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Tagungen in Hachsen Eine Kundgebung des Reichsverbandes der Deutschen Kriegsbeschädigten. Nach einem Vortrag von Dr. Damaschke erklärt der Reichs verband Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinter bliebener (Kreis Zwickau) auf seiner Kreistagung am 5. Mai d. I. in Schöneck i. V. im Namen seiner 8000 Mitglieder: »Wir haben das Leben unserer Lieben und unsere Gesundheit geopfert für das Vaterland. Es gibt nur einen Dank, der solchen Opfern würdig ist: Das Vaterland muh für jeden von uns zu einer unmittelbaren Wahrheit werden, indem man uns ein Vaterhaus — eine Heimstätte — er möglicht, in der die Schäden unserer Gesundheit nach Möglich keit überwunden und der Aufwuchs an Leib und Seele ge sunder Kinder möglich ist! Solche Heimstäuenausgabe großer Art ist nur möglich, wenn der deutsche Wohnboden vor Mißbrauch dauernd bewahrt wird, wie es die Reichsverfassung in Artikel 155 feierlich verheißt. Der „Entwurf eines Wohn heimstättengesetzes" nach den Vorschlägen des „Ständigen Beirats für Heimstättenwesen beim Reichsarbeitsministerium" ist der entscheidende Schritt zu diesem großen Ziel. Die deut schen Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen werden in der Abstimmung zu diesem Gesetzentwurf einen Maßstab dafür erblicken, welche Volksvertreter es mit der großen Zusage an die Verteidiger des Vaterlandes ehrlich meinen und welche nicht!" 12. Bundestag der sächsischen Staatsbeamten. Der Bund sächsischer Staatsbeamter trat zu einer zwölften Tagung in Dresden zusammen. Regierungsrat Forkhardt gab einen Rückblick auf die ersten zehn Jahre des Bundes und be tonte die Notwendigkeit eines weiteren Ausbaues der Organi sation. Mm.-Rat Schulze wünschte im Namen der sächsischen Regierung der Tagung besten Erfolg. Nach weiteren Be- grutzungsansprachen wurde der Geschäftsbericht erstattet. Uber das Thema „Deutsche Wirtschaftsfragen, Reparation und Beamtenschaft" sprach Dr. Völter-Berlin. Die gesamte Wirt schaftskraft des Volkes müsse angespannt werden, um die auch lm Interesse der Arbeitnehmerschaft liegende endgültige Rege lung der Reparationsfrage zu einem günstigen Ziel zu führen. 50 Jahre Friedensrichter in Sachsen. , Der Verband der Friedensrichter Sachsens trat zu seiner vierten Hauptversammlung in Dresden zusammen; er feierte glelchzelilg das 50jährige Bestehen der Sächsischen Friedens richter. Evangelischer Sachsentag in Meißen. Als Auftakt zur Jahrtausendfeier fand in Meißen der Evangelische Sachsenlag statt, zu dem sich gegen 8000 Teil nehmer eingefunden hatten. Es fanden in sämtlichen Kirchen der Stadt Gottesdienste statt. An diese schloß sich eine Kund- gebung aus den« Markte. Am Nachmittag wurden in siebzehn Kirchen und Sälen der Stadt unter dem einheitlichen Gesichts- -Das Evangelium und wir" Vorträge gehalten. Um fand in der Johanneskirche ein Kirchenkonzert statt, dem Markte die Tagung mit einer Schlußfeier aus G.-D.-A.-Sachsengautag. Zittau war der Sammelpunkt der im G. D. A. zu- sächsischen Angestelltenschaft. Aus allen tachslschen Gauen waren die Mitglieder des großen Bundes um chch mit geeinter Kraft für ihre Ziele einzu- ae^tellteniwakt" Freiheit und Einigkeit der An- Ureslau As? kundzutun. Der vorjährige Bundestag in Auvt?w?^^ Aufgaben noch den m RübluA Standesangehörigen im Osten des Reiches binduna^ galt es in Zittau, die Ver- aüimnebmen Freunden in der Tschechoslowakei d°» Luft, Sonne und Waffer! Das ist der moderne Schlachtruf, oer von Millionen in unserem Zeitalter des Sports ausgerufen wird. Diesem Ziele: Luft, Sonne und Wasser — dient auch die All gemeine Wassersportausstellung (Awa), die gegenwärtig auf dem Gelände des Luftschiff hafens in Potsdam errichtet ist. Die Ausstellung gibt ein geschloffenes Bild der Boots industrie, von Wassersport geräten und Ausrüstungs gegenständen. — Unser Bild zeigt ein Zeltlager auf dem Ausstellungsgelände, das in moderner Beziehung durchaus vorbildlich ist. Ein Millionenbetrugsprozeß. Vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Leipzig begann der Millionenbetrugsprozeß gegen den 39jährigen Kaufmann Hans Creutzberger und den 34jährigen Kauf mann Otto Falke sowie die 48jährige Prokuristin Frieda verw. Bachmann aus Leipzig. Im Jahre 1924 grün deten die Angeklagten eine eigene Firma Creutzberger und Falke als offene Handelsgesellschaft, in die die Angeklagte Bachmann als Prokuristin eintrat. Um sich Kredite zu verschaffen, haben die beiden Firmeninhaber eine von der Bachmann aufgestellte, mit einem Passivsaldo von 850 000 bis 900 000 Mark abschießende Bilanz derart ab geändert und gefälscht, daß diese Bilanz einen Aktivsaldo von rund 122 000 Mark aufwies. Tödlich verlaufene Ltnfätte. I« Pirna kam der Arbeiter Malitzke mit seinem Fahrrade beim Vorübersahren an einen entgegenkommen den, mit Ziegeln beladenen Lastkraftwagen zum Sturze und unter das schwere Fahrzeug zu liegen. Der im Stadt teil Neundorf wohnhafte Radfahrer erlitt dabei so ernste Verletzungen, daß bald darauf sein Tod eintrat. In Groß-Opitz bei Tharandt scheute das Pferd eines Milchhändlers May und ging mit dem Wagen durch. Beide Eheleute wurden vom Geschirr herab und auf die Straße geschleudert; sie erlitten zum Teil erhebliche Ver letzungen, die bei der nahezu fünfzigjährigen Frau May zum Tode führten. Brandunglück in Riesa-Oröba. Die Sirene des Lauchhammerwerkes verkündete den I Ilirs Qsrclinsn u. Qar^insnslsnssn ksutsn Sis IckooK im Qaröinsttftsus Wunüsrlick, ttsuptmsrkt Ausbruch eines Schadenfeuers. Es betraf dies eine folgenschwere Explosion in der chemischen Fabrik von Heine u. Co., A.-G., im Dresdener Stadt teil Riesa-Gröba gelegen. Dort war in einem von den eigentlichen Betriebsräumen etwas entfernt liegenden Ätherschuppen beim Umfüllen von Schtxefeläther eine Entzündung verursacht worden, durch die das erste Stock- Werk jenes zehn Meter langen massiven Gebäudes voll ständig ausbrannte. Sämtliche Feuerwehren von Riesa und Umgebung sowie der dortigen industriellen Werke waren zur Bekämpfung des gefährlichen Brandes aus gerückt. Mehr als ein Dutzend Schlauchleitungen kamen in Anwendung. Bei der Entzündung des Äthers und dem rasend schnell um sich greifenden Feuer hatten von dem Betriebspersonal und den mit Löscharbeiten beschäf tigten Feuerwehrleuten sechs Personen an Händen, im Gesicht und an anderen Körperteilen Verbrennungen zweiten und auch dritten Grades erlitten. Kommunistische Ausschreitungen. In Dresden fand im Zirkusgebäude eine kommu nistische Versammlung statt. Bei den Anmärschen ist es, Wie das Presseamt des Polizeipräsidiums mitteilt, zu Zwischenfällen nicht gekommen, jedoch war die Polizei wiederholt genötigt, gegen Ansammlungen vor dem Zirkusgebäude und auf den umliegenden Straßen und Plätzen teilweise auch unter Anwendung des Gummi knüppels und mit berittenen Polizeikräften einzuschreiten. Die Kundgeber weigerten sich, die Straßen zu räumen, sondern sangen und johlten und bewarfen vereinzelt die Polizei mit Steinen. Gegen Mitternacht wurde um den Neustädter Markt herum, wo sich immer wieder in der Hauptsache Jugendliche zusammenrotteten, nochmal eine energische Säuberung vorgenommen. Damit war dann die Ruhe wiederhergestellt. Ein Polizei- Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wothe. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 8. (Nachdruck verboten.) 31. Fortsetzung. Peters Antlitz, das heute ganz grau war, wurde um einen Schein fahler. „Na, ich werde es ihr schon zeigen. Ist das Kind erst da, so kann sie laufen, wohin sie will." „Vielleicht tötest du durch deinen Starrsinn dein eigenes Kind .Peter, sei vernünftig .Versuche es in Güte." ,An Güte! Hatte Estrid sie für mich übrig? Ist es - meine Schuld, daß ich jetzt von allen auf der Insel verlacht werde wie ein Narr, nur weil ich ihr unbegrenzt ver traute?" Peter schüttelte wild die Fäuste. Dann fuhr er sich durch das ihm wirr in die Stirn hängende, rötliche Haar. Meine Güte hat sie nicht gewollt, meine Liebe hat sie verlacht; nun will ich ihr zeigen, daß ich ihr Herr bin, ms per Erbe des Gotteskoog da ist. Daran soll niemand rübren auch du nicht, Bent." Wenn du meinst, daß du es vor dir selbst verant worten kannst, Bruder. Du mußt es ja wissen. Im übrigen wollte ich dir mitteilen, daß ich demnächst auf See gehe." ^Das wäre^Du wolltest doch den Winter über hier bleiben. Du warst so lange nicht daheim, Bent", bat Peter mit ehrlich besorgtem Gesicht- , „Gewiß« Peter aber die Luft im Gotteskoog bekommt mir nicht. Ganz abgesehen davon, daß ich es nicht ver wunden habe, daß du mir heimliche Zusammenkünfte nnt deinem Weib zutrauen konntest, liegt mancherlei anders vor, das mich in die Ferne treibt." Petec streckte dem Bruder herzlich die Hand entgegen. „Verzeihe, Bent, ich hätte dich kennen müssen. Ich weiß, wie blind und toll Estrid, wenn sie will, die Männer machen kann. Ich war damals so verwirrt und außer mir, durch alle Zwischenfälle, daß ich ganz vergaß, daß du ein Bonken bist." Bent stieg das Blut heiß ins Gesicht. „Du beurteilst mich zu gut, Peter. Ich muß bekennen, daß Estrid mit ihrem bestrickenden Lächeln und ihrer seltsamen Schönheit mehr als einmal mein Blut in Wal lung brachte. Niemals hätte ich aber vergessen, daß sie die Frau meines Bruders ist. Außerdem war ich auch gegen ihren Zauber durch eine andere gefeit." „Eine andere? Du Bent? Wer könnte das sein?" Der Kapitän lachte hart auf. „Die kleine Sölve! Sie will mich bloß nicht. So was nennt man Schicksal." Peter sah seinen Bruder prüfend an. „Du warst in List?" fragte er kurz. Bent neigte bejahend das Haupt. „Beinahe hätte ich in dem Sturm heute dran glauben müssen. Bug und Mast zersplittert, die Segel zerfetzt. Es ist ein Wunder, daß ich mich heimgefunden." „Heimgefunden! Bruder, das ist das rechte Wort." Bent entzog Peter seine Hand. „Die Heimat ist mir vergällt", grollte er; „der Schatten auf dem Gotteskoog, dem fonst so reinen und lichten, und das blonde Mädchen, das ich nicht gewinnen kann, verleiden mir die Heimat." Peter sah unsicher auf den Bruder. „Hast du ihn — hast du etwas von den Ferks ge sehen?" fragte er rasch. „Nein, Peter, ich scheute mich, ins Haus zu gehen, rch glaubte, es könne dir unangenehm sein. Sölve traf ich vor der Tür, und ich ging mit ihr über die Dünen zum Meer." „Wie steht es mit den Kranken?" fragte Peter zögernd. „Besser; beide sind außer Bett. Sölve meinte, Füge wort Ferks Gemüt sei schwer belastet. Sie fürchtet Wohl, daß er Unheil sinnt." „Sie soll fort von den Leuten", rief Peter ingrimmig. „Es taugt sicher nicht, daß sie sich für sie abmüht." Wieder lachte Bent bitter auf. „Das ist es eben, daß es ihr niemand wehren kann, Jngewart Ferks zu pflegen. Wirst du es glauben", fuhr er fort, und seine grauen Augen funkelten wild, „daß sie nicht nur jetzt, so lange er krank, sondern immer ver Jngewart Ferks bleiben will? Sie, das zarte, holde Ge schöpf bei dem verwilderten Gesellen, der sich vor Wut und Rache kaum kennt." „Ja, mein Gott, was will denn das dumme Ding da?" fragte Peter. »Ihn gesundpflegen und ihn vielleicht heiraten. Was weiß ich. Den Fluch will sie dadurch von dem Gottes koog und ihrer Schwester nehmen, indem sie Jngewart Ferks dient wie eine Magd. Verstehst du das? Ich nicht! Die Haare könnte man sich ausraufen über so viel Un verstand. Am liebsten schleppte ich sie mit Gewalt fort, wie du deine Frau. Dabei weiß ich nicht einmal, ob sie mich gern hat — ich fürchte fast nein; denn liebte sie mich, könnte sie nicht solch wahnwitzige Dinge vorhaben. Da lasse ich denn lieber meine Hände davon nnd gehe fort, je weiter, desto besser. Nun weißt du alles. Ver stehst du das Mädel?" Peter saß vergrübelt da. „Ja, ich verstehe sie", meinte er dann zögernd, und ein eigener Glanz trat in seine blauen Augen. „Sie hat die Aufopferungsfähigkeit der Frau, die Estrid abgeht. Sie ist deiner Liebe wert. Und das ist Wohl die köst lichste Gewißheit, die ein Mann haben kann." „Die Gewißheit macht es mir nicht leichter, Peter. Ich pfeife auf den ganzen Opfermut, um so gründlicher, da ich weiß, daß es zwecklos ist. Wenn Sölve mich liebt, gehört sie zu mir, nicht zu Jngewart Ferks." Peter zuckte müde die Schultern. „Es scheint fast, Bruder, als ob wir beide die Frauen nicht verstehen. Ist dein Entschluß unwiderruflich?" „Ja, ich gehe, vielleicht komme ich mit dem Frühling wieder, vielleicht auch nie. Es drängt mich hinaus auf See. Die See war immer meine Braut, meine einzig Ge liebte. Bei ihr werde ich ruhiger sein." Peter machte keinen Versuch, den Bruder zu halten, er wußte, jedes Wort würde nutzlos sein. AVer ein Frösteln schlich ihm durchs Herz, wenn er an den Winter dachte, den langen, trostlosen, einsamen Winter.