Volltext Seite (XML)
Nr. 106 Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, dm 8. Mai 1920. Seite 2. " rungsschichten bekannter bedeutender Politiker. Herr vr. Wunderlich ist u. a. Vorsitzender des „Landesbürgerrates Sachsens". Die Kandidatenliste der Deutschen Volkspartei ist die einzige Landesliste und sichert somit jedem Wähler geeignete Vertretung. Daher empfehlen auch der „Landes- ausschuß sür das sächsische Handwerk" die Kandidatur Ober meister Stadtverordnetcuvorsteher Lunze, Bautzen, und weiter hin der „Sächsische Hausbesitzer-Verein" für Ostsachsen zu gleich seinen Mitgliedern die Liste der Deutschen Volkspartei. Der „Sächsische Landesausschuß sür Kleinhandel" hat als Kandidaten wiederum seinen bewährten Abgeordneten Jselin Schmidt, Plauen i. V. Man kann also die Aussichten der erstmaligen Landesliste als äußerst günstig ansprechen, zumal auch die Vertretung der Frau durch die bisherige Kandida tur Frau l)r. Hertwig-Bünger gesichert ist. Der heutige Vortrag wird noch zu weiteren Ausklärungen dienen, sodaß Männer und Frauen um zahlreiches Erscheinen gebeten werden. Pulsnitz. (Turnverein „Turn erb und" e. V. v. 1) Wie an dieser Stelle bereits mitgeteilt, findet die Feier des 25jährigen Bestehens unserer Turnerinnenabteilung nunmehr bestimmt am Sonnabend, den 11. Mai 1929 im Sckützenhaussaale statt. Die turnerischen Vorsührungen werden ausnahmslos so durchgeführt werden, wie auf den bereits früher versandten Einladungen zu ersehen ist. Der Turner bund v I. hofft, daß die turnfreudige Einwohnerschaft un serer Stadt, sowie die Nachbarvereine der v 1 trotz der Verlegung des Abends, seiner nochmaligen Einladung recht zahlreich Folge leisten werden. — Galt es doch damals am 28. April bei der Verlegung, einem Manne iw Tode die Treue zu wahren, welcher über 30 Jahre lang die Geschicke des Vereins geleitet hat und für seinen Turnverein stets ein warmes Herz hatte. Während seiner langjährigen Arbeit in der l). T ist er bis über die Grenzen unseres Turngaues hinaus bekannt und beliebt geworden. Unser verstorbener Turnbruder Huhle hat in seiner stillen Art unendlich viel dazu beigetragen, den deutschen Turnerschaftsgedanken in un serer Stadt zu heben und fester wurzeln zu lassen. Mögen sich alle Turnerinen und Turner unseres Vereins, insbesondere unsere Turnerjugend an ferner unwandelbaren Treue zur V.D ein Vorbild nehmen. O. V^dr. Pulsnitz. (Wahlscheine.) Vom Stadtrat wird uns mitgeteilt, daß Wahlscheine sür die Landtagswahl am 12. Moi 1929 nur bis Sonnabend, den 11. Mai 1929, mittags >/,1 Uhr in der Ratskanzlei ausgestellt werden. — (Bienen seuchcnwarte.) Zur raschen Fest stellung und Bekämpfung von Bienenseuchen (Faulbrut, No sema usw.) sind im Einvernehmen mit dem Bczirkstierarzt, Herrn Dr Hesse, für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz die Herren Herm. Gräfe in Kamenz und A. Lüthe in Königsbrück als Seuchenwarte bestellt worden. Dement sprechend haben die Herren einen amtlichen Ausweis erhalten, der sie nach Vorlegen des Ausweises zum Betreten und Untersuchen jedes Bienenstandes — auch derjenigen Imker, die einem Biencnzüchterverein nicht angeschloffen sind — und zur Entnahme des erforderlichen Untersuchungsmaterials be rechtigt. Ihre Aufgabe besteht darin, die Bienenstände we nigstens einmal im Jahre zu untersuchen und auf Anfordern den seuchenfreien Zustand zu bescheinigen. Die Bienenstände Von Wanderimkern werden drei Wochen vor der Wanderung geprüft werden. Der Zeitpunkt der Untersuchung, die nur bei Flugwetter erfolgen soll, wird mit den Standbrsitzern vereinbart werden. Zur Vermeidung von Seuchenverschlcp- pung Haden diese die Völker selbst vorzusühren. — (Die Mütterberatung) in Ober- und Nieder st eina sinder am Freitag, den 10. Mai, nach mittags '/,4 und 4 Uhr in den Schulen statt. Arzt wird anwesend sein. — (Das Wetter im Mai.) Dem hundertjährigen Kalender nach wird der Mai bis zum 9. schön warm sein, vom 10. bis 12. soll er in auffallender Hitze prangen. Danach wird es bis zum 23. kalt und regnerisch sein. Am 24 yiebt es nach dem Hundertjährigen Eis, während die drei folgen den Tagen trüb sein werden. Am 28. und 29. wird die letzte Kälte austreten. Der 30. und 31. sei schön und warm. Oberlichtenau. (Allgem. Turnverein v. 1.) Am nächsten Sonnabend, den 11. Mai, abends 8 Uhr in Schreiers Gasthof werden unsere tätigen Vereinsmitglieder wieder einmal auf den Plan treten, um im Rahmen eines Bühnentnrnens ihre Fortschritte auf dem Gebiete des deut schen Turnens zu zeigen. Es ist im Verhältnis zur großen Zahl unserer Mitglieder nur ein kleine Schar, die wirklich planmäßig turnen geht und den festen Willen hat, ihren Körper zur Gesundheit und Schönheit zu führen Deshalb soll ein Bühnenturnen werbend und aufklärend wirken. Jeder findet da eine ihm besonders zusagende Art von Leibesübung. Der eine hat mehr Neigung zu Freiübungen (heute mehr Gymnastik), da ihm das Geräteturnen zu schwer ist Der andere dagegen findet im Geräteturnen erst seine Befriedi gung. Noch eines anderen Zweiges sei gedacht, der allerdings nicht auf der Bühne vorgeführt werden kann, aber die anderen Arten an Wichtigkeit fast übertrifft: das volkstümliche Turnen. Möge die aufgewandte Mühe nicht umsonst gewesen sein, damit als schönster Erfolg wieder eine recht große Anzahl Mitglieder in die Reihen der Aktiven tritt. Gleichzeitig sei noch erwähnt, daß nur am Sonntag unser Stiftungsfest feiern. Nachmittag auf dem Turnplätze Turn- und Sportbetrieb, abends 8 Uhr in Schreiers Gasthof Festball. Zu beiden Veranstaltungen sind Freunde und Gönner herzlichst eingeladen. Freiberg. (Städtische Zuschüsse für K u n st - zwecke.) Das Stadtverordnetenkollegium setzte den Zu schuß für das Freiberger Stadttheater, das sich unter der Direktion Erler zu einer führenden Provinzbühne Sachsens emporaearbeitet hat, auf 38 100 Mark fest. Weiter bewilligte das Kollegium 9000 Mark zur Förderung des Museumswesens in Freiberg. Plauen. (SchweresAutounglück.) Ein schweres Autounglück hat sich bei Meßbach zugetragen. Der 55 Jahre alte Fuhrwerksbesitzer Albert Lüdicke aus Plauen fuhr mit seinem Kraftwagen mit zwei Freunden, dem Fabrikarbeiter Walter Hertwig und dem Eisenhobler Ernst Eismann, nach Hof. Aus der Rückfahrt fuhr er an einen Baum. Die Jnsäffen wurden herausgeschleudert und das Auto vollständig zertrümmert. Alle drei Insassen mußten nach dem Krankenhaus gebracht werden, wo Hertwig bald nach feiner Einlieferung starb. Meerane. (Die goldene und zwei Silber hochzeiten in einer Familie.) Der in Seiferitz wohnhafte Herr Franz Schade feierte mit seiner Gattin das 50jährige Vermählungsfest. Noch im Laufe des Jahres begehen die beiden Töchter des goldenen Jubel paares die silberne Hochzeit. Wilkau. (Verwüstungen in einer Volks schule.) In der Nacht haben unbekannte Täter in der hiesigen Volksschule die Einrichtung mehrerer Klassen zimmer vollständig verwüstet. Sämtliche Pulte waren er brochen und umgestürzt, Wände und Dielen mit Tinte bespritzt, im Nadelarbeitsunterrichtszimmer die Hand arbeiten der Mädchen vernichtet. Das Gemeindeamt hat für die Ermittlung der Täter eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt. Ein 84 Jahre alter Radfahrer. In Leipzig ist au: der Straße des 18. Oktober ein 84 Jahre alter Mann ohne ersichtlichen Grund, vermutlich infolge seines hohen Alters, vom Rade gestürzt. Er erlitt hierbei eine leichte Gehirnerschütterung und wurde ins Krankenhaus St. Jakob übergeführt. Frühling im Elbtal. In den Vorstädten Dresdens und in der Lößnitz blühen die ersten Kirschbänme und die Aprikosen. Auch die ersten Erdbeerblüten wurden am Bergabhang der Oberlößnitz bemerkt. unck kaufen Lis vcrrtsil- bakt im Voigit, LebloOstrsks 27 Gegen die Erfüllungspolitik. Berlin. Der Reichsvertretertag des Nationa... K..ndes Deutscher Offiziere nahm nachstehende Entschließung an: Die schleichende Staatskrise, in der sich Deutschland befindet, zeigt am deutlichsten die Uuhaltbarkcit des außen-, innen- und wirtschafts politischen Systems, das seit nunmehr 10 Jahren in unserem Vaterland herrscht. Nur völlige Abkehr von diesem System und den Männern, die es verkörpern, birgt die Möglichkeit einer Besserung un serer Lage in sich. Wir fordern unentwegten Kampf ge - gen die Kriegsschuldlüge, gegen den Versailler Vertrag, gegen den Vertrag von Locarno und gegen den Dawes-Plan. Der deutsche koloniale Gedanke. Görlitz. Anläßlich einer kolonialen Kundgebung sprach Reichsminister a. D. vr. Külz: „Das deutsche Volk beginnt sich wieder seelisch zu erholen und sich auf seine nationalen Pflichten zu besinnen. Zu diesen nationalen Pflichten gehört diePflegedeskolonialenGedankens. Das Be kenntnis zum kolonialen Gedanken gxht aus in dem großen Bekenntnis zu der deutschen Grundfovderung: Miedererlan gung von Freiheit, Ehre und Selbstbestimmung der Nation.' Wir wollen nicht müde werden, diese große deutsche Frage wieder zu einer deutschen Volkssache zu machen und sie vor unseren Feinden und vor der Welt zu vertreten als ein Gebot, ohne dessen Erfüllung ein wirklicher Rechtsfrieden in der Welt nicht denkbar ist. Wie der Gesamtwille der deutschen Nation auf Ausrottung der Kriegsschuldlüge ge richtet sein muß, so muß auch das ganze deutsche Volk der Welt zeigen, daß es den Verlust der Kolonien nicht als eine unabwendbare historische Tatsache hinnimmt." Neue thüringische Regierung gewählt. Weimar. Der Landtag von Thüringen hat i^mament- licher Abstimmung mit 28 gegen 25 Stimme» die von dem Unterhändler, Abgeordnetem Baum (Landvolkspariei), vor geschlagene Regierung gewählt. Sie besteht aus den Ministern vr. Paulssen (Dem.) (Wirtschaft, Volksbildung, Finanzen), vr. Riedel (Deutsche Volkspartei) (Inneres und Justiz), gleichzeitig Vertreter für Meiningen. Staatsräte: Or. Bielfeld, Demokrat (Sondershausen), Port, Landvolkspartei (Reuß), Mackeldey, Landvolks partei (Rudolstadt), Krause, Wirtschaftspartei (Altenburg), Woenne, Wirtschaftspariei (Gotha). Die Linke gab Oppositionserklärungen ab. Oesterreichs künftige Politik. Wien. Die Dienstagsitzung des österreichischen National rats brachte die Regierungserklärung des neuen Bundes kanzlers Streeruwitz. Nachdem Präsident Gürtler die neuen Mitglieder des Kabinetts dem Hause vorgestellt hatte, ergriff Bundeskanzler Streeruwitz das Wort zu feiner Programmred«, in der er u. a. ausführte, der Ent schluß der Uebernahme des obersten Regierungsamts sei ihm besonders schwer gefallen, weil er sich vor Augen halte, was die Person seines unmittelbaren Vorgängers im Kanzleramt nicht nur für Oesterreich, sondern weit darüber hinaus be deute. — In Besprechung des Verhältnisses zwischen Bund und Ländern betonte der Bundeskanzler die Notwendigkeit einer Harmonie zwischen den beiderseitigen Rechtsordnungen und beiderseitiger Berücksichtigung der Gesamtinteressen. Auf dem Gebiete der allgemeinen Verwaltung müsse dem Gedanken des Fortschritts durch dieWeiterführungderbegonne- nen Rationalisierung gedient und dadurch die Entlastung der Wirtschaft in zielbewußter Weise fortgesetzt werden: Die Außenpolitik der neuen Regierung wird sich an jene Leitlinien halten, welche schon bisher maß gebend waren, nämlich Ausgestaltung der freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten, besonders zu den Nachbarn, und unter diesen wieder vorne hmlichzum Deutschen Reiche, mit dem wirkraftunserergemeinsamen Abstammung, Geschichte, Sprache und Kul- t u r uns auf das engste verbunden fühlen. Unser unerschütterlicher Wille zur Gemeinschaftsarbeit am europäischen Wiederaufbau begründet es, jene Achtung und Gleichberechtigung zu fordern, die uns trotz Kleinheit und Armut als freiem selbständigen Staat und als Träger einer tausendjährigen kulturellen Mission zukommt, und der wir uns in einem Jahrzehnt harter Not durchaus würdig erwiesen haben. Das große Werk der Wiedsraufrich tung der Finanzen und der Währung Oesterreichs, welche vr. Seipel und seine Mitarbeiter vollbracht haben, wird die Regierung mit größter Entschiedenheit vor jeder Gefährdung bewahren. Alle Kreise der Bevölkerung müssen sich bewußt sein, daß ihre wirtschaftliche Existenz von der Aufrechterhaltung der Ordnung im Staatshaushalt und von der Stabilität unseres Geldwesens abhängt. Dem finanziellen Wiederaufbau muß nunmehr ohne Aufschub der wirtschaftliche folgen, in welchem immerhin schon Fort schritte erzielt worden sind, aber noch sehr viel zu tun ist. Der Bundeskanzler verwies sodann auf die Krise in der Land wirtschaft, der durch Sicherung von vermehrtem Arbeitsboden, insbesondere im Burgenland, durch einen Ausgleich zwischen den steigenden Produktionskosten und den sinkenden Preisen, durch Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung, Kreditförderung, Hebung der landwirtschaftlichen Technik und Absatzorganisation geholfen werden sc.tt. Von der Schaffung des Bauförderungs- und Mieten gesetzes erwartet die Regierung eine Belebung der gesamten wirtschaftlichen Tätigkeit und eine Besserung der Kreditver hältnisse. Nach kurzer Betonung der Bedeutung einer den mo dernen technischen Anforderungen entsprechenden Ausgestaltung der Eisenbahnen sowie des Post-, Telegraphen- und Telephonwesens, zu deren Deckung eine Anleihe bestimmt sein soll, wandte sich der Bundeskanzler der Besprechung der Notwendigkeit einer für alle Zweige des Wirtschaftslebens lebenswichtigen rationellen Handelspolitik und schonenden Steuerpolitik zu. Uns wird das Streben nach stärkerem Schutz von außen auf gedrängt. Der Bundeskanzler verwies sodann auf die Bedeutung eines guten Verhältnisses zwischen Unter nehmern und Arbeitern für die Hebung der Wirt schaft unter Anerkennung der beiderseitigen Rechte und be tonte auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen ini Wirt schaftsleben seinen festen Glauben an die Möglichkeit eines Arbeitsfriedens. Jede neue Belastung der Wirtschaft sei zu vermeiden und eine Verringerung besonders drückender Lasten unter möglichster Steueroereinfachung herbeizuführen. Das Bestreben der "Regierung werde es sein, die eingeleitett Aktion zur langsamen Ausgleichung des österreichischen Rechts an das deutsche auch auf weitere Rechtsgebiete aus zudehnen. Die Zukunft werde erweisen müssen, welche Strecke Weges Uber dieses Gebiet die gegenwärtige Regie rung wird führen dürfen. Sehnsucht nach Großdeutfchland. Wien. Der Großdeutsche Reichsparteitag nahm eine Entschließung an, in der die sachlichen Grundlagen, auf denen die neue Mehrheitsbildung erfolgte, gebilligt und die Er wartung ausgesprochen wird, daß die gewählte Bundes regierung ihre ganze Kraft dem Wiederaufbau der Volkswirtschaft zuwenden werde. Die Großdeutsche Volkspartei wolle, bei opferbereiter Mitarbeit an der Er füllung großer staatspolttischer und wirtschaftlicher Aufgaben im Rahmen einer cmtimarxtstischen Regierungskoalition, ihre parteipolitische Selbständigkeit ausrechterhalten. Denn nur eine unabhängig« großdeutsche Partei, deren Politik von ihrem Programm bestimmt sei, könne den großdeuychen Idealen dienen, deren Verwirklichung die heiße Sehn sucht ganz Deutschösterreichs nach Zu gehörigkeit zu einem großdeutschen Crn- heitsstaat erfüllen werde. Italienischer Terror in Südtirol. 180 Deutsche verhaftet. Innsbruck. Wie die Innsbrucker Blätter überein stimmend aus Südtirol melden, sind in der Angelegenheit des dreifachen Mordes im Ahrntal, wobei zwei italienische Polizisten erschossen wurden, bis jetzt 18V Deutsche verhaftet worden. Die Südtiroler Blätter dürfen nach wie vor keine Meldungen über die Tat bringen. Es wird jetzt bekannt, daß es bei der Beerdigung der beiden erschossenen Kara- binieri zu einer Reihe von Zwischenfällen gekommen ist. Als der Leichenwagen mit den beiden Särgen aus dem Ahrntal nach Brunneck fuhr, standen zahlreiche Zuschauer am Wege. Hinter dem Leichenwagen fuhr ein Auto mit Faschisten. Diese stiegen wiederholt von dem Wagen herunter und schlu gen auf die am Wege stehenden Leute ein. Ein Mann, der mit einer Mistfuhre aus einem Seitenwege kam und das Auto vorüberfahren lassen wollte, wurde so verprügelt, daß er fortgetragcn werden mußte. Deuischen-Versotgung in Polen. Warschau. Wie bekanntgegeden wird, nimmt öle polnische Regierung die Liquidation des deutschen Grundbesitzes in den abgetretenen Gebieten jetzt 11 Jahre nach dem Kriege aufs neue in Angriff. Im polnischen Regierungsanzeiger sind allein an den letzten beiden Tagen des Monats April 33 Liqmdationsbefchlüsse sowie ein Verkaufsausgebot veröffent licht worden. Besonders bemerkenswert sind die Formen, unter denen bisweilen die Liquidattonen vorgenommen wer den. Ganz abgesehen davon, daß in allen Fällen — bei Groß- und Kleingrundbesitz — der Liquidationserlös nur «inen ge ringen Bruchteil des wahren Wertes darstellt, so daß die Enteignung einer Verschleuderung des Besitzes gleichkommt, so ergeben sich bedauerlicherweise gerade bei den Ansiedlern die größten Härten. Es handelt sich bei diesen durchweg nm kleinen und kleinsten Besitz. Werden in solchen Fällen, wie es vorgekommen ist, die Grundlasten aufgewertet und die hohen Kosten des Liquidationsverfahrens 'm Rechnung ge stellt, so ec gibt sich die groteske Tatsache, daß Ansiedlern da- sür, daß man sie von Haus und Hof vertreibt, noch eine Rechnung vorgelegt wird, die dann „im Gnadenwege" er» lassen wird.