Volltext Seite (XML)
Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz, und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Auzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmefler 14) l mm Höhe 10 t» der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50"/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigsngebühren durch Klage oder in Konkursfälleu gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weg all von Preisnachlaß in Anrechnung Bis V-1V Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tags Ausnahme — — — «er scheint a» jede« Werktag — — — Im Falle höherer Gen alt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betrieb>s der Z-i-ang oder der BeförderungSeinrichtungen, hat der Bezieher keinen Ani, uch »u, Lieferung oder Nachlieferung der Zetmng oder auf Rück' Zahlung de» vezugspreiseS. — Wöchentlich 0.85 AM bet freier Zustellung; Sei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend ßulsmherFayeblM BeKLsanz^er Das Pulsnitzer Tageblatt ist das mr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt tauptblatt und Älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer «mtSgerichtSbeztr»: Pulsnitz, Pulsnitz «. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald«, Ohorn, Obersteina, Niederstetna, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, griedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf GeichLftSstellr: Pulsnitz, «lbertstraße Nr. 2 Druck und »erlag von S. L. Förster« Erven (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 97 Freitag, de« LV. April 1929 81. Jahrgang Da» Wichtigste Am Donnerstag wurde dec 10000 Tonnen Kreuzer „Pencacola" in Newyork vom Stapel gelosten. Der englische Schatzkanzler Churchill kündete am Donnerstag im Unter- Hause an, daß die französische Regierung bis zum heutigen Tage 18 Millionen Pfund an Kriegsschulden zahlte, während von Italien bisher 14 Millionen Pfund eingegangen seien. Ein Sonderausschuß de« englischen Oberhanse« nahm am Donnerstag den Vorschlag von Lord Buckmaster an, das heiratsfähige Alter auf 16 Jahre heraulzusetzen. Bisher galt in England ein Minimumalter für Mädchen von 12 und für Jungen von 14 Jahren Vom Kattowitzer Gericht wurden mehrere Angeklagte wegen Absingen« deutscher Lieder zu Geldstrafen von 50 bis 100 Zloiy be,w. Hast- strafen non 5 bis zu 10 Tagen verurteilt. In Kioto (Japan) wurde am Donnerstag der Organisator der faschi. stischen japanischen V-rdände, Kamura, ermordet. Kamura fiel durch einen Schuß, den ein Kommunist auf ihn abgegeben hatte. Der Täter wurde verhaftet. Seitliche und sächsische Angelegenheiten — (Die Vorschläge des sächsischen Land volkes) lauten für den Wahlkreis Dresden—Bautzen: Gutsbesitzer Schreiber-Mischwitz, Gutsbesitzer Spittank-Siebitz bei Kamenz, Gutsbesitzer Winkler-Weigmannsdorf i. Erzgeb. Gutsbesitzer und Bürgermeister Zimmermann-Wolkau. — (Mütterberatungen) finden statt Freitag, den 3. Mai, nachmittags >/,3 Uhr in Büttners Gasthof in Groß naundorf; Mittwoch, den 8. Mai, nachmittags 2 Uhr im Rathaus in Ohorn (diesmal eine Woche später). Arzt wird anwesend sein. vberfteiua (Kinderturn-Endseier) Dor dicht- gefülltem Saal konnte der Turnverein v? am vergangenen Son« tag noch nachträglich seine konfirmierten Knaben und Mädchen au« der Ktnderabteilung entlasten. In schlichter Feierstunde richtete der Vorsitzende der Ktnderabteilung letzte Dbstziedrworte an die Scheidenden, zugleich mahnend und bittend, die während der Kind heit mit so viel Freude betriebene Leibesübung zum eignen Wohle und zu Nutz und Frommen unseres Vaterlandes sortzusetzen »Wahre Freundschaft soll nicht wanken mit diesem Liebe schloß sür die Abgehenden der Lebensabschnitt, der sie mit dem Turnverein in manch unvergeßlich froher Stunde vereinte Ein Ertnnerungrblatt, welche» den Abgehenden überreicht wurde, wird bei ihnen frohes Gedenken an die Zeit des Kinderturnens wach halten. — Eingeleitet wurde der Abend mit Darbietungen aller im Verein turnenden Kinder. Dir Uebungen wurden allgemein sehr gut auogesührt und waren beso«ders verständlich durch die voraus Ahende Ansage des mit derselben beabsichtigten Zweckes. Reicher Bestall lohnte die Turnenden; er mag aber auch al» Anerkennung gelten den Führern, für dir immer wieder mit den Kindern ausge wandte MUHr. »Jugend muß turnen', so betitelt, beschloß ein Kleines Theaterstück die Veranstaltung. E, war berufen, den Scheidenden und auch der übrigen Jugend klar zu machen, weshalb and wie Leibesübung betrieben werden soll und Freude zu wecken an turnerischer Betätigung in freier Natur, großartig charakterisiert durch die »Faulp lze tn der Stetnhöhle' und die überraschend gute Wiedergabe ledensmuttger sroher Jugendturner. Zusammenfossend muß der Abend als wohlgelungen bezeichnet werden, hoffentlich schlägt die beabsichtigte Wirkung nicht fehl: neue Freunde unserem Verein und damit der Deutschen Turnerschast zuzusühren, denn »zu höherm Ziel sühnt unser Spiel'. Bautze«, 25. April. (Ländlich-sittlich!) Die Zittauer Morgenzcitung berichtet: Durch eine wüste Schläge rei wurde der kleine Heideort Holschdubrau bei Neschwitz in Aufregung versetzt. Gegenüber der Wirtschaft des Gemeinde ältesten August Wodner befindet sich die Wirtschaft der an einer Lähmung leidenden Witwe Garner, deren Sohn Paul iu Bantzen bei einer Maschinenzentrale tätig ist. Paul Gar ner hat mit der einen Tochter des Wodner, die auswärts in Stellung ist, ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen bleiben wird. Er setzte davon am Donnerstag den Vater seiner Braut in Kenntnis und hielt dabei, zugleich in ihrem Ein verständnis, um sie an. Dies wurde aber zurückgewiesen mit der Bemerkung, daß die Tochter einen Mann mit mehreren tausend Mark Vermögen dringe müsse. Nach dieser Unter redung am Donnerstag herrschte am Freitag bei Wodners große Aufregung, und cs wurde dem Garner ernstlich mit Tätlichkeiten gedroht, salls er sich sehen ließe. Als dieser nun am Sonnabend zu Hause bei seiner Mutter auf Besuch weilte, kam der eine Sohn des Wodner zu ihm und bat i m, mit zum Vater zu kommen. Garner lehnte dies im Hinblick auf die Androhungen ab. Er gin^ aber später doch aus den Wodnerschen Hof, dessen Tore er zur Sicherheit weit öffnete, und durch ein Fenster fragte, was er solle. In diesem Au genblick stürzte der Wirtschaftsbcsitzer Wodner mit seinen vier Söhnen aus dem Hause und verfolgte den fliehenden Garner Im Schatten der Dawestribute Reichsbankdiskout »m ei« volles Prozent erhöht Beruhigung am Berliner Devisenmarkt — Der Rcichsjustizminister für die Todesstrafe — Osttagung der deutschen Industrie „Graf Zeppelin" gelandet — Die Berliner Presse zur Diskonterhöhung In der Zentralausschußsttzung der Reichsbank wurde be schlosten, den Reichsbankdiskont und den Lombardsatz um je ein volles Prozent auf 7)4 bzw. 8)4 v. H. zu erhöhen. Von feiten des Reichsbankdirektoriums wurde mitgeteilt, daß die Abgaben der Reichsbank seit Ende vorigen Jahres an Gold end Devisen den Betrag von 1084 Millionen erreicht habe, darunter allein an Gold 570 Millionen. In der amtlichen Begründung heißt es: Die Gold- und Demsenentziehungen haben die Er wartungen weit übertroffen, wozu nicht nur die Anspannung an den wichtigen internationalen Geldmärkten, die fort- bestehende Passivität des deutschen Außen handels, die geringfügige Neuaufnahme lang- und kurz fristiger Anleihen beitrugen, sondern vor allem auch die Devisenabflüsse zwangsläufiger Natur, der Zins- und Tilgungsbedarf für die große Auslandsverschuldung und nicht zuletzt die Devisenzahlungen für Reparationszwecke, die mit der Steigerung der DaEsjahresrate auf 2)4 Milliarden natürlich steigenden Devisenbedarf hervorriefen. Es ist bekannt, daß die gelegent lichen Spannungen des Geldmarktes während der letzten Wochen ihre Ursache außer in Saisonerscheinungen großen Teils in der bedauerlichen Kaffenlage des Reiches hatte. Wenn das Reichsbankdirektorium sich nunmehr den noch ungewöhnlicherweise in einer Zeit noch fortdauernder Wirtschaftsdepression gezwungen sieht, den Diskontsatz von 6)4 auf 7)4 und den Lombavdsatz von 7)4 auf 8)4 v. H. zu erhöhen, so liegt der Grund dafür allein in der bezeichneten Verschlechterung der Gold- und Devisenreserve. * Die Diskontsenkung am Anfang dieses Jahres ist also nur von kurzer Dauer gewesen, und man wird an die Vor gänge im Jahre 1927 erinnert, wo ebenfalls vorzeitig eine Diskontermäßigung erfolgte, die dann nicht beibehalten wer den konnte. Für die deutsche Wirtschaft ist die Diskont- erhöhung eine weitere schwere Belastung, die die Belebung, die, wenigstens saisonmäßig, sich in den letzten Wochen etwas bemerkbar machte, hemmen wird. Das Zinsniveau und ver schiedene Berechnungssätze steigen automatisch mit dem Reichsbankdiskont, und die einzige Hoffnung wäre, daß die Banken die verhältnismäßig große Spanne zwischen Debet- und Kreditzinsen etwas mindern. Wie man hört, besteht sogar die Möglichkeit, daß der Reichsbankdiskont demnächst auf 9 Prozent erhöht wird, falls sich die Erhöhung auf 7)4 Prozent als nicht ausreichend erweisen sollte. Pariser Heulkonzert gegen Dr. Schacht Der Dawesplan funktioniert nicht mehr. Die Pariser Presse hat jetzt wieder ein neues Heul konzert angestimmt, darüber, daß „Or. Schacht die deutsch« Wirtschaft mit seiner Diskontpolitik absichtlich einer neuen Katastrophe entgegentreibe". Das deshalb, weil der General agent für die Reparationszahlungen, Parker Gilbert, in einer Sitzung des Transferkomitees erklären mußte, daß die Gold- und Devisendeckung der Reichsbank nur noch um 100 Millionen Goldmark von der vorgeschriebenen Mindest grenze entfernt sei. In der Tat ist der Gold- und Devisen bestand unseres Zentralnoleninstituts seit dem Januar dieses Jahres um etwa 1 Milliarde zurückgegangen, so daß er sich gegenwärtig nur noch auf 2,5 Milliarden beläuft. Man denkt in Paris natürlich nicht daran, daß diese be drohliche Lage Deutschland durch den Transfer der Tribut- leistungen aufgezwungen worden ist, und unterschlägt die Tatsache, daß der Diskontsatz der Reichsbank mit 6,5 Prozent nicht weniger als 3 Prozent über dem der Bank von Frank reich lag. Nach der Pariser Presse soll vr. Schacht mit seiner Diskontpolitik (Erhöhung des Reichsbankdiskonts auf 7)4) den Zweck verfolgen, die deutsche Wahrung zu erschüttern und gleichzeitig das Funktionieren des Dawesplanes zu ver- hindern, vr. Schacht sei „ein Abenteurer, dem es nicht darauf ankomme, den Kredit Deutschlands zu gefährden." Diese Pariser Stimmungsmache ist natürlich barer Unsinn. Wenn das deutsche Wirtschaftselend, die Leere in der Reichskasse, die Not des deutschen Bauern- und Mittel standes kaum noch überbietbar sind, so ist das eben nur darauf zurückzuführen, daß die Alliierten aus Deutschland solche un geheuren Reparationszahlungen herauspressen wollen, die von der deutsch.1 Wirtschaft tatsächlich nicht getragen werden können. Im übrigen verstärkt sich im Lager der Sachverständigen die pessimistische Stimmung. Ein Delegierter der Gläubigerstaaten hat erklärt, daß an eine Wiederbelebung der Konferenz nicht zu denken sei. Bruch des Dawes-Abkommens. Die Pressemanöver der französischen Zeitungen sind recht durchsichtig. Wenn man auch nicht direkt sagen kann, daß der Reparationsagent Parker Gilbert an dem Hetzfeldzug verantwortlich ist, so wird man doch das Gefühl nicht los« als wäre ihm das Pariser Pressegeschrei ganz lieb. Außer dem ist bemerkenswert, daß zum erstenmal seit dem Bestehe«» des Transferkomitees ausgerechnet von dieser Sitzung Ver lautbarungen durch die französische Presse ausgegeben wer den konnten. Das Transferkomitee hält jeden Monat eine vertrauliche Sitzung ab, aber niemals ist bisher ein Wort über die Aussprache in einer solchen Sitzung an die Oeffent- lichkeit gedrungen. Es ist allerdings verständlich, wenn der Keparationsagent jetzt das Bedürfnis hat, die Verantwor tung für den Mißerfolg seiner Bemühungen von sich abzu- wälzen. Deshalb hört er ganz gern die französischen Ver leumdungen, daß die deutsche Inflation absichtlich und nur zu den Zwecken herbeigeführt wurde, um sich den Nepara tionsverpflichtungen zu entziehen. Deshalb wird Herr Par ker Gilbert voraussichtlich auch dem jetzt ausgegebenen fran zösischen Ammenmärchen nicht widersprechen, das das Ver sagen des Dawesplans als eine Folge der deutschen Sabotage hinstellt. Daß all diese Märchen und Phantasiegeschichten den Re parationsagenten nicht entlasten können, sollte Unbefange nen eigentlich von vornherein klar sein, denn Herr Parker Gilbert hat ja allein die von Deutschland abgegebenen De visen ausgenommen, er hat selbst, so verzeichnet es der letzte Reichsbankausweis, kürzlich erst 740 Millionen entgegen genommen. Weiter wird ja der Zahlungsagent belegen können, daß wir jährlich an Verzinsung und Tilgung für Auslaichsanleihen 1,2 Milliarden abzuführen haben. Schließ lich ist dem Reparationsagenten auch nicht unbekannt, daß wir durch unsere passive Handelsbilanz etwa 200 Millionen Mark an Devisen verloren haben. Woher sollen denn bei dieser Sachlage die Devisen kommen? Einmal muß doch der Strom versiegen. Daß der Bar-Transfer eines Tages ge stoppt werden muß, das weiß Herr Gilbert bereits seit Jah ren, und die deutsche Wirtschaft hat ihn darauf oft genug Hingewiesen. Aber der Herr Zahlungsagent setzte seinen Dickkopf auf und gab weiter günstige Berichte über die deutsche Zahlungsfähigkeit aus, Berichte, die sich längst als unrichtig erwiesen haben. Jetzt hat er sich festgerannt, und wir können gespannt sein, wie Herr Parkert Gilbert dem Pressefeldzug, der ihn in einem nicht gerade günstigen Lichte erscheinen läßt, begegnen wird. Wozu war denn das Transferkomitee überhaupt einge setzt? Es sollte den Dawesplan durchführen, der seinerzeit dazu bestimmt war, die deutsche Währung zu sichern. Hat Herr Parker Gilbert diese Aufgabe wirklich erfüllt? Er hat das kostbare Gut, das ihm anvertraut war, nur schlecht ge hütet, ja, er hat sich diese Bestimmung des Transferkomitees eigentlich seit langem nach seinem Belieben ausgelegt, denn die Transferierung sollte ursprünglich nur aus Exportüber schüssen bezahlt werden. Er hat aber diese wichtigste Bestim mung des Dawesplanes umgangen, indem er die Trans ferierung durch Anleihen zuließ. Schon seit diesem Zeit punkt schien es offenbar, daß sich die Gläubigerstaaten nicht mehr an ihre Verpflichtungen gebunden fühlten. Wenn aber jetzt sogar noch der deutsche Kredit dank der Fahr lässigkeit des'Reparationsagenten vorsätzlich erschüttert wird, so bedeutet das einen glatten Bruch des Dawesab- kommens. Wenn nicht sofort der rechtliche Zustand wie- Lerhergestellt wird, so hat das Londoner Abkommen rechtlich aufgehört zu bestehen. Beruhigung am Berliner Devisenmarkt. Berlin. Die Erhöhung des Reichsbankdiskonts hat sich am Devisenmarkt sofort in der Richtung ausgewirkt, daß Vie Devisenfordernngen der Wirtschaft nachgelassen haben uno infolgedessen ein Rückgang des Dollarknrses auf 4,2155 ein trat. Damit ist die von der Reichsbank beabsichtigte Be ruhigung der Devisenbewegung und die Scho- »ung de» Zentralnoteninstituts vor weiteren Goldabaaben