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Str. 98 Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 27. April 1929. Seite 7 Handball (v. I.) P. M S. 1. : Tgmd. Nordwest Dresden 1. 4 : 10 (2 : 8) Den Wind als Bundesgenossen, konnten die Gäste in der ersten Hüllte 8 Prester vorlegen, dem P M. S nur 2 entgegen- Kellen konnte. Die 2 Halbzeit konnte jede Partei noch 2 Tore schieben. Die Düfte spielten einen flotten, fließenden Handball. Bet P. M. S fiel dos direkt lustlose Spiel mancher Leute aus, dadurch kam auch zum großen Teil die hohe Niederlage zustande. Sonntag, den 28. April 1S29 P. M. S. 1 : To. Radeberg S Udr dort Abs. '/.I Uhr P. M. S- hat gegen Radeberg soft immer den Kürzeren gezogen, sodaß man auch hier wieder mit einer Niederlage rech» - neu milchte. P. M. S. 1. Jgd. : To. Radeberg 1. Jgd 2 Uhr dort Wer hier Sieger wird, ist nicht voraus,usehen, da fich beide Mannschaften noch nicht gegenüber gestanden haben. k.v. Kegelsport Bereinigung Pulsnitzer Kegelklub» Bon unserem Diplowwetlkowps am 20. April gegen den Rüdertaloerband wüsten wir leider berichten, daß auch dieser Kamps, wenn auch ganz knapp, wieder verloren wurde und wandert nun bereits da» 2 Diplom noch Grotzrvhrsdors, nach dem wir bereits im vorigen Jahr den Wettkamps auch verloren hatten. Ala Trost möge uns dienen, daß wir diesen Wettkamps mit nur 40 Holz Unterschied verloren haben, während bei dem Wettkamps tm vorigen Jahr ein« Disterenz von über 800 Holz vorhanden war. Also «ine bedeutende Verbesserung. Dies soll uns ein Ansvorn sein sür den nächsten Wett kamps. zu welchen wir den Rödertaloerband bereits wieder her- ausgesordert haben und wird und muß es uns gelingen, den Steg nach Pulsnitz zu bringen. Nachstehend die Ergebnisse: Großröhrsdorf 8059 — 8019 Pulsnitz HSchstwurs aus SO Kugeln: 277 Holz Karl Zimmermann, Pulsnitz 277 . Hellmuth Hatz, Grotzrvhrsdors V»n den Kludwettkümpsen dieser Woche find al» weitere Ereignisse zu melden: Alle Neune - Vollständig Schnuppe 1334 : 1143 Alle Neune 2 Punkte HSchstwurs aus 50 Kugeln: 282 Holz Max Frenzel, Alle Neune 250 » Paul Ritscher, Dollflitndig Schnuppe Harmlose — Scharse Spitze 1217 : 1125 2 Punkte s. Harmlose HSchstwurs aus 50 Kugeln: 2S0 Holz Erich Hartmann, Harmlose 234 . Jobs. Große, Scharse Spitze Kommende Woche finden solgende KlubwetikSmpse statt: 29. April: Eiipse — Alle Neune «Gruppe S) so. April: Eckentöter — Fidele Sportler lDruppe ä) V. K. Medem-Vpiele in Dresden. Aus Veranlassung des Deutschen Tennisbundes ist die Durchführung der ersten und zweiten Runde der Medem Spiele ^er Bezirke 2, 4, 5 und 14 dem Akademischen Sportverein Dresden übertragen worden. In Dresden kommen also die jeweils besten Vertreter aus Schlesien, Trotz Berlin, Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Frank surt/Oder, Regierungsbezirk Schnekdemühl, Homburg, Lübeck und Freistaat Sachsen zusammen. Die erste und zweit« Runde findet am 25. und 26. Mai statt. Börse und Handel Amtliche MMe AotieruiMn vom 26.'April. Dresden. Die Börse verkehrte in durchweg schwache' Haltung bei weiter nachgebenden Kursen. Es verloren Reichs bank S, Mimosa 8,25, Bergmann 6, Siemens Glas 5,25, Berliner Kindl 5, Verein. Zünder und Rosenthal je 4, Schede Witz, Mönchshof und Steatit je 3, Deutsche Ton und Stettine: Bergschlotz je 2,50, Triton 2,25, Kunstanstalten May, Hermann. Jndustriewerke Plauen, Schubert u. Salzer, Großenhainen Webstuhl, Dortmunder Nitterbräu, Reichelbräu und Rade berger Exportbier je 2 Prozent. Höher lagen dagegen Poly phon um 13,75, Union Diehl um 3, Schnellpressen um 2,50 Pro zent. Renten neigten ebenfalls weiter zur Schwäche. Leipzig. Die Börse verkehrte in schwacher Haltung. Aut der ganzen Linie waren Kursverluste zu verzeichnen. So ver loren Schubert u. Salzer 6, Schönherr 5, Danatbank 4, Sachsen werk 3 Prozent. Nur Polyphon vermochten ihren Kurs um 14 Prozent aufzubessern. Anleihen nachgebend. Freiverkeh: schwach. Chemnitz. Die Börse verkehrte in matter und lustloser Haltung, die sich in Kursverlusten auf allen Marktgebieten geltend machte. So hatten Maschinenaktien weitere Verlust« bis 4,50 Prozent zu verzeichnen. Von den sonstigen Industrie- werten sind Kursverluste bis zu 3 Prozent zu verzeichnen denen Kursaufbesserungen einiger Papiere in gleicher Höht gegcnüberstanden. Banken nnd Textilwerte verloren bis zv 2 Prozent. Auch Pfandbriefe erlitten Verluste. Freiverkehi ruhig. Dresdener Produktenbörse. Borseuzeit: Montag und «Freitag nachmittag 2—4.80 Uhr. 26.4. 22. 4. 26 4. 22.4. Weizen Wetz-Kl. 15.0—15,4 15,0-15,-. 77 Kilo 225—230 223—228 Rogg.-Kl. 15,4-16,0 15,0-16,e Roggen 73 Kilo 208—213 208—213 Kaiseraus- »ugmehl 41,0—42,5 41,0-42,? Sommergst 230—242 230-242 Bücker- Funergste 200—220 200—220 mundmehl 35,0—35H 35,0—36,S Hafer, inl. 214—219 214—219 Wetzen- Raps. tr. — — nachmehl 19,5—20.5 19,5—20,e Mais Inland- Laylata 224—226 224—226 weizenm. Cinqu. 27.0—27.5 27.0—27.5 Type 70 A 32,5—38,5 32,5—33,8 Rotklee 1,45-1,55 1,40-1,50 Roggen- Trocken. mehl 0 I schnitzel 16.1-16.5 16.0—16.3 Type 60 A 32,5—33,5 32,5—83,5 Zucker- schnttzel 21,0-23.5 21,0-23.5 Roggen, mehl I Kartoffel- Tvpe 70 81.0—32.0 31,0—32,0 flocken 21,0—21,2 22.0-22,2 oggen- Luttermehl 18,0-19,6 18,0-19,6 uachmehl 20,0—21,0 20,0—21,0 Berliner Börse vom Freitag. Die Börse hatte sehr schwache Tendenz. Don verstimmendem Einfluß waren Befürchtungen, daß Ne-w Jork die Bankrate er höhen werde. Falls eine solche Maßregel erfolge, könnte unter Umständen eine weitere Heraufsetzung auch der deutschen Diskont rate notwendig werden. Amtliche Devisen-Notierunq. Devis en 6n Reichsmark: 26. April 25. April Geld § Brief Geld Brief M M M M New Dort . 1 Z 4,2135 4,2215 4.2135 4,2215 Loudon . . . 1 Z 20,452 20,492 20,45 20,479 Amsterdam 100 Glü. 169,31 169,65 169,19 169,53 Kopenhagen 100 Kron. 112,38 112,60 112,28 112,50 Stockholm . 100 Kron. 112,58 112,80 112,49 112,71 Oslo .... 100 Kron. 112,35 112,57 112,29 112,51 Italien . , . 100 Lire 22,095 22,135 22,06 22,10 Schweiz . . 100 Fres. 81,14 81,30 81,08 81,24 Paris .... 100 Frcs. Brüssel .. 100 Belga 16,475 16,515 16,455 16,495 58,52 58,64 58,48 58,60 Prag .... 100 Kron. 12,475 12,495 12,465 12,485 Wien .... 100 Schill. 59,19 59,31 59,14 59,26 Spanien . . 100 Peset. 60,79 60,91 60,84 60,96 Bankdiskont: Berlin 7)4 (Lombard 8)4), Amsterdam 5)4, Brüssel 4, Italien 7, Kopenhagen 5, London 5^, Madrid 5, Oslo 8)4, Paris 3)4, Prag 5, Schweiz 3)4, Stockholm 4)4, Wien 7)4. Berliner Produktenbörse: Ruhig. Der Vormittagsverkehr war anfangs befestigt, später n,. An schluß an Liverpool, besonders am Lioferungsmarkte, matter. Der Promptmarkt war gehalten, die Unternehmungslust gering. Da» Mehlgeschäft liegt still, ebenso Gerste, Hafer und Mais. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. IMtg 26. 4. 29 25. 4. 29 100 kg 26. 4.29 25. 4. 29 W-i,. Mehl 70 25.2 29.5 märk. 226.0-228.0 226.0-228.0 Weizen 25.2-29.5 März —— — Roggen 27.0-28.8 27.-L8.8S Mai 236.« 237.0-237.5 Weizenkleie 14.7 15.00 Juli 244.0 244.60 Roggenklei« 14.2-14.4 14.50 Nogg. Weizenkleie- mrk?) 296.0-209.0 207.0-210.0 Melasse — — März — Raps (1000 kg) Mai 217.7-218.0 219.0-218.5 Leinsaat (do.) —— —— Juli 225.5-225.7 226.50 Erbsen, Viktoria 43.0-50.0 43.0-50.0 Gerste Brau Futt-, Indust. Wint. Kl. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.« 218.0-230.0 218.0- 230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.5-26.7 21.0-23.0 25.5-26.7 192.0-202.0 192.0-202.0 Acker bahnen Wicken Lupinen, blau 22.0-24.0 28.0-30.0 16.5-17.5 22.0-24.0 28.0-30.0 16.5-17.5 > Hafer 202.0-208.0 02.0-208.0 . aelb 22.0-24.5 22.0-24.5 märk. Seradella 54.0-60.0 54.0-60.0 März —— —— Rapskuchen 18.5-18.8 18.5-18.8 Mai 212 5-213.0 213.0-213.5 Leinkuchen 22.2-22.4 22.2-22.4 Juli 220.0-220.5 221.00 Trockenschnitzei 13.4-13.6 13.4-13.6 Maiö Loya-Extrakt. Berlin 214.0-215.0 214.0-215.0 Schrot 19.8-20.6 19.8-20.6 Plata — — Kartoffelflocken 18 0-18.6 18.0-18.6 ') Hektolitergewicht 74,50 kg. *) do. 68 kg. Berliner Schlarhtviehmarkt. Auftrieb: 2332 Rinder, darunter 524 Ochsen, 610 Bullen, 1198 Kühe und Färsen, 2300 Kälber, 4394 Schafe, 250 direkt, 9732 Schweine, zum Schlachthof direkt 1931, Auslandsschweine 133. Verlauf: Bei Rindern glatt, bei Kälbern in guter Ware glatt, sonst ruhig, bei Schafen glatt, bei Schweinen ziemlich glatt. Preise: Ochsen a1) 57—60, bi) 53 bis 56, c) 49—51, d) 42—47; Bullen a) 53—54, b) 49—52, c) 4« bis 48, d) 42—45; Kühe a) 43—48, b) 35—41, c) 28—32, d) 22 bis 26; Färsen a) 53—56, b) 48—52, c) 42—46; Fresser 43—48; Kälber b) 75—87, c) 58—73, d) 42—55; Schafe a2) 70—72^ b1) 65—68, b2) 55—60, c) 53—62, d) 38-^2; Schweine b) 74, c) 73- 7-«. d) 72—73, e) 70—71; Sauen 66—67. (Ohne Gewährt Schlachtviehpreise der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschastsrat Berlin.) Rinder Kälber Schafe Schweins Augsburg .... 30—56 60-82 — 60—79 Berlin . . » . . 22—56 40—88 40-71 62—75 Bremen .... 28—60 40—80 —— 55—7« Breslau .... 14—54 50—75 48—66 70—79 Dortmund .... 25—62 40-79 —— 63—77 Danzig 18—51 27—88 25—46 65—74 Dresden .... 25—59 54—78 55—72 66—78 20—55 55—78 60—72 60 7ß Düsseldorf .... 20—63 40-80 55—78 Elberfeld .... 25—61 45—75 63—78 Essen 28—63 42—110 — 64—76 Frankfurt .... 30—61 58—76 — 70—76 Hamburg .... 15—60 — 22—71 62—71 Hannover . , . . 24—58 40—85 40—70 60-73 Karlsruhe .... 22—58 71—80 —— 71-80 Kassel 20—59 50—76 —— 66—75 Kiel 20—56 28—105 60—68 45—70 Köln 22—60 42—105 — 65—79 Leipzig ..... 25—58 50—72 55—72 65—76 Magdeburg . . . 20—56 40—78 25-62 62—74 Mannheim.... 18—60 60—78 54—58 70—76 München .... 20-55 64—88 — 64—80 Nürnberg .... — — —> —— Plauen 22—59 68—86 58—75 70-81 Regensburg . . . 10-56 60—98 105 75—102 Stettin .... 15—53 30-80 20—65 68—75 Stuttgart .... — — — — Wiesbaden . . . 25-61 48—75 — 71—75 Zwickau .... 20—54 65—78 50—72 68—78 Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tier» und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall und Fracht- Markt- und Verkaufsspesen, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stall preise erheben. (Ohne Gewähr.) Sonne und Mond. 28. April: Sonne A. 4.38, U. 19.18. Mond A. — U. 6.36 Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wothe. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 18. Fortsetzung. Sie wußte gar nicht, daß sie durch Munckmarsch ge kommen. Sie wußte nicht, daß sie dem Hause ihrer Mutter schon ganz nahe war. Einmal schien ihr, als tauche der Keitumer Kirchenturm aus dem spukhaften Ge lände empor und sie atmete ans, aber wieder beschlich sie sinnlose Angst. Ein ganzes Geisterheer schien ihr auf den Fersen. Die Sterne erblichen schon, grau und fahl dämmerte der Morgen herauf. Stöhnend pfiff der Wind über die Heide. Er riß und pflückte an Estrids Kleidern. Die schwarze Koppe glitt von ihrem Haar, das ihr wild um die Schläfen hing. Feucht vom Nachttau waren ihre Füße. Bis zu den Knien fühlte sie die eisige Kälte. Da Plötzlich lag die Keitumer Bucht im grauen Mor gennebel vor ihr. Graue Wasservögel schrien auf und vom Wattenmeer kam ein menschliches Wesen, das erste, das ihr begegnete, gerade auf sie zu. Estrids Füße zitterten. Sie hätte um Hilfe rufen mögen, denn der Mann da, der war gewiß kein Mensch von Fleisch und Bein. Riesengroß erschien ihr seine Ge stalt, und diese Gestalt schien ständig zu wachsen. Immer größer wurde sie. Estrid wagte sich nicht vorüber, doch unerbittlich kam der Gefürchtete näher. „Dag ok, Fru Banken", sagte der Mann und schritt weiter. Estrid schrie nicht auf, sie war wie zu Eis erstarrt. Der Mann, der sie so erschreckt hatte, war der Toten gräber von Keitum. Wie gehetzt flog sie dem Hause ihrer Mutter zu. Mit beiden Fäusten schlug sie gegen die grüne Tür. „Modder," rief sie, „Modder, hilf mir!" Ohnmächtig sank sie der erschreckt die Tür öffnenden Wibke Wedderken in die Arme. Wibke sah scharf prüfend in das blasse Gesicht ihres Kindes. Sie hatte es gewußt, daß ihre schöne Deern wieder kommen würde, nur sobald hatte sie es nicht erwartet. Ein stolzes Gesühl schwellte trotz allen Jammers Wibke Wedderkens Brust, daß Estrid doch wußte, wer in allem Unglück ihr bester Freund war: die Mutter, ans deren Warnungswort die schöne und stolze Tochter nicht ge achtet, die nun zu ihr kam und um Hilfe bat. Und während die alte Friesenfrau ihr ohnmächtiges Kind sanft auskleidete, murmelte sie immer wieder vor sich bin: „Een Frund in de Not, Een Fruud in de Dood, Een Frund achter den Rüggen Dat sünd dree safte Brüggen." Estrid hatte den Freund nicht da gesucht, wo sie ihn hätte finden müssen, im Gotteskoog. Nun kam sie, eine Heimatlose, — das fühlte Wibke — ins Vaterhaus. Jngewart Ferks war nicht wieder zum Bewußsein ge kommen und Sölve, obwohl sie sich nm den Kranken sorgte, war froh darüber. Bent Banken hatte ihr ge meldet, daß alles zur Fahrt gerüstet sei. In dem großen Segelboot Peters war ein weiches Lager aus Decken und Kissen bereitet. Zwei Schiffer sollten mit Bent und Sölve den Kranken begleiten. Peter hatte, als Bent ihm beim ersten Morgengrauen die Fahrt als unerläßlich hin gestellt, nur stumm genickt. „Mach was du willst," hatte er dann endlich stockend gesagt, „ich möchte, daß der Mann hier das Haus ver läßt, ehe es noch einmal zu einer so furchtbaren Aus einandersetzung kommt, wie gestern abend. — Ein ver fluchtes Haus!" hatte Peter dann laut aufgelacht und war kn die Scheune gegangen. Er war auch nicht zum Vorschein gekommen, als die Schiffer den Kranken hinabtrugen und in das Boot betteten. Bent rief ein paarmal nach dem Bruder, aber Peter erschien nicht. Es war sonst nicht Bonkensche Art, einem Gast, noch dazu einem todkranken, selbst wenn er un gelegen gewesen, nicht das Geleit zu geben. Ein frischer Wind strich über die See. Grau und fahl stieg der Morgen auf. Noch immer schimmerte hier und da ein Stern und die blasse Mondscheibe stand voll am Himmel. Sölve hockte auf einer Bank zu Häupten des Kranken und hielt seine Hand. Bent saß ihr gegenüber und sah sie immerfort an. — Er verglich Sölve mit ihrer Schwester. Kein Zug in dem heute so bleichen, süßen Kindergesicht er innerte an Estrid. Nichts Geheimnisvolles, nichts Uner gründliches. Sondern klar wie ein tiefer, blauer See blickten ihre großen Augen zu ihm auf. Er meinte, diesem Mädchen tief in die unschuldige Seele blicken zu können. ! Und doch schweiften seine Gedanken immer von ihr zu- ! rück zu der schönen Schwester, die seines Bruders Weib war, und die durch einen einzigen Blick schon wiederholt sein heißes Blut in Wallung gebracht. Er schämte sich dieser Gefühle und kam trotzdem nicht los von der blon den Frau mit den blaßroten Lippen und dem verheißungs- vollen Lächeln, das alles versprach und nichts gewährte. Wie in dumpfer Betäubung dachte er an den aufregen den Zwischenfall gestern abend, obwohl er ihn nur teil weise mit erlebt. Tiefer Groll gegen die schöne Frau und heißes Mit leid mit seinem Bruder stritten in ihm. Zwar sah er nicht ganz klar, was sich eigentlich abgespielt. Aber er begriff nun die Gespensterfurcht seiner schönen Schwägerin, heimliche Schuld hatte sie geweckt. Und dieses Mädchen da, das sich so herzlich um den Verunglückten mühte, das hatte keinen anderen Gedanken, j als die Schuld der Schwester an dem Manne zu sühnen, s dem Estrid solch schweres Leid zugefügt. Etwas wie Neid erfaßte den Kapitän, als er sah, wie liebevoll Sölve das Haupt des Kranken hob, um ihm noch : ein weiches Kissen unterzuschieben, wie ihre kleine, weiche ! Hand beruhigend über das hagere, braune, von einem ver- . wilderten Bart umstarrte Antlitz Jngewart Ferks, strich, als wolle sie ihm alles Gute durch ihre kleinen Hände ins Herz schmeicheln. (Fortsetzung folgt.)