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Nr. 98. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 27. April 1929. Seite 2. sorgnis sind die Lohnforderungen der Eisenbahner aufae- nonnnen worden. Es kann nicht verkannt werden, daß ihre Wirtschaftslage ernst ist. Es kann aber ebensowenig über- sehen werden, daß die Erfüllung ihrer Lohnwünsche im Augenblick für die Gesamtwirtschaft schwerste Erschütterun gen mit sich bringen müßte. Abgesehen von der hohen Re» parationsbelastung, die auf der Reichsbahn ruht, sind ihr in den letzten Monaten unter dem Einfluß des anhal tenden strengen Winters einmal Einnahmeausfälle durch verminderte Gütertransporte, vor allem von hochwerti gen Waren und durch verminderten Personenverkehr) in Höhe von 25 Millionen Mark entstanden. Dem stehen Al e h r- ausgaben durch Kohlenverbrauch, Frostzulagen, Erwei terung des Aushilfsdienstes und Ergänzung des Personals infolge des ungewöhnlich hohen Krankenstandes von 27 Mil» lionen gegenüber. Kein Wunder, daß die Reichsbahn unter diesen Umständen der geforderten Lohnerhöhung ablehnend gegenübersteht. Ihr Standpunkt wird noch verständlicher, wenn man berücksichtigt, daß allein eine Lohnerhöhung um 1 Pfennig je Stunde und Arbeiter eine Mehrbelastung des Reichsbahn-Lohnkontos um 13 14 Millio nen Mark jährlich bedeutet, eine Ausgabe, die bei der ge spannten Finanzlage der Reichsbahn nur durch eine Tarif- erhöhung im Personen- und Güterverkehr ausgeglichen wer- den könnte. * Seit Jahren wird auf allen erdenklichen Tagungen und in der Presse immer wieder betont, daß es das höchste Ziel unserer Landwirtschaft und des deutschen Verbrauchers sei, uns in der Ernährung vom Ausland soweit als möglich unabhängig zu machen. So zweckmäßig es ist, dieses Ziel immer wiÄer in Erinnerung zu bringen, so zweck- los ist dieser Hinweis, wenn sich praktisch niemand um dieses Ziel kümmert. Tatsächlich kauft der deutsche Verbrau cher 'heute noch immer weit über das Maß des Notwendigen hinaus die Erzeugnisse der ausländischen Landwirtschaft. Anstatt das nahrhafte, aus deutschem Roggen gebackene Roggenbrot zu genießen, werden jährlich für ungefähr eine halbe Milliarde Mark Auslandweizen und Weizenmehl eingeführt und damit der Volkswirtschaft die Mittel entzogen, die sie dringend zur Besserung der Außen handelsbilanz benötigt. Abgesehen vom volkswirtschaftlichen Standpunkt sollte das Gebot des Roggenbrotgenusses auch aus gesundheitlichen Rücksichten befolgt werden. Immer wieder betonen die Aerzte und Ernährungsforscher, daß das Roggenbrot weit größere Nährwerte enthält als das eiweiß- haltige Weißbrot. MWe und sWsche AuMgtnhtittn „Der Mai ist gekommen Der Mai steht vor der Tür. Amsel, Drossel, Fink und Star und was sonst noch zu dem befiederten Tonkünst lerorchester gehört, haben ihre Promenadenlonzerte und Platz- musiken in altbewährter Reichhaltigkeit des Programms aus genommen. Vielen, besonders jungen Leuten steht jetzt wie der der Sinn in die weite Welt. Da aber auf dieser Welt dafür gesorgt ist, daß die Bäume keine Wolkenkratzer werden, müssen sie zur Arbeit gehen. Am Wochenende ist dann immer noch reichlich Gelegenheit, des Müllers Lust, was bekanntlich das Wandern ist, in die Praxis zu übertragen. Mit und ohne das Uebliche, was man meistens nur bei ei nigem Wohlwollen „Singen" nennen kann. Der Mai ist gekommen. Daran konnte ihn schließlich niemand hindern. Denn einmal muß es doch so Frühling werden, daß man nicht mehr um den Rest seiner Kohlen vorräte aus dieses Winters Masscnkonsum zu fürchten braucht. Einmal müssen die Strohhüte, die die Damen schon seit März tragen, ihre Daseinsberechtigung erlangen. Einmal müssen die Balkone aus ihrer Verlassenheit ihrer Bestimm ung wiedergegeben werden: Feld-, Wald- und Wiesenersatz zu sein für die vielen Tausende, die die dort von den Wun dern träumen wollen, zu denen sie nicht täglich hinausziehen können. Mag auch das Mailüfterl noch so sehr tun, als wenn es von seiner Gnade abhinge, den Kalender Lügen zu stra- strafen oder nicht. Eine Entwicklung, die in der Natur der Sache liegt, läßt sich nicht aufhalten oder unterdrücken. Erst recht nicht, wenn sie so zwangsläufig ist wie der Mai, in dem nach uralter Erfahrung der Frühling in wuchtigem End spurt sein Rennen aus Toto: Sieg heransfifcht. Außerdem warten auf ihre Hochkonjunktur un Mai die Dichter und solche, die es zu sein glauben und das Blümlein Stelldichein kommt unter den Toreinfahrten wieder zum Blühen. Schon das allein verpflichtet den Mai zu größtmöglichem Entgegen kommen. Pulsnitz (Der ärztlich e S o nn ta g s d i enst) wird am 28. April von Herrn Or. meck Fuchs versehen. Pulsnitz. (Koche und wasche elektrisch.) Einen sehr guten Erfolg hatte auch der von den Ueberland- krastwerken Pulsnitz A.-G. am Donnerstag in Pulsnitz nn Hotel Schützenhaus abgehaltene gutbesuch'.e Vortragsabend. Mit großem Interesse folgten die Besucher den Worten und Vorführungen der Vortragsdamen. Frau Dr. Düker verstand es, in warmen, überzeugenden Worten den zum Teil mit Arbeit überlasteten Hausfrauen die Vorzüge der sauberen elektrischen Geräte, wie den einfachen Kochtopf, die Kaffeemaschine, das Bügeleisen, die Strahlsonne, den Staubsauger, das Heiz kissen, den Heißwasserspeicher u. a. zu erklären. Man kann ihr recht geben, wenn sie behauptet, daß sich unsere deutschen Frauen zuviel und zu selbstlos den häuslichen Arbeiten hin geben müssen und daß mit Freuden jede Entlastung im Haushalt zu begrüßen sei. Eine wirklich wesentliche Ent lastung zu bringen verbürgt der Kochautomat, der Elektro- Oekonom, den die Vortragende praktisch vorsührte. Wäh rend sie mit humorvollen Worten den gespannt lauschenden Zuhörern die Vorzüge dieses Apparates erläuterte, bereitete sie spielend in 2 Apparaten zugleich die verschiedensten Ge richte und auf einem 3. Apparat wurde vor den Augen der Zuschauer gebacken. Dieser Elektro-Oelonom verkörpert wirk lich das Ideal einer elektrischen Küche, denn nach dem An setzen der Speise kann die Hausfrau getrost jeder anderen Arbeit nachgehen. Sobald die Speisen kochen, schattet der Strom automatisch auS und ist der Verbrauch bei dem billi gen Strompreise äußerst gering und daher auch die Betriebs kosten. Frau Kaven erläuterte in beredten Worten den Waschautomat und führte ihn praktisch vor, welcher Wasch kessel und Waschmaschine in sich vereinigt, vollkommen selbst tätig und zuverlässig arbeitet, spart die Waschfrau und be handelt im Gegensatz zu den Waschmaschinen mit mechanischem Antrieb die Wäsche äußerst schonend. Seine Bedienung ist leicht und mühelos und der Betrieb billig. Mit einem Waschautomat wird der Hausfrau eine wesentliche Erleich terung geboten und macht den Waschtag zu einem Freuden tag. Die anschließend über den Elektro-Oekonom gestellten Fragen, die Frau Dr. Düker treffend beantwortete, trugen noch wesentlich zur Aufklärung und Ueberzeugung der Ap parate bei. — (Wahlversammlungen.) Wie aus dem In seratenteil ersichtlich, hat die Reichspartei des Deutschen Mittelstandes, Ortsgruppe Pulsnitz, für den 1. Mai in Ober lichtenau und Pulsnitz je eine Wahlversammlung geplant. Es ist gelungen, einen der tüchtigsten Politiker und Redner in der Person des Wirtschaftsministers a. D. den Landtags abgeordneten Dr. Wilhelm zu gewinnen. Es kann nur auf das dringlichste empfohlen werden, diesen wichtigen Vortrag des hochgeschätzten Politikers beizuwohnen und dann über die abzugebende Stimme zur Landtagswahk zu entscheiden, wem gebe ich meine Stimme? """— (Wittenbergfahrt) Noch 4 Wochen bis zur Wittenbergfahrt; aber bis zur Meldung nur noch 10 Tage! Es gilt sich zu entschließen, sich und seine Angehörigen an zumelden, ehe es zu spät ist! Der Sonderzug soll am 27. Mai früh nach 6 Uhr abfahren und abends gegen 11 Uhr zurückkommen. — (Notverordnung über die Kirchen steuern.) Infolge der Verschiebung der Landessynode hat sich das Evangelisch-lutb. Landeskonsistorium veranlaßt ge sehen, mit Zustimmung des ständigen Synodalausschusses eine Notverordnung über die Erhebung der Kirchensteueru zu er lassen. Danach werden wieder Gemeinde-und Landeskirchen steuern in Form von Zuschlägen zur Reichseinkommensteuer erhoben werden, und zwar mit 4 v. H. der Neichseinkom- mensteuer als Landeskirchensteuer. Die Höhe der Gemeinde kirchensteuern beschließt die zuständige Gemeinde oder Ver- bandsvertrctung. Die Kirchensteuer wird also in derselben Weise wie im Vorjahr erhoben. Bei den Einstellungen in den Haushaltplan der Landeskirche wird auf die große wirt schaftliche Bedrängnis, die zr. Zt. herrscht und die ein nied righalten der Kirchensteuer dringend erfordert, Rücksicht ge nommen. Königsbrück, 26. April. (Weihe des Königs brücker Ehrenmals.) Die Weihe des Ehrenmals für die ehemals König!. Sächs. Armee in Königsbrück wird am 26. Mai vormittags unter Teilnahme einer Ehrcnkompagnie der Reichswehr stattfinden. Bautzen. (Der stellvertretende Super intendent.) Zum stellvertretenden Superintendenten von Bautzen wurde Oberpfarrer Säring, Quatitz, vom Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium ernannt. Erst vor kurzem wurde ihm die Vertretung der wendischen kirchlichen Angelegenheiten übertragen, als der bisherige wendische Obcrpfarrer Domaschke (Großpostwitz) in den Ruhestand trat. Dresden, 26. April. (Sächsischer Lebenshal- t tungs - Index.) Nach der Berechnung des Statistischen Landesamtes beträgt die sächsische Gesamtindexzahi der Lebenshaltungskosten auf erweiterter Grundlage (Ernährung Heizung, Beleuchtung, Wohnung, Bekleidung, Verkehr, Kör perpflege, Reinigung usw.) im Durchschnitt des Monats April 157,3 (Vorkriegszeit---100). Sie ist demnach gegen die für den Monat März berechnete Indexzahl von 159,6 um 1,4 v. H. gefallen. Im April 19-4 betrug die Index zahl 127,7, im April 1925 131,1, im April 1926 138,9, im April I927 147,4, im April 1928 152,7. Lanter (Erzgeb.). Hier ist der 53jährige Fabrikbesitzer. A. Heinrich aus Glauchau beim überqueren der Straße von einem Fleischerlehrling aus Lauter mit dem FahrraL angefahren worden. Beide kamen zu Fall. Heinrich wurde besinnungslos in ein Haus gebracht, wo er nach einigen Minuten starb. Ebersbach. (Festnahme des Ebersbacher Brandstifters.) Seit Wochen ist Ebersbach und Um gebung in Unruhe wegen der andauernden Brände. Jetzt unternahmen Gendarmeriebeamte abermals eine Streife, wobei man in einer Feime in Spreedorf einen ehemaligen Ebersbacher Einwohner namens Raczeng antraf, der für die Brandstiftungen in Frage kam. Raczeng ist polnischer Abstammung und war in Ebersbach verheiratet. Er lebte mit seinem Hauswirt und mit seiner Frau in Unfrieden. Deshalb wurde er auch Anfang April zwangsweise exmit tiert. Seit dem 9. April trieb er sich in der Gegend umher und nächtigte in Scheunen, Schuppen und Feimen, die er meistens, wohl aus Rache gegen die Einwohnerschaft, die sich aus begreiflichen Gründen seiner nicht annahm, an zündete. Bei dem eingehenden Verhör durch den zu ständigen Gendarmeriebeamten gestand Raczeng, die ganzen Brände, auch die in der nächsten Umgebung, wie Dürrhennersdorf und Wiesenthal, angelegt zu haben. Glashütte. (Versch lech ter unginderUhren- rndustrie.) Eine weitere Verschlechterung hat die hiesige Uhrenindustrie insofern erfahren, als am 20. April Belegschaft der hiesigen Uhrenfabrik A. G. wegen Fbsatzmangels entlassen worden ist. Diese einstmals ?j?eltgroßic Uhrenfabrik am Orte beschäftigt jetzt nur noch 12 produktiv arbeitende Kräfte. Am 1. Mai schließ Lie Firma A. Lange und Söhne vorübergehend ihre» Betrieb ganz. - - - - —- Vorschau zur Sachsenwahl Die Kandidatenliste» für Oftfachsen Bis zum vergangenen Donnerstag, dem letzten Tage der Ein reichung der Wahlvorschläge, sind beim WahlkretSletter für Oftfachsen folgende Liften eingereicht worden: 1. Sozialdemokratische Partei 2. Deutschnationale Bolkepartei 3. Deutsche Volkspartei 4. Wirtschaftopartei S. «. P. D. 6. Demokratische Partei 7. Kommunistische Partei Deutschland» (Opposition) 8. Aufwertungspartei S. Alte Sozialdemokratische Partei 10. Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 11. — 12. Zentrumspartei 13. Landvolk 14. Deutsche Bauernpartei. Die Liste 11 war für die Christlich-nationale Bauern« und Landvolk partei bestimmt, wird aber ausfallen, da sie sich den Deutschnationalen angeschlossen hat. — Wie verlautet, sind bei den Wahlkreisleitern in Leipzig und Chemnitz-Zwickau dieselben Wahlvorschlüge eingereicht worden. 5 Jahre Heldt-Negierung in Sachsen Aus dem Geschäftsbereich des Ministeriums für Volksbildung Dresden, 26. April. Das sächsische Hochschulwesen ist während der letzten Jahre außerordentlich gefördert worden. Eine größere Zahl von Lehrstühlen und zahlreiche wissenschaftliche Asst- stentenstellen wurden neu geschaffen. Verschiedene Gründe machten dies notwendig. Die wissenschaftliche Forschung und Lehre dehnten sich aus immer neue Sondergebiete aus, die den vollen, ungeteilten Einsatz der Arbeitskraft einer wissenschaftlichen Persönlichkeit sor- dern. Aus dem Gebiete der techn scheu Wissenschaften leuchtet dies auch dem Laien ohne weiteres ein. Aber auch auf anderen Gebieten war es geboten, um berechtigten Forderungen unserer Zeit zu ent sprechen. Erwähnt seien nur dos Arbeitsrecht, die Soziologie und die Zettungskundc. Weitere Gründe liegen darin, daß sich die Schulreformen der ersten beiden Jahrzehnte unseres Jahrhunderts erst während der letzten Jahre au die Hochschulen auswirkten. Namentlich die geisteswissenschaftlichen Studien an der Universität begannen unter der ungleichmäßigen Vorbereitung der von verschie denen Schularten herkommenden Studierenden zu leiden. Mannig fache Sonderkurse mußten eingerichtet werden, um sür die daraus sich ergebenden Schwierigkeiten Abhilfe zu suchen. Außerdem wurde der Technischen Hochschule in Dresden die Ausbildung der Beruss- schullehrer, der Universität und der Technischen Hochschule die Ausbildung der Volkrschullehrer übertragen oder angegliedert, was ebenfalls die Begründung neuer Lehrstühle notwendig machte. Auch die Anzahl der Studierenden hat zugenommen. Die Landesuniver sität hat etwa die gleichen Studentenzahlen wie vor dem Kriege wieder erreicht, die Technische Hochschule die ihrige nahezu verdoppelt. Die Pflege der Gesundheit und die körperliche Ausbildung der Studierenden sind durch die Neuordnung der Leibesübungen an den Hochschulen aus eine neue und stark verbreitete Grundlage gestellt rvorden. Ebenso hat die Regierung, die sich dabei der Mitwirkung der akademischen Körperschaften und Selbstverwaltungsorgane der Studentenschaft erfreuen konnte, den Ausbau der Wohlfahrtspflege an den Hochschulen tatkräftig gefördert. Für die Universität Leipzig sind während der letzten Jahre zahlreiche, teilweise sehr umfängliche Um- und Erweiterungsbauten sowie Neubauten auegesührt worden, in denen eine Reihe al» vor bildlich anerkannter Institute und Kliniken eingerichtet wurden. Erwähnt seien die neue Frauenklinik, eine Klinik für innere Me dizin, Institute und Kliniken der veterinärmedizinischen Fakultät und die Neubauten für eine orthopädische und eine dermatologische Klinik. An der Technischen Hochschule in Dresden wurden, ab gesehen von Um und Erweiterungsbauten, sür sämtliche chemische Institute und sür die Bauingcnieurabteilung Neubauten errichtet. Für die Durchführung der in Sachsin durch Landesgesetz eingesührte« akademischen Bildung der Volksschullehrer machte sich die weitere Ausgestaltung der kulturwiffenschaslltchen Abteilung der Technischen Hochschule notwendig. Das Volksbildungeministerium hat außerdem in den letzten Zähren mancherlei für eine Verbesserung des Lehrbetriebes an den Hochschulen unternommen. Den Studierenden der Jngenieurwiffen- fchaslen wurde die Möglichkeit gegeben, die mit ihren Berufen zu sammenhängenden grundsätzlichen und allgemeinen Probleme besser al» bisher kennen zu lernen. Ein besonderer Lehrstuhl sür Meßtech nik ist begrübet worden. Die praktisch pädagogischen Seminare der Universität und Technischen Hochschule wurden weiter ausgestaltet, um günstigere Vorbtldungsmögltchkciten sür die Berussuusübung der künftigen höheren Lehrer zu schaffen. Zuletzt sei noch die wichtige Maßnahme erwähnt, die vom 1. April 1929 ab die Forstliche Hochschule Tharandt als selbständige Abteilung der Technischen Hochschule Dresden eingegliedcrte. Es konnten so die bewährten Einrichtungen in Tharandt beibehalten und zugleich den Studierenden der Forstwissenschaft die reichen Studienmittel der Technischen Hochschule in Dresden nutzbar ge macht werden. Kein Jnlereffe mehr an der Arbeit Den Leipziger Neuesten Nachrichten entnehmen wir nachstehenden Artikel: Die Verhältnisse, die auf dem Arbeitsmarkt durch die Ueber« spannung der s.zialen Fürsorge eingerissen sind, werden schlaglichtartig durch ein Schreiben beleuchtet, welches uns am 10. April 1929 von einer Leipziger Firma zugegangen ist. Die Firma halte eine Anzeige für verschiedene Arbeiter aufgegeben, worauf sich eine große Anzahl gemeldet haben. Wir hatten einige herausbestellt und die Bedingungen sowie den chemischen Tarif bekanntgegeben. Von einem Arbeiter W. Reinhard, Leipzig W 31 bekommen wir ohne weiteren Kommentar einen Zettel, den wir in Abschrift wiedergeben: Vergleich. Unterstützung bekomme ich zur Zeit pro Woche 28,50 Mark Arbeit k Stunde 82 Ps. pro Woche 50 Stunden — M 41,00 Bruttolohn Abzug . . . M 4,50 M 36.50 netto pro Woche pro Monat netto ... M 146,00 Miete pro Monat . . . M 34,00 M 112.00 Erwerbslos: pro Woche .... M 28,50 pro Monat .... M 114,00 abzüglich Miete .... M 1S.00 M 95,00