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Nr. 124. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 31. Mai 1929. Sette 4 Ohmpis- D Ikestei- Sonnsdenü 8 vkr, Sonvlsg 6 u. Der aemrclie LrMIm: MüMeliige. Lin karbenpräcktixel Lilm sus 6em kuklanä cler Vorkriegszeit. 7 lebenswnkre ^kte tiekstem seelischen Lmpkinctens. In cler Hauptrolle: iVIsrls ^sevdtnt «ilks,icks<kvin<11s? Lustspiel in 2 Dicken Morgen, Sonnabend, den 1. Juni nachmittags 6 Uhr soll da» schö« ««stehende Gr«» auf der Himmelreichwiese par- z-llenweise gegen Barzahlung meistbietend »ersteigert werden. vderft«1«a, den 31. Mai l»Zg P««l Graf rm Mllsinemlleiel in »leiüeii dsde Ick nock einige plStre in meinem langen ire 1 i 'M! ? » uI 6etüier Voraussichtliche Witterung Landeswetterwarte Dresden i«achdru-» ondotni) Zeitweise etwa» auffrischende Winde au» West bi» Nord, etwas Zunahme der Bewölkung, nacht« ziemlich kühl, am Tage nur muffige Erwärmung, nur unbedeutende Niederschläge. Gewitter nicht au»- geschloffen. UnZ Wasser-Temperaturen am 30 Mai: SlM-iM 21 - 22 — 21 Grad Celsius MmrsMil Hornksul.IVsrrea beseitigt «ober »ei'dsi'gs Wiiei'giigliiitol!! diobresärogerie kutsvitr KMÜM in 3>Isn Srö^6k> 150X20010,30^1 1,30 IVI empkiedlt Lekmiclt u «MP«I »stll»s 8 n srden kinlrsuk i»t Vsr»rsusn»«>eN« Lei Leriark sn! O«I- u. Lsckkardan kür Innen-u ^uüenullstricde »««ursr kardsn Vsrpsntin PIn««iln usv wenclen Sie sied au elie Lsntrsi - 0rvg«rie biu»3«nl8cb Lulsaitr, llsoxeZtr Lie verclen gut unck preiswert kcäient! 8scl>5. üliMrveiei» odsksieiiis dlorgeo Lonaubenli, <1 1.3uoi, abends punkt V,9 Uhr VlstÄSlilk-Mling punkt 9 Uhr Versammlung im Vereinslokal. Mit kameradschastl. Gruß äer Vorstanck Vsrvsrksukt Wohn« oder Geschäftshaus, Billa, Landwirtschaft, Gasthof, Fabrik oder sonstigen Betrieb, auch Bauterrain. Sos. Angebote an Otto Lurtb, Leipzig g^o, Eisenbahnftraffe 29 l Vsrlierll skn>M»s wenig gebraucht (Neupreis 180 M) für 60 M soiort verbäuiUob. Zu erfrag. LI«n»raIrxI«tr 4 5 m lislkMU in Landwirtschaft gesucht Zu erfragen in der Tageblatt- Geschäftsstelle. Stücke SO ?kg Deüung sm 8. unä 10 suni empkiedlt -lax Oreubig SsMlil-Karten kertlgeo «über k. I.. LSrsiers Lrdev Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 30. Mi. Dresden. Die heutige Börse verlief zwar in noch nicht ganz einheitlicher Haltung, doch führte die aufkom- mcnde Kaufneigung zu mehrfachen Kurserhöhungen. So stiegen Polyphon um 11 Prozent, mutzten jedoch nachbörslich von diesen Gewinnen 9,5 Prozent wieder hergeben. Weiter gewannen Schubert u. Salzer 7, Reichsbank 5, Pöge, Kamm garnspinnerei Schedewitz je 4, Dresdner Bank 3,75, Darm städter Bank 3,5, Aktienweberei Müncheberg 3, Bergmann, Triptis und Braubank je 2,5, Dresdener Gardinen, Dres dener Baugesellschaft, Gebr. Hermann und Hutschcnrcuther je 2 Prozent. Niedriger lagen dagegen Baumwollspinnerei Zwickau gegenüber ihrer letzten Notiz vom 24. Mai um 5 Pro zent, Dresdener Albumin-Aktien um 6. dergl. Genutzscheine um 8,5, Verein. Bautzener Papierfabriken um 4,8, Kuhnert- Turbo um 3, Faradit, Paaschen, Sondermann u. Stier, Lit. 8., Thüringer Elektrizitätswerk, Veltener Ofen, Glasfabrik Brock witz und Aschaffenburger Brauerei um je 2 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen bewegten sich unter 2 Prozent. Reichsanlciheablösungsschuld Neuoefitz gewannen 0,875 und Schutzgebietsanleihen 0,35. Leipzig. An der Börse herrschte eine freundliche Stim mung. Bei lebhafterer Nachfrage wurden mehrfach Kurs gewinne erzielt. Von Banken hatten u. a. Gewinne zu ver zeichnen Norddeutsche Wolle und Rositzer Zucker Um je 6, Mansfelder um 5,75 und Thüringer Gas um 4,50, Deutsche Bank um 3,75, Mitteldeutsche Kredit um 2,50, Disconto um 2 Prozent. Anleihen uneinheitlich, aber etwas fester. Frei verkehr fest. Chemnitz. Die hiesige Börse verkehrte heute in fester Haltung. Bei regerer Kauflust vermochten sich die Kurse zum Teil noch zu erholen. Bankaktien gewannen bis zu 7 Prozent. Ikueki'iseb-, 8oks-u. ebsisslonguscksestsn lcsuksn Sisl I billig Im (ZarttinsnkLus Wuncisrlick, «suptmsrlrtl Von Maschinenaktien hatten Peniger, David Richter, Schön herr und Schubert u. Salzer Aufbesserungen bis zu 7,5 Pro zent zu verzeichnen, während Wanderer, Pöge, Fries u. Höpf- linger etwas niedriger notierten. Von Textilaktren lagen u. a. Bachmann u. Ladewig, Dittersdorfer Filz und Kobke bis 3 Prozent niedriger. Sonstige Jndustriewerte lagen eine Kleinigkeit höher. Freiverkehr etwas fester. Leipziger Vichmarkt. Auftrieb: 183 Rinder, darunter 15 Ochsen, 49 Bullen, 101 Kühe, 18 Färsen; 870 Kälber, 411 Schafe, 1763 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Schafen und Schweinen schlecht, bei Kälbern langsam. Preise: Bullen a) 53—56, b) 48—52; Kühe a) 48—52, b) 40—47, c) 32—39, d) 24—31; Kälber a) —, b) 78—82, c) 70—77, d) 60—69, e) 50—59; Schafe a) 64—68, b) 58—63, c) 48—57, d) 32 bis: 47; Schweine a) 70—72, b) 73, c) 72—74, d) 70—71, e) 68 bis 69; Sauen 62—67. Berliner Börse vom Donnerstag. Die Dors« hatte außerovdemblich feste Tendenz. Berliner Produktenbörse: Wieder schwach. Die gestrige leichte Befestigung des hiesigen Marktes behaup tete sich heute vormittag kaum noch. Vor allem enttäuschte mat tes Liverpool. Beim Hafer regt sich einiges Interesse für feine Qualitäten. Mais still. Gerste ohne Anregung. Mehl hatte vorübergehend besseren Konsumabsatz, der mit der erneuten Flaue bald wieder schwand. Im weiteren Marktverlauf setzte sich die Preisbewegung nach unten weiter fort. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. IM tg 30. 5. 29 29. 5. 29 100 KL 30. 5. 29 29. 5. 29 Wriz. Mehl 70 märk. 203.0-204.0 204.0-205.0 Weizen 23.0-27.5 23.2-27.7 Mai 212.00 215.0-216.0 ' Roggen 24.5-26.5 24.5-26.7 Juli 216.2-215.0 216.5-2182 Weizenkleie — — Sept. 227.0-226.0 227.0 228.5 Roggenkleie. —> Roga. Weizenkleie- virk.-) 177.0-179.0 178.0-180.0 melaffe — Mai Raps <1000 lcch Juli 192.5-190.5 193.5-194.5 Leinsaat (do.) —— —— Sept. 198.7-196.5 199.2-200.0 Erbsen, Viktoria 41.0-48.0 41.0-48.0 Gerste Drau Futt-, Indust. Wint. KI. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.0 205.0-218.0 205.0 218.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.0-26.5 21.0-23.0 25.0-26.5 176.0-182 6 178.0-184.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Lupinen, blau 17.5-18.5 17.5-18.5 Haier , qelb 23.0-25.0 23.0-25.0 märk. 175.0-181.0 ,75.0-181.0 Seradella. neue 60.0-64.0 60.0-64.0 Mai — — Rapskuchen 18.8-19.9 18.8 18.9 Juli 184.7-183 5 186.00 Leinkuchen 21.6 22.0 21.60 Sept. 188.0-186.5 190.50 Trockenschnitzel 12.00 12.00 MaiS Loya-Extrakt. Berlin — Schroi 18.4-19 3 18.6 19 4 Plata — . — Kartoffelstöcken 15.4-15.8 15.4-15.8 0 Hektolitergewicht 74L0 kg. 1 do. 69 bs Mttlchpreis. Die Landwirtschafiskammer für die Provinz Brandenburg setzte den Erzeugerpreis für 1 Liter Vollmilch frei Berlin aus 17)4 Pfg. für die Woche vom 31. Mai bis 6. Juni fest. (Unverändert.) (Ohne Gewähr.) Berliner Butter Preise. Amtliche Notierung ab Erzeu- aersiation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qua lität 157, 2. Qualität 148, abfallende Sorten 132 Rm. Ten denz: Ruhig. (Ohne Gewähr.) Preisnotierungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission.) Di« Preise verstehen sich in Pfg. je Stück ob Waggon oder Lager Berlin nach Ber liner Usancen.) Deutsche Eier: Trinkeier vollfr. gest. über 65 Gramm 12L0, 60 Gramm 11 HO, 53 Gramm 10,50, 48 Gramm 9,50; frische Lier über 65 Gramm 12, 60 Gramm 11, 53 Gramm 10, 48 Gramm 9; aussortiertc kleine und Schmutzeier 8,50—9. Auslandseier: Dänen 18er 12^0—12,75, 17er 12; Holländer 68 Gramm 12,75; Litauer große 10,50, normale 9; Rumänen 9 bis 9,25; Ruffen große 9, normale 8,25—8,50; abweichende 7,50 bis 8L0; kleine, Mittel- und Schmutzeisr 7—8. Witterung: Schön. Tendenz: Behauptet. (Ohne Gewähr.) Kartoffelpresse. Die Landwirtschaftskammer für die Pro vinz Brandenburg ermittelte die KartoffÄerzvugerpreise je Zent ner waggonfrei märkischsr Station wie folgt: Weiße Kartoffeln 180—200, rote Kartoffeln 200—230, gelbfleischige (außer Nieren- kartoffeln) 240—260 M. FabrWartoffetn 8—9^0 Pfg. je Stärke» prozent. (Ohne Gewähr.) "DSV VLVtOVLNS Stsrnae, »on Llsbetk» 3. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Williams fühlte diesen Zustand heraus, wenn Helm brecht auch nicht mit Worten klagte, sondern nur eine kurze, sachgemäße Darstellung der gegenwärtigen Lage der Fabrik gegeben hatte. i „Ich will Sie nach Kräften in Ihrem Werk unter stützen und vertreten," hatte er einfach erwidert und Helmbrechts Hand gepreßt. „Ich nehme Sie beim Wort, Mister Williams. Ihre Worte berühren mich seltsam wohltuend und befreiend, und ich setze meine ganze Hoffnung auf Sie. Es tut not, daß jemand mit fester Hand die locker gewordenen Zügel ergreift. Seit mein Direktor tot ist, habe ich jede Stütze verloren es geht alles drunter und drü ber. Sehen Sie zu, ob Sie wieder Ordnung schaffen können." Nachdem sie noch einige sachliche Fragen erörtert, hatte Lelmbrecht seine Frau zu sich bitten lassen und ihr seinen neuen Oberingenieur vorgestellt. Frau Helm brecht, eine äußerst anziehende Erscheinung, kam ihm in freundlich gewinnender Art und Liebenswürdigkeit ent gegen. Er hatte seine Augen sinnend auf dieser Frau ruhen lassen. Ihr Alter schätzte er auf ungefähr 40 Jahre. Sie war mittelgroß und schlank, hatte feine, geistvolle Eesichtszügc und kleine graue Augen, in denen eine Welt von Herzensgüte. lag. Mr. Williams begriff es sehr gut, daß Helmbrechts Züge sich bei ihrem Eintritt erhellten, daß die Sorgen falten in ihrer Nähe von feiner Stirn wichen und seine Stimme Heller und klarer klang, wenn er zu ihr sprach. „Meine Elisabeth." So hatte Helmbrecht ihm seine Frau vorgestellt, und er selbst hatte das angenehme Gefühl, daß diese Frau die Stütze und der Trost ihres Mannes war. Erst nach einer geraumen Weile ging Mr. Wil liams weiter und stand bald vor dem Hause, das ihm zur Wohnung dienen sollte. „Gott segne deinen Eingang!" Es war ihm, als wenn eine unsichtbare Stimme ihm diese Worte zugerufen hätte. Eben wollte er in die Haustüre treten, als ihn ein plötzliches Raschelm in dem dichten, undurchdringlichen Gebüsch, das die neben dem Hause befindliche Garten mauer fast ganz verdeckte, aufhorchen ließ und zum Stehen brachte. Was war das? Es war ihm vorgekommen wie der scheue Tritt eines Menschen, der ihn belauerte, der Bö ses gegen ihn im Schilde führte! Aber weshalb? Was hatte er hier jemand zu Leide getan, er, der Fremde! Oder hatte er sich nur getäuscht? War es ein fal lendes Blatt gewesen, oder der Wind, der durch die blühenden Johannisbeersträucher fuhr? Helmbrecht saß nach des Ingenieurs Fortgehen wie der einsam in seinem Zimmer. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt, und seine glanzlosen Augen richteten sich in unbestimmte Fernen. Seine Gedanken aber weilten ebenfalls bei dem neuen Ingenieur. Oh er dessen An kunft als ein Glück betrachten durfte? Ob er von ihm tatkräftige Stütze, Hilfe und Nat erwarten konnte? — Der Kommerzienrat gehörte nicht zu denen, die schnell Vertrauen schenken. Doch als der Amerikaner ihm gegen- übersaß, als er zu ihm sprach, als er alle seine Fragen so sachlich und klar beantwortete, da war es ihm ge wesen, als wenn eine Hand liebkosend über sein Haar ge strichen und als wenn Inges liebe Stimme in gewohn ter Weise zu ihm gesprochen hätte: „Es wird noch alles gut, Väterchen; sei ruhig." Und eine wohltuende Ruhe zog in sein Gemüt. Unter dem Bann dieses befriedigenden Gefühls stand er noch, als einige Zeit darauf die Mittagsmahlzeit die ganze Familie in dem Eartenzimmer versammelte. Helm brecht hatte den Amerikaner gebeten, sein Gast zu sein, und Mr. Williams hatte mit Dank angenommen. Helmbrechts Laune war so gut, wie lange nicht; er sprach anregend und mit Interesse. Darum fiel es ihm nicht auf, daß Inge ziemlich schweigsam war. Sie wies alle sichtlichen Bemühungen des Ameri kaners, seine vorherige neckende Anspielung wieder gutzu machen, kurz ab. Sie konnte die „seltsamen Käfer" noch nicht vergessen. „Abscheulicher Mensch!" Ob Mr. Williams ahnte, welche für ihn schmeichel haften Gedanken sich hinter den seelenvollen Augen ver bargen? Man merkte es ihm nicht an. Er zeigte sich gewandt und bewies durch seine Formen, daß er drüben in Amerika gewohnt war, unter den Besten der Gesell schaft zu verkehren. 2. Mehrere Wochen waren vergangen. Mr. Williams waltete seines schwierigen, verantwor tungsvollen Amtes mit nimmermüder Kraft und Aus dauer. Aber seinen Plänen und Absichten legten sich be deutende Schwierigkeiten in den Weg, auf die er nicht gefaßt gewesen war. Mit Schrecken wurde er gewahr, daß er vorderhand nichts anderes tun konnte, als für seine eigene Person Terrain und Anerkennung zu gewin nen, ja, auch nur seinen Platz zu behaupten. Der Zustand und Ton, der in der Fabrik unter den Arbeitern herrschte, war ein geradezu beispielloser. Unglaubliche Trägheit, Unzufriedenheit und Disziplin losigkeit, das waren die Eigenschaften, die das gesamte Personal kennzeichneten. Der neue Oberingenieur stieß denn auch auf alle Art Widerstand. Seine Anordnungen und Maßregeln wurden in den Wind geschlagen; seinen Befehlen hohn- lachtc man, wenn man nicht gerade in der Stimmung war, sie auszuführen. (Fortsetzung folgt.)