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Nr. 113 Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 17. Mai 1929. Seite 2. Dresden. «Keine sächsische Staatsanleihe.) Die „Sächsische Staatszeitung" schreibt: Die in einigen Blättern verbreitete Meldung, daß die sächsische Regierung eine Anleihe in Höhe von 40 Millionen RM vorbereite, trifft nicht zu. Sachsen hat natürlich Geldbedarf und hat daher mehrfach Untersuchungen angestellt, ob die kurz- oder langfristige Aufnahme von Geld möglich sei. Die Absicht, jetzt eme große Anleihe aufzunehmen, besteht aber schon des halb nicht, weil die Verhältnisse des Geldmarktes eine solche Operation als gänzlich aussichtslos erscheinen lassen. Von einer 40-Millionen-Anleihe ist also gar nicht die Rede. Dresden. (Lohnbewgung im sächsischen Schuhmacherhandwerk.) Der vom Zentralverband der Schuhmacher einberufene Schlichtungsausschuß der Kreis- hauptmannschast Dresden hat einen Schiedsspruch gefällt, der eine Erhöhung des Stundenlohns für männliche Arbeitneh mer über 21 Jahre in Ortsklasse 1 auf 90 Pfennig Vor sicht. Der neue Lohntarif ist erstmalig vom 31. Dezember 1929 kündbar. Freital. (Im Bergwerk verschüttet.) Im« Georgschacht Weißig wurde der Häuer Emil Reichert von Ober-Hermsdorf durch hereinbrechendes Gestein ver schüttet. Er mußte in bedenklichem Zustand nach dem Krankenhaus gebracht werden. Der neben ihm arbeitende Kollege kam mit dem Schrecken davon. Hohenstein - Ernstthal. (Karl-May-Ehrung.) Die Stadt Hohenstein-Ernstthal im Erzgebirge läßt am Geburtshaus Karl Mays eine Gedenktafel an bringen, die am Sonntag, den 26. Mai 1929, vormittags 11 Uhr, enthüllt wird. Der vielgelesene Volksschriftsteller wurde in Hohenstein-Ernstthal am 25. Februar 1842 ge boren und starb am 30. März 1912 in Radebeul. Das Relief stammt vom Bildhauer Karl Beyer in Zwickau und ist aus getriebenem Kupfer angefertigt. Chemnitz. (Verurteilung zweier Bank räuber.) Vor dem hiesigen Gemeinsamen Schöffen gericht hatten sich wegen Bankraubes der 40 Jahre alte Gänsehändler Berthold aus Niederlichtenau, der Kraft wagenbesitzer Richter aus Frankenberg und der Beifahrer Runge aus Sderan zu verantworten. Die Genannten hatten seinerzeit versucht, zwei Boten der Commerz- und Privatbank in Frankenberg zu berauben. Den Tätern fielen dabei 9000 Mark in die Hände. Berthold, der der Anführer bei dem überfall war, erhielt zwei Jahre sechs Monate, Runge zwei Jahre drei Monate und Richter sechs Monate Gefängnis. Allen wurden die bürgerlichen Ehren rechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. Zeitz. (Tödlicher Betriebsunfall.) Bei Inbetriebsetzung einer neumontierten Dampfventilation verunglückte der 24 Jahre alte Schlosser W. Jung auf der Holzwerkzeugfabrik Kneisel. Er stürzte in die Grube des Schwungrades und wurde von diesem getötet. Dr. Stresemann auf -er Lahresschau „Neffen und Wandern". Dresden. Die städtischen Körperschaften Dresdens ver anstalteten aus Anlaß der Eröffnung der achten Iahresschau deutscher Arbeit „Reisen und Wandern" in den Festsälen des Neuen Rathauses einen Empfang für die Teilnehmer an der Eröffnungsfeier, die Ehrengäste, das Präsidium und die Mitarbeiter der Iahresschau. Oberbürgermeister Or. Blüher hieß die Gäste namens der Stadt Dresden willkommen. In erster Linie begrüßte er den Reichsminister des Aeußeren Or. Stresemann. Hierauf ergriff Reichsaußenminister Or. Strese mann das Wort. Der Minister ging auf die moderne Ent wicklung ein, die dazu geführt habe, die Großstadt für viele Millionen zur Heimat werden zu lassen. Neben dem Zug aus der Großstadt ins Freie und auf das Land trete doch auch der Zug in die Großstadt als Kulturstätte mehr und mehr hervor. Für Großstädter sei eben die Großstadt die Heimat geworden. Der Minister ging dann auf die Möglichkeiten des Reisens ein, die durch die technischen Errungenschaften gerade der letzten Zeit er höht worden seien, und bedauerte, daß das deutsche Volk nicht reich genug sei, um alle die technischen Einrichtungen zu schaffen, die der Verkehr verlange, wie Autostraßen usw. Der Minister wies auf die Krisis hin, die gerade Sachsen als Industrieland in den letzten Jahren habe durchmachen müssen. Auch in Zukunft werde der Existenzkampf sehr schwer sein; wir würden uns nur dann industriell zu behaupten ver mögen, wenn die Vertrustung, die sich in letzter Zeit auch in Deutschland stark bemerkbar gemacht habe, s i ch nicht dauernd weiter ausdehne. Eines der wichtigsten Ziele müsse sein, möglichst viele selbständige in dustrielle Betriebe zu erhalten. Radfahrwege und Bahnübergänge. Sächsische Verkehrsbeschwerden. Die Sächsische Verkehrswacht, eine Unter organisation der Deutschen Verkehrswacht und eingeteilt in die Ortsgruppen Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen, Riesa, Zittau und Zwickau hat ihre Jahresversammlung in Leipzig abgehalten. Die Sächsische Verkehrswacht be zweckt das Studium der Verkehrsprobleme in Stadt und Land und die Vermittlung der aus diesem Studium resultierenden Verbesserungsvorschläge an die zuständigen Behörden. Die Sächsische Verkehrswacht hat nach ihrem Geschäftsbericht für 1928/29 im abgelaufenen Geschäfts jahr recht erfolgreich gearbeitet, denn die sächsische Regie rung hat eine ganze Reihe der von der Verkehrswacht ge gebenen Anregungen befolgt. Die Geschäftsführung ist der Verkehrswacht inChemnitz überlassen gewesen und ist ihr auch für zwei weitere Jahre überlassen. Zurzeit sind die Hauptgegenstände, die bearbeitet werden, die Radfahrwege. Die Verkehrswacht tritt für Schaffung solcher Wege ein, wo es immer geht. Ferner fordert sie obligatorischen Verkehrsunterricht in den Schulen, denn der Mensch könne nicht früh genug das Rüstzeug bekommen, mit dem er den Gefahren entgegenzutreten vermag, die der neuzeitliche Verkehr bildet. Mit der Reichsbahn sind hauptsächlich Auseinandersetzungen ge tzflogen worden wegen Abschaffung der schicnenaleichen richt Or. Schachts über die deutschen Vor behalte. Paris. Der Entwurf des Reparations-Schlußberichtes ist in der Nacht auf Mittwoch um )42 Uhr morgens fertig gestellt worden. Er ist am Mittwoch nachmittag um 4 Uhr dem Vorfitzenden der Konferenz, Owen Doung, über geben worden, der ihn alsbald de» alliierten Abordnungen übermittelt hat, nachdem er in zwanzig Ausfertigungen für jede Abordnung vervielfältigt wnrde. — Der Bericht, so, wie ihn Owen Doung erhielt, weist sämtliche Abändernngen der wochenlangen Bearbeitnng auf, da man stets die Aenderun- gen in den Text oder auf beigefügten Deckblättern unter gebracht hatte. Der Bericht ist nach Angaben der Pariser Presse ein 60 Folio-Seiten starkes Schriftstück, das 20 Kapitel und über 17 OVO Worte enthält. An Stelle der Ziffern für die deutfchen Iahreszahlungen sind vorerst noch weiße Lücken, die erst während der Schlußberatnngen mit den in Frage kom menden Beträgen ausgefüllt werden sollen. Das Dokument enthält nicht die Poungsche Zahlungs- amfstellung. Es wird Larin lediglich gesagt, daß die Sach- lieferungen während der nächsten zehn Jahre all mählich von 700 auf 300 Millionen Gold- mark jährlich herabgesetzt werden sollen. Der Reichsbankpräsident Or. Schacht hat aber, -wie der Matin mit- teilt, dem Berichtsentwurf einen Bericht an den Vorsitzenden Owen D. Doung beigegeben, in dem er die von dem amerika nischen Hauptdelegierten vorgeschlagene Annuitätenreihe an nimmt. Dem „Matin" zufolge erklärte Or. Schacht in diesem Schreiben ferner, daß er der Reichsregierung emp fehlen könne, für die nächsten 37 Jahre den Betrag von rund 630 Millionen Goldmark jährlich bedingungslos zu transferiereu, und zwar 500 Millionen von der zukünftigen Jahresrate zuzüglich des Tilgungdienstes für die Dawes-Anleihe und der von Amerika geforderten rückständigen Besatzungskosten und Wiedergutmachung. Diese 630 Millionen, meint der „Matin", stellten also die Summe dar, die als Grundlage für die Kommerzialisierung dienen könne. Es scheine aber, daß die Ziffern des Doungschen Planes die Gläubigermächte nicht zufrieden stellen könnten. Um der Schwierigkeiten Herr zu werden, habe man vorgeschlagen, auch für die Youngschen Jahresraten den Verteilungsschlüssel von Spa in Anwen dung zu bringen. Nach diesem System würde Frankreich eine mittlere Jahresrate von etwas mehr als einer Milliarde Goldmark erhalten, während ihm augenblicklich 1100 Millionen zuge- sprochen seien. Auch Belgien und Italien würden weniger bekommen. Die allgemeine Ansicht gehe deshalb da hin, sagt der „Matin", -aß die in dem Gläubigermemoran dum vom 12. April geforderte Gesamtleistung im Jahr von 2223 Millionen Goldmark beibehalten werden müsse. Der letzte Kampf werde um die Zohlen gehen. Die Gläubigerregierungen wünschten keineswegs, wegen einer Differenz von einigen Millionen die Konferenz zum Scheitern zu bringen, aber sie seien auf der anderen Seite auch entschlossen, sich durch die Drohung eines Abbruchs der Verhandlungen nicht einfchüchtern zu lassen. Bahnübergänge ohne Schranken; das min deste, was gefordert werden muß, sind neuzeitliche Warn zeichen an diesen Übergängen. Besonders eingehend hatte die Verkehrswacht sich mit den Eilkraftlinien zu befassen, die in Sachsen eingerichtet worden sind. Hier hat man viele Beschwerden über allzu schnelles und auch allzu rücksichtsloses Fahren der Omnibuschauffeure gehört, namentlich bei der Fahrt durch geschlossene Ortschaften; man hofft, daß die Reichspost und der Kraftverkehr Sachsen diesen übelständen energisch entgegentreten. unci vsumsn stsuksn Lis vottsil- tiskt im Vokgl, LeiftolZstrsks 27 Allgemein zurückgebliebene Saaten, j Die Lage der Landwirtschaft im April. Die Entwicklung der Saaten ging infolge des kalten Aprilwetters sehr langsam vor sich. Besonders der Wintevweizen machte allenthalben noch einen recht unent wickelten Eindruck. Erheblich hat während des Winters, wie sich nunmehr übersehen läßt, die Wintergerste gelitten. Es mußten stellenweise 50—100 Prozent der Anbaufläche neu bestellt werden. Auf leichten Böden machte dieFrüjahrs - bestellung ziemich rasche Fortschritte, auf schwereren ist sie jedoch noch zurück. Mit der Hackfruchtbestel lung konnte infolge niedriger Bodentemperatur nur ver einzelt in den letzten Tagen des Monats begonnen werden. Die Neubestellung der ausgswinterten Flächen und dis infolge der ungünstigen Witterung sehr verspäteten Frühjahrsar- Leiten verursachten in den landwirtschaftlichen Betrieben, verschärft durch den Arbeitermangel, erhebliche betriebswirt schaftliche Schwierigkeiten und Mehrkosten. Sehr weit zurück war im allgemeinen noch die Entwicklung der Futterflächen. Die knappe Futterversorgung beein trächtigte die gesamte Viehzucht und Viehhaltung. Beim Rindvieh gingen die Milcherträge zurück. Die Schafe konnten t noch nicht geweidet werden, und beim Geflügel waren schlechte Brutergebnisse zu verzeichnen. Arbeitskräfte wurden weiter allgemein stark gefragt. Am größten ist der Mangel an Ledigen. Ver schiedentlich wurde (Hannover, Oberschlesien) eine Ein schränkung des Hackfruchtbaues bezw. Ausdehnung der Weide flächen infolge Arbeitermangels föstgestellt. Die Kredit lage erfuhr durch die Diskonterhöhung eine weitere Ver schlechterung. Reichsbahn-Bitte an die Reffenden. Helft, Ordnung und Sauberkeit in den Zügen zu halte»! Im Hinblick auf den bevorstehenden stärkeren Reiseverkehr macht die Verwaltung der Reichsbahn darauf, aufmerksam, daß es im Interesse des reisenden Publikums liegt, wenn es die Bestrebungen der Reichsbahn, in den Bahnhöfen, auf den Bahnsteigen und in den Fügen Ordnung und Sauberkeit zu halten, möglichst unterstützt. Z. B. wer den Obstteste, Papierfetzen, leere Schachteln und dergleichen immer noch häufig achtlos und ohne Rücksicht auf die Folgen fortgeworfen. Derartige Verunreinigungen müssen bekannt lich von dem Eisenbahnpersonal, das sich eigentlich restlos dem Betrieb und Verkehr widmen sollte, wieder weggeräumt werden; es können aber auch Reisende dadurch zu Schaden kommen, und oft genug ist dies schon der Fall gewesen. Die Reichsbahnverwaltung begrüßt es mit Dank, wenn die Rei senden ihre Mithilfe zur Verfügung stellen. Die große Be deutung einer solchen Unterstützung geht aus der Tatsache hervor, daß die meisten Züge erst nach längerer Fahrt wäh rend des Stilliegens gründlich gesäubert werden können. Auch das Rauchverbot in den Nichtraucherabteilen muß im Interesse der Gesundheit und Ordnung streng durch geführt werden, und hierbei wird die Unterstützung der Rei senden ebenfalls erbeten. Die vereinzelt noch aüftretende An- A sicht, daß in den Nichttaucherabteilen ausnahmsweise geraucht werden dürfe, wenn alle Mitreisenden einverstanden sind, ist irrig. Für viele Nicht raucher bedeutet es schon eine gesundheitliche Beeinträchti gung oder zum mindesten eine Belästigung, wenn in den Nichttaucherabteilen, in die sie einsteigen, vovher geraucht worden ist. M Meo MW» W»WM io vresSeo 23. bi» 2«. Mai Die Tagung verspricht in jeder Hinsicht außerordentlich för derlich für die Sache des Heimat- und Naturscdutzes zu werden. Weist doch die Rednerliste Fachmänner ersten Ranges aus sür die verschiedenen Zweige des Heimatschutzes. So sprechen Professor Dr. Krast (Dresden) und Ministerialrat Dr. Thiele (Dresden) über die hygienische Bedeutung des Naturschutzes, Obcrregierungsrat Hoger (Dresden) über Reklame und Landjchast, ein allgemein in- teressicrentus Thema, wenn man daran denkt, wie sehr die Land- schast durch geschmacklose Reklame, ost an den ungeeignetsten Süllen, verschandelt wirlu Der Erhaltung der deutschen Berge find die Lichtbildervorträge von Professor Dr. Wagner (Dresden) und Professor Dr. Schoenichen (Berlin) gewidmet. Wenn man bedenkt, wie z. B ein Gcsteinsobbau an falscher Stelle ein ganzes Landschastsbild verändern und verschlechtern kann, dürste die Be sprechung dieses Themas auch sür weitere Kreii« Bedeutung er» langen. Bier Vorträge find der Erhaltung und Nutzung der Ge« wüster Vorbehalten; u. a. wird Hosrat Prosessor Naumann (Dresden) über die umstrittene Frage der Talsperren vom naturschützlerischen Standpunkte aus sprechen, während Prosessor Dr. Schwenke! (Siutigart) allgemeiner über Wasserbau und Naturschutz, Prosessor Kolkwitz (Berlin) über die wichtige Frage der Verunreinigung der Gewässer, Dr. Grüger (Berlin) über Wasserwirtschaft und Volks wirtschaft sich verbreiten werden. Um auch gegnerische Ansichten zu Worte kommen zu lassen, schließen sich an die Vorträge Aus sprachen Darum, Natur und Heimatfreunde, nehmt an der Ta gung recht zahlreich teil; ihr werb t es nicht bereuen. Meldungen auch von Nichtmitgliedcrn an den Landesverein Sächsischer Heimat- schütz, Dresden-A., Schießgasse 24 Aus aller Well. Das Flugzeug „«Bremen" in Rewyork eingetroffen Newyork, 16. Mai. An Bord des Dampfers „Co lumbus" ist das Ozeanflugzeug „Bremen" im Newyorker Hasen eingetroffen. Es wurde dem Vertreter des Museums of Peaceful Arts durch Vertreter des Norddeutschen Lloyd übergeben. Das Flugzeug wird bekanntlich zur Erinnerung an den ersten Ost West Ozeanflug der Flieger Köhl, Hüne- seld und Fizmaurize in das Museum aufgestellt werden. Jahrhundertfeier der Technischen Hochschule in Gtwigari. Stuttgart. Die Technische Hochschule Stutt gart begeht in diesen Tagen ihre Jahrhundertfeier. Zur Teilnahme an der Jahrhundertfeier trafen Reichskanz ler Müller und Reichsinnenminister Seve ring in Stuttgart ein. Bei dem Festakt im Landestheater aus Anlaß der Hun dertjahrfeier hielt der Rektor Professor Schmoll von Eisenwerth die Begrüßungsansprache, in der er zunächst der Toten gedachte und dann den Gruß dem Reichspräsiden ten, dem Reichskanzler und dem Reichsminister des Innern entbot. Die Festrede hielt der Rektor designatus Professor vr. Grammel Uber die. Gegensätze zwischen Kultur und Technik unter Betonung der Pflicht, dahin zu wirken, daß diese un heilvolle Kluft verschwinde. Ium Clevelander Krankenhausbrand 116 Tote, Dutzende lebensgefährlich verletzter Menschen. Cleveland (Ohio). Bei der Vrandkatastrophe, die in einem Clevelander Krankenhaus durch eine Explosion im Röntgenlaboratorium entstand, sind bisher 116 Mensche» ums Lebe» gekommen, Dußeude Verletzter liegen in lebensgefährlichem Zustande in Krankenhäusern. Unter den Todesopfern befinden sich auch mehrere Feuerwehrleute und ein Polizist. Die Zahl der in dem Krankenhaus unter gebrachten Patienten wird mit 360 angegeben, die sämtlich verletzt, durch Gas vergiftet oder getötet wurden. Die Polizeimannschaft, die als erste an der Unglücksstelle eintraf, stieß beim Eindringen in das Gebäude auf einen Haufen von 25 Leichen. Eine innere Tür war durch eine Leiche versperrt, so daß andere Patienten, die bereits zu schwach waren, sich nicht mehr retten konnten. Der Schrecken wurde noch durch das Jammern und Stöhnen der in den Betten liegenden Patienten vermehrt. Wie die Feuer wehrleute und die Polizeimannschaften, so zeigten auch die Aerzte und das Pflegepersonal ein heldenmütiges Verhalt en bei dem Rettungswerk. Die ganze Klinik ist zum Raub der Flammen geworden. Nachdem die Explosionen erfolgt waren, durchströmten dichte Schwaden Giftgase das ganze Gebäude. Durch die Ex plosionen selbst wurden zunächst Patienten, Aerzte und Krankenschwestern getötet, die sich im Operationszimmer und in Len anschließenden Parterreräumen befanden. Die eigentliche Tragödie sollte erst folgen. Die durch die Explo sion in Panik versetzten Patienten der oberen Stockwerke verließen, soweit sie konnten, ihre Betten, um zu flüchten.