Volltext Seite (XML)
Nr. 103. — (Kreuzottern in der Laußnitzer Heide.) Mehreren jungen Leuten aus Königsbrück, die einen Spa ziergang nach der Laußnitzer Heide unternahmen, gelang es, eine etwa 60 Zentimeter lange ausgewachsene Kreuzotter in der Schneise I. zu erschlagen. Da in diesem Jahre schon mehrfach Kreuzottern gesehen worden sind, seien Waldbesucher zur Vorsicht vor dem giftigen Reptil gemahnt. Königsbrück. (Reiterregimenter auf dem Truppenübungsplatz.) Die Reiterregimenter 14 und 17, die in Bamberg in Bayern und in Ludwigslust in Mecklenburg in Garnison liegen, sind auf dem Truppen übungsplatz Königsbrück eingetroffen, um größere Ge ländeübungen abzuhalten. Bautzen. (TagungderOberlausitzerLand- stände.) Am Donnerstag vereinigten sich die Vertreter der Oberlausitzer Landstände (Ritterschaft) der Stadt- und Land gemeinden zu dem alljährlich stattfindenden Landtag-Walbur- gis. Der Landtag beschäftigte sich unter Vorsitz des Landes - ältesten, Kammerherrn von Nostitz-Wallwitz auf Sohland, mit Fragen der Wegebauten, der Landständischen Bank und Bei hilfen zu wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken. MW WWlllkl Wahlversammlung Mittwoch, 8. Mai, Hotel,GrauerWolf^ Radeburg. (Auf dem letzten Ferkelmarkte) waren 218 Ferkel zum Verkauf gestellt. Der Preis für ein Ferkel schwankte zwischen 25 und 35 RM. Ausnahmen über Notiz. Der Geschäftsgang war langsam. Dresden. (Kraftwagen - Gesellschafts- Fahrten Dresden —Prag und Prag —Dres den.) Die von der Reichspost veranstalteten, zwei Tage umfassenden Kraftwagen-Gesellschafts-Fahrten Dresden—Prag werden durch das Postamt in Dresden (Kellerstraße), Fern sprecher 45166, im bequemen Omnibus, im Sommer in neuzeitlichen Aussichtswagen, ausgeführt. Die erste Fahrt von Dresden nach Prag soll am 5. und 6. Ium stattfinden. Döbeln. (Döbeln als Tagungsort.) In den nächsten Wochen finden die nachstehenden großen Landesverbandstagungen in Döbeln statt. Landesver band Sächsischer Klempner und Installateure 1. bis 3. Juni 1929, Verband Sächsischer Bäckcrinnungen „Saxonia" 9. bis 1v. Juni 1929, Sächsischer Verband selbständiger Messerschmiede- und Jnstrumentenschleifermeister 22. bis 23. Juni 1929. Bad Elster. (Die Saison eröffnet.) Mit Böllerschüssen und dem Choral „Lobe den Herren" wurde die diesjährige Saison bei kühler, jedoch trockener Witte rung eingeleitet. Das städtische Orchester Plauen hat nun mehr, wenn auch bis Mitte dieses Monats noch nicht in voller Stärke, die Musik für die Sommersaison übernom men. Der Zuzug nach Bad Elster beginnt, es wird allent halben lebendig. Frätzdorf über die sächsischen Sozialdemokraten I Iuliu« Frätzdorf hat durch Jahrzehnte zu den Führern der säch« fischen Sozialdemokratie gehört, als einer der ersten Sozialdemokraten hat er im Landtage gesessen, vor seinem Ausscheiden war er LandtagS- vräsisent. Da« alle« zeigt die hohe Wertschätzung, die er in seiner Partei genossen hat. Jetzt wird zwar nicht mehr darüber gesprochen, weil auch er sich den Altsoziaiisten angeschiossen hat, aber die Tatsachen lassen sich nun einmal nicht wegwischen. Und deshalb dürfen die Worte, die er im altsozialisttschen „Volksstaat" schreibt, auch über die Kreise der Altsozialisten hinaus Aufmerksamkeit beanspruchen: „Die jetzige Sozialdemokratie in Sachsen setzt sich nur aus „Halbkommunisten" und früheren „Unabhängigen" zusammen; sie will nur mit den Kommunisten, aber mit keiner anderen Partei eine Regierung bilden. Nachdem sie L3 Landtagsabgeurdnete, die ihre ver rückte Politik nicht mitmachen wollten, aus der Partei ausgeschlossen haben, sind sie vollends politisch verwildert und keine Sozialdemo kraten mehr im, Sinne von Bebel und Wilhelm Liebknecht. Deshalb trat auch ich nach 50 jähriger Parteimitgliedschaft aus dieser Partei au« und schloß mich bei der Gründung der Alt. sozialistischen Partei an. Diese wird nun von der Sozialdemokra tischen, in Wirklichkeit Unabhängigen Partei wütend gchaht, verleum det und beschimpft, obwohl in den Jahren, in denen die Altsoziaiisten am Ruder waren, in Sachsen für das arme Volk viel mehr getan wurde als in den Bundesstaaten, wo die „Unabhängigen" regierten. Wehe dem Lande Sachsen, wenn die Unabhängigen und Kom munisten die Landtagsmchrheit erreichen. Dann kommt eS wie 1923, als die Reichswehr auf Präsident Eberts Befehl in Sachsen einmar. schieren und die unabhängigen und kommunistischen Minister absetzen und Ordnung schaffen mußte," Wahl und Jugend Der Landesjugendausschuß Sachsen der Jugendgruppen der Deutschen Volkspartei trat am Sonnabend, den 27. April in Dresden zu einer größeren Tagung zusammen, um zur bevorstehenden Landtagswahl Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende, Landesjugendführer Bankbeamter Max Elschner- Dresden konnte eine stattliche Anzahl Vertreter aus dem ganzen Lande und manchen älteren Parteifreund, darunter von den Senioren der Partei Geheimrat Dr. Stürenburg-Dresden, begrüßen. Er wies eingehend auf die durch die Landtags auflösung geschaffene politische Lage hin und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß es gelungen ist, drei Vertreter der jungen Generation (Dieckmann-Dresden, Hardt-Löbau, Wink ler-Leipzig) an sicherer Stelle aus die Landesliste der Partei zu bringen. Mögen die vielen „Jungen" unseres Volkes, die bisher in tatenloser Kritik beiseite gestanden haben, weil Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 4. Mai 1929. Seite 2. WMe WWMMWh gegen NIMM Boykott-Androhung gegen deutsche Waren und Kurorte — Demonstrationen vor den deutschen Konsulaten Warschau. Nach fast zehntägiger, sich immer heftiger und hemmungsloser steigender Hetzpropaganda der polnischen Presse gegen Deutschland, die durch die Oppelner Zwischen fälle eine außerordentlich fruchtbare Nahrung erhielt, gelang es ihr endlich, den Haßsturm auch auf die Straße und in die breite Masse zu tragen. Unter Führung des Westmarken- vereins und unter eifriger Betätigung der polnischen Hoch schulverbände wurden bereits in Krakau, Thom und Pose» sowie anderen Städten, insbesondere in ehemals deutschen Gebieten, Demonstrationsumzüge veranstaltet, wobei die deut schen Konsulate in Krakau und in Thorn sowie andere deut sche Institutionen willkommene Objekte für die patriotischen Eiferer und ihre heldenhaften Ausdrücke waren. Nach den vorliegenden Meldungen kam es besonders in Posen zu Ausschreitungen, wobei die Aushängeschilder, Tafeln und Fenster des deutschen Konsulats, des „Posener Tageblatts", des evangelischen Gemeinde hauses und anderer deutscher Häuser herunter gerissen, demoliert und zerschlagen wurden. Sämtliche deutschen Zeitungen, Schriften und Bücher, die in Kiosken und in anderen Lokalen auslagen, werden mit unbe sch reiblicher Wut zerfetzt und vernichtet. Im Verlaufe dieser Demonstrationen kam es zwischen der Polizei und den polnischen Hochschülern zu wiederholten Zusammenstößen. 50 Hochschüler wurden teils schwer, teils leicht verletzt. Für die deutschfeindlichen De monstrationen in Warschau hat der Westmarkenverein einen Aufruf erlassen, in dem die Regierung und die polnische Ge sellschaft aufgesordert wird, mit friedlichen Mitteln in poli tischer, kultureller wirtschaftlicher Hinsicht eine ernste Revancheaktion aufzunehmen. Demnach sie glaubten, in dem bisherigen Parlament ihre Stimme nicht zur Geltung bringen zu können, hierin den Anfang einer neuen politischen Aera für sie und damit einen Appell zu tatkräftigster Mitarbeit erblicken. Das Hauptreferat hatte Landtagskandidat Hardt über nommen, der in einem großangelegten Vortrag die Entwick lung unseres politischen Lebens und das der Deutschem Volkspartei unter besonderer Berücksichtigung der Frage der Heranziehung des Nachwuchses darstellte. Darüber hinaus untersuchte er, wie es kommen konnte, daß so viele junge Menschen allen politischen Dingen so fremd gegenüber stehen: Hinein in den Staat muß unsere Parole sein, damit wir unsere Stimme erheben und zur Geltung bring-n können. An das mit großem Beifall aufgenommene Referat schloß sich eine längere Debatte, an der sich besonders auch die Land tagskandidaten Dieckmann und Schiffmann, die das Referat Hardts in wertvoller Weise ergänzten, beteiligten. Berichte des Geschäftsführers Kutschbach-Piauen und Dentist Menzer- Dcesden gaben wertvolle Anregungen für die aktive Mit arbeit der Jugendgruppen an dem Wahlkampf. W UNach Besprechung innerer Angelegenheiten schloß der Vorsitzende mit der Aufforderung zu weiterer treuer Mit arbeit und letzter Pflichterfüllung vor und nach dem Wahl kampfe die anregende Tagung, die in erfreulicherweise Zeugnis davon ablegte, wie bei dem gegenwärtigen politischen Ringen die Jugend sich mit verantwortlich fühlt. Protestdemonstration in Leipzig In Leipzig fanden sich auf dem Reichsgerichts platz etwa 5000 Personen zu einer kommunistischen Demonstration gegen die Vorgänge in Berlin, also gegen das Einschreiten der Polizei gegen Maidemonstränten, ein. Der An- und Abmarsch der Massen vollzog sich reibungslos und in guter Ordnung. Leider aber ist es dann später zu einem Zwischenfall gekommen. Auf dem Vorderperron eines Straßenbahnwagens der Linie 10 befanden sich zwei Nationalsozialisten in Uni form. Sie wurden vom Demonstrationszug aus be schimpft; als die Straßenbahn gezwungen war, zu halten, schwangen sich verschiedene Teilnehmer des Zuges aus die Plattform und holten einen der Nationalsozialisten her unter. Der Mann wurde schwer mißhandelt, ge schlagen und getreten. Man schleppte ihn in ein Anwesen der Braustratze. Von dort wurde er durch das Überfall kommando der Schutzpolizei befreit. Die Polizei war ge nötigt, die Zeitzer Straße so lange zu sperren und auf ein Stück zu räumen, bis der Verletzte mit dem Sanitätsauto abgefahren war. Von den Urhebern des Zwischenfalls bat man keine Spur. Volksgenosse gegen Volksgenosse. 50 Verletzte bei einer Sch lügereiz wischen Reichsbanner und Nationalsozialisten. Braunschweig. Zu schweren Ansschreitungen kam es in einer von der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei nach dem Hofjäger einberufenen Versammlung, die von etwa 2000 Personen besucht war, worunter sich auch zahlreiche Reichs bannermitglieder befanden. Es kam schließlich zu einer Schlägerei, bei der in kürzester Zeit der Saal einem Trüm merfeld glich, das mit Stuhlbeinen, Biergläsern nnd anderen Gegenständen bedeckt war. Der Polizei gelang es nach mühe voller Arbeit, den Saal zu säubern. Etwa 50 Personen wurden verletzt, darunter 9 schwer, die dem Landes krankenhaus zugeführt werden mußten. Kommunistische Hetze in Hamburg. Hamburg. Etwa tausend Hamburger Arbeiter sind aus Anlaß der Berliner Vorgänge in den Streik getreten. In aufhetzenden Berichten wird von der links- radikalen Presse zu Massen- und Proteststreiks und zur Organisation der Durchführung des roten Pfingsttreffens in Hamburg aufgefordert. Lebhafte Beunruhigung herrscht unter der Hamburger Bürgerschaft, daß die sozialdemo kratische Parteileitung immer noch nichts unternommen hat, den Noten Frontkämpfertag zu Pfingsten zn verbieten. Rund 109 MO Kommunisten werden in Hamburg erwartet, soll die Ausweisung der Tausende deutscher Optanten, die noch in Polen leben, nnd die Durchführung der Be schlagnahme deutschen Eigentums beschleunigt werden. Die staatlichen Kredite sollen den deutschen Schulen nur in der Höhe erteilt werden, die den gleichen Unter- -stützungen für polnische Schulen in Deutschland entsprechen würden. Es wird verlangt, daß die deutschen Theater vorstellungen in Polen so lange zu verbieten sind, bis die pol nischen kulturellen Institutionen in Deutschland freie Ent wicklungsmöglichkeiten zugesichert bekommen. Die Einfuhr deutscher Filme nach Polen ist zu verbieten, die deutschen Waren und die deutschen Kurorte sind zu boykottieren. Schließlich sind polnische Staatskredite für jene deutschen Per sonen und Institutionen, die Unterstützungen aus Deutsch land bekommen, einzustellen. * Die polnische Hetze gegen Deutschland ist unverstän d l i ch; es ist eine Heuchelei, wenn Polen als Anwalt gegen das deutsche Volk aufzutreten v e r s u ch t. 90 Bombenanschläge gegen Deutsche in Oberschlesien, furcht bare Verstümmelungen Angehöriger der deutschen Minder heit während der oberschlesischen Aufstände, nisdergsbrauute deutsche Bcthäuser, Tausende geschlossener deutscher Schulen, an die Millionen enteigneter und vertriebener deutscher Landsleute in Polen, Verfolgung deutscher Vereine und In stitutionen, sowie ihrer ehrwürdiger Führer, gegen die schuld los die schwersten Anschuldigungen erhoben werden, sprechen eine andere Sprache. Hiervon hört man aber in Polen kein Wort. und die offenen Drohungen der kommunistischen Parteileitung lassen keinen Zweifel, daß man zu Pfingsten dasselbe in Hamburg beabsichtigt wie am 1. Mai in Berlin. Der amtliche Polizeibericht über den Verlauf des Freitags Berlin, 4. Mai. Der Polizeipräsident teilt mit: Die seit dem frühen Morgenstunden des 3. Mai vorgenommene systematische Durchsuchung der Häuser in den Unruhezentren Neukölln und Wedding war in den Nachmittagsstunden be endet. Dabei wurden zahlreiche Hieb- und Schußwaffen vor gefunden. Eine ganze Reihe von Personen wurde festgenom men. An der Ecke Nockar - Boddinstraße wurden die Be amten aus einem Hause beschossen. Worauf sie das Feuer erwiderten. Am Nachmittag kam es in der Boddin - Flug hafen - und Herfurthstraße zu erheblichen Ansammlungen, aus denen heraus die Beamten ebenfalls wieder beschossen wur den, sodaß auch sie von ihrer Schußwaffe Gebrauch machen mußten. Der Rest des Tages verlief sodann ruhig. Im Bezirk Wedding ist es während des ganzen Tages zn keiner lei Zwischenfällen gekommen. Die Durchführung der verhäng ten Straßensperre verlief ohne Störungen, sodaß zur Zeit (um Mitternacht) in den genannten Bezirken, wie auch in der Stadt Ruhe herrscht. Leider sind auch am Freitag wieder einige Opfer der Unruhen zu beklagen und zwar wurden 5 Tote festgestellt. Bei zwei von diesen Toten — es han delt sich um zwei alleinstehende Frauen — besteht Grund zu der Annahme, daß sie bereits an einem der vorhergehen den Tage zu Tode gekommen sind. Außer den Toten wur den 5 Verletzte fcjtgestellt. Scharfe -euisch-franzöfische Zusammenstöße in Genf. Genf. Die große Aussprache über die Abrüstung des ge samten Kriegsmaterials wurde in der Freitags-Sitzung des Abrüstungsausschusses ohne jedes Ergebnis abgeschlossen. Die Entscheidung über die Abrüstung des Kriegsmaterials ist aus die kommende Abrüstungskonferenz verschoben worden. Der französische Standpunkt wurde auf dieser Sitzung mit selte ner Offenheit durch Massagli vertreten. Er erklärte, die französische Abordnung lege ihre Karten offen auf den Tisch und lehne es ab, ein Abkommen zu unterzeichnen, in dem das Kriegsmaterial anders als durch die Beschränkung der Heeresausgaben herabgesetzt würde. Deutschland sei unter Aufsicht entwaffnet worden. In der Aussprache stellten sich die Vertreter Spaniens, Belgiens, Polens und Rumäniens auf den Standpunkt der französischen Abordnung, wobei der Vertreter Polens er klärte, es handle sich hierbei um eine rein politische Frage. Die Bemerkung Massaglis über die deutsche Entwaffnungs aufsicht hatte eine scharfe Erwiderung durch Graf Bernstorff zur Folge. Bernstorff erklärte, Deutschland sei weder für das System, noch für die Durchführung der deutschen Ent waffnung verantwortlich, das hätten die Staatsmänner in Versailles erfunden, in deren Händen damals die Geschicke Europas gelegen hätten. Wenn die anderen Staaten in gleicher Weise abgerüstet hätten wie Deutschland, dann sei es nicht nötig gewesen, im Abrüstungs-Ausschuß drei Jahre LU verhandel» Neue Reparationsbesprechungen. Keine Entscheidung vor Montag. Paris. Heber eine eineinhalbstündige Unterredung vr. Schachts mit dem Vorsitzenden der Tributkonferenz ist bisher nicht das geringste durchgesickert. Man erfährt ledig lich, daß die beiden Herren erneut zusammenkommen werden und daß der Reichsbankpräsideut auch mit den übrigen Dele- gationsführern Sonderbesprechnngen haben wird, die vielleicht erst am Montag zum Abschluß kommen werden.