^ait Zfa/'^a § §eb. iVitsse/re ? - ?llisnit^, am 2Z. Fai /S2S e D > VR. M... M,, r'i>!>>sr empkieklt ttiieiilisiis VoU Oegr. 1796 8cklo6str.27 ÜA! Pf6. 23 pfg. ^Ijk5-^sWK Stele. 15 ft«, groks grüns 5e!i^l!s!<eii Konsum-Verein pulsnitr kr. 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(äsusngrss- NUlLPÜS ru vergeben k^oststruSs 3 Junge» HMeMen Welcher Jnter-ffe am Hufbeschlag hat, ehrlichen Charakter, stellt sofort ein (Kost und Logis im Hause) Herman« Birnstengel Schmicdemeister Seiferedarf 72, bei Radeberg. L7l^or/e-/^/)?'e-' (Sei. I: Damen, kreis t.90, Lei. II: Lucker, kreis r.ro) 7«1er Lroä mir Lctuürrboxeo ^Iles rum 8clbst»rbeiren! Overall ru vaven! sLVW.-vrKi^L / rsikriL r Konsum- Vsnein pulsnitr SportsnrllAe, 3ck>ve6enmsntel, 0overeost-W!n6jsc1cen VsssneisrKIeiLisv von 4 kN sn — Lpvr»»»«inr>«n 8port8^iu!ie k. ^lännör u. vLwsii, 8tulpen, 8tu1pen8lrümpk« SsrgstärK« 8eppl-ttosen, 8cklier8«ejsclren, 8epp1-1'räZer klo8snträ§er — Kuclc8äclre kilkiäiliU Amanullahs Ende. Origriralbries für unsere Zeitung^ Wie Amanullah unterlag. — Der RäuberhSuptling als Emir. — Schatze der Ark. — Afghanische Strafen. — - Kabul, 28. April 1929. Die afghanische Geschichte ist reich an blutigen inneren Auseinandersetzungen. In einem Lande, wo jeder Bewohner der schwer zugänglichen Gebirge sein Gewehr als unent behrliches Handwerkszeug schätzt, wo Dorf und Stamm stets bereit sind, Fehden auf eigene Faust auszutragen, kommt es nicht so leicht zur völligen Ruhe. Amanullahs Großvater, der Emir Abd-ur-Rahman, brauchte fünfzehn Jahre, bis er seine Macht überall gegen Räuber und Aufständische durchgesetzt hatte. Aber die letzten Monate stellen an dramatischer Wucht alles in Afghanistan früher Erlebte in den Schatten. Niemand hätte glauben mögen, daß der A u f st a n d, der bei den Schinwaris an der indischen Grenze begann, wie eine Sturmflut ganz Afghanistan verheeren würde. Sei es, daß England seine Hand im Spiel hatte, sei es, daß die Reformen dem am Althergebrachten hängenden Volke wirklich gegen den Strich gingen, Amanullah war nahe daran, mehr durch Geld und Versprechungen als durch Gewalt, Ruhe zu stiften, als eine anfänglich kleine Räuberbande von „Kuhistanis" die Lawine ins Rollen brachte. Ihr Führer, Batscha-i-Sakau, setzte sich in Tscharikar, einem Wege knotenpunkt nördlich von Kabul, fest, erschoß dort den Re gierungsvertreter und schröpfte die verängstigten Basar- Kaufleute. Nicht ohne sich dabei auch gelegentlich hochherzig zu zeigen: einem armen Händler zahlte er ein Goldstück für eine Melone. Abergläubischer Ruf eilte ihm voraus: er sei unverletzbar; Kugeln, die gegen ihn abgefeuert würden, finge er auf und stecke sie in die Tasche. Batscha fühlte sich selbst auch sicher. Dem General Amanullahs, Ahmed Ali Khan, spielte Batscha einen listigen Streich: unter dem Vovgeben, gegen die Schinwaris kämpfen zu wollen, stellte er sich mit sechzig Mann, ließ sich 200 moderne Gewehre als willkommene Bereicherung seiner Ausrüstung geben und wandte sofort wieder den Spieß um. Die Negierungstruppen, in deren Reihen auch Stammeskrieger der Kuhistani dienten, wurden in Dschebel-us-Säradsch eingeschlossen und die Elektrizitäts leitung nach Kabul abgeschnitten. Das war im Dezember vorigen Jahres. Kenner ahnten, daß die Ruhe nur scheinbar war, und rieten zur Abreise der ausländischen Frauen und Kinder, die mit englischen Flug zeugen nach Indien gebracht wurden. Nun hoffte Amanullah, mit Batschas Leuten, die sich verschanzt hatten, gütlich.fertig zu werden, und sandte ihnen am 14. Januar eine Abordnung von Mullahs entgegen. Aber anstatt zu verhandeln, fuhren die Mullahs in einem (in Berlin erstandenen) Auto an die „Front", erklärten den Truppen Amanullahs, der Kriea sei vorbei, sie sollten in die Stadt kommen, und ließen Batschas Räuberbanden nachrücken. Ein treuloser Verrät. Um Blutvergießen zu vermeiden, entwich Amanullah mit seiner Familie und einigen Personen seiner Umgebung eiligst im Auto nach Kandahar. In der Stadt gab es eine Panik, als das wilde Volk, ohne Widerstand zu finden, eindrang. Alle Gebäude wurden besetzt, nur der Königspalast, die Ark, hielt sich noch. Ein befestigter Bau inmitten der ebenen Stadt, etwa 400 Meter im Geviert, der ähnlich wie der Kreml die Ministerien und Wohnungen des Königs in seinen Mauern umschloß. Amanullahs Bruder, Inayet-ullah Khan, der also eigentlich nur drei Stunden wirklich geherrscht hatte, gab nach dreitägigen Verhandlungen seinen Herrscherehrgeiz auf, da seine Abgesandten auch ihn verrieten und dem Räuberhäuptling die Königswürde anboten. Er flog nach Indien. Die Tore der Ark öffneten sich, in langem, traurigem Zuge verließen die alten Minister, Beamten und Soldaten den Platz, und Batscha-i-Sakau zog als neuer Emir ein. Die niedere Bevölkerung Kabuls ließ den Wechsel gemächlich über sich ergehen. Batscha-i-Sakau nannte sich fortan Emir Habibullah Khan, der Diener der Religion, el-Ghasi, der Glaubensstreiter (weil er Amanullah ja als „Ungläubigen" vebrandmarkt hatte). Die größte Ueber- raschung, die ihm das Fürstspielen brachte, war die Ent deckung eines ungeheuren Geldschatzes in der Ark. Da lagerten nämlich in gemünztem Golde, Silber und Kupfer über 30 Millionen afghanische Rupien (rund 20 Millionen Mark), die Amanullah nicht mehr hatte in Sicherheit bringen können. Niemand hatte den Afghanen je zuvor solche Re serven zugetraut. Mit dem Gelbe richtete Batscha neue Ministerien ein, besoldete eine große Truppe und ließ die Staatsverwaltung weiterlaufen. Die europäischen Fachleute wurden allerdings entlassen und die kostspieligen Bauten ein gestellt. Denn natürlich bemühte er sich, die Reformen Aman ullahs in jeder Weise abzuschaffen. So auch die Einehe. Mit gutem Beispiel ging er voran und hat sich in dem Vierteljahr seither nicht weniger als neunmalverheiratet. Sein besonderes Augenmerk richtet Batscha-i-Sakau darauf, seine Widersacher durch ein vielseitig ausgeklügeltes Etrafsystem in Schach zu halten: neben einfaches Er schießen trat das Aufhängen, manchmal beide Strafen nach einander, am liebsten unter einem Torbogen des Basars, vollstreckt. Oder das Vor-die-Kanone-binden, das die Eng länder früher auch in Indien anwandten. Als neuartige Folter stellte er auch die Elektrizität in den Dienst des Straf vollzuges, indem er Leute an einem Fuß aufhängen und durch einen kleinen elektrischen Strom an ihre Sünden er innern ließ. Oder sie werden durch ein Ohrläppchen an einen Holzpflock genagelt oder an einem Nasenring an gekettet, als wären sie Bullen. Für Diebstahl wird mitunter eine Hand abgehackt, im Widerholungsfalle rechts — links mit dem Fuß abwechselnd, während Stockhiebe für kleinere Sühnen vorbehalten bleiben. Amanullahs schöne Gesetz bücher haben ausgeträumt... Hudak.