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Der Lenz ist erwacht! IM Überschuhen, stülpen eine Pelzmütze warm auf das Haupt und schwingen einen Regenschirm in der mutigen Faust. Und ich frage Sie, kann man an den Frühling glauben, nach der Behandlung? Da scheint sie herunter, die Sonne, treulos, als sei sie nicht schuld an den 30 Graden Kälte, der Kohlennot, dem meterdicken Eis und den angefrorenen Füßen, sie jucken uns noch, wir haben Beweise. Tragen wir es ihr nicht nach, denn vas haben wir davon? — Laßt uns lieber in den Garten gehen und Blu Die Sonne lächelt, aber — man traut ihr nicht ganz. men der Liebe pflanzen. Was tun? Besonders schwierig gestaltet sich diese Arbeit dadurch, daß die Ansichten über die diesjährigen Gartenarchitekturen sehr geteilt sind. Nur gerade dieses Mal. Papa schlägt vor, mal etwas Vernünftiges anzubauen, Tabak zum Beispiel. Mama ist für ein Teppichbeet aus Mohrrüben. Sellerie und valat, Henny für Orchideen und Max'für Kletten, um sie Nachbars Kater an den Schwan» zu werfen. Es hat sich allmählich herumgesprochen, daß er einge- zogen ist, und wir haben den: Programm nach äußerst früh- lingsfroh zu sein und tun demnach. Unsere Augen folgen dem Flug holder Lerchen, unsere Füße patschen dabei Schmutz, alle Bögel sind frisch vom Süden eingetroffen. Vorsichtige Leute lassen sich nicht so leicht von ein paar dünnen Son- nenstrahlen außer Fassung bringen. ' " " ' Sie laufen treu in ihren bewährten Bon allen Seiten kommen freundliche Hühnerbesuche. Ein Hahnenzweikampf, auf den Max und Adalbert wetten, statt das Viehzeug zu verjagen, findet gerade auf dem sorg- faltig bepflanzten Vergißmeinnichtbeet statt. Die neu- geschütteten Sandwege geben herrliche Badeplätze für mammuthafte Eochinchinahennen ab, und die große graue Henne von nebenan kommt und kratzt nach Regenwürmern aus dem frischbcsäten Rasenrondell. Dafür mauzen in den Nächten auch liebebegeisterte Kater, und der Angorakater von drüben ficht mit dem eignen aber gemeinen grauen Hausmutz ein erbittertes Duell auf dem Laubendach aus, das die ganze Einwohnerschaft im Nacht- gewand wassereimerschwingend und knüppelwerfend auf der Walstatt versammelt. Vater hat es sich vorgenommen, in diesem Jahr zum Graben durchaus keine Hilfe für sündhaftes Geld in Anspruch zu nehmen. Er macht bereits statistische Aufstellungen über den Ertrag der Spalierbäume, die in drei Jahren sogar zwei wachsen und ge deihen. Wenn es Der Gärtnerjunge bringt die erste« nun nicht zu Frühlingsboten. trocken wird oder immerfort Strippen regnet, wenn die ver- flixten Spatzen den Samen nicht aushacken und Pluto nicht die Pflanzen auskratzt, wenn Henny läten und hacken wird, statt den ganzen Tag auf dem Grammophon die neuesten Lieder zu spielen, und wenn Max nicht mit dem Fahrrad den ganzen Salat umfährt, dann wird es ein Garten Eden sein, statt der Schlange gibt es höchstens ein paar Raupen darin. mal vier Aepsel getragen haben. Und Henny will das ganze Haus mit Rankrosen umpflanzen. Aiax aber, der die ganze Apfelernte ein- heimste, ist für Apfelbäume. So beginnt und verfließt unter lieblichen Gesprä chen der Lenz. Aber zum Schluß steht man doch da, wie Gott am sieben ten Schöpfungstag, es ist nicht nur sehr gut, es ist alles sehr, sehr gut. Nun kann es Was jeder von Sachsen wissen sollte. Kurzweiliger Reiseführer durch Sachsen. III. Freiberg... Köstlich und reich ist die alte Silberbergstadt Freiberg. Der Dom mit einzigen Kunst werken; die Goldene Pforte prunkt wie rätselhafter steinerner. Traum. Der Markt ist wie ein großer Saal anzuschauen. Aus den krummen Gassen mit den Nischen portalen, den steilen Dächern und feinen Giebeln, mit den Bergmannszeichen und Sprüchen, sind die Bergleute ge schwunden, die tief unter Freiberg ihre Gänge und Stollen getrieben haben. Das Zschopautal ist eines der reizendsten sächsi- /chen Flußtäler. Mag man es bei Waldheim sehen, vo es voller Romantik ist mit Laubwäldern und alten Zelsenburgen, bei der stillen Gellertstadt Hainichen, vo Harras vom Felsen sprang und droben die Sachsen burg steht, oder tiefer im Gebirge drin, wo die Papier fabriken, modernen Burgen gleich den Flußweg säumen, zelbgraue Burgen überm engen Felsentale hocken, kleine Städte ins Tal sich zwängen oder oben den Wolken nahe iiegen — Zschopau, Wolkenburg, Wiesen- bad — immer ist es abwechslungsreich zu durchwandern. " ChemniH, die Stadt der Arbeit, im Talkessel, zu sem die Erzgebirgsberge und Wälder herüberblauen. Die Stadt der „Steinernen Wälder" — die einmal ein gewal tiger Wald von steilen Schornsteinen sind, zum anderen ein wirklicher versteinerter Wald von dreißig verkieselten Urzeitbaumstämmen hinter dem Museum. Die Sinfonie oer Arbeit hier ist gigantisch. * Sachsens höchstes Gebiet ist das des Fichtel geb i r g c s, wo der Erzgebirgskamm in über 1200 Meter Höhe läuft. Oberwiesenthal, die höchstgelegene oeutsche Stadt, ist mit dem Fichtelberg durch eine Seil schwebebahn verbunden. * Vogtland . . . Zwischen einem Kartoffelacker und :inem Stück Wiese und Korn baute der Vogtländer seine »iedrige Hütte, weitzgetüncht und mit Blech oder Schiefer zleitzend gedeckt, von Obstbäumen umkränzt — und fühlt »ch nun ein kleiner König auf eigenem Grund und Boden. Spielzeugfreundlich sehen die weit über die Hänge zer- itreuten Hütten aus, unter scharf abgegrenzten Fichten wäldern. Und im vogtlckndischen Musikwinkel klingen sie alle, die Hütten! * Reizvollster aller vogtländischen Orte ist Bad Elster, das Weltbad. Zwischen Fichtenwaldhängen der kultivierte Ort, eine heitere Idylle von Blumenbuntheit, Duft, Vogelsang, Musikklängen, schönen, eleganten Frauen. -i: Ein Novum in der sächsischen Landschaft ist die jüngste »ogtländische Sehenswürdigkeit: die Syrauer Drachen höh le, die 1928 bei Steinbrucharbeiten ent- oeckt wurde. Gegenwärtig ist ein Höhlenlabyrinth mit vier domartigcn Hallen, ein 17 Meter umspannendes Ge wölbe, sieben Höhlenseen und zahlreiche durch Eigenart md Schönheit ausfallende Tropfsteingebilde erschlossen. * Muldental . . . Ein gesegnetes Fleckchen säch sischer Landschaftsromantik, reich an Fluß-, Berg-, Burg-, Wald- und Kleinstadtzauber. Da ist die gut erhaltene Rocksburg zwischen Penig und Lunzenau. Da ist Rochlitz, die Porphyrstadt am Fuße des waldgrünen Por- chyrbcrges, mit der prächtigen Kunigunoenkirche und dem timmungsreichen Schloßhof. Benachbart Wechfel- vurgmit bergauf kletternden, rebenumrankten Hütten und der wertvollen romanischen Burgkapclle, Colditz mit seiner mächtigen Burg. Leisnig ist sächsisches Blütcn- paradies, reizvoll vor allem in den Tagen der Blüte. * Und ehrwürdig ist Grimma mit seinen gebuckelten Gassen seiner nadelspitz betürmten Frauenkirche, dem Markt'mit Brunnen und barockgeschwungenem Rathaus und dem alten Schloß an der Mulde. Nicht zu vergessen Kloster Nimbschen! Alle diese Städtchen sind Idylle reizendster Art und stecken voll Wandererlebnisse. * Ein anderer landwirtschaftlich reichgesegneter Fleck zum Schluß: das Dreieck Geithain, Kohren, Froh burg. Wenn alle Reisenden, die täglich im Zug an Geithain vorübereilen, wüßten, welch' fröhlich-verträumte Stadt sich hinter der Stadtmauer birgt, so mancher würde ein Stündlein riskieren, um durch die Stadttore zu streifen, am Stadttürme, Mauern, über den stillen Markt schlendern, an der baukünstlerisch bedeutsamen Stadtkirche verweilen, in dem kleinen, stillen Park vor der Stadtmauer träumen. Benachbart ist Kohren, das uralte Zwergenstädtchen unter den beiden dickbauchigen Ruinentürmen, die alte romantische Burg Gnandstein, der stimmungsvolle Stöckichtforst und das behäbige, stille Frohburg. Das alles miteinander verbunden, ergibt einen außerordentlich reichen Wandertag! Von der Walstatt -es Winters. Von Max Ludwig. Jäger, Landmann und Gärtner können nunmehr, nach dem die härtesten Nachzugsgefechte des Winters überstanden sind, ungefähr abschätzen, wieviel Opfer die hinter uns liegende ungewöhnlich strenge Frostperiod« in der Tier- und Pflanzenwelt gefordert hat. Da sie dank unserem gemäßig ten Klima auf solche Strapazen nicht vorbereitet, außerdem durch eine lange Reihe sehr milder Winter verwöhnt war, ist von vornherein mit großen Schäden zu rechnen. Indessen lehren uns die Erfahrungen der biologischen Wissenschaft, daß diese Schaden, wie stark sie auch zahlen mäßig in Erscheinung treten, sich vielfach nicht ungünstig auswirken. Das gilt namentlich von unserem heimischen Wildbestand. Hier ist unter der Einwirkung der Kälte eine Zuchtwahl, eine Auslese eingetreten. Alle Tiere, die- die lange Frostzeit überstanden haben, erweisen sich als Qualitätsexemplare. Wir haben jetzt zwar weniger Wild in unseren Bergen und Wäldern, aber dafür nur ge sundes und kräftiges, das einen reichen und widerstands fähigen Nachwuchs verbürgt. — An den erfroren aufgefun- dcnen Tieren konnte man bei der Untersuchung des Magen inhalts aufschlußreiche Beobachtungen machen. Es erwies sich, daß das Wild meistens nicht der Kälte, sondern dem Hunger erlegen war, häufig aber auch dem Durst. So hatten z. B. zehn tote, in Thüringen aufgefundene Rehe einen gefüllten Magen. In der Gegend, wo man sie fand, liegen die Wasserverhältnisse besonders ungünstig, und der Schnee, der destilliertes Wasser darstellt, wird vom Wild nicht ge nommen, da er den Durst nicht stillt. Eine Lehre für die Zukunft, daß harte Winter nicht nur Notfütterungen! des Wildes, sondern mindestens in gleichem Maße auch N o t- tränkungen erfordern! Ls erwies sich ferner, daß bei Nahrungsmangel der Hungertod erst dann eintritt, wenn alle Fettreserven des Körpers gänzlich erschöpft sind. Die Untersuchung eines toten Waldkäuzchens'ergab vollkommen entfettetes Fiel , selbst in der Bürzeldrüse zeigte sich keine Spur von Fett mehr. Natürlich hat das Raubwild in diesem Winter einen reich bestellten Tisch gehabt. Aber auch das Nahrungsbedürf nis der Füchse, Marder und Iltisse sowie der Raubvögel war bei der harten Kälte vielfach so gesteigert, daß sie von dem getöteten oder tot aufgefundenen Edelwild vielfach nicht ein- mal Haut und Knochen übrig ließen. Nur die verstreuten Pelzhaare legten von den Tragödien, die sich im Wald ab* gespielt haben, Zeugnis ab. , . Sehr empfindlich ist der Schaden unter den Biene w« Völkern. Die Kälte scheint hier vor allem den Nahrung^ Instinkten Abbruch getan zu haben. Bienenvölker, die im Herbst in die äußeren Waben ihrer Stöcke noch Honigvorräte genug eingebracht hatten, wagten sich aus ihrem Winter quartier in den inneren Waben unter dem Einfluß der Kälte nicht bis zu jenen Reserven vor und verhungerten lieber. Die meisten Opfer hat die Kälte in der Pflanzen- weit gefordert. Das Unterholz unserer Wälder ist nicht selten vom Wilde in seinem rasenden Hunger bis auf die zartesten Triebe vollkommen entrindet worden und kann sich jetzt nur von der Wurzel aus erneuern. Im übrigen haben sich die von jeher bei uns einheimischen Pflanzen gegenüber den eingeführten Kulturpflanzen als wesentlich widerstandsfähiger erwiesen. Ein Segen, daß der stärkste Frost erst einsetzte, als die Aecker bereits tiefverschneit waren! So konnte die von der Schneedecke geschützte Saat verhältnis mäßig gut überwintern. Die Auflockerung des Bodens durch die Sprengwirkung des Frostes wird der Entwicklung der Sommersaat und der Hackfrüchte zugute komme. Da fast alle Ziergewächse schwer gelitten haben, dürfte eine Hochkonjunktur für jene Gärtner zu erwarten sein, die aus den Beständen ihrer Warmhäuser für Ersatz der eingegan genen Pflanzen, vor allem der Rosen, sorgen können. Ein Gutes erwarteten viele von der so lang andauern* den Herrschaft des Frostes: die Vernichtung der Schädlinge in der Insektenwelt. Aber hierin werden wir uns getäuscht sehen. Die Larven der Insekten und auch diese selbst, soweit sie überwinterten, halten noch viel niedrigeren Tempera-, turen stand als denen dieses Winters. Schon jetzt wirb vielfach über eine MUckenplage Klage geführt. Dank der Zählebigkeit der Engerlinge werden wir auch von Maikäfern in diesem Jahre kaum verschont bleiben. Dasselbe gilt von allem häuslichen Ungeziefer, wie Flöhen und Wanzen. Wenn dem strengen Winter freilich, wie es fast den Anschein hat, ein andauernd kühler Frühling folgen sollte» so daß jene niedere Tierwelt in dem Entwicklungsstadiumf dp sie am meisten lästig fällt, in der zurückgebliebenen. Natur wenig Nahrung findet, dann wird sich die auffällig ungünstige Witterung dieses Jahres' vielleicht doch noch segensvoll auswirken. Ist das aber wirklich unser Wunsch? Ein richtiger warmer Mai ist durch ein bißchen Mückenplagk nicht zu teuer erkauft,., Wo liegt die nördlichste Molkerei der Welt? Hoch im Norden von Norwegen liegt auf dem 71. Grad nördlicher Breite die Stadt Hammerfest. Sie hat den Ruhm, die nördlichste Stadt der Welt zu sein und damit auch die am weitesten nach Norden vorgeschobene Molkerei zu haben. Hammerfest ist eine Stadt mit etwa 3000 Ein wohnern. Die Bevölkerung lebt vornehmlich vom Fischfang. Für die Molkerei in Hammerfest ist das Hauptcrzeugungs- gebiet ein Fjord von rund 2000 gkm Größe. Wenn auch dort bisher nur geringe Milchmengen gewonnen wurden, so erhofft man doch durch die Einrichtung der Hammerfester Molkerei eine Verbesserung der jetzigen Verhältnisse zu er- reichen. Die Milchanlieferung erfolgt jeden zweiten Tag auf einem Dampfboot. Sie wird auf den Höfen vor der Anlieferung gekühlt. In der Molkerei erfolgt die Dauer erhitzung und Tiefkühlung der Milch. Ein etwaiger Ueber- schuß an Frischmilch kann verkäst werden. Obgleich die Molkerei die vörülickite der Welt ist, hat sie Kälteapparate. Das ist deshalb notwendige weil das offene „Nordishav" nicht zufriert und Natureis erst aus größeren Entfernungen beschafft werden kann.