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N:. 113. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 17 Mai 1929. Seite 6. oen Vorwochen. Das vcvorsteyenoe Ps>auni/n günstig auf die Nachfrage des Bekleidungsgewerbes, die in der Schneiderei sogar verschiedentlich nicht befriedigt werden konnte. Im Nahrungs- und Genutzmittelgewerbe begann die Saison der Brauereibetriebe und der Waffellndustne. Eine saisonbedingte Belebung zeigt sich ferner tm Gastwirts- gewerbe, wo teils die bevorstehenden Feiertage die Nachfrage steigerten, teils ein verstärkter Bedarf der Gebirgsausslugs- orte infolge der günstigeren Witterung eingesetzt hat. Gute Aussichten für das Pfingstwetter. Nach der veränderlichen Witterung der letzten Tage soll sich das Wetter nun wieder langsam bessern. Für eine Besserung des Wetters, die sich hoffentlich bis Pfingsten fortsetzen wird, spricht der erhöhte Luftdruck in West- und Mitteldeutschland. Bis jetzt ist die Witterung in Deutschland allerdings noch sehr ungleichmäßig. So sehr sich die erholungsbedürftigen Großstädter zu Pfingsten sonniges Wetter wünschen, so unzufrieden sind andererseits die Land wirte mit der Trockenheit. Exotischer Fürstenbesuch in Deutschland. Der Vullan von Gan > 1 bar Herrscher an der Ostküste Afrikas, will Europa einen Beluch abstatten und dabei auch mehrere Städte in Deutschland aufsuchen. Sonne und Mond. 1S. Mai: Sonne A. 4.01, U. 19.S2. Mond A. 16.21, U. 2.48 Sport. Siebenter Bundesjugendtag des Sächsischen Radfahrer- Hundes Zum Pfingstfest, vom 18. bis 21. Mai, findet in Walden burg der 7. Jugendbundestag des Sächsischen Radfahrer bundes statt. Für Sonnabend ist ein Begrüßungsabend an- gesetzt. Am Sonntag vormittag findet die Jugendführer- tagung statt, nachmittags die Jugendversammlung. Nach mittags wird in Waldenburg auch ein Hindernisfahren für Fahrräder abgehalten, abends soll auf dem Marktplatz ein Lichtbildervrotrag gehalten werden. Am Pfingstmontag werden verschiedene Wettbewerbe ausgetragcn, u. a. der Kampf um die Jugendbundesmeisterschast. Für Dienstag sind Besichtigungen vorgesehen Sachsen im Schwimmen voran Der Mitgliederbestand des Deutschen Schwimmverbandes hat sich, wie erst jetzt bekannt wird, von 1926 zu 1927 um rund 35 000 Mitglieder vermehrt. Die Zahlen lauten 140 002 zu 174 431. Von den 35 000 neuen Mitgliedern entfallen allein 30 000 auf den Kreis VII (Freistaat Sachsen), der damit in bezug auf Mitgliederzahl an erster Stelle im D. S. V. steht. Schmeling—Tempjeh im September? Der Weltmeister Dempsey gibt bekannt, daß er im September gegen Schme ling in New Port antretcn werde, falls es diesem gelingen sollte, den Basken Paolino zu besiegen. Der Fustballkampf Deutschland — Schottland. Für den am I. Juni im Deutschen Stadion in Berlin stattfinden den Fußball-Länderkampf wurden folgende Spieler für die deutsche Auswahlmannschaft zusammengestellt: Stuhlfaut (1. F. E. Nürnberg); Schütz (Eintracht Frankfurt), Brunke (Tennis-Borussia); Flick, Gruber (beide Duisburg), Heid kamp (Bayern-München); Albrecht (Fortuna Düsseldorf), Sobeck (Hsrtha-B. S. C.), Pöttinger (Bayern-München), Hofmann (Dresdener S. C.), Hoffmann (Bayern-München). Neuer Tegelslugrekord Kronfelds. Der Wiener SeaeMieaer Robert Kronfeld, der die HöbenEae des Teuto burger Waldes zu Rekordversuchen im Langstreckenslug auser sehen hat, stieg bei Riesend eck auf, und landete nach fünf stündigem Flüge in der Gegend von Detmold. Er dürfte damit eine Strecke von über 100 Kilometer zurückgelegt und da durch den bisher von Nehring-Darmstadt gehaltenen Langstrecken flugrekord von 72 Kilometer überboten haben. Diener gegen Portugals Meister Tanta. Zwischen dem portugiesischen Meisterboxer Jose Santa und Franz Die ner schweben Verhandlungen über einen Boxkampf, der in Berlin stattsinden soll. Spanien schlägt England 4:3. InMadrid fand der erste Fußballkampf England—Spanien statt, bei dem die spanische Mannschaft mit 4:3 siegte. Kirchen - Nachrichten Oberlichtenau Pfingstsonntag, 19. Mai: Uhr Festgottesdienst, danach heiliges Abendmahl, insbesondere für die Jugend. — Pfingstmontag, 20 Mai: V,9 Uhr Festgottesdienst. 10 Uhr Kindergoltesdienst. An beiden Feiertagen Sammlung für den Allgemeinen Kirchenfonds. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 16. Mi. Dresden. Bei starker Verkaufsneigung setzte sich die rückläufige Kursbewegung Wetter fort, doch waren die Ein bußen in der Hauptsache nicht groß. Niedriger lagen Dres dener Albumin-Genußscheine um 20,5, Marienberger Mosaik gegen den letzten Kurs vom 10. Mai um 19, Glasfabrik Brock witz gegen den letzten Kurs vom 13. Mai um 9, Rösler, Dr.- Kurz-Aktien und Aschaffenburger Brauerei um je 5, Polyphon, Ver. Photo-Aktien und Ver. Elbschtffer um je 4, Mönchshof, Schöfferhof, Reichsbank und Deutsche Tonröhren um je 3, ebenso Faradit, Bautzener Tuch um 2,5, Sachsenwerk, Dr.- Kurz-Vorzugsaktien, dto. Genußscheine, Peniger Papier, Thode, Dresdener Strickmaschinen, Karl DUrfeldt, Meißener Ofen und Triptis um je 2 Prozent. Dagegen gewannen Siemens-Glas 3,75, Dresdener Nähzwirn 2,2 und von Heyden 2 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen hielten sich unter 2 Prozent. Weiter verloren fünfprozentige Landeskultur rentenscheine III 0,5, siebenprozentige Dresdener Stadt- anleihe II und Reichsanleiheablösungsschuld (Altbesitz) je 0,25 Prozent. Leipzig. Die Börse zeigte wiederum stilles Geschäft. Kursverluste überwogen die wenigen und geringen Aufbesse rungen. Leipziger Feuer verlor 10, Polpyhon und Schönherr je 5, Berliner Handel und Gelsenkirchener Berg je 3 Prozent. Anleihen lagen etwas niedriger. Dagegen gewannen Geraer Jute 15 Prozent. Freiverkehr ruhig und meist abgeschwächt. Chemnitz. Die Börse verlief in unverändert schwacher Haltung. Es kam zu weiteren Kursabstrichen, die bei Reln- egger mit 5 Prozent ihr höchstes Ausmaß erreichten. Dagegen wiesen Frieß u. Höpflinger eine Steigerung von 10 Prozent auf. Freiverkchr ruhig. Viehmarkt Auftrieb: 162 Rinder, darunter 12 Ochsen 42 Bullen, 97 Kühe, 11 Färsen; 1367 Kälber, 117 Schafe, 1721 Schweine. Verlauf: Bei Rindern langsam, bei bei Schweinen mittel. Preise: Bullen a) 52 bis 56, b) 48—51, c) 42—47; Kühe a) 48—51, b) 40—47, c) 30 bss A d) 22—29; Kälber a) -, b) 72-77, c) 65-71, d) 58 bis 64, e) 50—57; Schweine a) 75, b) 76, c) 74—76, d) 72—74 — Der nächste Markt findet am Donnerstag, den 23. Mai statt, und zwar m der nächsten Woche nur einmal. Berliner Börse von» Donnerstag. Die Börse hatte wieder schwache Tendenz. Die Kursrück gänge betrugen im Durchschnitt 1—3 Prozent. Nach wie vor steht die Börse unter dem Druck der ungünstigen Lage des Geld- Marktes. Produktenbörse wieder sclstvach. Auslandsgetreide war für Weizen in den Forderungen gut stetig, jedoch nicht immer erzielbar. Lieferungsmarkt tendiert schwächer, besonders Roggen, der weiter in polnischen billigen Angeboten zur Verfügung steht, wirft hiesige Preise infolge Kon kurrenz beim Export. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. ') Hektolitergewicht 74^0 kg. -) do. 69 KZ. IM tg 16. 5. 28 15. 5. 29 100 Ug 16. 5. 29 15. 5. 28 Weiz. Mehl 70 '/. 24.2-28.7 mark 220.0-221.0 221.0-222.0 Weizen 24.2-28.7 Mai 230.50 230.0-229.5 Roggen 262-28.0 28.4-28.2 Juli 234.0-234.5 234.5-233.5 Weizenkleie 13.0-13.2 13.0-13.2 Sept. 238.5-239.5 240.0 239.0 Roggenkleie 13.50 13.50 Noga. Weizenkleie- mrk*) l 97.0-201.0 200.0-202.0 melaffe —— — Mai 208.50 208.00 Raps (1000 kg) Juli 212.2-213.0 214.7-214.0 Leinsaat (do.) Sept. Gerste Brau 215.5-216.0 217.5-218.0 Erbsen, Viktoria 43.0-50.0 43.0-50.0 KI. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.0 218.0-230.0 218.0-230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.0-26.5 21.0-23.0 25.0-26.5 Futt-, Jndust. 188.0-198.0 190.0-200.0 Äckerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Wint. — Lupinen, blau 1S.S-I7.5 16.5-17.5 Hafer » gelb 22.0-24.0 22.0-24.0 mark 195.0-201.0 l 96.0-202.0 Seradella, neue 56.0-62.0 56.0-62.0 Mai 201.00 204.50 Rapskuchen 19.0-19.2 19.0-19.2 Juli 203.50 206.0-204.5 Leinkuchen 21.8-22.0 21.8-22.0 Sept. 210.0-208.5 Trockenschnitzel 12.8-13.2 12.8-13.2 MaiS Soya-Extrakt. Berlin — — Schroi 19.2-20.2 19.4-20.3 Plata — —- Kartoffelflocken 17 0-17.6 17.0-17.0 Milchpreis. Dis Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg setzte den Erzeugerpreis für 1 Liter Bollmilch frei Berlin auf 17)4 Pfg. für die Woche vom 17. bis 23. Mai fest. (Ohne Gewähr.) Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung ab Erzeu gerstation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qua lität 164, 2. Qualität 155, abfallende Sorten 139 Rm. Tendenz: Fest. (Ohne Gewähr.) Preisnotieruuigen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eieruotierungskommisston am 16. Mai.) Die Preise verstehen sich in Pfg. je Stück ab Waggon oder Laaer Ber lin nach Berliner Usancen. Deutsche Eier: Trinkeier vollfr. gest. über 65 Gramm 12^0, 60 Gramm 11,50, 53 Gramm 10Z0, 48 Gramm 9,50; frische Eier über 65 Gramm 12, 60 Gramm 11, 53 Gramm 10. Auslandseier: Dänen 18er 13,50, 17er 12,25, 1514—16er 11,25; Holländer 68 Gramm 13, 60—62 Gramm UM bis 12; Belgier 60—62 Gramm 11,50; Bulgaren 10,26; Ungarn IO; Jugoslawen 10; Russen große 10, normale 9,75; Polen normale 9H0; kleine, Mittel- und Schmutzeier 8M Witterung: Schön. Tendenz: Behauptet. (Ohne Gewähr.) Kartoffelpreise. Die Landwirtschaftskammer für die Pro vinz Brandenburg ermittelte die Kartoffelerzeugerpreise je Zent ner waggonfrei märkischer Station wie folgt: Weiße Kartoffeln 210—240, rote Kartoffeln 240—280, gelbfleischige (außer Nieren kartoffeln) 280—320 AI Fabrikkartoffeln 8^—II Pf», i- StLrk<- prozent. Berliner Schweine- und Ferkelmarkt. (Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Amtlich. Auftrieb: 109 Schweine und 163 Ferkel. Verlauf: Ruhiges Geschäft. Es wurden gezahlt im Großhandel für: LLuferschweine, 5—6 Monate alte 80—100; Pölk«, 3—4 Monate alt 55—80; Ferkel, 9—13 Wochen alt 40 bis 55, 6—8 Wochen alt 35—40 M. je Stück. Berliner Magerviehmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Auftrieb: 549 Rinder, dar unter 525 Milchkühe, 3 Bullen, 21 Jungvieh, 166 Kälber, 451 Pferde, 50 Schafe. Verlauf: Etwas freundlicher. Es wurden ge zahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe: 290—580 Mark je nach Qualität. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. Tragend« Färsen 270—480 Mark je nach Qualität. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Jungvieh zur Mast: Bullen, Stiere, Färsen 38—44 Mark. Ausgesucht« Posten über Notiz. — Pferdemarkt: 200—1200 Mark je nach Qualität: Schlachtpferde 60—200 Mart. Ruhige» Geschäft. (Ohne Gewähr.) Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wothe. Copyright by Greiner 6b Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 47. Fortsetzung. Mit unendlichem Mitleid sah der Kranke auf das junge Weib, das noch immer vor ihm auf den Knien lag. Seine beiden müden Hände legte er wie zum Segen auf das geliebte blonde Haupt. „Um dieses Kindes willen", sprach er langsam und feierlich, „das dein Herz, Estrid, auf die rechte Bahn leitete, soll dir vergeben sein. Mein Fluch, der dein Haupt und dein Haus treffen sollte, er möge sich in Segen wandeln, so lange Mutterliebe darin waltet, denn Mutter liebe ist heilig." Estrid beugte sich schluchzend über seine Hand und drückte ihre zuckenden Lippen darauf. Er fühlte Estrids heiße Tränen und mild wie Frühlingsregen löschten sie den letzten Rest der Bitterkeit in seinem Herzen. „Dank, Dank", stammelte Estrid, sich erhebend, feine Hände in den ihren haltend. Jngewart Ferks lächelte, wie Menschen lächeln, die über allem Irdischen stehen. „Du mußt heimgehen, Schön-Estrid", sagte er sanft. „Sei ohne Furcht", tröstete er, wie man ein Kind tröstet, „Seegespenster kommen nicht mehr zu dir in deinen Näch ten oder nur, wenn sie dir Gutes künden. — Grüße mir dein Kind, das Jngewart heißt. Er und Sölve, die kleine, liebe Sölve, sollen meine Erben fein." Erschöpft sank er auf fein Lager zurück und Sölve winkte Estrid aus dem Zimmer. Mit einem langen, tränenvollen Blick nahm Estrid Abschied von dem Mann ihrer ersten, jungen Liebe, den sie verraten und der sie gesegnet hatte, weil sie Mutter war. Zögernd ging sie aus dem Zimmer. Sie wußte, es war ein Abschied fürs Leben. Die Sonne warf rote Strahlen in die Stube und s die müde Hand des Kranken, dem Sölve sorglich die Kissen ' glatt strich, haschte danach. Sölve jagte dringend: „Du mußt ruhen, Jngewart Ferks, es war zu viel für dich." „Ja", nickte er mit einem glücklichen Lächeln. „Ich habe die Sonne gesehen." Sölve wagte nicht, ihn zu verlassen, der mit ge schlossenen Augen und selig verklärtem Antlitz dalag. Sie hörte draußen den Wagen fortfahren und sah das be kümmerte Antlitz der Mutter, die zur Tür hereinsah. Sie winkte ihr Schweigen. „Schweigen", das würde jetzt bas Ende sein. — Die Sonne verglomm über dem Watt. Weiße, silbern schimmernde Möven flatterten noch einmal vorüber, dann wob die Dämmerung ihre Schatten. „Bist du da, kleine Sölve?" fragte der Kranke. „Ja, Jngewart, ich bin hier." Er hielt ihre Hand fest. „Du wirst mich geleiten", sagte er leise. „Ich kenne jetzt das Opfer, das du mir bringen wolltest mit deinem jungen Glück, mit deinem Leid, deiner Liebe. Du hast Großes an mir getan, kleine Sölve. Wie der Heiland selbst hast du mich gehalten und emporgelenkt, daß ich aus vollem Herzen segnen kann, wo ich einst geflucht." „Sprich nicht so viel, Jngewart, du mußt schlafen." „Ja, das werde ich, kleine Sölve, süß und fest. Du weinst, daß ich sterben will? Ich muß, kleine, dumme Deern. Der Arzt hat es mir schon lange gesagt, daß meine Lunge nichts aushielt, damals schon, ehe ich wiederkam und so lange schwer krank in fremden Landen lag. Sage das Estrid, wenn es ihr Trost sein kann. Und du, kleine Sölve, finge noch einmal ein Lied, du weißt schon, das Nixenlied, das ich so liebe. Es soll mit mir gehen, kleine Sölve." Sölve griff zögernd nach der Laute an der Wand. Das Herz war ihr so wund und die Stimme -ls sie unsicher begann: „Ich träumte nächtens wundersamen Traum Am lauen Strande saß ich in Gedanken, Und sah nach fernem Westen — ohne Schranken Das weiße Meer, den blauen Himmelsraum!" Immer ruhiger und fester, immer schöner wurde Sölves Ton, als sie sah, daß der Kranke mit einem glücklichen Lächeln zu schlafen schien, und hold und innig hallte es durch die dämmrige Stube: I „Da scholl ein Rauschen an des Ufers Saum! Das holde Haupt und Antlitz und den schlanken Schneeweißen Leib der Nixe sah ich schwanken Auf grüner Woge wie des Meeres Schaum." „Schön-Estrid", kam es leise von Jngewarts Lippen, und Sölve sang: „Mich sollst du, rief ich, nimmermehr berücken Mit deiner Schöne, deinen süßen Blicken Hast manchen Träumer du hinabgezogen; Doch als sie lächelnd winkte mit der Hand, Da hab ich froh erschrocken dich erkannt — Mit lautem Jauchzen sprang ich in die Wogen." „Sprang ich in die Wogen", wiederholte Jngewart wie in Verzückung, dann drehte er das Antlitz still zur Wand. „Das Licht löscht aus, kleine Sölve", sagte er noch, „nun ist es ganz dunkel." Als Mutter Wibke mit der Lampe in die Stube trat, fand sie Sölve am Lager eines Toten knien. Fromm faltete die alte Frau die Hände und sah ernst in das friedvolle Gesicht des Geschiedenen. „Ihn hat Gott den rechten Weg geführt", sprach sie, „laß uns für ihn beten." Sölve aber schmiegte die kleinen Hände liebkosend an des Toten Antlitz und in ihrem Herzen sprach eine Stimme: „Gott hat mein Opfer nicht gewollt. Ich werde nun nicht im weißen Kleid und den Kranz im Haar auf ihn warten, er wird auch ohne mich selig sein." (Fortsetzung folgt.)