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Nr. 104. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 6. Mai 1929. Seite 6. benlasjen verboten. 2. Sprung: Hochsprung 1,10 m oder Weit- sprung 3,50 m. 3. Lauf: 75 m in 12,4 Sek. 4. Wurf: Schlag ballweitwerfen (80 L) 3b m oder Speerwerfen (600 x) 18 m oder Kugelstoßen (4 Ke) 6 m. Die Bedingungen gelten auch al« erfüllt durch den Besitz des Grundscheines der Deutschen LebensrettungSgesell- schast oder durch Leistung einer Barren» oder Reckübung nach besonderer Vorschrift. 5. Dauerübung: 25 lrm Gehen in 6 Std. oder 400 m Schwimmen in 18 Minuten oder 15 km Radfahren in 1 Stunde. Mitteldeutschland—Huddersfield Town. Das vom Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine für die Auswahlelf des Verbandes abgeschlossene Treffen mit der vorzüglichen englischen Professionalmannschast Huddersfield Town, das am 26. Mai zum Austrag gelangt, findet in Leipzig statt. Vorher, am 14. Mai, ist die Pariser Städte mannschaft Gast des Gaues Groß-Leipzig, so daß also inner halb weniger Tage zwei bedeutende Fußballspiele auf Leip ziger Boden zum Austrag gelangen. Diese Begegnung findet auf dem Sportplatz in Lindenau unter Leitung des Berliner Schiedsrichters Birlem statt. Eine Niederlage des Hamburger S. V. durch Hannover 9S mit 1:3 war die Sensation der norddeutschen Meisterschafts, spiele.. Holstein-Kiel schlug Altona 93 mit 4 :0. Die Berliner Fußball-Meisterschaftsspiele brachten einen überraschenden 4:1-Sieg des 1. F.C. Neukölln Uber Mi nerva und einen 3:1-Sieg von Alemannia über Tas« mania. Neuköllns Derbleib in der Oberliga ist damit gs- sichert. Tennis-Borussia schlug den B. V. Luckenwalde nur ganz knapp 2 :1. Die süddeutschen Fußballspiele brachen in der Meister- runde folgende Ergebnisse: Eintracht Frankfurt — Karls ruher F. V. 3 :2; Bayern München — V. f. L. Neckarau 4 :5; 1. F. C. Nürnberg — Germania Brötzingen 6 :0; Wormatia Worms — Borussia Neunkirchen 2 :1. In den Spielen um die nordostdeutsche Meisterschaft wurde der V. f. B.-Königsberg von Titania-Stettin 1:2 ge- schlagen. Die Fußballspiele um die westdeutsche Meisterschaft brach ten nur Favoritensiege: Schalke 04-Hüsten 09 7 :1; S. Vg. Herten-Meidericher S. V. 0:1; F. V. Neuendorf-Borussia- München-Gladbach 2:5. Die südostdeutschen Fußball-Meisterschaftsspiele brachten in der Runde der Zweiten einen 2:1-Sieg des T. S. B. Görlitz über Breslau OS. Die Görlitzer müssen nun mit Breslau 08 um die Qualifikation des 2. südostdeutschen Der- treters kämpfen. Das Endspiel um den mitteldeutschen Fußballpokal be streiten Wacker-Leipzig und Dresdener S. C., nachdem im Borschluß-Spiel Wacker ganz überraschend 5:4 den Chem nitzer B. E. geschlagen hat. Dresdener S. C. siegte 3 :2 über Sportfreunde Halle. Futzball-Ländersiege errangen die Tschechoslowakei, welche in Lausanne die Schweiz 4 :1 schlug, und Belgien, welches in Antwerpen 3:1 über Holland siegte. Oester reich-Ungarn spielten in Wien vor 47 000 Zuschauern un entschieden 2 :2. Das Städtefuhballspiel Magdeburg—Dresden endete unentschieden 1:1. Handballpokal-Sieger der D. S. B. wurde in Leipzig vor 5000 Zuschauern Mitteldeutschland, welches Berlin 9:6 (5:2) schlug. Berlin trat nicht mit seiner besten Mann schaft an. Brandenburgische Handballmeister wurden bei den Tur nern wieder Spandau 1860 durch einen 8 :5-Sieg über die Turngemeinde i. B. und bei den Frauen die Berliner Tur nerschaft durch einen 6:1-Sieg über den T. S. V. Lichter felde. Bei den Sportlern siegte im 1. Entscheidungsspiel der Polizei-S. V. 9:4 über den Deutschen Handball-Club. Die Silberschild-Vorschlußrunde sah die Hockey-Elf von Brandenburg als ganz überlegenen Sieger über Südost deutschland, welches mit 7:1 (3:1) auf dem B. H. C.-Platz in Berlin-Dahlem vor 1000 Zuschauern geschlagen wurde. Im Schluß-Spiel stehen sich also Brandenburg und Süddeutsch sand gegenüber. Das Hockey-Länderspiel Frankreich—Schweiz gewannen die Franzosen in Lyon mit 3 :1 Toren. Dänemark wurde Davis-Pokalsieger über Chile, da es nach den beiden ersten Einzelspielen auch das Doppelspiel gewann, also mit 3:0 führt. Belgien wurde Davis-Pokalsieger, da es durch einen Sieg im Doppelspiel über Rumänien bereits mit 3 :0 in Führung liegt. Belgien muß in der 2. Runde gegen die Tschechoslowa kei antreten. Der Tennis-Llubkampf B. Schl. E.—L. T. L. Prag endete unentschieden 5:5 Punkte, 19 :20 Sätze, 182 :178 Spiele. „Quer durch Berlin", das traditionelle 25-Kilometer- Straßenlaufen und Gehen des Berliner Athletik-Clubs, wurde unter großer Anteilnahme des Publikums bei den Läufern von dem Münchener Kapp in 1 :34 :58,7 vor Mott müller, Bukas und Zimmermann, sämtlich aus Riga, ge wonnen, bei den Gehern von dem Berliner Schwab in 2:17:25,6 vor. Dalinsch-Riga und Hähnel-Erfurt. Im Städtekampf siegte Riga überlegen vor Berlin. Zusammenarbeit zwischen Turnen und Sport. Der V.B.A.V. hat den Kreis Brandenburg der D.T. zu seinem Iubiläumssportfest und zum Staffellauf Potsdam—Berlin jetzt offiziell eingeladen. Die Turner sind grundsätzlich bereit, zu starten. Potsdam—Berlin mitzulaufen, kommt allerdings in diesem Jahr noch nicht in Betracht. Bei den Rennen in Hoppegarten gewann Oppenheims Markgraf unter Varga den Preis von Dahlwitz, in der eine Reihe von Derbykandidaten starteten. Der Toto zahlte 14 Sieg. Hanni Kähler, die bekannte Motorradfahrerin, erhielt bei der Ostpreußenfahrt, die von 26 Wagen und Rädern straf punktfrei erledigt wurde, den Ehrenpreis des Reichspräsi denten. Börse und Handel Amtliche sächsische Aotierungen vom 4. Mi. Dresden. Die Dresdener Börse war auf einen etwas freundlicheren Grundton gestimmt. Das Geschäft hielt sich immer noch in engen Grenzen, doch ließ das Angebot wesent lich nach. Höher lagen u. a. Polyphon um 4 und nachbörslich um weitere 5,5, Baumwollspinnerei Zwickau um 5, Ditters- dorfer Filztuch um 0,8, Stettiner Bergschlotz, gegen die letzte Notiz vom 27. April uni 4, Reichelbräu nm 2,5, Eßlinger und Keramag um je 2 Prozent. Dagegen verloren Kammgarn spinnerei Zwickau und Sachsenwerk Vorzugsaktien je 5, Residenzbraubank und Union Diehl je 4, Schubert u. Salzer 3, Darmstädter Bank 2,75, Herkules, Nähmatag und Veilsdorf je 2 Prozent. Die übrigen Kursveränderungen hielten sich unter 2 Prozent. Dresdener Stadtanleihe I und II verloren 1,25 bzw. 1,5 Prozent. Leipzig. Die Börse war auch zum Sonnabend freundlich bei leichter Nachfrage. Die Kursgewinne betrugen allerdings wenig mehr als 1 Prozent bei unverändert stillem Geschäft. Von Kurseinbußen wurden wieder in der Hauptsache Banken > betroffen, die etwa 2 Prozent verloren. Polyphon dagegen ' lagen erstmalig wieder um 6 Prozent fester. Chemnitz. Die Börse verkehrte in abwartender Haltung. Die Kursaestaltung war uneinheitlich. Von Textilaktien ge wannen Köbke 3 Prozent. Am Maschinenmarkt erfolgten kleine Heraufsetzungen. Bankaktien waren nominell etwa 1 Prozent niedriger, nur Danatbank verloren 3 Prozent. Freiverkehr ruhig. Es wurden genannt Baumwollspinnerei Gelenau 155, Bank für Handel und Verkehr 145, Bank für Mittelsachsen 128, Kammgarn Silberstratze 107, Hiltmann u. Lorenz 100, Weiß thaler Spinner 60 Prozent. Leipziger Produktenbörse. Preise: Weizen, inl., 74,5 Kg. 222—228, Roggen, hieß, 70 Kg. 210—216, Sandroggcn, 71 Kg. 213—219, Sommergerste, inl. 228—238, Wintergerste 214 bis 224, Hafer 214—226, Mais, amerik. 234—236, Mais Cinqnantin 260—270, Erbsen 360—420. Die amtlichen Notierungen lauten für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. Alles bezahlt und Brief. Giroverband Sächsischer Gemeinden. Der Giroverband Sächsischer Gemeinden ist, wie der Jahresbericht für 1928 aus führt, vor 20 Jahren, am 5. Oktober 1908, als erster deutscher Giroverband gegründet worden. Die Mitgliederzahl des Giroverbandes ist im Laufe des Berichtsjahres um 3 auf 543 durch Einverleibungen von Gemeinden und den Gebietsaus tausch mit Thüringen zurückgegangen. Die Kundenzayl M von 362 000 auf 389 000 am Jahresende gestiegen. Die Ein lagen der Kundschaft wuchsen von 296,8 Millionen auf 357,1 Millionen Mark, das Durchschnittsguthaben eines Kontos von 820 aus 917 Mark. Auch die Bankanstalt des Giroverbandes, die Girozentrale Sachsen — öffentliche Bankanstalt — hat sich in: Berichtsjahre weiterhin günstig entwickelt. Berliner Börse vom Sonnabend. Die Börse hatte recht feste Tendenz. Das Geschäft war ziem lich gering. Bevorzugt wurden Kaliaktien, Siemenswerte, Kunst seideaktien, Polyphon sowie einige andere Besonderheiten. Effektenmarkt. Heimische Renten waren etwas erholt. Schiff fahrt saktlen konnten sich um etwa 3 Prozent erholen. Von Banken lagen Reichsbank 10 Prozent höher. Montan aktien waren ziemlich ruhig. Kaliaktien wurden angeb lich für französische Rechnung gekauft. Elektroaktien: Siemens 11 Prozent hoher (374), Schuckert waren uw 8 Prozent, Bergmann etwa 5 und Gesfürel um 4 Prozent be festigt. Polyphon, in denen das Dekouvert besonders groß sein dürfte, besserten sich um 12 auf 448 Prozent. Biersprit werte waren gleichfalls sehr fest. Sechsprozentijze Neichsschuldbuchforderungen. 1936 97,12 G 97,87 B, 1931 91,75 G 92,50 B, 1932 87,87 G 88,87 B, 1933 83,12 G 83,87 B, 1934 80,87 G 81,75 B, 1935 77,37 G 78,37 B, 1936 74 G 74,87 B, 1937 72,37 G 73,37 B, 1938 70,75 G 71,75 B, 1939 68 G 69,12 B, 1940 67,62 G 68,37 B, 1941 66,12 G 67,37 B, 1942 65,87 G 67,37 B, 1943 66 G 67,37 B, 1944 — G 67,37 B, 1945 66,37 G — B, 1946 65,75 G 67 B, 1947 65,75 G 67 B, 1948 65,75 G 67 B. Berliner Produktenbörse: Kaum behauptet. Anhaltend reichliche lleberschüsse amerikanischen Weizens drängen zum Verkauf und waren teilweise billiger hier angeboten. Daneben war vereinzelt mehr Inlandsgetreide zu kaufen, da manche Lagerhalter infolge des teuren Geldes zu Mattstellungen, schritten. Preise leicht ermäßigt. Allgemein sonst ruhig. Amtliche Notierung. der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. ') Hektolitergewicht 74W kg. ') do. 68 kg. Ivo« tg 4. 5. 29 3. 5. 29 100 kg 4. 5. 29 3. 5.29 Weiz. Mehl 70 °/, mark. 224.0-226.0 225.0-227.0 Weizen 25.2-29.5 25.2-29.5 Mai 236.0-236.2 236.75 Rdgqen 27.0-28.6 27.0-28.6 Juli 243.5-243.0 244.50 Weizenkleie 14.50 14.50 Sept. 249.0-248 0 249.50 Roggenkleie 14.1-14.3 14.1-14.3 Roya. Weizenkleie- mrk?) 204.0-206.0 205.0-207.0 melasse — Mai 216.2-215.7 217.0-216.5 Raps (1000 kg) EE Juli Sept. Gerste Brau 223.7-223.5 225.0-224.5 Leinsaat (do.) — —E 227.2-226.5 228.00 Erbsen, Viktoria 43.0-50.0 43.0-50.0 Kl. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.0 218.0-230.0 218.0-230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.0-26.5 21.0-23.0 25.0-26.5 Futt-, Zndust. 192.0-202.0 192.0-202.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Wint. — Lupinen, blau 16.5-17.5 16.5-17.5 Hafer 200.0-206.0 „ gelb 22.0-24.0 22.0-24.0 mark. -00.0-206.0 Seradella 56.0-62.0 56.0-62.0 Mai 209.0-208.5 — Rapskuchen 19.0-19.2 19.0-19.2 Juli 215.5-215.0 216.50 Leinkuchen 21.8-22.0 21.8-22.0 Sept. 214.7-214.0 214.50 Trockenschnitzel 13.4-13.6 13.4-13.6 MaiS Soya-Lxtrakt. Berlin 213.0-214.0 213.0-214.0 Schrot 20.4-21.2 20.4-20.2 Plata — — Kartoffelflocken 18.0-18.6 180-18.6 Berliner Butterpreisc. Amtliche Notierung ab Erzeuger station, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Quali tät 160, 2. Qualität 151, abfallende Sorten 135 Rm. Tendenz: Befestigt. Wild- und Geflügelpreise. Geschlachtetes Ge flügel: Hühner, hiesige, Suppen, la, per 14 Kilogramm 1,30 bis 1,35, do. Ila 1—1,15, do. ungar. Suppen-, la 1,30—1,35, üo. Ila 1—1,20, do. junge 1,20—1,30, Poulets, la 1,50—1,60, do. II» 1,15—1,25, Hähne, alte, per 14 Kilogramm 0,90—1, Tauben, hiesige, junge la, per Stück 0,90—1,10, do. Ila 0,60—0,80, do. alte, per Stück 0,75—0,80, do. ital. la, per Stück 1,10—1,35, do. ital. Ila, per Stück 0,90—1, Puten, hiesige, Hähne, la 1—1,10, do. Ila 0,90—1 per 14 Kilogramm. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markthallenpreise, einschließlich Fracht, Spesen und Provision. : Sonne und Mond. 7. Mai: Sonne A. 4.20, U. 19.34. Mond A. 3.50, U. 17.15 Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wothe. Copyright by Greiner Lt Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 30. Fortsetzung. »Ist irgend etwas geschehen, Akke?" fragte Bent in Sorge. „Du tust fo geheimnisvoll, daß einem angst und bange werden kann. Fehlt Peter etwas, ist —?" »Ist ganz gesund," gab die Alte unwirsch zurück, „wenn er auch schlecht aussieht, sehr gesund sogar. Jetzt aber, Herr Bent, geht nach oben, bitte, ganz leise, ich komme auch gleich." Kopfschüttelnd stieg Bent die Stiege hinan. Da hatte Akke recht, die nasse Kluft mußte erst runter. In ungewöhnlicher Hast kleidete er sich um. Etwas Schweres, Sorgenvolles legte sich auf seine Seele. Kaum hatte er seinen Anzug gewechselt, hörte er schon Akkes Klopfen an der Tür. „Was gibt's, Akke?" fragte er freundlich. „Setz dich und spanne mich nicht länger auf die Folter." Akke nahm unsicher ans einer Stuhlecke Platz. Es war eigentlich gegen den Respekt, daß sie saß, doch ihre alten Füße zitterten, daß sie sich kaum aufrecht erhalten konnte. „Nun schieß mal los, alte Seele. Ist vielleicht einer gestorben?" „Viel schlimmer, Herr Bent." „Nanu, schlimmer? Das gibt es ja gar nicht." „Die Frau ist wieder da." „Die Frau?" Bent sprang erschreckt von der Sofaecke, auf dev er sich niedergelassen, auf, und starrte die alte Friesenfrau an, deren sonst tadellose weiße Haube ihr heute ganz zerknittert ums Gesicht hing. „Wie ist denn das möglich?" fragte er, „ich denke, sie ist todkrank?" „Ist sie auch, der Herr hat sie geholt gegen ihren Willen. Mutter Wibke hat es nicht gewollt; aber Peter kam mit dem Arzt und bestand darauf, seine kranke Frau tn den Gotteskoog zu schaffen. Da konnte Wibke Wedder- ken nichts ausrichten, sie mußte die kranke Frau ziehen lassen. Ach, du leiwer Gott," fuhr Akke, die Hände ringend, fort, „was is doch allens aus Rand und Band. Die Frau hat keen Not," schloß sie, „denn se liggt still da mit truri gem Mund. Schaurig is dat, wenn se een anguckt, als wüllt se wat vertelln". „Sie ist nicht bei Bewußtsein?" fragte Bent tief erregt. — „Gott sei Dank nicht," antwortete Akke, wieder ins Hochdeutsche verfallend, „denn Wibke Wedderken, die mit gekommen — sie hat es sich nicht nehmen lassen, die Frau zu pflegen —, meinte, nicht um die Welt hätte die Frau zurück in den Gotteskoog gewollt." „Es ist gut, Akke, ich danke dir", sagte der junge Mann, der Alten die Hand reichend, die diese mit ihren dünnen Fingern fest umschloß. „Ich will versuchen, mit meinem Bruder zu reden." »Herr Bent," flüsterte die Alte, „ich habe solche Angst um Herrn Peter. Wie' der leibhaftige Tod sieht er aus, seit er die Frau heimbrachte. Sprechen kann man nicht nnt ihm. Ich meine," fuhr sie mit einem heimlich forschen den Blick auf den Kapitän fort, „der Herr sollte die Frau, die nicht in den Gotteskoog paßt und gar nichts von ihm wisse» will, einfach lassen, wenn es nicht ein Unglück geben soll." „Das verstehst du nicht, Akte* Mein Bruder denkt wohl inehr an sem Kind, das er nicht lassen will, als an die Frau. Nun geh und sage meinem Bruder, daß ich zurück bin, und daß ich mit ihm essen möchte." Akke hinkte bereitwillig davon. Merkwürdig, sie hatte eigentlich eine andere Wirkung von ihrer Mtteilnng er wartet. Empört hätte der Jung sein müssen, daß die Frau wieder da war, die heimlich ausrückte, und ev hätte daran denken müssen, auf Peter Banken einzuwirken, daß sie für immer aus dem Hause kam. Natürlich hatte die „Fru" alle verhext. Akke machte eine Faust. Nur sie allein durchschaute das schöne, falsche Geschöpf und wußte, was es wert war. Akke schlich brummend in die Küche, wo Wibke Wed derken am Herd stand und eine Krankensuppe kochte. „Das ist meine Sache", schnob Akke Estrids Mutter an, ihr den Kochlöffel aus der Hand windend. „Erlaubt," gab Wibke ruhig zurück, „es ist mein Kind, das ich pflege, und Ihr fo wenig wie eine andere sollt mich daran hindern." Gelassen goß sie die Suppe in eine Schüssel und schritt zur Tür. Akke war wütend. Das fehlte auch noch, daß sich die Wedderkens hier breitmachten. Vom ersten Tage an hatte sie es gewußt, daß die „Fru" keine Herrin für den Gottes koog war. Und nun, da sie glücklich fort war, kam sie wieder und mit ihr die ganze Sippschaft. Von Sinn nnd Verstand muhte Peter Banken sein, daß er so etwas litt. Eine Weile später saßen sich die beiden Brüder in dem dämmrigen Wohngemach gegenüber. Schweigend wurde die Abendmahlzeit eingenommen. Schweigend brachte ihnen Akke, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte, die Pfeifen. Aber bei beiden wollten sie nicht brennen. Totmstill war es im Hause, daß man den Holzwurni tn dem alten Eckschrank ticken hörte. Bent dachte daran, wie sein Vater gesagt: das wäre der Totenwurm. Bent kam es vor, als horchte der Bruder zuweilen ge spannt hinaus, auf irgend etwas, doch alles blieb still im Hause. „Du weißt," begann Peter, sich zum vierten Male die Pfeife anzündend, „was sich inzwischen begeben hat?" „Akke hat es mir gesagt." „Du billigst es nicht, Bent?" „Nein, Peter, Gewalt? Ich finde es roh." „Gewalt geht oft vor Recht. Ich habe nicht bloß die Gewalt, sondern auch das Recht." „Du nutzest es schlecht aus. Was soll werden, wenn deine Frau zu sich kommt und nicht bleiben will? Sie wird dir wiederum davonlaufen und der Skandal wird noch größer werden." (Fortsetzung folgt.)