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Nr. 122. PulSmtzer Tageblatt. — Mittwoch, den 29. Mai 1929. Sette 4 -Hl Vie keeräiAung kinäet freitax, äen 31. l^ai, nsckm. °/»3 Var vom Trauerbause aus statt. vienstaA »/z12 Okr versckieä nach lan- Lem, schweren Leicken unser lieber Vater, QroK- unct vrxrokvater, üer saurer unü LusLvgler VM »zsie im 84. l.ebensjskre. In tieker Trauer clie Hinterbliebenen ^Velüdsek, am 28. IVlai 1929 NWerseAMMeln r« MM borgen vonnerstsg >/,9 vbr Lsmiscktsr (kvr! VMN-M — UeMllin Heute abenä 8 I^kr: i^ebunZsstunäe! »Verbot!» -Mes Askren, weiten un6 Sstisn über c!sn Seliütrsnplslr ist bei Strafe verboten. vis Deputation 6sr priv. LobütrsnAsssllsebatt ru puisnitr Walter Miosis, 1. Vorst. oaek äen neueste», jetrt bestekenäen 8«timmun8ea uult auk Orunä einer 45 Mrlxen prslctlscden krksdruoe Uekern bei xevisseobsktester ^uskübruox ru billigsten kreisen unter 6en Iculsntesteo LldlungsbeLnguogen kblnpled ksntsclisl L 80I111, Sckimsi'mirtvi', kii'riiol'f MU' Pevkui,,«« 'MG Ein Transport ostpreuß. hochtragender und Kalben ist heute eingetroffen und steht preiswert zum Verkauf und Tausch Viehhandlung Kunath Weißbach bei Königsbrück - Tür ckie anläklick unserer 8Msr-MskMt : - erwiesenen ^ukmertzsamlceiten sanken Kerrlledst ? - klcksrü krenLel unü Ivrau lVlartks L Oberstetna, äen 23 IVlai 1929 Zeb. Oswalck > W IVMMI IkMMl ISck-^Wl Ivck-Msl I empkieklt in delcsnnter I ' ^USWLKI kr.üue.ltSlWsilii Kan»«n» 15V WM KN gegen Sicherheit r« leiben Ke- »vclit — Offerten unter L. 29 on die Tageblatt-Geschäftsst. erb. GWMMM-WeA Stück 50 ?kg DM Äekung »m 8. unä 18 )um empkieblt Alax Oreubi^ Jungen ZlhillikdtgeM welcher Inter sse am Hufbcschlag hat, ehrlichen Charakter, stellt sofort ein (Kost und Logt« im Hause) Herman« Bir«fte«gel Schmiedemeister Seiseredors 72, bei Radeberg. 9ULU-U-U-» j De» »evto»ene 8okrr St«»«»«« »«»» bt»betk VovrLane Wir beginnen heute mit dem Abdruck eines äußerst spannenden Romans der bekannten Schriftstellerin Els beth Borchart mit dem Titel „Der verlorene Sohn". Getrieben von Heimweh und Sehnsucht lehrt der Sohn in das elterliche Haus unter fremdem Namen zurück, um die Fabrik seines erblindeten Vaters vor dem nahen Ruin zu retten. Das Gefühl einer ungesühnten Schuld verschließt ihm die Lippen und unerkannt beginnt er sein Werk. Da begegnet ihm seine vermeintliche Schwester und hell auf lodern in seinem Herzen die Gluten der Liebe, denen er keinen Raum geben darf und will. Selt sam verflochtene Verwicklungen beginnen sich mehr und mehr zu unlösbaren Wirrnissen zu gestalten. Die Unge wißheit und Unwissenheit belastet die Handlungen der Personen. Geheimnisvoll steht jeder Tag und jede Stunde vor ihnen. Und dennoch müssen sic den Weg ihres herben und schweren Schicksals gehen. Meisterhaft hat die Schriftstellerin die Fäden ver knüpft und sie mit großem Geschick langsam gelöst. Mit reißend und erfüllt von innerer Bewegung ist der Ver lauf der Erzählung, die unaufhaltsam ihrem Abschluß zu strebt. Bei dem bekannten künstlerischen Feingefühl von Elsbeth Borchart erübrigt sich der Hinweis auf ihre ge wählte, vornehme Sprache, die den jeweiligen Stimmun gen in hervorragender Weise gerecht wird. So ist auch dies Werk für unsere Leser ein dauernder und ständig sich steigernder Genuß. Schriftleitung und Verlag. kauest Tisest-, 8oks-u. edsissionsusäseksn ksuksn Lis I billig lm Qar^insnbsus Wunösriicb, ttsuptmsrstt Klugs krsusn kaufen 8pül»pp»r»1«, Llyso» vusckea, Vorksllbiscke», Teib- küulen unä »Ile kr»oeu»rtiliel und erhallen dis kret Auskunft und Rat. krsii Seiiriiieer »in 8s« 27 Lake VIppoläiswalckser klatr Nähe Hauptbhf. (d. d. Reilbahnstr.) eia MM GkM Usta (mit Maschine) yUd ein MdM (mit Läufer) ul verkaufen. Vollung, Fichteft«. 2 k WWW für eine Abendstunde sofort gesucht. Geschäftsstelle „Pulsnitzer Tageblatt" „Auch wir haben ein Recht auf Leben.. Die Tagung des Landbundes Provinz Sachsen. Halle a. S. Auf der Tagung des Landbundes Provinz Sachsen nahm der Präsident des Reichslandbundes, Minister a. D. Schiele, Gelegenheit, über das Thema „DasEinheitsprogrammderdeutschenLand- wirtschaft" zu sprechen. Er führte dabei u. a. aus, drei Gründe hätten die vier Unterzeichner des Einheitsprogramms bei seiner Ausarbeitung bewegt, die ihnen schnelles und ge meinsames Handeln zur Pflicht gemacht hätten, und zwar erstens die aufs Höch st e gestiegene Not des land wirtschaftlichen Berufsstandes, zweitens die ernsten Sorgen um die gesamtwirtschaftliche Entwick lung und insbesondere um die Lebensmittelversorgung Deutschlands, und drittens, die aus der landwirtschaft lichen Dauerkrise erwachsende staatspolitische Frage. Das Verlustkonto der deutschen Landwirtschaft wachse seit Jahren in starker Steigerung. Jeder Monat buche auf die Sollseite neue 150 Millionen Mark. Gemessen an der Vorkriegszeit sei die Landwirt schaft seit Jahren um jährlich drei Mil- liardcn Mark schlechter gestellt. Seit Jahren beherrsche das deutsche Wirtschaftsleben ein ausgesprochenes Mißverhältnis zwischen Landwirtschaft und fast allen Berufsständen. Für die Landwirtschaft be deute dies die Abwanderung von Hunderttausenden bester Arbeitskräfte aus dem Osten. Die Aufstellung des Einheitsprogramms sei in engster Vertrauensarbeit der vier Organisationsführer erfolgt. Die gesamte deutsche Landwirtschaft kämpfe in ge schlossener Front. Das sei das wichtigste inner- politische Ereignis der Feit, an den; Regierung und Par lament nicht mehr vorübergehen könnten. Das Einheits programm, auf eine knappe Formel gebracht, heiße: „Gebt der Landwirtschaft das gleiche Recht wie allen anderen Berussschrchten, auch wir haben ein Recht auf Leben." Von den vier bisher eingebrachten Anträgen erstrebten drei die Hebung der Lage der deutschen Viehwirtschaft. Nur bei Schweinen und Schafen entsprächen die Erzeugerpreise gegenwärtig den Gestehungskosten. Von einer Sicherung aber auf diese Preise könne um so weniger die Rede sein, als mit einem Abschluß des deutsch-polnischen Handelsvertrages der deutsche Markt neuen Einfuhren geöffnet werde. Die draußen aufmarschierende Reichsbauernfront habe sich im Reichstage sehr schnell zur grünen Front aller landwirtschaftsfreundlichen Parteien entwickelt. Laudeswetterwarte Dresden l«achdru<» verbot«») Meist schwache Winde aus nördlicher bis östlicher Richtung, vor» wiegend heiter, warm. Gewitter nicht ausgeschloffen. K/Iil Wasser-Temperaturen am 28. Mai: MM-VUV 21 - 24 — 25 Grad Celsius Sonne und Mond. S1. Mai Sonne A. 3.47, U. 20.09. Mond A. 1.15, U. 10.51. M» D«v vevtovene 8vkn Sto»»,«»« »an Lt«e»«ra Dr»i»ck»avt 1. „Station Buchenau!" Der Zug hielt. Aus einem Wagenabteil zweiter Klasse stieg ein Fahrgast. In demselben Augenblick er tönte das „Abfahren" des Zugführers — ein Pfiff — und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Buchenau war eine kleine Station, eigentlich nur eine Haltestelle für die Arbeiter, die morgens aus der nahen Stadt zur Maschinenfabrik in Buchenau hinaus- und abends wieder hincinfuhren. Der Stationsvorsteher musterte den fremden, mit vornehmer Einfachheit gekleideten Fahrgast. Dieser jedoch nahm keine Notiz davon. Sein Gang war sicher und fest, die Körperhaltung straff. Er hatte eine ansehnliche Größe, und seine Be wegungen verrieten kräftige Muskeln und Sehnen. Das wettergebräunte Gesicht umgab ein kurzer blonder Bak- kenbart, der auf englische Manier zugeschnitten war, wie auch sein ganzes Aeußere etwas Fremdländisches an sich trug. Nun stand er draußen und betrachtete eine Weile mit unverhohlenem Interesse die Gegend. Eine mit Kirschbäumen bepflanzte Chaussee zeigte sich seinen Blicken. Zu ihren beiden Seiten lagen Fel der und Wiesen, welche einen weiten, freien Ausblick gestatteten. Mitten unter den dunklen Bäumen ragten gewaltige Fabrikschornsteine empor. Sie wiesen dem Fremden den Weg, den er zu gehen hatte. Also, frisch vorwärts! Charles Williams ging heute einem neuen Ziele, einer neuen Aufgabe entgegen: 2m Auftrage einer New- yorker Firma, bei welcher er die Stelle eines ersten Ingenieurs bekleidete, war er nach Europa gekommen, um deutsches Maschinenfabrikat kennen zu lernen. Und eben durch die Vermittlung dieser berühmten Firma hatte er eine Anstellung als Oberingenieur in der Fabrik des Kommerzienrats Helmbrecht in Buchenau erhalten. Der Besitzer der Fabrik, Kommerzienrat Karl Helm brecht, war halb erblindet und daher außerstande, per sönlich die Arbeiten des großen Werkes zu leiten. Sein erster Direktor und technischer Leiter war vor kurzem gestorben, und es fehlte an einer tüchtigen, energischen Kraft. Ihn, Charles Williams, hatte man nun dazu aus ersehen, diese Kraft zu ersetzen. Die vorzüglichen Em pfehlungen hatten Helmbrechts Wahl auf ihn gelenkt. Er hatte sich vorläufig für zwei Jahre verpflichtet, und so lange hatte man ihm auch Urlaub gegeben. Dann mußte er wieder nach Amerika zurückkehren. Drüben war er einer der gesuchtesten Ingenieure, und zumal in der Fabrik in Newyork nahm er eine Art Vertrauensstellung ein. Er durfte sich sagen, daß er mit seinen vierund- dreißig Jahren bereits ein hohes Ziel erreicht hatte. Ein schwerer Atemzug entquoll seiner Brust. Wenn es ihm nun gelänge? Würde das die Schuld auslöschen, die Schuld und wenn sie auch — ? Seine Gedanken stockten hier. Er trocknete sich den Schweiß von der Stirn. Auf dieser Stirn lagen Fal ten, die von harten Kämpfen sprachen: Aber sie hatten das nicht auszulöschen vermocht, was die Amerikaner so geringschätzig mit „deutscher Gefühlsduselei" zu bezeich nen pflegen. Aus den klaren, klugen Augen sprach es ein weicher, schimmernder Glanz, der so wenig zu dem ganzen zielbewußten und energischen Auftreten zu passen schien. Die Kirschallee hatte ihr Ende erreicht: sie mündete in eine gepflasterte Dorfstrabe, an deren einer Seite sich eine Reihe sauberer, netter Häuschen, die Wohnungen der Fabrikarbeiter, befanden, während die andere einen großen Garten, mit hohem Zaun umschlossen, aufwies. Mr. Williams verfolgte die Straße nicht weiter. Er bog links ab und ging außerhalb des Zaunes am Gar ten entlang, einen schmalen Wiesensteg. Seine Augen hingen an dem mit einer dichten Hecke bepflanzten Zaun, als suchten sie etwas darin. Und da war es endlich auch — ein kleines Pförtchen. Es mußte wohl kaum noch als Eingang in den Garten benutzt werden, denn Gestrüpp und Unkraut umwucherten es, und das Schloß war ver rostet. Erst ein kräftiger Stoß hob die Tür aus den Angeln. Mit einem leise erschauernden Gefühl trat er ein und blieb zögernd stehen. Ein breiter Weg tat sich vor ihm auf. Er machte einige Schritte langsam — sehr langsam. Es war, als wenn sich ein bleiernes Gewicht an seine Füße hängte sein Blick umflorte sich — — sem Atem kam gepreßt aus der breiten Brust. Mechanisch schlug er einen Seitenpfad ein. Dieser führte ihn, wohl ohne daß er es gewollt hatte, in jenen Teil des Gartens, der zur Obst- und Eemüsekultur ver wendet wurde. Eine Reihe Kirschbäume bildete auch hier die Ein fassung eines Weges. Da — — etwas Seltsames — — Leuchtendes, Weißes in den Zweigen eines Kirschbaumes: Mit magi scher Gewalt wurden seine Blicke angezogen. Welche selt same Frucht! Ein Lächeln flog über seine eben noch so finsteren Züge. Es war ein holdes Menschenkind mit langen golde nen Zöpfen, mit lieblichem Antlitz und dunklen, lachen den Augen. Es saß auf einem starken Ast des Baumes, während die Füße auf der obersten Sprosse der an den Baum gelehnten Leiter standen. Seine Augen hingen wie gebannt an diesem Bilde. Hatte das Wesen sein Näherkommen jetzt bemerkt? Welches Erschrecken ging durch die zarten Glieder, mit welcher Angst wurde das weiße Kleid zusammengerafft! (Fortsetzung folgt.)